Midnight Chronicles

 
  • Deutscher Titel: Midnight Chronicles
  • Original-Titel: Midnight Chronicles
  • Alternative Titel: Fantasy Midnight |
  • Regie: Christian T. Petersen
  • Land: USA
  • Jahr: 2009
  • Darsteller:

    Charles Hubbell (Mag Kiln), Matt Amendt (Gaelen), Steve Sweere (Morrec), Dawn Brodey (Chuzara), Sam L. Landman (Kruce), Melissa Anne Murphy (Iana), Joseph Papke (Deleth), Richard Ooms (Geddon/Grimnor), Claudia Wilkens (Lesher), Pat Hammond (Dolan), Karen Wiese-Thompson (Magistrat), Emily Fradenburgh (Crawlis), Bonni Allen (Shai), Chars Bonin (Rebellenanführer)


Vorwort

Unbefangene Geister könnten unter Umständen auf die Idee kommen, dass ,was ich hier tue, wäre ein Art Traumjob – den dicken Hintern auf der Couch parken, Filme kucken und sich nachher so drüber auslassen, als hätte man von Filmhistorie usw. einen echten Dunst. Nun, manchmal ist das glatt so, vor allem, an dem Tag des Monats, an dem die fetten Patreon-Zahlungen eintrudeln (die reichen manchmal sogar für eine Dose Katzenfutter für die hier rumlungernden und nichts zum Haushaltssozialprodukt beitragenden Fellknäuel), es gibt aber auch die Momente, in denen Schreiber dieser Zeilen sich wünschte, er hätte was vernünftiges gelernt – Dachdecker, Schreiner, sowas in der Art. Jedenfalls etwas, das möglichst wenig mit der Betrachtung sogenannter „Filme“ verbunden ist…

In den letzten Wochen hatte ich ein paar New-KSM-Scheiben im Player (u.a. MERLIN UND DAS SCHWERT EXCALIBUR). An und für sich nichts großartig Berichtenswertes, kommt in den besten Familien vor usw., aber New KSM hat die Angewohnheit, vor seine DVD-Menüs Trailer zu schalten. Und weil der Mensch bzw. der Doc ein Gemütstier ist, kucke ich mir die meistens an. Auf mindestens drei Scheiben sprang mir nun allerdings der Trailer von MIDNIGHT CHRONICLES an, der vor allem durch die erstaunliche Diskrepanz zwischen den gezeigten Bildern und dem schieren Willen des Trailers, ein Epos vorzugaukeln, gegen den der HERR DER RINGE eine müde Asylum-Produktion wäre, „bestach“. Je öfter ich den Trailer sah, desto gesundheitsgefährdender erschien mir die Betrachtung des Ganzen Film Ganz ™, und ich richtete Stoßseufzer an jegliche sich hierfür zuständig fühlende übernatürliche Wesenheit egal welcher moralischen Ausrichtung, die meiner Hoffnung Ausdruck verleihen sollten, dass ich mir diesen Film nicht in einer meiner zahlreichen schwachen Stunden ohne Vorkenntnis des Trailers gekauft habe. Denn, wenn wir nicht gerade von DER PATE reden, ich sehe mich durchaus in der Verantwortung, einen Film, für den ich Beliebigen Betrag hingeblättert habe, auch leibhaftig anzuschauen. Die Krux dabei ist, dass ich, wenn mich mal wieder der Hafer sticht, bei Day-Star One im 99-Cent-Preissegment DVDs rein nach Cover oder Titel in den Warenkorb schaufle, und alles, was irgendwie nach Phantastik egal welcher Couleur aussieht, ist da in aller Regelmäßigkeit dabei.

Und als dann mein entzündetes Auge über eine meiner mit DVDs vollgestopften Holzregalkisten wanderte, da sprang es mir auch schon in selbiges… MIDNIGHT CHRONICLES, noch originalverpackt-eingeschweißt, wartete hoffnungsvoll auf ansichtstechnische Entjungferung. Da sich die höheren und ggf. auch tieferen Mächte offensichtlich gegen mich verschworen hatten, resignierte ich und ergab mich meinem Schicksal.

Bevor wir zum Film kommen, muss ich vermutlich noch ein paar erklärende Worte vorausschicken. MIDNIGHT CHRONICLES ist die Adaption des leidlich erfolgreichen Pen & Paper-Rollenspiels „Midnight“ aus dem Haus von Fantasy Flight Games. Irgendwer muss den FFG-Granden mal den Floh ins Ohr gesetzt haben, dass das dort aufgebaute Fantasy-Universum (obwohl es so generisch ist, dass es generischer schon gar nicht mehr geht) den idealen Backdrop für ein Fantasy-Filmabenteuer abgeben könnte. Wo jetzt normale Spieledesigner daran gehen würden, irgendeiner arglosen Produktionsfirma die Verfilmungsrechte aufzuschwatzen, entschied sich FFG trotz totaler fehlender Expertise auf dem Gebiet des bewegten Bildes, die Sache *selbst* in die Hand zu nehmen und in Eigenregie einen abendfüllenden Pilotfilm zu produzieren, der einen extrem anspruchslosen Sender dazu überreden sollte, in eine komplette Serie zu investieren. Da wir heutzutage die Geschichte jedes Nasenhaars eines GAME-OF-THRONES-Charakter kenne und nicht mal einen Namen eines MIDNIGHT-Protagonisten, ging das Unterfangen wohl gehörig in die Bux.

Was womöglich daran liegt, dass FFG einen totalen „in-house“-Approach wählte. Produzent, Drehbuchautor und Regisseur des Opus ist Christian T. Petersen, seines Zeichens Chef-Oberhoncho von FFG, mit der geballten Erfahrung im Filmsektor von Exakt Gar Nichts. Kann ja eigentlich nicht gutgehen…


Inhalt

Das Problem an einer Fantasy-Welt wie der von „Midnight“ ist der Umstand, dass Otto Normalvielfilmkucker, wenn er nicht gerade nebenberuflich RPG-Nerd ist, keine Ahnung von ihr hat. Ergo muss der Film erst mal ein wenig Backstory aufdröseln und zumindest die grundlegenden Regeln des hiesigen Universums etablieren. Also darf uns erst mal ein Erzähler vollquatschen. Vor vielen vielen Jahren wurde der dunkle Gott Izrador aus dem Himmel geworfen (soweit, so nicht originell) und wie es gefallene Gottheiten nun so an sich haben, landete er auf der Erde und begann dort sofort, einen Kult um sich selbst zu errichten. Der nennt sich „der Schatten“ und ist von insgesamt eher unefreulicher Natur. Mit einer Armee von generischen Orks versuchte Izrador umgehend, alles zu erobern, was vor seine Glotzbuchten kam, wurde aber von einer gemeinsamen Armee der Freien Rassen, angeführt von den Elfen, zurückgeschlagen. Und dann nochmal. Weil die Freien Rassen aber offenbar dämlich sind, lehnten sie sich nunmehr entspannt zurück und waren bass erstaunt, dass der fiese Fiesgott fieserweise einen dritten fiesen Anlauf unternahm, um die freie Welt zu erobern. Da manchmal auch aller bösen Dinge drei sind, war dieser neue Versuch ein totaler Triumph und seitdem, was ungefähr hundert Jahre her sein soll, herrscht der Schatten schlichtweg über so ziemlich die gesamte bekannte Welt und alle ihre Rassen. Nun kann ein Gott, so bös er auch sein mag, nicht überall gleichzeitig sein, um eine amtliche Terrorherrschaft auszuüben, also hat er dies in die Hände seiner religiösen Organisation gelegt. Die früheren selbständigen Nationen sind jetzt Provinzen des Schattenreichs, jeweils beherrscht von einem Legaten, sprich einem ausführenden Exekutivschergen des Schattenkults mit allen Vollmachten, die man als gewissenloser Diktator so braucht. Dazu gehört z.B. auch, jeden am Galgen aufknüpfen zu lassen, der so aussieht, als könnte er sich mit der Schattenherrschaft nicht völlig hundertprozentig identifizieren.

Ergo steigen wir an einer solchen Richtstätte, einer Art Handelsroute, dekoriert durch die leichenbeflaggten Galgen, in die Handlung ein. Ein Kapuzenmann, der betont auffällig unauffällig versucht, kein Aufsehen zu erregen (Matthew Sciple, THEATER PEOPLE) stiehlt sich, nachdem er es geschafft hat, einer Kriegerin des Schattens, die man uns später als Chuzara (Dawn Brodey, I WAS A TEENAGE WERESKUNK) vorstellen wird, nicht aufzufallen, in die Wälder. Ganz offensichtlich möchte der Knabe vor irgendetwas stiften gehen, und er verfällt zunehmend in Panik. Kann er auch, weil zwei Dinge passieren: erstens steht er vor einer Schlucht, die ohne technische Hilfsmittel, die in dieser Welt noch nicht erfunden sind, für ihn unpassierbar ist, zweitens steht hinter ihm ein eher finster dreinblickender Legat, im Folgenden Mag Kiln (Charles Hubbell, UNTER FEINDEN – WALKING WITH THE ENEMY, MEMORIAL DAY) genannt (was entweder kurz mit dem wenig eindrucksvollen Schurkennamen „Mac“ abgekürzt oder „MacKillin‘“ ausgesprochen wird) mit gezücktem Schwert. El Fluchto ist, wie das kurze Wortgefecht, ein vom Schattenglauben abgefallener und somit abtrünniger Legat, und Mac ist ungefähr das, was der Schatten als einen Terminator beschäftigt, ein auf das Abmurksen fahnenflüchtiger Legaten spezialisierter Killer. Da Mac einer unserer Hauptdarsteller ist und Flüchti nicht, ist der Ausgang des Duells nicht schwer zu erraten.

Mac und vor allem sein lustiger Sidekick Kruce (Sam L. Landman, THEATER PEOPLE) sind mit sich selbst nicht unzufrieden, vor allem Kruce plädiert dafür, ob des erfüllten Auftrages nun eine Woche Urlaub zu machen und in der nächsten Stadt Schänken und Bordelle einer ausgiebigen empirischen Untersuchung zu unterziehen. Mac ist immerhin gewillt, Kruce einen freien Tag zu spendieren, aber auch daraus wird nichts, weil Chuzara als Botin der Schattenhauptstadt unterwegs ist, um Mac einen neuen speziellen Spezialauftrag zuzuschanzen. In der abgelegenen Stadt Blackweir sollte eigentlich schon seit Jahren ein Schatten-Tempel errichtet worden sein, aber irgendwie macht der Bau so überhaupt keine Fortschritte. Und ein Legat namens Tash, der vom Zentralrat der Schattenanbeter schon vor vielen Monaten ausgeschickt wurde, um der Sache auf den Grund zu gehen, ist spurlos und vor allem ohne Hinterlassung einer Nachricht oder Nachsendeadresse verschwunden. Mac möge nun bitte seinen Sidekick und sein Reithuhn satteln, nach Blackweir galoppieren und dort alles in Ordnung bringen, was in Ordnung zu bringen ist. Besonders Kruce ist ob der Tatsache, dass Blackweir an einem ganz besonders abgelegenen Furunkel am Weltarsch belegen ist, eher mittelbegeistert, aber Dienst ist Dienst und Befehl Befehl.

Blackweir ist dann auch ein rechter Misthaufen von Stadt, der von einer Tempelbaustelle, an der nicht wirklich hart gearbeitet wird, überragt wird. Kruce verabschiedet sich in die von ihm zu seiner positiven Überraschung ausgemachte Taverne, natürlich nur, um dort im Rahmen einiger freundschaftlichen Besäufnisse Informationen zu sammeln. Bei Tempelbaumeister Dolan (Pat Hammond) löst die Ankündigung des Erscheinens eines neuen Legaten eine kleinere Panikattacke aus. Die einäugige Magistratin mit schicker Augenklappe (Karen Wiese-Thompson, THEATER PEOPLE. Ich erkenne ein gewisses Muster), primär dafür zuständig, von den Stadtbewohnern und den in der Nähe hausenden Bauern den Zehnten zu kassieren, wird immerhin hellhörig. Hier ergibt sich vielleicht eine Aufstiegsmöglichkeit… Zu denen, denen Legaten und Tempel relativ wurscht sind, gehört Gaelen (Matt Amendt, STIMULUS), ein junger Bauer, der auch gerade seine Abgaben abdrückt und dabei unerwarterweise eine alte Flamme wiedertrifft – Iana (Melissa Anne Murphy), die von Gaelens Familie einst aufgezogen wurde, nachdem ihr eigener Clan von Schatten-Orks massakriert wurde und die Gaelen eigentlich für eine gemeinsame Zukunft vorgesehen hatte. Leider gehört Iana zu den eher idealistischen Mädels, die sich nicht zum Bäuerinnenleben berufen fühlen, wenn sich gravierende Ungerechtigkeit in der Welt breit gemacht hat. Iana ging deshalb ihrer eigenen Wege und Gaelen hielt sie für tot. Iana stellt klar, dass sie damals gerne MIT Gaelen in die Welt gezogen wäre, aber wenn der Penner damit zufrieden ist, seinen Acker zu bestellen und dem Schatten die Steuern zu entrichten, dann ist das seine Sache, aber gewiss nicht ihr Leben, und das ist der Standpunkt, den Iana auch heute noch vertritt.

Während Mac den Tempel bzw. das, was davon schon steht, spirituell in Besitz nimmt (was ein magisches Ritual benötigt, das die Seele des an den Ort gebundenen früheren Legaten freisetzt und zurück zum Schatten-HQ schickt), geht Dolan bei seiner direkten Vorgesetzten, der Bürgermeisterin Lesher (Claudia Wilkens, MIGHTY DUCKS, MIGHTDY DUCKS 3, GNADENLOS SCHÖN) petzen. Dolan warnt, dass Macs Auftauchen hier für Schwierigkeiten sorgen dürfte, denn dass die Tempelarbeiten nicht voran gehen, liegt primär an Lesher, die sie bewusst sabotiert. Solange der Tempel nicht fertig ist, weil böse Rebellen ständig die Nachschubkarawanen überfallen (und das natürlich nur tun können, weil Lesher über einen Informanten die Rebellen über deren Routen und Daten unterrichtet), kann Lesher „zur Vergeltung“ die Bevölkerung heftig besteuern und sich die Einnahmen schön in die eigene Tasche stopfen bzw. auf ihren Landsitz karren lassen. Wenn Mac jetzt den Tempelbau in Schwung bringt und allgemein für Recht + Ordnung sorgt, würde dies dieses wohlfeile Arrangement nicht nur zu Fall bringen, sondern natürlich auch dessen Nutznießer in akute Gefahr um Leib + Leben bringen (wenn der Film momentan versucht, mir Mac als Schurken schmackhaft zu machen – you fail).

Stichwort Rebellen – die hausen in den Wäldern a la Robin Hood und haben keine Ahnung, wer eigentlich hinter dem Informanten steht, der ihnen die Tempel-Karawanen ausliefert. Wenn der Rebellenchef (Chars Bonin, 13 HOURS IN A WAREHOUSE) es wüsste, wäre es ihm vermutlich gleich, Merroc, der einarmige Schwertkämpfer (Steve Sweere, THE LAST AMERICAN, THEATER PEOPLE), der erheblichen Anteil an den Kampferfolgen der Rebellen hat, und Deleth (Joseph Papke, SUCKER LAKE PARK), der Elfen-Lord, der sich als einer der letzten seiner Rasse an den zaghaften Widerstandsbemühungen beteiligt, sähen das womöglich etwas anders. Interessant für Gaelen wäre an dieser Stelle, dass Iana zu diesem lustigen Rebellenhaufen gehört.

Lesher versucht, bei Mac positiv Eindruck zu schinden, dieweil die Magistratin sich mit Leshers Auftragskillerin Crawlis (Emily Fradenburgh, PROJECT EDEN: VOL. I, MEMORIAL DAY, und offensichtlich Fan von Queen Amidalas Make-up-Design) kabbelt. Crawlis könnt Ihr eigentlich direct wieder vergessen, denn auf die Handlung nimmt sie keinerlei Einfluss. Mac himself leidet unter Albträumen – im Gegensatz zu den anderen Legaten hat sich auf seiner linken Hand zwar auch ein okkultes Symbol ausgeprägt, jedoch nicht das, das normwalerweise mit Izrador in Verbindung gebracht wird. Sein Mentor, der verdiente Alt-Legat Geddon (Vorname Arma?, Richard Ooms, DER 13. KRIEGE, GNADENLOS SCHÖN), hat es beim Abschied zur Kenntnis genommen, und angekündigt, dass man sich bei Gelegenheit mal darüber unterhalten müsse.

Wir haben nun die „beherzt-Wasser-treten“-Phase des Films erreich (nicht, dass bis jetzt schon großartig etwas *passiert* wäre, aber immerhin haben wir jetzt alle wesentlichen Charaktere vorgestellt und zumindest eine Idee, was deren „wants and needs“ angeht). Dolan plagt das schlechte Gewissen und er erleichtert selbiges bei Chuzara – Leshers Selbstbereicherungssabotage ist nicht der einzige Grund, warum sich kein Legat hier lange genug etablieren konnte, um den Tempelbau und damit die Schattensherrschaft in Blackweir voranzutreiben. Unter dem Tempel gibt es eine Geheimkammer, und Chuzara traut ihren Augen nicht – die ist praktisch bis unter die Halskrause gefüllt mit Legaten-Gebeinen. Ob das in Verbindung steht mit dem Runenstein, den Mac in den nahen Wäldern findet, und der darauf hindeutet, dass Legaten vergangener Zeiten versucht haben, hier eine dem Schatten feindselig eingestellte Macht zu bannen?

Die Magistratin verpetzt Lesher bei Mac – dass die ihr eigenes Spiel treibt, ist dem Legaten völlig klar, aber dass sie es persönlich ist, die den Rebellen über ihren Geheiminformanten Infos zuspielt, kann auch Mac ob der Magistratin Aussage (die natürlich hofft, dass nach Leshers hoffentlich anstehender Hinrichtung der Bürgermeisterposten nicht zwingend durch demokratische Wahlen neu besetzt wird) nicht ignorieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Macs Orktruppen beginnen damit, nach Gutdünken Stadtbewohner aufzuknüpfen, um die Rebellen aus der Reserve zu locken. Bei Merroc fällt diese Taktik auf erfolgreichen Boden – der Einarmige entfernt sich bei Nacht + Nebel aus der Rebellenhöhle, um sich zu stellen. Iana, sich Merrocs Verdienste und Wichtigkeit um die Rebellensache durchaus bewusst, beschließt, seine Selbstmordmission aufzuhalten, und Deleth schließt sich ihrem Quest an.

Indes erfahren wir, dass im Schatten-HQ durchaus nicht alle Legaten an einem Strang ziehen, sondern es auch hier Fraktionen gibt, die gegeneinander operieren und ihre eigenen Truppen in Stellung bringen wollen. Geddon gehört einer Gruppierung an, die an eine neue Prophezeihung glaubt, wonach ein mächtiger Prophet/Krieger/Whatever wiederkehren wird, um sich gegen den Schatten zu erheben. Keine Gummipunkte für die Erkenntnis, dass es sich dabei wohl um Mac handeln wird. Und auch keine dafür, dass wir in DIESEM Film sicherlich nicht so weit kommen, den Plotpunkt ernstlich aufzudröseln.

Iana und Deleth stolpern in Blackweir praktisch sofort über den dort immer noch sinnfrei herumlungernden Gaelen, und dem sind mittlerweile ein bis zwei Dinge klar geworden, wie z.B. der Umstand, dass seine einzige Chance, Iana mal das Höschen auszuziehen, darin liegt, sich dem Widerstand anzuschließen. Obwohl Deleth und Gaelen sich sofort in inniger Abneigung verbunden sind, gelingt es Gaelen, die von Heldens konfrontierten Orktruppen vom Elfen abzulenken, indem er sich dessen Bogen aneignet und sie in die Geheimgänge unter der Stadt lockt.

Merroc hat sich zu Chuzara durchgearbeitet und macht vor ihr den Vercingetorix, was ihr und den sie begleitenden Truppen aber nichts nützt, weil Merroc über Waffen verfügt, die nicht in irgendeiner zweitklassigen Schmiede zusammengekloppt wurden… ein Smoke Monster a la LOST z.B. Als Mac von einer Exkursion zum Runenstein zurückkehrt, findet er einen Haufen tote Truppen und eine beinahe hinübere Chuzara…

Des Rätsels Lösung ist natürlich, dass Merroc einerseits der bewusste Legat Tash war, der – noch beidhändig – mit der legatenschlachtenden Macht in Kontakt trat. Diese Macht, der „Wächter“, wollte ihn als Schattenlegaten eigentlich töten, aber Tash/Merroc verwies darauf, vom Glauben abgefallen zu sein. Allerdings prangte auf seiner Hand noch das Schatten-Symbol, das ihn mit Izrador verbindet. Die sich aufdrängende technische Lösung ist natürlich, dass der Wächter Tashs linken Arm abhackte… Mac ist mittlerweile auch soweit informiert, dass der Wächter eine große Gefahr für Legaten darstellte und es vor hunderten Jahren einer größeren Gruppe der Schattenmänner gelang, ihn in dem Runenstein zu bannen, bis der beschädigt wurde und der Wächter entkommen – und in Merroc fahren konnte.

Das läuft natürlich auf einen Showdown in einer unterirdischen Tempelkammer HINTER der bewussten Geheimkammer zwischen Merroc und dem Wärter einerseits und Mac andererseits hinaus. Aber bevor dies passiert, noch ein-zwei andere Enthüllungen.

Geddon reist zum Orakel Shai (Bonni Allen, SUCKER LAKE PARK, STIMULUS), um Antworten hinsichtlich der Prophezeihung zu erhalten. Was er allerdings statt dessen bekommt, ist die Auskunft, dass sein totgeglaubter Zwillingsbruder Grimnor (auch Richard Ooms) noch am Leben ist.

Und nicht nur das – Grimnor ist das Oberhaupt der in Blackweir ansässigen Rebellenzelle und nimmt in dieser Funktion Iana und Deleth unter seine Fittiche. Während Mac mit dem Wächter überraschend deutlich den Boden der Tempelkammer aufwischt und die alte Gottheit schlicht und ergreifend umnietet, führt Grimnor seine neuen Freunde in sein großes Geheimnis ein. Blackweir sitzt auf einer riesigen Bibliothek, in der risikofreudige Schattengegner das Wissen der Welt in (mittlerweile wie das Lesen und Schreiben selbst verbotenen) Büchern gesammelt haben. Allerdings fürchtet Grimnor, dass das Auftauchen eines Kriegers, der selbst einen alten Gott niederstrecken kann, das Ende dieser Enklave des Wissens sein könnten. Seine Hoffnung setzt der Greis auf Gaelen, der sich in den Katakomben mittlerweile den verfolgenden Orks entledigt hat und nun seine höchst eigene Heldenreise antreten muss…

Und wo wir nun an einem Punkt sind, aus dem sich vielleicht ein interessanter Fantasyfilm entwickeln lassen könnte, setzt der Abspann ein.

Ich denke, Ihr werdet mit mir einigermaßen konform gehen, wenn ich feststelle, dass die Welt von MIDNIGHT und MIDNIGHT CHRONICLES keine sonderlich interessante ist. Es ist eine nach Strich und Faden generische 08/15-Fantasywelt aus dem Baukasten, ohne irgendeinen speziellen Hook, ein aufmerksamkeitserhaschendes Gimmick, das sich von den hunderttausend Billig-Fantasyfilmen, wie sie von SyFy & Co. alle Nase lang produziert werden, abhebt. Nicht mal als Rollenspiel-Setting scheint mir MIDNIGHT im Vergleich zu anderen Fantasy-Systemen besonders denkwürdig zu sein – dass das System dennoch eine gewisse Popularität erreicht hat, muss also nach meiner bescheidenen Meinung stärker am Regelwerk und den Spielmechaniken liegen als an seiner Hintergrundmythologie.

Die gibt nämlich sicher keinen epischen Fantasyfilm ab, auch wenn Fantasy Flight Games und Christan T. Peterson verdammt hart versuchen, das dem Zuschauer einzureden. Aber Anspruch und Wirklichkeit liegen oft genug weit auseinander, und in diesem Fall kann der erklärte Wille, auf Teufel komm raus ein HERR-DER-RINGE-Feeling zu erzeugen, keine Sekunde lang übertünchen, dass sowohl die finanziellen, technischen, handwerklichen, dramaturgischen und schauspielerischen Mittel fehlen, auch nur die Asylum-Variante davon zu simulieren.

Die oberste Krux des Films – er ist himmelarschkreuzlangweilig. Es passiert in dem verdammten Film praktisch nichts. Eigentlich alles, was MIDNIGHT CHRONICLES uns hinwirft, ist Worldbuilding für eine Welt, die, wie gesagt, von Haus aus nicht sehr interessant ist. Alles, was droht, zumindest den Plot irgendwie in eine Richtung zu drehen, die einem als Zuschauer nicht völlig egal sein könnte, wird nur angedeutet, angerissen, um in der potentiellen TV-Serie mal (oder auch nicht) ausgearbeitet werden, wie z.B. die unterschiedlichen Legaten-Funktionen, der Konflikt der „alten Götter“ mit dem neuen Kult, die Frage, warum sich die Elfen und die anderen Rassen (es muss zumindest noch Zwerge geben, die von Deleth wenigstens mal erwähnt werden) zurückgezogen haben, die Rolle, die Kruce spielt, der zwar Mac gegenüber fiercely loyal ist, den ganzen Schattenkult aber, ohne dies zu verleugnen, für bestenfalls leidlich erheiternden Blödsinn hält, den Crawlis-Charakter. Dazu stört die Konzeption, dass mit Mac und Lesher über gravierende Strecken des Films zwei „böse“ Charaktere im Konflikt stehen und Mac, angeblich der Vertreter der gar so schlimmen Schattenmacht, dabei eigentlich als der aufgeräumtere, rationalere und primär an Wiederherstellung einer gewissen Ordnung interessierte Typ rüberkommt (selbst seine spätere „Schreckensherrschaft“ der willkürlichen Hinrichtungen wird uns nur in einem Dialog geschildert; das einzige Opfer, das uns tatsächlich am Galgen baumelnd gezeigt wird, ist Leshers Informant, und das kann man Mac nun eigentlich nicht übel nehmen), während die „Helden“ passiv bleiben und erst in den letzten 20 Minuten anfangen, latent heldenmäßige Taten zu vollbringen (und Merroc dabei nicht unbedingt aus eigenem Antrieb, sondern als Vessel des Wächters, dessen Motivation ja unklar bleibt – er ist gegen den Schatten und die Legaten, ja, aber heißt das auch, dass er „für“ die Menschen und die anderen ehemals freien Rassen ist? ). Es beißt die Maus keinen Faden ab – dadurch, dass der Film sich als Pilotfilm die Option offen halten will, seine „großen“ Geschichten, also Mac als Erfüller der Prophezeihung, Gaelens Reise und Entwicklung zu dem, der sich sicherlich irgendwann mal Mac zum Endkampf stellen wird, die Auseinandersetzung der Legaten-Fraktionen und Grimnor und seine Bibliothek, später zu erzählen, und hier maximal den Boden bereiten will. Da sich aber seit 10 Jahren in der Hinsicht nichts getan hat und auch nicht mehr tun wird, bedeutet dass, dass wir mit einem Fragment zurückgelassen wurden, das im Endeffekt nicht mehr ist als ein Personenregister für eine Geschichte, die wir nie sehen/hören/lesen/erleben werden.

Und selbst das könnte man, verdammt noch mal, besser machen. Der Film hat einen völlig tranigen, diesigen, verwaschenen Look, der alles andere als „epic fantasy“ schreit, sondern depressive Gemüter in suizidale Stimmung versetzen kann. Er hat zwei (ZWEI) halbseidene Actionsequenzen, von denen die eine vielleicht 20 Sekunden dauert, und die andere darunter leidet, dass nur Charles Hubbell überhaupt so aussieht, als hätte er schon mal ein Schwert in der Hand gehabt, bevor Petersen „Action!“ brüllte. Die Sets sind furchtbar langweilig, die digitalen Matte-Shots armselig, und was an Kostümen und Props zumindest so aussieht, als würde sich ein mittelmäßiger LARPer nicht dafür in Grund und Boden schämen, hat sich die Produktion ebenfalls bei einer örtlichen „renaissance faire“ ausgeliehen. Filmisch kommt uns Petersen mit einer totalen Allergie gegen Primärfarben – jup, es soll eine „dunkle“ Welt sein, aber so freud- und farblos macht das keinen Spaß, wirklich hinzusehen. Aber das, was es an „Hinzusehendem“ gibt, ist auch nicht attraktiv, weil Petersen close-ups seiner Darsteller *liebt*. Vielleicht soll die Konzentration auf Gesichter von der Billigkeit und spärlichen Dekoration der Sets ablenken, aber wie will man so ein „episches“ Feeling erzeugen, wenn man die Kamera auf die Nasen der Darsteller klebt?

Sehenswerte „Effekte“ gibt’s nicht – die minimalen CGI-Effekte für die magischen Tricks des Legaten sind ebenso bieder und altbacken wie der Rest des Films.

Die Schauspielerei ist ein Fegefeuer der Talentlosigkeit. Charles Hubbell gibt sich zumindest Mühe – er overacted teilweise, bis die Schwarte kracht und man sich an Nicolas Cage in seinen „besten“ Momenten erinnert führt. Mangelndes Engagement kann man ihm nicht vorwerfen, aber… ihm fehlt halt jegliche Ausstrahlung und jede Glaubwürdigkeit in seinen mimischen Aktivitäten. Vom Rest-Cast sind maximal Dawn Brodey als sträflich unterforderte Chuzara, Sam L. Landman als sort-of-comic relief Kruce (der nur leider auch recht wenig zu tun hat) und Richard Ooms in seiner Geddon-Inkarnation erträglich. Matt Amendt ist ein Totalausfall, die nichtsnutzige Beliebigkeit in Person (was mich etwas schockiert, wo er sein Geld u.a. schon in Performances der Royal Shakespeare Company verdient haben soll. Aber vielleicht hat er da auch ein Stück Holz gespielt), Steve Sweere nicht nur ziemlich unsympathisch, sondern auch weitgehend talentfrei, und Melissa Anne Murphy einfach nur langweilig. Claudia Wilkens bemüht sich zumindest um ein wenig Flamboyanz, aber ich habe den Eindruck, das wirkt nur deswegen ein wenig, weil sie von Roseanne- und Kathy-Bates-Stammsynchronsprecherin Regina Lemnitz synchronisiert wird, und die einfach in ihrer Stimme mehr Charisma hat als der gesamte Cast inklusive Freunden und Verwandten zusammengerechnet.

Die New-KSM-DVD… naja, ich weiß nicht, was ich zur Bildqualität sagen soll. Ich gehe, s.o., davon aus, dass der Look des Films so intendiert ist, und die DVD nichts retten könnte, wenn das weltbeste Authoring-Studio daran schrauben würde. It’s crappy and ugly to look at. Als Extra gibt’s ein Making-of, aber um das anzusehen, bin ich nicht masochistisch genug, weiter ein unkommentiertes Behind-the-Scenes, Audiokommentar mit Regisseur Petersen und Hauptdarsteller Hubbell, eine Visual-FX-Featurette (wut?), deleted scenes (WUTT?), Bildergalerie, Trailer und Biographien. Klar, ein solcher Grützefilm ist ausgestattet wie eine Criterion-Disc.

Fazit: MIDNIGHT CHRONICLES ist ein öder, müder, hässlicher Fantasyfilm, der beweist, dass WOLLEN allein noch keinen sehenswerten Streifen macht, man müsste auch schon KÖNNEN und dabei idealerweise noch eine interessante Geschichte filmen, oder sie wenigstens optisch interessant machen, mit Effekten oder schicken Kampfszenen peppen. Das hier ist ne filmische Totgeburt, ein Dokument maßloser Selbstüberschätzung seitens der FFG-Chefs und die Bestätigung des alten Sprichworts: Spieledesigner, bleib bei deinen Würfeln. Bäh.

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 2


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