Minotaurus

 
  • Deutscher Titel: Minotaurus
  • Original-Titel: Minotaurus
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  • Regie: Jonathan English
  • Land: Großbritannien/Deutschland/Luxemburg/Spanien/Frankreich/USA/Italien
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Theo(s) (Tom Hardy)
    Raphaella (Michelle van der Water)
    Deucalion (Tony Todd)
    Tyro(s) (Lex Shrapnel)
    Danu(s) (Jonathan Readwin)
    Cyrnan (Rutger Hauer)
    Morna (Maimie McCoy)
    Didi(s) (Lucy Brown)
    Ziko (James Bradshaw)
    Vena (Fiona Maclaine)


Vorwort

Abt. Götter, Helden und Legenden

Eigentlich ist das ja komisch – der Sagen- und Legendenschatz des Altertums bietet ein wahres Füllhorn an Motiven und Vorlagen für zünftige Monster- und/oder Horror-Abenteuer-Fantasy-Filme, aber, seit die Italiener keine Herkules-Filme mehr drehen, wagt sich nicht wirklich jemand (sprich: jemand von filmischer Bedeutung) an diese Stoffe – das Thema scheint für mehr oder weniger alberne TV-Serien von Hercules und Xena (nebst den Nachziehern wie Conor, der Kelte, Sindbad etc.) reserviert zu sein; diese Shows sind zwar recht lustig (und Xena kratzte ja erfolgreich die Kurve vom hingerotzten Hercules-Spin-off zu einer „erwachseneren“ Serie, ohne die Comic-Elemente aufzugeben). Dabei könnte eine Rückbesinnung auf „alte Werte“ dem momentan im kreativen Koma liegenden Horrorfilm dringend benötigte neue Impulse geben (statt dessen bemüht sich jeder Depp, der eine Videokamera halten kann, Hostel und Saw zu imitieren, als ob die Originale nicht belanglos genug gewesen wären). Schließlich gibt speziell das griechische Altertum mit seinen Sagengestalten genügend Themen her, die man nicht notwendigerweise als naives Fantasy-Abenteuer-Blech, sondern auch als blood´n´guts-Horror verfilmen kann.

Nun, ein höchst internationales Produzentenkonsortium (nicht weniger neun Produktionsfirmen aus sieben Ländern spannten sich für dieses stolze Werk zusammen. Kein Wunder, dass es im Nachspann fast zwei Minuten braucht, bis alle Produzenten vorbeigeflimmert sind) stellte sich zur Aufgabe, eben diesen Wunsch zu erfüllen und realisierte Minotaurus – einen CGI-unterstützten Fantasyhorrorfilm mit Candyman Tony Todd und Hitcher Rutger Hauer als bankable names für den Videosektor. Hierzulande feierte der Kram beim Fantasy Film Fest 2006 Premiere – der Doc hatte den Streifen durchaus auf seiner watchlist, aber kam dann doch nicht dazu, eine persönliche Prüfung vorzunehmen. War vielleicht auch ganz gut so, denn das word of mouth war reichlich negativ. Und da Sunfilm sich des deutschen Vertriebs angenommen hat, war nahezu sicher, dass sich der Streifen spätestens zum DVD-Release ganz ungefragt selbst zum Review aufdrängen würde. Womit wir beim Thema wären.

Also beamen wir uns ins antike Griechenland und schauen mal nach, was die cleveren Filmemacher von der Minotaurussage, Theseus, Ariadne und ihrem Faden übrig gelassen haben. Ich fürchte ja – nicht sonderlich viel…


Inhalt

Alles klar, zu einem solch revolutionären Thema wie einem Horrorfilm über den antiken Minotaurus brauchen wir natürlich eine opening narration – beim heutigen Bildungssystem kann man ja nicht sicher sein, dass die anvisierte Zielgruppe, die den Geschichtsunterricht bestenfalls noch zum gepflegten After-Weekend-Party-Hangover-Chillout-Ausschlaf nutzt, jemals in ihrem Leben was von alten minoischen Legenden um Stier-Mensch-Hybriden gehört hat… Also dann… man erfreut uns zunächst mit der Platitüde, dass jede Legende einen wahren Kern hat und kommt dann zur Sache – die Minoer waren ein offenbar eher unsympathisches Völkchen (oder, wie der Film sich ausdrückt, das „dark empire“. Die dunkle Seite der Macht war mit ihnen, oder so), verehrten einen Stiergott und waren abgesehen davon gierige Genussmenschen. Denen wurde es, im krassen Gegensatz zum Beispiel zu den alten Hebräern, zu langweilig, eine doofe Steinfigur zu verehren und wünschten sich einen echten, lebendigen Gott. Die einschlägigen schwarzmagischen Berater verfielen daher auf Plan 17 c/II und schlugen vor, dass die Königin (ein attraktives Geschoss, muss man sagen. Royalty CAN be easy on the eyes) sich der Einfachheit halber von einem Stier vernaschen lässt; garniert mit ein bissel magischem mumbo-jumbo ergibt das nach schlappen 13 Monaten Tragezeit per (rustikalem) Kaiserschnitt extrahierbaren Nachwuchs, der gleich mal mit dem Blut der eigenen Mutter genährt wird (lecker). Dieser lebendige Mutant erweist sich als die erhoffte Motivationsspritze und erlaubt den Minoern, ihr Imperium weiter auszubauen, was auch nötig ist, weil das Minotauerlein mächtig Kohldampf schiebt und am liebsten knuspriges menschliches Junggemüse a la sushi mampft – und soweit, dass die Minoer ihrem neuen Götzen die eigene Brut zum Fraß vorwerfen, geht die Gottesliebe dann halt doch nicht. [Wenn wenigstens der alte Zeus seine alte Stierbegattungsnummer abgezogen hätte, hätte diese Sache wenigstens Sinn. – der Lektor]

Glücklicherweise findet sich, wenn gesucht, immer ein geeigneter Anlass, um einem geknechteten Vasallenvolk Tribut abzuknöpfen. Z.B. dem Provinzdorf Thena, das wegen des offensichtlich gewaltsamen Ablebens eines minoischen Prinzen dazu verdonnert wird, alle drei Jahre acht Jugendliche zwecks Opferung abzustellen (wie üblich denken wir nicht über die statistischen Konsequenzen solcher Absprachen nach. Das Dorf hat, wie wir gleich sehen werden, sehr sehr optimistisch geschätzt vielleicht ein paar hundert Einwohner [Hochrechnung per Filmlogik. Wir sehen vielleicht 20, also dürfte „200“ so die drehbuchmäßig gewünschte Anzahl darstellen] – spätestens nach dem dritten oder vierten Opfer sollte die Gemeinde ausgeblutet sein, außer, die reproduktionsfähige Bevölkerungsschicht poppt rund um die Uhr) [immerhin gab´s noch keine Fernseher. – der Lektor]. Nun ist langsam, aber sicher, das dritte Opfer fällig…

Also, ab nach Thena, das sich winterlich-verschneit geriert und ansonsten, wie auch seine Einwohner, eher 9./10. nachchristliches Jahrhundert und generisch nord-barbarisch wird (also unrasierte und ungepflegte Männer, die sich in Tierfelle kleiden und den Wikinger raushängen lassen), denn alt-griechisch umme 1200 v. Chr. Aber da ist man vielleicht auch von den ganzen Wikinger-Filmen wie Berserker versaut.

Theos und Danus, zwei junge Burschen aus dem Dorf (irritierenderweise lassen alle Darsteller in der englischen Fassung von diesen Namen das letzte „s“ weg. Okay, nachdem ich den Nachspann gelesen habe, bin ich schlauer. Die deutsche Fassung ist schuld, nur in der tragen die Charaktere die „-s“-Namen spazieren. Soll wohl „griechischer“ wirken [Nein, das machen die Engländer aus Prinzip so. Vergleiche Aristoteles – Aristotle. – der Lektor]), stapfen durch den Schnee und sehen auf einem Hügel eine Gestalt. Es ist die örtliche Aussätzige und als solche ein „schlechtes Omen“ für die nahende Ankunft der Minoer, um ihren Tribut abzuholen (hm. Zwei Anmerkungen. Die Tucke LEBT hier in der Gegend, wird also vermutlich ab und zu mal auftauchen. Ist also wohl kein sonderlich spektakuläres Ereignis. Zweitens: Das Opfer findet regelmäßig alle drei Jahre statt und kommt daher nicht wirklich überraschend. Andererseits werden auch heutzutage viele Leute von bekannten Fest- und Feiertagen wie Weihnachten und Ostern buchstäblich im Schlaf überrascht). Theos hat mit dem Opfer ein spezielles Problem – vor drei Jahren wurde Ffion (? Was ist DAS für ein Name? Ich taufe das Girl ab sofort in „Fifi“ um) auserwählt und seither hört man von der recht wenig, was insofern Theos wurmt, weil das Mädel seine Herzdame war/ist und er sie einfach nicht vergessen kann. Sehr zum Ärger seines Vaters, dem Obermotz des Dorfs, der es gerne sehen würde, wenn Theos sich ein anderes Girl aus dem Dorf als Matratze suchen würde („You will find love again!“ Und zieht man die Befindlichkeiten des Dorfes in Betracht, besteht eine recht gute Chance, dass eine potentielle neue Schnalle für Theos AUCH wieder von den Minoern gegriffen wird. Was ist besser als ein gebrochenes Herz? Ein doppelt gebrochenes Herz…). Möglicherweise hat Theos sich aber auch sexuell umorientiert, denn einen Umschnitt später sehen wir ihn in herzlicher Zweisamkeit mit einem Schaf (nicht die letzte etwas, ähm, unglückliche bzw. bösartig interpretierbare Einstellung dieses Films). Wenigstens hat er die Ausrede, hauptberuflich als Schafhirt des Dorfes zu amtieren (für einen Häuptlingssohn eine eher unimpressive Profession).

Auch Theos bester Freund Danus hat sein Herz bereits verloren – an Morna, die, was Frauen angeht, einen enormen Vorteil gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen hat: sie ist stumm (und wieder einmal verscherzt sich Single-Doc alle Chancen, in absehbarer Zeit bei einer Vertreterin des anderen Geschlechts zu landen. Jeder versaut sich sein Liebesleben, so gut er kann). Danus plagt die ominöse Furcht, die stumme Tussi könnte beim nächsten Opfergang mit von der Partie sein, also schenkt er ihr zum Schutz vor Ungemach einen Mistelzweig (! Ein Schwert, ein thermonuklearer Sprengkopf oder wenigstens eine Zyanid-Kapsel wäre mir in der Situation lieber…). Weil Morna weiß, was sich angesichts Mistelzweigen gehört (und sie Danus´ Wunsch, nur einmal seinen Namen auszusprechen, aus verständlichen Gründen nicht nachkommen kann), schmatzt sie ihm einen Kuss auf die Lippen (ich denke, Danus wird das als annehmbaren Kompromiss zu würdigen wissen) [Wer sich schon anzieht wie ein Kelte, der benimmt sich auch gefälligst wie einer. This culture-clash is killing me… – der Lektor].

Dieweil sieht sich Theos´ Vater, der Chief, im Dorfrat unerwarteter Opposition ausgesetzt. Es gibt tatsächlich ein paar mutige Männer, die den Minoern gerne zeigen würden, wo der Hammer hängt. Außerdem regt sich – wofür ich auch ein gewisses Verständnis aufbringen kann – leichter Unmut darüber, dass Theos von der ganzen Opferauswahlchose ausgenommen ist, weil Daddy ihm das Häuptlingsamt bereits vererbt hat und der Junior das Volk nach Papas Ableben führen soll. Tja, dumm, dass die Demokratie erst so sechs-siebenhundert Jahre später in Athen erfunden werden wird. Der Chief (übrigens gemimt von Rutger Hauer) redet sich darauf hinaus, dass eben jenes Arrangement vor Jahren allgemein für gut befunden und akzeptiert wurde.

Er ist schon ein guter Papa, uns Rutger, denn er sorgt sich auch um seines Sohnemanns fragiles Seelen- und Sexualleben, befiehlt er doch der hübschen Didis, zu Theos ins Bett zu steigen und ihm Fifi aus den Gedanken zu vögeln. Theos allerdings bleibt standhaft und seiner Verflossenen treu (dabei hat sein alter Herr nicht den allerschlechtesten Geschmack).
Für die Rolle musste sich Rutger wenigstens weder waschen noch rasieren…

Am nächsten Morgen muss Theos, der übrigens wegen seiner Arbeit als Hirte von anderen Dorfbewohnern aufgezogen wird (was sicherlich eine hervorragende Grundlage für die spätere Übernahme des Häuptlingsamts darstellt), mit ansehen, wie ein einsamer Wolf eines seiner Schafe reißt. Extrem angesäuert (wahrscheinlich war´s auch noch gerade sein Lieblings-Kuschelwuschelschaf) nimmt er die Verfolgung auf und landet, haha, direktemang vor Eingang der Höhle, in dem die Lepröse vor sich hin residiert. Wölfi ist ihr halbwegs domestiziertes Haustier. Theos nimmt seinen ganzen Mut zusammen und tritt in die Höhle ein (hofft er, sich mit Lepra anzustecken und damit nicht mehr durch unerwünschten Damenbesuch belästigt zu werden?).

Die Olle mit der gepflegten Warzenfresse ist natürlich nicht nur aussätzig, sondern auch übernatürlich begabt, mit dem zweiten oder dritten Gesicht ausgestattet (ist ja auch nötig, ähempt) und verklickert Theos nach einem Blick auf sein halbiertes Medaillon (die andere Hälfte hat er natürlich seinerzeit Fifi verehrt), dass seine Lieblingsfreundin wider Erwarten noch kein Minotaurus-Schmecki geworden ist, sondern unter dem Palast von Minos, im Labyrinth, ihr trauriges Dasein fristet und auf Theos wartet (ich bin gespannt, ob der Film sich noch eine Erklärung dafür aus dem Daumen lutschen wird, warum der Minotaurus sie nicht gefressen hat). Theos findet das ehrlich überhaupt nicht gut, wie die Lepravisage mit seinen ehrlichen Gefühlen Schindluder treibt, aber ohne ein „du musst sie retten und die Bestie töten“ lässt Bubbleface unseren zukünftigen Helden freilich nicht von der Angel. Von seinen Gefühlen überwältigt träumt Theos, wieder daheim im Bettchen, gleich mal feucht von seiner Geliebten.

Weil nu wirklich jeden Moment die bösen Kretins, äh, Kreter, ankommen und ihr ehrlich ausgehandeltes Opfer verlangen können, schickt Papa Häuptling Theo mitsamt der Schafherde in die Berge (wieso die Schafe auch mitmüssen, ist fraglich, aber maybe hat sich Dad mit der neuen Ausrichtung seines Sohnes arrangiert und will ihm einfach was zum Poppen mitgeben). Theos begeht den strategischen Fehler, von seiner Begegnung mit der aussätzlichen Schrumpel und dem ihm aufgetragenen Gottesmord zu berichten. Dad ist unbeeindruckt und erklärt den Schrumpel-Schwurbel für groben Humbug, schließlich kann man Götter nicht umbringen. QED.

Zähneknirschend gehorcht Theos und macht sich auf ins Exil, wird aber wenigstens von Danus ein Stück auf dem Weg begleitet (wenn es SO einfach ist, sich der Opferung zu entziehen, warum verstecken sich eigentlich nicht mehr Opferkandidaten in den Bergen?). Doch es stellt sich ihm jemand in den Weg – Tyros, einer der latenten jungen Minotaurusfutteranwärter (wobei es mit der „Jugend“ der Opfer so´ne Sache ist… das scheint bei „20“ anzufangen und bei „Mitte 30“ aufzuhören.) Tyros hält es für nicht besonders lustig, dass Theos von der Opferlotterie grundsätzlich befreit ist und will ihm deswegen, wenn er schon nicht dem Bullen als Vorspeise serviert werden kann, wenigstens ordentlich die Schnauze polieren. Das tut er denn auch und vergisst nicht, seinem Kontrahenten auch noch einzuschenken, dass, wenn ER Fifis Macker gewesen wäre, er besser auf seine Freundin aufgepasst hätte. Tiefschlag! Die fröhliche Klopperei unter Sackträgern muss leider abgebrochen werden, weil die Minoer mit einer ganzen Flotte und einem mittleren Battalion Soldaten anrücken (entweder haben die schlechte Erfahrungen gemacht, was die Abholung der Menschenopfer angeht, oder die geben nur ganz gerne an). Theos verzupft sich.

Häuptling Rutger nimmt die Minoer, die stierkopfförmige Helme tragen und ihre Arme schon mal in güldene Panzerung hüllen, in Empfang, bekennt nochmals öffentlich die schwere Schuld für den Prinzenmord und empfiehlt den Kretern knapp, sich einfach die acht erstbesten Jugendlichen zu schnappen, derer sie habhaft werden können und sich anschließend so schnell wie möglich zu verpissen. Weder hohe Diplomatie noch Loyalität zum eigenen Volk, sag ich mal. Die Minoer nehmen die Einladung zum consensual kidnapping gerne an und fallen ins Dorf ein, wo sie sich alles halbwegs jung Aussehende krallen, das nicht bei drei auf´m Baum ist (und selbst das würde nicht helfen, weil die cleveren Minoer sogar sicherheitshalber IN Heuhaufen nachkucken, ob sich da jemand versteckt. Es tut jemand). Praktischerweise für den Handlungsfortgang befinden sich unter den acht Eingesackten vornehmlich die Personen, die wir schon kennengelernt haben – Danus wird seiner Mutter gewaltsam entrissen, dito Didis und Morna (nun ja, aus oben geschilderten Gründen KANN die Auswahl rein mathematisch gesehen ja nicht mehr so groß sein). Nur in einer Familie geht´s gesitteter zu. Der Patriarch der Sippe nickt ob der eindringenden Minoer einer seiner Töchter zu, die nickt devot und geht mehr oder weniger freiwillig mit den Fieslingen.

Die Minoer hasseln ihre Gefangenen zum Strand, doch unbemerkt von den unaufmerksamen Bullenverehrern gelingt es Theos, der sich die Worte der leprösen alten Schachtel noch drei- bis siebenmal durch den Kopf hat gehen lassen, den Platz mit einem der Eingekäschten zu tauschen (begünstigt durch die Tatsache, dass die Kreter es nicht für nötig halten, ihre Gefangenen zu fesseln o.ä.).

Auf einem der Schiffe werden die zukünftigen Menschenopfer in Käfige gesperrt. Theos gibt sich zu erkennen und vermittelt dann ausgerechnet seinem Intimfreund Tyros (den´s natürlich ebenfalls erwischt hat) seinen Plan, den Minotaurus zu killen. Dies führt zu Kalamitäten unter den vier gefangenen Weibsstücken, die sich nicht darauf einigen können, ob das eine gute Idee ist oder nicht – ungelogen FAUCHT eine der Grazien ihre Zwangsgefährtinnen mit einem erregten „HISSSSS!“ an (!! Aber für ´nen zünftigen Catfight reicht´s wieder nicht. Spielverderber [Wie willst du auf einem Schiff auch nen Schlammring aufbauen? – der Lektor]). Die devote Freiwillige wirft ein, dass es ja wohl eine Ehre sei, dem großen Gott geopfert zu werden (hm, wie sich in Thena eine Familie als Minotaurus-Anhänger gehalten haben soll – bzw. wie es überhaupt zu einer Stieranbeterexklave dort kommen konnte -, erschließt sich mir nicht wirklich) und überhaupt kann man Götter nicht töten usw. usf. Wir kennen das ja. Theos verfällt, angeregt durch Tyros, auf den Gedanken, den Minotaurus im Schlaf zu töten. Ich hoffe, er meint, wenn der Minotaurus schläft… erst mal jedenfalls haut sich Theos selber aufs Ohr und träumt von Fifi im Labyrinth.

Schon wenig später erreicht die ganze Blase Kreta und wird von wortkargen Soldaten in den Palast geführt, wo sich die sacrificial tourists über die (meines Wissens historisch verbürgte) Fußbodenheizung wundern (ich hätte an ihrer Stelle ja andere Sorgen…). Im Thronsaal, äh, thront der Kini – vom Pöbel abgetrennt durch einen vergitterten Zugang ins Labyrinth. Der König himself ist Tony Todd, der es sich offensichtlich zur Lebensaufgabe gemacht hat, wirklich in JEDEM drittklassigen Güllefilm mitzuspielen. Nun ist mir zugegeben nicht ganz klar, inwieweit sich nun doch eher dunkelhäutige Personen im antiken Kreta auf Königsthronen herumgetrieben haben, aber da einen Thron weiter rechts eine ebenfallse her nubile Schönheit sitzt, die König Tony als „Prinzessin“ bezeichnet und daher wohl mit ihm verwandt ist, scheinen wir es hier mit einer eher afrikanisch geprägten Dynastie zu tun zu haben (ungeachtet der Tatsache, dass die Königin, die wir ja vorhin gesehen haben, eindeutig weiß war. Aber wer weiß, wer Tonys Film-Vater ist, wenn´s die auch mal mit Stieren treiben…). Tony ist selbstverständlich Evil Inc. (ich könnte dem Film eine rassistische Tendenz unterstellen, wenn ich Wert auf political correctness legen könnte) und mit der Qualität der apportierten Opfer unzufrieden: „Sie sind dieses Mal alt und hässlich!“ Das ist jetzt ein bissl hart formuliert… Nixdestotrotz kuckt sich der Oberkäse gleich mal Morna und Didis aus, um sie für die Opferung ein wenig zu „würzen“, wie sich der Maestro auszudrücken beliebt. Theos spekuliert, dass es sich bei dieser Würze um ein wenig vorsakrifizialen Geschlechtsverkehr handeln könnte und gibt unterwürfigst zu bedenken, dass die beiden Mädels noch „unwissend“ seien. König Todd gibt sich einerseits zwar der geäußerten Sorge gerührt, andererseits wegen der ungebetenen Unterbrechung erzürnt und gibt drittens Theos zu verstehen, dass er Jungfrauenknacken als ganz besonders frohsinnsstiftend empfindet (gut, er hat bestimmt auch Diener, die die Sauerei aufputzen). Und noch mal andererseits hat er das mit der Würze gar nicht SO gemeint, sondern nur so ähnlich. Für den Würzvorgang an sich ist nämlich die liebenswerte Prinzessin zuständig (die auf den ganz bestimmt wahnsinnig kretisch-minoischen Namen „Raphaella“ hört. Ich bin nicht gerade Namensforscher, aber „-el“-Endungen sind doch hebräischen Ursprungs? [Raphael ist einer der Erzengel, also richtig. Und für die, die es nicht interessiert: Die Silbe „el“ deutet immer auf irgendwas mit „Gott“ hin. Nur in Elfirede wohl nicht. – Der Lektor]). Aus einem halbierten Stierschädel darf Raphi (Ihr glaubt nicht ernstlich, dass ich einen Fingerverdrehre wie „Raphaella“ sechsundzwanzigtausendmal in einem Review ausschreibe) ein aphrodisierendes Gas schnüffeln und es den Mädels ins Gesicht pusten (was selbstredend einen leichten distortion-Effekt rechtfertigt). Durch die so erfolgte Gasweitergabe werden Morna und Didis a) sofort geil und b) lesbisch (zumindest letzteres ist ja irgendwie altgriechisch, ähm [nanana… FRAUEN durften so was nicht, das war nur bei Kerlen gang und gebe. – der Lektor]). Raphi zieht sich aus dem sich anbahnenden all-girl-Dreier zurück, Morna und Didis küssen sich enthusiastisch ab, dieweil Tyros Theos ins Ohr wispert, dass es doch jetzt ein hervorragender Zeitpunkt für einen Überraschungsangriff wäre (ihr und welche Armee?). König Tony steht ob der (leider noch vollständig bekleideten) Lesbeneinlage sichtlich * so * kurz davor, seinen Schniedel rauszuholen und die Selbstbedienungspumpe anzuwerfen, beherrscht sich aber mannhaft, unterbricht das Liebesspiel und verkündet, dass „euer Fleisch jetzt süßer schmecken wird, jetzt, wo es erregt ist!“ (Das hätte der Meiwes mal ausprobieren sollen). Tony (ich muss bei den Namen bleiben, denn bis jetzt wurde der King uns noch nicht namentlich vorgestellt) lässt das Gitter vor dem Kellerabgang zurückziehen (wer sich irgendwie an die Rancor-Grube erinnert fühlt, liegt sicher nicht GANZ falsch) und ruft den Minotaurus mit blumigen Worten. Der allerdings liefert eine souveräne no-show ab und nötigt den König dazu, das Untier verbal bei der Ehre zu packen (andererseits: vor einem Stiergott, den man mit „schämst du dich deines Anblicks/hast du Angst, dich uns zu zeigen?“ triezen muss, hab ich jetzt nicht den unbedingten Respekt). Endlich lässt der Mino einen GRRROOOWL ertönen, der den Palast in seinen Grundfesten erschüttert. Ist wohl ähnlich wie bei Frauen – um sie dazu zu bringen, SCHNELL zu erscheinen, muss man sie beleidigen.

Theos beschließt, dass JETZT, wo Morna und Didis bereits sprichwörtlich am Rande des Abgrunds stehen, der optimale Zeitpunkt für den Angriff darstellt (wenigstens wartet er nicht wie Thong und Ator in Ator II so lange, bis alle anderen schon geopfert und vom Schlangengott verspeist worden sind), aber er und seine Getreuen werden von den bis an die Zähne bewaffneten Wächtern schnell overpowered. Es reicht trotzdem dafür, dass Raphi ´ne Krise kriegt und den Wärtern einen hysterischen „schafft sie weg“ (gemeint sind die Mädels) -Befehl zublafft und King Todd sich mächtig echauffiert. Einerseits über die Renitenz der ausgekuckten Opfer, die zur Strafe erst mal eingeknastelt und dann en bloc dem Minotaurus serviert werden sollen (der wird allerdings momentan etwas angepisst sein – erst Happa versprechen und dann am ausgestreckten Arm verhungern lassen), des weiteren wegen Raphi, die es doch tatsächlich gewagt hat, ihr hübsches Mündchen zu verbaler Kommunikation zu benutzen, was ihr scheinbar mächtig verboten war.

In der Kerkerzelle versucht Tyros die Lage sachlich zu analysieren – das Gebrüll kam eindeutig von unten (er. Labyrinth. Unter dem Palast. Whaddyaexpect?) und kann daher per Definition nicht von oben gekommen sein (Logiker), wo, im Himmel nämlich, wiederum per Definition alle Götter hausen (religionstechnisch ist der Knabe noch nicht weit rumgekommen [Olymp anyone? Gut, das ist en Berg, ergo würd´s auch von oben schallen… aber trotzdem. – der Lektor]). Ergo ist der Minotaurus kein Gott, sondern ein „Biest“ und kann demzufolge auch umgebracht werden. Gläubiges Girl (die hat, wenn ich das richtig überblicke, auch keinen Namen) erhebt Einspruch: „Er ist beides!“ (Und zwar gleichzeitig! Echter Multitasker!).

Dieweil, in der Luxuskemenate von Prinzessin Raphi, die von nubilen Dienerinnen umschwirrt wird. Dort verblüfft uns Prinzessinnenschatzi mit der Tatsache, dass sie von der Lepra-Ollen per Prophezeihung über Theos‘ Erscheinen instruiert wurde (für ´ne aussätzige alte Schrumpel kommt die wohl gut rum). Ihre Lieblingsdienerin soll Theos apportieren, und weil der vermutlich nicht freiwillig kommen wird, soll das Liebesgas ihn flachlegen.

Das wird dann auch prompt erledigt – als Theos vom Gasviagra benebelt wieder zu sich kommt, sitzt Raphi schon auf ihm und all but fucks him. Mit großen Augen lässt sich Theos eine Weile die Heldenbrust abschlecken, bis ihm wohl wieder einfällt, dass er von sex without love nix hält und Raphi auf den Rücken schmeißt (was jetzt auch noch nicht wirklich koitus ausschließen würde). „Hilf mir“, winselt Raphi, „befreie mich von der Bestie!“ Und damit meint sie ersichtlich nicht Theos und seine Schlange (harhar). Während wir durch einen bedeutungsvollen Zoom informiert werden, dass Raphis Bettaktivitäten argwöhnisch beobachtet werden, gesteht Raphi Theos, dass es da ein Mädchen gäbe, das im Labyrinth vor sich hin schmachte. Bevor sie allerdings zu wirklich plotfördernden Ratschlägen kommen kann, stürmt wutig der King in Begleitung seiner Palastwachen ins Gemach. Raphi beruft sich auf ihre Privatsphäre, doch der König, der sich an dieser Stelle als ihr Bruder outet, ist im wahrsten Sinne des Wortes Big Brother persönlich, prügelt seiner Schwester ein wenig Verstand ein und lässt Theos, der als wahrer Held versuchte, dem schwachen Geschlecht zur Seite zu stehen und sich dafür einen Betäubungsdart ins Genick eingefangen hat, von seinen Wachen abtragen.

Aber der König ist ja gar nicht so – wenn Raphi danach der Sinn steht, mal ordentlich durchgenudelt zu werden, dann ist er doch königlich gern behilflich: „Ich gebe dich jedem Sklaven, jedem Soldaten, jedem Aussätzigen!“, tobt Tony, und danach dem Minotaurus. Hoihoi, da braucht aber dringend jemand seine Valium.

Doch zuerst ist Theos dran – den hat Tony über der Minotaurusgrube an den Füßen aufhängen lassen und lässt ihn nun langsam ins Labyrinth hinab. Ich verstehe nicht ganz, warum Theos sich so darüber aufregt… streng genommen will er ja genau DA hin, um Fifi zu retten… Die anderen Gefangenen werden ebenfalls (allerdings etwas simpler in Netze gewickelt) herabgelassen, zwecks größerer dramatischer Wirkung (oder weil die Minoer halt einfach Umstandskrämer sind) jeder für sich in eine andere Zugangsgrube (das Labyrinth wirkt aber nicht wirklich auf Anhieb gruselig, denn das erste Bild aus den Gewölben zeigt uns … eine Maus! Vielleicht hätte man erst auf die Ratte schwenken sollen, die man sich tatsächlich zwei Einstellungen weiter leisten konnte).

Okay, damit hätten wir unseren Cast endlich da, wo er hingehört, nämlich ins Labyrinth vor die gierigen Hörner des blutrünstigen Stiers. I guess now the slasher part can begin. In der Tat rast sofort Monster-POV (allerdings nicht mal irgendwie farbgefiltert oder sonstwie digital verändert… pöööh, lamer!) durch das Tunnelsystem und geschicktes (ähm) Editing bemüht sich eifrig, den Eindruck zu erwecken, jeder unserer acht Protagonisten (inklusive der zwei-drei namenlose expendable extras), der mit aufgerissenen Augen entsetzt in die Kamera glotzt, könnte das erste Opfer sein. Es ist allerdings dann doch Gläubiges Girl, das unbürokratisch zuerst zerspladdert wird (es reicht allerdings für nicht viel mehr als ein wenig an die Wand geklatschtes Kunstblut).

Überraschung, Überraschung – ich hatte eigentlich fast damit gerechnet, dass der topgebillte Tony Todd seinen Gagenscheck bis auf den vorgeschriebenen Endkampf mit Theos bereits verdient hätte und sich für den Rest der Laufzeit aus der Handlung weitgehend verabschiedet, aber nein… jetzt, wo er noch mal drüber nachgedacht hat, sieht er Raphis Fehltritt nicht mehr ganz so ernst, vergibt ihr ganz offiziell und noch bevor ich den Gedanken „jetzt wird er sie gleich ficken wollen“ (pardon my french, aber die Gedanken sind frei) fertig gedacht habe, unterbreitet er ihr sein inzestuöses Ansinnen. Raphi möge doch bitte seinen Samen in Empfang nehmen und davon, wenn´s nicht zu viel verlangt wird, schwanger werden. Das dünkt ihm anscheinend aus innenpolitischen Gründen notwendig, weil seiner Auskunft nach im Palast hinter seinem Rücken schlecht über ihn getuschelt wird (ich glaub viel, aber nicht, dass es arg viel Lebensmüde am minoischen Hofe gibt…).

Im Labyrinth schnüffelt Theos in spinnverwobenen Gängen – „es ist das Gas!“, stellt er fest, würgt und hustet ein wenig und leidet an digital gestörter Sicht. Hindert ihn nicht daran, über Morna zu stolpern und Danus nach ihm schreien zu hören. Theos schreit zurück. Dieweil stolpert Vena (das uns bislang noch nicht vorgestellte vierte – und nicht wirklich hübsche – Frauenzimmer) über ein Skelett (Standardausrüstung in unterirdischen Gewölben) und kreischt sich fast die Möpse aus der Bluse. Als Danus moralischen Beistand leisten wird und sich ihr annähert, kreischt sie allerdings eher noch lauter (das * sollte * Danus zu denken geben. Maybe he should just turn gay). Vor lauter Geplärre verlieren Vena und Danus das Gleichgewicht und kullern Theos und Morna vor die Quadratlatschen. Anstatt sich über das Wiedersehen in intakter Form zu freuen, scheißt Theos den Kumpel aber erst mal zusammen – wenn man gerufen wird, antwortet man gefälligst! (Lassen wir mal außer Acht, dass Danus ZUERST gerufen hat und zudem auch gerade mit Vena beschäftigt war, sie so laut schrie, dass man eh keinen Ton von Danus gehört hätte). Man zählt durch – vier Leute, da fehlen noch ein paar. Die sind vermutlich tot, so fuck ´em, rapportiert Vena ihre bescheidene Meinung, aber Theos will nicht ohne die Vermissten abreisen (ich weiß noch nicht ganz, wie er auf die Idee kommt, dass man aus dem Labyrinth einfach so rausmarschieren kann, aber wenn er meint…).

King Todd lässt dieweil Raphi in den Thronsaal eskortieren – er will die geschwisterliche Vereinigung wohl wirklich zelebrieren. Eher uneingeplant ist jedoch, dass Raphi sich plötzlich losreißt, zur (warum-auch-immer) geöffneten Minotaurus-Grube rennt und dem verblüfften Kini eröffnet, dass sie sich lieber vom Minotaurus fressen lässt als sich vom Bruder schwängern zu lassen. Sprachs, und lässt sich steif wie´n Brett rücklings in die Grube fallen (err… ich will nicht meckern, aber bei DEM Sprung besteht eine berechtigte Hoffnung, dass sich die Tussi beim Aufprall mindestens das Genick bricht. Sind doch gut und gerne sieben-acht Meter. Of course she will be unharmed).

Unsere Helden entdecken indes einen Minotaurus-Fußabdruck und machen deswegen großes Hallo (hm. Okay, ihr seid in einem Labyrinth, in dem ein menschenfressendes Monster rumstiefelt. Ich würde mich eventuell darum bemühen, LEISE und UNAUFFÄLLIG zu sein). Zum Glück taucht rechtzeitig Tyros auf, stopft Danus per Handauflegen das Maul und erinnert seine Leidensgefährten an die Präsenz des Minotaurus (irgendwoher materialisiert sich auch expendable fourth guy, der ein abgefallenes Horn – oder ´ne Kralle, was weiß ich – des Monsterviehs gefunden hat).

König Tony richtet währenddessen an die Götzenstatue seines Gottes ein Stossgebet – er will tatsächlich jeden Milliliter verfügbaren Jungfrauenbluts nebst alle Neugeborenen des Reiches opfern, so der Stiergott ihm den Gefallen tut, Raphi wieder herzugeben, bevorzugt in besteigbarer Form. „Am I not a God?“, fleht Tony (err… not really, master, not really).

Gleichzeitig, im Labyrinth – dort bauen unsere Helden (warum auch immer sie DAS tun sollten?) eine Minotaurusfalle. Tyros (glaub ich) spielt den unter einem Lamafellmantel (oder Rheumadecke o.ä.) verborgenen Köder. Ein POV-Shot rauscht aus pflichtschuldigst im Mördertempo an, entpuppt sich aber, als Theos und seine Genossen aus ihrer Deckung springen und das vermeintliche Monstrum attackieren, als Raphi im heißen weißen Minikleidchen (ich gebe zu, die Ähnlichkeit ist verblüffend… * stöhn *. Und fragt mich nicht, warum der POV-Shot mit Monstergrowlgeräuschen von der Tonspur unterlegt war. Vielleicht war Raphi ja grad am Gurgeln). Wie wir uns sicher schon zusammengereimt haben, wäre Raphi Theos als Vater ihrer Kinder wesentlich lieber als ihr Bruder. „My heart told me you´re not dead“, säuselt sie Theos an (yeah, and it goes on and on and on, I know) und behauptet, als Ein-Frau-Rettungskommando unterwegs zu sein. Vena glaubt natürlich kein Wort und wäre stark dafür, Rapi an Ort und Stelle mindestens totzuschlagen. Auch Tyros glaubt nicht so recht an das Gute im Prinzesschen und möchte sie samt ihrer „Magie“ (welche Magie hat das Girl bisher eingesetzt? Das Gas ist ja wohl nicht durch * sie * magisch) umbringen. Raphi weist darauf hin, dass sie und ihre Magie durchaus hilfreich ein könnten und außerdem, was nicht ganz zu vernachlässigen ist, kennt sie den Weg zum Ausgang. Vertrauen sie ihr, sie weiß, was sie tut. Theos grübelt, ob er der Schickse nun das Leben seiner Gruppe anvertrauen soll oder nicht. Vena opponiert – „Ich würde mich eher in eine Schlangengrube werfen!“ Theos ist zu einer Entscheidung gekommen: „Dann wirst du dir eine Schlangengrube suchen müssen!“ Prince Charming, that guy. Vena lässt durchblicken, dass sie dies auch durchaus in Angriff nehmen wird (öhm. Du BIST in einer Minotaurus-Grube. Das sollte für deine Zwecke eigentlich reichen…[Aber in einer Schlangengrube kommt wenigstens Ator… wenn auch zu spät. – der Lektor]). Raphi ist nicht nachtragend und bittet Theos, die Abtrünnige aufzuhalten. Vena hält noch einmal inne, um Theos noch eine großartig zurechtgelegte Tirade an den Kopf zu werfen, wird aber mitten in der schönsten Ansprache hinterrücks vom Minotaurus per Hornstoß von hinten durch den Mund erdolcht (fast wie Sam Jackson in Deep Blue Sea, aber aus völlig unbegreiflichen Gründen nicht * ganz * so wirkungsvoll).

Ähnlich unbegreiflich ist´s, warum der fleischgewordene Stiergott nicht gleich mit der Killerei weiter macht, sondern die Gruppe unter Raphis Führung unbehelligt ihrer Wege ziehen lässt. Auf dem Weg gen Notausgang kann man gleich noch Didis aufsammeln, die bewusstlos rumliegt und von Raphi zärtlich geweckt wird. Indes schleicht sich Raphis Dienstmädchen zum Labyrinth-Ausgang und hantiert mit den schweren Bolzen und Riegeln. Leider entgeht ihr, dass hinter ihr der hellsichtig begabte King Tony auftaucht und not amused ist. „Du würdest den Alptraum in unsere Welt entkommen lassen?“, schnauft der König (hey, wie redest du über deinen GOTT? Und außerdem – du willst doch Raphi wiederhaben… ist doch alles tippitoppi!). Bösartigerweise stellt er die Dienerin beiseite, macht die Entriegelungsmaßnahmen rückgängig und bringt (dem Schrei nach zu urteilen) das Mädel offscreen um.

Schön blöd für unsere Heroen, die justamente jetzt in diesem Moment auf der anderen Seite der Tür angekommen sind und feststellen, dass der Windfang des Labyrinths gleichzeitig das Schlafzimmer des Minotaurus darstellt (sure, an einem der abgelegensten Winkel des Labyrinths, wo das Vieh weite Wege zum Futter hat…) – Speisezimmer ist es, angesichts der herumliegenden Knochenreste, aber offensichtlich auch. Raphis Glaubwürdigkeit wird durch die sicher verriegelte Tür dezent untergraben, speziell Tyros springt das ein oder andere Zahnrad aus der Fassung. Theos erkundigt sich nach anderen Ausgängen, aber selbstredend gibt´s keinen. In Verbindung mit den immer lauter werdenden GROWLs des Minotaurus, der auf dem Weg in seine Stube ist, löst das gewisse Hysterie aus. Morna und Expendable Fourth Guy sind neugierig und latschen treudoof etwas in Richtung des anrauschenden Monstrums. Tja, und da ist er auch schon, erstmals in voller CGI-Glorie (bislang haben wir immer nur seinen alienmäßigen Kiefer und bestenfalls ein Horn bewundern dürfen) – der Minotaurus. „Minotaurus!“, kreischt Morna, die sich diesen Moment für die Rückkehr ihrer Sprachfähigkeit aufgehoben hat, was speziell Expendable Fourth Guy nix nützt, alldieweil er ohne Federlesens (und ohne dass es irgendjemanden gesteigert interessiert) vom Stiermonster (bei dem man den Aspekt „halb Mensch, halb Stier“ eher zugunsten der animalischen Komponente verschoben hat, was, glaub ich, auch nicht ganz im Sinne des griechischen Sagenschatzes ist) plattgemacht wird. Theos & Co. nehmen die Beine in die Hand, nur Raphi wird von Tyros im Gehen noch brutal zu Boden geschleudert.

Ein paar Abzweigungen weiter sammeln sich Theos, Morna und Danus. Danus revanchiert sich für den ungerechtfertigten Anschiss von vorhin und macht Theos wegen seiner Vertrauensseligkeit Raphi gegenüber zur Schnecke. Morna schaltet sich ein, verblüfft Danus mit ihrer wiedergefundenen Sprache und mahnt mannschaftliche Geschlossenheit an. Speaking of Geschlossenheit – Tyros und Didis flitzen gerade vorbei, ohne ihren Gefährten weitere Beachtung zu schenken. Zwei-drei Tunnel weiter legen dann auch die beiden ein Päuschen ein und drohen uns prophylaktisch einen wichtigen character moment (da die beiden ja auch absolut die zentralen Figuren des Scripts sind) an.

Vorher allerdings schalten wir noch mal schnell zu Theos´ Bande um, die sich zutreffenderweise beobachtet fühlt. Aber nicht vom Minotaurus, sondern von einem zerlumpten Zotteltypen, der sich freut, endlich mal wieder lebendige Gesellschaft gefunden zu haben. Ist´n Weilchen her, kunftet er aus, und ansonsten besteht sein Leben nur aus „Eating. Hope. Rats“, wie er sich auszudrücken beliebt („eating rats and hope“ wäre glaubhafter [Es sei denn, der Minotaurus lässt ihm ein paar Stücken Jungfrau übrig. – der Lektor]). Für Theos ist der Anblick des Zottlers, der auf den Namen Turag hört, ein Zeichen des Himmels – wo ein Überlebender ist (sofern wir davon ausgehen, dass Turag ein Opfer war, was der Film nicht ergründen wird), können auch mehrere, speziell weibliche in Fifi-Form, sein. Turag führt die Gruppe in seine Wohnhöhle, in der beunruhigender-, aber nicht weiter darauf eingegangener Weise auch haufenweise menschliche Gebeine [A-HA! – der Lektor] rumeiern, und in der sogar ein gemütliches Lagerfeuer brennt. Und als weiteren Pluspunkt wäre da auch die Karte des Labyrinths zu nennen, die Turag in mühseliger Fummelarbeit auf ein Stück gegerbte Tierhaut (will ich zumindest hoffen) gemalt hat… Theos wünscht Auskünfte. 1. Wo ist Fifi? 2. Was frißt der Minotaurus, wenn grad nicht geopfert wird? Inwiefern Frage 2 momentan irgendwelche praktische Bedeutung hat, vermag ich nicht zu eruieren, aber es ist die, auf die Turag eine Antwort hat: Ratten. Schön, das wir das geklärt haben. Theos kommt auf seinen Minotaurus-im-Schlaf-Ermordungs-Plan zurück und Turag erklärt ihm geduldig, aber sichtlich nicht-mehr-alle-auf-der-Pfanne-habend, dass Götter nicht schlafen. „Dann ist er kein Gott“, verkündet Theos kraft seiner geballten theologischen Autorität und mittels eines wunderbaren Zirkelschlusses und bekräftigt seinen Mordwillen [Er schläft nicht. Ich will ihn aber im SChlaf ermorden. Ergo ist er kein Gott. QED. Soso… – der Lektor]. Turag findet das echt komisch (gut, nach ein paar Jahren Isolation im Labyrinth lacht man vermutlich sogar über Atze Schröder. Obwohl… neee…).

Doch zurück zum angekündigten ergreifenden character moment zwischen Didis und Tyros. Etwas aus dem Nichts, aber nicht minder unüberraschend, eröffnet Didis Tyros, nachdem er ihr versichert hat, dass er Theos nicht hasst, sondern ihm nur nicht vertraut, dass sie eigentlich schon immer in ihn verknallt war, nur der sie leider wegen seines eigenen vordringlichen Crush auf Fifi stets ignoriert habe. Tyros reagiert auf diese Liebeserklärung eher indifferent bis gar nicht (Kostverächter).

Raphi hat sich zwischenzeitlich auch von ihrer persönlich-menschlichen Türöffnungsenttäuschung erholt und stakst alleine, aber visibly scared durch die Tunnellandschaft. Ihr Bruder meanwhile knurrt durch das Gruben-Gitter seinen Gott & Stier an – er begehrt weiterhin die Rückgabe Raphis am Stück und lebendig, denn schließlich schafft hier immer noch der König an und bestimmt die Menschenopfer, da soll Minotaurus sich gar nicht anmaßen, Eigeninitiative zu entwickeln. König Tony geht sogar soweit, die verwunschene Ausgangstür zu öffnen und, in Begleitung eines minoischen Äquivalents zu einem Star-Trek-Red-Jersey, ein bis zwei vorsichtige Schritte ins Labyrinth zu wagen.

Danus bemüht sich indes vergeblich, an Theos´ gesunden Menschenverstand zu appellieren und ihm begreiflich zu machen, dass nach Faktenlage Fifi unzweifelhaft hinüber, tot, gefressen, verdaut und wieder ausgeschieden ist. Naturellemang verweigert sich Theos dieser Einsicht: „Ich spüre, dass sie hier ist und nicht nur ihr Geist. Sie hat es mir versprochen!“ Danus ist ob dieser Antwort verständlicherweise der Ansicht, bei seinem Kumpel wären ein paar Dachpfannen locker, so dass Theos klarstellen muss, das Versprechen habe nicht Fifi, sondern die Lepratante abgegeben. Jetzt fällt es Danus wie Schuppen aus dem Haupthaar – alles klar. Die Lepratante ist ´ne Hexe, Raphi ist ´ne Hexe, die beiden haben also als Komplizen Theos verhext und hergelockt (warum auch immer sie das tun sollten. Schließlich ist dem Minotaurus herzlich wurscht, wen er frisst). „Wir haben dir vertraut“, greint Danus (ehm. Es ist nicht so, dass ihr euch freiwillig gemeldet habt. Die einzige Alternative wäre gewesen, sich freiwillig vom Stiergott mampfen zu lassen). Die beiden Knaben streiten sich noch eine Weile auf dem Niveau „sie ist tot“/sie ist nicht tot“, bis Theos der Kragen platzt, er Turag an selbigem packt und ultimativ Fifis gegenwärtige Koordinaten verlangt. Weil er dies in einer nicht unwesentlichen Lautstärke vornimmt, wird der Minotaurus auf den Tohuwabohu aufmerksam. Da er für den Höhleneingang ein wenig zu groß ist, schreitet der Stiergott zum „Einsatz in vier Wänden“ und rennt solange gegen die Höhlenwand, bis der ganze Kabuff dekorativ einstürzt – was Theos selbstverständlich nicht davon abhält, weiter Turag zu würgen, ihm die Karte vor die Nase zu halten und Auskunft über Fifis Aufenthaltsort zu begehren. Nochmal langsam zum Mitmeißeln bitte – Theos soll der Held sein, dem ich die Daumen drücken soll? Um ihn herum stürzt alles zusammen, seine Freunde drohen vom Felsbruch erschlagen zu werden, und der spielt immer noch den einsamen Rächer der Entkerbten? Momentan ist der von der ganzen Blase derjenige, den ich am schnellsten in einem Minotaurus-Magen verenden sehen möchte.

King Todd ruft indes ins Labyrinth hinein, dass er Raphi verziehen habe und sie sich doch schnellstens zwecks gemeinsamer weiterer Lebensplanung einfinden solle. „Dein Bruder vergibt dir“, versteht auch Danus drei Höhlen weiter, und entgegnet in Richtung Theos, der damit beschäftigt ist, dem halb unter Geröll verschütteten und vor sich hin wimmernden Turag den Kopf zu streicheln (??): „Nein, ein Bruder ist er nicht mehr, sondern eine Bestie!“ (Hä? Wen meint der jetzt? Ich hab das zuerst so verstanden, dass Danus Theos´ Bruder ist und soeben alle Familienbande abbricht, aber dialogtechnisch bezieht er sich ausdrücklich auf Todds flehentliche Bitte an Raphi. I don´t quite get it). Morna wirft Theos einen nachdenklich-vorwurfsvollen Blick zu und trabt dem abdampfenden Danus hinterher.

Der König stellt nunmehr fest, dass der Minotaurus wirklich überhaupt keine Ansprüche an seinen Speiseplan richtet und durchaus gewillt ist, auch einen Hamburger Royal (höhö) auf ebenjenen zu setzen. Todd versteckt sich feige hinter seinem Redshirt und geht sogar soweit, gar extrem hasenfüßig unauffällig ein paar Schritte rückwärts zu machen, die Tür zu durchqueren und selbige hinter sich zu verriegeln. Zum Ungemach des Redshirts, der bei SEINEM Rückzugsversuch auf einmal auf das massive Gehölz stößt und so vom Minotaurus ohne weitere Probleme verhackstückt werden kann. For good measure versucht der Stier zu Todds Entsetzen, die Tür einzurennen (was ihm eigentlich nicht wirklich schwer fallen sollte, nachdem er vor zweieinhalb Minuten noch eine Felswand zum Einsturz gebracht hat), ohne sein Herzblut hieran zu vergießen und wir bemerken, dass Tony Todd, obwohl physisch (da mal wieder halb nackig herumlaufend, gut sichtbar) noch gut in Form, im Gesicht doch schon ziemlich alt aussieht (und ein Nasenring kleidet halt auch nicht jeden).

Theos hat seine Lektion noch nicht gelernt (der Arsch) und schreit immer noch auf Turog ein (nachdem wir grad schon in der „Trösten“-Phase waren… jetzt also wieder die „bad cop“-Masche). Gut, dass Turog zufälligerweise die andere Hälfte von Theos´ Amulett am Start hat, ist nicht dazu angetan, unseres Helden Rage zu mildern. Und „Das Biest hat es mir geschenkt“ ist auch nicht gerade die Ausrede, die ich für drei griechische Drachmen kaufen würde. Theos lässt seiner Aggressivität freien Lauf und endlich pointed Turog auf einen Fleck der Karte (auf die Präzision dieser Angabe würde ich mich nicht verlassen. Turog will Theos vermutlich einfach nur endlich von der Backe haben und stiften gehen können).

Tyros und Didis sind inzwischen dabei, eine Art Beziehung einzugehen. Didis möchte nämlich heim und Tyros verspricht ihr heldenmäßig-männlich, für Rücktransferierung ins Heimatdorf zu srogen. „Dann bleib ich bei dir“, schmachtet Didis. Ein glücklicher Zufall will es so, dass diese Unterhaltung GENAU unter der Thronsaal-Gittergrube stattfindet. Die paar Meter kann man doch raufklettern, oder? Schließlich ist die Felswand rauer und bietet mehr Griffmöglichkeiten als der gute alte „Wall“ bei den American Gladiators. Und ein hungriger Minotaurus dürfte doch auch ´ne bessere Motivation sein als so´ne muskelbepackte Gladiator-Lusche (außer vielleicht Nitro. Nitro war Hardcore und vor allem in der Disziplin völlig humorlos). Tyros erklimmt die Wand denn auch mühelos und auch das Gitter sollte keine Schwierigkeit darstellen, ist es doch primär dazu gedacht, den Minotaurus drunten zu halten und daher breit genug gefächert, um einen normal gebauten Menschen (also eher nicht Otfried Fischer) durchzulassen (der Sinn des Gitters erschließt sich mir allerdings eh nicht ganz, denn Stiere können, hab ich mir sagen lassen, nicht wirklich gut kraxeln. Soll an den Hufen liegen). Das Problem ist nur, dass Didis eine Frau ist und daher selbst für eine simple Kletteraufgabe zu blöd. Okay, nach ein paar Versuchen gelingt es ihr sogar, Tyros ausgestreckte Hand zu fassen, doch als unter ihr der Minotaurus auftaucht und Rabatz macht (und Tyros blöderweise „sieh nicht nach unten“ rät, was bekanntlich noch JEDER Mensch zum Anlass genommen hat, sofort und auf der Stelle nach unten zu kucken), gerät sie beim Anblick des Monsters in Panik, bekommt vermutlich schweißnasse Hände und rutsch langsam, bedächtig, aber sicher, aus Tyros´ starkem Griffel. Zumindest muss sie sich keine Sorgen um einen langsamen und qualvollen Tod machen, alldieweil sie direkt auf eins des Stieres Hörner platscht und sich dekorativ durchbohrt. Oopsy.

Theos fährt dieweil nicht nach Lodz (ich hab mir den Gag bis auf Seite 10 des Recaps verkniffen… war nicht leicht), sondern streift durch einen blaugefilterten Part des Labyrinths und sucht nach Fifi. Io and behold, da flötet jemand (und jemand weibliches noch dazu) zart Theos´ Namen zurück. Theos kuckt verwirrt, was mich wundert, weil das ja ungefähr genau das ist, wonach er sucht. Die Stimme empfiehlt ihm, „den Geist zu suchen“ (und die Macht zu benutzen, jaja) und ein-zwei Abknicke weiter steht tatsächlich Fifi in voller Lebensgröße, wirkt aber zumindest auf mich eher unwirklich. Egal, umarmen kann man das Frauenzimmer, und das tut Theos dann enthusiastisch, auch wenn mich Fifis Versicherung „Ich bin es wirklich“ skeptisch stimmen würde (wer so etwas gesagt hat, war noch selten der, für den er sich ausgegeben hat). Als Fifi allerdings anmerkt, dass die Lepröse sein Kommen angekündigt habe und „wir alle auf dich gewartet haben“, setzt bei Theos doch ein gewisser Denkprozess ein – bei näherer Ansicht entpuppt sich die umarmte Herzensdame denn auch als ziemlich abgenagter Kadaver! Mit angemessen angewidertem Gesichtsausdruck lässt Theo Fifi (die´s aber wohl tatsächlich früher mal war… die scheint also einfach so im Labyrinth vor Gram gestorben zu sein, Minotaurus hätte die wohl nicht in Gänze übrig gelassen) zu Boden plumpsen und stellt fest, dass seine Holde nicht das einzige Skelett ist, das an Ort und Stelle von Ratten umwuselt wird. Solchermaßen geschockt hört er Danus (der sich das mit der Entbrüderung wohl anders überlegt hat) nach ihm rufen und kommt wieder zu Sinnen.

Stichwort Danus. Der legt gerade eine herzzerreißende Abschiedsszene mit Morna aufs Parkett, weil er allein nach Theos weiterfahnden will und Morna doch lieber in Turags ramponierter Höhle mit dem Zottelbarbaren auf bessere Zeiten warten soll. Morna schenkt ihrem Traumprinzen noch ein good luck charm, ehe Danus sich mit selten dämlichen Gebeten an den „Geist der Bäume“ (im Dorfe Thena pflegt man offensichtlich eine eher naturalistisch geprägte Religion) loszieht, um Theos aufzugabeln. Unglücklicherweise findet Danus nicht Theos, sondern den nach wie vor eher übellaunig orientierten Minotaurus. Danus versucht den psychologischen Ansatz: „Ich glaube nicht an dich!“ (Solange der Minotaurus an DICH glaubt, wird dir das nicht viel helfen). Realistischerweise sieht Danus ein, dass sein letztes Stündlein geschlagen hat und brüllt Theos zu, der die ganze Szene dank der guten Akustik im Labyrinth mithören kann, aber keine Ahnung hat, wo er bzw. Danus sich aufenthaltig ist, er möge doch bitte für ihn beten. Theos tut ihm den persönlichen Gefallen leider nicht, weil er viel zu entsetzt kucken, hysterisch „Danus“ schreien und um Vergebung für seine Torheiten blöken muss, dieweil der Angerufene offscreen vom Minotaurus in mundgerechte Häppchen zerlegt wird (wir sehen nur Theos´ terrifizierte Visage).

Zutiefst gefrustet dengelt Theos sein Amulettstück gegen die Felswand, was (lächerliche CGI-) Funken schlägt und das im Labyrinth vor sich hin gasende Liebesgas entzündet (ha-haa!). Noch allerdings macht Theos Brägen nicht die Striche zwischen den zu verbindenen Punkten.

König Tut, eh, Todd, rhabarbert zur gleichen Zeit am Gittergrubeneingang selten schwachsinnigen philosophischen Nonsens über die Macht des von ihm verehrten Gottes, anscheinend gerichtet an Theos, was aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt eher pointless ist (vor allem, nachdem Todd ja ein paar Minuten vorher seinem Gott noch sehr feindselig eingestellt war. Irgendwie kommt mir die Szene leicht out-of-place vor. Aber wir müssen ja alle fünf Minuten unseren Topstar zeigen).

Raphi, ja, die gibt´s auch noch, wo wir grad dabei sind. Die hat den vor sich hin verzweifelnden Theos gefunden und unterwegs das von ihm weggeworfene Amulett aufgesammelt. „War sie wirklich?“, erkundigt sie sich besorgt. „Nichts hier ist wirklich“, murmelt Theos resigniert (und wirft damit nun doch dezent für mich die Frage auf, WER zum Geier für die Fifi-Apparation zuständig war. Hat Theos sich das gasbedingt nur eingebildet, war er wirklich von der Leprahexe verzaubert oder was?). „Ich hasse die Liebe“, grundsatzstatementet Theos, weil die Liebe ja an der ganzen Misere Schuld ist (wenn er jetzt damit anfängt, dass Danus und die anderen nur seines Liebeswahns wegen gestorben wäre, springe ich persönlich in den Fernseher und erwürge ihn). „Du DARFST die Liebe nicht hassen,“ ereifert sich Raphi (die sich offenbar ausgerechnet hat, dass in dem Falle nix mit gemeinsamer Zukunft, auf die sie wohl spekuliert, ist) und sieht sich genötigt, dem kriselnden Theos die tragische Geschichte ihres Volkes zu erzählen. Nun, dass die Minoer auf die Idee des Interspecies-Crossbreeds zur Gottesschöpfung kamen ist nix neues, mehr schon (vor allem setzt das zumindest mal einen gewissen Zeitablauf), dass die Mino-Mama auch die Mutter Raphis und King Todds ist (dann möchte ich doch gerne mal den Vater sehen. Der muss aus Schwarzafrika gewesen sein, weil die Mutter war recht eindeutig weiß [Wer Stiere nagelt, den stören keine rassistischen Ressentiments. – der Lektor]). Der Minotaurus hätte nach seiner Geburt nix besseres zu tun gehabt, als einen gewissen Prinzen zu meucheln (a-haa), weswegen man den neuen Gott im Labyrinth eingesperrt habe. Da man dem eigenen Volk aber schlecht erzählen konnte, der neue lebendige Gott hätte als ersten göttlichen Akt gleich ein Mitglied der Königsfamilie gemampft, wurde quick als Sündenbock ein Mann aus Thena als Prinzenmörder ausgemacht und dadurch die Tributpflicht begründet – so it was all a terrible, terrible LIE! Shocking! (Und damit klärt der Film übrigens nonchalant, dass Minotaurus NUR mit den Opfern aus Thena gefüttert wird. Damit ist der carnivore Gott ein sehr bescheidener welcher – INSGESAMT acht Opfer alle drei Jahre, da muss man mit seinen Energien haushalten).

Wegen dieser nationalen Schande habe Raphi die Lepratante beauftragt, einen tauglichen Helden zu finden, damit der den Minotaurus hinschlachtet (ist wohl besser als ein Untersuchungsausschuss). Ich will nicht meckern, aber das ist ´ne ziemlich linke Nummer, und wäre ich jetzt Theos, würde ich Raphi an den Ohren packen, dem Minotaurus vor den Kiefer werfen und „bon appetit“ wünschen. „Wenn er ein Gott ist, wird er uns alle töten, wenn wir ihn töten, ist er kein Gott“, fasst Raphi noch mal die Logik des Films zusammen (der Minotaurus sieht ehrlich gesagt nicht so aus, als könnte er nicht auch ohne Göttlichkeit alle töten, die ihn nerven). Theos setzt sich ein fieses Grinsen auf und erinnert sich an die Gasexplosion. Brennen soll das Vieh, brennen! Man müsste nur die Quelle des ausströmenden Liebesgases finden, die sich, wie Raphi vorhin mal (von mir unerwähnt) berichtet hat, praktischerweise mitten im Labyrinth liegt (und auch den Palast mit Wärme versorgt. Ist fast wie der Matmos in Barbarella). Vor lauter heldenhaftem Gottesmordenthusiasmus bemerkt Raphi leider nicht, wie der (sicherlich durch eine Ninja-Schule gegangene) Minotaurus sich hinter ihr anschleicht und zum tödlichen Hornstoss ansetzt. Doch da! Tyros, der nach Didis Abgang nicht etwa die günstige Gelegenheit ergriffen und geflohen ist (immerhin war er praktisch schon halb draußen), taucht auf und ist in selbstloser Opferstimmung. Er bedeutet Theos und Raphi zu fliehen und lässt sich vom Minotaurus aufspießen. Während Tyros sich selbst weiter auf das Horn schraubt und sich bemüht, während er mehr oder weniger spektakulär ausblutet, den Stiergott durch Fausthiebe auf den Dez umzubringen, kommt Theos, grad mal hundert Meter weit geflohen, auf die Idee, Tyros dringlich helfen zu wollen (äh. Ich glaub, das ist jetzt ein bissl spät). Das Feuerwerk will er dann auch gleich veranstalten. Raphi soll doch solange in einem praktisch herumstehenden unterirdischen Teich warten. Die Prinzessin geht auftragsgemäß ins Wasser.

Wenig überraschenderweise kommt Theos zu spät, um Tyros auch nur noch die letzte Ölung zu verabreichen (den könnte man höchstens noch mittschiffs stopfen). Durch aufgeregtes Winken und Krakeelen macht Theos den Stier auf sich aufmerksam – der Minotaurus nimmt Anlauf. In letzter Sekunde springt Theos aus dem Weg und der Stier bohrt sich Horn voran in die Felswand. Weil Theos aber etabliertermaßen ein Volldepp ist, verliert er dabei das Amulett (und ´n Zippo hat er wieder nicht einstecken). Der Stier befreit sich aus seiner prekären Lage, indem er sich das festgebohrte Horn abbricht und schickt sich an, Theos plattzutrampeln. Unser Held ortet das Amulett um des Stiers Horn gewickelt (vielleicht hab ich nicht richtig hingekuckt, aber es sieht so aus, als hätte der Minotaurus jetzt schon wieder zwei intakte Hörner. Naja, warum ein zweites Stier-Modell mit ohne halbem Horn rendern. Halt, I stand corrected – das eine Horn ist wirklich abgebrochen. Sorry für die Fehlinformation…). Notgedrungen erfindet Theos an Ort und Stelle das Bullenreiten, schwingt sich auf des Minos´ Rücken und bemüht sich, sich das Amulett wieder anzueignen (ungelogen allerdings auch mittels der höflichen Nachfrage: „Bitte, gib es mir!“. Minotaurus, tu mir bitte einen persönlichen Gefallen und KILL den Blödmann). Da Theos mangels greifbarer Alternativen unser Held ist, gelingt es ihm schlussendlich, das Amulett zu greifen und sich vom Stier zu werfen. Er sollte sich auch langsam ranhalten, denn das ausströmende Gras macht Raphi mittlerweile langsam groggy (sollte sie nach Filmlogik nicht geil werden und sich betatschen, einen passenden Felsbrocken als Dildo suchen o.ä.?). Theos rennt in Richtung der Gasquelle, der Bulle hinter ihm her (ich würde sagen, dass der Bulle normalerweise kein Problem damit haben sollte, Theos einzuholen, aber ich gebe dem Film insofern den benefit-of-doubt, als die Tunnel recht eng sind, der Stier grad eben so durchpasst und wohl nicht auf Höchstgeschwindigkeit kommt, auch wenn der Minotaurus im Filmmaterial ständig mindestens doppelt so schnell wirkt wie Theos). Dabei versucht Theos, das Amulett gegen die Wand zu schlagen und so den entscheidenden Funkenflug auszulösen, was aber natürlich erst in aller-aller-allerletzter Sekunde gelingt. Das Gas explodiert! BA-WOOM!

Es explodiert sogar so heftig, dass im Palast aus den Grubenzugängen die Flammen schlagen. Theos gelingt es, im Gegensatz zum Bullen, der Feuerwalze davonzurennen und in den Teich zu springen. Der Minotaurus hingegen wird barbecued. Obligatorischerweise stürzt im Palast alles mögliche ein und um und König Tony, der von der Druckwelle von den Füßen gepustet wird, fällt ein Pfeiler o.ä. auf den Wanst, der presumably nicht mal den echten Tony Todd kratzen würde. Err… wenn das tatsächlich die come-uppance des Schurken war, ist die reichlich reichlich lame. Nicht mal das Stierstandbild, das selbstverständlich ebenfalls in Trümmer fällt, begräbt den König unter sich.

Theos und Raphi haben selbstverständlich unter Wasser überlebt und krauchen prustend ans Ufer. „Hast du ihn getötet?“, dummfragt Raphi und erinnert sich jetzt daran, dass es auf der anderen Seite des Labyrinths doch noch einen zweiten Ausgang gibt. Leider kommt Theos nicht dazu, ihr verdientermaßen (sowohl für die Frage als auch für die Erinnerung) eine zu kleben, da Hufgetrappel durch die (natürlich auch kollabierenden) Tunnel dröhnt und Raphi in Panik versetzt. Das Flambée allein hat den Stier nicht gerichtet. Vielleicht ist er ja doch ein Gott? (Interessanterweise stellt von den verbliebenen Protagonisten keiner diese eigentlich naheliegende Frage). Und da ist er auch schon – der Viertausendpfünder auf vier Beinen macht einen angekokelten (in der Tat qualmt er sogar noch) und extrem mies gelaunten Eindruck. Theos bewaffnet sich mit einem günstig herumliegenden Stalagmiten (o.ä.) und legt ihn wie eine Lanze ein. Der Stier ist blöd genug, frontal auf Theos loszustürmen und sich so die steinerne Lanze genau ins Maul schieben zu lassen. Da hinter Theos eine Wand ist und die kinetische Energie des stürmenden Bullen ihr übriges tut, schiebt sich die Lanze durch den kompletten Bullen (ungeachtet der Tatsache, dass der Bulle mindestens vier Meter lang ist, Theos´ Felslanze vielleicht maximal anderthalb Meter misst und er am Ende immer noch sein Ende festhält) und bricht rektal wieder heraus. Ochs-am-Spieß, sagt man da wohl, jetzt kannste den Minotaurus direkt zum Oktoberfest schicken… Auf jeden Fall ist das Viech jetzt erledigt.

Trotzdem ist weiterhin Eile geboten, denn das Labyrinth stürzt in sich zusammen (theoretisch müsste dann auch oben drüber der Palast einstürzen, tut dies aber nicht). Raphi drängt gen Ausgang, aber Theos erinnert sich wider Erwarten an Morna und Turag. Die Wohnhöhle Turags ist zwar mittlerweile fast ganz eingestürzt, aber es gelingt ihm, sich die beiden unter die Arme zu klemmen – Raphi führt den Weg und ja, hurra und amen, da ist Tageslicht zu sehen (besser gesagt: Palastinnenlebenlicht, denn auch dieser Ausgang führt letzten Endes in den Thronsaal. Scheint so ein Escher-Labyrinth zu sein). Speziell Turag, der dafür, dass er vor ´ner Viertelstunde noch halb verschüttet war, wieder gut zu Fuß ist, tut das helle Licht in den Augen weh.

König Todd lebt noch – schwach, und freut sich, soweit es sein körperlicher Zustand zulässt, halbtot auf der Treppe seines Thronsaals liegend, ´nen Keks, dass Raphi den ganzen Schlamassel überlebt hat. „Ich hatte Angst, ich hätte dich verloren“, röchelt der gestrauchelte König (nachdem er ZUERST Theos noch unverbindlich mehr oder weniger zum Sieg gratutliert hat). „Du solltest Angst haben“, empfiehlt Raphi, während sie ihrem Brüder zärtlich die Glatze streichelt, „die Dunkelheit erwartet dich“. Ya see, Raphi ist nachtragend, und obwohl klar ist, dass Tony die nächste Morgensonne nicht erleben wird, macht sie sich die Arbeit und erstickt ihr Bruderherz selbstpersönlich, indem sie ihm Mund und Nase zuhält. Nett ist in der Szene Theos´ schockierter Gesichtsausdruck (vermutlich geht er gerade mental ein paar Ausreden durch, warum er sie leider nicht ehelichen kann).

Ist aber auch gar nicht nötig, denn Raphi ist in sich gegangen und hat ermittelt, dass Theos nur Fifi liebt (auch wenn die nun auch für ihn hops ist) und sie selbst wohl verpflichtet ist, die Minoer in eine bessere Zukunft zu führen. Deswegen reicht sie ihm eine Hälfte des Amuletts (ich will gar nicht wissen, wie viele Hälften dieses Amuletts es gibt. Oder vielleicht steht irgendwo auch nur ein Kaugummiautomat, der die Dinger ausspuckt) und die Empfehlung, Fifi weiterhin zu lieben (am meisten wundert mich in der englischen O-Ton-Fassung, warum Raphi JETZT anfängt, mit einem undefinierbaren foreign accent zu sprechen).

Inzwischen hat sich auch das minoische Volk (alle zwölf oder so) im ruinierten Thronsaal versammelt – alle tragen Stiermasken (das ist offensichtlich ´ne Art Gruppenzwang. Sogar die Zivilisten müssen die Teile aufsetzen). Raphi befiehlt, die Masken abzusetzen: „Remove your shame!“ Das Volk gehorcht und die Erzählerin kehrt zurück – sie berichtet, dass das minoische Imperium damit offiziell zerschlagen war und in den Legendenstatus verfiel; außerdem outet sie sich als Morna und erklärt, dass sie aus Protest gegen die Behandlung ihres Dorfes die Sprechleistung eingestellt habe (zu oft die „Blechtrommel“ gelesen und zum „nicht mehr wachsen“ war´s zu spät?), jetzt, gen Ende ihres Lebens, aber gern die Geschichte vom Schafhirten, der einen Gott tötete, erzählt [Verdammt, wieso fällt mir erst jetzt die Parallele zu David vs. Goliath auf? – derLektor]. Na dann…

Der große positive Eindruck vorab – Minotaurus ist nicht so offensiv idiotisch wie ein anderer, vor einiger Zeit besprochener „neumodischer“ Fantasyhorror-Stoff auf Sagen- und Legendenbasis, der Wikinger-Schwurbel Berserker (der aber immerhin noch weniger idiotisch war als Ralph Moellers Prachtstück The Viking Saga). Das heißt zugegebenermaßen nicht wirklich viel – und wer aus diesem äußerst dünnen Lob geschlussfolgert hat, dass es sich bei Minotaurus um keinen richtig guten Film handelt, verdient sich mal wieder einige der in letzter Zeit eher spärlich vergebenen badmovies.de-Gummipunkte.

Es überrascht uns als Schundologen natürlich nicht wirklich, dass die Autoren, namentlich die Debütanten Nick Green (wenigstens ein Kumpel von Stephen Fry) und Stephen McDool (lustiger Name), erwartungsgemäß von der Theseus-Ariadne-Minotaurus-Legende nicht viel übrig gelassen haben (wobei ich schon erhofft hatte, wenigstens der berühmte Faden würde in irgendeiner Form eine Rolle spielen). Angesichts des Umgangs mit dem Stoff stellt sich mir schon die Frage, ob Green und McDool die Theseus-Legende überhaupt mal gelesen haben – gut, dass man die „Entstehungsgeschichte“ des Stiers etwas „böser“ gemacht hat (obwohl auch die „Urfassung“ fies genug ist… sie involviert Poseidon, König Minos, einen weißen Bullen, Königin Pasiphae, den genialen Erfinder Daedalus und eine Holzkuh…) und die übernatürlich-göttlichen Elemente praktisch völlig entfernt hat und statt dessen eine eher politisch-machtorientierte Hintergrundgeschichte wählte, lasse ich ja meinetwegen noch durchgehen (besser konstruiert hätt´ sie aber schon sein könn´). Aber dass man DEN zentralen Aspekt der Minotaurus-Geschichte, nämlich dass das Monstrum halb Mensch, halb Stier (genau gesagt: Körper eines Mannes, Kopf eines Stiers) ist, völlig ignorierte und aus dem Titelmonster einfach einen GROSSEN, fiesen Stier (mit einem unerklärten seltsamen Monsterkiefer) machte, das nehme ich dem Film übel (zumal auch der Film bestätigt, dass es sich um die Frucht einer Verbindung Frau-Stier handelt). Ehrlich gesagt, erinnerten mich weite Strecken des Finales verdammt an den auch hier besprochenen Rankin-Bass-Zeichentrickfilm The Last Unicorn, indem der Rote Bulle die Helden durch ein unterirdisches Tunnelsystem jagt. Das kommt davon, wenn man von einer Legende mehr oder weniger nur den Namen nimmt und ein simples Monsterfilmchen draus strickt, ohne damit zu rechnen, dass ein paar aufgeweckte Köpfe im Publikum vom Quellmaterial durchaus mal was gehört haben.

Aber okeeeeeeh, sind wir nett, sind wir freundlich, vergessen wir einfach mal, worauf Film und Drehbuch nominell beruhen und schauen, ob das Script wenigstens im Rahmen eines schlicht gestrickten Monsterfetzers funktioniert. Er… whaddyathink?

Es funktioniert natürlich nicht, weil es davon abhängt, dass wir mit einem Hauptcharakter sympathisieren, der uns über weite Strecken der Geschichte absolut keinen Grund dafür liefert – gut, er ist, wie im Finale klar wird, manipuliert worden (wie genau auch immer…), aber er taugt nicht als Identifikationsfigur, als Held, mit dem wir mitfiebern können und wollen (das mag dem Bemühen entsprungen sein, als zentrale Figur keinen „klassischen“ griechischen larger-than-life-Helden zu schildern, sondern eine ambivalente Gestalt mit Ecken und Kanten, aber diese Ecken und Kanten dann auf externe Manipulation zu schieben, ist dann wieder der feige Ausweg). Von den diversen cannon-fodder-Charakteren hat keiner auch nur eine halbwegs memorable Eigenschaft zu bieten (mit der Ausnahme von Tyros, dem man wenigstens einen character conflict durch seine Feindschaft mit Theos angedichtet hat. Nicht, dass sich da wirklich zählbares draus entwickeln würde), die Bösen (bzw. der eine Böse, der übrig bleibt, nämlich König Todd, der tatsächlich einen Charakternamen trägt, der im Film nicht ein einziges Mal ausgesprochen wird) lassen ihre Motivation nicht wirklich durchblicken (zumal der King sehr wankelmütig ist und von Szene zu Szene von blinder Gottesverehrung zu delusions of grandeur schwankt) – wie überhaupt das böse Imperium von Minos offenbar SO böse und fies ist, dass es genau EIN bedeutungsloses Kuh- (bzw. Schaf-)Dorf in der hintersten Balkanheide terrorisiert, und das auch nur alle drei Jahre. Boy, those guys surely are a global threat. Und der Minotaurus selbst – na ja, da verschenkt der Film sein Potential eben durch den schon oben kritisierten „Kniff“, aus der Sagengestalt ein schlichtes Tiermonster zu machen, das personality-free, ohne jegliche menschliche Intelligenzreste, nur auf Killen & Fressen programmiert ist (und „gefressen“ wird on-screen auch nicht).

Immerhin, das Script tut nur selten wirklich weh (im Gegensatz zum zitierten Berserker. Die Handlung selbst wird ziemlich überraschungsfrei, aber schwungvoll vorangetrieben – speziell, wenn sich die ganze Chose mal ins Labyrinth entwickelt hat und wir in der üblichen bodycount-Routine gefangen sind. Da hilft dann auch Raphaellas character turn nicht mehr viel. Plotholes, offene Fragen und Widersprüchlichkeiten hab ich oben in der Inhaltszusammenfassung, glaube ich, zu allgemeiner Zufriedenheit dargelegt und muss den Kram daher nicht wiederholen (ätschibätsch an diejenigen, die nur den Analysepart lesen und glauben, sich die zehn-zwölf Seiten davor sparen zu können. Ich erziehe zu diszipliniertem Lesen, ha!).

Auch handwerklich-technisch ist das ganze Treiben einigermaßen plausibel heruntergekurbelt. Zuständig dafür, das 7-Mio-Dollar-Budget zu verbraten, ist ein gewisser Jonathan English, der normalerweise eher als Produzent tätig ist und lediglich 2002 einen Film namens Nailing Vienna (von dem die IMDb nicht mal das Genre kennt) [Nagelndes Wien? Klingt schmutzig, har har… tschuldigung. – der Lektor] zu verantworten hat. Abgesehen von der Tatsache, dass Minotaur nicht besonders interessant anzuschauen ist, was die production values angeht (Ausstattung ist des Films Sache nicht – König Todds Thronsaal ist sprichwörtlich LEER, seinen Palast zeigt man uns von außen nicht mal in Form eines digital matte, das Dorf Thena besteht aus ein paar hastig hingezimmerten Hütten und im Labyrinth gibt´s naturgemäß außer unbehauenen Felswänden nix zu sehen) bewegt sich der Streifen auf einem soliden professionellen Niveau. Die Kameraführung reißt keine Bäume der Innovation aus (im Gegentum, es fällt mittlerweile schon auf, wenn Monster-POV einfach durch durch die Tunnel rasende Kamera dargestellt wird, ohne wenigstens irgendeinen Verfremdungseffekt draufzupacken) – der Gipfel der Farbgebungskunst ist, dass die das Labyrinth nicht nur erdfarbig, sondern kühl-bläulich beleuchtet wird und in der Sequenz, in der Theos dem Ffion-„Geist“ auf den Leim geht, sogar konsequent ein Blaufilter eingesetzt wird.

Bemühen um Dramaturgie und Spannungsaufbau ist zumindest erkennbar – das Script verschenkt hier zwar Potential (ich hätte das „gläubige Mädchen“, eine der theoretisch besseren Ideen des Films, auch wenn, wie oben im Recap schon dargelegt, nicht wirklich klar ist, warum sie und ihre Familie an die Göttlichkeit des Minotaurus glauben sollten, länger – und mit mehr Background – im Film gelassen, um innerhalb der Heldengruppe mehr Reibungspunkte zu haben), aber der Streifen rollt zumindest in passablem Tempo dahin (ich war angenehm überrascht, wie flott die Zeit doch vorbeiging. Als der Abspann zu laufen begann, war ich mental erst bei der 70-Minuten-Marke), auch wenn der Showdown mit der Enttäuschung zu kämpfen hat, dass König Todd etwas zu billig davonkommt (gesetzlich vorgeschrieben wäre doch eigentlich, dass er von der eigenen Kreatur gefressen wird o.ä.).

Der Score des deutschen Komponisten Martin Todsharow (Tattoo, Elementarteilchen, TKKG und die rätselhafte Mind-Machine) trägt angemessen dick auf, ohne im Gedächtnis zu bleiben.

Trotz der Vielzahl ansehnlicher Frauenzimmer im Cast ist der Streifen leider recht prüde – mehr als das entzückende Minikleidchen von Fräulein van der Water und – immerhin – Vorder- und Heckansicht von Shiva Gholamainzadeh (die Königin, jooo, doch… ) gönnt man uns leider nicht. Im antiken Griechenland hatte man auch gar keinen Spaß…

Nun noch zu den Effekten – Minotaurus firmiert als Horrorfilm. Die titelgebende Kreatur ist, wie schon angedeutet, per CGI realisiert und sieht ungefähr so aus, wie man sich eine CGI-Kreatur in einem eher schmal budgetierten DTV-Film vorstellt, aber immerhin eine Stufe besser als in einem typischen SciFi-Monster-of-the-Week-Movie a la Komodo vs. Cobra (wobei Minotaurus in den USA als SciFi-Original-Movie im Fernsehen Premiere feierte. Für den Kabelsender dürfte dieser Film eine enorme qualitative Verbesserung zum sonst dort laufenden Kram sein…). Die Animation ist recht flüssig, die Einarbeitung ins reale Filmgeschehen mittelprächtig (das dunkle Ambiente des Labyrinthsystems kommt den Effekthexern entgegen, da fallen Schwächen nicht gar so leicht auf wie wenn´s auf der grünen Wiese spielt). Gore und Splatter sind vorhanden, aber einer FSK-16-Freigabe (nach heutigen Maßstäben – vor zehn-fünfzehn Jahren wäre das sicher mit rotem Papperl durch die Prüfung gegangen) gerechtfertigt nicht überexplizit. Nicht alle Kills sind on-screen, manchmal reicht´s nur dafür, einen Kübel Blut an die Wand zu klatschen. Explizit sind die Kills an Vena (Horn von hinten durch den Kopf, aber auch nicht gory), Didis (landet auf dem Horn, aber nur sehr kurz zu sehen) und Tyros (der muss es ausbaden und erleidet den brutalsten und explizitesten Tod). Die Ruppigkeiten sind anständig genug realisiert, um anspruchslosere Gorehounds zwar nicht unbedingt um den Schlaf zu bringen, aber zumindest halbwegs zu befriedigen.

Im Cast, größtenteils aus jungen attraktiven britischen Fernseh- und Theaterschauspielern zusammengestellt, verbergen sich erstaunlicherweise doch ein paar interessante Namen. Die Hauptrolle des Theos absolviert Tom Hardy, immerhin mit diversen Theaterpreisen überhäufter Bühnenschauspieler, der aber in seiner Filmauswahl gern mal kräftig danebengreift. Neben diesem Machwerk gab er sich nämlich z.B. als Picard-Klon Shinzon im almost-franchise-Killer Star Trek: Nemesis die Ehre. Die Rolle in Sofia Coppolas Marie Antoinette sollte da, auch wenn´s ne mickrig kleine ist, sollte da schon eher ein Karriereplus darstellen. Hardy laboriert an einem aus oben geschilderten Gründen extrem unlikeable Heldencharakter und erledigt den Job, offensichtlich in der Erkenntnis, in einem miesen B-Film mit schlechter Rolle gelandet zu sein, ähnlich wie in Nemesis im „möglichst-wenig-Aufwand“-Modus. Auf der Bühne muss der Junge wirklich besser sein.

Raphaella Michelle van der Water ist hübsch anzuschauen, hält sich schauspielerisch recht wacker und macht aus ihrer ersten Hauptrolle das bestmögliche, whatever that means. Lex Shrapnel (auch´n cooler Name, Tyros) wirkt deutlich spielfreudiger als Hardy (vielleicht hätten die beiden die Rollen tauschen sollen), hat aber auch zumindest eine halbwegs dreidimensionale Rolle zu spielen. Shrapnel sah man in K-19: Widowmaker, Nine Lives und Jonathan Frakes´ gefloppter Thunderbirds-Realadaption (Star Trek-Verbindungen, wohin man sieht). Für Danus Jonathan Readwin, ein charismaloses Schmalhemd, stellt Minotaur nach ein paar eindruckslosen Fernsehjobs im Briten-TV die erste Filmrolle dar, „Morna“ Maime McCoy (auch easy on the eyes und nicht vor irgendwelche schauspielerischen Aufgaben gestellt, es sei denn, man zählt ihre Pseudo-Lesbeneinlage mit Lucy Brown dazu) hatte immerhin einen Bitpart im Johnny-Depp-Film The Libertine. Lucy Brown (Didis) selbst hat bisher nur UK-TV-Arbeiten in der Vita stehen.

Die großen Namen im Cast haben unterschiedlich viel zu tun – Rutger Hauer muss in einer typischen Altersrolle nicht viel mehr tun als einen Vollbart spazieren zu tragen, barbarisch zu kucken und ein paar streng genommen bedeutungslose Lines zu murmeln (und etwa mit dieser Motivation erledigt er das. Vielleicht, Rutger, solltest du einfach aufhören, wenn du keinen Bock mehr hast. Und so sehen einige deiner letzten Performances nämlich aus). Tony Todd, der Candyman, lebt von seiner nicht wegzudiskutierenden physischen Präsenz und der Ausstrahlung, die er durchaus hat, wobei auch ihm die Rolle wenig abverlangt – er muss meistens nur rumstehen und seinen Text aufsagen (er hat eine „halbe“ Actionszene mit Hardy in van der Waters Schlafzimmer). Wenn er tatsächlich dazu zum Schauspielern genötigt wird, wird´s gern mal (unfreiwillig) lustig… Als kleines Schmankerl für altgediente Genre-Fans wird die Leprahexe von Hammer-Vampirin-vom-Dienst Ingrid Pitt (The Vampire Lovers, Countess Dracula, The Wicker Man) gespielt. Unter ihrem Warzen-Make-up eine darstellerische Leistung festzustellen, ist schwierig. Aber wenn man erst mal 69 Jahre alt ist und keine Karriere mehr hat, von der man wüsste, ist man sicher über jeden Gagenscheck froh.

Sunfilm hat sich noch selten die Blöße gegeben und einem Gurkenfilm keine vernünftige DVD-Umsetzung spendiert. Der 1.85:1-Widescreen-Transfer (anamorph) ist tip-top, verschmutzungs- und störungsfrei, wie man es von einem fabrikneuen Film auch erwarten darf, verfügt über ausgezeichnete Schärfe- und Kontrastwerte und eine tadellos werkelnde Kompression (wie Sunfilm-üblich mit der Einschränkung, dass ältere Player mit neueren Sunfilm-Scheiben massive Probleme haben).

An Tonspuren stellt Sunfilm uns die übliche Auswahl von Deutsch (dts, Dolby 5.1) und Englisch (Dolby 5.1) zur Verfügung. Wie üblich habe ich mich auf den O-Ton kapriziert – der ist in Ordnung, ist kristallklar, gut abgemischt und lässt sowohl Dialog, Musik als auch Soundeffekte sehr gut zur Geltung kommen. Deutsche Untertitel gibt´s sowohl für den Hauptfilm als auch die deleted scenes (siehe nächster Absatz).

Die Abteilung Bonusmaterial besteht hauptsächlich aus einem Regie-Audiokommentar (den ich mir allerdings nicht zu Gemüte geführt habe, weil ich nicht wirklich brennende Fragen an den Director habe…). Darüber hinaus gibt´s eine mit Musik unterlegte Montage über die CGI-Effekte (Demonstration der Greenscreen-Arbeit und des Einkopierens der CGI) sowie zwanzig Minuten deleted scenes, die nach grober Durchsicht aber hauptsächlich „extended scenes“ zu sein scheinen, die man aus Pacing-Gründen auf das im Endschnitt vorhandene Maß zurechtgestutzt hat (und, so wie ich das sehe, nicht zum Nachteil des Films). Trailer und Sunfilm-Trailershow sind selbstverständlich vorhanden.

Summa summarum ist Minotaurus eine Gurke der tolerablen Machart. Selbstredend wird die klassische Legende zugunsten einer uninspirierten Monsterplotte geschändet und um ihre wirklich * interessanten * Elemente beraubt, aber das Resultat bleibt verhältnismäßig ansehbar – mit einem charismatischeren Hauptdarsteller (und einer deutlich verbesserten Zeichnung des von ihm zu spielenden Charakters) könnte der Film qualitativ spürbar zulegen, weil dann einfach mehr Dramatik und Spannung daraus resultieren würden, könnten wir als Zuschauer den Helden * leiden *, aber auch so ist der Film ein handwerklich solide gewerkeltes Produkt, das seine Schwächen zentral im Drehbuch begründet sieht. Das aber, da sind wir uns wohl einig, ist traditionell der Filmbestandteil, an den die Produzenten eines Horrorfilms die wenigsten Gedanken verschwenden. Ich würde jetzt nicht soweit gehen wollen und Euch dringlich empfehlen, sofort in den nächsten Laden zu marschieren und die DVD zu kaufen, aber die FFF-Kritiken scheinen mir doch deutlich überzogen (speziell im Vergleich zu Kram, der dort lief und WIRKLICH schlecht war, wie Starfish Hotel oder The Marsh). Als anspruchsloser Monstersnack für zwischendurch geht Minotaurus bei all seinen Fehlern okay – da hab ich schon * wesentlich * schlimmeres sichten müssen, kein guter Film, aber auch keiner, der nur wegen seiner Trashigkeit genießbar ist. Man hätte aber mehr daraus machen können, daher fazitös eine neutrale Bewertung.

(c) 2007 Dr. Acula


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BIER-Skala: 5


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