Mondbasis Alpha 1: Captain Zantor

 
  • Deutscher Titel: Mondbasis Alpha 1: Captain Zantor
  • Original-Titel: Space 1999: Earthbound
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  • Regie: Charles Crichton
  • Land: Großbritannien/USA/Italien
  • Jahr: 1976
  • Darsteller:

    Commander John Koenig (Martin Landau)
    Dr. Helena Russell (Barbara Bain)
    Prof. Victor Bergman (Barry Morse)
    Captain Zantor (Christopher Lee)
    Commissioner Simmonds (Ray Dotrice)
    Paul Morrow (Prentis Hancock)
    David Kano (Clifton Jones)
    Sandra Benes (Zienia Merton)
    Alan Carter (Nick Tate)
    Dr. Bob Mathias (Anton Phillips)


Vorwort

Abt. Bad TV?

Es ist schon wieder einige Monde (hehe) her, dass ich Breakaway, den Pilotfilm der kultigen britischen SF-(soweit man hier von „science“ reden kann)-Serie Space: 1999, in diesen Breiten als Mondbasis Alpha 1 bekannt und beliebt, besprochen habe. Wer sich erinnert (und wer nicht, kann HIER nachschlagen) hatte ich seinerzeit durchaus in Aussicht gestellt, exemplarisch noch die ein oder andere weitere Folge der Serie zu besprechen. Stoff dafür geben beide Staffeln genug her (aber alle 48 Episoden sind mir dann doch ein klein wenig * zu * viel).

So als kleiner Reviewsnack zwischendurch, ehe ich mich wieder auf ´nen richtigen Film stürze, dürfte das ja ganz gut funktionieren. Okay, heute also Earthbound, Episode Nummer 5 der ersten Staffel. Wieso grad die? Einfach zu beantworten – Space: 1999 warf nicht gerade mit prominenten Gaststars um sich, und wenn dann schon einer mitmischt, darf man sich das Ergebnis doch gerne mal ansehen. Und in Earthbound, in der ZDF-Synchro Captain Zantor genannt, gibt sich niemand anderes als Christopher Lee, verdienter Halsbeißer als zigfacher Dracula, die Ehre. Das sollte dann doch mal den ein oder anderen Blick wert sein…


Inhalt

Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst – das ist in etwa der Konsens des alltäglichen Krisengipfels an Bord der Mondbasis Alpha 1. Man, d.h. die Führungsebene der Basis, hat sich einigermaßen mit der Situation abgefunden, nur einem kann man´s wie üblich nicht rechtmachen: Simmonds, der Evil Politician aus dem Pilotfilm, der zu seinem persönlichen Pech gerade auf Alpha rumhüpfte, als der Mond aus seiner Umlaufbahn geschossen wurde (und mindestens indirekt ja an der ganzen Bescherung schuld ist). Zwar hat er keine offizielle Funktion, aber, wie gesagt, Politiker, ´ne große Klappe, die er zu jeder unpassenden Gelegenheit aufreißt. Wie z.B. jetzt. Simmonds findet es hochgradig unvernünftig von Koenig, dass der sich nicht wirklich Mühe gibt, die Erde zu lokalisieren und Rückkehrmöglichkeiten auszuloten. Man sieht´s, als echter Politiker ist dem Mann nicht mit unverrückbaren Fakten beizukommen. Koenigs genervte Entgegnung, dass solches Unterfangen sich praktisch unmöglich gestalte und daher gar nicht erst in Angriff genommen werde, kontert der Politikus mit dem ausformulierten Äquivalent einer herausgestreckten Zunge. Der Herr Kommandant stellt klar, wo die Prioritäten liegen – erst mal muss man schauen, irgendwie überhaupt am Leben zu bleiben und dann kann man sehen, ob man auf der Weltraumodyssee zufällig mal über ´nen Planeten stolpert, auf dem man´s dauerhaft aushalten kann.

Bevor der nicht wirklich verdeckte Machtkampf (der aber wenigstens nicht vor versammelter Mannschaft, sondern nur den Senioroffizieren ausgetragen wird) ausarten kann, gibt´s Alarm – ein unbekanntes Flugobjekt nähert sich dem Mond auf direkten Kurs. Koenig tut, was er in solchen Situationen immer tut – er trägt Operator Kano auf, den Computer zu befragen. Die knallharte Analyse des Computers kann einem schon ein gewisses Schmunzeln auf die Gesichtszüge zaubern: mit der geballten Rechenpower von schätzungsweise 32 K RAM stellt der Computer unumstößlich fest, dass das Flugobjekt unbekannt ist und auf direktem Mondkurs liegt. Wow. Da hätt´ ich auch meinen Taschenrechner fragen können… Okay, okay, Ehre, wem sie nicht gebührt, irgendwie hat Kollege Computer festgestellt, dass das UFO bemannt ist (wie auch immer er DAS rausgefunden haben will).

Da eine ernsthafte Chance für gewaltsame Auseinandersetzungen besteht, schickt Koenig sofort seinen menschlichen Punching Ball Carter (offiziell der Chefpilot, inoffiziell im Zweifel immer der, der schwer was auf die Glocke kriegt) nebst einem weiteren Adler auf Abfangkurs. Ich frage mich zwar ernstlich, wie man etwas „abfängt“, indem man hinterherfliegt (und wie das überhaupt rein astrophysikalisch funktionieren soll, wenn Objekt UFO direkt auf Mond MOND zufliegt, dass die Adler sich an des UFOs Fersen heften…), aber ich flieg die Dinger ja auch nicht, ich bewundere sie einmal mehr nur aus ästhetischen Gesichtspunkten. Weniger ästhetisch ist dagegen das außerirdische Raumschiff, dass die Andersons wohl (wie so manches Modell aus ihrer ersten Live-Action-SF-Serie U.F.O.) in ihrer Brummkreisel-Kiste der Frühkindheit gefunden und dann ein paar Landestützen und ähnliche futuristische Gimmicks drangelötet haben, mit dem wirklich kein Alien, der auf gepflegtes Erscheinen in der Öffentlichkeit wert legt, gesehen werden sollte.

Das ist alles ersichtlich aufregend, exciting and stuff genug, um das Ende der Teaser-Sequenz und den (nun auch in der deutschen Version) originalen Vorspann zu starten, der mich nach wie vor tierisch durch die eingeblendeten „THIS EPISODE“-Highlights hervt. Dafür, Schande über mich, gefällt mir das schmissige 70er-Jahre-Original-Theme mittlerweile besser als die vom ZDF verwendeten Jean-Michel-Jarre-Klänge.

Nach dem Vorspann ist die Situation nicht wesentlich spannender geworden. Das fremde Schiff trudelt mittelmäßig unkontrolliert durch´s All, die Adler schwirren hinterher und machen, bzw. ihre Piloten tun das, uninspirierte Gesichter (Carter wundert sich wahrscheinlich, warum er noch nix abbekommen hat), und schließlich legt der Alienkutter by means of ziemlich schauderhaften FX, bei denen man wieder einmal deutlich, eh, bewundern kann, dass die Andersons halt mit Puppentrickfilmen angefangen haben (nach nichts anderem sieht das nämlich aus) ein konfuses Mittelding aus planmäßiger Havarie und ungesteuerter Bruchlandung hin. Immerhin – der blaue Kreisel steht auf seinen vier Landefüßchen (und „Moon Landing“, eins der allerersten Telespiele überhaupt, war ja schon immer ziemlich knifflig). Koenig bemerkt, dass er sich versehentlich nicht für eine Adler-Besatzung eingeteilt hat und befiehlt Carter, ihn und ein Kontakt-Team, bestehend aus Helena Russell und Victor Bergman, umgehend abzuholen und zur Absturzlandungsstelle zu chauffieren (manchmal ist Chefpilot auf Alpha 1 ein echt stupider Job). Simmonds hält es für angebracht, auch mit von der Partie zu sein, aber Koenig stutzt ihn zurecht – für diesen Einsatz braucht er Menschen mit praktisch nutzbaren Fähigkeiten, i.e. eine Ärztin und einen „Naturwissenschaftler“ (wie Koenig sich auszudrücken beliebt) und keinen dumpfplaudernden Politkasper. Schätze, das erhöht Koenigs Chancen auf eine handgeschriebene Glückwunschkarte zum anstehenden Millenium nicht wirklich.

Carter setzt den Adler direkt neben dem Alienkahn auf und setzt eine Art Schleusencontainer, in dem unsere wagemutigen Erstkontaktler sich aufhalten ab. Im Gegensatz zu landläufiger Meinung gibt es keine großartigen Kompatibilitätsprobleme zwischen terranischer und außerirdischer Schleusentechnologie (daran merkt man, dass diese Serie SF ist… im wahren Leben schaffen es wir ja nicht mal auf der Erde, DVDs zu produzieren, die man auf jedem Player abspielen kann, der das „DVD“-Logo aufweist). Professor Bergman untersucht das Innere des Alienschiffs mit einem beeindruckenden optischen Scanner, den man sich fernglasartig vor die Pupillen hält und mit dem man sogar die molekulare Struktur der Schiffshülle analysieren kann (trotzdem sieht das Ding verdächtig so aus, als hätte es einen Fön in seiner Ahnengalerie). Und was Bergman mit der überdimensionierten Lesebrille nicht ermitteln kann, das weiss Superschlaumeier Kano bzw. sein Superduperhypercomputer, der (vermutlich mit der streng logischen Methode „ins Blaue raten“) herausgefunden hat, dass an Bord des fremden Raumers keine Atemluft vorhanden ist. Immerhin – einen halbwegs ordnungsgemäß durchgeführten Druckausgleich beim Übergang von einem Rauschiff bzw. sowas ähnlichem in ein anderes sieht man ja nicht alle Tage.

Das Innere des Fremdschiffs ist reichlich artsy-fartsy ausgestattet – wer auch immer bei den Außerirdischen für die Designerei zuständig ist: praktische Funktionalität war nicht das allerallererste Gebot (oder wozu das baldachinartige Stoff-Zeltdach im Hauptraum des Schiffs?). Unsere Forscher stoßen neben einer zentral angeordneten Installation bunter Glasbausteine (wie noch zu würdigen sein wird, der, hmpt-hmpt, „Computer“ des Schiffs) auf eine Reihe Schneewittchensärge inklusive darin reglos herumlümmelnder langhaariger Humanoider. In der üblichen Überheblichkeit eines Völkchens, das die interstellare Raumfahrt (sofern man davon reden will, wenn man den Mond mit, hüstel, mal rein von der internen Logik her gesehen, Überlichtgeschwindigkeit durch´s Universum pflügen lässt) mehr oder weniger durch puren Zufall entdeckt hat, sich aber trotzdem für den Gipfel der technischen und wissenschaftlichen Welt schlechthin hält, kommt man, auch dank Helenas fachkundiger Expertise, schnell zum Schluss, dass die hinter Glas gelegten Genossen und Genossinnen bereits den extraterrestrischen Löffel geschmissen haben. Nachdem Kano (ich wiederhole mich: wie auch immer) mit seinem Zauberkompuffter auf dem außerirdischen Raumschiff humanverträgliche Atmosphären- und Gravitationsverhältnisse geschaffen hat (WIE MACHT DER DAS? Dagegen ist der Mac-Virus, der das Mutterschiff in ID 4 lahmlegt, ein Muster an Plausibilität…) und Simmonds in der Alpha-Zentrale für angemessen schlechte Stimmung sorgt (ein wahrer Entertainer), hat man demzufolge nix besseres zu tun, als einen der Glassärge aufzubrechen (öhm, wäre ich jetzt leitender Arzt der Station, wäre ich eventuell besorgt wegen möglicherweise austretender bösartiger außerirdischer Keime, schließlich hat man gerade die Frisierhauben abgelegt… stöhn. Naja, aber die von der Enterprise beamten ja auch immer erst ohne Raumanzug auf fremde Planeten und kuckten dann, ob man die Suppe dort auch atmen kann). Die Fremdlinge haben für den Fall unautorisierten und grobmotorischen Herumfummelns an ihren Ruhestätten offenbar vorgesorgt – aber ob´s wirklich notwendig war, ein paar Flammenwerfer einzubauen und den friedlich in seinem Sarg ruhenden Alien zu einem Flambée a la E.T. zu rösten? ´ne Alarmanlage hätte doch auch gereicht… Während die Alphaner noch große Augen auf die verschmurgelte Leiche heften, erheben sich die anderen Außerirdischen und machen damit klar, was selbst dümmere Zuschauer mittlerweile begriffen haben sollten: die Fremden sind nicht tot, sondern nur im Tiefschlaf (und dass eine medizinische Konifere wie Dr. Russell eine solche Möglichkeit nicht einmal in Betracht zog, lässt sie, bei aller Sympathie, ausgesprochen doof aussehen). Unter den Geweckten: uns Christopher Lee, den man auch eher selten mit 1-Meter-Silbermatte (Motto „Haare bis zum Arsch“) und silbermetallic-Gesichtsbemalung ankucken darf. Unzweifelhaft der Häuptling der fremdländischen Schiffsbesatzung betrachtet er die schöne ascheförmige Bescherung im Container seines Kumpels. Koenig und Helena würden jetzt gern unauffällig-pfeifend davonschlendern…

Die Option bietet sich aber nicht, so dass Helena dem Vorsteher der Aliens in der vagen Hoffnung (die SF-Serien ja aber immer wieder bestätigen), der weitgereiste Fremdmann täte Englisch parlieren, ihre fachliche Inkontinenz, äh, -kompetenz („wir dachten, sie wären alle tot!“) als fadenscheinige Ausrede aufs Brot schmiert. Der Alienscheff sagt nix, sondern lädt Helena lediglich mit eindeutiger Gestik ein, sich zusammen mit seinen diversen Chaperones rund um den verbrutzelten Kameraden zu stellen (Koenig ist zwar meines Erachtens nicht explizit aufgefordert, sich anzuschließen, tut´s aber trotzdem, Bergman hält sich im Hintergrund). Ich hatte ja jetzt ehrlich damit gerechnet, dass die Aliens sich als Superior Beings outen und ihren gegrillten Kumpan mit ein wenig mystischem Mumbo-Jumbo wiederherstellen, aber man belässt es bei ein paar vage geheimnisvollen Gestikulierereien und allgemeinem Betroffenheitsblick. Ooommmmm!!! Während Simmonds in der Zentrale dem Herzkaschper näher kommt, instruiert Koenig seine Mannen, dass die Aliens ihr Schiff mit halber Kraft zu einer Landerampe der Basis manöverieren wollen (das kann Kano mit seinem Computer nicht? I´m disappointed). Simmonds fühlt sich wichtig genug, um die Begrüßung der Delegation der Fremden persönlich durchzuführen. Koenig quittiert die Anwesenheit seiner innenpolitischen Nemesis mit einem leutseligen „Na, was gibt´s?“, was dem Politartisten irgendwie nicht angemessen erscheint, wo der Commander und sein Team einen der fremden Gäste gerade zu verbranntem Chappi verarbeitet haben (man kann Simmonds einiges vorwerfen, aber er ist kein Xenophobiker). Christopher Lee, eh, Captain Zantor, der off-screen die Zeit gefunden hat, sich beim Commander vorzustellen, möchte gern wissen, wer der wichtigtuerische Bartträger ist und welchen Rang er bekleidet. Simmonds bezeichnet sich als offizieller Repräsentant der Erde und macht Koenig wegen der Alien-Schmorung ordentlich zur Sau, versichert Zantor, dass Koenig für diesen diplomatischen Affront gar fürchterliche Repressalien erleiden wird müssen. Zantor allerdings ist überhaupt nicht nachtragend – es war ein Versehen, kommt in den besten Familien vor und soll gar kein Grund zu irgendwelcher Veranlassung sein. Simmonds knurrt metaphorisch entwaffnet vor sich hin und vollzieht eine geistig-moralische Wende – er raunt Koenig eine Warnung zu. Wer so freundlich und nachsichtig ist wie Zantor, führt bestimmt bösartige Linkheiten im Schilde (seien wir ehrlich – auch uns kommt Zantor ein wenig suspekt vor. Ich mein, er ist the goddamn Dracula! Und Sarumon!).

Zantor ist aber weiterhin freundlich, lieb und nett bis zum Steinerweichen und veranstaltet mit seinen Untergebenen eine lustige Weihnachtsbescherung (das könnte zeitmäßig ja sogar ungefähr hinkommen… vom 13.9. – date of disaster – bis zum Heiligabend…). Man verteilt bunte Christbaumkugeln, eh, Verzeihung, „Eier des Libra-Vogels“ (pfundige Sache, so´n Omelett bringt Abwechslung auf den Speiseplan der Cafeteria), letzterer das Nationalsymbol des Planeten Kaldor, was man sich aber nur eingeschränkt zu merken braucht, denn Kaldor ist hops, wie Zantor erklärt. Die Kaldorianer waren nämlich nicht wirklich cleverer als die irdische Menschheit und haben ihren Heimatplaneten nach allen Regeln der Kunst zugrunde gerichtet, bis den letzten Überlebenden nix anderes übrig blieb, als das sinkende Schiff zu verlassen und sich in automatisch gesteuerte Tiefschlaf-Schiffe zu legen, die auf Kurs potentiell bewohnbarer Planeten programmiert wurden. Jetzt wird´s übrigens wissenschaftlich arg doof, wer also in der Hinsicht einen empfindlichen Magen hat, sollte die nächsten ein-zwei Absätze sicherheitshalber überspringen.

Koenig vermutet also, dass das Kaldorianer-Schiff auf den Erdmond programmiert worden sei (das allein ist schon ziemlich hohl, wenn man bedenkt, dass der Mond ja aus seiner Umlaufbahn gesprengt wurde und als Irrläufer durch´s Universum eiert), Zantor korrigiert – nicht auf den Erdmond, sondern auf die Erde – den Mond wollte man nur umfliegen, sozusagen als Wendemarke (das ist ungefähr so, als würde ein 100-Meter-Läufer zwei Meter vor der Ziellinie den Kompass rausholen und die Richtung checken), wobei sich die eh nie sonderlich gute deutsche Synchro bei Zantors Erklärung, der wilde Kurs des Mondes (nach der Pilotfilm-Katastrophe, gelle) hätte den Kaldorianischen Glasbaustein-Computer verwirrt, ziemlich ins Knie schießt. Koenig bekundet seinen Respekt dafür, dass die Kaldorianer ÜBERHAUPT den Erdmond gefunden haben und ich sekundiere das in aller Form. Wie zum Geier haben diese Gesellen ihren Computer programmiert, ein Objekt zu finden, dass (zudem erst seit ein paar Monaten, also noch nicht mal mit ´nem Hubble-Teleskop festzustellen [Lichtgeschwindigkeitmurmelmurmel]) unkontrolliert durch´s Weltall stürzt? Und WARUM? Wäre es nicht wesentlich schicklicher, eine absolute Position als Kurs zu setzen? Einigen wir uns darauf – it´s pretty stupid, selbst für Mondbasis-Alpha-Verhältnisse (the show that put the science out of science fiction).

Simmonds, der zwar Politiker und damit der offiziöse villain-of-the-week ist, macht sich ein paar Gedanken, die gar nicht so blöde sind (zumindest kommt von den regulären Alphanern erst mal keiner drauf). Ein solch formidabler Computer wie der der Kaldorianer müsste ja dann auch die gegenwärtige Position der Erde bestimmen können (wie auch immer…), was Zantor bestätigt. So´n Zufall, freut sich Simmonds den Bart ab, „wir“ wollen ja auch dahin, auch wenn – böswilliger Seitenblick gen Koenig – der ein oder andere ein wenig den Willen zu verloren haben scheint. Zantor ignoriert Simmonds höflich, weil er gerade mit Helena darüber diskutiert, was im Falle der Ankunft auf der Erde der Plan der E.T.s wäre, wobei wir wieder mal ein hübsches Beispiel für die Entschärfung der deutschen Synchro (wie wir alle wissen, waren SF-Serien in den 70ern für´s ZDF Kinderkram) geliefert bekommen: Während die DF Zantor blubbern lässt, dass die Kaldorianer, sollten auf der Erde wider Erwarten ungünstige Lebensbedingungen herrschen, dann halt mehr oder weniger in Frieden sterben wollen, ist die OF schon deutlicher – „Wenn wir nicht willkommen sein sollten“, erläutert Zantor nämlich * wirklich *, werden die Kaldorianer den Freitod suchen. Ist doch ´ne geringfügig andere Aussage. Helena will nixdestotrotz in beiden Sprachversionen an den Kaldorianern zum Spaß etwas rumexperimentieren, dieweil Bergman die Reparaturen am Brummkreiselschiff beaufsichtigen will.

Simmonds versucht Koenig zu einer Kommandooperation zu überreden – man könnte das Schiff doch einfach klauen. Zantor als sanftmütiger Riese (die Kaldorianer sind nämlich allesamt so gute Zweimeterschlakse) wird schon nix dagegen haben. Kann sein, denn momentan schwurbelt er mit Helena in der Krankenstation hirnmartenden Medobabble bezüglich der unterschiedlichen Tiefkühlmethoden von Erdenmenschen und Kaldorianern daher, wobei sich die Geistesriesen sich nicht entblöden, die cryogenische Tiefschlafeinrichtung der Kaldorianer mit irdischer Tiefkühlkost zu vergleichen. Zantor weiß, dass tiefgefrorener Fraß nicht richtig schmecken tut und deswegen das Problem beim Einfrieren lebender Wesen sei, dass „Aroma des Lebens“ zu erhalten, was den Kaldorianern aber gelungen sei. Darüber hinaus ist Zantor gesund wie nur sonst was und biologisch mit Erdenmenschen völlig kompatibel (tssk… Helena, wo hast du DA wieder hingekuckt, harhar?). Die Reise zur Erde, lässt er sich aus dem Kreuz leiern, wird 75 Jahre dauern („75 JAHRE?“ entsetzt sich Simmonds, der nicht ganz mitgekriegt hat, wieso sich die Kaldorianer einfrieren liessen, glaub ich). Aus unerfindlichen Gründen hat´s Zantor ziemlich eilig mit der Weiterreise, in 20 Stunden will er starten. Als netter Alien von nebenan offeriert Zantor den durch das unsachgemäße Herumfummeln der Alphaner freigewordenen Platz im Schiff. Bevor Koenig dankend einschlägt, soll Helena aber wissenschaftlich ermitteln, ob der Prozess für Menschen wirklich ungefährlich ist (hm, die Kaldorianer scheinen´s zu verkraften und biologisch gibt´s keine gravierenden Unterschiede, was muss man da noch rausfinden?). Simmonds erneuert seinen Vorschlag, sich das Fremdschiff gewaltsam unter den Nagel zu reißen, schließlich sind sechs Rückflugplätze besser als einer. Kommt natürlich gar nicht in die Tüte, vielmehr hat Koenig eine neue Aufgabe für den omnipotenten Alpha-Computer gewittert; der soll einen glücklichen Gewinner aussuchen, Koenig selbst, pflichtbewusst wie er ist, will er selbst an der Lotterie nicht teilnehmen (was Simmonds, der nie so selbstlos denken würde, schwer verblüfft). Simmonds versucht eine andere Taktik – es ist bekannt, dass Koenig ihn nicht leiden kann, eine vitale Funktion erfüllt der Politzwerg eh nicht, da wäre er doch der ideale Kandidat. Koenig ist moralisch durchaus der gleichen Ansicht: „Wenn´s nach mir ginge“, brummt er (eh, du bist der CHEF! Es GEHT nach dir!), aber der Computer soll, muss und wird entscheiden, sonst niemand. Kano darf den Rechner entsprechend programmieren (welche Kriterien da einschlägig sein sollen, würde mich auch interessieren. Eine reine Lotterie wäre einfacher).

Inzwischen beweist die naturwissenschaftliche und medizinische Abteilung Alphas erneut ihre bodenlose Unfähigkeit. Helena hat sich nämlich als Versuchskaninchen für ein Tiefkühlexperiment zur Verfügung gestellt und nun staunen Bergman und Koenig Bauklötze, dass die Eingeschläferte einen reichlich leblosen Eindruck macht. „Es hätte klappen müssen“, gibt sich Bergman zerknirscht. Eh, Freunde – WAS ZUM TEUFEL HABT IHR ERWARTET??? Helena ist jetzt nun mal eingefroren! Soll sie Conga tanzen oder was? Zantor schweigt würdevoll (und überlegt vermutlich gerade, dass er sich auf einem Planeten, dessen Bevölkerung SO blöde ist, schnell zum Oberkäse aufsteigen kann). Koenig befiehlt ultimativ die Wiedererweckung Helenas und Zantor schraubt und dreht dienstbeflissen an den Glasstäben des Kaldor-Computers.

Nichtdestoweniger wird bereits am Startplan gewerkelt und der Computer spuckt den Lotteriesieger aus. Oder auch nicht, denn als hervorragender Supercomputer ignoriert er seine Programmierung und gibt nicht einen, sondern DREI glückliche Gewinner bekannt, was Koenig begreiflicherweise nicht viel nützt. „Typisch Computer“, brummt Koenig (ehm. Vielleicht typisch EUER Computer, aber ansonsten eher völlig atypisch für zusammengelötete Schaltkreise). Weil Koenig eine fiese Socke ist, verrät er die Namen aber nicht, sie sind eh verschlüsselt. Er will sich den Klartext erst durchlesen, wenn Helena (momentan noch im Cryo-Koma) versichert, dass die ganze Chose sicher ist. Carter, loyal bis zum Steinerweichen, stellt nonchalant fest, dass er ohne zu Zögern ins Alien-Taxi einsteigen würde (nicht mal auf´s Schlüsselpersonal kann man sich verlassen). Koenig gibt zu bedenken, dass keineswegs gesagt ist, dass die Erde noch existiert (ein seltener Anflug von wissenschaftlicher Ratio) und wenn, ob da noch Leben möglich ist.

Fünf Minuten vor dem Start des Countdown (Countdown zum Countdown, oder was?) nimmt Simmonds einen weiteren Anlauf, Koenig die Genehmigung zur Fahnenflucht aus dem Daumen zu lutschen, wobei er nicht vergisst, erneut darauf hinzuweisen, Koenig habe ihn dann los und somit nur gewonnen. Koenig beharrt stur auf der Computerlotterie.

Irgendwie hat´s Zantor mittlerweile geschafft, Helena wieder aufzutauen und trotz der offenbar nicht ganz planmäßig verlaufenen Aktion gibt die Ärztin ihr medizinisches OK. Simmonds schleicht sich suspekterweise in die Eingeweide der Station, während Koenig Kano die Liste des Computers in die Pfote drückt – das elektronische Universalgenie soll sich gefälligst für einen Namen entscheiden (meine Fresse, kannst du die drei Namen nicht auf´n Zettel schreiben und in einen Hut stecken? Hab ich bei der Final-Destination-Verlosung auch nicht anders gehandhabt…).

Simmonds beweist die Multifunktionalität des Commlocks (Türöffner, Bildfunkgerät und Laserpistole in einem; von der ZDF-Synchro debil, weil die Serie als Nachfolger von Raumschiff Enterprise ausgestrahlt wurde, zum „Phaser“ deklariert) und zappt ein paar Wachtposten, dieweil Bergman verdeutlicht, im Falle seiner Wahl lieber auf Alpha bleiben zu wollen, während Helena die Idee, zur Erde zurückzukehren, durchaus reizvoll findet (tscha, Commander, das ist auch ´ne Abfuhr). Koenig bemerkt, dass Simmonds sich des Kommandanten Commlock bemächtigt hat (man könnte auf sein Graffel natürlich auch aufpassen) und damit Zugang auch zu den existentiellen Einrichtungen der Station hat, so z.B. der Energiezentrale, die er auch soeben entert und die dort ihres Amtes waltenden Techniker bis auf einen bewusstlos schießt. Koenig schäumt, befiehlt Kano, den Computer sofort einen neuen Commlock programmieren zu lassen (ist das nicht etwas umständlich? Wenn der Zentralcomputer ausfällt, kriegt ihr nicht mal mehr die Türen auf…) und rät Simmonds zur sofortigen Kapitulation. Der allerdings denkt gar nicht dran und lässt den von ihm als Geisel gehaltenen Techniker ein „NEVER EVER OPEN“-Panel öffnen. Koenig hält den Atem an – er wird doch nicht??! Natürlich, er wird. „Ich weiß, was ich tue,“ behauptet Simmonds und stellt der Mondbasis den Strom ab. Seine bescheidene Forderung: er möchte den Platz an Bord des kaldorianischen Schiffes, und wenn er nicht fliegt, fliegt gar keiner, weil die Basis in einer halben Stunde zugefroren ist. Ich sehe ehrlich gesagt nicht wirklich das Problem – es mag eine Erpressung sein, aber es hängt das Wohl und Wehe von 311 Menschen (die Besatzungsstärke der Basis) davon ab und, naja, * vermissen * wird den Kerl eh keiner. Soll er doch fliegen… Koenig muss aber schwer mit sich selbst ringen, ehe er sich dazu breitschlagen lässt, Zantor rufen zu lassen und mit dem die Sachlage zu besprechen (okay, der hat als Kommandant des Kaldor-Schiffes wohl auch noch ein bissl was zu mitzureden).

Koenigs leitende Offiziere sind jedenfalls größtenteils der Meinung, Simmonds ziehen zu lassen. „Wir können auf ihn verzichten“, meint Paul Morrow und auch Helena schließt sich der „soll-er-doch“-Fraktion ab. Carter, der wohl immer noch selbst auf den freien Platz spekuliert, plädiert darauf, nur zum Schein auf Simmonds Forderung einzugehen und ihn an Bord des Schiffes zu überwältigen. Zantor, being alien, wise and stuff, dem Koenig reinen Wein einschenkt, ist jedoch der Ansicht, die Alphaner müssten auf die Bedingungen des Erpressers einzugehen. Was Zantor sagt, wird gemacht – Koenig übermittelt Simmonds die frohe Kunde, der allerdings glaubt dem Frieden nicht ohne weiteres und verlangt Garantien, Koenigs großes Indianerehrenwort reicht ihm nicht. Zantor, dessen Selbstlosigkeit mir langsam, aber sicher auf den Magen schlägt, bietet sich als Geisel an, worauf Simmonds eingeht. Zantor gibt Koenig gegenüber weiterhin den Super-Verständnisvollen (ich kenne ja Gutmenschen, aber Gutaußerirdische?); Simmonds sei krank, es wäre bedauerlich, dass er glaube, mit Gewalt seine Ziele zu erreichen (ehm, Mr. Zantor, WER sorgt denn dafür, dass er genau das TUT?), yadayada…

An Bord des außerirdischen Brummkreisels bedeutet Zantor Simmonds, im freien Schneewittchensarg Platz zu nehmen, aber der misstraurische Erdling wedelt mit dem „Phaser“ und ordnet an, dass die Kaldorianer mit gutem Beispiel voran gehen. Zantor zuckt metaphorisch mit den Achseln und legt sich lang, Simmonds bildet die Schläfer-Nachhut. Sanft hebt das fremde Raumschiff ab und auf Alpha ist man, frankly spoken, insgesamt ziemlich begeistert, den lästigen Kerl endlich los zu sein…

Später, im Weltraum. Simmonds kommt zu sich – der ersten Überraschung folgt die Begeisterung; keine Alterung festzustellen! Weil Simmonds ein doofer Depp ist, fällt ihm nicht auf, dass die Kaldorianer noch friedlich schlafen und verfällt auf den Gedanken, die 75 Jahre Reisezeit wären schon um und die Erde daher in Commlock-Reichweite. Enthusiastisch kündigt er den terranischen Autoritäten sein Kommen an… doch empfangen wird seine Botschaft nur auf Alpha, wo man verständlicherweise quite puzzled reagiert. Für so fies hätte Koenig Zantor gar nicht gehalten! Bergman ist Absolvent eines guten Hellseherkurses und reimt sich zusammen, dass Simmonds Zantor nicht ermöglicht habe, den Kaldor-Tiefschlafüberwachungscomputer auf seine Biodaten einzupegeln. Persönliches Pech! Auch Simmonds schnallt, was unerfreulicherweise für ihn Sache ist und nun winselt er Koenig um Hilfe an. „Wir können nichts für ihn tun“, befindet Koenig (wirklich? Wenn die Kaldorianer noch in Funkreichweite sind, kann man nicht probeweise ´nen Eagle hinterherschicken? Okay, wahrscheinlich fliegt der Brummkreisel schneller und für Simmonds würd´ ich auch keine Rohstoffe verschwenden, aber ein „alläbätsch“ per Funk könnte ich mir vermutlich nicht verkneifen).

Simmonds muss feststellen, dass sein Glasbehältnis keine „von-innen-öffnen“-Funktion vorgesehen hat und ihm daher ein eher unangenehmes Schicksal bevorsteht (wenn er sich beeilt, kann er sich wenigstens noch aussuchen, ob er erstickt oder verdurstet). Die Panikattacke ist verständlich (im Gegensatz zu dem Umstand, dass sich hinter ihm eine Kaldorianerin erhebt. Ich halte das eher für einen Goof)…

Auf Alpha ist man hochgradig nachdenklich, vor allem, wo nach eine Frage zu klären wäre – für welchen Namen hat sich Kollege Computer schlußendlich entschieden? Okay, alles andere als die hochgradige Ironie, dass… Simmonds der Auserwählte war, wäre jetzt schwer enttäuschend. Koenig zerreißt den Ausdruck und starrt meaningful vor sich hin…

Öh ja. Earthbound ist ein schönes Beispiel dafür, warum Space: 1999, auch was die gemeinhin als die intelligentere und aufwendigere titulierte erste Staffel anbetrifft, aus objektiver Sicht eigentlich gar nicht geht.

Gut, wir SF-Apologeten sagen immer, man darf ruhig eine blöde Prämisse nehmen, wenn man auf der logisch weiterarbeitet, und die Prämisse von Space: 1999 gewinnt fraglos jeden ausgelobten Preis für die blödeste überhaupt – das schluckt man als Siebenjähriger (wie ich seinerzeit) guten Gewissens, aber bei der Serie haperte es halt grundsätzlich an der „wenn“-Bedingung. Earthbound, die angesichts des prominenten Gaststars durchaus als „high-profile“-Episode geplant gewesen sein dürfte, zeigt exemplarisch alles auf, was an Space: 1999 nicht stimmt – „Wissenschaft“, bei der sich jedem Klippschüler, der mal von der Existenz des Schulfachs „Physik“ gehört hat, die Fußnägel aufkräuseln, Protagonisten, die sich dümmer verhalten als die Weltraumpolizei erlaubt, eine Geschichte ohne Höhepunkte in schlafwandlerischem Erzähltempo und ein völlig verschenkter Gaststar…

Die Story selbst… naja, jeder, der sich die Inhaltsangabe durchgelesen hat, hat realisiert, dass sie im Grunde genommen ein ganz alter Hut ist (die „ein Platz im Rettungsboot“-Geschichte, die vermutlich drei Sekunden nach Erfindung der vorchristlichen Seefahrt ein Fall für die Bartaufwickelmaschine war). Immerhin erinnerte man sich schreiberlingsweise an die Figur des Commissioner Simmonds, immerhin eine zentrale Figur des Pilotfilms, die man in der Folgezeit völlig vergessen hatte (umso mehr ist man, kuckt man sich die Folgen in chronologischer Reihenfolge an, verblüfft, als er bewährt wichtigtuerisch wieder auftaucht und in aller Selbstverständlichkeit an den Lagebesprechungen des „inner circles“ teilnimmt), und musste sich so nicht erst umständlich einen neuen negativen Charakter basteln. Völlig auf der Linie der ersten Staffel der Serie liegen die Kaldorianer als interstellare Gutmenschen – ähnlich wie die stärker-Rodenberry-beeinflussten Storys der originalen Star Trek-Serie bemühte sich Space: 1999, im krassen Gegensatz zur Ideologie der Vorgängerserie U.F.O., als deren Fortsetzung Space zunächst geplant war, um einen humanistischen, metaphysisch angehauchten Approach (was einem in Folgen wie Collision Course, in der der Mond mit einem Riesenplaneten zu kollidieren drohte und die alte weise Planetenbewohnerin Arra Koenig und Carter dazu veranlasst, * nichts * zu unternehmen, weil der Planet und seine Bewohner durch den Zusammenprall eine höhere Existenzebene erreichen werden, schon schwer auf den Senkel gehen konnte) – gut für´s Gewissen, schlecht für die Quote, weswegen die zweite Season verstärkt auf billige Monster und knallige Action setzte. Allerdings fällt schon eins schon extrem auf – da hat man mit Christopher Lee einen zugkräftigen Star als Spezialgast und dann spielt dessen Figur in der Episode eine absolut untergeordnete Rolle; der Konflikt (soweit man davon reden will) spielt sich nicht zwischen ihm und Koenig, sondern zwischen Simmonds und Koenig an; Zantor ist eine Randfigur, und dank seiner schon fast unterwürfigen Selbstlosigkeit bringt die Figur keine dramaturgische Tiefe in die Geschichte – Zantor sagt zu allem ja und Amen und gut ist. Er * tut * nicht wirklich viel und selbst die ziemlich böse Schlußpointe (bei aller „lasst-uns-einander-liebhaben“-Mentalität der ersten Season war sich die Serie für gelegentliche „mean-spiritedness“ nie zu schade, vgl. auch die Episode „Death´s Other Dominion“, in der Gaststar Brian Blessed ein splattriges Ende findet) resultiert nicht aus böser Absicht, sondern erzwungener Untätigkeit des Aliens (und entspringt eher dem Gedankengut eines E.C.-Comics denn einer SF-Geschichte).

Abgesehen davon gibt es ganze Legionen von Unglaubwürdigkeiten und schlichten Dummheiten. Erstere äußern sich z.B. in den erstaunlichen selektiven Fähigkeiten des Alpha-Bordcomputers (kann auf einem fremden Raumschiff irdische Druck- und Gravitationsverhältnisse herstellen, aber nicht EIN Besatzungsmitglied rauspicken…), die Dummheiten im Verhalten der Protagonisten – ein Superuniversalwissenschaftler wie Bergman und eine renommierte Ärztin wie Dr. Russell kommen nicht auf die Idee, die Aliens hinter Glas könnten sich in einem Tiefschlaf befinden? Meiner Treu, auch 1975 machte sich die höchst irdische reale Wissenschaft Gedanken zu diesem Thema, von SF-Autoren ganz zu schweigen. Dann lässt sich Helena von Zantor in diesen Tiefschlaf versetzen und alles wundert sich, dass sie auf einmal scheintot ist? Hallo? Jemand zuhause im Denkstüberl? Da ist der Gleichmut, mit dem Zantor der Bräsigkeit seiner Gastgeber entgegentritt, schon bewundernswert. Verwundern mag auch, dass Koenig tatsächlich darüber nachzudenken scheint, seine Station und damit das Leben von über 300 Menschen auf´s Spiel zu setzen, nur um Simmonds nicht seinen Willen und das Freiflugticket zur Erde zu gönnen. Klar, man verhandelt ungern mit Erpressern, aber einerseits hätte Koenig JEDERZEIT auf dem Computerticket nachkucken können und Simmonds sagen, dass er eh ausgesucht wurde, und andererseits – wäre mir diese Prinzipienreiterei (man könnte auch mit Terry Pratchett „bloody-mindedness“ sagen) den ganzen Hassel (und das Risiko) wert? Soll er doch abhauen, good riddance! Aber freilich – ohne diesen Kunstgriff hätten wir in der Episode überhaupt keine „tension“, überhaupt keinen Druck, keine Action…

Veteran Charles Crichton auf dem Regiestuhl (dessen Schwanengesang als Director nichts geringeres als A Fish Called Wanda darstellt) fällt leider nicht viel ein, um eine Episode, in der größtenteils gelabert wird, visuell den ein oder anderen Kniff mitzugeben. Es passiert nicht viel – die Handlun der Folge geizt extrem mit Höhepunkten und/oder sonstigen Schauwerten (von Christopher Lees make-up mal abgesehen); auch die „Action“-Szenen im Schlußakt (Simmonds´ kleiner Amoklauf) werden sich eher gelangweilt abgespult; es ist biederster TV-Stil und * britischer * TV-Stil noch dazu.

Die Effekte der Episode sind dürftig – viel Weltraum-Action wird nicht geboten, das Alien-Raumschiff ist mit lächerlich treffend umschrieben und erspart sich größere Häme nur dadurch, dass so manche Kreation aus U.F.O. NOCH debiler aussah und damit bewiesen ist, dass die Andersons halbwegs lernfähig waren. Immer, wenn das Alien-Schiff im Bild ist, erinnert man sich schmerzhaft daran, dass das Produzenten-Ehepaar (das sich während der zweiten Season von Space so verkrachte, dass es zur Scheidung kam) mit den Thunderbirds-Puppenspielereien anfing. Selten sahen Modelltricks deutlicher nach Modelltricks aus. Den ein oder anderen Grinser verdient sich auch die Innenausstattung des Fremdschiffs, vom Glasbausteincomputer bis zur Baldachin-Vorhang-Decke.

Völlig verschenkt wird, wie gesagt, das Potential eines Christopher Lee – der hat vielleicht zwei Dutzend Dialogzeilen (gut, der Mann kam auch hauptrollenderweis durch einen Hammer-Dracula, ohne ÜBERHAUPT ein Wort von sich zu geben) und beschränkt sich mangels anderweitiger Möglichkeiten darauf, mit seiner Arschlang-Weißhaar-Perücke und seinem drolligen Metallic-Make-up so würde- und weihevoll wie möglich auszusehen; gelingt ihm nicht immer, denn es fällt schwer, seine Würde zu bewahren, wenn man in DEM Outfit Glitzerkugeln austeilen und dabei bedeutungsschwangeren Nonsens absalbadern zu müssen. Aber gut, der Mann hat auch zweimal mit Jess Franco gedreht und dürfte schlimmeres gewohnt gewesen sein. Darstellerische Überzeugung durch schiere Präsenz ist aber auch was anderes…

Das Alpha-Stammensemble hat nicht viel zu tun – der spätere Oscar-Preisträger Martin Landau gibt den trotzigen Sturkopf, Barbara Bain und Barry Morse laborieren daran, dass ihre Charaktere sich dumm verhalten, Nick Tate, Prentis Hancock und die anderen Co-Stars sind bloße Statisten. Spaß allerdings hat Ray Dotrice (der bis heute gut im Geschäft ist und 2000 einen Tony-Award für seine Broadway-Darbietung in dem Stück „A Moon for the Misbegotten“, der hat´s also mit Monden, hehe, abräumte) als Simmonds, der gut aufdreht und schon den ein oder anderen wehmütigen Gedanken daran gestattet, was aus Space: 1999 hätte werden können, wenn man durch einen permanenten Charakter wie Simmonds etwas mehr interne Spannung, mehr Konflikte innerhalb des Alpha-Teams, einen Gegenpol zu Koenig, eingebaut hätte.

Wie alle im ZDF ausgestrahlten Episoden wurde auch diese heftig auf 40-Minuten-Format gekürzt – über 10 Minuten blieben auf der Strecke, wobei man fairerweise sagen muss, dass der Löwenanteil auf den Original-Vorspann entfällt (die DF verfügt nur über einen Minimal-Vorspann von vielleicht 10 Sekunden mit Jean-Michel Jarres Musik) und die vorgenommenen Handlungsschnitte nicht sonderlich wehtun (hauptsächlich beziehen sie sich auf Simmonds Vorschläge, das Alien-Schiff gewaltsam zu übernehmen; in der alten DF kommt Simmonds Turn zum „Bösen“ ziemlich überraschend); größtenteils werden geschwätzige Szenen einfach gestrafft. Die bislang fehlenden Szenen wurden (mit anderen Sprechern, was natürlich auffällt) nachsynchronisiert.

Diese Angaben beziehen sich auf die „Mondbasis Alpha 1“-Monsterbox von e-m-s, die auf 16 DVDs alle 48 Folgen sowie einiges Bonusmaterial beinhaltet (wobei das Bonusmaterial leider etwas wahllos auf alle DVDs und dort noch auf die jeweils drei vertretenen Episoden verteilt wurde). Die Bildqualität ist fraglos sehr gut, sowohl englischer O-Ton als auch deutsche Synchro werden im nicht künstlich hochgepfriemelten Dolby-2.0-Mono-Verfahren mitgeliefert und erweisen sich als ausgesprochen tauglich. Leider fehlen Untertitel. Dennoch ist die Box, auch wenn sie für Verpackungsfetischisten nicht gerade wahnsinnig viel hergibt und die einzelnen DVDs in Slim Cases ruhen, für Fans ein Pflichtkauf.

Jetzt müsste man nur noch wissen, warum man mal Fan gewesen ist… naja, ich WEISS es schon. Zwar war so mache Episode, wie Earthbound, kein großer Bringer, aber dafür gab es auch genügend spaßige, in der etwas weniger metaphysisch angehauchten actionlastigeren zweiten Staffel allemal (und auch im Fundus der vom ZDF nicht ausgetrahlten Folgen). Aber hier geht´s um Earthbound für sich alleine gesehen, und diese Episode, na, da sind wir ehrlich, ist beinahe völlig verkorkst – der gute Christopher Lee wird sich heute noch wundern, wofür´s IHN da gebraucht hat… Aber wir Alpha-Fans nehmen halt auch solche Folgen mit, it´s the whole package or nothing.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 3


mm
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