Mistakes – Tödliche Fehler

 
  • Deutscher Titel: Mistakes - Tödliche Fehler
  • Original-Titel: Cause of Death
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  • Regie: Marc S. Grenier
  • Land: Kanada
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Patrick Bergin (Taylor Lewis), Joan Severance (Angela Carter), Michael Ironside (Jason Pfifer), Maxim Roy (Missy)


Vorwort

Als in Baltimore der Cousin der Bürgermeisterin und örtliche Müllmogul Luke Carter mit weggepustetem Schädel in seinem Swimmingpool aufgefunden wird, liegt der Fall für die Staatsanwaltschaft klar – Angela Carter, des Verstorbenen Eheweib, wird aufgrund chronischen Verdachts verhaftet, schliesslich verstarb schon ihr erster Ehemann unter mysteriösen Umständen und sanierte mit seiner Lebensveresicherung die maroden Finanzen der Dame. Und auch bei der nunmehr terminal beendeten Ehe Nummer 2 hätte Angela im Falle einer Scheidung das sprichwörtliche Nichts abgestaubt, während ihr jetzt die beachtlichen Immobilienwerte zufallen. Oberstaatsanwalt Pfifer setzt seinen Stellvertreter Lewis und dessen Assistentin Missy auf den Fall an. Lewis jedoch plagen Zweifel an der Mord-aus-Habgier-Theorie, da die Todesart mehr auf eine Mafia-Exekution als auf die Handschrift einer zarten Frau schließen lässt. Während Chef und Assistentin Lewis drängen, den Fall, der politisch brisant ist, da in den Taschen des Toten ein wichtiger städtischer Vertrag über die Müllbeseitigung aufgefunden wurde, schnell und einfach zu lösen, zumal auch noch ermittelt wird, dass Angela ohne Wissen ihres Gatten auf ihn eine 10-Millionen-Lebensversicherung in Kanada abgeschlossen hat, nagt die Skepsis an Lewis – vor nicht allzulanger Zeit hielt er im Sinne einer raschen Verurteilung schon einmal Beweise zurück, die eine unschuldige Frau hinter Gitter und letztendlich ums Leben brachten. Lewis ermittelt auf eigene Faust und stösst auf Ungereimtheiten – Carter schuldete der örtlichen Mafia tatsächlich einen Batzen Kohle und Angela selbst bringt ihn auf die Spur eines ominösen Schliessfachs, in dem diverse Morddrohungen abgelegt sind. Lewis ist immer mehr von der Unschuld Angelas überzeugt und lässt sich auf ein intimes Techtelmechtel mit der Angeklagten ein, seine Ermittlungen scheinen seine These zu unterstützen und deuten auf einen Korrputionsskandal, der bis in die höchsten Kreise zieht. Doch spielt Angela nicht vielleicht doch ein eigenes Spiel?


Inhalt

„Mistakes“ ist ein insgesamt eher unspektakuläres Murder-Mystery, wie es sich kaum von dem abhebt, was in einer typischen „Matlock“- oder „Perry Mason“-Folge auf uns losgelassen wird, und auch der „Kniff“, die Perspektive des Anklägers anstelle des Verteidigers zu wählen, gewinnt wahrhaftig keine Originalitätspreise mehr – wie oft haben wir mittlerweile schon miterleben dürfen, dass sich der harte Staatsanwalt in das schmachtende angeklagte Frauenzimmer verliebt? Ein paar Mal zu oft, vermutlich, als das uns dies noch hinter dem Ofen vorlocken würde. Dabei ist das eigentliche Mystery gar nicht mal so unclever, das Script baut genügend Plottwists ein und wirft ausreichend red herrings aus, um den Zuschauer bei Laune zu halten – und ich muss zugeben, dass die entscheidende Plotwendung doch recht überraschend kam. Leider ist die Inszenierung des ganzen ein wenig bieder, womit wir wieder beim Vergleich mit einer abendfüllenden TV-Krimi/Anwaltsserien-Folge wären, erst recht, als die Story neben einigen recht netten Ideen sogar auf so ausgelutschte Gimmicks wie die guten alten durchgeschnittenen Bremsschläuche zurückgreift. Das Tempo des Streifens ist mässig, und ich ertappte mich dabei, auf die Werbeunterbrechnungen zu warten (um ehrlich zu sein, brauchte ich drei Anläufe, um mich durch den Film zu tanken). Wie gesagt, die Geschichte selbst ist nicht neu, aber interessant genug und die Auflösung, die am Ende ausnahmslos alle Charaktere mit Dreck am Stecken enden lässt, ist selten konsequent gedacht, aber alles ist einfach eine Nummer zu langsam, zu leise, zu unaufgeregt, wie immer man auch sagen will. Das einzig kreativ-originelle Stilmittel, den Schnitt in ausgewählten Szenen den Music Cues anzupassen, geht bei der dritten oder vierten Wiederholung eher auf die Nerven, als es für die dramatischen Fähigkeiten von Regisseur Marc S. Grenier spricht.
Dabei steht für B-Film-Verhältnisse, ganz besonders für Verhältnisse eines günstig in Kanada entstandenen Streifens (weswegen Baltimore eher unüberzeugend von Quebec City gedoubelt wird), ein recht ansehnliches Darstellerensemble zur Verfügung, wobei mit der Hauptrolle aber schon mal die Probleme anfangen. Patrick Bergin hat seine besten Zeiten (wenn man „Der Feind in meinem Bett“ und die zeitgleich zum Costner-Epos entstandene britische „Robin Hood“-Adaption als beste Zeiten bezeichnen kann) – er wirkt hier zwar nicht ganz so krass fehlbesetzt wie in Bob Keens fürchterlichem „The Lost World“, aber absolviert seine Rolle hier im Schlafwandel-Modus – ganz abgesehen davon, dass es wegen mir sicher keine (gottlob kurze) Sexszene von Bergin mit Joan Severance gebraucht hätte. Die Severance selbst, spätestens seit ihren Auftritten als lederfetischistische Superheroine in den „Black Scorpion“-Filmen eine Ikone (Mainstream-Publikum kennt sie aus aus der Wilder/Pryor-Klamotte „Die Glücksjäger“), ist da schon wesentlich überzeugender – nicht nur macht sie im (einmal mehr) Lederoutfit eine Klasse-Figur (mjam), sondern das Script läßt ihr auch Gelegenheit zum Spielen und verlangt nicht nur das Fallenlassen der Hüllen zu allen möglichen und unmöglichen Zeitpunkten – im Gegenteil, Joan Severance bleibt erstaunlich zugeknöpft, die obligatorische angesprochene Sexszene bewegt sich im Sekundenbereich und bleibt nippelfrei. Ein Wiedersehen können wir auch mit B-Film-Vorzeige-Schurken Michael Ironside („Starship Troopers“, „Total Recall“, „Watchers“, „Highlander 2“ – the list ist endless) – leider hat er nicht viel Gelegenheit, seine Standard-Psychopathen-Rolle auszuleben, aber da man den Herrn in letzter Zeit nicht mehr so oft sieht, freut man sich über die schlichte Präsenz. Bemerkenswert bleibt der Auftritt von Maxim Roy, dem kanadischen Beitrag zum Cast, die für eine Assistenz-Staatsanwältin einen erstaunlichen, ihr aber durchaus gut zu Gesicht, eh, Bein stehenden Minirockfimmel ihr Eigen nennt. Hat man(n) was zu Kucken.

Bildqualität: Der 4:3-Vollbildtransfer überzeugt – praktisch störungsfrei, kontrastreich, mit erstaunlicher Bildschärfe (wenn man davon ausgeht, dass wir’s mit einer Budget-B-Film-DVD zu tun haben, ist man schon positiv überrascht, wenn der Vierfach-Zoom noch ein deutliches Bild auf die Mattscheibe zaubert).

Tonqualität: Deutscher Ton in Dolby Digital 5.1 und 2.0 liegt vor, auf Originalton wurde leider verzichtet. Die deutsche Sprachfassung ist ordentlich gelungen, wobei der Streifen auch in seiner Tonspur eher unspektakulär ist, insgesamt ist mir die Angelegenheit etwas zu leise, aber das kann man ja nachregeln (man darf nur nicht vergessen, nach Filmende die Anlage wieder runterzudrehen, sonst gibt’s Stress mit den Nachbarn, hehe).

Ausstattung: Hinsichtlich Sonderausstattung ist hier bei VCL einmal mehr Schmalhans Küchenmeister, denn an Extras gibt es absolut zip-zilch-nada-rien-nichts (schon etwas frech von VCL, bei zwei deutschen Tonspuren „Tonauswahl“ als Special aufzuführen). Wofür VCL bzw. MAWA sich die Mühe gemacht haben, für die enorme „Auswahl“ Film – Kapitelauswahl – Tonauswahl eine „Menüstruktur“ als Beiblatt beizulegen, bleibt das Geheimnis der dortigen Marketingstrategen. Über O-Ton hätte ich mich, als Fetischist in der Hinsicht sehr gefreut, Hörgeschädigte sehen mangels Untertiteln ebenfalls in die Röhre.

Fazit: Wer sich in der heimischen Glotze gern die Anwaltskrimidramen ansieht, könnte mit „Mistakes“ ganz gut fahren – alle anderen werden wahrscheinlich über die langatmige Inszenierung irgendwann halfway durch den Film vermutlich das Interesse verlieren, den Plottwists folgen zu wollen (in der Tat verlangt das Mystery doch etwas Aufmerksamkeit, da einem eine Vielzahl von Namen um die Ohren geschleudert wird). Mehr als ein letztendlich eher anspruchs- und harmloser Thriller kommt unter’m Strich halt nicht dabei raus – Unterhaltung auf Fernsehkriminiveau und bestimmt schon bald auf dem Kabelsender Ihres Vertrauens. Ob man – ganz besonders ob der mehr als mageren Ausstattung – das ganze vorab schon mal auf DVD haben muss, ich weiss nicht… Fans von Joan Severance kommen in ihren anderen B-Movies sicher besser auf ihre Kosten.

2/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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