Mind Rage

 
  • Deutscher Titel: Mind Rage
  • Original-Titel: Mind Lies
  •  
  • Regie: Mark Allen Michaels
  • Land: USA
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Charles Hallahan (Jack Stillman), Michael Rogue (Michael Reid), Andrea Leithe (Jessica Turner), Dennis Christopher (Steve), Gina Gallego (Capt. Helen Meyers), Robert Acres (FBI-Agent Barrett), Tippi Hedren (Dr. Wilma Randolph)


Vorwort

Eine Mordserie erschüttert die Stadt – pünktlich jede Woche wird jeweils eine attraktive Blondine brutal ermordet, und da der Killer mit dem Blut der Opfer blumige Botschaften zu hinterlassen pflegt, kommt der ermittelnde Cop Jack Stillman auf den Gedanken, sein (Halb-)Bruder Michael Reid könnte was mit der Mörderei zu tun haben – an den nämlich richten sich die Nachrichten. Michael allerdings, der als Kindergärtner arbeitet, weiß von nix, er scheint ein normales Leben zu führen, wenn man davon absieht, dass ihm als Überbleibsel aus der Kindheit geblieben ist, im zarten Alter von fünf Jahren seine Mutter erschossen zu haben (wenn man sich an „Bowling for Columbine“ erinnert, kommt einem das nicht soo abwegig vor) und seine erste Frau durch einen Unfall mit Fahrerflucht verloren zu haben. Jedenfalls kommt Jack auf dieser Spur nicht weiter und kapriziert seinen Verdacht auf Cousin Steve, einen abgetakelten Ex-Junkie, aber auch nach dessen Festnahme geht das Morden munter weiter. Während Michael die hübsche blonde Innenarchitektin Jessica bespringt, die ihm Jack in einem Anfall brüderlicher Nächstenliebe vermittelt hat, unterzieht er sich widerwillig einer psychiatrischen Behandlung, um seinen Alpträumen auf den Grund zu gehen und auf diese Weise herauszufinden, was wirklich an dem Morgen geschah, an dem seine Mutter starb. Und siehe da, was Michael aus seinem Unterbewußtsein herauskramt, wirft auch ein ganz neues Licht auf die Mordserie…


Inhalt

Mind Lies“, für die Verhältnisse des Billigheimerlabels CTI eine vergleichsweise aktuelle Produktion, gehört auf den ersten Blick zur indifferenten Masse verworrener Erotik-Psycho-Thriller, wie sie seit „Basic Instinct“ von den Low-Budget-Studios dieser Erde im Wochentakt produziert werden. Auf den zweiten Blick auch noch, aber insgesamt, und das ist die ganz große Überraschung, ist der Film nicht so übel, wie er es von Rechts wegen eigentlich sein müßte.
Das bedeutet natürlich nicht automatisch, dass wir es mit einem guten Film zu tun haben, nö, der Film verschenkt durchaus einiges Potential. Der Auftakt läßt nämlich den geneigten Genrefand darauf hoffen, nicht den üblichen x-fach durchgekauten Kram serviert zu bekommen, sondern einen vergleichsweise brutalen, fast mehr an einen Slasher denn an einen normalen Softsexthriller erinnernden Reißer vor die Pupillen zu kriegen. Leider, und letztendlich sicher auch nicht anders zu erwarten, hält der Film diese Marschrichtung nicht durch, sondern verläßt sie gleich nach dem ersten Mord und gibt die eigentliche Serienkillerthematik zugunsten einer, hüstel, psychologischen interfamiliären Dreiecksbeziehung zwischen Jack, Michael und Steve auf, bei der weniger die aktuellen Bluttaten in den Mittelpunkt rücken, sondern die Frage des lange zurückliegenden Muttermords – prinzipiell auch keine uninteressante Idee, aber die im Zehn-Minuten-Takt eingestreuten Mordszenen (die allerdings nie wieder die Explizität des Auftakt-Kills erreichen) wirken dadurch ein wenig aufgesetzt, ebenso wie eine unnötige und noch dazu recht halbherzige Softcore-Einlage.
Dennoch umschifft der Film durch diesen Kunstgriff etliche der in solchen Streifen üblicherweise anzutreffenden Klischees – und die freche Schlußpointe (die mir zwar verdammt bekannt vorkommt, aber ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn ich wüßte, woher) kann sogar als Ausrede für einige Großdebilitäten des Scripts herhalten (wir befinden uns nämlich in einem Paralleluniversum, in dem weibliche Polizeicaptains zwanzig Jahre jünger sind als ihre besten Beamten, ständig in Miniröcken rumlaufen und auf aufgeschwemmte Cops steht, nur mal so als Beispiel), so dass man dem Drehbuch seine Schwächen letztendlich nicht richtig übel nehmen kann.

Mark Allen Michaels‘ Inszenierung ist leider etwas bieder geraten und bewegt sich auf dem Niveau eines durchschnittlichen TV-Movies, auch wenn sich der Regisseur ab und an um Style bemüht (die Einspielung der Flashbacks per rotgefärbtem Screen tendiert aber dazu, auf Dauer nervenbelastend zu sein) und den Kameraleuten ein-zwei Steadicam-Fahrten gelingen, die ein Film dieser Güteklasse überhaupt nicht verdient hat (und die auch noch an Stellen, wo sie schlichtweg nichts zum Film beitragen, ganz schöne Verschwendung).

Die darstellerischen Leistungen sind so lala, d.h. es gibt positive und negative Auffälligkeiten. Die altgedienten Veteranen Charles Hallahan und Max Gail, erprobt aus zahllosen Cop-Rollen (Hallahan gab sechs Jahre lang Fred Dryers Chef in der langlebigen Krimiserie „Hunter“) agieren routiniert und professionell, Michael Rogue (in seiner bislang einzigen Filmrolle) spielt den Michael Reid annehmbar und Tippi Hedren („Die Vögel“) zahlt ihre Monatsmiete in Form eines recht belanglosen Kurzauftritts. Soweit, so normal. Das Acting der beteiligten Damenwelt ist allerdings durch die Bank in der Schublade „atrocious“ abzulegen – die Mädels sehen zwar größtenteils recht annehmbar aus, haben aber mit der Schauspielerei soviel zu tun wie ich mit der Nachfolge von Michael Schumacher im Ferrari-Cockpit (nicht, dass ich daran interessiert wäre) – garniert mit einer speziell für die Frauenrollen grausig ausgefallenen Sychronisation wäre das an sich schon schlimm genug, jedoch wird selbst dieses Anti-Spiel noch von den grauenhaftesten Kinderdarstellern des Universum getoppt (dagegen ist der kleene Anakin aus „The Phantom Menace“ ein wahres Engelchen, das ich sofort adoptieren würde… errr, on second thought, rather not).

Bildqualität: Licht und Schatten auch beim DVD-Transfer von CTI. Während der Print auf Anhieb erst mal im Vergleich zu anderen Releases des Labels richtiggehend gut aussieht (naja, immerhin ist das auch der neueste Film, den ich bislang im CTI-Programm gefunden habe), d.h. die Sache ist nicht unschärfer als nötig, erfreut sich annehmbarer Farben und eines angemessenen Kontrasts, zeigen sich über die Laufzeit doch immer mehr Verschmutzungen und kleinere Stör-speckles (zugegebenermaßen gehäuft bei establishing shots, die aus vermutlich vielfach abgenudelter Stock Footage bestehen dürften und deswegen nur eingeschränkt von CTI zu verantworten sind). Insgesamt allerdings kann man dem Bild doch noch knapp überdurchschnittliche VHS-Qualität bescheinigen und bei den Ramsch-DVDs in der 8-Euro-Preisklasse ist das ja schon fast ein Kaufgrund für sich allein.

Tonqualität: Hier legt das Label nur den deutschen Ton im Dolby-Digital-2.0-Format vor. Abgesehen von der gelegentlich gruseligen Synchronisation gibts an der Audio-Umsetzung nicht arg viel zu meckern – wer von einer Disc dieser Güteklasse lautsprechersprengende Kakophonien erwartet, ist irgendwo falsch abgebogen, mehr als zweckmäßigen Ton darf man nicht erwarten und den bekommt man auch.

Ausstattung: Null, aber ich bin ja schon froh, wenn CTI den Hauptfilm in einem Titel auf die Scheibe klatscht.

Fazit: „Mind Lies“ ist kein spektakulärer Thriller, aber zumindest ein ansehbares kleines B-Movie mit einem interessanten (und zumindest von mir nicht vorhergeahnten) Plottwist, der das Herumkritteln an Drehbuchschwächen und Plotholes elegant ad absurdum führt. Abgesehen von den eher grausamen darstellerischen Leistungen der beteiligten „Schauspielerinnen“ wirkt der Streifen professionell und routiniert – kein Film, bei dem man gebannt vor dem Bildschirm sitzt und atemlos vor Spannung die nächsten Entwicklungen erwartet, aber ein annehmbarer Film zum Nebenherkucken und im Universum der von CTI veröffentlichten Filme damit zweifellos schon überdurchschnittlich. Viel- bis Allesseher könnten ihre sauer verdienten Euros in größere Grütze investieren…

3/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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