- Deutscher Titel: Mean Guns
- Original-Titel: Mean Guns
- Regie: Albert Pyun
- Land: USA
- Jahr: 1997
- Darsteller:
Lou (Christopher Lambert)
Vincent Moon (Ice-T)
Marcus (Michael Halsey)
Cam (Deborah Van Valkenburgh)
Barbie (Tina Cote)
Hoss (Yuji Okumoto)
Crow (Thom Matthews)
D (Kimberley Warren)
Lucy (Hunter Doughty)
Bob (Jerry Rector)
Ricky (James Wellington)
Commissioner Galloner (Hoke Howell)
Jerry Montegna (James Mathers)
Kobolksi (Milan Nicksic)
Blondie (Jahi J.J. Zuri)
Vorwort
Ich hatte es ja im Adrenalin-Review angedeutet, in Sachen Albert Pyun noch was auf der Pfanne zu haben. That´s right, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte (das ist, wie mir Stammleser und sonstige Bekannte sicher beipflichten werden, aber eh nicht der Rede wert) unterzog ich mich dem Härtetest, innerhalb weniger Tage nicht einen, sondern zwei komplette Pyun-Movies nicht nur anzusehen, sondern auch noch zu besprechen. Ob das internet-weltweit bereits einmal gewagt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, ist aber auch wurscht, schliesslich versuche ich mir mit dem Geschwurbel hier nur darüber hinwegzuhelfen, dass mir deswegen keine neue originelle Einleitung für das heutige Review einfällt…
Nun, mit Mean Guns haben wir es mit einem weiteren „modernen“ Pyun zu tun – ich weiss nicht, ob seine Budgets in den 90ern so in die Knie gingen, dass es nicht mal mehr für postapokalyptische Cyborg-Streifen mehr reichte, sondern nur noch für Ultra-Low-Budget, bei denen ein Setting ausreicht (vgl. Adrenalin oder auch Blast, aber immerhin war Christopher Lambert ersichtlich der Ansicht, sein Resume´ durch Mitwirkung in nur einem Pyun-Streifen noch nicht ausreichend verunstaltet zu haben (okay, ist ja nun auch nicht so, dass der Grossteil seiner restlichen Werke erheblich besser wäre) und Ice-T war schon immer eher anspruchslos, wenn´s um die Auswahl seiner Filmrollen ging. Also kucken wir uns den Krempel doch mal genauer an…
Inhalt
We know we´re in for a treat, wenn ein Film mit einem offenbar halberschossenen Ice-T beginnt, der inmitten eines Bergs Leichen sitzt, der einem John-Woo-Film entsprungen sein könnte (der Leichenberg, that is) und, bekleidet von schmissigen Mambo-Klängen von Mambo King Perez Prado himself (jetzt kann ich mal wieder angeben – irgendwo in meiner Vinylsammlung steckt eine Original-Perez-Prado-Single aus den 50ern! Ha, Kultur!), einen selten zusammenhanglos-doofen Monolog brabbelt, der nach Bedeutung kreischt, aber doch nur gesteigerte Verwirrung verursacht (irgendwas davon, dass er „noch einmal unter die Menschen gehen“ wird, als sei er Jesus der South Bronx o.ä., keine Ahnung, was damit gemeint ist). In meinem bodenlosen Leichtsinn ging ich davon aus, dass der Film sich de fakto als Flashback aus Ice´ens Sicht gestalten wird, aber Future Dr. Acula unterrichtet mich per Präkognition, dass der gute Mann zum Filmende nicht mehr in der Verfassung ist, Monologe sprechen zu können. So what.
Nun, immerhin fangen wir auch mit unserer eigentlichen Handlung etwas früher – das „früher“ dürfen wir dabei aber raten, was nicht schwerfällt, weil Ice, hier genannt „Moon“, quicklebendig in der Gegend rumspringt bzw. zumindest quicklebendig hinter einem Schachbrett sitzt und den Polizeicommissioner Galloner (hübscher Name, hiesse auf Deutsch übersetzt ungefähr „Literer“, ha-ha, Kalauer komm raus, du bist erschossen) eine Partie offeriert. Moon hat für die Stadt gerade das neue Super-Duper-Kittchen errichtet, das am nächsten Tag eröffnet werden soll. Während der Partie salbadert Moon (für uns) weiteren Diplom-Schmonzes über „Erlösung“ usw. ab, wird aber trotzdem von Galloner mattgesetzt (er sollte weniger seiern und sich mehr konzentrieren). Zur Strafe schiesst Moon seinen Bezwinger tot. Warum? Who knows… Future Dr. Acula teilt mir soeben mit, dass Galloner als Kronzeuge in einem Prozess gegen das Syndikat aussagen sollte – macht nicht viel Sinn, wenn man drüber nachdenkt, aber, remember, „An Albert Pyun Film“, that about explains it all.
Wir schalten um in eine menschenleere U-Bahn-Station. Menschenleer bis auf ein leidlich attraktives Frauenzimmer, das sich im weiteren Filmverlauf des Namens „Cam“ erfreuen wird und sich nicht nur verfolgt fühlt, sondern auch tatsächlich wird (wie ich immer sage: Just because you´re paranoid it doesn´t mean they´re not out to get you). Ihr Verfolger, der sie auch erwischt, ist ein gewisser Jerry, der von ihr die Aushändigung von Fotos verlangt. An selbigen ist nämlich ein gewisses Syndikat (im Original, wenn ich das richtig verfolgt hab, niemand geringeres als das „World Crime Syndicate“ – I stand impressed)) hochgradig interessiert. Da Cam an ihrem elenden Leben hängt, übergibt sie die gewünschten Fotos, kurz bevor drei Vertreter des Syndikats auftauchen – denen will Jerry die flotten Fotos (future Dr. Acula sagt, ja, wir werden noch erfahren, was drauf ist) gerne verscherbeln, aber die Jungs haben nicht nur ihre Brieftaschen, sondern auch ihre gute Laune und Verhandlungsbereitschaft in der anderen Hose gelassen, informieren den verblüfften Jerry, dass sie die Negative bereits haben und ballern ihm dann eine Ladung Blei in die Plauze. Cam wird per Faustschlag auf die Nase ins Reich der Träume geschickt (als medizinischer Laie würde ich zwar einen mittelschweren Nasenbeinbruch von Stefan-Raab-Ausmassen vermuten, aber Cam bzw. ihrem Gesichtserker geht´s zukünftig ganz prima).
Die drei Syndikateure sind Marcus, Ricky und Bob, und zusammen mit zwei Schnallen (eine davon extrem durchgeknallt und den schicken Namen „Barbie“ getauft) auf dem Rücksitz cruisen sie zum Knast – nicht um sich selbst dort einzuliefern, nein, sie wurden von Moon, einem hohen Tier des Syndikats (schon praktisch, wenn die Gangsterorganisationen sich ihre eigenen Verwahranstalten bauen, das gab´s auch mal in einem gar nicht so schlechten Batman-Comic mit „Dem Spuk“) dorthin „eingeladen“. Ricky gibt ein paar pseudocoole „tarantinesque“ Dialogzeilen von sich (über den inflationären Gebrauch von Schimpfwörtern, besonders in Filmen, die den Wörtern ihre „Bedeutung“ nehmen würden, was er mit der eloquenten Formulierung „Arsch. Arsch. Arsch. Arsch. Arsch“ demonstriert – interessanterweise lautet diese Verwünschung in der Originalfassung „Hell. Hell. Hell. Hell. Hell“), dann wird der Nobelschlitten neben einigen anderen Nobelschlitten eingeparkt, ausgestiegen und Cam aus dem Kofferraum geholt. Drin liegt auch der hinübere Jerry (muss ne angenehme Fahrt für Cam gewesen sein, aber zumindest hat Jerry sie nicht vollgequasselt wie ein durchschnittlicher Bahn-Abteils-Teiler, wenn man seine Ruhe haben will). Einige Kleiderschränke, die ihre Garderobe im Agent-Smith-Fanshop beziehen, nehmen den eintreffenden Kriminellen (und um nichts anderes handelt es sich bei allen Ankömmlingen) die Waffen ab (nur Marcus darf seine Knarre – hint-hint – behalten) und drücken ihnen kleine Einladungskärtchen in die Hand, allesamt verziert mit einer kleinen persönlichen Botschaft von Moon himself: „Bob, der Verräter“, z.B. oder „Falsche Gang. Falscher Boss.“ Letztere Karte bekommt D, unsere ultra-coole, blonde, lederbekleidete Killermieze in die Patschhand gedrückt. Auch der Highlander, eh, Christopher Lambert, eh, „Loü, trifft ein, in seinem Cabrio ein kleines Mädchen (und ich meine jetzt mal wirklich wie in „Kind“), seine Tochter Lucy, die er zum dortigen Warten verdonnert; ebenso unser comic relief Dou Pfeifenkopf und Arschgesicht (so tituliert von D), eh, Hoss und Crow. Während wir noch erfahren, dass Cam „Buchhalterin“ ist, Moon über die Anwesenheit derselben sowie der von Bob mitgebrachten Bräute ist und Lou zu Moons Verblüffung die von diesem über die PA gejagte Mambo-Mucke echt geil findet, fragt sich die versammelte Brigade von ungefähr dreihunderttausend Jahren Knast natürlich, was sie eigentlich hier soll. Moon erklärt, was Sache ist…
Alle Eingeladenen hatten das zweifelhafte Glück, das Syndikat in der Vergangenheit auf die ein oder andere Weise betrogen zu haben, geklaut, verraten, ´nen Job nicht ordentlich ausgeführt, blablabla. Normalerweise ein Fall für die Todesstrafe, aber weil Moon heute a) seinen sozialen Tag hat und es ihm b) sonst zu langweilig wäre, verkündet er ein kleines Spielchen. Für sechs Stunden wird der Knast hermetisch abgeriegelt und in der Zeit soll sich das gemeine Gesindel doch freundlicherweise gegenseitig die Lebenslichter auspusten. Die letzten drei Überlebenden dürfen sich zur Belohnung noch zehn schlappe Millionen Dollar teilen, die irgendwo im Knast versteckt sind. Wer abzuhauen versucht, wird „permanent“ disqualifiziert und sollten nach sechs Stunden mehr als drei Figuren überbleiben, müssen alle ins Gras beissen. Das Syndikat sieht sich das muntere Treiben über die Überwachungsanlage zu – „das ist besser als Pay-TV“ freut sich Moon ein Loch in den Bauch (given the state of television today, würde das wohl auch IM Pay-TV gute Quoten erzielen). Ein paar dumme Fragen von der Sorte „das kann doch nicht ernst gemeint sein“ beantwortet nicht Moon, sondern sein Mr. 45er. „Möge der Tödlichste gewinnen“, bewirbt sich Moon um die Eröffnungsansprache der nächsten Olympischen Killerspiele und lässt dann die Waffen unters Volk werfen, im wahrsten Sinn des Wortes. Seine Agent-Smith-Fans leeren nämlich über den verdutzten Mörderleins ein paar Kisten Wummen aus, um die sofort ein keifender und kneifender Kampf beginnt wie unter Wilmersdorfer Witwen am Wühltisch im KDW im Sommerschlussverkauf. Eine lächerliche upgespeedete Szene (ha, KOMEDY!) verdeutlicht uns hilariöserweise, dass die Knarren nicht geladen sind (ein paar Dutzend Möchtegernkiller hantieren cartoonesk mit ihren leeren Bleispritzen). Die Munition gibt´s nämlich extra und einzeln, ebenfalls aus ausgeleerten Kisten. SSV, die Zweite. Als dritte milde Gabe gibbets dann noch einen Schwung Baseballkeulen und schon ist die Party im Gange – der gesammelte Abschaum lässt sich nämlich nicht lumpen, agiert voll im Sinne des Erfinders und meuchelt sich nach allen Regeln der Kunst. Moon zieht sich grinsend in seine Überwachungszentrale zurück und Cam nutzt die Gelegenheit, um stiften zu gehen (was ich angesichts einer Hundertschaft killwütiger, eh, Mörder, einerseits verstehen kann, andererseits für keine tolle Idee halte). D exekutiert den schimpfwortkritischen Ricky, d.h. es hat den Anschein, aber Ricky überlebt dank des alten „Kugel-wird-von-irgendwas-inner-Brusttasche-aufgehalten“-Tricks. Sollte Ricky allerdings in der Folgezeit noch mal aufgetaucht sein, muss ich ihn übersehen haben…
Auch eine Gang um einen gewissen Lenny tut sich beim Kill&Thrill-Spektakel hervor, und Hoss und Crow haben sowieso Spass für eine ganze Armee und sind metzelnderweise voll in ihrem Element (auch wenn sie bei der heissen Schlacht am Waffenbuffet zwar die Arschkarte „Baseballschläger“ gezogen haben, aber auch mit denen kann man Hirnbrei verursachen und sich waffentechnisch bei den Gefällten aufrüsten). Ein gewisser Oslo spürt Moon in seiner Zentrale auf und hat einen besseren Zahnstocher, in Ermangelung eines besseren Wortes „Messer“ genannt, im Anschlag und fordert, vom Spielbetrieb freigestellt zu werden. „Du solltest das Messer werfen,“ empfiehlt Moon, schiesst Oslo anschliessend tot, um ihm noch ein „Ich hab´s dir doch gesagt“ auf den Weg ins Jenseits mitzugeben.
Auch Lou ist beim allgemeinen Abschlachten gut dabei (und Albert Pyun bzw. sein Kamerahirsch überraschen mit einem 360-Grad-Schwenk, den man den Jungs gar nicht zugetraut hätte). Cam, die sich einen Baseballschläger organisiert hat, geht Marcus auf den Leim und auch D stösst dazu, Mord im Sinn, bevorzugt an Cam. Das lässt Marcus allerdings nicht zu, und da es D an Durchsetzungskraft und Todeswunsch mangelt, wird beschlossen und verkündet, fürderhin zu dritt weiterzumachen – wenn man es gemeinschaftlich überleben tut, wäre ja alles in Butter. D ist zwar nicht davon überzeugt, dass Cam rein punktetechnisch eine grosse Hilfe ist, aber Marcus lässt da gar nix anbrennen. „Wieso können wir ihr trauen?“ fragt D. „Weil ich es sage.“ Punkt. Marcus hat die Hosen an.
Lou, der dieweil herausgefunden hat, dass Moon auf dem Dach des Gefängnisses Scharfschützen postiert hat, um Fahnenflüchtige zur Räson zu bringen, killt cool wie Oskar vor sich hin, erleidet aber plötzlich die Vision eines kleinen Jungen (?), was ihn in einen rotgefärbten Flashback zwingt, in dem wir ein totes Kind (mit Müh & Not) erkennen können. Huh? Auf dem Parkplatz will indes ein Schuft seiner Tochter Böses, aber da sei der treusorgende Papa vor. Der Kinderschänder-in-spe wird eliminiert und in den Gläsern des Kindleins Sonnenbrille erkennt der aufmerksame Erziehungsberechtigte auch zwei weitere Kontrahenten, die ebenfalls inhumiert werden. „Sie haben es alle verdient,“ erläutert Pädagoge Lou, tätschelt seinem Augenstern den Schädel und macht sich wieder vom Acker. This guy is weird.
Überraschenderweise hat auch Barbie die erste Stufe des allgemeinen Massakrierens überlebt, sich mit einer Keule bewaffnet und mit dieser einen Knaben plattgemacht. „Ich hab einen erwischt,“ kreischt die Ziege, um damit wohl Moon zu beeindrucken. Der wundert sich in seiner Überwachungsstation: „Wer hat sich das ausgedacht?“ (Wahrere Worten wurden wohl selten gesprochen). Während Marcus feststellt, dass es „ungemütlich“ werden könnte (wie hat er sich nur das zusammengereimt??), versucht ein Unglückseliger, die Umzäunung zu erklimmen und wird vom Scharfschützen prompt terminal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Auch unsere Dreierbande Marcus/D/Cam, in Ermangelung alternativer Vorschläge wohl unsere Helden, hat ein Problem. Das Problem heisst Lou und hat aus dem Nichts D am Schlawittchen und ´ne Knarre an der Schläfe der Hübschen (hm, an ihrer Auffassungsgabe muss D wohl noch arbeiten). „Vier sind einer zuviel,“ grinst Lou Marcus an, „soll ich drei draus machen?“ „Vier sind gut, vier sind gut,“ ist das leicht hysterische Resultat einer kurzen Kopfrechnung seitens D, aber Marcus ist davon nicht so überzeugt, würde am liebsten Lou abschiessen und entschuldigt sich schon mal vorsorglich, sollte beim Fangschuss irrtümlicherweise D im Weg stehen. Lou spielt den grossen Logiker – vier Leute haben eine grössere Chance, durchzukommen als drei, einen wird´s im Verlauf der weiteren Gewalttätigkeiten mindestens sowieso noch erwischen und sollten tatsächlich alle vier überleben, kann man das Problem ja immer noch dann lösen, wenn´s akut wird. Für einen ersichtlich psychopathischen und reichlich gewissenlosen Profikiller ist das ein erstaunlich schlüssiger Gedankengang. Nach einem kurzen Standoff gibt sich Marcus im Hirnduell geschlagen und akzeptiert den Vorschlag. D, deren eigenes Hirn buchstäblich auf dem Spiel stand, kann Lous anschliessendem „war nur Spass“ keinen grossen Humorwert entnehmen.
Anderswo wird kräftig annihiliert (mir gehen langsam die Synonyme für „umbringen“ aus) und Hoss und Crow belegen dabei wahre Spitzenplätze (es hilft natürlich, dass im Filmverlauf mindestens dreimal soviel Typen getötet werden als bei der ursprünglichen Generalversammlung anwesend waren). Marcus wundert sich dieweil über Lous Anwesenheit – der Kerl gehört doch gar nicht zum Syndikat! Macht ja nix, meint der, er habe zufällig von diesem Spass für die ganze Familie erfahren und unbürokratisch bei Moon angefragt, ob er nicht mitmischen dürfe. Jo, Lou macht das ganze also aus Jux, Dollerei und weil ihm vermutlich dabei tierisch einer abgeht (und langsam frag ich mich, ob der Autor von Battle Royale Mitglied im japanischen Albert-Pyun-Fanclub ist… Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen). Gut, damit wissen Marcus und seine Freundinnen, dass Lou nicht mehr alle anner Waffel hat, aber da seine killtechnischen Fähigkeiten nicht von der Hand zu weisen sind, hat man ihn lieber auf der eigenen als auf der Gegenseite. Lou wirft ein, dass die anderen Ganoven wahrscheinlich auf der Suche nach dem ominösen Geldkoffer sind, der irgendwo versteckt ist, dabei aber die Regel übersehen, dass nicht der erste, der´s findet, der Sieger ist, sondern der letzte, der´s hat. Ausserdem ist er sich sicher, dass Marcus ihn mag: „Wir sprechen die gleiche Sprache.“ „Nein, tun wir nicht,“ verweist Marcus dies in das Reich der Fabel.
Während Hoss und Crow die von ihnen verursachten Leichen zählen, wird Barbie von einem Kerl attackiert und liefert sich mit diesem eine mit allen Schikanen, inkl. beherztem Griff in die Familienjuwelen, geführte Schlägerei, die damit endet, dass sie den Knaben tatsächlich plättet, nur um aber von einem halben Dutzend anderer Gestalten aufs Korn genommen zu werden. Lou kann nicht an sich halten und mischt sich ein, was ihm von D, die ihn nicht wirklich leiden mag, ein „Idiot“ einbringt und ein ausführliche Feuergefecht ermöglicht. Barbie versteckt sich in einem Kühlraum, Lou, der die Dame wohl persönlich in die nächste Welt befördern will, macht sich auf die Verfolgungssocken, und D darf den Müll raustragen, d.h. die Überlebenden der Schiesserei mit ihrem patentierten Nackenbrecher endgültig terminieren. Wenn´s nach ihr ginge, soll auch Cam endlich ihr Scherflein zum Body Count beitragen, aber erstens ist die als Tötungsinstrument überreichte Bratpfanne (man ballert gerade in der Gefängnisküche) nicht die ideale Waffe und zweitens Cam ein Seelchen. Barbie, der immer noch Lou auf den Fersen ist, rettet der Umstand, dass Lou von ein paar anderen Typen abgelenkt wird, das Leben und nachdem der Psycho sich die vom Halse geschafft hat, kehrt er Barbie-unverrichteterdinge zu seiner Gruppe zurück und stellt sich dort demonstrativ auf D´s Seite, die nämlich gerade Cam am Wickel hat: „Ich muss wissen, ob wir sie brauchen können!“ Cam erhofft sich Hilfe von Marcus, doch der ist der gleichen Ansicht – das Mädel muss lernen, auf sich selbst aufzupassen. Endgültig wird die Frage nicht geklärt, da Marcus dann doch lieber eine Geschichte erzählen will, die von den drei Bären. „Oh nein, nicht noch eine,“ stöhnt Lou, der wohl schon ein paar von Marcus´ Rezitationen mitanhören musste. Naja, sufficient to say, Marcus´ Version von „Goldlöckchen (brr, beinah hätt´ ich „Goldlöchchen“ geschrieben… das wäre ja nu wieder nicht jugendfrei) und den drei Bären“ hört sich ein bissle anders an als die Variante, die man mir früher mal erzählt hat und läuft auf die Schlusspointe hinaus, dass man doch eigentlich nicht die ganze lästige Konkurrenz suchen müsse, sondern doch einen Köder auswerfen und warten könnte, bis die zu einem kommt. D kapiert´s nicht. „Natürlich nicht, du bist ja auch blöd,“ rekapituliert Lou seine Menschenkenntnis, er aber hat´s begriffen: der Plan sieht aus, über die Lautsprecheranlage zu verkünden, auf der 10-Mio-Kohle zu sitzen und dann abzuwarten, bis die geldgierigen Rivalen kommen, um sich von diesem Batzen ´ne Scheibe abzuschneiden.
Hoss und Crow finden wenig später in der Küche die schöne Bescherung. „Wie gemein,“ stellt Crow fest. „Gemein, aber lustig,“ ergänzt Hoss. Echt gut uffjelegte Zeitgenossen. Barbie hingegen ist äusserst lebendig und spielt, vermeintlich clever, die Karte „hysterische damsel in distress“ und bedankt sich bei den beiden für die Lebensrettung, aber ganz blöde sind die zwei auch nicht und kaufen ihr nicht ab, nur rein zufällig hier zu sein (was zwar schon in gewisser Weise stimmt, aber munter mitgemischt hat sie ja auch schon). Crow würde Barbie am liebsten ausknipsen, aber Hoss hat einen Narren an ihr gefressen. „Okay, du fütterst sie und fickst sie“, stimmt Crow zu, das Mädel zumindest als Kugelfang mitzunehmen und wüsste er, was Future Dr. Acula weiss, würde er diese Zustimmung nochmal geringfügig überdenken.
Marcus und Co. setzen ihren Plan um – per PA sagt Dee durch, die Kohle gebunkert zu haben und in 15 Minuten bereit zu sein, jegliche Herausforderung anzunehmen. Dies hören auch Hoss, Crow und Barbie. Letztere ist gar nicht so doof, wie sie aussieht, sondern wittert eine Falle, aber Hoss und Crow stossen sie Bescheid – die beiden haben auch kapiert, dass es nicht darum geht, das Geld zu haben, sondern am Ende noch im wesentlichen anatomisch komplett und atmend dieselbe rausschleppen zu können. Barbie möchte bewaffnet werden: „Die schiessen mir das Gehirn raus!“ „Dann musst du in Deckung gehen und warten, bis dir eins wächst,“ amüsiert sich Crow vermutlich heute noch scheckig über diese witty remark (actually, ich musste tatsächlich lachen).
Unsere „Helden“ warten auf bessere Zeiten bzw. die eintreffenden Konkurrenten und Lou kriegt seinen moralisch-philosophischen a la „Die Welt ist verkommen und verrückt“. D tröstet sich mit dem Gedanken, es im Urin zu haben, dass Lou noch heute das Zeitliche segnen wird. Hoss und Crow mischen auf dem Weg ein paar andere Rivalen auf, Lou philosophiert weiter und denkt an sein „erstes Mal“ (und er meint nicht, das, was unsereins Spass macht, sondern das, wenn man den Finger krumm macht und ein Leben auslöscht, anstatt eins zu zeugen), was bei ihm mit dem Gefühl von Freiheit und Abenteuer (hm, dafür sorgt doch sonst Marlboro? – immerhin begrüssen wir passend zum Thema den ersten – und nicht letzten – Italo-Western-Music-Cue) verbunden gewesen sei, man habe nie mehr Angst, „der Teufel wird nicht kommen!“. „Bis es vorbei ist,“ giftelt Marcus dazwischen. Lou flüchtet sich in einen weiteren rötlichen Flashback – dort killt er einen Typen (Stiefvater?) und schnappt sich Lucy, seine Tochter (or is she?). „Ich tu gern schlechten Menschen weh,“ beichtet er der Kurzen, „ist das ein Problem?“ Lucy ist intelligenterweise der Ansicht, dass das zumindest für´n Moment kein Problem ist. Dass Lou der Überwachungskamera aber „seine“ Einladungskarte mit der Widmung „Little Girl Killer“ ins Objektiv hält, lässt mich nun doch an meinen sorgfältig zurechtgelegten Theorien zweifeln – ist Lucy jetzt seine Tochter, hat er sie nur gekidnappt, will er sie umbringen? I don´t know. We won´t learn, either.
Lou und D gehen sich weiter auf die Nüsse (was insofern schwer ist, als D ja geschlechtsbedingt keine hat), mit dem Ende vom Lied, dass D die Schnauze voll hat, ´nen leichten Koller bekommt und verkündet, sich vom Acker machen zu wollen. Dazu kommt´s aber nicht, weil justament nun der grosse Shoot-Out beginnt – neben Hoss, Crow und Barbie ist noch mindestens eine weitere Partei beteiligt und es wird geballert und gekillt, was das Zeuch hält. Hoss und Crow halten sich Barbie als Nachladeschlampe (immerhin, es WIRD nachgeladen), Barbie nutzt die Gunst der Stunde, um sich sicherheitshalber ein kleines Pistölchen in den Straps zu schieben (in den STRAPS, nicht, was Ihr Perverslinge wieder denkt). Es erweist sich, dass Lou nicht nur mit dem Schiesseisen, sondern auch mit´nem gewöhnlichen Messer umgehen kann, indem er per präzisem Wurf über ca. 20 Meter einen Miesling erlegt, auf einmal taucht zu Barbies Begeisterung Bob auf, wird aber prompt erschossen, was sie wiederum ganz ganz traurig macht (Weiber). Nachdem der Bleiaustausch zu allgemeiner Zufriedenheit der Überlebenden (de facto unsere bisherigen Hauptcharaktere) beendet wurde, sagt Moon durch, dass die letzte Stunde angebrochen ist (des Spiels, erst mal, aber das ist ja auch weitgehend deckungsgleich zum metaphorischen Gehalt der Formulierung) und D beschliesst, von Stund an auf eigene Rechnung und allein weiterzuarbeiten. Crow will nun endlich Barbie umlegen, wird aber von Hoss gehindert, dem sich die Biene dankesvoll um den Hals wirft. Marcus wählt die Feiglingstaktik und spielt Leiche, was Hoss und Crow zur Fehlkalkulation veranlasst, sich für die letzten Überlebenden und damit die grossen Sieger zu halten – Moon allerdings verklickert ihnen, dass durchaus noch einiges Kroppzeuch rumläuft und das Spiel damit weitergeht. Lou lauert D auf (in bester italienischer Zombiemanier – er hing irgendwo in einem Gang kopfüber vonner Decke und wartetete, bis D vorbeilief) und garottiert sie – schade, irgendwie, I liked her. Cam ventured nach Draussen-vor-die-Tür und wird von Lou verfolgt. Moon meint, dass das Spiel noch einen gewissen zusätzlichen Motivationsfaktor braucht und sagt durch, wo sich die Kohle finden lässt: in einem Umkleideraum im dritten Stock. Marcus besucht Lucy im Auto und erzählt ihr, ihr neuer Daddy zu sein, was die Kleine offensichtlich ganz okay findet (ich kapier´s net, tut mir leid) – sie allerdings ist sich sicher, dass auch ihr neuer Papa „nicht alle kriegen“ kann – dafür, dass die Dreikäsehoch grad mal 6 ist, wenn´s hoch kommt, hat die den totalen Durchblicksstrudel gefressen. Nixdestotrotz trottet Marcus samt Kindchen brav zum bewussten Umkleiderum und findet dort mehrere Koffer, plus Moons per Karte hinterlassenem Hinweis, „one of them is a blast“. Marcus hat den Röntgenblick und subtrahiert die bombige Überraschung von der monetären und packt den Geldkoffer mitsamt Lucy („wir sind jetzt Partner“) ins Auto.
Wenig später kreuzen Hoss, Crow und Barbie vor dem Umkleideraum aus und haben nun ein ernsthaftes Problem – Barbie drängt immer noch auf Bewaffnung, Crow ist sich aber sicher, dass das Mädel nix besseres zu tun haben wird, als die Gleichung „10 Mio:3 ist weniger als 10 Mio:1“ in ihrem Sinne aufzulösen und will seinerseits den weiblichen Kostenfaktor ausschalten, alas Hoss lässt ihn nicht. Die beiden standen ein wenig off, bis sie sich, zumindest was Crow angeht, zähneknirschend, einigen, die Sache sportlich in einem Duell zu erledigen. Hinter Hoss zupft sich Barbie ihr Kanönchen aus dem Strumpf, was Crow sieht, berechtigterweise Verrat widmet und sie umzulegen gedenkt, was Hoss wiederum fälschlicherweise auf sich bezieht und seinerseits Crow plättet. Unverletzt entgeht dem Barbie und killt ihrerseits Hoss. Was lernen wir daraus? Eine echte Männerfreundschaft sollte keinesfalls durch weibliche Mitwirkung aufs Spiel gesetzt werden – gibt nur Ärger mit den Tussen. Barbie greift sich das von Marcus zurückgelassene Köfferchen und prompt macht es BUMM und dem Mädel qualmt die Frisur – da die Kopfhautgerbung Marke Rustikal mit Flammentwicklung offenbar ein wenig weh tut, doinkt Barbie ihre Rübe solange gegen einen Spind, bis der und sie im Arsch sind (kost´ doch alles Geld, männo). Marcus sieht dem einigermassen befriedigt zu, läuft Cam über den Weg, die auf ihn zielt, aber – Seelchen, sag ich doch – nicht abdrücken mag: „Ich bin nicht wie ihr!“ Marcus verlangt von ihr die bewussten Bilder (ich dachte, die hätte er schon von Jerry? Bzw. die Negative? Hm.) und nun sehen wir auch, was drauf ist – Fotos, die Moons äusserst aktive Rolle im Gangsterleben dokumentieren. Wieso hat Cam die? Nun, sie war wie gesagt Buchhalterin und unwissend dafür zuständig, die vom Syndikat eingenommene Penunze zu waschen, als sie das spitzkriegte, wollte sie aussteigen und eine milde Seele liess ihr die Beweisfotos zukommen, mit denen sie die Ordnungsmächte angehen wollte. Marcus weiss auch, von wem die Fotos stammen – Bob, der Moon ans Knie pinkeln wollte, weil er (also Marcus) in Moons Auftrag Bobs Frau gekillt habe (it´s getting rather complicated indeed). Er zeigt ihr „seine“ Einladungskarte: „You´re the only one that lives!“ Abgekartetes Spiel also wohl… (ich versteh´s auch nicht wirklich). Irgendwie hat Marcus an Cam Gefallen gefunden und fragt sich und sie rhetorisch, ob ein Mann, der 26 Menschen getötet habe (die von heut´ nicht eingerechnet), teilweise schuldig, teilweise unschuldig, auf Verständnis hoffen könne, wenn er denn akzeptable Gründe vorbringen könnte. Nö, meint Cam und Marcus nickt zustimmend-resignierend, drückt ihr ein Handy in die Hand und rät ihr, sich aus der Schussline zu halten, er wird sie anrufen, wenn die Schiesserei vorbei ist.
Ist sie offiziell sowieso, denn mit Lou, Marcus und Cam sind die drei letzten Mohikaner übrig und Moon lädt per PA zum Grossen Finale und irgendwas sagt mir, dass das nicht die Präsentation des Hauptgewinns a la Gameshow sein wird. Lou besucht vor dem Grande Finale noch mal die liebe Lucy (everyone loves Lucy, gelle), Marcus versteckt sich hinter dem Auto, und als Lou wieder weg ist, bittet Lucy ihren neuen Daddy, den vorhergehenden doch bitte umzubringen: „Ich kann ihn nicht leiden!“ Sauber, die Kleene.
Marcus ruft Cam wie versprochen an und bestellt sie ebenfalls zum Showdown, wo Moon in bester Laune zu schöner Mambo-Rhythmik den Strahlemann markiert („Ja, ich bin ein Arschloch“) und den Finalisten Spezialwummen vom Kaliber Dicke Berta aushändigt. „Jetzt kommt der spassige Teil,“ grinst Moon und Lou zählt zwei und zwei zusammen – Marcus + Moon = Kumpel, d.h. schlechte Karten für ihn. Aber Lou mag Herausforderungen. Cam weniger, denn die kommt sich wirklich absolutestens fehl am Platze vor, erst recht mit einer Bleispritze in den Pfoten, die selbst John Holmes als übertriebenes Phallussymbol betrachten würde. Moon proklamiert die Spielregeln für die Verlängerung (den „sudden death“, har-har) und die heissen schlicht „last man standing“ bzw. „winner takes it all“ – man nimmt Aufstellung zu einem Four-Way-Duell und auf drei geht´s los. Päng! Marcus schiesst Cam aus den Latschen und Lou nimmt pikiert zur Kenntnis, dass seine Knarre nicht geladen ist. „Oops, hab ich das vergessen?“ scheinheiligt Moon und sagt an, was Sache ist – Lou hat einen Typen gekillt, der seine Tochter vergewaltigt hat (welche??) und obwohl sowohl Syndikat allgemein als auch Moon im speziellen durchaus Verständnis hierfür entwickeln, geht´s nicht an, dass Lou aus puren persönlichen niederen Beweggründen einfach irgendwelche Leute umbringt. „Du bist zu blutrünstig,“ knurrt Moon und Marcus knallt Lou ab. Aber damit ist IMMER noch nicht Schluss, denn Moon besteht darauf, dass die Sache ordnungsgemäss zu Ende gebracht wird, ergo duellieren sich nun er und Marcus, denn beide wissen – „das Syndikat will uns alle aus dem Weg räumen – früher oder später“, also kann man das auch gleich erledigen. Marcus zieht schneller. „Früher war ich schneller, ich glaub, ich muss trainieren,“ röchelt Moon und verscheidet. Um Nägel mit Köpfen zu machen, will Marcus sich nun selbst den Brägen mit der Schusswaffe entfernen, aber Lou kichert noch… Selbstmord ist Sünde, weiss der nämlich und wäre zu gerne bereit, Marcus´ Seelenleben zu retten, indem er die Killerei übernimmt. Sehr seltsamerweise gesteht Marcus jetzt Lou, dessen Frau und Kind (??) umgebracht zu haben (ich dachte, er hätte bei Bobs Leuten Hand angelegt – und wer zum Teufel ist jetzt überhaupt diese Lucy??). Lou sorgt sich, ob jemand sich um Lucy kümmern wede, was Marcus versichert und dann entleiben sich die beiden gegenseitig.
Wer jetzt noch lebt, ist zu ihrer eigenen Verblüffung Cam und die sieht Lucy in die Kinderaugen – „Er hat mir gesagt, dass er dich nicht richtig umbringt,“ verklickert die clevere Kleine der gestressten Cam und fragt nach, ob sie den jetzt ihre neue Mama wäre. „Das bin ich wohl,“ meint Cam, die wahrscheinlich genausowenig wie moi durchsteigt, wie denn nun warum was passiert ist, freut sich aber über die 10 Mio., die Marcus für sie im Auto deponiert hat. Und im Radio läuft Mambo… „Ich liebe Mambo!“ spricht Lucy das enthusiastische Schlusswort.
Es ziemt sich eigentlich nicht, bei Filmen von Albert Pyun mit Superlativen um sich zu werfen (in beiden Richtungen), aber Mean Guns gehört, glaubt es oder glaubt es nicht, nicht nur zu den besten Filmen des Maestros (was, zugegeben, auch kein Kunststück ist, für das man David Copperfield sein müßte), sondern es ist, unabhängig von den Namen der Beteiligten, ein richtig guter Film. Okay, nun nicht „richtig gut“ im Sinne von „da muß man seinem Schöpfer für danken, ihn sehen zu dürfen“ oder „seriöse Filmkritiker versteigen sich zu Lobeshymnen“, sondern „richtig gut“ im Sinne von „kann man sich gut anschauen, ohne plaque zu kriegen und wird verdammt gut unterhalten“.
Natürlich hat auch Mean Guns einen Batzen Probleme – selbstverständlich ist der Film nichts anderes als der Versuch, eine harte, zynische Gangstergeschichte im Stile eines Tarantino und im Fahrwasser von (speziell) Reservoir Dogs aufzuziehen, was im direkten Vergleich natürlich nur daneben gehen kann, trennt man den Streifen aber von seinen offensichtlichen Vorbildern, stellt man fest, daß der Film letztendlich mehr richtig als falsch macht und aus den – wieder einmal – in jeder Hinsicht begrenzten Möglichkeiten fast das Optimum herausreizt.
Wie auch Adrenalin ist Mean Guns letztendlich nichts anderes als eine auf abendfüllendes Format ausgewalzte Actionszene – anstelle der filmlangen stalk’n’slash-Sequenz von Adrenalin haben wir’s hier halt mit einem einzigen Gunfight zu tun, und, nächste Parallele, wiederum braucht der Film nur eine einzige Location (und es ist wieder ein Gefängnis, fällt mir grade ein, aber diesmal eine topmoderne Verwahrungsanstalt und nicht eine vorsteinzeitliche wie ebendort), aber der gravierende Unterschied zum jüngst besprochenen anderen Pyun-Werk ist: Mean Guns hat tatsächlich (es ist kaum zu glauben) eine Story! Okay, sie mag inkonsistent, in vieler Hinsicht undurchschaubar und manchmal nicht ganz logisch sein, aber es ist eine Story mit echten Charakteren, die wesentlich und integral für den Filmverlauf ist. Jetzt muß man nicht übermäßig böse sein, um aus der Tatsache, daß Adrenalin aus der Feder von Albert Pyun stammte, während Mean Guns mit Andrew Whitham einen anderen geistigen Urheber hatte, gewisse Schlußfolgerungen zu ziehen. Ich wiederhole noch mal mein Statement aus dem Adrenanlin-Review: Albert Pyun darf keine Drehbücher schreiben, dann besteht die Chance, daß brauchbare Filme entstehen.
Wie gesagt, während ich Whitham durchaus einen großen Anteil daran zubillige, daß aus Mean Guns ein passabler Film geworden ist, kann ich gleichwohl guten Gewissens behaupten, daß er auf absehbare Zeit sicher nicht den Drehbuch-Oscar ans Haupt geworfen bekommt – die Story hakt doch ein einigen Ecken und Enden, ist stellenweise konfus und erklärt bei weitem nicht alles, was von Interesse wäre, hauptsächlich natürlich Lous Beziehung zu Lucy, für die sich eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten anbietet, von denen aber letztlich im Kontext des Films keine wirklich funktioniert. Ebenso haut der Zusammenhang zwischen Marcus und Lou einerseits, Lou und Moon/dem Syndikat andererseits nicht hin und auch Cams Rolle im ganzen Drama erscheint mir letztlich nicht vollkommen befriedigend geklärt (auf der einen Seite ist Moon nicht glücklich, daß Marcus sie mitschleppt, auf der anderen Seite wiederum bekommt sie aber eine von Moons signierten Einladungskarten mit einer aufgemalten Kamera als „Sünde“) – vielleicht bliebt da character stuff auf dem Schneideraumboden liegen, aber das werden wir wohl nie erfahren, da die DF mal wieder sowieso die weltweit längste zu sein scheint (als längste Version ist in der IMDB eine kanadische mit 109 Minuten gelistet und da kommen die offiziell 107 der deutschen Fassung ja allemal ran). Aber immerhin bemüht sich Whitham um Figuren, die nicht nur Schablonen, sondern wirkliche Charaktere sind, und so fällt es dem geneigten Zuschauer auch nicht so schwer, sich mit einem Film, auch auf einer emotionaleren Ebene, zu befassen, der auf den ersten Blick eigentlich keine positive Identifikationsfigur bietet (auch Cam fällt aus, da sie zwar letztendlich der moralische Sieger ist, über den Großteil der Laufzeit allerdings kaum als Hauptfigur zu rechnen ist, sondern auch von ihren Mitstreitern eher als Ballast angesehen wird; mal ganz abgesehen davon, daß sie wenig agiert). Okay, also ist das Script schlußendlich unausgegoren, aber wieder im direkten Vergleich zu Adrenalin wenigstens unzweideutig vorhanden und mit einigen netten Ideen, ein paar durchaus witzigen Dialogzeilen (lediglich ein paar quasi-tarantino’esque „coole“, im Sinn von weitgehend zusammenhanglos, Dialoge wirken ein wenig aufgesetzt) versehen, selbst der comic relief in Form von Hoss und Crow ist stellenweise wirklich funny und nicht nervig.
Und auch Albert Pyun selbst scheint richtiggehend motiviert an die Sache herangegangen zu sein – Pyun holt aus der Location das Maximum raus (klar fällt bei aufmerksamen Zusehen auf, daß einzelne Sets immer wieder benutzt werden, aber zumindest das raubt dem Film keine interne Schlüssigkeit) und inszeniert die Actionszenen geradlinig – auch wenn John Woo mehr als einmal zitiert wird – und gelegentlich richtiggehend mitreißend. In einigen Stellen schimmert sogar inspirierter Schnitt und Einsatz von Sound-Effekten durch, was dem ganzen richtiggehende Anflüge von Style verleiht, die man bei Pyun nicht wirklich gewohnt sein muß. Minuspunkte in Sachen Inszenierung verdient sich der Streifen allerdings durch den vielleicht selbstgewählten Anspruch, einen möglichst unblutigen Gewaltschocker zu fabrizieren… gestorben wird zwar reichlich, jedoch ohne Blutverlust (entweder gab das Budget keine Blutpäckchen her oder, wie schon angedeutet, es war so gewollt) und die Hypothese, daß das ganze Treiben am Ende vielleicht doch nur die Abfilmung eines gar lustigen Gotcha-Spiels war, bekommt dadurch zusätzliches Gewicht, daß am Gebäude selbst null Schaden angerichtet wird – normalerweise müßte das Gemäuer mit bullet holes perforierter sein als mein Nudelseier (oder mein Gedächtnis), jedoch ist alles heile-heile… gut, wenn man tatsächlich on location gedreht hat, wovon ich fast ausgehe, kann ich verstehen, daß der Eigentümer des Etablissements Wert darauf legte, das Häuschen in bestem Zustand wieder zurückzubekommen, aber man hätte wenigstens so tun können, als würde man die Illusion, es würde nicht nur mit Platzpatronen um sich geschossen, aufrecht erhalten. Ein paar kleinere Goofs wie z.B. Moons Überwachungskameras, die nicht nur munter zoomen wie die Weltmeister, sondern auch wie von Geisterhand geführt dem gewünschten Charakter folgen können, stören nicht wesentlich und fallen nur patentierten Beckmesserern wie Eurem Doktor auf.
Positiv zu verzeichnen ist die musikalische Untermalung – natürlich ist auch die muntere Mambo-Beschallung ein Verdienst des Bestrebens, Tarantino und dessen bewußten Einsatz vermeintlich unpassender Musik zu violenten Szenen zu kopieren, aber es funktioniert (und ich bin wirklich versucht, meine angesprochene Perez-Prado-Platte rauszusuchen), auch die vor allem in der zweiten Filmhälfte immer wieder zitierten Spaghettiwestern-Cues gefallen. Insgesamt charmante akustische Begleitung des Dauertrommelfeuers.
Und wenn wir dann schon bei positiven Überraschungen sind, dürfen wir die darstellerischen Leistungen nicht ganz außer Acht lassen. Gut, Ice-T hat, wie in vielen seiner jüngeren Filme, nicht allzuviel zu tun – er taucht nur zu Filmbeginn und zum Showdown her wesentlich auf und gibt zwischendurch ab und an den Pausenclown mit einem kessen kommentierenden Spruch auf den Lippen ab, aber ich hab Ice auch schon erheblich unmotivierter und unüberzeugender agieren sehen. Für Christopher Lambert gilt ähnliches – zwar hat er den Charakter, der am Ende vom Lied der mißratenste, weil einfach nicht ausreichend erklärte ist, aber der Highlander zieht den Part mit einer gewissen souveränen Coolness durch, ohne in peinliches Overacting oder absolutes Antischauspiel zu verfallen.
Die größte schauspielerische Überraschung ist allerdings Michael Halsey – der schafft es, den Charakter Marcus tatsächlich funktionieren zu lassen… obwohl er nicht gerade einen ausgefleischten Background zur Verfügung hat, agiert er glaubhaft und recht überzeugend. Hätte man von jemandem, der schon des öfteren mit Pyun zusammengearbeitet hat (so in Dollman, Nemesis 2 und später noch Ticker, dazu hatte er kleine Rollen in Royce und Monolith) auch nicht erwarten müssen.
Deborah van Valkenburgh konnte mich als Cam dagegen nicht ganz überzeugen – sie ist mir insgesamt eine Spur zu weinerlich, aber das Script billigt ihr auch über weite Teile des Films kaum etwas zu, mit dem sie arbeiten kann. Auch sie hat die obligatorische Vorerfahrung mit Pyun, in diesem Fall durch Brain Smasher, Genrefreunde könnten sie auch aus Streets of Fire, CAT Squad: Python Wolf oder Firestarter 2 kennen. Wo wir dann grade bei den Damen sind, die restlichen Vertreter des angeblich schwachen Geschlechts machen sich auch nicht schlecht: Kimberley Warren, ebenso schon Pyun-erprobt aus Blast gibt eine angemessen coole Killer-Blondine her und Tina Cote (mit einer ganzen Latte Pyun-Titel am Gürtel: Nemesis 2, Blast, Omega Doom plus ein bit-part in Barb Wire bekommt ihren durchaus witzigen Charakter der durchgeknallten Tussi, die zur opportunistischen Schlange wird, mit hinreichender Überzeugungskraft hin.
Bliebe noch das Comic-Duo Hoss und Crow zu erwähnen. Den Hoss verkörpert Yuji Okumoto, der mir gleich aus Robot Wars bekannt vor kam und auch zu Pyuns Stock-Company gehört (irgendwie scheint Pyun auch bevorzugt mit Leuten zu arbeiten, die er schon kennt): Nemesis, Brain Smasher, Blast und Ticker stehen auf seiner Liste, aber er macht auch anderen Stuff, so sah man ihn in kleinen Rollen in The Game, Pearl Harbour, The Truman Show oder Blue Tiger, American Yakuza und Fortress II. Gegenüber Robot Wars hat er als comic sidekick sichtliche Fortschritte gemacht, was aber zweifellos auch daran liegt, daß er hier ein paar wirklich lustige Lines hat. Er harmoniert auch recht gut mit Thom Matthews, der immerhin schon mal Tommy Jarvis in Friday the 13th, Part VI spielen durfte, in den ersten zwei Return of the Living Dead-Streifen mit von der Partie war und natürlich auch schon des öfteren für Albert Pyun agierte: Nemesis, Kickboxer 4 und Blast stehen zu Buche.
In Deutschland ist Mean Guns ungeschnitten (was trotz des geringen Blutgehalts angesichts der doch recht heftigen Gewalteskapaden ein wenig verblüffend ist, aber so lange sauber gestorben wird, darf man offenbar alles) von VCL auf Video und von MAWA auf DVD erschienen. Erfreulicherweise sind beide Veröffentlichungen in Widescreen gehalten, wobei aber zumindest der Videorelease nicht ganz das korrekte aspect ratio von 1.85:1 aufweist, da fehlt an beiden Seiten doch ein klein wenig Bild. Zumindest mein Gebrauchtvideo hat auch bei den rot-getinteten Flashback-Sequenzen ganz schöne Schwierigkeiten mit einer erkennbaren Darstellung des Gezeigten – ansonsten ist die Bildquali aber ganz okay und der Ton ebenfalls (auf DVD im 5.1- und 2.0-Dolby-Mix zu haben). Der Shopping Link bezieht sich auf die US-RC1-DVD, die wohl cut sein könnte – eine Zeitlang gab’s den Film auch als Double Feature-Disc mit dem weiteren Pyun-Werk Corrupt – die ist wohl out of print, was angesichts der gerüchtehalber an mich herangetragenen Obergrottigkeit von Corrupt nicht weiter tragisch ist.
Verdammt, ist das wieder lang geworden (dabei dachte ich eigentlich, ein plotloses Monster reviewen zu können, zu dem’s mir schwerfallen würde, auch nur drei Absätze zu schreiben)… Mean Guns, ganz langer Rede zweifelhafter Sinn, ist für die Verhältnisse des Trashmeisterse extraordinaire Albert Pyun eine mittelschwere Sensation – ein weitestgehend temporeicher, ansehbarer Actionreißer (ja, ich geb zu, zehn Minuten weniger hätten unter Umständen auch nicht geschadet, aber langweilig wird’s trotzdem nicht), souverän und routiniert inszeniert, mit einigen wohlwollend zu verzeichnenden schauspielerischen Leistungen, der beweist, daß Albert Pyun es KANN, auch mit begrenztem Budget. Wenn Pyun vielleicht ein paar selbstgeschriebene Cyborg-Filme weniger und dafür ab und an mal einen fremdgescripteten „herkömmlichen“ Actionfilm gedreht hätte, wär‘ sein Ruf vielleicht nicht gar so ramponiert, wie er in großen Teilen der Filmgemeinde nun mal ist (Blast z.B. ist auch nicht übel, ein unkreativer, aber flotter und ansehnlicher Die Hard-Clone). Wenn unser hawaiianischer Freund also mal seine eigenen Storyideen beiseite läßt und nicht krampfhaft ein mit seinen finanziellen Mitteln nicht vernünftig zu realisierendes Sci-Fi-Setting erzwingt, ist Pyun schlicht und ergreifend ein solider B-Film-Regisseur. Und dafür ist Mean Guns ein verdammt gutes Beispiel – es gibt Myriaden erheblich schlechterer Actionfilme und die meisten davon imitieren Tarantino nicht halb so gut.
(c) 2003 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 5
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 01.07.2003