Marsland

 
  • Deutscher Titel: Marsland
  • Original-Titel: Martian Land
  •  
  • Regie: Scott Wheeler
  • Land: USA
  • Jahr: 2015
  • Darsteller:

    Lane Townsend (Foster), Alan Pietruszewski (Neil), Jennifer Dorogi (Miranda), Arianna Asfar (Ellie), Chloe Farnworth (Ida), Chaim Dunbar (Andrews), Dionne Neish (Reiger), Caroline Williams (Ulyana)


Vorwort

Nachdem wir als Menschen es geschafft haben, unsere gute alte Erde so zu misshandeln, dass sie mit Naturkatastrophen aller Art nur um sich schlägt, ist ein Großteil unserer Spezies auf den Mars übergesiedelt und lebt dort in Kolonien, von denen die größeren, wie M&V, überkuppelt sind.

Pech für die Menschen, dass der Mars auf die Eingriffe in seine Natur auch nicht wesentlich sanfter reagiert als die Erde – aus dem längst erloschenen Vulkan Olympus Mons entspringt ein gigantischer Sandsturm, der das Potential hat, innerhalb kürzester Zeit M&V zu zerstören.

Chefwissenschaftlerin Miranda ist verzweifelt genug, um ihren Ex-Mann, Dr. Foster, einerseits brillantes Genie, andererseits allgemein als ziemliches Arschloch eingestuft, einzuschalten. Foster hält den ganzen Mars-Firlefanz für Kokolores, er arbeitet eigentlich lieber daran, die Erde wieder bewohnbar zu machen. Aber der guten alten Zeiten willen und, weil Ellie, die Tochter der beiden, irgendwo in einem Bunker festsitzt, erarbeit er einen Plan. Mit Hochfrequenz-Energiewellen will er den Sturm, der mittlerweile auf den Namen Zeus getauft wurde, auflösen. Das allerdings macht es nötig, dass drei Sender installiert werden, und der letzte muss ins Auge des Sturms transportiert werden. Praktisch ein Himmelfahrtskommando, für das Foster und Neil, Mirandas neuer Freund, ausgekuckt werden. Koloniechefin Reiger hält den Plan für Wahnsinn und würde die Kolonisten lieber in Bunker scheuchen, aber die Wissenschaftler wissen – die Bunker würden der Belastung eines potentiell monatelangen Megasturms nicht stand halten. Es hängt also einzig allein von Foster und Neil ab, ob die Kolonie gerettet werden kann…


Inhalt

Asylum mal wieder, it’s mockbuster time. Okay, „Martian Land“ hat nicht arg viel mit „The Martian“ zu tun, an dessen Veröffentlichungstermin und Promotiongewitter die Irrenhaus-Schmiede sich hier anzuhängen gedenkt. Beide Filme spielen auf dem Mars, das war’s. Und reimt sich.

Was Asylum uns vorsetzt, ist letztlich nichts anderes als ein vergleichsweise gewöhnlicher Katastrophenfilm, wie ihn gerade dieses Studio so ungefähr jeden zweiten Monat dreht, und den man halt anstatt auf der Erde auf dem Mars ansiedelt. Ich schätze, die einzige Veränderung, die man in „generic disaster movie script #32“ anbringen musste, um SF draus zu machen, ist die Charaktere in einigen Szenen Schutzanzüge mit Sauerstoffversorgung tragen zu lassen. Und dafür gäb’s auch in irdischen Katastrophenfilmen sicher Ausreden.

Will sagen – selbst für Asylum ist „Martian Land“ ziemlich lazy. Die Story fährt den gleichen üblichen Mix aus versuchten set pieces, hochgehaltenen Familienwerten und melodramatischen Pathos auf, wie es Every Disaster Flick Ever tut – gibt es ein bemühteres und ausgeslutschteres Plot Device für „human interest“ als das entfremdete Ex-Paar, das sich im Angesicht der Katastrophe wiederfindet? Beim Unheiligen Spielberg, mir fällt grad kein’s ein. Aber gut, bei Asylum ist’s mir fast lieber, sie greifen auf bewährte Klischees zurück anstatt irgendwas eigenes zu erfinden.

Was mich mehr stört, ist die laziness im overall design des Films. Regisseur Scott Wheeler und seine Kumpane – die sicher bestenfalls Sofaritzengeld als Budget hatten, soweit verstehe ich das schon – versuchen nicht mal so zu tun, als würde „Martian Land“ tatsächlich auf dem Mars spielen. Keine Farbfilter für die Mars-Oberfläche, wie es seit den 1950 eigentlich usus ist, die Mars-Kolonie M&V (ob ich das richtig schreibe? Keine Ahnung. So hört’s sich an und so schreib ich es nieder) ist schlicht und ergreifend L.A. (man hat also offenbar auf dem Mars ganze Vorstädte nach irdischem Vorbild neu errichtet. Soviel zur Effizienz), und anstelle futuristischer Sets oder Bauten hat man sich einfach mal wieder in einem Wasserwerk eingemietet. Ob die Maschinen dort so aussehen, als wären sie in den 50er Jahren zusammengenietet worden, ist doch auch egal. Ich hatte eigentlich auf einen cameo der legendären Schalttafel Of Doom gewartet, die in den Asylum-Filmen der Jahre 2008 bis 2011 ungefähr von U-Boot-Brücke bis Megalomanen-Hauptquartier alles dargestellt hat, was vage „technisch“ aussehen sollte.

Wie gesagt – I get it. Asylum hat nicht die Möglichkeiten (bzw. hätte sie vermutlich inzwischen schon, aber die Pfennigfuchser um David Michael Latt und David Rimawi wollen jeden Film erkennbar für das niedrigst-mögliche Budget machen), um jedes Set zu „dressen“, jedes exterior mit CGI auf „exterristisch“ zu trimmen, aber ein BISSCHEN Bemühen würde ich anerkennen. So aber laufen unsere Helden in Strampelanzügen mit angeklebten Motocross-Protektoren (your very poor man’s space suit) und Helmen aus dem Spielzeugladen durch die kalifornische Wüste. It’s very convincing – not.

Dagegen ist die CGI, die für die Vehikel verwendet wird, für die Verhältnisse des Billigheimerstudios schon wieder okay – nicht Joseph J. Lawsons beste Arbeiten, aber bis auf ein-zwei establishing shots, in denen sie furchtbar fake aussehen, brauchbar (allerdings sollte Asylum mal nach Australien kucken und Shane Abbess fragen, wie man für wenig Geld viel Scope und FX in seine SciFi bringt).

Die darstellerischen Leistungen sind eher meh. Ein bisschen Starpower hätte dem Film nicht geschadet, so bleibt die bekannteste Actrice Caroline Williams („Texas Chainsaw Massacre 2“, „Stepfather 2“, „Halloween 2, Rob Zombie-Version“), die in einer kleinen Nebenrolle als leicht derangierte Technikerin, die zwischen Blumen haust und E-Zigarette dampft, verschwendet wird.

Leading Man Lane Townsend (Asylum-Veteran mit „Age of Tomorrow“ und „San Andreas Quake“ auf dem Buckel) ist hölzern wie ein Türpfosten – irgendwelche Emotionalität in seinen human-interest-Szenen liegt ihm ebenso fern wie ein Sinn für „urgency“ in den Action- und Disaster-Szenen. Alan Pietruzewski (Neil) ist ein echter Navy-Marine-Vet, der diversen Großproduktionen als militärischer Berater zur Seite stand (u.a. „Suicide Squad“ oder „Independence Day: Wiederkehr“). Zwischendurch spielt er gerne mal kleine Rollen als Cop, Soldat oder sonstige Autoritätsperson in Film und TV, Asylum-Fans haben ihn schon in „War of the Worlds“ und „Asian School Girls“ gesehen. Er ist nicht gut, aber Townsend spielt er an die Wand.

Jennifer Dorogi und Arianna Asfar geben ein überraschend glaubhaftes Mutter-Tochter-Duo ab. Dorogi hat sich auch schon in einigen Asylum-Kloppern verdingt („Journey to the Center of the Earth“, „Dragonquest“), für Asfar, eine ehemalige American-Idol-Kandidatin und frühere Miss California ist es ihr Spielfilmdebüt. Sie drängen sich beide nicht für große Aufgaben auf, aber erreichen solides B-Niveau. Asfar darf auch den punkigen Rocksong im Nachspann trällern.

Insgesamt – ich hab schon etliche Asylum-Produktionen gesehen, mit denen ich mehr Spaß hatte. „Martian Land“ nimmt sich für das, was es ist, ein unzureichend finanzierter Disaster-Rip-off, dem’s an production values und spannenden set pieces mangelt, doch deutlich zu ernst, und ist damit weder unfreiwillig noch freiwillig wirklich unterhaltsam. Dann doch lieber „Sharknado 3“ oder „Megapiranha“…

1,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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