Mind Ripper

 
  • Deutscher Titel: Mind Ripper
  • Original-Titel: Mind Ripper
  • Alternative Titel: Wes Craven Presents: Mind Ripper | Wes Craven's Mind Ripper | The Hills Have Eyes III |
  • Regie: Joe Gayton
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Lance Henriksen (Stockton), Claire Stansfield (Joanne), John Diehl (Alex), Natasha Gregson Wagner (Wendy), Gregory Sporleder (Rob), Giovanni Ribisi (Scott), Dan Blom (Thor), Adam Solomon (Mark), John Apicella (Larry), Peter Shepherd (Frank)


Vorwort

Irgendwo in der amerikanischen Wüste forschen Wissenschaftler vor sich hin, wie es ihre Art ist. Genau gesagt arbeiten Dr. Stockton und seine Kollegen an einem Virus, der die Zellregeneration anregen soll und als ihnen der Zufall einen Selbstmörder, der von einer nahen Klippe gehopst ist, auf dem Silbertablett serviert, wird basisdemokratisch beschlossen, den Knaben als neues Versuchskaninchen zu missbrauchen.

Eine Weile später… Stockton hat das Projekt mittlerweile aus später noch aufgebrachten Gewissensgründen verlassen. Wäre er mal besser geblieben, denn sein Nachfolger als Projektleiter, Alex, hat, um dem Militär, das längst involviert ist, einen Gefallen zu tun, die Versuche erheblich beschleunigt. Das Resultat ist THOR (selbstredend ein Akronym für ein enorm sinnvolles Panoptikum an Fachbegriffen), ein muskelbepackter Mutant, der eines schönen Tages einen unerklärlichen Appetit auf HIRN entwickelt.

Das Labor geht in Lockdown, und die drei Eierköpfe – Alex, Joanna und Rob – sind von der Außenwelt abgeschnitten. Während Joanna und Rob ausgesprochen positiv auf den Versuch reagieren würden, schnellstmöglich Land zu gewinnen, will Alex sein außer Kontrolle geratenes Riesenbaby wieder einfangen, und da ohne Alex‘ speziellen Spezialcode niemand das Labor verlassen wird, sitzt er eindeutig am längeren Hebel.

Dieweil versucht Stockton mit seiner Familie zu bonden – da seine Holde ihn verlassen hat, besteht diese aus Sohn Scott und Tochter Wendy sowie Wendys hochanständigem Boyfriend Mark. Ich muss in einem entscheidenden Moment nicht zugehört haben, denn sonst wüsste ich sicherlich, welchen logischen und nachvollziehbaren Grund Stockton dafür hat, als lustigen Familienausflug ausgerechnet einen Sportflugzeugtrip zum Labor (!!) aszurufen (noch mehr interessieren würde mich allerdings, mit welcher Autorität Stockton seine Kids und einen völlig Unbekannten in ein sicherlich hochgeheimes Militär-Laboratorium bringen will).

Dort ist THOR längst auf der Jagd nach den drei Wissenschaftlern, um ihnen das Gehirn mit seinem Penis-Tentakel-Krallen-Munddingens auszusaugen und ein paar zusätzliche Opfer sind dem Mutanten stets willkommen, auch wenn er zu Stockton eine Art Vater-Sohn-Beziehung hat und sich an seinen einstigen „Lebensretter“ – wenn auch nicht wohlwollend – erinnert. Das Feld ist bereitet für gar erbauliches Gestalke durch finstere Korridore…


Inhalt

Während Wes Craven, der Regisseur, ja durchaus ein solides Standing im Fandom hat, gilt das nicht unbedingt für die Filme, denen er im Austausch für ein paar Dollar seinen Namen als „Presenter“ verlieh. Der geneigte Horrorfreund sieht den Schriftzug „Wes Craven Presents“ eher als Warnung, und Zeug wie „Mind Ripper“ ist Schuld daran.

Der Streifen begann sein Leben als Drehbuch für ein ungefragtes zweites Sequel zu Cravens eigenem „The Hills Have Eyes“ (den ich zwar für brauchbares Terrorkino, aber nicht gerade für ein Highlight des Cravenschen Schaffens halte). Nachdem der hirnverbrannte „Hills Have Eyes II“ aber dafür sorgte, dass niemand mehr ein weiteres Sequel sehen wollte, wurde das Script aus der Feder von Craven-Sohn Jonathan flugs in einen stand-alone-Film umgearbeitet. Besser wär’s allerdings gewesen, die Produzenten hätten die Grube gesucht, in der Atari seine überschüssigen E.T.-Cartridges verbuddelte und das Drehbuch dort versenkt.

„Mind Ripper“ ist nämlich zweifellos eines der hirnigsten, nervtötendsten, langweiligsten und unkreativsten „Alien“-Rip-offs der Filmgeschichte, und das will bekanntlich was heißen. Eine Handvoll Idioten, die stundenlang durch ein unzureichend beleuchtetes Korridor-Labyrinth latscht, hysterisch rumschreit, sich die unpassendsten Momente für „character moments“ aussucht und eines der unimpressivsten „Monster“ jenseits eines türkischen oder indischen Horrorfilms – wem diese Zutaten ausreichend für eineinhalb Stunden spannende Unterhaltung deucht, der wird hier sicherlich voll auf seine Kosten kommen, aber niedrig sollte man nicht mal als bekennender Freund schlechter Filme seine Ansprüche hängen.

„Mind Ripper“ hat wirklich keinerlei „redeemin‘ values“ – das Monster-Make-up ist quasi nicht existent, weil unser Monster ja nicht mehr als ein Bodybuilder ist, dem irgendwann mal die Haare ausfallen und dem bei Gelegenheit dieser Pentalektenis, äh, umgekehrt, aus dem Mund schießt, und das ist nun auch nichts, was 16 Jahre nach „Alien“ noch einen Ofen hinter’m Hund vorlockt. Die Charaktere sind völlig Banane (dieser ganze Stockton-Family-Schmu ist sowas von doof, das KANN nicht ernstlich jemand für ’ne gute Idee gehalten haben), die stalk’n’kill-Sequenzen sind langweilig, die Kills selbst auch noch um die gröbsten Ruppigkeiten erleichtert (zumindest in den heutzutage gemeinhin kursierenden Versionen, die so drei-vier Minuten gegenüber der Uncut-Fassung verlustig gegangen sind) und der ganze Film ist einfach visually unappealing, kurz auf Deutsch gesagt hässlich. Es macht einfach keinen Spaß, Darstellern beim Schleichen durch einen schlecht ausgeleuchteten Billig-Set (8 Millionen soll der Spaß gekostet haben? Ich würde vielleicht 80000 glauben) zuzukucken. Die Dunkelheit und der Look haben hier nichts mit Atmosphäre zu tun, sondern ersichtlich mehr, die Billigkeit der ganzen Kulissen zu tarnen.

Die Darsteller mühen sich immerhin – Lance Henriksen ist genetisch kaum in der Lage, weniger als zumindest eine solide Performance hinzulegen, und auch wenn sein Charakter dämlich ist und Henriksen, dem’s in seiner Karriere bekanntlich vor wenig gegraust hat, zu Protokoll gibt, „Mind Ripper“ sei ihm heute peinlich, er gibt sich Mühe. John Diehl („Miami Vice“) wäre theoretisch ein gar nicht mal so schlechter baddie, wäre er nicht so ziemlich der erste, der vom Monster gekillt wird. Claire Stansfield („Xena“) wäre mit besserem Material auch gar keine so schlechte Action-Heroine, Natasha Gregson Wagner (Tochter von Natalie Wood und Robert Wagner, also durchaus vorbelastet), u.a. in Joss Whedons originalem „Buffy“-Film die Cassandra, kann es auch, und Giovanni Ribisi, der hier als Stocktons Sohn Scott sein Filmdebüt feiert, war ja durchaus mal auf dem Sprung in die A-Liga und bewies sich sowohl in Kommerz- als auch eher Arthouse-lastiger Ware (Tykwers frustrierender „Heaven“ z.B.). Also durchaus kein Ensemble talentloser Brillenbären – mit Ausnahme von „THOR“ Dan Blom, der auch keine Karriere irgendeiner Konsequenz zu verzeichnen hat.

Als SF-Horror-Film ein Versager, als Film an und für sich ein ohne jeden Anspruch heruntergekurbeltes Billigprodukt – ein Armutszeugnis für jeden Beteiligten. Dass aus Joe Gayton, dem hiesigen Regisseur, tatsächlich noch was wurde (nämlich der Creator der erfolgreichen Western-Railroad-Serie „Hell on Wheels“) ist ein schieres Wunder.

Mag im Gegensatz zu Henriksens Meinung nicht das schlechteste sein, an dem er je beteiligt war, aber verdammt nah dran ist es schon…

1/5

(c) 2017 Dr. Acula


mm
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