Max Havoc: Curse of the Dragon

 
  • Deutscher Titel: Max Havoc: Curse of the Dragon
  • Original-Titel: Max Havoc: Curse of the Dragon
  •  
  • Regie: Albert Pyun, Isaac Florentine
  • Land: USA/Guam
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Mickey Hardt (Max Havoc), David Carradine (Grand Master), Joanna Krupa (Jane Goody), Tawney Sablan (Christy Goody), Richard Roundtree (Tahsi), Vincent Klyn (Moko), Li Jing (Eiko), Marie Matiko (Aya), Diego Wallraf (Joe), Carmen Electra (Debbie), Arnold Chon (Baldy), Johnny Nguyen (Quicksilver)


Vorwort

Die japanische Geheimorganisation „Black Dragons“ legt offenkundig keinen großen Wert auf effektive Sicherheitsmaßnahmen – jedenfalls lassen sie sich einen kleinen Jadedrachen klauen, der nicht nur als Nippes-Figur für die Schrankwand gedacht ist, sondern auch die Asche ihres legendären spiritus rector beherbergt. Klare Sache, dass die Ehre gebietet, die geschmackvolle Urne zeitnah zurückzuerobern, wobei der Großmeister der Loge wünscht, dass dabei nach Möglichkeit keine Unbeteiligten umgenietet werden. Dies fällt seinen Erfüllungsgehilfen, Aya und ihrer Fighter-Troika Eiko, Quicksilver und Baldy (letzterer wegen seiner überschaubaren Haarpracht so genannt), ausgesprochen schwer…

Die Spur führt auf die Südseeinsel Guam, wo die Diebin des Drachens selbigen der schnöden Penunze wegen an den Antiquitätenhändler Tahsi vertickt. Tahsi seinerseits ist der Ex-Trainer des Ex-Kickboxchampions Max Havoc, der, seit er im Ring einen Gegner in die nächste Welt befördert hat, der Sportlerlaufbahn entsagt hat und nunmehr der Profession eines (meines Erachtens) mittelmäßigen Sportfotografen nachgeht und quasi als Erholungsauftrag auf Guam ein paar Werbefotos für ein Hotel schießen soll und bei der Gelegenheit seinen alten Mentor besuchen kann. Tahsi verklopft den Drachen an die amerikanische Galeristin Jane Goody, die hofft, mit dem Erlös das Medizinstudium ihrer Schwester Christy finanzieren zu können.
Im Zuge der Black Dragons-Ermittlungen killt Baldy die Diebin und Tahsi – Glück für Jane, möchte man meinen, dass der Mann mit dem unwahrscheinlichen Namen (Max Havoc, für die geistig nicht so regen) eh schon leichte romantische Wallungen für sie entwickelt und sich selbstlos anbietet, mit den Drachenwiederhabenwollern in ergebnisoffene Verhandlungen zu treten. Weil aber sowohl Aya als auch Jane doof sind (Weiber…) verkompliziert sich die an und für sich unkritische Rückgabe des Artefakts aber ungemein bis hin zum Kid-bzw.-Sister-Napping, so dass der weise Großmeister selbst sich zum Eingreifen genötigt sieht…


Inhalt

Uh ja, „Max Havoc“ – der Stoff, aus dem die lustigen Enthüllungsbücher über die Abgründe der B-Film-Geschichte geschrieben sind.

Für diejenigen, die die skandalumwitterte Entstehung des Streifens nicht verfolgt haben, gestatte ich mir die Reader’s-Digest-Version vorzutragen. Der Regierung der paradiesischen Südseeinsel Guam – ihres Zeichens ein US-Protektorat, das geographisch den Marianen-Inseln zuzuordnen ist – fiel es vor einigen Jahren bei, zwecks Mehrung von Ruhm, Tourismus und staatlichen Bankkonten eine eigene Filmindustrie auf die Beine zu stellen. Das ist noch keine verbotene Idee, da Guam als paradiesische Südseeinsel und Taucherparadies durchaus den pittoresken Backdrop für den ein oder anderen netten Film darstellen könnte und durch ein paar staatliche Vergünstigungen für den preisbewussten Filmemacher trotz der vergleichsweise abgelegenen Lage eine nette Alternative darstellen kann. Blöderweise – für Guam – gerieten die Regierenden gleich zur Premiere ihres Filmprogramms an John F.S. Laing, der bis dato nur einige TV-Filme aus der Mary-Higgins-Clark-Schiene (und die nicht gerade wohlgelittenen „Universal Soldier“-Fernsehfilme) produziert hatte und dem es nach dem Sprung auf die Große Leinwand (TM) dürstete. Im Gepäck hatte Laing badmovies.de-Favorite Albert Pyun, dem die Aussicht, für richtiges Geld mal wieder einen *richtigen* Film drehen zu können, nach seinen No-Budget-Eskapaden wie Urban Menace & Co. wohl auch behagte.
Laing verkündete den überraschten Guamesen gleich mal, dass er als erstes ein Darlehen über 800.000 Dollar benötige, um die Dreharbeiten in Schwung zu bringen. Als Sicherheit schwor Laing (und liess Pyun selbiges tun) quasi auf das Grab seiner noch lebenden Großmutter, noch nie im Leben nicht keinen Pfennig schuldig geblieben zu sein. Vertrauensselig rückten die Guamesen den Zaster raus, nur um wenig später Laings Aussage entgegennehmen zu dürfen, dass die Kohle weg wäre und er sich nicht in der Lage sähe, dem Guamschen Ansinnen auf Rückzahlung entsprechen zu können – dies führte zu mehreren erfreulichen Gerichtsverfahren in Guam und Kalifornien, die Laing nach Strich und Faden verlor, was der Regierung Guams aber auch nicht wesentlich weiter geholfen haben dürfte.

Ungeachtet der Tatsache, dass Laing sich die Penunze höchstwahrscheinlich in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte, versuchte Pyun zu retten, was zu retten ist, investierte (wenn man den Berichten von Crewmitgliedern glauben darf) 20.000 Dollar eigene Reserven in die vertraglich zugesicherte Erstellung eines Promo-Videos für das Outrigger-Hotel, das sich und seine Einrichtungen als Drehort und Crew-HQ zur Verfügung gestellt hatte, warf aber schlussendlich doch entnervt das Handtuch und hinterließ einen unfertigen und unvermarktbaren Film. Laing heuerte als Notnagel den bewährten Actionschlonzregisseur Isaac Florentine aus dem Nu-Image-Stall an, der in L.A. noch ein einige Szenen drehte, die man in den Film schneiden konnte; danach half nur noch Beten, dass das Publikum den Kram als befriedigenden, abgeschlossenen Film kaufen würde. Well, it didn’t.

Wenn man die konfusen und mindestens halbkriminellen Umstände der Filmentstehung ins Kalkül zieht, darf man sich nicht wundern, dass „Max Havoc: Curse of the Dragon“ (Laing schob später noch ein ungefragtes Sequel namens „Ring of Fire“ unter der Regie von Terry Ingram nach) so geraten ist, wie er nun mal aussieht, und freilich darf und muss man sich fragen, ob der Streifen, wenn so gedreht wie geschrieben (was man unter den gegebenen Voraussetzungen nun mal bezweifeln muss), besser, will sagen, runder, befriedigender abgeschlossen, ausgefallen wäre.
Angesichts der Vita von Drehbuchautorin Irina Diether, deren einziger überlieferter anderer Credit die Adaption des Mary-Higgins-Clark-Schinkens „Nimm dich in acht“ ist, mag man skeptisch sein – ich würde nicht behaupten wollen, dass das Adaptieren von Clark-Schmökern, die nun gemeinhin für ein überwiegend weibliches Publikum, das von einer durchschnittlichen „Derrick“-Folge intellektuell überfordert ist, konzipiert sind, grundsätzlich für die Schreiberei spannender Martial-Arts-Actionfilme disqualifiziert, man (bzw. in diesem Fall frau) müsste sich dann aber halt wenigstens mit dem Regelwerk eines Martial-Arts-Actionfilms auseinandersetzen – „Max Havoc“ wirkt so, als hätte man Frau Diether ein paar Plotpoints („Diebstahl Artefakt“, „Held trifft Heldin“, „bester Freund des Helden stirbt“, „Entführung & Showdown“) des generischen Actionfilms hingeworfen und es ihr überlassen, ohne Erfahrung mit dem Genre und ohne Verständnis für die Abläufe eines Genre-Films aus diesen Brocken ein abendfüllendes Script zu klöppeln – unter der Auflage, die Sache dann möglichst blutleer zu halten, damit man den Kram auch noch gut ans Fernsehen verkloppen kann.

Ich werde in der Folge nach Herzenslust SPOILERn (inklusive MEGASUPERDUPERSPOILER IMPERIAL DELUXE, so beware), um ein paar der Dussligkeiten, die Frau Diether sich hat einfallen lassen (und/oder der Entstehungsgeschichte des Films geschuldet sind) auszubreiten.

Da hätten wir zunächst mal die Organisation der Black Dragons schlechthin. Was sind die, was wollen die, womit finanzieren die sich? Max verortet sie im Yakuza-Bereich, aber das wird von den Dragons selbst scharf zurückgewiesen (sie sehen sich als „Samurai-Organisation“, aber was treibt eine Samurai-Organisation heutzutage? Noch dazu eine, die sich offenkundig so etwas wie ein offizielles Museum leistet?). Zudem fällt es schwer, sie als Schurkenfraktion ernst zu nehmen, wenn ihr Großmeister darauf besteht, dass die ganze Diebstahlsaffäre leise und ohne unnötiges Blutvergießen gelöst wird – *moralisch* sind sie eh im Recht, da der Jadedrachen ihnen zweifellos gehört und ebenso zweifellos gestohlen wurde.

Allerdings hat der Großmeister seinen Laden ersichtlich nicht im Griff, denn seine ausführende Henchfrau Aya verkompliziert – offenbar ausschließlich for shits & giggles – die vereinbarte Rückgabe des Drachens (indem sie Max am vereinbarten Treffpunkt eins über die Rübe hauen lässt, ihn verschleppt und ihm ein paar gut gelaunte Morddrohungen einschenkt), obwohl der Großmeister ihr bereits erstens befohlen hat, die Sache leise und ohne weitere Todesfälle durchzuziehen UND den Fall bereits generell entzogen hat, weil er die Sache selbst regeln lässt. Könnte mir vorstellen, dass „echte“ Samurai-Organisationen solche, eh, freie Interpretation strikter Anordnungen etwas unlustiger sehen.

Völlig verunglückt ist der „cute-meet“ Held/Heldin – Max rettet Christy Goody (der Name „Goody“ ist an sich schon doof, und wenn man Jane Goody noch ausführen lässt, dass sie sämtliche möglichen Witze zum dem Namen schon gehört hat, wird er noch dümmer, denn wozu baut man einen potentiell wortspielintensiven Charakternamen schon ein, außer um damit Witze zu machen?) aus einer gar teuflischen Bredouille. Christy schnorchelt in der Wegstrecke eines Kanurennens und droht, vom Boot Mokos überfahren zu werden – eine „Gefahr“, aus der sich Christy „retten“ könnte, indem sie zwei Meter zur Seite schwimmt… aber nein, natürlich hundepaddelt Christy wie angenagelt in der Schusslinie des Kanus und muss vom jetskieenden Max heroisch gerettet werden (der bringt dabei noch Mokos Boot zum Kentern und macht den begreiflicherweise sauer. Moko und Max prügeln sich in der Folge ein paar mal, werden dann bestest friends forever und Moko wird zu nichts mehr gebraucht, außer ein-zweimal im Hintergrund einer Szene rumzustehen und Max anzuhimmeln).

Tahsi (being black AND Hero’s Best Friend und damit mit der berühmten Schneeball-in-der-Hölle-Überlebenschance) gilt nach Großmeisters Aussage als überflüssiger, da „unschuldiger“ Kollateralschaden. Darüber kann man streiten – Tahsi kauft den Drachen, der unter eher konspirativen Umständen zu ihm gelangt, man kann also davon ausgehen, dass er die illegitime Herkunft des Objekts zumindest vermutet, und ist somit Hehler (erst recht, als er das Teil weiterverkauft, obwohl er der ursprünglichen Diebin, die das Ding eigentlich mehr oder minder verpfänden wollte, versprochen hatte, ihn nicht zu verkaufen) und faktisch nicht wirklich… „unbeteiligt“. Passt aber auch wieder, weil sein Tod letztlich dem Großmeister offensichtlich stärker ans Herz geht als den Helden. Max darf eine leicht angepisste Schnute ob des Tods seines alten Trainers ziehen, und Jane, die mit dem alten Sack offenbar auch befreundet war, ist der Mord mehr oder weniger gänzlich wurscht – sie wird dadurch jedenfalls nicht daran gehindert, den Drachen weiterhin behalten zu wollen, ungeachtet der Tatsache, dass sie selbst und ihre Schwester – für die sie vorgeblich alles tut – auf der Abschussliste der Black Dragons (weder Max noch die Goodys wissen ja, dass der Großmeister auf unblutige Lösung des Problems besteht) obere Plätze einnehmen.

Jane ist für die „Heldin“ und love interest einer solchen Plotte eh denkbar unsympathisch – um sie herum herrscht Mord und Totschlag, der sie und speziell ihre wirklich unbeteiligte Schwester in höchste Gefahr bringt, aber der Gedanke, den Drachen aufzugeben, schmeckt ihr überhaupt nicht. Da darf man schon spekulieren, ob in einer Szene, in der sie einen Anruf von Max erwartet, um den Drachen zu einer vereinbarten Übergabe zu bringen, wirklich ihr Handyakku alle ist (man könnte ja meinen, wenn von einem solchen Anruf nicht nur eigenes Leib und Leben abhängen, würde man das vorher mal prüfen…).

Und dann der Showdown… der Showdown… ächz. Okay, rekapitulieren wir – Aya hat Christy als Druckmittel entführen lassen und der eingeflogene Großmeister spielt das üble Spiel, entgegen aller seiner bisherigen Aussagen, mit (vielleicht will er seiner Sicherheitschefin nur nicht „öffentlich“ in den Rücken fallen). Max begehrt einen „ehrenvollen“ Kampf um Christys Leben. „Bis zum Tod“, brummt der Großmeister als Bestätigung, womit Max kein Problem hat. Bis er seinen Gegner dann halt niedergeprügelt hat und sich an den tödlichen Kampf, nach dem er seine Karriere beendet hat, erinnert. Max bricht den Kampf ab, erklärt sich zum Sieger, der Großmeister ist damit einverstanden und befiehlt dem unterlegenen Drachenkämpfer Seppuku, der tut’s und alle gehen zufrieden ihrer Wege. Ist nicht so der emotional aufgeladene Schlussfight, den man sich an der Stelle wünschen würde (selbst, wenn die Filmdramaturgie nix besseres hergibt).

Ganz lustig im Sinne von „Herr, schmeiß Hirn vom Himmel, aber ziel gut“ ist auch der verzweifelte Versuch, eine Verbindung zwischen dem Großmeister und Max bedeutungsschwer hinzuzimmern. Der Großmeister war nämlich Augenzeuge des bewussten tödlichen Kickboxduells und tankte sich nach dem fatalen Niederschlag bedeutungsschwer an den Ring – die ganze Story scheint hier auf eine schwer relevante Konfrontation alter Todfeinde (warum-auch-immer, vielleicht war der Großmeister ja Manager des Getöteten… niemand sagt’s uns, was er da tat und wollte) hinzuarbeiten, aber im Endeffekt ist das Resultat der ganzen Chose, dass der Großmeister im Finale Maxens Namen kennt und damit hat’s sich. Boah ey.

Man darf ein bissl traurig sein – trotz der Drehbuchdefizite, die teilweise sicher schon im Originalscript standen, durch den Chaosdreh aber sicher nicht verbessert wurden -, dass Pyun den Film nicht so drehen konnte, wie’s mal die Absicht war, denn er sieht teilweise sehr sehr hübsch aus. Ganz im Sinne der Auftraggeber hat das zwar ab und an look’n’feel eines abgefilmten Urlaubsprospekts, schließlich sollte der Film Guam im schönsten Licht zeigen – und das bekommt Pyun hin. Sicherlich kam ihm entgegen, mit Landschaftsaufnahmen, ausführlicher Würdigung der Touristenattraktionen etc. ein wenig Zeit totzuschlagen (auch wenn ich Janes Aussage, nichts ginge über den Adrenalinstoß des Tauchens in haiverseuchten Gewässern, nicht für überragend werbewirksam halte), doch es verleiht dem Streifen entgegen Pyuns Angewohnheit, eher auf düsteren, schmutzigen, eher kalten Look zu setzen, nicht nur Scope, sondern auch Farbe und Wärme.
Ted Calorosos (More Mercy) Kameraarbeit ist gefällig, und ein Lob gibt’s dafür, dass wir die Actionchoreographie (besorgt von Jonathan Eusebio, der inzwischen bei großen Major-Filmen wie „Iron Man 2“, „DragonbalL Evolution“, „The Expendables“ und dem „Conan“-Remake Fights koordiniert) auch tatsächlich *sehen* dürfen – keine Zappelcam, keine Sekundenbruchteilsschnitte, sondern eher old-schoolig 80er-Hongkong-mäßig aus Halbtotalen und wenigen ausgesuchten Nahaufnahmen zusammengesetzt. Überdies sind die Fights auch vergleichsweise realistisch (man erlaubt sich einen kleinen Seitenhieb, indem man Max und Jane gleich zweimal in den Dreh eines mit Wire-fu-arbeitenden Actionfilms stolpern lässt), nur überwiegend – zu kurz. Es ist sicherlich irgendwo der Punkt, dass Max Havoc als Kickboxchamp mit einem gewöhnlichen Henchman keine große Mühe hat und zudem nach Möglichkeit den Kämpfen aus dem Weg geht und lieber flüchtet als den Gegner alle zu machen, aber zehn-zwanzig Sekunden lang Kampfszenen zwischen Janes selbstbemitleidendem Genöle und Guam-sights-and-sounds sind nicht unbedingt das Futter, auf das der Actionfilmfan wartet.

Die ausführlichsten und besten Kampfszenen verbrät „Max Havoc“ gleich in den ersten zehn Minuten und ich verwette meinen linken kleinen Zeh darauf ,dass diese Parts (und der Showdown) Isaac Florentines Werk sind (da die entsprechenden Szenen sichtlich nicht auf Guam gedreht wurden) – der Kampf der Black Dragons gegen die Diebe (deren Motivation, Herkunft oder Namen uns keiner verrät) und der tödliche Kickboxkampf, der im übrigen auch der expliziteste, blutigste Fight ist. An diesen Kampf muss man sich übrigens gewöhnen – augenscheinlich um die Lauflänge zu strecken, wird der nämlich als Flashback in unterschiedlicher Länge bei jeder passenden und so mancher unpassenden Gelegenheit eingeblendet; speziell zur Einstellung des tödlichen Niederschlags entwickelte ich ein derart persönliches, vertrautes Verhältnis, dass ich sie instinktiv als Freund auf Facebook adden wollte.

Dass der Produktion gen Ende hin wirklich die Puste ausgegangen sein muss, erkennt man auch daran, dass der Showdown in einer sprichwörtlich leeren Lagerhalle stattfindet (dabei wäre eigentlich genau DAS Pyuns natürliche Umgebung) und in der Sequenz einige wirklich brutale Anschlussfehler das Herz des Beckmesserers erfreuen.

Der Score von Richard Friedman („A Dog of Flanders“) ist nicht sonderlich bemerkenswert und möglicherweise auch erst nachträglich in Auftrag gegeben wurde, da sich immerhin noch ein Theme von Pyuns Hauskomponist Tony Riparetti im Soundtrack findet. Nicht ganz von der Hand zu weisen, dass Pyun via Riparetti Laing noch ein „fuck you“ ausrichtete…

Mickey Hardt, der Schweizer, der von Donnie Yen für die Hauptrolle der fürchterlich gestrandeten deutschen Actionserie „Der Puma“ entdeckt wurde und sich mittlerweile in der Telenovela „Alisa – Folge deinem Herzen“ (urgh) verdingt, ist legitimer martial artist und macht in seinen Actionszenen keine schlechte Figur – schauspielerisch musste er viel Häme einstecken, aber wenn man ihn mit Rich Franklin vergleicht, der in Cyborg Soldier „nur“ einen emotionslosen Maschinenmenschen spielen musste und dabei vor die Hunde ging, ist er mindestens Robert de Niro. Es hilft ihm natürlich nicht, dass er 80 % der Laufzeit in grauenhafter Garderobe agieren muss – gruselig großgemustetes Hawaii-Hemd, Shorts und Badelatschen, selbst in den Kampfszenen… Gut, immerhin ist mir jetzt klar, dass Brent Huffs ähnlich geschmackssichere Klamottenauswahl in More Mercy auf Pyuns Mist gewachsen sein muss…

Die Polin Joanna Krupa (hauptamtliches Model) wurde sicher nicht wegen ihrer darstellerischen Fähigkeiten gecastet, aber, ehrlich, für eine Dame, die 2005 und 2007 auf der „100 Hottest Women“-Liste der Maxim auftauchte, sieht sie auch nicht gerade umwerfend aus. Spielen kann sie nicht für saure Walkotze. Tawney Sablan (anderweitig nicht aufgefallen) als ihre Filmschwester ist sowohl hübscher als auch besser.
Marie Matiko („Forbidden Warrior“, „Date Movie“, „The Art of War“) hat man nicht mal eine Kampfszene ins Script geschrieben, das erledigt dann Li Jing (Stuntwomen bei „Die Legende von Aang“ oder „Mask of the Ninja“).
Johnny Nguyen („Revenge of the Warrior“ und ansonsten hauptsächlich Stuntman) hat wenigstens eine gute Kampfszene, bleibt ansonsten aber verschwendet, Charakterkopf Arnold Chon („Wake of Death“, „Mortal Kombat (TV-Serie)“) darf immerhin den Schlusskampf bestreiten.

Kurz vorbei schaut auch der deutsche TV-Akteur Diego Wallraf („SOKO Köln“, „Largo Winch“) in einer bedeutungslosen Rolle, Richard Roundtree („Shaft“) ist als Tahsi völlig verschwendet, ebenso wie Carmen Electra in einer total unbedeutenden Rolle als ein Beach-Babe, dem Max ab und zu mal zur Hand geht, und Pyun-Staple Vincent Klyn („Cyborg“) als Moko.
David Carradine (der’s irgendwie geschafft hat, als Gaijin in Japans Samurai-Elite zum Chef aufzusteigen…) versucht’s über schiere Präsenz in seinen drei Szenen und schafft’s einigermaßen – nötig für den Film ist er bzw. seine Figur nicht.

Bildqualität: Planet Media bringt „Max Havoc“ in 1.78:1-Widescreen (anamorph). Der Transfer könnte ’ne Kante Schärfe mehr vertragen, es ist gelegentlich doch schwammig und schlierig (aber bei einer Company, deren verfluchtes Logo mit Blockrauschen a la Lego-Duplo-Steine aufwartet, darf man wohl nicht mehr erwarten). Kontrast und Farben sind dagegen im gut durchschnittlichen Bereich angesiedelt.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in Dolby Digital 5.1. Der englische O-Ton ist etwas matschig, weswegen ich mich auf die deutsche Spur umorientiert habe – erstaunlicherweise hat der Streifen eine ziemlich gute Synchro (sowohl technisch als auch von den Sprechern her) und der Mix der detuschen Fassung ist auch recht gut gelungen.

Extras: Als sogenanntes Exra gibt’s den Trailer auf das Sequel auf Englisch.

Fazit: „Max Havoc: Curse of the Dragon“ balanciert – höchst unfreiwillig – auf dem schmalen Grat zwischen unterhaltsamen Trash-Feuerwerk aufgrund der schieren Doofheiten des Scripts und des Balance-Akts, Guam-Urlaubswerbevideo und knalliger Actionfilm sein zu wollen und schierem öden Möchtegern-Martial-Arts-Film. Immerhin – wenn mal gefightet wird, ist das hochanständig, aber das debile Script und die völlig unbefriedigende (aufgrund der Umstände aber verständliche) „Auflösung“ versenken einen Film, der in seiner intendierten Form ganz passabler B-Actionstoff und einer der besseren bis besten Pyun-Filme hätte sein können… Für Freunde unfreiwilliger Unterhaltung aber einen Blick wert, und unter diesem Gesichtspunkt verdient sich der Streifen glatt ’nen dritten Punkt… (ernsthafte Filmkucker ziehen bitte einen ab.).

3/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments