
- Deutscher Titel: Die grauenvolle Blutspur des Satans
- Original-Titel: Mind, Body & Soul
- Alternative Titel: Der Folterkeller des Satans |
- Regie: Rick Sloane
- Land: USA
- Jahr: 1992
- Darsteller:
Ginger Lynn (Brenda), Wings Hauser (John Stockton), John Henry Richardson (Det. McKenzie), Tamara Clatterbuck (Rachael), Michael Mc Millen (Prison Guard), Jesse Kaye (Carl), Ken Abraham (Sean), Toni Alessandrini (Priestress Tura), Veronica Carothers (Sacrifice Girl), Mark Richardson (Demonic Spirit)
Vorwort
Abt. Midnight Movies mit Jorge #007/Wings Hauser Classic
Mir ist am Wochenende aufgefallen, dass unsere Wings Hauser Retrospektive immer noch Lücken aufweist, die geschlossen werden wollen. Als erstes war dieses kleine, billige Horrorfilmchen an der Reihe, das auch noch mit der Beteiligung des 80s-Porno-Starlets Ginger Lynn aufwarten konnte. Ich kann schon mal vorausschicken, dass ich mich teils köstlich dabei amüsiert habe, auch wenn die Rolle unseres Lieblings recht überschaubar ausgefallen ist. Aber was kann bei dieser Gleichung schon schiefgehen, die da lautet Wings Hauser + Möpse = Chicken Wings? Come on, jeder mag Chicken Wings…
Inhalt
Die unbedarfte Brenda wird von ihrem neuen Boyfriend Carl zu einer „Party“ in den Hollywood Hills eingeladen. Doch anstatt einer ausgelassenen Feier erwartet sie ein satanisches Ritual eines Kultes, bei dem eine Frau zeremoniell am großem Holzpentagramm dem Teufel geopfert werden soll. Doch bevor das Unfassbare geschieht, rückt die Polizei zu einer Razzia an und sprengt das Zusammentreffen, nimmt dabei u.a. auch Brenda in Gewahrsam. Beim Verhör auf dem Revier wird ihren Beteuerungen, nicht zu den Kultisten zu zählen, kein Glauben geschenkt. Nur ihr Pflichtverteidiger John Stockton kämpft für seine Mandantin, kann sie unter der Auflage, sie unter seine Fittiche zu nehmen – sprich, bei sich wohnen zu lassen -, sogar freibekommen. Doch der geflohene Carl kann sie hier ausfindig machen und bedrohen. Genauso drängt sie der ermittelnde Det. McKenzie zur Kooperation, er vermutet, dass sie mehr weiß, als sie zugeben will oder kann. Als sie in Kontakt mit Rachael tritt, die genauso unbedarft wie sie in die Messe reingeschliddert ist, halten Albträume in ihrer beider Alltag Einzug. Bei einer Talkshow wird sie zudem von der Schwarzmagierin Princess Tulsa angefeindet, lernt hier aber in Produktionsassistent Sean ihren neuen Beschützer kennen. Doch die dunklen Mächte strecken weiter ihre gierigen Hände nach der hübschen, jungen Frau aus…
What’s the deal?
Wenn wir mal bedenken, dass Filmemacher Rick Sloane tatsächlich stolz darauf ist, dass sich sein HOBGOBLINS von 1988 immer noch hartnäckig in der IMDb Bottom 100 hält (derzeit Platz 36, noch vor TROLLS 2), sollten wir schon argwöhnen, dass wir es hier mit einem eher minderwertig erzählten, gespielten und gefilmten Horrorfilm für die damalige Auswertung in den endlosen Regalen der noch allgegenwärtigen Videotheken zu tun haben. Dieser Verdacht sollte sich alsbald bestätigen, denn wo Sloane es schon in eben jenem miesen Creature Feature (welches wir 2024 auch gesehen hatten) schon nicht großartig mit Story Continuity gehalten hat, scheint MIND, BODY & SOUL scheinbar an manchen Stellen schlicht improvisiert worden zu sein (ein Indiz dafür ist der Credit „Additional Dialogue“ für Edward Holzman, eigentlich ein Experte für Hochglanz-Fleischbeschau, weswegen davon auszugehen ist, dass sich Sloanes Skript wohl nicht groß mit dem gesprochenen Wort aufgehalten hat), ohne auf die Entwicklung der Geschichte oder einfache Logik irgendeine Rücksicht zu nehmen. Allerdings muss ich auch zu Protokoll geben, dass ich zuerst dachte, dass Rachael diejenige gewesen wäre, die da bei der schwarzen Messe ans Pentagramm gefesselt das Menschenopfer abgeben sollte. Ich hatte mich darauf dann schon gewundert, warum sie im Gefängnis verbleiben musste, während Brenda in die Obhut ihres Anwalts entlassen wurde. Aber dem war ja gar nicht so, wie sich dann herausstellte. Die Montage der Szenenabfolge öffnet hier solchen Missverständnissen aber auch Haus und Hof, äh, Tür und Tor. Da Sloane und seinem Team augenscheinlich einige Studio-Sets zur Verfügung standen, die für einen Film solcher Größenordnung einfach mal viel zu gut aussahen, kann ich nur vermuten, dass er nur wenige Tage für den Dreh hatte (vielleicht wurde auch in Kulissen eines anderen Films gedreht, ich weiß es nicht). Und scheinbar stand an den wenigsten davon Wings Hauser zur Verfügung. Der taucht hier auf und ab, wie er lustig ist, spielt zwar eine zentrale Rolle, trägt aber für die Entwicklung der Geschichte so mal gar nichts bei. Den Hauptteil des Films muss Ginger Lynn schultern, was ihr so schwer nicht fällt, da sie nur erschrocken oder verängstigt in die Gegend stieren, hier und da die Hüllen fallen lassen und alltagsferne Dialoge von sich geben muss. Für Fans der Dame sollte das eh reichen.
Besonders lustig
– der Ausdruck in Brendas Gesicht, wenn sie die Villa betritt und dort die schwarze Messe vorfindet, ist quasi unbezahlbar.
– Auf der Polizeiwache hängt ein abgegrabbelt ranziges „Smoking kills!“-Poster.
– Warum, zum Teufel, wird Brenda in die Obhut ihres Pflichtverteidigers entlassen?
– John Stockton hat nicht viel für die Polizei übrig und wird auch schon mal den Gesetzeshütern gegenüber beleidigend; guter Anwalt!
– Der Gefängnishof, auf dem die Gefanginnen zum Rauchen gelassen werden, sieht verdächtig nach einer Treppe am Hinterausgang irgendeines Bürogebäudes aus.
– Man fragt sich zuerst immer, wohin Wings Hauser nach den ersten 20 Minuten abgetaucht ist, und immer, wenn man es gerade akzeptiert hat, taucht er unvermittelt auf.
– Det. McKenzie scheint Kettenraucher zu sein, hat in jeder seiner Szenen einen gerade angezündeten Glimmstengel in der Hand.
– In einer Szene liegen drei Muscheln (!) auf dem Tisch, über die sich Brenda und Stockton unterhalten.
– Rachael wird aus dem Gefängnis entlassen, vom Gefängniswärter, der dem Detective darauf erklärt, dass er es für angebracht hielt… what the fuck?
– Det. McKenzie schleppt Brenda zum frischen Tatort eines Ritualmordes, wo ihr mitten auf der Straße und in Anwesenheit belustigter Streifenpolizisten eine kopflose Leiche präsentiert wird.
– Sie hatte von genau diesem Mord in der Nacht zuvor geträumt, was sie ihm glatt mal auf die Nase bindet, anstatt das für sich zu behalten und keine weiteren Fragen, die sie nicht beantworten kann, aufzuwerfen.
– Brenda besitzt ein magisches Amulett, dessen Funktion sich entfaltet, wenn sie nur daran glaubt – sie hat es mal bei einem Schäferstündchen mit Carl, bei Spielchen mit heißem Wachs, geschenkt bekommen.
– Die Schwarzmagierin Princess Tura feindet sich während eines TV-Auftritts mit Brenda an, putzt sie öffentlich mit hanebüchenen Aussagen runter.
– Nach der Talkshow bietet sich Produktionsassistent Sean der hübschen Brenda als Fahrer an, er scheint nichts anderes im Studio zu tun zu haben.
– Während der Fahrt werden sie vom Gefängniswärter (der hat tatsächlich keinen anderen Rollennamen) attackiert, der sie von der Straße drängen will; was Sean anfangs reichlich unbeeindruckt lässt, als wäre das die normalste Sache der Welt.
– Priestess Tura beschwört für Rachael, der sie wohler gesonnen scheint, einen Dämon, der lustig unvermittelt hinter ihrem Rücken auftaucht.
– Der Satanskult trifft sich am Ende zu einer weiteren schwarzen Messe natürlich wieder im selben Haus, das ganz zu Anfang gestürmt wurde – wer jetzt der Priester, das Opfer und wer der edle Held sein wird, konnten wir ohne Probleme erraten.
Was gibt’s sonst noch zu sagen?
Wings Hauser und Ginger Lynn als zugkräftige Namen für den Film zu engagieren, wird Rick Sloane wohl nicht allzu schwer gefallen sein. Zum einen war Hausers Stern zu der Zeit schon stark im Sinkflug (die 90er sollten noch weit schlimmere Machwerke für ihn parat halten), außerdem kannten sie sich vom Dreh zu MARKED FOR MURDER, einem der schon normal budgetierten B-Filme, mit denen Sloane wie auch Hauser damals um Anerkennung kämpften. Ginger Lynn, die Ex-Porno-Queen, ihrerseits war bereits der Star in Sloanes erfolgreicher VICE ACADEMY-Reihe, ein POLICE ACADEMY-Abklatsch mit viel nackter Haut. Auch Tamara Clatterbuck, Ken Abraham (beide aus HOBGOBLINS), John Henry Richardson (MARKED FOR MURDER) und Toni Alessandrini (VICE ACADEMY II+III) sind alte Wegbegleiter des Filmemachers.
Wo oder wie kann ich mein Aug‘ mit dem Dreck beschmutzen?
MIND, BODY & SOUL ist nun gar nicht so obskur, wie man glauben könnte. Zumindest nicht hier in Deutschland. Neben der VHS, die noch auf den (mMn viel zu umständlichen) Namen DIE GRAUENVOLLE BLUTSPUR DES SATANS hörte, erschien er danach mehrmals als DER FOLTERKELLER DES SATANS (schon besser, wenn auch nicht viel) auf DVD für die Grabbeltische der Supermärkte und Elektro-Kaufhäuser. Unter dem Titel sollte er auch heute noch leicht und billig zu finden sein. In den USA gibt es, fast schon unausweichlich, eine HD-Luxusausgabe vom Liebhaber-Label Vinegar Syndrome, welche aber schon längst vergriffen ist. Hier wäre wohl eBay die erste Anlaufstelle (nicht mal überteuert, soweit ich das überblicken kann).
Was am Ende übrig bleibt
Natürlich ist MIND, BODY & SOUL ein schlechter Film, das ist unbestreitbar. Wir hatten aber, auch deswegen, einiges zu lachen. Sei es, wenn Wings Hauser immer mal wieder unvermittelt in die Handlung jumpt oder die Handlung jede (auch interne) Logik schlicht und ergreifend ignoriert. In der richtigen Laune und mit den richtigen Leuten ist der ein richtiger Trash-Heuler, trotz einiger Längen. Und dass sich Ginger Lynn am laufenden Meter auch noch nackig macht, mag ich nicht als Minuspunkt auslegen, ganz im Gegenteil. Kein Must-see für Trash-Fans, aber sicherlich ein netter Party-Film und für Hardcore-Fans von Wings Hauser, Ginger Lynn oder Rick Sloane (so es die wirklich gibt) in keinem Fall verzichtbar.
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 28.03.2025