Martians Go Home

 
  • Deutscher Titel: Martians Go Home
  • Original-Titel: Martians Go Home
  • Alternative Titel: Martians Go Home - Die ausgeflippten Außerirdischen |
  • Regie: David Odell
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Mark Devoreaux (Randy Quaid)
    Sara Brody (Margaret Colin)
    Dr. Jane Buchanan (Anita Morris)
    Donny (John Philbin)
    US-Präsident (Ronny Cox)
    Seagrams (Timothy Stack)
    Elgins (Bruce French)
    Stan Garrett (Gerrit Graham)
    Joe Fledermaus (Dean Devlin)
    Mr. Kornheiser (Roy Brocksmith)
    Melvin Knudson (Allan Katz)
    Tape-Dealer (Dennis Brown)
    Richter (Mel Stewart)
    Dr. Kaplan (Kedric RobinWolfe)
    Haupt-Marsianer (Vic Dunlop, BarrySobel)
    Stand-up-Marsianer (Bobby Slayton)


Vorwort

1989 erfreuten gleich zwei Low-Budget-Streifen das Herz des Genrefreunds, die sich auf humorige Weise mit Invasionen unserer nächsten kosmischen Nachbarn, nämlich der Marsianer, auseinandersetzten – und damit deutlich vor Tim Burtons stargespicktem Mars Attacks. Zum einen Martians mit Ex-Colt-Seavers-Sidekick „Howie“ Doug Barr, indem ein Haufen kleiner grüner Marsmännchen eine Wiederholung des Orson-Welles-Hörspiels „Krieg der Welten“ für eine Live-Reportage hält und unterstützend eingreifen will, aber von niemandem auf der guten alten Erde, da Halloween ist, sonderlich ernst genommen wird (hm, wäre ein netter Film für´s nächstjährige Halloween-Special), und eben dieser heute von mir unter die Pupillen genommene… Auch Martians Go Home leistet sich einen Semi-Star, wobei Randy Quaid insbesondere heutzutage einen geringfügig höheren Stellenwert im Who´s Who Hollywoods haben dürfte als der gute Doug Barr und nicht mehr leichthin nur als „Bruder von Dennis Quaid“ respektiert wurde. Martians Go Home, basierend auf einem recht populären satirischen SF-Roman von Fredric Brown gleichen Namens (auf deutsch als „Die grünen Teufel vom Mars“ erschienen), schildert allerdings eine gänzlich ANDERE Art von Invasionsgeschichte…


Inhalt

Zu Beginn unseres Filmes wird, da wir uns ja in einer Komödie befinden, ein Mann in schweren Ketten auf einen Stuhl, der dezente Ähnlichkeit mit einem elektrifizierten Modell aufweist, festgeschnallt – yeah, that´s really funny. Der arme Kerl ist Mark Devereaux, und seine FBI-CIA-oder-was-weiss-ich-Akte weist ihn als mutmasslichen Marsianer-Sympathisanten aus. Und das is´ nich´ gut, zumindest sehen das die verhörenden Agenten Seagrams und Elgins so. Mark hält den Gedanken, er würde mit den Marsmenschen kooperieren, für ziemlich abwegig: „Ich hatte ein tolles Leben, bevor die kamen“. „Das hatten wir alle,“ knurrt Seagrams und macht Platz für die Opening Titles, die in nicht wirklich überzeugender Manier eine kleine Reise durch unser Sonnensystem simulieren.

Also gut, wir haben es ganz offensichtlich mit einer Geschichte zu tun, die grösstenteils in Flashbacks erzählt wird. Das Stilmittel halte ich bis heute für nicht wirklich überzeugend, ausser man ist ein Meister a la Tarantino oder Singer, aber wir sind ja tolerant. Mark erzählt uns also, dass alles an diesem schicksalhaften Tag begonnen habe… Mark ist Musiker und verdient seine Brötchen mit dem Schreiben von Wegwerfmusik für TV-Shows und -serien, so ist er gerade damit beschäftigt, ein dynamisches Theme für eine Krimiserie, deren Held sich mangels Fahrerlaubnis mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Lande bewegt: „Es ist schwer, dynamische Musik für eine Busverfolgungsjagd zu schreiben.“ Tja, dieser Film rangiert chronologisch damit eindeutig vor Speed. Übrigens nutzt Mark für seine Kompositionen einen Atari-Computer (hach, DAS waren noch Zeiten…). Stan Garrett, ein schmieriger TV-Produzent, bestellt bei Mark die Musik für eine neue Gameshow – Live-Hochzeiten im Fernsehen (ein Linda-de-Mol-Cameo bleibt uns glücklicherweise erspart), mit dem Gimmick, dass die Bräute-in-spe den Ring des Verlangens erst mal im Bikini aus einem Schlammbecken fischen müssen. That´s entertainment (und ich gebe zu, diese Variante der Traumhochzeit würd´ sogar ich mir vielleicht mal ansehen). Mark allerdings muss dieses aufregende Assignment zurückstellen, denn er hat den Auftrag an Land gezogen, einen echten richtigen Kinofilm zu scoren, einen Science-fiction-Film vom Starregisseur Joe Fledermaus (!), der durch einen Horrorfilm über Familie, deren Auto vom Teufel himself „repossessed“ wird, zum Big Player in Hollywood wurde (dafür aber in einem erstaunlich schäbigen Hinterhofbüro residiert und zur Überraschung aller Beteiligten von Dean Devlin, dem späteren Emmerich-Kumpel bei Independence Day und Godzilla gemimt wird. Wer also schon immer wissen wollte, wie der Schänder der Toho-Legende in person aussieht, kommt hier auf seine Kosten: Der gute Dean wirkt hier aber nicht anders als der typische B-Movie-Geek von der Stange). Fledermaus dreht einen Film über die Landung von Aliens („wir bezeichnen sie als ´Wesen´, ´Aliens´ klingt zu distanziert“), die von Handpuppen irgendwo zwischen Monchichi und Alf dargestellt werden. Es entspinnt sich witziger Dialog, der dazu führt, dass Fledermaus sich von seinem Komponisten Musik wünscht, die als „Brücke zwischen den Welten“ fungieren soll (hint).

Mark ist mit Sara liiert, Hobbymalerin und der Überzeugung nachhängig, dass Mark sein musikalisches Talent vor die Säue wirft und doch lieber wieder sein Jazzquintett reanimieren sollte. Mark wirft nicht ganz unzutreffenderweise ein, dass er mit der TV-Mucke immerhin Geld verdient, mit dem Jazz nicht und zieht sich anschliessend auf seine einsame Hütte in den Wäldern zurück, um sich inspirieren zu lassen.

Sara erntet ihren Zaster als persönliche Assistentin der Populär-Psychologin Dr. Jane Buchanan (die immerhin SO populär ist, dass sie im „Dr. Jane Building“ residiert), die neben ihrer handelsüblichen Praxis auch eine Call-in-Radioshow betreibt (und die einlullendste Psychologinnen-Stimme pflegt, die mir je zu Ohren kam… you MUST hear it for yourself). Mark, von Inspirationspartikeln getroffen, hat währenddessen die musikalische Eingebung und will die unbedingt seiner Flamme per Telefon vororgeln – leider ist die Gute gerade mit einem amtlich Bekloppten beschäftigt, der „plant, einen Haufen Leute massenzumördern“ (hach, welch Zeiten waren das, ich wiederhole mich, ich weiss, in denen man mit Massenmördern Spässe treiben konnte), damit seine Nachbarn mal über ihn reden und will Marks Anruf auf die Warteschleife legen, irrtümlich aber jagt sie ihn live on air – und der offenbar recht kräftige Sendemast des Senders K-NUT (sic!) jagt seine melodiöse Botschaft direktemang ins Universum…

Tja, und als am nächsten Morgen der ob der mangelnden Resonanz auf sein Werk stark verkaterte Mark zu sich kommt, sitzt ihm ein grüner Mann gegenüber, der nicht nur grün und vom Mars ist, sondern auch ein ausgesprochener Scherzkeks und allwissend, denn er haut dem armen Mark gleich mal vor den Latz, dass seine Musik grösstenteils geklaut ist. Erfreut nimmt der Marstyp zur Kenntnis, dass Mark nicht zu „sinnloser Gewalt“ greift, aber das kommt daher, dass unser Komponist dem Fremdling seine Fremdartigkeit erst abkauft, als der ein wenig durch die Gegend teleportiert – dann aber greift auch Mark zur abgebrochenen Whiskeyflasche. „Wir wollen euch doch nur helfen,“ grinst der Marsmensch. „Wirklich?“ „Nein!“ Mark stürzt sich auf den frechen Alien, doch der gibt ihm den freundlichen Rat, lieber nach Hause zu gehen, wo gerade ein frecher Einbrecher dabei ist, seine wertvolle Plattensammlung zu stibitzen. Während Mark ob dieser schockierenden Enthüllung sofort sein Auto besteigt, erscheinen sprichwörtlich überall auf der Welt Marsmenschen – die Radionachrichten sprechen von nicht weniger als EINER MILLIARDE Marsis, die die Erdbevölkerung nerven. Und so z.B. auch den Autounfall verursachen, in den Mark in Verkennung jeglicher Speed Limits gnadenlos reinrauscht, sein Auto verbiegt, kurzerhand ein griffbereit herumstehendes Polizeiauto requiriert und sich von dessen rechtmässigem Besitzer eine Kugel einfängt. Trotzdem gut daran getan, denn ein anderer Marsmensch gibt gerade dem Einbrecher Donny den Tip, doch nicht die vergleichsweise billige Stereoanlage zu klauen, sondern die wertvollen Platten… Das Polizeiblaulicht verleiht Marks Eintreffen gewisse dramatische Wirkung, Donny knickt sofort ein und kuckt zusammen mit dem verwundeten Mark Fernsehen – und überall treiben sich die Marsmenschen herum, sogar in der Gameshow „What´s my price“, für die Mark die Musik geschrieben hat und die von dem freundlichen Grünen in ein Tollhaus verwandelt wird… „Sind das Invasoren?“ fragt sich der harmlose Einbrecher Donny. „Mit Invasoren kann man umgehen, aber das sind Touristen,“ knurrt Mark.

„Ich wusste, dass ich etwas tun musste,“ berichtet Mark im Verhör, denn die Marsianer wissen alles und durchschauen jeden – jede Notlüge, jeden kleinen Schwindel – und erzählen alles brühwarm „offen und ehrlich“ weiter – die reine Hölle…

Aus erster Hand erlebt das auch Dr. Jane, die sich in ihrer Praxis mit zig Patienten herumschlagen muss, die alle Marsmenschen gesehen zu haben glauben, klarer Fall von Massenhysterie, diagnostiziert die Seelendoktorin, bis ein dicklicher Grünling (nein, es ist nicht der Hulk) auch in ihrem Wartezimmer auftaucht und den versammelten Patienten (und Sara) auftischt, dass sämtliche Diploma der guten Doktorin Fälschungen sind und sie vor gar nicht allzulanger Zeit als Jahrmarktswahrsagerin „Madame Xenobiä durch die Lande tingelte. Und für Sara hat der Alien auch noch die Info, dass ihr Angehimmelter mit einer Schusswunde zuhause hocke… Nun, zumindest das Schusswundenproblem erledigt Donny professionell („hab ich von meinem Bruder gelernt, der sitzt im Knast) und sauber, dafür hat Mark andere Probleme, denn ein Marsi ist wieder da und macht dem armen Kerl Vorhaltungen ob seines kargen Auskommens. „Ich hab in Aktien angelegt“, fühlt sich Mark auf der sicheren Seite, aber das TV-Programm belehrt ihn eines besseren: Die Wall Street ist zusammengebrochen, da Marsianer in Börsen-Fahrstühlen üble Gerüchte verbreiteten, die zumeist auch noch stimmen… Mark ist damit offiziell Pleite, der Marsianer verabschiedet sich, ebenso Donny, der ihm immerhin noch die Schlüssel für die Cop-Karre aus dem Kreuz leiern kann.

Als Sara heimkommt, sieht sie zunächst mal den dicken Marsianer ein nacktes Mädel durch die Strassen hetzen (boob shot! boob shot!) und dann den am Boden zerstörten Mark. Der versucht sich, durch die Komposition des Hochzeits-Show-Themas abzulenken, was aber durch zwei Marsianer empfindlich gestört wird, die nicht nur unentwegt brabbeln, sondern auch Saras Malerei herbe kritisieren: „Wo ist da die Dynamik?“

Als Mark am nächsten Tag seine Musik bei Stan abliefern will, ist der allerdings auch schon am Ende, denn wildgewordene Marsianer haben sämtliche Show-Sets geplündert – der Sender ist ruiniert, neue Shows gibt´s nicht mehr… und so, erzählt Mark, vergingen Wochen und die Menschen versuchten, sich an die Marsianer zu gewöhnen, sprich, sie zu ignorieren (zu liebevollen Shots verlassener Baseball-Arenen, Einkaufsstrassen etc.). Dealer verkaufen in Kneipen für 20 Dollar das Stück Vor-Marsianer-Videos von Nachrichten, die man verstehen konnte, ohne das Marsianer dazwischenlaberten, Lakers-Spielen, bei denen keine Marsianer von den Körben hingen etc… (dieser Markt hat sich aber erstaunlich schnell entwickelt). Der dicke Marsianer ärgert Dr. Jane – er schafft es, ihr Spracherkennungssecurity-System so weit zu verwirren, dass die arme Psychologin, die gerade ihre Assistentin Sara gefeuert hat, nicht mal mehr in ihr eigenes Gebäude reinkommt. Und so treffen sich mal wieder alle bei Mark – Donny hat eh keinen anderen Platz, wo er noch einbrechen könnte und Dr. Jane fällt auch kein anderer Ort ein, wo sie übernachten könnte (schon mal an ein Hotel gedacht?). Mark und Sara ahnen vom Besuch zunächst noch nichts, denn sie wollen´s eigentlich miteinander treiben, aber die vier popcornmampfenden Marsianer, die sich als Publikum aufbauen, sind doch eher abtörnend (und ihre Sprüche demotivierend: „Vielleicht tun´s ältere Leute ja gar nicht mehr!“) Donny freundet sich derweil mit Dr. Jane an und hat herausgefunden, was die Marsianer eigentlich wollen: Nur eine Welt, in der alle Leute offen und ehrlich sind. „Ich HASSE solche Leute,“ kommentiert Dr. Jane, bevor sie dem Jungeinbrecher eindeutige Avancen macht. Zur Freude des Marsianer-Teams, das jetzt doch noch was zu kucken bekommt, denn im Gegensatz zu Mark und Sara haben Jane und Donny nichts dagegen, den Aliens eine gute Show zu bieten…

The morning after… Mark und Sara stellen erstmals fest, dass sie neben den Marstypen noch andere ungebetene Gäste im Haus haben und Sara erntet einen bösen Blick ihres Gelieben, als sie Janes Feststellen, die Anwesenheit der Zuschauerkolonie beim Sex hätte einen Extra-Kick gegeben, mit einem interessierten „Wirklich??“ kommentiert. Mark schmeisst die Quartiersgäste kurzerhand raus: „Man muss sie bekämpfen!“ Und tatsächlich kommt ihm eine Erleuchtung (in Form einer kurzen Close-Encounters-Parodie) – „sein“ Alien (der prompt erscheint und sich derartige Besitzergreifung verbittet) erschien deutlich vor allen anderen, die gleichzeitig über die Erde herfielen – uns´ Mark kommt auf den Trichter, dass seine Musik also verantwortlich für das Erscheinen der Marsnervensägen ist. Also schnappt sich Mark sein Yamaha-Keyboard und macht sich auf nach Washington D.C., wo der Präsident (Ronny Cox), der selbst im Anbetracht der Mars-Krise sein grösstes Kopfzerbrechen in der Farbe der Krawatte sieht, eine Ansprache an die Nation vorbereitet. Ohne grössere Probleme wurschtelt sich Mark via Kanalisation direkt in den Vorgarten des Weissen Hauses (vorbei am „White House Green House“) und klinkt sich in die TV-Übertragung ein. Das neuerliche Abdudeln seiner Melodie hat aber nicht den gewünschen Effekt, im Gegenteil, einige Marsianer verpetzen den armen Mark per Gesangseinlage an den Secret Service – womit wir bei unserer Ausgangsposition angekommen wären.

Die Geheimdienstler glauben Mark verständlicherweise kein Wort und drohen wegen „dem Stören einer wichtigen präsidialen Ansprache“ jahrelangen schweren Kerker an. Das Auftauchen einiger Marsianer im Verhörraum führt zu allgemeiner Konfusion, was Mark auf eine Idee bringt – er spielt den Verrückten („Es gibt gar keine Marsianer!“) und schafft es so, anstatt hinter schwedische Gardinen in eine idyllische Irrenanstalt verbracht zu werden, wo er, so sein behandelnder Arzt Dr. Caplan („eigentlich Fussdoktor, aber der Notstand in der Psychiatrie…“) ein schweres Verdrängungssyndrom auskurieren soll. Sara besucht ihm mit einem Geschenkpaket (das verdächtig nach einem Keyboard aussieht) und erfährt, während er einige heftigst schabernacktreibende Marsheinis ignoriert, dass er die Psychose selbstredend nur vorspielt. Inzwischen hatte er auch die Erleuchtung, wie man die ausserirdischen Nervköppe wieder loskriegt – die Melodie rückwärts gespielt, räsoniert er, müsste die Marsianer wieder nach Hause beamen. Günstigerweise hat Sara einen ganzen Truck mit Ü-Technik geklaut, jetzt muss man nur Mark aus der Klapse befreien. Das funktioniert aber ganz einfach: Mark schreit den nächstbesten Grünling an: „Argh, ein Ausserirdischer!“ und wird sofort als geheilt entlassen (das flösst wieder mal starkes Vertrauen in die seelenverbiegende Zunft ein). In der Waldhütte wird das Equipment aufgebaut, trotz der heftigen Ablenkungsmanöver der mitgereisten Marsianer. Sara hat als technisches Genie zwei Satelliten angezapft und mehrere hundert Radiosender gestört – das dumme ist nur, dass Mark ob seiner vorgetäuschten Krankheit glatt die Melodie vergessen hat. Die verzweifelten Erinnerungsversuche stören die Marsianer mit einem grandiosen Medley geschmackloser 70er-Jahre-Gassenhauer von „Sugar Sugar“ bis „Macho Man“, bis Sara durch einige intime Berührungen Marks Gedächtnisprozess auf die Sprünge hilft und er sein Liedchen rückwärts in den Äther jagen kann, worauf sich die Marsianer entsetzterweise in erbärmliche Spezialeffekte auflösen und ins All jagen. Jubel! Trubel! Feuerwerk! Heiterkeit allenthalben – und der geläuterte Mark formiert seine Jazzgruppe neu und widmet sich der ernsthaften Musikerkarriere…

Nach dem Abspann wartet noch ein (vorhersehbarer, wenn man die Credits aufmerksam gelesen hat) Gag um zwei Venusianer, die eine gewisse Melodie vor sich hin summen.

Martians Go Home ist eine Komödie mit vielen Licht- und Schattenseiten, oder, wie man so schön auf neudeutsch sagt, eine „Hit-and-miss-Comedy“.

Als absolut originell muss man das Konzept des Films bewerten – eine solche Invasion hat die gute alte Mutter Erde mit Sicherheit noch nicht erlebt. Die Marsianer sind eigentlich nicht per se bösartig, eher im Gegentum, mit ihrer naiven Offenheit und Ehrlichkeit wollen sie keinen Schaden anrichten, und nicht ein einziges Mal legt einer der ihren Hand an einen Erdenbewohner, selbst wenn man mit Vasen nach ihnen schmeisst und Revolerkugeln auf sie abschiesst, aber allein durch ihre Omnipräsenz, Altklugheit und Ausplauderei finsterer Geheimnisse (plus ihrer Tendenz, immer und überall Stand-up-Comedy von sich geben zu müssen… und nicht unbedingt die geistreichste) gehen sie jedermann tödlich auf die Nerven – dummerweise allerdings nach einer gewissen Zeit ob ihrer ewig sabbelnden motormouth-Art auch dem Zuschauer. Drehbuchautor Haas nutzt dies (ich weiss nicht, inwieweit das der Romanvorlage, die immerhin schon aus den 50ern stammt, entspricht) zu einigen pointiert-satirisch-gelungenen Seitenhieben auf den american way of life und die Disney/Spielberg-heile-Welt-Mentalität (so z.B. in Marks Schlusswort: „Alles ist wieder wie früher. Die Leute lügen, betrügen und haben Spass!“) – das trifft ins Schwarze, denn wenn man mal wirklich drüber nachdenkt: was wäre das Leben wirklich anderes als die blanke Hölle, wenn jedermann zu jedem anderen immer absolut offen, direkt und ehrlich wäre? Ein vernünftiges Miteinander wäre da doch gar nicht mehr möglich, so erstrebenswert das Ideal auch erscheinen mag.

Trotz alledem, diese satirische Message versteckt sich nach wie vor in einem Low-Budget-B-Film, und das merkt man dem Streifen leider jede Sekunde an. Das fängt an beim extrem billigen Look des Films, der sich was Bauten und Sets angeht, nicht wirklich von der dekorativ-spendablen Seite zeigt (die „Gerichtsszene“ erinnerte mich spontan an die „Gerichtsszenen“ aus Glen_or_Glenda, geht über die absolute Simplizität der (wenigen) verwendeten Spezialeffekte (den Abschuss im negativen Sinne stellen sicherlich die – vermutlich aber so primitiv beabsichtigten – Venusianer dar) bis hin zum absolut biederen TV-Stil, den Regisseur David Odell für seine Inszenierung anschlägt. Rein von der inszenatorisch-technischen Seite fehlt da jeder Pep, jede Inspiriertheit.

Auch das Tempo des Films reisst nicht immer vom Stengel – die Anfangsviertelstunde und die letzten zwanzig Minuten sind sicherlich ganz amüsant, dazwischen gibt´s aber neben einzelnen gelungenen Segmenten immer wieder Leerlauf, zumal sich manche der Marsianer-Gags auch einfach abnutzen – irgendwann sind die Grünlinge nicht mehr lustig, sondern wirklich nur noch nervig (witzig wird´s dann wieder, wenn die Marsianer sich sing-and-dance-Einlagen bedienen). Die Gags schwanken zwischen müdem bemühten Witz bis zu echten Schenkelklopfern, erreichen insgesamt allerdings Durchschnittsformat – kein Gagfeuerwerk, kein laugh-a-minute – stellenweise vergingen schon einige Minuten zwischen zwei müden Grinsern meinerseits -, aber auch kein Schnarchfest.

Positiv zu vermerken sind auf jeden Fall einige der darstellerischen Leistungen. Randy Quaid, den man ja hierzulande hauptsächlich als debilen Cousin Eddie aus der National Lampoon´s Vacation-Serie und als versoffenem Tages-Retter aus Independence Day kennt, ist (mehr oder weniger bekanntlich) als Schauspieler zu Unrecht auf solch infantile Deppenrollen programmiert – wer Randy näher kennt, weiss, dass er erstaunlich vielseitig ist, einen hervorragenden Charakterdarsteller abgibtg und womöglich der talentiertere Quaid-Brother ist. Martians Go Home bietet Randy die Möglichkeit, zwar durchaus in einer Komödie zu spielen, aber auch ein paar schauspielerische Akzente zu setzen und nicht nur durch Entgleisenlassen der Gesichtszüge und dumme Sprüche Lacher zu ernten.

Margaret Colin als seine Love Interest hat, wie so oft in derartigen Filmen, nicht wirklich was zu tun – sie hat kaum eigene Lacher (bis auf den einen oben angesprochenen „Wirklich?“-Gag, der aber nu wirklich gut ist), ihre Rolle ist eigentlich schon fast dramatisch underwritten. Aufmerksame Film- und Fernsehkucker kennen die Colin evtl. ebenfalls aus Independence Day oder aus einer Staffel der Krankenhausserie Chicago Hope.

Darstellerisch die Schau stiehlt für mich Anita Morris als Dr. Jane Buchanan, die nach ihrer „Enttarnung“ die 180-Grad-Wendung von der einfühlsamen, becircenden supersensitiven Psychodoktorin zur männerfressenden Femme Fatale überzeugend hinbekommt – schade, dass sowohl sie als auch der Charakter „Donny“ nach zwei Filmdritteln komplett vergessen werden. Morris hat in ihrer Vita immerhin Hotel New Hampshire, Radioland Murders oder Absolute Beginners oder die ZAZ-Anarcho-Komödie Ruthless People stehen, ist also durchaus eine Veteranin des Fachs.

Ronny Cox, über den man von Mitte der 80er bis Anfang der 90er in sprichwörtlich jedem Film zu stolpern glaubte (Beverly Hills Cop, Total Recall, um nur zwei Blockbuster zu nennen) hat als Präsident (übrigens der vierte US-Präsident, den er mimte) zwar eine durchaus potentialhaltige Rolle, aus der leider vom Script nix gemacht wird – seine Screentime, die immerhin für einen „AND“-Credit reichte, beträgt maximal eine Minute.

Genre-Freunde erkennen vielleicht noch in seinem Kurzauftritt als Richter den jüngst verstorbenen Mel Stewart, der in den Horror-Farcen Dead Heat und Bride of Re-Animator mit von der Partie war.

Den Haupt-Marsianern Vic Dunlop und Barry Sobel kann man attestieren, dass sie eigentlich perfekt sind – das Problem ist, wie gesagt, dass sich die „novelty“ der beständig plappernden und nervenden Marsianer relativ rasch abnutzt und man irgendwann dankbar für jede Sekunde ist, in der keine marsianische Quasselstrippe auf dem Bildschirm erscheint – ist aber nicht die Schuld der Akteure, sondern eben des Scripts.

Insgesamt ist Martians Go Home weniger eine SF-Komödie als eine stellenweise hübsch bösartige Satire mit einigen zündenden Gags und recht guten Darstellern, die noch mehr Spass machen würde, hätte man den Streifen um etwas Leerlauf erleichtert und den Marsianern etwas mehr als ihre eindimensionalen Plappermaul-Charaktere auf den Weg gegeben (für das „um den Leerlauf erleichtern“ fühlten sich mal wieder germanische Stellen berufen und beschnippelten den Streifen für Video um sechs und TV-Ausstrahlung gar um elf Minuten – vermutlich bleiben dabei alle sexuellen Anzüglichkeiten und damit einige der besten Gags auf der Strecke). Wo Martians, um beim eingangs erwähnten zeitlichen Vergleich zu bleiben, sich darauf beschränkte, eine anspruchslose SF-Klamotte ohne grösseren Tiefgang zu sein, versucht Martians Go Home ein wenig tiefer zu gehen, ein paar gesellschafts-, medien- und politikkritische Themen anzureissen (wobei´s aber auch grösstenteils bleibt). Für recht kurzweilige Unterhaltung sorgt der Film aber zweifelsohne, allerdings derzeit wohl nur als Gebrauchtvideo über die üblichen dunklen Kanäle erhältlich.

(c) 2003 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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