Matango

 
  • Original-Titel: Matango
  • Alternative Titel: Attack of the Mushroom People | Curse of the Mushroom People | Fungus of Terror | Matango the Fungus of Terror | Matango: Fungus of Terror |
  • Regie: Ishiro Honda
  • Land: Japan
  • Jahr: 1963
  • Darsteller:

    Akira Kubo (Kenji Murai), Kumi Mizuno (Mami Sekuguchi), Hiroshi Koizumi (Naoyuki Sakuta), Kenji Sahara (Senzo Koyama), Hiroshi Tachikawa (Etsuro Yoshida), Yoshio Tsuchiya (Masafumi Kasai), Miki Yashiro (Akiko Soma)


Vorwort

Abt. Angriff der Killerpilze

Nein, keine Angst, niemand bespricht hier eine audiovisuelle Darbietung der allerneuesten BRAVO-kompatiblen Teenieband (dafür bin ich dann doch ein paar Tage zu alt… und selbst wenn Tokio Hotel eines Tages einen Film drehen sollten – da passe ich…[Bei Kübi haste nicht so rumgezickt… – der Lektor]). Vielmehr wildern wir mal wieder im Archiv unserer japanischen Freunde der Toho Company, deren Oeuvre sich bekanntlich nicht in den trölfzig Godzilla-Filmen erschöpfte.

Vieles von dem, was Toho abseits der Godzilla-Serie, speziell in den 60er Jahren, produzierte, fand aus unerfindlichen Gründen nie seinen Weg nach Deutschland (neben Matango z.B. auch der kürzlich besprochene Varan), was schon verwundert, weil andererseits „lesser stuff“ wie der selbst für japanische Verhältnisse als schneller cash-in heruntergekurbelte Gappa durchaus in hiesigen Kinos zu sehen war. Da hatte es Amerika schon ein wenig besser – unabhängige Vertriebsfirmen wie Arkoffs AIP versuchten sich, auf dem aufkommenden TV-Markt zu etablieren und kauften, weil man eigene Ware gar nicht in dem verlangten Umfang auftreiben konnte, viele ausländische B-Filme, verpassten ihnen schnell ´ne billige Synchro und ´nen reißerischen Titel – so wurde aus Matango Attack of the Mushroom People.

Wie so viele Filme aus dieser Epoche fiel der Streifen dann der Obskurität anheim und kursierte bestenfalls in minderqualitativen Bootlegs auf dem Graumarkt. Es brauchte mal wieder die verdienten Freunde von Media Blasters/Tokyo Shock, die Toho ein bildschönes anamorphes Widescreen-Master abluchsten und ihre Serie vergessener Kaijus einverleiben konnte. Klare Sache, der Doc wollte spätestens nach Sichtung des Trailers auf der Varan-DVD DIESEN Film haben. Und zwar pronto. Da ist er dann sogar so frei und gibt richtig Geld aus (naja, 17 Euronen. Für meine Verhältnisse eine reine Luxusaufwendung).

Kurzer Rede, langer Sinn – wir fangen gleich mit dem Film an…


Inhalt

Model City Tokio – ohne ein grandioses Miniatur-Stadtpanorama geht´s halt in einem japanischen SF-/Horrorfilm nicht, auch wenn´s hier nur der Ausblick aus dem „Medical Center“ ist, den Muira, der Protagonist unserer Plotte, momentan genießt. Naja, nicht wirklich „genießen“, denn der uns nur von hinten gezeigte Knabe befindet sich eher im depressiven Zyklus seines Biorhythmus. „Sie denken, ich sei verrückt“, informiert er uns, und der klinisch diagnostizierte Dachschaden begründet sich in seiner wilden Geschichte: „Sie ist tot. Sie sind alle tot.“ Oder vielleicht auch nicht? Jedenfalls ist unser Freund Muira, der einzige, der zurückgekehrt sei. Alles klar – Rückblendenfilm!

Na, danne erzähl mal, Muira-san, was denn gar grauenvolles passiert ist… Zu schmissiger Schlagermusik, die auch einem Peter Alexander-/Harald-Juhnke-Vehikel aus den 60ern nicht schlecht zu Gesicht stehen würde, und hübsch auf Zeichentrick-Segeln animierten opening-credits pflügt eine Segelyacht durch den Pazifik. Da der Film sich noch ´ne ganze Weile Zeit nehmen wird, die Charaktere und ihre diversen persönlichen Backgrounds vorzustellen, erledige ich das im Sinne des von badmovies.de gewohnten hochklassigen Kundenservices [von was bitte? – der Lektor] gleich mal hier. Die Yacht gehört einem gewissen Kasai, seines Zeichens schwerreicher Industriekapitän, der so etwas wie einen privaten Segelclub betreibt. Diesem gehören zur Stunde an – die attraktive Sexbombe Mami, ihres Zeichens zumindest eingebildeter Sanges- und Schauspielstar, Romanschreiberling Yoshida, Unitätsprofessor Muira nebst Studentin und Verlobter Akiko (hm, Studentinnen verführen wird doch allgemein auf kaum einer Uni für richtig töfte befunden, oder? [Wenn Studenten das machen, schon. – der Lektor]). Für die seglerisch-handwerklichen Belange sind Skipper Sakuta und der gedungene Seemann Koyama zuständig. Die Stimmung ist recht ausgelassen, zumindest darf Mami ungestraft den gelungenen Scherz bringen und Yoshidas neuestes Manuskript den Weiten des Ozean zu übergeben (Yoshida „droht“ kurz, Mami hinterherzuschmeißen, aber selbstverständlich ist das alles „good-natured“ fun, obschon ich, irgendwo ja auch „Writer“ mich über solche Späße doch geringfügig aufregen würde). Nur Akiko macht Kummer, sie zieht sich mit einem Gesichtsausdruck fortschreitender Übelkeit unter Deck zurück. Murai erkundigt sich mitfühlend, ob Akiko ihren Mageninhalt dem japanischen Neptun-Äquivalent opfern möchte, aber ihre Leiden sind eher psychologischer Natur: „I´m not good at mingling“, zirpt sie und deutet damit an, dass sie nicht wirklich a people´s person ist, schon gar nicht, wenn die anderen People tatsächliche oder selbsternannte Mitglieder der Oberen Zehntausend sind. „Sie würden gute Freunde abgeben“, gibt Murai seiner Flamme als guten Ratschlag auf den Weg, sich mit den Passagieren gut zu stellen und Akiko gelobt, wie es sich für eine brave Jungjapanerin gehört, Besserung (moralisch ist das schon mal wieder alles bedenklich).

Mami hat sich zwischenzeitlich an Deck eine Ukulele gegriffen und klampft zur Freude ihrer Reisegefährten ein Raabigramm mit dem anspruchsvollen Text „lalala“. Kasai, den mit Mami ganz ersichtlich nicht nur das Gesellschaftliche verbindet, nickt wohlwollend, Sakuta und Koyama beäugen den Kurvenstar mit dem patentierten Fachmännerblick.

Später wird zu Abend gespeist und Kasai möchte gern einen Toast ausbringen. Murai schlägt vor, auf Akiko, das neueste Mitglied des Clubs, anzustoßen, was Akzeptanz findet. Weniger Gegenliebe findet der Wetterbericht, der stürmischen Seegang verspricht. Zwar setzen Kasai als Eigner und Sakuta als Schiffsführer durchaus Vertrauen in den 40 Millionen Yen teuren Kutter, dennoch wird basisdemokratisch abgestimmt, ob man weiter Kurs wo-auch-immer-die-eigentlich-hinschippern halten oder doch lieber umkehren soll. Man entscheidet sich einstimmig für´s Abenteuer, auch Mami und Akiko sind für die Fortsetzung des Törns.

Wie so oft bei entweder-oder-Entscheidungen – es war genau die falsche Idee. Die heraufziehende Sturmflut beunruhigt die Nautiker, die nun doch eine rasche Halse in Angriff nehmen. Alle Mann müssen mitanpacken, was die Mädels unter Deck alleine lässt. Mami erzählt Akiko, dass Kasai ihr einen Europa-Trip versprochen hat, und zwar keine Touristenreise a la „acht europäische Hauptstädte in vier Tagen“, sondern eine Tournee, um dem europäischen Kulturbetrieb die Vorzüge ihrer Stimme nahezubringen (ich hoffe, sie studiert noch ein paar Texte ein. Andererseits… „La La La“ hat auch mal den Grand Prix gewonnen).

Trotz des couragierten Wendemanövers ist das Boot mittlerweile mittendrin im schönsten Sturmgetümmel mit Blitz, Donnern und wilder über´s Deck peitschender Wellen (seht´s positiv, das Deck müsst ihr morgen nicht schrubben). Auch wenn man an allen möglichen Winden und Winschen zu drehen hat, findet Yoshida immer noch Zeit, Murai ´nen dummen Spruch reinzureichen und die Vermutung zu äußern, dessen Broterwerb als Psychologieprofessor wäre bestimmt ganz prima geeignet, um Mädels aufzureißen. An dieser Stelle erinnert Murai sich daran, dass er sich ja tatsächlich ein Girl zum Zeitvertreib mitgebracht hat und schaut mal nach, was Akiko so treibt. Die Idee hatte aber schon einer vor ihm – Kasai tröstet gerade die verängstigte Akiko und rückt ihr dabei so nah auf die Pelle, dass Murai den ein oder anderen voreiligen Schluss zieht und tief verletzt wortlos wieder auf´s Deck stiefelt.

Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab – das Funkgerät gibt seinen Geist auf. Akiko nimmt sich ihren ersten leichten Panikanfall und auch Mami, bislang von der Seetüchtigkeit des Kahns absolut überzeugt, fühlt sich auf einmal nicht mehr ganz so sicher. Als dann auch noch der fromme Wunsch jedes Seemanns eintrifft – „Mast- und Schotbruch“ -, verkriecht sich alles, was da kreucht und fleucht, nun doch aus purem Selbsterhaltungstrieb unter Deck. Nur Yoshida, den hat man irgendwo unter dem umgeklappten Mast vergessen und muss ihn nach kurzem Köpfe-Durchzählen noch in Sicherheit hieven. Passiert ist ihm aber nichts ernstliches. Das Boot wird zum Spielball der Wellen und ist am nächsten Morgen, als der Sturm sich endlich verzogen hat, ein trauriges, aber wenigstens noch schwimmfähiges Wrack. Wie man immer so schön sagt, die Lage ist hoffnunglos, aber nicht ernst. Sakuta stellt fest, dass man südwärts treibt, wohin genau, kann er allerdings nicht auskunften, weil sich mittlerweile auch das Radar terminal verabschiedet hat (öh. Sollte ein ausgebildeter Seemann nicht, naja, sagen wir mal, NAVIGIEREN können?).

Die Mädels erzürnen die Seebären damit, die Batterien des einzigen vorhandenen Kofferradios damit zu verschwenden, eine Musiksendung anzuhören. Hastiges Senderwechseln auf die Nachrichten bringt, bevor die Batterien verröcheln, allerdings auch nur die ernüchternde Erkenntnis, dass die Autoritäten die vermisste Bonzenyacht samt (der nun auch endlich namentlich vorgestellten) Belegschaft schon aufgegeben hat (holla, also echtes Durchhaltevermögen in punkto Suchaktion haben die nicht. Der Sturm war GESTERN nacht und heute morgen heißt´s schon „tscha, die sind wohl abgesoffen, Pech persönliches…“. Rauhe Sitten).

Wobei man realistischerweise zugeben muss – in der nebligen Suppe, in der die Yacht momentan vor sich hin treibt, könnte man auch ´nen Supertanker verstecken. Und auch die Sichtweite auf Meereshöhe ist eher eingeschränkt, wie Yoshida feststellen muss. Der bemerkt nämlich den großen Frachter auf Rammkurs auch erst, als er keine hundert Meter entfernt aus dem Nebel auftaucht. Alles Kreischen und Krakeelen hilft nix – auf dem Frachter ist man taub und blind. Immer näher schiebt sich der bedrohliche Bug des potentiellen Yachtversenkers – doch da erwacht Yoshida aus seinem Alptraum. Tja, Romanschreiberlinge haben halt ´ne lebhafte Fantasie, die auch im Schlaf Überstunden schiebt (allerdings schon etwas krampfhaft, wie der Film an dieser Stelle ´ne Spannungssequenz hinzukonstruieren versucht).

Man treibt also weiter durch den Nebel und Koyama fühlt sich bemüßigt, das alte Seemannsgarn, wonach Frauen an Bord grundsätzlich keine gute Idee sind, zu spinnen; auch wenn er eher pragmatische Gründe geltend macht. An beleidigte Meeresgöttinnen glaubt er nicht, wohl aber daran, dass die Schnuckis die Männer verrückt machen würden (etwas sehr vorgreifendes Statement, denn bislang hat sich dahingehend noch nicht wirklich etwas ereignet, wenn man von Muiras Mißintepretation der Kasai/Akiko-Begegnung absieht. Und die hat auch nicht wirklich Folgen gehabt).

Doch da! Ah jetzt ja – eine Insel! Man hofft, es mit einer dem japanischen Reiche zuzuordnenden Insel zu tun zu haben und schwimmt, nachdem man die malade Yacht so stückers hundert Meter vom Ufer entfernt geparkt hat, Robinson-mäßig an Land. Der Strand macht einen von Menschenhand eher unbefleckten Eindruck; da man dringend Happa-Happa und Frischwasser benötigt (wie lange die Odyssee auf See gedauert hat, bleibt unserer Vorstellungskraft überlassen, wird aber schon ´n paar Tage gewesen sein), wird komplett gen Inselinneres marschiert. Koyama probiert eine wild wachsende Beere, verzieht aber angewidert das Gesicht. Es mundet nicht [Ach. -der Lektor]. Darüber hinaus treibt auch auf der Insel der Nebel sein Unwesen und, weil er mit seiner Zeitmaschine offenbar einschlägige Carpenter-Filme gesehen hat, ist Sakuta sich sicher: „Der Nebel wird uns töten!“ (Berufsoptimist)

Zumindest das Frischwasserproblem erledigt sich aber schnell, unsere Schiffbrüchigen finden eine Quelle, nebst Steinen, die unzweifelhaft „von Menschen“ so angeordnet worden sein müssen (hab zwar keine Ahnung, wie unsere Helden auf die Idee kommen, aber die sind dehydriert und hungrig, also vermutlich nicht ganz zurechnungsfähig [DANN müsstest DU das doch wohl erst recht nachvollziehen können! – der Lektor]). Und diese Steingärtner könnten ja noch ortsansässig sein! Man muss sie nur finden – Kasai meldet zwar vorsichtige Zweifel an, wird aber überstimmt. Ein (offenbar vulkanischer) Berg mit recht glatter Oberfläche stellt sich der Expedition in den Weg, bereite aber (auch wenn mindestens die Girls nicht so aussehen, als wären sie auf eine zünftige Bergtour, rein ausrüstungstechnisch, wirklich vorbereitet) keine größeren filmreifen Schwierigkeiten. Jenseits des Bergs findet jedoch kein Club Med, sondern nur wieder das Meer, zuzüglich eines dort an den Strand gespülten alten Schoners im fortgeschrittenen Zerfallszustand. „Es ist ein Wrack“, stellt Sakuta fest (darum ist der Kerl der Skipper, der Mann kennt sich aus. Zerfetzte Segel, vermoderte Planken, liegt auf Grund, keine Frage, da braucht man einen Fachmann und MdEoT). „Es liegt mindestens schon ein Jahr hier“, setzt er hinzu (gewagte These, Junge. Lehn dich nicht so weit aus dem Fenster. Ich persönlich tät ja auf mindestens HUNDERT Jahre tippen, aber, wie Future Doc mich unterrichtet, Sakuta liegt doch näher dran). Mami stellt die These auf, dass vielleicht jemand an Bord ist, was umgehend ausgekundschaftet wird. Sakuta, Kasai, Koyama und Murai entern die Schaluppe, Yoshida bleibt mit den Frauen am Strand zurück.

Nachdem man durch die Entdeckung von Sammeleimern für Regenwassern messerscharf kombiniert hat, dass es tatsächlich Überlebende des Schiffbruchs gab, sich aber nicht wirklich was draus macht, dass fast das gesamte Schiff von Moos und Fungus bedeckt ist, aber keine lebende oder auch nur skelettiert-tote Seele auftreibt, konzentriert Koyama seinen Suchradius auf die Kombüse, ohne dort verdaubares aufzutreiben. Mami und Akiko wird´s am Strand zu langweilig, sie folgen den anderen auf´s Schiff, nur Yoshida hält sich weiterhin vornehm zurück. Murai, als Psychologieprofessor qualifizierter Universitätswissenschaftler, erklärt sich sachlich zuständig für das gefundene Labor. Neben diversen wissenschaftlichen Apparaten erregt eine (in einem Wandschrank verstaute, aber lebendige) blinde Schildkröte die Aufmerksamkeit unserer Heroen: „Eine durch Radioaktivität verursachte Mutation“, begrüßt Murai (wie ich grad schon schrob: als Psychofritze ist er da sicher absoluter Experte) unsere heutige Message (nicht, dass die für einen japanischen Horrorklopfer sonderlich originell wäre), während Kasai die verschiedenen Geräte examiniert und zum Schluss kommt, der Zweck des Schiffs wäre die Untersuchung der Meeresverschmutzung gewesen (kuckt mal nach, steht draußen „Rainbow Warrior“? Dann haben´s die Franzosen hier verklappt…[Dumm nur, dass die Warrior kein Labor hatte, wie z.B. die Beluga… – der Lektor]). Murai fällt auf, dass das Labor sauber ist – d.h. keine Moose und Pilzsporen, was seiner Ansicht nach an den verwendeten desinfizierenden Chemikalien liegt. Sakuta beäugt einen Tank mit Karbolsäure und macht sich Hoffnungen, damit das Schiff reinigen und es anschließend flott machen zu können. Murai entdeckt eine große Holzkiste mit mysteriöser Beschriftung: „Matango“. Kleingepinselt steht drunter, dass es sich bei diesem Objekt um eine bislang unbekannte Pilzspezies handelt, die nur auf dieser Insel vorkomme. „Wenn man die nur essen könnte“, seufzt Sakuta (hm, hast du´s schon probiert?).

Frauen gehen mit anderen Augen durch ein verkommenes Schiffswrack als wir Männer, das haben wir schon immer vermutet – was Mami und Akiko auf den ersten Blick auffällt, würden wir vermutlich nicht merken, wenn man uns mit der Nase drauf stoßen würde: sämtliche Spiegel wurden entfernt! Dann öffnen die Mädels die Tür zur Kajüte des Kapitäns und – KREISCH! (Bibber! Was verbirgt sich dahinter? Von Maden zerfressene Leichen? Oder doch nur Godzilla?).

Das Schreien der Mädchen ruft die Herren der Schöpfung auf den Plan; die Kapitänskabine entpuppt sich als übelriechender, aus unerfindlichen Gründen rotglühender (lächerlicherweise „aus den Bullaugen“ glühend) zugepilzter Müllhaufen, in den Murai sich voller Todesverachtung hineinwagt, um nach einem Logbuch zu suchen. Obwohl er den Schmöker findet (wenigstens nicht in gedruckter und gebundener Edition wie im Bollwerk House of the Dead), interessiert das nicht alle Beteiligten. Kasai sucht lieber nach Koyama, und das ist gar keine schlechte Idee, denn der hat sich mittlerweile mit Yoshida zusammengetan und in den Vorratsräumen des Schoners genießbare Konserven gefunden. Die beiden schlagen sich gerade die Wampen voll, und auf Teilen mit den anderen haben sie nicht wirklich Bock: „Finders keepers!“ ist Yoshidas dreckig unterlachter Standpunkt.

Murai ist aus dem Logbuch anscheinend noch nicht wirklich schlau geworden und wundert sich vielmehr über die Ausstattung des Schiffes. Neben westlichen Geräten findet sich auch ganz offensichtlich kommunistischer Krempel und, gasp-gosh-geewhiz, sogar solcher made in Japan (Japan war doch 1963 schon eine Export-Nation, oder? Also warum verblüfft ihn das so?). Aus dieser kuriosen Anhäufung von Apparaturen unterschiedlichster Herkunft konstruiert Murai, von Sakuta diesbezüglich unterstützt, die Theorie, dass es sich bei dem Kahn um ein Spionageschiff, dessen wahre Herkunft durch das wild durchmischte Equipment getarnt werden sollte, handelt und daher unzweifelhaft mit Atombombentests in Verbindung stehen müsse (blühende Fantasie hat der Knabe. Als ob´s nix anderes zu Spionieren gäbe).

Kasai ist praktischer veranlagt und hat sich schon eine Luxuskabine ausgesucht, in der er demonstrativ ein Gewehr poliert. Murai kuckt zwar belämmert, sagt aber nix dazu, weil er lieber die unfrohe Kunde überbringt, dass die gefundenen Vorräte (die Koyama und Yoshida also doch herausrücken mussten) nur für eine Woche reichen würden. Deswegen, lächelt Kasai, putzt er auch eben das gefundene Gewehr; mit dem kann man nämlich, eröffnet er dem verblüfften Murai, der davon scheinbar noch nie etwas gehört hat, Tiere totschießen und selbige danach verspeisen. Sakuta möchte aufgrund der unklaren Nahrungsbeschaffungssituation so schnell wie möglich von der Insel weg – außer Pilzen scheint´s nichts kaubares zu geben (und als Pilzverächter halte ich das durchaus für ein Argument an sich) und einer kryptischen Bemerkung im Logbuch entnimmt Sakuta, dass das Gepilze auch nicht gesund ist. Murai, der in seinem letzten Leben Verschwörungstheoretiker gewesen sein muss, demzufolge, wie schon mit seiner Atomtesttheorie unter Beweis gestellt, immer dabei, wenn´s darum geht, Zusammenhänge zu konstruieren, wo sie sich nicht unbedingt aufdrängen, hat mit Hilfe des Logbuchs schon ausbaldowert, dass seiner fundierten Ansicht nach die ursprünglichen Eigner des Boots nach aus schlichten Hungersgründen eines weniger schönen Tags auf die Idee kamen, einen leckeren Pilzeintopf zu kochen, weswegen man die jetzt nicht mehr so oft sieht („they disappeared in twos and thirds“, zitiert er das Logbuch)[Für diesen Satz gehörst du gegeißelt. – der Lektor]. Erklärt zwar nicht wirklich irgendetwas, reicht aber, um für den Moment alle zu überzeugen, Pilz vom Speiseplan zu streichen.

Sakuta möchte Kasais Yacht um die Insel dirigieren, um sie zu reparieren (den Plan, den Schoner flott zu machen, hat er also schon aufgegeben), wofür er Koyama als Helferlein vorgesehen hat, die anderen sollen schauen, wie sie sich anderweitig nützlich machen können. Yoshida steht sowohl dem Plan Sakutas, die Yacht wieder auf Vordermann zu bringen im speziellen als auch dessen befehlserteilender Autorität ganz allgemein skeptisch gegenüber, ist er doch der Ansicht, Sakutas Kompetenz als Skipper wäre an Land nicht einschlägig. Murai, ganz voice of reason, spielt den Vermittler.

Yoshida trifft danach das glückliche Los, für Errichtung und Wartung eines Rauchzeichens verantwortlich zu sein. Das erledigt er zähneknirschend und erleidet beim in-die-Flammen-Stieren einen Flashback (im Flashback): In einem Nachtclub tanzt und singt sich Mami auf der Bühne den Wolf, während Yoshida an Kasais Tisch unter dessen und Sakutas Augen an seinem nächsten Roman arbeitet und sich nicht mal drum schert, dass Sakuta ihn für einen mittelmäßigen Kopisten hält. Kasai und Yoshida selbst halten Ideen-Recycling für völlig legitim (ist das irgendwie, hm, ein Statement seitens der Drehbuchautoren?). Murai stößt dazu und stellt Akiko als Neuzugang für die Segeltruppe vor, was durch die Überreichung eines am Halse zu tragenden Anhängers offiziell gemacht wird. Großartigen SINN hat diese Szene nicht, aber sie füllt ein paar Minuten.

Anderswo und zurück in der „Gegenwart“ des Hauptflashbacks streifen Kasai und Murai über die Insel und hoffen, dass ihnen etwas Schmackhaftes vor die Flinte läuft. Anstelle lecker Wildbret zu finden latschen unsere Jägersleut aber zunächst in einen zerdepperten Spiegel. Murai spekuliert, dass es sich um einen solchen aus dem Schoner handeln könnte und Kasai wundert sich, warum man ihn erst soweit im Inselinneren kaputtgeschlagen hat (das ist alles fast so spannend wie die Bunker-Frage in Lost). Eine endgültige Klärung der Frage kann nicht vollzogen werden, weil Kasais Hühnerauge eine Seemöwe erblickt, und die tät er gern vom Himmel holen. Leider tut ihm der Flattermann nicht den Gefallen, sich in Schußreichweite zu begeben und dreht rechtzeitig auf´s offene Meer ab. „Selbst die Vögel meiden die Insel“, findet Murai das ausgesprochen suspekt. Auch Sakuta und Koyama machen eine unheilvolle Entdeckung während der Überführungsfahrt der Yacht – der Meeresgrund ist übersät mit Schiffswracks. „Ein Schiffsfriedhof“, grummelt Sakuta düster.

Die Arschkarte „Knochenarbeit“ haben, wen wundert´s in einer Gesellschaft wie der japanischen, die Mädels gezogen, sie müssen das Trinkwasser von der Quelle zum Schoner tragen, wobei sie von Yoshida erschreckt werden (das ist nach doch schon etlichen Minuten Laufzeit der erste jump scare des Films). Murai und Kasai stoßen auf einen Flecken, an dem die Pilze besonders gut (und in allen möglichen Varianten und Variationen, was den Dreh um „EINE neue Pilzart“, die nur auf dieser Insel gedeihen soll, schon etwas dämlich wirken lässt) und prächtig groß sprießen. Kasai, dem der Magen mindestens auf halbacht hängt, wäre nicht abgeneigt, allen Risiken und Nebenwirkungen zum Trotz seine Hauer probeweise in einen Pilzhut zu schlagen, kommt aber nicht dazu, weil eine schemenhafte Gestalt herumschleicht. Kasai hält ein paar Ladungen Blei zur Begrüßung (der ja theoretisch ein friedliebender Eingeborener sein könnte) für absolut angemessen, doch da, wo seiner und auch Murais Ansicht nach jetzt ein Kadaver, dem man ganz gewiss keine Fragen mehr stellen kann, rumliegen sollte, findet sich nur ein Haufen zermanschter Pilze. Very very strange…

Nach Einbruch der Nacht und einsetzendem Tropenregen versucht Koyama, seinen persönlichen Vorratsbeutel durch heimliche Inbesitznahme leckeren Konservenkrams aus dem Schiffsvorrat aufzustocken. Jedoch hat ein Fiesmolch ein schweres Vorhängeschloss angebracht, so dass Koyama blöde aus der Wäsche und in die Röhre kuckt. Die Mädels, die sich einen getrennten Schlafraum verdient haben (außerdem teilen sich Yoshida, Sakuta, Koyama und Muira ein Schlafzimmer, nur Kasai pennt, wie bereits etabliert, lieber allein), werden aus dem Schlaf gerissen, als * etwas * durch´s Bullauge stiert [Der lauteste Blick der Welt… – der Lektor]. Sekunden später wird am Türknauf gerüttelt, es ist aber nur Koyama. Trotzdem – something-or-other schleimt über´s Deck. Koyama wirft sich wieder in die Koje und behauptet, nur kurz den Rüssel ausgewrungen zu haben. Mami, die sich nicht noch mal von Koyama oder anderen perversen Spannern im Nachtgewand bekucken lassen will, bastelt mit Akikos Hilfe eine automatische Türöffnungs-Alarmanlage, zumindest solange, bis die Taschenlampe ihr letztes Lux geleuchtet hat, auch hier versagt die Batterie. Eine Tür schlägt zu – das weckt Muria, der gemeinsam mit Sakata (Koyama verweigert energisch) der Sache auf den Grund gehen will. Auf dem Korridor stehen zwei Angehörige der Bettlakenfraktion: Mami und Akiko, durch die Geräusche ins Bockshorn gejagt. Es bleibt aber dabei – irgendjemand oder -etwas schleicht herum. Man versteift sich auf Kasai als Top-Verdächtigen und in der Tat ist auch der nicht beim Matratzenhorchdienst (auf diesem Kahn pennt in der Nacht wirklich keiner), sondern beim illegalen Essenfassen; er hat nämlich das Schloss am Vorratsraum angebracht, um exklusiv über die Konserven verfügen zu können. Bekanntlich werden kleine Sünden sofort bestraft und so attackiert ein growlendes Etwas den Dosenklauer. Panisch flüchtet Kasai in die Arme seiner verblüfften Leidensgenossen, und, nach sage und schreibe 48 Minuten, erhaschen wir unseren ersten guten Blick auf einen der versprochenen „Mushroom People“ – sieht aus wie eine Mischung aus Akne-Amoklauf und Toxie. Der grauenhafte Anblick löst sich aber unbegreiflicherweise vor den staundenden Augen der beinahe vollzählig versammelten Mannschaft in Luft auf (??).

Zu dene, die sich nicht Augenzeuge des nächtlichen Schauspiels schimpfen dürfen, zählt Koyama, und der hält die ihm am nächsten Morgen aufgetischte Spukgeschichte für geradezu klassischen Mumpitz, verursacht durch allgemeine sexuelle Frustration (!). Um selbige zumindest für sich selbst zu lindern, beabsichtigt er kurzerhand, Mami ungeachtet bestehender „Besitzverhältnisse“ „auszuleihen“. Mami steht ungezogenerweise auf dem Standpunkt, ihre Beischlafpartner noch selbst aussuchen zu dürfen und bittet um verbal geäußerten moralischen Beistand, der Koyama in seine Schranken verweisen soll. Es folgt ein bedeutungsschwangeres Schweigen von diversen Leuten, die metaphorisch gesehen ganz weit weg sind und mit der Angelegenheit nichts zu tun haben. Da Koyama seinen Standpunkt mit einem Messer untermauert, faßt sich schließlich ausgerechnet Yoshida ein Herz und das Gewehr und überlegt, ob er Koyama probehalber erschießen soll. Koyama bleibt unbeeindruckt und Mami hofft weiterhin vergeblich auf Unterstützung seitens ihres Mackers Kasai, aber dem ist das alles völlig wurscht: „Ich weiß, was für eine Art Mädchen Mami ist!“ Hört frau immer und immer wieder gern, weswegen Mami kontert und Kasai aufs Brot schmiert, es ohnehin nur wegen des versprochenen Europa-Trips mit ihm ausgehalten zu haben. Bevor sich die ganze Baggage in unterschiedlichen Konstellationen selbst in der Luft zerreißt, weist der rationale Muira auf mysteriöse Fußspuren hin, die vom Schiff wegführen: „Illusionen, soso“. Angesichts einer unbekannten Bedrohung plädiert Muira dafür, schnellstmöglich die Yacht zu reparieren und dann umgehend abzuhauen. Aber Koyama hat auch an Muira und seinen Vorstellungen was auszusetzen – und ich kann ihm gar nicht mal so sehr widersprechen, denn er weist darauf hin, dass man in einer Notlage wie dieser verdammt noch mal jeden einzelnen Grashalm auf Eßbarkeit untersuchen muss. Außerdem hat man einen Ozean vor der Haustür, in dem auch dies oder jenes rumschwimmen sollte, das man sich auf´n Grill hauen kann, und seien´s Seegras und Muscheln (schon bedenklich, dass erst JETZT einer auf die Idee kommt).

Wider Erwarten fällt der vernünftige Vorschlag auf fruchtbaren Boden. Muira und Akiko grasen daher den Strand nach Vertilgbarem ab, leider immer noch im Regen. Auf der Yacht quittiert Koyama den Reparaturdienst – er will lieber nach Essen suchen und findet tatsächlich frisch gelegte Schildkröteneier. In bester Storck-Riesen-Tradition schlürft er das erste noch roh an Ort und Stelle. Yoshida sieht sich in der günstigen Position, das Alkoholmonopol auf der Insel in Beschlag zu nehmen und destilliert im Labor Schnaps. Kasai findet das aus Gründen von Sitte und Anstand nicht in Ordnung, muss sich aber aufgrund seiner vornächtlichen Lebensmittelklauaktion vorpredigen lassen, der letzte zu sein, der sich auf ein moralisch hohes Ross setzen dürfe. Yoshida greift sich angepisst das Gewehr und beschließt, den von Kasai gesehenen „Geist“ jagen zu gehen. Kasai warnt: Es könnt´ ja ein Mensch sein, möglicherweise sogar ein Besatzungsmitglied des Schoners! Koyama versteckt indes einen Teil seiner Beute im Urwald, wird dabei aber von Sakuta beschattet (the plot thickens in jeder Hinsicht, gell?). Yoshidas Jagdausflug führt ihn direkt ins Pilz-Paradies – ihm läuft das Wasser im Mund zusammen, er kann sich nicht beherrschen (* mir * wäre das nicht passiert…).

Für den Küchendienst sind die Frauen zuständig, die sich vor die wenig beneidenswerte Aufgabe gestellt sehen, aus den Wurzeln, Muscheln und Seegräsern, die Sakuta und Murai abliefern, schmackhafte Mahlzeiten zu zaubern. Sakuta schiebt einen heftigen Brass auf Kasai, der faul in seiner Kabine hockt und nicht mit niederen Arbeiten wie „Essen sammeln“ behelligt werden will, darüber hinaus auch noch besoffen ist (seine Moralpredigt hat ihn also nicht daran gehindert, Yoshidas Hausgebrannten alle zu machen). Von nun an, befiehlt Sakuta, wird Kasai nicht nur den Schlüssel zum Vorratsraum rausrücken (den nimmt Sakuta an sich), sondern auch mit den anderen im Gemeinschaftsschlafraum nächtigen. Kasai zieht die „und-das-nach-all-dem-was-ich-für-dich-und-deine-Familie-getan-habe“-Karte, blitzt bei Sakuta aber ab, der fühlt sich nämlich „gekauft“ und sieht die Stunde für eine gepflegte Abrechnung gekommen.

Koyama erfreut die Küchenmädchen mit vierzehn Schildkröteneiern („viele Proteine!“, schwingt er die Werbetrommel, als sei das nötig), zwei für jeden. Dagegen stinkt Murai mit seinem Seegras natürlich deutlich ab. Da schlendert lässig der sonnenbebrillte Yoshida in die Küche. Für faule Socken wie den, macht Koyama deutlich, hat er sich beim Eiersammeln nicht verausgabt. Kratzt Yoshida kein Stück, denn „ich bin voll!“. Doch nicht etwa – PILZE? Murai fällt fast in Ohnmacht. „Figure it out for yourself,“ empfiehlt Yoshida und dann sich selbst zur Nachtruhe. Koyama begibt sich zu Kasai, der entgegen Sakutas dienstliche Anordnung immer noch die Privatkemenate bewohnt und verlangt vom Industrieboss Schwarzmarktpreise für zusätzliche Kröteneier – zehntausend Yen pro Ei möchte Koyama schon sehen. Obwohl das einer Preiserhöhung von 100 % gleichkommt (? Seit wann versorgt Koyama Kasai? Gerade eben noch waren die Eier doch die neueste Errungenschaft?), muss Kasai, der vorausschauenderweise genügend Bargeld in Scheinen mitgebracht hat, die geforderte Penunze hinblättern.

In der Nacht besucht Yoshida Mami und fällt ihr direkt küssenderweis um den Hals. Den zufällig vorbeikommenden Koyama, der bekanntlich ebenfalls das ein oder andere Auge auf die Schlagerschnalle geworfen hat, irritiert das zutiefst. Es kommt zu einem Handgemenge, das die anderen aufweckt. Sakuta trennt die Streithähne. Koyama schäumt: „Wir hatten eine Abmachung!“ (Bitte? Was für eine? Zölibat?). Rechtfertigt noch lange keine Gewalttätigkeiten, brummt Sakuta. Nur Mami ist begeistert und spielt Strahlefrau Honigkuchenstute persönlich: „Jeder will mich!“ (Die verkennt auch leicht die Situation. Ist ja jetzt auch nicht so, als stünde die Konkurrenz Schlange). Yoshida ist dummerweise leicht psychotisch gestimmt und deutet leutselig an, alle umbringen können zu wollen. Murai schiebt´s clever auf die Pilze, was Yoshida bestätigt, der ganze Ranzen ist voll damit. Damit einhergehende Geistesstörungen nimmt er gerne mit, darüber (über „intoxicating effects“) hat er gelesen, das ist ihm völlig schnurz. Frauentechnisch hat er sich spontan umorienitert, on second thought wäre ihm Akiko dann doch lieber als Mami (vermutlich weil das ein Gebrauchtmodell aus zweiter und nicht zwölfter Hand ist). Seine Gefährten hätten mit seinem Verlangen nach Mami vermutlich kein Problem (bis auf Koyama), bei Akiko hört der Spaß allerdings auf. Mit vereinten Kräften überwältigen Murai, Sakuta und Koyama den Madman und entreißen ihm das Gewehr. Sakuta sperrt Yoshida in Kasais Kabine ein, was den bisherigen Mieter überrascht. Sakuta erneuert seine dringliche Forderung an Kasai, gefälligst mit den anderen Kerlen zu pennen (Yoshidas Koje ist jetzt ja auch frei).

Die Zeit vergeht – Kasai besucht Sakuta an Bord der Yacht, die der Skipper immer noch verzweifelt repariert. Da nur noch für drei Tage Essensvorräte vorhanden sind, hat Kasai einen neuen Plan geschmiedet – zu ZWEIT würde das Happa-Happa doch wesentlich länger, mithin zehn Tage reichen. Man könnte sich also den Schlabber und die Yacht unter den Nagel reißen und heimlich, still und leise davonsegeln. Sakuta schmeißt erstens seinen Brötchengeber raus und diesem zweitens einen Schraubenschlüssel o.ä. hinterher. Die Nerven, die Nerven…

Narrator Murai meldet sich wieder zu Wort und beklagt sich über die kaum vorhandene Hilfsbereitschaft untereinander. Berechtigterweise, denn als er und Akiko von weiteren Ausflug zum Strand-Supermarkt zurückkommen und die Vorratskammer öffnen, ist da drin von Essen nichts zu sehen, es sei denn, man rechnet den gefesselten und geknebelten Kasai als potentiellen Braten. Kasai wird geschwind befreit – Sakuta war´s, behauptet Kasai, der sich auch die Vorräte unter den Nagel gerissen habe. Und nicht nur die: Koyama stellt fest, dass auch sein Geheimversteck im Urwald geplündert wurde. Die Yacht und mit ihr Sakuta ist verschwunden. Tja, da sah´s so aus, als wär der Sakuta eigentlich ´n Guter. So kann man sich irren. [Der is nur Mathematiker. So reicht das Essen für 20 Tage… – der Lektor]

Guter Rat ist teuer, nicht aber für Yoshida, der sich irgendwie (wohl durch Mamis Hilfe, denn die steht an seiner Seite) befreit und wieder in Besitz des Gewehrs gebracht hat. Seine Vorstellungen sind eindeutig – bis auf Akiko würde er gerne alle killen. Koyama kommt gerade aus dem Dschungel zurück, peilt die Lage und möchte sich gerne in Yoshidas Rücken anschleichen, macht aber die Rechnung ohne die verblödete Akiko, die ihn erspäht und fröhlich beim Namen ruft. Koyama muss sich aber nicht lange grämen, weil Yoshida ihn reaktionsschnell erschießt (und Koyama hatte doch Recht – am Ende sind´s die Frauen schuld). Wenigstens ist Yoshida lang genug abgelenkt, um sich von Muira und Kasai entwaffnen lassen zu können. Kasai kehrt den Chef raus und verbannt Yoshida und Mami vom Schiff. „Mich auch?“, reißt Mami da die hübschen Glotzer auf. Jawoll, bestätigt Kasai, mitgefangen, mitgehangen, das ist eine bewährte Praxis. Die Verbannten trollen sich, Kasai schießt ihnen noch ein paar Kugeln hinterher, ehe Muira empfiehlt, die Munition doch lieber aufzusparen.

In einer etwas rätselhaften Szene steht Mami später vor einem aus Holzästen zusammengefügten Kreuz (ein Grab? Wenn ja, wessen? Ich dachte zunächst an Yoshida, aber der wird wieder auftauchen [Ich rate mal ganz wild: Koyama??? – der Lektor]) und starrt unheilsvoll auf das Schiff (gehört das Grab einem Mitglied der ursprünglichen Besatzung?). Eine schöne, schlichte, aber effektive FX-Sequenz zeigt uns, wie die Pilze im (vermutlich radioaktiven) Regen wie die sprichwörtlichen, eh, Pilze halt, aus dem Boden schießen. An Bord des Schiffes glaubt Muira darauf bestehen zu müssen, ein neues Quartier zu suchen, eine Höhle o.ä. Ich versteh zwar nicht unbedingt, warum das sein muss (Angst, dass Yoshida wieder kommt?), aber wenn´s ihn glücklich macht… Kasai macht´s jedenfalls nicht glücklich, der ist seelisch, moralisch, physisch und psychisch völlig am Ende und sagt das auch: „Ich bin am Ende!“ „Zeig etwas Initiative“, grollt Muira. „Bitte töte mich“, wünscht sich Kasai und trifft damit vermutlich nicht gerade die Sorte Initiative, von der Muira redet, für ein traditionell-japanisches Seppuku ist er nämlich zu feige (aber das gibt er wenigstens zu). Muira tut ihm den Gefallen nicht, sondern schleppt lieber Akiko zum Futtersammeln ab, Kasai bleibt schwer depressiv zurück.

Das nutzt Mami, beamt sich an Deck und zeigt sich verführerischer denn je dem aufgrund Hunger und allgemeiner Seelenpein zutiefst demoralisierten Kasai. Sie weckt tatsächlich Kasais Lebensgeister, erst recht, als sie davon schwadroniert, reichlich Schmackofatz geortet zu haben: „Seh ich verhungert aus?“ Zumindest nicht nach Hungerhaken, befindet Kasai und lässt sich daher willig von Bord führen. Ziel ist natürlich das Pilzrestaurant-Walk-in (von der Tonspur klingt ein unheimliches Kichern). „Sie sind so köstlich“, schwärmt Mami. Kasais Geist ist genauso schwach wie sein Fleisch – er beißt herzhaft zu und gar lecker schmeckt´s… Die „intoxicating effects“ lassen sich nicht lange bitten und führen Kasai direkt in eine Art Flashback, in dem er zusammenhanglose Nachtclub-Szenen von biegsamen Tänzerinnen u.ä. zusammenträumt. Mami gibt indes dem Pferdefuß am Pilzgenuss bekannt: „Wenn du die Pilze isst, wirst du so aussehen wie ein Pilz!“ Gut, man sagt ja, „man ist, was man isst“, aber das geht dann doch zu weit. Deswegen habe die Schoner-Crew auch die Spiegel zerstört, sie konnten ihren Anblick nicht mehr ertragen. Und als sei das alles nicht genug, machen die Pilze, wie alle guten Drogen, auch noch süchtig. Dang. Als sich Kasais entsetztem Auge dann auch noch Yoshida mit ersten Anzeichen der Pilzmutation im Gesicht zeigt, kriegt er einen Panikanfall und rennt in blinder Hysterie auf und davon, bedrängt von übermannsgroßen laufenden, mit Armen und, ähm, eher phallisch anmutenden Extremitäten versehenen Riesenpilzen, die nach ihm greifen und mit ihm balgen, ehe er sich sicherheitshalber in eine Ohnmacht flüchtet.

Muira sucht auf dem Schiff vergeblich nach Kasai. Akiko erinnert sich daran, Frau in einem Horrorfilm zu sein und entscheidet sich für einen angebrachten Heulkrampf. „Wir dürfen nicht aufgeben“, grunzt Muira und glotzt nachdenklich auf die an der Decke wachsenden Pilze…

Irgendwann später steht Muira immer noch schwer nachdenklich am Strand, als sich… die Yacht aus dem Nebel schält. Ist Sakuta doch ein Gutmensch und zurückgekehrt? Muira wirft sich jedenfalls sofort ins kühle Nass und krault zum Boot. Dort jedoch ist vom Skipper nichts zu sehen – eine Botschaft hat er allerdings hinterlassen, sinngemäß „alle sind tot, ich hab nix mehr zu futtern und spring jetzt über Bord. Schönen Gruß, Sakuta“. Tscha. Was soll man dazu sagen? Muira kehrt zum Schoner zurück und überbringt Akiko die ungute Kunde. „Er konnte der Insel nicht entfliehen“, melodramatisiert das Mädel wissend. Noch akuter ist das Problem, dass beider Mägen empfindlich knurren, nur ist nichts mehr zu futtern da. Vielleicht sollte man doch mal die Pilze versuchen, flötet Akiko, doch Muira verbietet es mit all seiner professorlichen Autorität. „Aber wir könnten wenigstens leben“, versucht Akiko Muira die Vorzüge der Pilzdiät nahezubringen (obwohl streng genommen Akiko und Muira im Gegensatz zu Mami und Kasai nicht wissen, was genau passieren würde). Muira reagiert besonnen-männlich und schmiert ihr eine. „Ich will sterben“, greint Akiko jetzt (die kann sich auch nicht entscheiden), was Muira jetzt aber auch nicht recht ist: „Ich kann doch nicht ohne dich leben!“ (Das Problem wird sich mittelfristig nicht stellen, sag ich mal). „Sensei“, haucht Akiko ergriffen (dafür, dass die beiden laut Script VERLOBT sind, ist die Tussi ziemlich schwer von Begriff) – man schmatzt sich ab. Doch die schönste Kuschelstunde kann nicht in Frieden zelebriert werden, wenn es dem bösen Pilz nicht gefällt. Es klopft energisch an der Tür – Muira packt das Gewehr und ballert gleich mal drauf los. Wir kommen (endlich, mag mancher sagen) zum „Angriff der Pilzmenschen“!

Murai wird in diverse Hand- bzw. Pseudopodiengemenge verwickelt, haut einem der Angreifer einen Pilz-„Arm“ ab, sieht sich aber einer zahlenmäßigen Überlegenheit ausgesetzt und kriegt vor lauter Kämpferei nicht mit, dass heimtückische Killerpilze seine geliebte Akiko entführen. Als er das Schiff endlich von wandelnden Pilzen befreit hat, ist Akiko spurlos verschwunden…

Wo wird sie wohl sein? Selbstverständlich im Pilz-Garten-Eden, wo Muira, der sich diese Rechnun auch aufgemacht hat, prompt aufstöbert. Nur leider zu spät – Akiko strahlt ihn verzückt an und möchte auch ihm die köstlichen Pilze ans Herz legen. Akiko ist verloren, was Muira aber nicht auf Anhieb einsieht und sie zur Flucht nötigen will. Die wandelnden Riesenpilze haben da aber was dagegen und zeigen sich auch gegen blaue Bohnen resistent (leuchtet auch irgendwo ein). Mami, die nicht so mutiert wie ihre Leidensgenossen (dazu, wenn ich´s nicht vergesse, in der Analyse mehr) lächelt und auch Yoshida zeigt sich in all seiner verunstalteten Glorie. Muira gibt Akiko auf (sie schmachtet ihm noch ein letztes „Sensei“ hinterher) und sucht das Weite, wobei er sich die aufdringlichen Extremitäten der Pilze vom Leib halten muss. Er erreicht das Ufer und hat Glück, dass die Pilze im Gegensatz zu ihm nicht schwimmen können… Die Yacht ist sein Ziel und mit der segelt er fort.

Womit wir wieder in der Gegenwart angekommen wären. „Ich weiß nicht, wer mich gerettet hat“, seufzt Muira (naja, irgendwer sollte es schon wissen) und hat ansonsten ein ziemlich schlechtes Gewissen, denn, wenn er seine Akiko wirklich geliebt hätte, dann hätte er kraftvoll zubeißen sollen und mit seiner Holden ein glückliches Leben als Pilz führen sollen. Das wäre immer noch besser als hier – endlich dreht Muira sich um (während wir auch erkennen, dass sein Krankenzimmer mit massiven Gitterstäben gesichert ist): er ist, obwohl er (zumindest nicht für uns sichtbar) nie einen Pilz gegessen hat, mutiert und zeigt erste Spuren der Verpilzung. Die anwesenden Doktoren sehen´s positiv – im Sinne der Wissenschaft ist es eine ganz tolle Sache, dass Muira lebend und annähernd menschlich zurückgekehrt ist. Muira ist skeptisch und blickt traurig auf´s City-Panorama: „Auch hier ist es unmenschlich, aber auf der Insel wäre ich glücklicher gewesen…“

Eins, glaube ich, ist, wenn Ihr die zehn A4-Seiten Inhaltszusammenfassung tatsächlich bis zum Ende durchgelesen habt, klar geworden: wer Matango in der Hoffnung auf einen infantil-liebenswert doofen Monsterspaß in den Player geworfen hat, wird bitterlich enttäuscht werden. Was Ishirô Honda und sein Autorenteam hier auf die Leinwand gebannt haben, ist ein (bis auf minimale Ausnahmen) todernst gemeinter und auch so umgesetzter Horrorfilm, der seinen Horror dann auch weniger aus grässlichen Monstern (zu denen ich auch noch kommen werde) als vielmehr den Konflikten innerhalb der Protagonistengruppe zieht, wenn man so will, ist Matango vielmehr Psychothriller als Monsterfilm und nimmt daher im Toho-SF/Horror-Ouevre eine Sonderstellung ein (manch einer zieht als Vergleich den etwas früher entstandenen Honda-Horrorthriller The H-Man heran, ich sehe eher Parallelen zu Goké, einer weitgehend ohne plumpe Effekte auskommenden SF-Vampir-Geschichte). Diese „Andersartigkeit“, dieser deutliche Unterschied zum „Gummimonster-der-Woche“-Film, für den das japanische Genre-Kino im Westen beliebt war, mag durchaus dafür verantwortlich sein, dass der Streifen vergleichsweise unbekannt blieb und nach meiner Kenntnis im deutschen Sprachraum nie gelaufen ist; und das ist wirklich schade, denn Matango ist zweifellos eines der interessantesten, um nicht zu sagen „anspruchsvollsten“ Toho-Genreprodukte und hat eine Wiederentdeckung durchaus verdient (ich will mich nicht ganz weit aus dem Fenster legen und auch noch „einer der intelligentesten“ schreiben, obschon klar ist, dass Matango auch diesbezüglich ein ganz anderes Kaliber ist als Gorath bleistiftsweise).

Ohne jeden Disput ist Matango einer der wohl am dichtesten geschriebene Toho-Horrorfilm. Das Script, basierend auf einer Kurzgeschichte des britischen Schriftstellers William Hope Hodgson, der zu Beginn dieses Jahrhunderts Reputation als einer der führenden Horrorautoren genoss und gerne nautische Themen heranzog (und 1904 eine bizarre Auseinandersetzung mit niemand anderem als dem großen Houdini hatte), macht nur wenige Konzessionen an das klassische kaiju-eiga-Format; außer ein paar halbseidenen und aufgesetzt wirkenden Zeilen, die Bezüge zu Nukleartests und damit dem unvermeidlichen japanischen Atombombentrauma herstellen sollen, entzieht Matango sich den üblichen Klischees und beweist, dass japanische Genre-Autoren durchaus auch Geschichten schreiben konnten, in denen die menschlichen Charaktere, die Protagonisten aus Fleisch und Blut, mehr sind als nur bloße Schablonen, die nur dazu gebraucht werden, um die Zeit zwischen den Monsterauftritten halbwegs zu überbrücken; da hier die Menschen die Hauptrolle spielen, sind die Charaktere sorgfältig, dreidimensional ausgearbeitet, Figuren mit Ecken und Kanten. Niemand, außer vielleicht Akiko, ist eindeutig positiv gezeichnet, jede Figur hat ihre Schattenseiten, aber genausowenig ist eine der Figuren grundsätzlich „böse“. Die Zusammenstellung der Figuren und die dadurch ermöglichten vielfältigen internen Konflikte erlauben es den Filmemachern, den eigentlichen „fantastischen“ Part so weit wie irgend möglich hinauszuzügern; der erste Monsterauftritt etwa zur Filmmitte mag als Eingeständnis an die Zuschauer, die einen Monsterfetzer erwarteten, zu werten sein (die Sequenz hätte man ohne größeren Substanzverlust, vielleicht sogar mit einem Mehr an interner Spannung, realisieren können, ohne den Pilzmenschen zu zeigen), * wirkliche * „Monsteraction“ hebt sich der Film für seine letzten zehn Minuten auf (selbst die Sequenz um Kasai, in der die 3-Meter-Pilze erstmals auftauchen, kann man noch als Drogenrausch-Vision Kasais werten. Ist man ganz konsequent, könnte man den Showdown mit dem weiteren Auftritt der Riesenpilze sogar als Drogenhalluzination Muiras interpretieren, denn er muss ja wohl, wie die Schlußpointe nahelegt, irgendwann unbeobachtet auch mal an den Pilzen geknabbert haben Pilze KÖNNTEN sich allerdings auch durch die Luft mittels Sporen fortpflanzen, ich weiß nicht, wie weit die Forschung diesbezüglich fortgeschritten ist. – der Lektor]; dann wäre Matango sogar ein Monsterfilm völlig ohne „reale“ Monster).

Das mag den kaiju-Fan zunächst enttäuschen, aber die Enttäuschung wird nicht lange vorhalten, denn Matangos Story fesselt den Zuschauer auch ganz ohne Männer in Gummikostümen, die durch Miniaturkulissen stampfen. Lässt man den pseudowissenschaftlichen Mumpitz außer acht, der auch nicht wirklich eine gewichtige inhaltliche Rolle spielt, bleibt ein sehr ernst gespieltes Thrillerdrama, das es überhaupt nicht nötig hat, oberflächliche Schauwerte wie Monsterkämpfe o.ä. abspulen zu müssen. Die Story ist in sich spannend, auch wenn sie, wie manche behaupten, den Herrn der Fliegen zitiert (so die IMDB, wobei man mit gleicher Berechtigung wohl Robinson Crusoe als Einfluss heranziehen könnte), die Interaktion innerhalb der Gruppe sorgt für genügend Storydynamik, um ein vergleichsweise redseliges Toho-Script dramaturgisch funktionieren zu lassen. Addiert man hierzu das für 1963 und B-Film-Territorium gewagte konsequente Downbeat-Ende, das keinem der Beteiligten auch nur die Andeutung eines Happy Ends gönnt, bemerkt man schon, wie untypisch Matango für den B-/SF-/Horror-Output des Studios ist – kann gut sein, dass Toho selbst nicht wirklich wusste, was sie mit dem fertigen Film anstellen sollten, anstelle „campy fun“ lieferten Honda und sein Team „quality stuff“ (ein echter „crowd pleaser“ kann der Film in seiner Zeit kaum gewesen sein).

Erstaunlich auch, dass man den Film, wenn man will, auch pragmatisch als eine als Genre-Film verpackte Drogen-Metapher verstehen kann (von dem Bild der Pilzmutanten zum scare-Spruch „this is your brain on drugs“ ist es kein weiter Weg), die alle Zyklen der Drogenabhängigkeit symbolisch nachstellt: eine (vermeintliche) Notsituation, in der sich die Droge als Ausweg anbietet, Abhängigkeit und fatales Ende durch kompletten geistigen und körperlichen Verfall. Hierzu passt auch die eher während des Drehs beiläufig entwickelte Idee, der physischen eine psychische Mutation gegenüberzustellen. Dies resultierte zum Teil daraus, dass die Make-up-Crew es nicht über´s Herz brachte, Kumi Mizunos Gesicht durch Latex-Ekzeme zu verunstalten, so dass Honda und Tsubaraya auf die Idee kamen, sie nach dem Pilzkonsum immer „schöner“ werden zu lassen. So dumm das auf den ersten Moment klingen darf, die Idee ist ziemlich gut und sogar „in line“ mit der Story, als auch bei Yoshida und Kasai durchscheint, dass latente Charakterzüge durch die Droge/den Pilz verstärkt werden (Yoshida, der anfänglich so wirkt, als wäre er apostrophierter comic relief, der sich zur Hauptbedrohung wandelt, weil der Pilz sein Selbstbewusstsein ins nahezu Unermessliche steigert; Kasai, der offenbar ahnt, nur aufgrund seines Reichtums „akzeptiert“ zu werden, nach der Realisation des Verlusts dieses Vorteils depressiv wird und nach dem Konsum des Pilzes anscheinend dem Wahnsinn verfällt) – also wird Mami immer „verführerischer“, womit ihre Eitelkeit („jeder will mich“, wie sie nach Yoshidas und Koyamas Kampf um sie anmerkt) übersteigert wird.

Sicherlich gibt´s den ein oder anderen unfreiwillig erheiternden Moment, aber solche Ausfälle halten sich schwer in Grenzen; wie auch beabsichtigter Humor, komödiantische Auflockerung o.ä. völlig außen vor bleibt, was Script und folgerichtig Film keinesfalls schadet.

Eine Fußnote will ich nicht verschweigen – Matango erreichte die USA ungefähr zur Hochzeit der Popularität der TV-Serie Gilligan´s Island und aufmerksame Zuschauer bemerkten die verblüffende Übereinstimmung, dass sowohl der japanische Film als auch die US-Serie ein Ensemble präsentierten, das aus zwei Besatzungsmitgliedern und fünf Passagieren bestand, wobei unter den Passagieren in beiden Shows ein Professor, ein reicher Kapitalist, eine populäre Sängerin und eine „unschuldigere“ zweite Frau zu finden waren. Niemand beschuldigt eine Partei, von der anderen abgeschrieben zu haben, vielmehr kurisert die These, dass die Gilligan-Figuren die sieben Todsünden repräsentieren sollen und die Japaner mit Matango zufälligerweise ein ähnliches Konzept verfolgten.

Auch filmisch ist Matango erstaunlich sorgfältig gewerkelt. Der Film ist, sobald er die Insel erreicht, ungeheuer atmosphärisch. Honda gelingt hier eine der besten Regieleistungen seiner Karriere; in den „interior“-Szenen an Bord des Schonerwracks kommt angemessen klaustrophobische Stimmung auf (zumal ein Segelschiff im halbzerstörten Zustand beinahe per se unheimlich ist), aber auch die Außenaufnahmen fallen nicht ab, der Urwald ist angemessen urweltlich und latent bedrohlich. Der Regisseur wird durch ausgezeichnetes production design unterstützt – die Sets sind liebevoll-detailfreudig dekoriert, nicht immer ergibt alles Sinn (wie z.B. die rotglühende Kapitänskabine), aber alles passt zur leicht surrealen Stimmung des Streifens. Wenn man kritisieren möchte, kann man die etwas statische Kameraführung bekritteln, aber der Film ist nun mal kein Actionfilm, es ist einer der seltenen Fälle, in denen längere Takes aus nur minimal bewegten Einstellungen einfach stimmig wirken – es unterstreicht die klaustrophobische Wirkung (wie auch der allgegenwärtige Nebel), Bewegung innerhalb der Szene wird durch den geschickten Einsatz von Zooms ersetzt. Honda setzt richtigerweise nicht auf übertriebenes Tempo, sondern erzählt Matango dramaturgisch richtig – die Geschichte entwickelt sich behutsam, führt die Charaktere schlüssig ein, ohne ein langwierige set-up-Phase abzuspulen (der Sturm, der die Gruppe überhaupt erst auf die Insel verschlägt, dient als erster früher Höhepunkt), und arbeitet konsequent nach dem Drei-Akt-Prinzip. Wer glaubt, der Regisseur bunter, naiver Monsterhobel könnte nicht auch einen seriösen Thriller (mit fantastischen Elementen) inszenieren, sieht sich positiv überrascht. Honda KANN was.

Obwohl der Streifen kein kaiju eiga im ursprünglichen Sinn ist [Ja, das haben wir mittlerweile begriffen. – der Lektor], kommt das FX-Department unter der Führung von Großmeister Eiji Tsubaraya auf seine Kosten; ein Modellstadtpanorama Tokios konnten sich die Burschen nicht verkneifen und auch Miniaturarbeiten sind zu bewundern – die Yacht ist ein Modell, allerdings ein seetüchtiges, funktionsfähiges, auf dem drei Menschen Platz gefunden hätten. Auch das Schoner-Wrack ist eine (hervorragende) Miniatur. Die mutierten Pilzmenschen in den unterschiedlichen Transformationsstadien verdanken ihre Existenz dem Latex, nur die „entmenschten“ Riesenpilze sind klassische man-in-suit-Effekte, die wie eigentlich immer ziemlich drollig wirken, aber die Wirkung des Streifens, auch, weil sie erst sehr spät im Film auftauchen und damit der Zuschauer sich längst auf die Story eingelassen hat (oder auch nicht), nicht mehr entscheidend stören. Übrigens schaffte Toho für Tsubaraya neues (und sündhaft teures) Gerät an (einen „optical printer“ für satte 700.000 Dollar; gute Investition, denn die Studioaufnahmen auf dem Boot sehen erheblich „echter“ aus als im klassisschen Rückprojektionsverfahren).

Nicht lumpen liess sich Toho bei den Schauspielern, wohl wissend, dass Matango wesentlich abhängiger von darstellerischen Leistungen sein würde als die üblichen Monstereintöpfe. Zwar verfügen beinahe alle Schauspieler über einschlägige kaiju-Erfahrung, jedoch betrachteten sich beinahe alle durchaus nicht als programmierte B-Mimen, sondern „ernsthafte“ A-Listen-Schauspieler, für die, wie Kubo im Audiokommentar ausführt, ein Monsterfilm immer unterbewusst eine „niedrigere“ Aufgabe, die man, ganz Japaner halt, trotzdem nach bestem Wissen und Gewissen erledigt, darstellte.

Akira Kubo begann seine Karriere in Jugenddramen und Kriegsfilmen und wurde 1962 erstmals im Genre-Film auffällig, als Toho ihn (neben Kumi Mizuno) für Gorath verpflichtete. In der Folge war er u.a. in Godzilla vs. Monster Zero, Son of Godzilla, Destroy All Monsters und Yog zu sehen, drehte aber immer wieder auch „seriöseres“. „Sexbombe“ Kumi Mizuno tauchte in den Frankenstein-Filmen ebenso auf wie neben Kubo in Godzilla vs. Monster Zero, agierte in Ebirah: Horror of the Deep und hält dem kaiju-Genre bis zum heutigen Tag die Treue – sie war u.a. in Godzilla X Mechagodzilla (2002) und Godzilla: Final Wars zu sehen.

Hiroshi Koizumi (Sakuta) war schon im allerersten Godzilla-Sequel Godzilla Raids Again dabei, war menschlicher Star in den ersten drei Filmen, in denen Mothra auftauchte, aber auch in Dogora, Godzilla vs. Mechagodzilla (1974), Return of Godzilla (1984) und Godzilla, Mothra, Mechagodzilla: Tokyo S.O.S. (2003) mit von der Partie.

Yoshio Tsuchiya (Kasai) debütierte in Die sieben Samurai, wurde auch schon mit Godzilla Raids Again 1955 für den kaiju entdeckt und agierte u.a. in The H-Man, Daikaiju Baran, Frankenstein vs. Baragon, Son of Godzilla, Destroy All Monsters, Yog und Godzilla vs. King Ghidorah (1991).

Zu Kenji Sahara (Koyama) muss man Godzilla- und kaiju-Kennern nicht viel sagen; ob seine Leistung, in ZWÖLF offiziellen Godzilla-Filmen dabei gewesen zu sein (von zahlreichen anderen kaijus ganz zu schweigen) jemals übertroffen wurde oder überhaupt werden kann, wage ich zu bezweifeln [Ist aber auch ne Leistung. Gebt dem Mann einen Orden. Oder gleich zwei. – der Lektor]. Zu seinen eindrucksvolleren Performances gehört u.a. die in Rodan.

Hiroshi Tachikawa (Yoshida) ist eins von nur zwei hauptamtlichen Ensemblemitgliedern, das nur noch einen weiteren Toho-SF/Horror-Film in seiner Vita stehen hat, nämlich Gorath. Ersatzweise kann er dafür aber eine größere Nebenrolle in Kurosawas Yojimbo vorweisen. Das andere ist Miki Yashiro (Akiko), ein neues Toho-Starlet, die zuvor in einigen Komödien eingesetzt worden war und die Toho in Godzilla vs. Mothra noch einmal besetzte, dann aber ihre Karriere offensichtlich beendete.

Alle Akteure liefern ausgezeichnete Vorstellungen ab, wobei vielleicht Kenji Sahara als Koyama und Kumi Mizuno als Mami herauszuheben sind. Dem kompletten Ensemble ist allerdings zu attestieren, dass es mit großer Ernsthaftigkeit ans Werk geht und das in asiatischen Filmen, speziell im fantastischen Bereich, gefürchtete typische overacting komplett vermeiden. Hier gibt´s kein Grimassieren, kein Chargieren, kein sich-gegenseitig-mit-den-Fingern-vor-den-Visagen-Herumstochern, alle Beteiligten scheinen erkannt zu haben, dass Matango ihnen die Möglichkeit bietet, sich IN einem Genrefilm als Schauspieler auszuzeichnen und sich nicht nur den FX unterordnen zu müssen.

Die DVD wird von Media Blasters/Tokyo Shock in fast schon gewohnter Top-Qualität ausgeliefert. Der anamorphe 2.35:1-Widescreen-Print ist von atemberaubender Klarheit (wir erinnern uns, das ist ein „lesser“ B-Film mit über 40 Jahren auf dem Buckel), vielleicht ein ganz klein wenig auf der soften Seite, aber frei von Verschmutzungen und Defekten, ausgezeichnetem Kontrast und phänomenaler Kompression. Respekt, Respekt. Das ist schlicht und ergreifend toll.

Drei Tonspuren gibt´s für den geneigten Konsumenten zur Auswahl – die (wie üblich eher schauderhafte) englische 60er-Jahre-Synchro in Dolby 5.1 und 2.0, dazu den japanischen O-Ton, aus grundsätzlichen Erwägungen zu bevorzugen, in einwandfreier Mono-Qualität. Englische Untertitel werden selbstverständlich mitgeliefert.

Ein Rudel Extras darf man sich natürlich auch zu Gemüte führen – der Audiokommentar wird von Hauptdarsteller Akira Kubo (mit einem Moderator) eingesprochen und bringt durchaus interessante Anekdoten und Informationen, nicht immer speziell filmbezogen, aber eine Fundgrube für Freunde des japanischen Films. Ein ausführliches Interview mit Teruyoshi Nakano, dem FX-Cinematographen, beleuchtet die die verwendete Effekttechnik, unter „spoken word from Matango writer Masami Fukushima“ verbergen sich ca. 18 Minuten von Fukushima vorgelesene und mit Filmbildern unterlegte Auszüge aus einer, vermute ich wenigstens, frühen Treatment- oder Exposéfassung. Dazu spendiert Tokyo Shock noch den exzessiven vierminütigen japanischen Kinotrailer sowie eine labeleigene Trailershow. Absolut runde Sache, die ihren Obolus unbedingt wert ist.

Was halten wir also abschließend fest? Matango ist eine echte Entdeckung – ein japanischer Horrorfilm aus den 60ern, also gerade der Epoche, als Toho sich mit Filmen wie Gorath oder den zahlreichen Godzilla-Sequels fast schon kampflos der Lächerlichkeit ergab, der mit bewunderungswürdiger Ernsthaftigkeit als dramatischer Spannungsfilm so gut funktioniert, dass die wenigen Gummimonstereffekte kaum mehr negativ auffallen. Mag die Prämisse auf den ersten Blick hin dämlich wirken, hat man sich darauf eingelassen (und kapiert, dass das Ding möglicherweise * wirklich * als „Drogenfilm“ konzipiert sein könnte), ist es schwer, sich der Faszination des Films zu entziehen. Ein Geheimtipp für Freunde japanischen Genre-Kintopps; von knalligem Godzilla-Trash so weit entfernt wie nur irgendmöglich, aber eine kaum zu erwartende positive Überraschung. Da würde mich fast die Idee eines Remakes reizen…

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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