Maybe Baby

 
  • Deutscher Titel: Maybe Baby
  • Original-Titel: Maybe Baby
  •  
  • Regie: Ben Elton
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Hugh Laurie (Sam), Joely Richardson (Lucy), Rowan Atkinson, James Purefoy, Emma Thompson


Vorwort

Sam und Lucy sind ein glücklich verliebtes Paar – er schafft die Kohlen ran, indem er einen unbefriedigenden Job in der Unterhaltungsabteilung der BBC ausfüllt, sie hockt daheim auf ihrem Hintern (okay, sie „arbeitet“ auch in einer Schauspieleragentur, aber nach echter Anstrengung sieht mir das nicht aus) und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind, weswegen sie ihren armen Sam zu allen möglichen unpassenden Gelegenheiten per Handy vom Job ins Ehebett bestellt, weil ihre Eizellen nun gerade ganz besonders empfänglich sind. Dumm nur, dass die Sache nicht recht klappen will. Sam ist von der ganzen Baby-Kiste etwas genervt, spielt aber um der lieben Liebe Willen mit – obwohl Lucy ganz offensichtlich einen feuchten Schmu interessiert, dass ihr Gatte seine eigenen Probleme hat, so läßt ihn sein neuer Chef, weil Sam dem hippen Starregisseur Ewan Proclaimer ans Bein gepinkelt hat, in die Abteilung Kinderfernsehen versetzen, für Sam, der so herzlich gern ein Drehbuchautor wäre, eine tiefe Demütigung. Das Privatleben bringt auch keine Fröhlichkeit – alle Therapien, Tests und gutgemeinten Ratschläge aus dem Bekanntenkreis bringen nicht die erhoffte Schwangerschaft. Immerhin fällt Sam auf, daß sein privates Drama eine prima Komödie abgeben würde und so beginnt er heimlich ein Script zu schreiben, dass den BBC-Verantwortlichen auch bestens gefällt, so sehr, dass sie Proclaimer als Regisseur anheuern. Als Hauptdarsteller wird Carl Phipps verpflichtet, und der ist, Witz komm raus, du bist umzingelt, Klient der Agentur, in der Lucy arbeitet und absolut nicht abgeneigt, die hübsche Blondine, verheiratet oder nicht, zu vernaschen. Brisant wird’s, als Sam im Bemühen, seiner Story eine weibliche Perspektive zu geben, in Lucys äußerst privates Tagebuch spickt – klarer Fall, dass alles nur auf eine Katastrophe hinauslaufen kann…


Inhalt

Im allgemeinen mag ich britische Komödien, das verquere Inselvolk hat einen eigenen, unimitierbaren Humor, der meine bösartigen inneren Instinkte anspricht (letztes Beispiel: „Grabgeflüster“). Bei „Maybe Baby“ liegen die Voraussetzungen auch gar nicht mal so schlecht… Drehbuchautor und Debüt-Regisseur Ben Elton verfaßte die grandiosen Drehbücher zur Kult-Comedyserie „Black Adder“ und von dort weg verpflichtete er gleich seinen Kumpel Hugh Laurie als Hauptdarsteller. Mit Joely Richardson („Event Horizon“) stand zudem auch eine talentierte Schauspielerin zur Verfügung und für Gastauftritte konnte Elton dank seines guten Standings im britischen Entertainment-Establishment die Größen Emma Thompson und Rowan „Mr. Bean“ Aktinson gewinnen – dazu kommt noch ein von Paul McCartney geträllerter Titelsong und eigentlich sollte der Hit in Sack und Tüten sein. Gut, kommerziell war es das wohl auch, aber im Endeffekt bleibe ich doch etwas enttäuscht.
Nicht, dass der Film nicht seine Momente hätte, der Film verfügt über einige gelungene Gags und vor allem die Auftritte von Rowan Aktinson sind freakin‘ hilarious, aber ich hab ein paar Grundprobleme mit dem Film – first and foremost: Warum zum Teufel ist Lucy so scharf auf einen eigenen Hosenscheißer? Ich mein, ich versteh das irgendwo schon, aber der Film bietet dazu keinerlei emotionalen Zugang, das ist einfach so und spätestens auf halbem Wege ist man bereit zu glauben, Lucy würde sich auch von einem Dreihundert-Pfund-Gorilla aus den nigerianischen Regenwäldern schwängern lassen, nur damit das abgehakt werden kann, ebenso nervt ihre ständige Nörgelei – Lucy ist einfach ein schlampig geschriebener Charakter, der im Endeffekt einfach nur unsympathisch rüberkommt (personally hätte ich den ganzen Zinnober, den Sam über sich ergehen lässt, mit Sicherheit nicht mitgemacht) – mir ein Schatten, wie man sich in dieses egozentrische Weibsstück so unsterblich verlieben kann. Sam fährt da besser, er hat einige gute Gags und muss erst im Finale den Konventionen des tränenreichen Rührstücks Tribut zollen (man kennt das ja: sie trennt sich von ihm, er kriegt die Lebenskrise, veruscht sie zurückzugewinnen und am Ende versöhnt man sich – welch‘ netter Zug von Elton, dass er wenigstens der Versuchung widersteht, den Film mit einer Geburtsszene zu beenden, was eine Hollywood-Produktion mit tödlicher Präzision getan hätte). Mir persönlich hat Lucy den Film madig gemacht, was nicht an der darstellerischen Leistung von Joely Richardson liegt, die es schafft, trotz ihrer Rollengestalt gelegentlich sympathisch zu erscheinen – in diesem Zusammenhang muss ich noch das Kuriosum erwähnen, dass „Maybe Baby“ konsequent aus Sams Sicht geschildert wird, der Voiceover-Kommentar allerdings von Lucy gesprochen wird, eine absolute Verkehrung der Umstände (ein bösartiger Gedanke meinerseits: vielleicht fiel den Produzenten von „Maybe Baby“ ebenso wie denen des Films im Film auf, dass ihr Werk zu sehr die männliche Sicht in den Mittelpunkt rückt und versuchten, dies mit einem nachträglich aufgesetzten Voiceover zu kompensieren… das wäre allerdings ziemlich mau).
Wie gesagt, der Film ist nicht wirklich schlecht – er hat einige pfiffige Gags (besonders, was die BBC-Interna angeht), Hugh Laurie agiert über weite Strecken göttlich, der Großteil der Nebendarsteller verdient Bestnoten (auf den Emma-Thompson-Cameo hätte ich allerdings verzichten können) und die zwei Rowan-Aktinson-Szenen sind fast allein das Eintrittsgeld bzw. den Kaufpreis wert, aber man hätte aus dem Thema mehr machen können – es hätte ein wenig böser, ein wenig flotter und ein wenig ausgeglichener, was die Hauptcharaktere angeht, gestaltet werden können. Elton inszeniert seinen ersten Film arg konventionell und verfällt gerne mal in vermeidbare Klischees (ganz besonders in den letzten zwanzig Minuten, in denen der Film beinahe in genüsslicher Selbstzerfleischung durch Aufarbeitung so ziemlich jedes erdenklichen romantic-comedy-Klischees Suizid versucht).

Bildqualität: Concorde liefert einen ansehnlichen 1.78:1-Widescreen-Transfer, der weitgehend störungsfreie Bilder liefert, nur äußerst selten gibt es horizontale Störstreifen. Die Bildauflösung könnte etwas besser sein, da bietet das Trägermedium doch noch Reserven. Aber „Maybe Baby“ ist kein Film, den man sich wegen seiner Special Effects und optischer Spielereien wegen ansieht, also geht das in Ordnung.

Tonqualität: Vier Tonspuren stehen zur Verfügung, deutscher Ton in DTS, Dolby Digital 5.1 und 2.0 sowie englischer Originalton in Dolby Digital 5.1 mit nicht ausblendbaren deutschen Untertiteln. Einmal mehr darf der Konsument die Tonspur nur umständlich übers Menü wechseln. Die Tonqualität selbst ist wenig aufregend – es gilt ähnliches wie gerade zur Bildqualität gesagt – das ist kein Film, um seine Anlage einzupegeln und die Nachbarn zu nerven – man versteht die Dialoge, die Musik kickt ordentlich rein und der englische Originalton steht in Klangreinheit der deutschen Sprachfassung in nichts nach.

Ausstattung: Von Concorde sind hier keine rekordverdächtigen Extrabeigaben zu erwarten. Neben Kurzbiographien zu allen wesentlichen Darstellern sowie Regisseur und Produzent hat der Anbieter noch Produktionsnotizen in Form von 14 Texttafeln sowie den Kinotrailer dazugepackt. Deutsche Untertitel sind vorhanden, können wie erwähnt bei der englischen Tonfassung nicht ausgeblendet werden und müssen auch wieder über das Menü an- bzw. abgeschaltet werden, falls man erst mitten im Film auf die Idee kommt, diese in Anspruch zu nehmen bzw. wieder loszuwerden. Nicht sehr anwenderfreundlich (ebenso wie die ausschweifenden Menüanimationen). Im übrigen nervt mich bei Concorde mittlerweile, dass die Jungs und Mädels dort es einfach nicht schaffen, korrekte Laufzeiten auf ihre DVD-Boxen zu pinseln – zwischen 100 und 104 Minuten ist doch ein Unterschied, im DVD-Zeitalter sollte man über solche dümmlichen Tricks inzwischen erhaben sein.

Fazit: Wenn man mir eine britische Komödie vorsetzt, hoffe ich eigentlich immer auf gehobeneres Entertainment – „Maybe Baby“ ist mir für britische Verhältnisse zu harmlos, scheint mir sehr auf den amerikanischen Markt zugeschnitten (inklusive des auf Taschentuchverbrauch schielenden Schlussakts). Gelegentlich läßt der Film aufblitzen, was man bei konsequenterem Umgang mit dem Potential des Scripts hätte erwarten können, die Schauspieler sind über allen Zweifel erhaben, aber letztlich mag der Streifen nicht so recht überzeugen. Schade, denn bei Ben Elton hatte ich auf etwas mehr anarchistischen Humor a la „Black Adder“ spekuliert (bei „Johnny English“, auch aus Eltons Feder, hat er ja durchaus angedeutet, dass er das noch drauf hat), aber „Maybe Baby“ ist summa summarum weichgespülte Unterhaltung. Kann man sich an einem verregneten Abend im Free-TV reinziehen, aber kaufen muss man das nicht unbedingt.

2/5
(c) 2002 Dr. Acula


mm
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