Mind Meld

 
  • Deutscher Titel: Mind Meld
  • Original-Titel: Mind Meld
  •  
  • Regie: Peter Jaysen
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    William Shatner, Leonard Nimoy


Vorwort

35 Jahre, nachdem sich William Shatner und Leonard Nimoy am Set von „Star Trek“ kennenlernten, treffen sich die TV- und SciFi-Ikonen zu einem persönlichen Gespräch in Nimoys Haus (und Garten). Offen und ehrlich plaudern die beiden alten Kämpen über die Zeit vor „Star Trek“, ihre Erfahrungen und Anekdoten beim und vom Dreh, ihre persönlichen und familiären Probleme, die Art und Weise, mit ihrem Ruhm und ihrem Status in Fandom umzugehen und ihre Zukunftspläne.


Inhalt

Als William Shatner 2001 den Relaunch seiner offiziellen Website vorbereitete, kam ihm der Gedanke, dies mit einem neuen, für Trekkies und Trekker interessanten Projekt zu verbinden – die damals 35 Jahre des Franchises mit seinem alten Freund und Kollegen Leonard Nimoy auszudiskutieren. Nimoy war einverstanden und das Format, ein „one-on-one“-Gespräch ohne Moderator, ohne Zwänge, war schnell vereinbart. Es ist insofern eine interessante Begegnung (wenn auch keine „außergewöhnliche“, wie Shatner und Nimoy schnell klarstellen), als die beiden Top-Stars der Serie ja gerade die beiden sind, die dem Phänomen „Star Trek“ und der Einvernahme durch die Fans lange Jahre skeptisch, verwundert bis ablehnend gegenüberstanden (Shatner lehnte es lange Zeit ab, bei Conventions zu erscheinen, worauf er auch in diesem Gespräch eingeht, und Nimoy meinte durch seine erste Autobiographie „I am not Spock“ den Fans nämliche Tatsache begreiflich machen zu müssen) und beide erst vor relativ kurzer Zeit ihren Frieden mit dem Franchise und dem Fandom gemacht haben (Nimoy schob mittlerweile ja eine weitere Autobiographie mit dem vielsagenden Titel „I am Spock“ hinterher). Das Resultat ist ein erstaunlich freimütiges Gespräch, dem vielleicht ein wenig die ordnende Hand eines Moderators fehlt, da Es wird deutlich, dass das Gespräch auf Initiative von Shatner zustande kam, der versucht, neben der Rolle eines Diskutanten auch ansatzweise den Moderator zu spielen und Nimoys Statements ein wenig zu lenken. Dies lässt ihn, neben der Tatsache, dass er im Vergleich zu Nimoy erst relativ spät „auftaut“ (dazu noch gleich), manchmal ein wenig arrogant wirken. Nimoy hingegen ist offen bis zum Gehtnichtmehr und erzählt z.B. über seine langjährige Alkoholsucht und seine schwierige Ehe. Shatner zeichnet demgegenüber ein schon fast idealisiertes Bild seiner selbst – wenn es in seinem Leben Probleme gab, so lagen diese, wenn man ihm glaubt, nie bei ihm begründet, sondern bei seiner alkoholkranken ersten Frau, den besitzergreifenden Fans oder den Co-Stars aus „Star Trek“, deren Ressentiments (da machen ja z.B. Nichelle Nichols oder George Takei keine Mördergrube aus ihren Herzen) gegen ihn er nicht versteht (gerade da steht aber die sichtlich enge Freundschaft der beiden einer tiefschürfenden Analyse im Weg – die Herren machen sich’s in der Hinsicht etwas arg einfach). Auch wenn das Gespräch sicherlich hauptsächlich von Nimoys Offenheit lebt und Shatners Beiträge bis in die letzten Minuten, in denen er über seine Todesängste spricht, den erwähnten Hauch der Arroganz und Selbstidealisierung haben – oder auch gerade deswegen – offenbart „Mind Meld“ einen doch ziemlich denkwürdigen Blick in die Psyche der beiden höchst unterschiedlichen Protagonisten. Einige witzige Anekdoten aus der „Star Trek“-Zeit dürfen natürlich nicht fehlen.

Filmisch beschränkt sich Regisseur Peter Jaysen auf ein schlichtes Abfilmen des Gesprächs und unterlegt nur gelegentlich ausgewählte Passagen mit kurzen Clips oder Fotografien – visuell ist das sicher nicht anregend, aber absolut zweckmäßig. Schließlich ist der Sinn des Films, zwei alte Freunde beim ehrlichen Gespräch zu zeigen. Letztlich wird einem Shatner durch den Film nicht wirklich sympathischer, aber man kann zumindest konstatieren – der Kerl ist wohl wirklich so selbstverliebt, wie es dem geneigten Zuschauer seit fast vierzig Jahren vorkommt. Nimoy gewinnt das Sympathie-Duell, nicht nur durch seine ungeschönten Geständnisse, sondern auch durch seinen Humor und seine ganze Lebenseinstellung (aber okay, ich gehöre seit mindestens fündundzwanzig Jahren der Spock-Fraktion an…).

Bildqualität: „Mind Meld“, in den USA von William Shatner selbst vertrieben, ist in Deutschland von Marketing Film veröffentlicht worden und mittlerweile zum wühltischkompatiblen Fast-Geschenkt-Preis erhältlich. Die Qualität des anamorphen 1.85:1-Transfers ist hochanständig. Gedreht wurde merklich (und verständlicherweise) auf Video. Die Farben sind kräftig, Detail- und Kantenschärfe sehr zufriedenstellend. Kontrast ist kaum zu bewerten, da diesbezüglich kaum Ansprüche gestellt werden. Die Kompression arbeitet unauffällig (angesichts der durchaus vollgepackten Disc sicherlich positiv einzuschätzen).

Tonqualität: Neben der natürlich vorzuziehenden englischsprachigen Originalfassung mit optionalen deutschen Untertiteln (die sind allerdings sowohl von der Lesbarkeit als auch vom Inhalt her eher unter „na jaaa, das hätte man besser machen können“ einzusortieren) gibt’s eine deutsch übersprochene Fassung (d.h. die Originalstimmen bleiben im Hintergrund hörbar). Mehr als einen soliden Dolby Digital 2.0-Mix braucht’s für eine Dokumentation bzw. ein schlichtes Gespräch natürlich nicht. Beide Tonspuren sind rauschfrei und bieten sehr gute Sprachqualität.

Extras: Marketing preist die Scheibe mit „über 120 Minuten Zusatzmaterial“ an. Als erfahrener Marketing-Kunde, der weiß, dass man in dieser Firma eine Texttafel durchaus schon mal als „zehnminütiges Zusatzmaterial“ verkauft, ist man zunächst mal skeptisch, aber die Disc ist in der Tat gut gefüllt. Neben dem US-Trailer für „Mind Meld“ und einer knapp fünfminütigen „Making-of-Featurette“, die allerdings nicht mehr als ein erweiterter Trailer mit zwei-drei Hintergrundsätzen von Shatner und Nimoy ist, dürfte vor allem die das „Trailerarchiv“ ein Fest für den Trekkie/Trekker sein. In englischsprachiger Originalfassung finden sich nämlich, sortiert nach Ausstrahlungsdatum und Season, sämtliche 78 US-TV-Teaser-Trailer für die originale „Star Trek“-Serie, insgesamt gut 92 Minuten, für die man als Fan sicher dankbar ist (ich weiß allerdings nicht, ob diese Trailer auch bei den jetzt erschienenen TOS-Season-Boxen enthalten sind). Außerdem finden sich insgesamt elf Trailer zu den „Star Trek“-Kinofilmen einschließlich „Insurrection“ (ebenfalls allesamt englisch). Dazu gibt’s Werbespots für die TNG-DVD-Boxsets, eine Slideshow mit Werbung für weitere Paramount-Star-Trek-Produkte, Bio- und Filmographien für Nimoy und Shatner sowie einen Werbehinweis für William Shatners offizielle Website. Da kommen die annoncierten zwei Stunden durchaus hin…

Fazit: „Mind Meld“ ist sicher ein Produkt, das eher Hardcore-Trekkies als Gelegenheits-Fans ansprechen wird. Die angesprochene Zielgruppe dürfte aber schier aus dem Häuschen sein, wenn Shatner und vor allem Nimoy aus dem Nähkästchen plaudern und so manches dunkle Geheimnis aus ihrem Privatleben lüften. Nicht immer hat das alles gesteigerten Informationswert, aber es ist durchgängig amüsant und bringt einem die Menschen hinter den berühmten Rollen ein Stückchen näher. Aufgrund des umfangreichen Trailerarchivs im Zusatzmaterial ist die Scheibe, die technisch durchaus bis auf die deutlich verbesserungsfähigen Untertitel durchaus auf der Höhe der Zeit ist, gerade zum eine-Handvoll-Euro-Preis ein schönes Goodie für alle Star-Trek-Fans. Live long and prosper!

4/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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