- Original-Titel: Microwave Massacre
- Regie: Wayne Berwick
- Land: USA
- Jahr: 1983
- Darsteller:
Donald (Jackie Vernon)
Roosevelt (Loren Schein)
Philip (Al Troupe)
Knothole Girl (Marla Simon)
May (Claire Ginsberg)
Dee Dee Dee (Lou Ann Webber)
Chick (Anna Marlowe)
Susie Grubb (Cindy Gant)
Evelyn (Sarah Alt)
Nachbarin (Karen Marshall)
Vorwort
Eine eherne Regel im B-Film-Geschäft ist und bleibt: mit’nem fetzigen Titel auf dem Poster hast du als Produzent schon halb gewonnen – wen interessiert die Qualität des Films, wenn der geneigte Konsument durch den Titel schon mal zum Ausleihen/Kauf des Werks verleitet worden ist. Das kann man auf die eine Weise machen (Das Mädchen mit dem Einwegticket, sprich einen so abgedreht-sinnfreien Titel zu wählen, dass die plumpe “was-zum-Teufel-ist-DAS?”-Neugier siegt, oder auf die andere, und die trifft beim heutigen Film zu. Jetzt mal ehrlich: wer von Euch könnte an einem Film mit einem Titel wie Microwave Massacre achtlos vorbeigehen? Das schreit doch schon aus zehn Meter Entfernung “Leih mich aus! Kauf mich!”.
Ja doch! Aber gern! Tun wir doch alles!
Gut, “Mikrowelle” und “Massaker” sind nicht unbedingt zwei Substantive, die man auf Anhieb miteinander in Verbindung bringen könnte – die Anzahl der Methoden, mit der man per Mikrowelle ein Massaker anrichten könnte, ist doc eher begrenzt (andererseits hatten wir Filme über mörderische Kühlschränke, also warum nicht auch ein Mikrowellenherd? Wir sind flexibel). Jedenfalls spricht ein solcher Titel dafür, dass wir es nicht wirklich mit großer Filmkunst, sondern hoffentlich mit einem schön blöden Trasher zu tun haben. Future Doc weiß natürlich wie immer schon Bescheid, und das wird auch nötig sein, denn ob ich meine Notizen jetzt noch lesen kann, 48 Stunden nach Filmgenuß, steht auf einem ganze anderen Blatt.
Also halten wir uns nicht wirklich weiter mit gesteigerter Vorrede auf – nur soviel noch (stöhn – der Setzer): Mit Ausnahme des “Stars” Jackie Vernon, und der ist weniger wegen einer eindrucksvollen Filmkarriere ein halbwegs bekannter Name in den Staaten, sondern ist bzw. war ein relativ anerkannter Comedian, gibt’s kaum einen Beteiligten an diesem Film, der so etwas ähnliches wie eine vorzeigbar Karriere vorweisen kann, es sei denn, man rechnet Cutter Steve Neilson, der später u.a. Fred-Olen-Ray- und Full-Moon-Filme schnippeln sollte (was man halt so Karriere nennt). So, und jetzt zum Film. Mal sehen, was das wird.
Inhalt
Bekanntlich kann ein Film wesentlich schlechter anfangen als mit der ausführlichen Ins-Bild-Setzung hervorragender Bestandteile weiblicher Anatomie, auch wenn diese im aktuellen Fall Unfairerweise noch durch Textilien bedeckt sind. Die junge Dame, die an eben jenen herausragenden Eigenschaften schwer zu tragen hat, scharwenzelt an einer Baustelle vorbei, wo die kompletten drei Arbeiter gerade zur Mittagspause blasen und ihre Lunchboxes mit unterschiedlicher Begeisterung (dazu gleich mehr) hervorholen (und nur die). Unser Mädel wird indes von einem bösen Kerl bedrängt und gegen den Bauzaun gedrückt – praktischerweise, für die Bauarbeiter, befindet sich dort auf Brusthöhe ein, hüstel, Guckloch, durch das die bereits zitierten anatomischen Merkmale des Frauenzimmers gedrückt werden. Während der mysteriöse Angreifer (der weder Film noch uns weiter interessieren wird), sichtlich daran geht, es seinem bedauernswerten Opfer von achtern zu besorgen, fällt den begeisterten Bauarbeitern kollektiv beinahe das Glotzwerkzeug aus den dafür vorgesehenen Schädelhöhlen und Roosevelt, der Quotenschwarze (der zudem auch der aus Amazonen aus dem Mond bekannten Fraktion “Schwarze ohne Seele” anzugehören scheint, da ihm sein weißer Kumpel Philip wenig später zeigen muss, wie man Musik “fühlt”) eilt gen Bauzaun, um die so griffbereit ausgestellten Möpse einer physischen Untersuchung zu unterziehen. Dem Mädchen gelingt aber rechtzeitig die Flucht..Schön, wenn man über so kontroverse Themen wie öffentliche Vergewaltigungen bei hellem Tageslicht noch so anspruchsvolle Witze reißen kann – ja, wir befinden uns in einer sicherlich ausgesprochen hochgeistigen geistesfordernden Komödie, das ist schon mal klar.
Währenddessen, in der Küche eines ordentlich, sauberen (hart an der Grenze zum antiseptischen) Haushalts (also ganz bestimmt nicht beim Doc zuhause) bereitet eine ältere Lady des bewährt spießigen Zuschnitts eine Mahlzeit vor – und da ist sie, die Mikrowelle des Todes. Hm, Makrowelle klingt treffender – anno 1983 wurden Mikrowellengeräte noch im handlichen Schrankwandformat 2 x 1 Meter geliefert; immerhin, da passt ‘ne Menge rein (für ein Massaker ja auch nötig). Fußhupe (sprich: Miniaturwuffwuff) Napoleon kuckt neugierig zu.
Zurück auf der Baustelle packt Donald, der dicklich-gemütliche Bauarbeiter, der sichtlich auch von seinen Kollegen Roosevelt und Philip nicht für voll genommen wird, äußerst unglücklich sein Mittagshappahappa aus – das Eheweib hat ihm, im Gegensatz zu denen der Kollegen, leckere Hamburger eingepackt, sondern Krebs a la sushi in Fladenbrot (o.ä.). Leckererweise komplett mit Panzer, Scheren, sämtlichen Beinen etc. Macht einen enorm appetitlichen iendruck und bietet natürlich willkommenen Anlass für zahlreiche “crap/crab”-Schelmereien der schadenfrohen Cow-orker (die Wortspielkasse würde gut gefüllt). Auf ein von Donald vorgeschlagenes Tauschgeschäft will sich verständlicherweise keiner einlassen. Tja, harte Zeiten.
Später, in einer Kneipe. Sam, der Barkeeper, ist mächtig aus der Art geschlagen – er hat nämlich keinen Bock, sich die Jammer- und Elendsgeschichten seiner Kundschaft anzuhören und als auch Donald in seinen doppelten Drink heult, dass sein elender Besen ihm nix leckeres zu essen machen will, kontert Sam das mit ein paar Anekdoten über seine Hämorrhoiden – ob das wirklich im Sinne des Kneipenumsatzes ist, will ich dahingestellt sein lassen, aber es wirkt. Nach etwas gratitious nudity und einem Kerl in Drag, beides ohne Handlungsrelevanz, macht sich Donald auf den Weg nach Hause. Überrascht uns sicherlich nicht so sehr, dass die Mikrowellen- und Hundebesitzerin Donalds treusorgendes Weib May ist. Wie es sich für eine Ehe gehört, die ersichtlich mindestens zwanzig Jahre über ihr Mindeshaltbarkeitsdatum hinaus ist, kotzen sich die beiden an, sobald der Herr des Hauses die Schwelle zur heimatlichen Wohnstatt überschritt. “Setz dich nicht aufs Sofa, das ist frisch gestaubsaugt,” keift May ihn an. Donald reagiert überlegt-gelassen, wie es sich für einen zivilisierten Menschen gehört und steigt mit seinen dreckigen Schuhen aufs Chaiselong (aber er sitzt nicht drauf – kann man ihm keinen Vorwurf machen). Essen gibt’s wieder mal nur aus der Mikrowelle – “peruanisches Cordon Blue” – sieht nicht wirklich lecker aus und auch Donald ist ganz der Ansicht, das Rezept müsse in der Übersetzung Entscheidendes verloren haben. May macht das Licht aus (“zu spät, ich hab’s schon gesehen,” knurrt Donald), um romantisches Kerzenlicht zu entzünden. Anstatt der Kerze allerdings trifft ihr Streichholz einen Topf und was auch immer da drin war, es wird heute a la flambée serviert werden. May überspielt den Unfall elegant und versucht, romantische Gefühle bei Donald zu wecken: “Das Kerzenlicht könnte dich doch auf Ideen bringen”, säuselt sie. “Ideen hätte ich schon, aber die verstoßen gegen das Gesetz,” kalauert Donald. “Manche Männer finden mich immer noch attraktiv,” gibt sich May entrüstet Illusionen hin. “Mag sein, aber ich gehe nicht aufs Braille-Institut,” kontert Donald (man möchte fast meinen, die Schöpfer von Married with Children hätten diesen Film auswendig gelernt – momentan bewegen wir uns auf Sitcom-Terrain). May fällt auf, dass ihr Gatte die Nahrungsaufnahme verweigert: “Warum ißt du nicht?” “Aus dem gleichen Grund, aus dem man auf Berge klettert – weil es da ist!” William Shatner wäre stolz und begeistert.
Am nächsten Tag auf der Baustelle – Philip versucht erfolglos, bei einem heißen Feger zu landen. Das Girl interessiert sich mehr für starke Kerle wie den namenlosen Muskelprotz, der ganze Stahlrohre alleine stemmen kann. Philip stellt sie ihm vor, nur lustigerweise ist Muscle Man allergisch gegen Frauenzimmre und bekommt sofort einen Niesanfall.
Donald versucht, in Sams Kneipe Asyl zu finden, aber der gnadenlose Barkeeper scheucht unseren armen geplagten Loser-Helden humorlos nach Hause zu May. Wenigstens hat’s dafür gereicht, dass Donald abgefüllt ist wie eine mittelschwere Strandhaubitze – manch einer erlebt im Suff ja ein ungeahntes Aufblühen vermeintlichen Selbstbewusstseins und so geht’s auch Donald (nach einem kleinen Encounter mit der ständig aufreizend-notgeilen Nachbarin und ihrer Miezekatze, der nicht ohne den alten “what a nice pussy“-Gag auskommt). Er will jetzt ein Sandwich, und zwar sofort, und zwar schnell, das ist ein Befehl. May lässt allerdings nur die Mikrowelle “pingen” und bezeichnet ihren Hubby als “undankbares Biest”. Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert und so findet Donald auch nichts dabei, auf den servierten undefinierbaren Food zweifelhafter Herkunft im Wortsinne zu spucken. “Du Schwein,” kommentiert May nicht ganz unzutreffend, aber Donald kommt jetzt erst in Fahrt, bemächtigt sich des Staubsaugers und explantiert den Staubbeutel. “Kein Wunder, dass es hier so sauber ist, der ganze Dreck ist da drin,” wundert er sich und macht sich daran, diesen untragbaren Zustand zu beenden. Nach der systematischen Staubverteilung im Wohnzimmer pinkelt er noch in den offenen Kamin. Zwei angesichts der Umstände völlig haltlosen Anschuldigungen/Beleidigungen seiner Ehefrau später platzt Donald endgültig der kragen, schnappt sich das nächstbeste als Schlagwerkzeug missbrauchbare Möbelstück und kloppt wie der sprichwörtliche Berserker auf May ein… Killtime!
Der Morgen danach – wir kennen es alle, ein Kater kann was fürchterbares sein. Und wenn dann noch kein Katerfrühstück (wie empfahl eine meiner früheren Stammkneipen für diese Fälle: ein schwarzer Kaffee und ‘ne Galoises ohne Filter) auf dem Tisch steht, kann man schon mal unruhig werden: Donald, Opfer eines amtlichen Filmrisses, wundert sich jedenfalls, warum seine Angetraute ihm nichts bereitgestellt hat. Notgedrungen heißt’s also selbst ist der Mann. Ab in die Küche, mal kurz die Mikrowelle aufgemacht, die dort verstaute Alte gesehen, Mikrowelle wieder zu, weiter eßbares suche— Moment! Kurzer Schock für Donald, aber nur kurz… “Sie hätte so gehen wollen,” ist sich Donald nach kurzer Rekapitulation der Sach- und Rechtslage klar und schmeißt den Herd an…
Die Kollegen auf’m Bau wundern sich, dass Donald sich in der nächsten Mittagspause beim Fast-Food-Imbiß anstellt und halten das angesichts der Leibesfülle und des vermuteten Gesundheitszustands ihres Nicht-wirklich-Freunds für Selbstmord auf Raten. Donald erklärt nur, dass er und May sich getrennt hätten. Am Abend wird der frisch gekochte Kadaver dann zersägt und in die Tiefkühltruhe im Keller gepackt. Dabei passiert Donald das Mißgeschick, dass ihm Mays in Alufolie gewickelte Hand in die Tonne mit den vorher aus dem Freezer geräumten Tiefkühl-Experimenten der Verblichenen fällt. Fernsehen kann bekanntlich bilden – Donald sieht eine Talkshow, in der ein Verbrechensexperte vom perfekten Mord schwadroniert: das ist der, bei dem der Täter das Opfer komplett ratzekahl aufißt. Bei Donald fällt der Groschen noch nicht, dafür knurrt der Magen. Weil nix anderes im Haus ist, macht er sich über die vorhin aus dem Tiefkühler geräumten Reste von Mays Kochkunst her und erwischt, wie könnte es nicht anders sein, die irrtümlich dort liegende Pfote seiner Frau. Ein kräftiger Biß (man sollte das Essen vielleicht doch aus der Folie auswickeln, dann würden solche Verwechslungen nicht vorkommen), lecker schmeckt’s. Aber das böse Erwachen kommt schnell – Donald bemerkt, was er da gerade futtert. Eineinhalb Sekunden lang ist Donald schockiert, aber dann siegt Hunger über Moral: “Ich hab Mays Geschmack unterschätzt!” (Wortspielkasse! Wortspielkasse!).
Und so staunen Roosevelt und Philip am nächsten Tag Bauklötze, als Donald ein ungefähr meterlanges in Alu gewickeltes Happa mit sichtlicher Begeisterung spachtelt – scheint angenehm zu duften, denn die beiden wollen unbedingt mal probieren. “It’s a tommy-turn-on,” enthusiasmisiert Philip und Donald wittert eine lukrative Geschäftsidee. Auch Roosevelt leckt sich die Lippen, hat aber eine kleine Reklamation: Das Fleisch schmeckt zäh und alt (und trotzdem findet ihr das *lecker*? Mann, ich glaub, bei solcher Kundschaft könnte sogar Euer Doc, der Anti-Koch, in Amerika sein Glück in der Gastronomie versuchen). Donald verspricht für den nächsten Tag verbesserte Rezeptur…
Woher aber Frischfleisch nehmen, wenn nicht stehlen? Dank Donalds gesteigertem Selbstbewusstsein kein Problem – in Sams Bar flirtet er mit einem heißen Feger, der vom spielverderbenden Barkeeper allerdings als Nutte klassifiziert und rausgeworfen wird (also, in Sams Kneipe wäre ich kein Stammgast. Der Typ ist doch eine einzige Geschäftsschädigung). Donald hält die Zeit für den Kavalier alter Schule gekommen, folgt dem Mädel und labert sie an – Gesprächsstoff ist schnell gefunden, weil das Girl sich einen Absatz bricht. “You’re not used to be on your feet!” hüstelt Donald – schnell ist der Feger abgeschleppt. Das Mädchen stellt sich als Dee Dee Dee vor (“Meine Mutter wollte mich Delia nennen, aber sie stotterte”): “Have you ever screwed in three dee?” wortspielt auch sie geistreich (Zwischenbericht von der Wortspielkasse: wir akzeptieren nur noch große Scheine!). Selbstverständlich gehört Dee Dee Dee in der Tat zum horizontalen Gewerbe und erkundigt sich nach Sonderwünschen: Darfs französisch oder griechisch sein? “Wie wär’s mit jugoslawisch?” schwitzt der schwer nervöse Donald, dem wir ohne weiteres abkaufen, seit mehreren Jahrzehnten sexuell unbelastet zu sein, Blut und Wasser. Seltsamerweise fasst Dee Dee Dee “jugoslawisch” als schwerwiegende Beleidigung auf (bin ich da nur nicht ajour? Ist “yugoslavian” in sexueller Hinsicht ein double entendré auf Englisch? Bitte um Aufklärung, aber fangt nicht mit Blüten und Bienen an!) und droht ihren Abgang an. Kommt natürlich gar nicht in Frage – Donald wirft sich auf das Mädel und erstickt sie mit einem Kissen. Und dann kommt das Hackebeilchen…
Aufgrund des köstlichen Schmackofatz aus eigener Werkstatt ist Donald bei seinen Arbeitskollegen jetzt der absolute Chef im Ring, d.h. man nimmt den alten Sack auch mit auf Tour. In Bestätigung des Vorurteils, dass drei erwachene Kerle, wenn ohne Frau unterwegs, spontan auf das geistige Niveau von Fünfjährigen zurückfallen, wird die Bedienung eines Drive-in-Freßschalters geärgert: “Knöpf die Bluse auf, zieh den Rock hoch, streck die Zunge raus – und ‘ne Cola,” grölt Donald ins Mikrofon des Autoschalters – die Herren lachen sich schlapp und düsen vom Acker und bekommen nicht mal mit, dass die Bedienung die Bestellung wortgetreu ausgeführt hat und den Rücklichtern ihrer Schleuder verdutzt hinterherkuckt (man kann sagen was man will, aber die Szene ist tatsächlich witzig!).
May hat als Magenfüller ausgedient – Donald tauscht die eßbaren Überreste seiner Gattin gegen das schmackhaftere Junggemüse Dee Dee Dee aus, nur von Mays anklagend blickender Rübe will er sich aus unerfindlichen Gründen nicht trennen. Der Rest landet im Müll, wo ein Penner einen abgetrennten Arm findet und ihn als Rückenkratzer benutzt und mitnimmt. Donald macht sich ein Riesensandwich und geht auf die Pirsch nach neuen Fleischlieferanten. Muss er auch nicht lange suchen, denn vor dem nächstbesten Supermarkt steht ein Mädel in einem hübsch debilen Hühner-Kostüm (nicht ganz so abartig wie das von Burt Reynolds aus Der rasende Gockel, aber fast) und sammelt Spenden für undefinierte gute Zwecke. “I’d love to have you for dinner,” stellt Donald sabbernd fest. “Chick” wird prompt mit nach Hause genommen, Donald läutet ein bissl an ihren Glocken, und dann geht’s aber auch schon an die Nahrungsmittelproduktion.
Obwohl Donald besser drauf ist als je zuvor, plagt ihn doch das schlechte Gewissen. Weil der Gang zur Polente aus naheliegenden Gründen nicht in Frage kommt, schüttet er sein Herzeleid bei seinem Seelenklempner aus. Ein vollständiges Geständnis wird abgelegt, dass der Shrink aber aufgrund eines Schnarchanfalls nicht mitbekommt. Als der Freud-Nachfolger wieder zu sich kommt und Donald etwas von “I cant’t have sex with a woman until I eat her!” klagt, versteht der Meister der Psychosen das natürlich drollig falsch und hält das im Zeitalter der sexuellen Aufklärung für die normalste Sache der Welt, die absolut in Ordnung sei, da muss sich Donnie überhaupt gar keine Gedanken machen! Schön, wenn man so verständnisvolle Klatschenkurierer hat…
Seelisch beruhigt kann Donald also weiterköcheln und, ich bin beeindruckt, ein Yankee, der sich bildet, studiert gedrucktes Wort über Kannibalismus. Aber die neue Diät scheint Nebenwirkungen zu haben – ein röchelnder Erstickungs-/Herzanfall zwingt unseren Helden kurzfristig in die Knie. Aber eben nur kurzfristig – dann kann er wieder in den Keller schreiten und den Freezer umräumen. Dabei allerdings dotzt Mays immer noch aufbewahrte Rübe auf den Boden und verschwindet, um an völlig anderer Stelle wieder aufzutauchen, einen scharf missbilligenden Blick auf Donald zu werfen und Anstalten zu machen, ihn in den Wahnsinn zu treiben. Donald greift sich den renitenten Kopf, aber da klopft’s anne Tür. Wer steht da draußen vor der Tür? Mays Schwester Evelyn! Wolle mer se reilasse? Eigentlich eher nicht, aber Evelyn ist von der durchsetzungsfähigen Sorte und begehrt ultimativ Einlaß und Auskunft über den Vergleib ihres geliebten Schwesterherzes. Panik, weil Donald den Schädel derselben krampfhaft hinter seinem Rücken versteckt. Geistesgegenwärtig gelingt es ihm, Evelyn solange aufzuhalten, dass er ins Schlafzimmer spurten und dort die Skulptur “schlafende May” zurechtzimmern kann. “Sie sieht blass aus,” stellt Evelyn bei der Inaugenscheinnahme fest und bei näherem Hinsehen fällt es Evelyn wie Schuppen aus den Haaren – die ist hin, die Alte! Donald greift zum bewährten Mittel der Handgreiflichkeit, aber geade noch rechtzeitig fällt ihm ein, dass er, wenn er Evelyn umbringt, er sie notgedrungen aufessen müsste. Yuck! Würg! Igittigitt! Das bringt selbst der härteste Kannibale nicht durch die Speiseröhre. Evelyn wandert also statt in Donalds Magen gefesselt und geknebelt in seinen Kleiderschrank, wo sie fürderhin von ihm geflissentlich ignoriert wird.
Seine angeschlagene Gesundheit führt Donald zu seinem Leib- und Magen(haha)-Arzt Dr. van der Fool (!), dessen Hobby darin besteht, in seinem Sprechzimmer Dart mit Spritzen zu spielen (merke: unbedingt vor Eintreten Anklopfen!). Van der Fool ist nach eigener Aussage ein “experienced doctor”, braucht aber dennoch Hilfe beim Lokalisieren der guten alten Pumpe (ja, der Kerl ist ein Quacksalber nach meinem Geschmack). Wir erfahren, dass Donald einen Herzschrittmacher trägt (sollte das ein Plotpoint sein), ansonsten aber, wie man im Süden unseres Landes so schön sagt, pumperlgsund ist. “Liegt an meiner neuen Diät,” freut sich Donald.
Einer der etwas rätselhafteren Einfälle des Films ist es, uns recht zusammenhanglos den Boten eines Essenslieferdienst namens “Bwana Catering” (selbstverständlich ist der Bote afroamerikanischer Herkunft, schätze, das ist ein weiteres Beispiel subtilen Humors). Ich weiß nicht, ob das implizieren soll, dass Donald seine Köstlichkeiten mittlerweile offensiv vermarktet. Donald wird weiterhin (running-gag-mäßig) von seiner lasziven Nachbarin beflirtet und mit den Kollegin wird die geheimnisvolle Serie verschwundener Mädchen diskutiert, die durch die Gazetten geistert. Sieben Girls sind mittlerweile verschwunden, das letzte ein schwarzes. “Heute hast du dunkles Fleisch dabei?” fällt Roosevelt zwar auf, aber einen Zusammenhang kann er sich nicht zusammenreimen.
Donald wird in den Methoden zur Frischfleischbeschaffung immer erfinderischer – so gabelt er eines Tages eine Anhalterin auf und lotst sie in seine Wohnung. Während bei hellstem Tageslicht ein ominous thunderstorm TM schlimme Dinge ankündigt, präsentiert sich Donald in professioneller Metzger-Ausrüstung und verhackstückt sein jüngstes Opfer, auch wenn ihm das ein wenig zu knochig ist (na, das sieht man doch aber vorher)…
Seinen Arbeitskollegen verspricht er für den nächsten Tag eine ganz besondere Spezialität: “Peking Chick”. “Peking-Ente”, meint einer seiner etwas intelligenteren Kollegen, aber Donald besteht auf “chick”. Dieweil Evelyn immer noch im Schrank schmort und von Donald ignoriert wird (hm, nicht mal was zu Trinken braucht die Dame. Respekt), sägt Donald seine neueste Fleischspenderin in handliche Einzelteile…
Am nächsten Morgen wollen die Kollegen ihn abholen – man muss sich selbst ins Haus einlassen, da Donald nicht öffnet und findet die schöne Bescherung: unser Held liegt auf dem Küchenboden und auch unseren nicht ganz so cleveren Bauarbeitern fällt auf: “Ich glaub nicht, dass er schläft!” Donald ist hin .- hat ihn die Überanstrengung dahingerafft, Nebenwirkungen des Kannibalismus oder das schlechte Gewissen? Das plagt jedenfalls auch Philip und Roosevelt, als sie probehalber einen Blick in die Mikrowelle werfen…
Tja, und so geht unser Spektakel etwas anti-klimatisch zu Ende. Vor die Bude wird ein “House for Sale”-Schild gekloppt, die Möbelpacker finden tatsächlich die arme Evelyn im Schrank (aber noch lebendig) und wir erfahren auch, warum Donald in die nächste Welt aufgefahren ist. Die Mikrowelle war “Gift” für seinen Herzschrittmacher (ich habe immer gewusst, dass die Dinger nicht ordentlich abgeschirmt sind). Mays Kopp stiert triumphierend in die Kamera…
Wieder mal recht kurz, die Inhaltsangabe heute. Liegt an mehrerlei Dingen – primär natürlich daran, dass ich meine Notizen von vor drei Tagen nicht mehr ordentlich lesen kann, ich bei Komödien prinzipiell versuche, nicht allzu viel zu verraten (obwohl ich sicherlich mehr Gags gequoted habe, als es angebracht gewesen wäre) und, last, but not least, weil der Streifen erkennbar nicht wirklich ein Plotwunder ist. Trotzdem oder gerade deswegen macht Microwave Massacre doch einen hübschen Batzen Spaß.
Man muss sich natürlich mal wieder über einiges klar sein – der Film ist keine Splatter-Granate, kein Gore-Film, nicht mal eine Horror-Komödie, streng genommen. Vielmehr ist Microwave Massacre eine schwarze Komödie auf zotigem Sitcom-Niveau, anspruchsvolle Gags wird man mit der Lupe suchen müssen, dafür kommen Freunde des gepflegt-debilen Wortspiels voll auf ihre Kosten. Der Streifen lebt beinahe ausschließlich von seinen Dialogen, und die sind nicht wirlich von der Sorte “amüsante Wortgefechte”, sondern eher von der “Pointe-komm-raus-du-bist-umzingelt”- und “stupid one-liner”-Fraktion. Das kann tierisch in die Binsen gehen (siehe sämtliche Leslie-Nielsen-Filme nach Naked Gun 33 1/3 mit der dezenten Ausnahme Spy Hard), funktioniert hier aber, sofern der Zuschauer bereit ist, sich auf ein gewisses Niveau herabzubewegen (was selbstverständlich am besten unter Zuhilfenahme alkoholischer Getränke zu bewerkstelligen ist). Dann aber funktioniert der Film prächtig, weil die Witze und Wortspielereien zwar doof, aber meistens wirklich lustig sind (mein Paradebeispiel ist Dee Dee Dee mit ihrer Line “Have you ever screwed in three dee?”. Ja, das ist so ungefähr der Level, auf dem wir uns hier befinden).
Handlung im eigentlichen Sinne ist nicht zu verzeichnen – der Streifen reiht dummen Spruch an dummen Spruch und streut, sobald die, hüstel, Plotte mal in die Puschen kommt (mit dem ursächlichen Mord an May), eine Mordszene ein und verabschiedet sich allerspätestens, als Donald seine Besuche beim Psychiater und seinem Hausarzt Dr. von der Fool (sic) absolviert, in puren Nonsens, ohne dabei in gröbsten Klamauk zu versumpfen (d.h. es gibt keinen Slapstick, keine Sight Gags, sondern nur Wortwitz und Situationskomik). Inhaltlich ist das ganze wohl als Parodie auf einschlägige Mad-Killer-Streifen wie Maniac angelegt, d.h. der komplette Film zirkelt um den Mikrokosmos des zentralen Darstellers und erlaubt sich nur wenige Abschweifungen zu anderen Figuren, was im Umkehrschluss natürlich zur Folge hat, dass die Nebencharaktere überhaupt nicht entwickelt werden und keinerlei eigenständiges Profil haben (zwar wird am Anfang auch versucht, mit Philip und Roosevelt ein paar Gags zu erarbeiten, aber diese Schiene wird schnell aufgegeben und die beiden verkommen zu blossen Stichwortgebern). Die weiblichen Opfer haben sowieso keinerlei Eigenständigkeit.
Ein wenig enttäuschend ist das Finale, das eigentlich keins ist – irgendwie scheint der Film zwar auf eine größere Schlußpointe hinkonstruiert zu sein (zum einen durch das Auftauchen von Evelyn und ihrer Verstauung im Schrank, zum anderen durch den running gag mit Donalds Nachbarin, bei dem man als Zuschauer schon erwartet, er würde noch zu irgendeinem pay-off führen), aber Fehlanzeige – das Ende wirkt etwas hingeluscht, eher verzweifelt aufgesetzt und ist vor allem, und das ist der wesentliche Stilbruch zum Rest des Films, der trotz seiner Thematik doch eher “light-heartedly” rüberkommt, nicht lustig. Da steht dann schnell, zumindest bei mir, der Verdacht im Raum, dass der Produktion die Kohle ausging und man produzentenseits ein hastiges, eben noch finanzierbares Finale antuckerte
Vom filmisch-handwerklichen Standpunkt ist der Streifen von Wayne Berwick, der der Welt fast zwanzig Jahre später noch ein Werk mit dem vielversprechenden Titel Attack of the Amazing B-Movie-Monster bescheren sollte, wenig bemerkenswert. Berwick beschränkt sich auf die bewährt-bodenständige “point-and-film”-Methodik des Filmemachens, lässt sich durch keinerlei künstlerische oder stilistische Ambitionen behindern, sondern setzt, wie bereits erwähnt, durchaus erfolgreich, darauf, dass das Gagpotential allein den Film am laufen hält. Von der Regieseite werden kaum Akzente gesetzt, die dem Streifen gesteigertes Tempo oder, gott behüte, Spannung verleihen würden. Die Mordszenen sind konsequenterweise auch nicht splattrig oder hart, sondern ebenfalls deutlich auf den Lacher hin inszeniert. Was der Streifen an blutigen Effekten auffährt, und das ist nicht gerade viel, beschränkt sich auf ein paar allersimpelste abgetrennte-Gliedmaßen-FX der Herschell-Gordon-Lewis-Schule, die selbst von horrorunerfahrenen BPS-Mitgliedern als bewußt unrealistisch-humoresk-billige Schaufensterpuppen-Bestandteile u.ä. identifiziert werden sollten (gehe also stark davon aus, dass Microwave Massacre, sollte der je in Deutschland veröffentlicht werden, umgehend auf der 131er-Liste landet).
Zusammenfaselnd festgestellt: die Inszenierung ist einer Komödie angemessen, in der man sich als Zuschauer auf die Witze konzentrieren soll und nicht durch irgendwelche Juxereien und technischen Kniffe von Regie, Kamera oder Schnitt abgelenkt werden soll. Gorehounds, die vom plakativen “Massacre” im Titel angelockt wurden, werden aufgrund des eher mageren Splattergehalts sicher eher enttäuscht sein – eine Splatter-Comedy vom Schlage Braindead ist das sicher nicht.
Ein Film wie Microwave Massacre steht und fällt dann folgerichtig mit der Qualität seines Hauptdarstellers – da kannst du als Regisseur nicht jeden x-beliebigen Penner von der Straße ‘für engagieren, da brauchst du schon jemanden, der diese Art Humor glaubhaft rüberbringt. Ed O’Neill wäre sicher die “großbudgetierte” erste Wahl (weil das ganze Setting, der ganze Charakter, wie oben schon angedacht, an Al Bundy erinnert), Jackie Vernon macht seine Sache aber richtig gut – er kommt sowohl optisch als auch von der schauspielerischen Umsetzung nahe an das angestrebte Ideal eines sympathischen Verlierers, der durch nicht völlig innerhalb seiner Kontrolle liegende Umstände zum Killer wird und dadurch an seinem “low self-image” arbeiten kann. Vernon ist m.W. jemand, der von der Bühne kommt und verhältnismäßig wenig Film- und TV-Arbeit erledigt hat. In den USA am bekanntestens für seine Voice-Arbeit für die beliebte Zeichentrickfigur “Frosty, the Snowman”, absolvierte er einige Auftritte in amerikanischen Comedy-Fernsehshows (u.a. mehrfach in der “Dean Martin Show”), spielte Gastrollen in Rod Serlings Night Gallery und der Kolchak: The Night Stalker-TV-Serie und erlebte seinen letzten Filmauftritt kurz vor seinem Tod 1987 in dem Sketch-Film Amazon Women on the Moon (Segment “Roast your loved one”, an der Seite einger anderer US-Comedians wie Rip Torn). “Microwave Massacre” markiert seine einzige Hauptrolle.
Die weiteren Darsteller haben durch die Bank praktisch keine nennenswerte Karriere gemacht – Claire Ginsberg (“May”) überzeugt als gutmeinende Drachenlady, Lou Ann Webber als “Dee Dee Dee” ist charmant-funny und ganz groß sind die Darbietungen von John Harmon als Psychiater Dr. Gestalp und besonders Ed Thomas als Dr. von der Fool.
Wie zwischen den Zeilen bereits zu lesen, wartet Microwave Massacre bis heute auf eine deutsche Veröffentlichung – unsere Freunde auf der anderen Seite des Ärmelkanals, das Inselvolk mit den komischen Royals, hat zumindest eine Videoauswertung erlebt, bei “Astra Video”. Das Tape ist von der technischen Umsetzung her ungefähr das, was man von einer fast zwanzig Jahre alten Veröffentlichung eines ohne irgendwelche Ansprüche oder Hintergedanken (von “Kult” war da sicher nicht die Rede) auf den Markt geworfenen Billigfilms erwarten kann. Die Bildqualität ist so-lala (Vollbild), die Tonqualität ausreichend, um die Dialoge verstehen zu können.
Fazit: Microwave Massacre ist nicht der Film, den ich als bluthaltiges Doppelprogramm mit Braindead empfehlen würde, sondern was für die Momente im Leben, in denen nicht plakative Sight-Gags und Splatterorgien die Lachmuskeln des geneigten Publikums anregen sollen, sondern zotiger, manchmal niveauloser, aber meistens hochgradig spaßiger Dialogwitz und wunderbar quotable one-liner gefragt sind, ohne dabei in Scary Movie-mäßigen Fäkalhumor zu verfallen. Ganz ohne Wortspiel kann ich, das versteht Ihr sicher, dieses Review nicht abschließen: Microwave Massacre ist eine Komödie mit Biss! And be sure to stay tuned für den Nachspann, der in Form einer “Speisekarte” präsentiert wird und einiges an Gags beinhaltet. Keine Filmkunst, und auch kein GROSSES KINO, aber ein munterer Launemacher für zwischendurch!
(c) 2004 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 6
BIER-Skala: 6
Review verfasst am: 01.05.2004