Manos – The Hands of Fate

 
  • Deutscher Titel: Manos - Hände des Schicksals
  • Original-Titel: Manos, the Hands of Fate
  • Alternative Titel: The Lodge of Sins |
  • Regie: Harold P. Warren
  • Land: USA
  • Jahr: 1966
  • Darsteller:

    Tom Neyman, John Reynolds, Diane Mahree, Harold P. Warren, Stephanie Nielson, Sherry Proctor, Robin Redd


Vorwort

Verdammt, heute hab ich mich vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt. ´Manos´ The Hands of Fate – der Film, der, bevor Deutschlands Peter Schamonis und Ulli Lommels Rache am deutschen Kinogänger, Daniel der Zauberer die Pole Position übernahm, ziemlich unangefochten (saisonale Schwankungen, wenn gerade was besonders doofes im US-Kino anlief) die Rolle des schlechtesten Films aller Zeiten, der einzig wahren Nummer 1 in der IMDB-Bottom-100-Liste, erfüllte. Manos entstand 1966 der Legende nach auf Grundlage einer Wette zwischen dem texanischen Düngemittelverkäufer (!) Hal Warren und dem gerade auf der Durchreise befindlichen Drehbuchautor Sterling Silliphant. Gegenstand der Wette: Warren war überzeugt, mit minimalem Budget problemlos einen kassenknüllenden Horrorfilm auf die Beine stellen zu können – wer braucht schließlich professionelle Autoren, Kameraleute, Schauspieler etc. Leider ist (mir zumindest) nicht überliefert, was der Wetteinsatz war und ob Warren die Wette als gewonnen ansah (immerhin wurde sein Film, ausgestattet mit einem üppigen Budget von 19.000 satten US-Dollar, erstens fertig und zweitens sogar mindestens einmal in einem Kino gezeigt). Die Premiere, zu der Warren alle möglichen Würdenträger von El Paso, die ihn bei der Realisierung des Films unterstützt hatten, eingeladen hatten, geriet zum zu erwartenden Fiasko, rekordverdächtige vier (!) Darsteller nahmen sich in der Folgezeit das Leben (okay, es IST eine sehr makabre Spekulation, die inflationäre Suizidrate kausal mit dem Film zu verknöpfen) und Hal Warren unternahm Anstrengungen, den Streifen unter Verschluß zu halten. Das gelang ihm solide zwei Jahrzehnte lang recht erfolgreich, bis die findigen Kerlchens der kultisch verehrten (auch von mir, obwohl ich nur eine Handvoll Episoden gesehen habe) Serie Mystery Science Theatre 3000 den Film ausgruben und zur von vielen Fans als beste eingeschätze Episode verwursteten – der „Siegeszug“ von Manos in den Hitlisten der übelsten Filme begann und war nicht mehr aufzuhalten. Für Manos mache ich auch eine Ausnahme von meiner selbstauferlegten MST3K-Regel – eigentlich bespreche ich dort vorgestellte Filme nur in ihrer „unverarschten“ Version (das macht die Sache für mich als Zuschauer nicht einfacher, ist aber erstens fairer dem Film gegenüber und zweitens komme ich dann nicht in die Versuchung, MST3K die Gags zu klauen), aber bei Manos erwies sich das aus zwei Gründen nicht praktikabel. Erstens liegt mir der Film nicht in einer uneditiert-unkommentierten Non-MSTified-Version vor (das kann man mittlerweile ändern, da der Streifen in den USA von einem Budget-Label veröffentlicht wurde), zweitens, das ist das schwerwiegender Argument, es besteht die berechtigte Chance, dass selbst Euer schweres filmisches Leid gewohnter Doc, der sich durch The Skydivers, Karate Rock oder The Beast of Yucca Flats gekämpft hat (and lives to tell), DIESEN Film pur nicht überlebt hätte. Es wird auch so noch schwer genug, wenn man sich nicht einfach zurücklehnen und die bissigen Sprüche von Joel & den Robotern genießen kann, sondern versuchen muss, nachvollziehbare Notizen zu schreiben, aber, wie sagt man so schön – nur die Harten komm´ in Garten… For your reading pleasure beschränke ich mich besprechungstechnisch auf den „Hauptfilm“ – die entsprechende MST3K-Episode bietet nicht nur die üblichen Host-Comedy-Routinen-Segmente, sondern auch noch einen MSTifizierten Kurzfilm (Hired Part II, „Electric Boogaloo“, wie Joel zu scherzen beliebt, einen 50er-Jahre-Industriefilm, mit dem Chevrolet seine Repräsentanten zu besseren Verkäufern erziehen wollte; sehr sehenswert! Ich sage nur: „He bought the friggin´ car!!!“) – Manos läuft eben nur knapp 74 Minuten, da muss man noch etwas dazu packen, um einen Zwei-Stunden-Sendeplatz zu füllen…


Inhalt

Fröhliche Rumbaklänge dröhnen aus den Boxen (glaubt mir, Ihr werdet den Soundtrack * HASSEN * lernen), während irgendwo durch die texanische Prärie eine generic All-American-Family (was man halt so nennt) in ihrem Cabrio über Wüstenstraßen gondelt. Wir hätten Papa Mike (ein Jerk vor dem Herrn, und zur schauspielerischen Vollkommenheit gebracht durch Regisseur/Drehbuchautor/Produzent Hal Warren persönlich), seine Angetraute Margaret (künftige Aufgabe: in passenden Momenten „KREISCH“ machen), Töchterchen Debbie (erstens der offizielle „cute“-Faktor und zweitens das wichtigste Plot Device des Films) plus der Pudel So-und-so-y. Diese sympathische Gesellschaft, der man bereits nach drei Sekunden Screentime ein blutiges Ende an den Hals wünscht, will irgendwohin (so genau verrät uns das auch keiner), findet´s aber nicht. Zumindest ist Margaret der Meinung, dass Mike sich verfranzt hat. „Ich hab mich noch nie verfahren“, knurrt Mike (Sackträger, daher bekanntlich mit dem eingebauten GPS-Empfänger im Hirn. Wie ich immer sage: Wir Männer finden IMMER dahin, wo wir wollen, wir geben nämlich nicht so schnell auf wie die Frauen). Debbie ist auf dem Rücksitz langweilig (wahrscheinlich, weil sie beim besten Willen in Fluffy, oder wie die Flohtüte auch immer heißt, keinen Knoten drehen kann), darf auf die Vorderbank rutschen (ich liebe alte amerikanische Schlitten mit der durchgehenden Vorderbank, jetzt echt ohne Scheiß, ich find das cool, zu dritt vorne zu sitzen), und die Langeweile der Nervensäge lindert ein fröhlich Lied. Mr. Spock würde sich freuen, dass die Auswahl auf „Roll, roll, roll your boat gently down the stream“ fällt (wo doch aber der Text nicht logisch ist, wie das olle Spitzohr in Star Trek V so treffend analysiert hat). Es wird weitergefahren. Und weiter. Theoretisch sollten sich jetzt irgendwann die Opening Titles abspielen, leider hat man bis auf die Einblendung des kryptischen Titels (kryptisch deswegen, weil sich bis zum heutigen Tag noch niemand schlüssig erklären konnte, was die Anführungszeichen rund um „Manos“ bedeuten) vergessen, selbige einzubauen. Kann ja mal vorkommen, heutzutage ist das ja gang und gäbe.

Nach gefühlten zwanzig Minuten Autofahrt werden unsere Helden von Polizisten angehalten. Ein Rücklicht funktioniert nicht (herrscht in Texas Lichtpflicht bei Tageslicht? Es ist nämlich hellichter Tag und da sind im allgemeinen alle Rücklichter dunkel). Mike hat´s eilig und bittet um beschleunigte Abfertigung, denn man sei spät dran. „Wenn sie spät dran sind, hätten sie früher losfahren sollen“, lässt der Sheriff einen der Besserwisser-Sprüche ab, für die man im richtigen Leben mindestens schwer eins in die Fresse bekommt (außer natürlich, man ist Bulle), lässt sich aber breitschlagen, es bei einer mündlichen Ermahnung zu erlassen (in Texas?? Ich bin enttäuscht. Ich dachte immer, da wird man für jede Ordnungswidrigkeit erschossen!). Es wird weitergefahren. Und weiter. Und weiter. Ungefähr drei Stunden später (gefühlte Filmlaufzeit, auch dies) biegt Mike links ab (endlich Action! Juchuu!), in Richtung „Valley Lodge“ (wie ein hastig und schlecht handgeschriebener Wegweiser anzeigt). Weiterfahren. Weiterfahren. Weiterfahren. Der Weg ist das Ziel. Ommm. Würde nicht zwischenzeitlich auf dem Soundtrack irgendein viertklassiger Bänkelsänger das Imitat eines Schlagers krächzen, könnte man die Passage regelrecht für meditativ halten (zumal ich der festen Überzeugung bin, dass wir die exakt gleichen „Landschaftsaufnahmen“ der Fahrsequenz VOR dem Abbiegen jetzt spiegelverkehrt ansehen dürfen). Wir fahren weiter, immer weiter… Ich bin mittlerweile schon für jede Ablenkung dankbar, daher auch für ein junges Pärchen, das in seinem Cabrio irgendwo am Straßenrand steht. Er bedient sich der klassischen und erprobten Methode, ein Mädel zu sexuellen Handlungen zu bewegen, er füllt sie ab. Im Hintergrund fährt das Auto unserer Familie vorbei. Und fährt weiter. Und fährt weiter. Wenigstens wird mal die Perspektive gewechselt, statt zur Seitenscheibe raus filmen wir jetzt durch die Frontscheibe. Die Gegend wird trotzdem nicht szenischer. Margeret erlaubt sich erneut, die Navigationskünste ihres Göttergatten dezent zu kritisieren, aber Mike hat unmißverständliche Beweise für die Richtigkeit seiner Route: „Der Wegweiser sagte DA LANG!“ Also weiter und weiter und weiter (gefühlte Laufzeit des Films bis hierher: The Godfather 1 und die Hälfte vom 2. Teil. Dieser Streifen behauptet ja allen Ernstes, ein Horrorfilm zu sein und fürwahr, bislang ist´s auch wirklich erschreckend…). Unsere küssenden Teenager bekommen Besuch von der Polizei. Am Straßenrand rumstehen und Knutschen scheint nämlich eine mittelschwere Straftat zu sein (naja, wir kennen ja alle die lustigen Gesetze aus Amiland, die im Internet kursieren), daher verscheucht die Staatsmacht die Unzüchtigen: „Was immer ihr hier nicht macht, macht es woanders!“ Der Sheriff hat ´nen Clown gefrühstückt, schätze ich.

MST3K nimmt an dieser Stelle die erste Werbepause – gut so, denn länger wäre das nicht mehr zu ertragen… Ich leg auch mal ein kleines Päuschen ein und überlege mir dieweil mit einem guten Thesaurus ein paar Synonyme für „weiterfahren“… So, da bin ich wieder. Okay, nach geschätzten sechshundertachtundsiebzig Minuten, die höchstens für die milliardenköpfige Fanschar von „Die tausend langweiligsten Bahnstrecken“ und ähnlich adrenalinhaltige Kost beeindruckend gewesen sein dürfte, tun wir mal langsam was für den Plot. Unsere Family, die mittlerweile ihr Cabrio über Pisten scheucht, die nicht mal mehr als Feldweg durchgehen, wundert sich über ein Anwesen in der Wüste: „Wo kommt das her? Vor ein paar Minuten war das noch nicht da!“, fragt sich Mike (der dadurch nonchalant, aber offenbar von seiner Familie unbemerkt einräumt, dass er im Kreis fährt). Vor der Tür des Hauses steht er! Er! Torgo! Torgo, der Geniale! Torgo, der Unvergleichliche! Torgo, der Mann mit den Ballonknien. Nach reiflicher Überlegung kommt Mike zu dem Schluß, dass Torgo vertrauensvoll genug aussieht, um ihn nach dem Weg zu fragen. Theoretisch, denn erst mal stieren sich alle Parteien mehrere Minuten lang ausdrucksvoll an. Als verantwortungsbewußter Familienvater hasselt Mike dann erst mal Frau und Kind aus dem Auto (besonders Debbie zeigt deutliche Anzeichen von Unwillen). „I am Torgo. I take care of the place when the Mater is away“, stellt sich Torgo halb-stammelnd, halb-stotternd und ganz-langsam vor. Und bevor Mike noch überhaupt erzählt hat, worum´s geht, hebt Torgo schon den metaphorischen Zeigefinger – das Kind und den Köter, die wird der Meister nicht mögen… (sounds like my kind of guy).

Mike nimmt seinen Mut zusammen und erkundigt sich nach dem Weg zur „Valley Lodge“, aber sowas, versichert Torgo glaubhaft, gibt´s hier in der Gegend nicht. Margaret erfüllt ihren drehbuchgemäßen Zweck, bereits an dieser Stelle scared shitless zu sein, zumal es (trotz gegenteiligen Augenscheinsbeweises) „dunkel wird“ (nach meiner bescheidenen Meinung reicht´s zwar noch, um mindestens zwei ganze Ochsen zu grillen, ehe die Notbeleuchtung eingeschaltet werden muss, aber wenn Maggie das sagt…). „There is no way out of here“, düstert Torgo und beginnt an dieser Stelle auch mit seiner Spezialdisziplin, besonders schwerwiegende Informationen zweimal zu vermitteln. „There is no way out of here“. Mike verfällt auf den grandiosen Gedanken, Torgos bislang nicht angebotene Gastfreundschaft mit besten Dank im Voraus anzunehmen. „The Master wouldn´t approve“, rülpst Torgo halbherzig, aber Mike ist sich sicher, dass der Meister das alles nicht so eng sehen wird. Die dramatische, spannungsgeladene Situation wird durch meisterhafte Close-ups auf Torgo, Mike, Margaret, wieder Mike unterstrichen (der MST3K-Kommentar dazu: unbezahlbar). Ersichtlich wider besseren Wissens lässt sich Dussel Torgo überreden und nicht nur dazu, er lässt sich auch widerstandslos dazu verdonnern, das Gepäck seiner Logiergäste reinzutragen (das empfinde ich persönlich schon als reichlich unverschämt, vor allem, weil selbst dem Blödian Mike klar sein sollte, dass Torgo mit seinen Melonenknien und seinem Stock, an dem er sich mühselig aufrecht hält, nicht grade gut zu Fuß ist. Schamlos). Aber das bietet uns wenigstens den gar lustigen Anblick, wie Torgo, schwer beladen mit Koffern und Taschen, torkelnd und schwankend versucht, die Haustür zu treffen.

Mike und Margaret bewundern dieweil schon das rustikale Ambiente ihres Nachtquartiers. Besonderes Augenmerk verdient dabei der Kamin, der nicht nur so aussieht, als hätte da irgendjemand in der Vergangenheit sich nicht ganz für das goldene Brandbekämpfungsabzeichen qualifiziert, sondern darüber hinaus auch noch mit – aarh, welch Ungemach – grausliegen okkultem Zierrat dekoriert ist. Aber ein nettes, bequemes Sofa steht auch rum. Während die Musik langsam beginnt, mir auf den Keks zu gehen (besonders das „haunting Torgo theme“, wie sich die MST-Jungs auszudrücken belieben) und Torgo mit dem Gepäck herumtorkelt, wie ich´s mit dreikommaacht Promille nicht windschiefer hinbekommen würde, beäugt Margaret äußerst skeptisch ein garstiges Gemälde – das Portrait eines Mannes mit stechendem Blick und dämonischem Oberlippenbart, demzufolge niemand anderes als der Meister himself (und eins können wir an dieser Stelle ausschließen: der Meister ist definitiv NICHT Guildo Horn. Aber das wendet den Film nicht unbedingt zum Besseren). Während Debbie auf der Couch den Pudel würgt, starren ihre Eltern weiterhin zutiefst fasziniert auf das Portrait. Margaret, bekanntlich nicht die nervenstärkste unter den Horror-Heroinen, macht sich schon wieder fast in´n Slip. „He got the meanest look“, behauptet sie einfach so, ohne rot zu wreden. Und ´nen „vicious dog“ hat er auch noch (auf´m Bild, weiter sind wir noch nicht) – na, da hat doch gleich Fluffy ´nen Spielkameraden. Torgo erfreut uns mit dem idiotischten False Scare-Joke seit der Spätantike – er holt mit seinem (ungefähr 1,80 m langen) Stock aus, als wolle er Mike mindestens direkt die Rübe vom Hals dengeln, um ihn dann nur sanft an der Schulter anzustupfen und eigentlich gar nix von ihm zu wollen. Torgo bestätigt allerdings auf Anfrage, dass es sich beim vom Schicksal und Fotorealisten Gezeichneten um den Meister handelt, der wandele aber nicht auf dieser Welt, sei aber „immer bei uns“ (ah, so einer ist da also). Außerdem beruhigt er Margaret, es gibt nix zu fürchten, denn „der Meister mag dich!“ Nicht auf dieser Welt, mithin nach Mikes beschränktem Horizont also tot, aber Margaret mögen? Das geht nicht zusammen, mutmaßt unser großer Held. Torgo, der vermutlich erstmals in seinem Leben jemand gefunden hat, dem er intellektuell haushoch überlegen ist, erläutert: „Nicht tot, wie ihr es kennt!“ Shudder! I got goosebumps already… Und da das ersichtlich eine hochdramatische Zeile ist und möglicherweise ja der ein oder andere Zuschauer sie gerade nicht mitbekommen hat, weil er gerade mit amüsanteren Dingen wie der seit zwei Jahre fälligen Einkommensteuererklärung beschäftigt ist, wiederholt er sie sicherheitshalber. Was fehlt noch zum Glück und einer klassischen Schauermär? Gewitter? Okay, ja, das auch, aber das erledigen wir später. Erst mal brauchen wir einen unheimlich heulenden Wolf. Kann in der Wildnis ja durchaus mal vorkommen und würde von mir jetzt nicht als speziell außergewöhnlich eingestuft wreden, aber Margaret (die Frau ist wirklich nicht lebensfähig, die erschrickt vermutlich sogar, wenn sie den Kühlschrank aufmacht und drin das Licht angeht) hat schon wieder mal tierische Angst, so dass Mike sich genötigt sieht, mal nach draußen zu sehen. In unglaublicher Selbstüberschätzung fühlt sich Fluffy, der Kampfpudel, dazu berufen, seinem Vorfahren auf den Pelz zu fühlen und verschwindet kläffend in der Dunkelheit. Ausreichender Anlaß für Margaret, um nicht nur in Angst, sondern auch haltlose Panik zu verfallen (die Schnalle muss eine zu behütete Kindheit gehabt haben). Mike muss die Fußhupe retten und klaubt dafür aus seinem solide-amerikanisch befüllten Handschuhfach Taschenlampe und Bleispritze (wir sind ja in Texas. Da kommt man mit Colt auf die Welt). Leider (oooooch) kommt er zu spät – der Pudel ist hin (wer oder was immer es auch war, er oder es hat ein gutes Werk vollbracht). Ehrensache, dass Margaret, die coolste Frau diesseits der Antarktis, den Zeitpunkt für einen hysterischen Anfall für gekommen hält. Mike macht sich auf, den Hundekadaver zu bergen (will er ihn ausstopfen?).

Wie wir alle aus unserer eigenen Kindheit wissen, wenn wieder einmal ein Goldhamster den Weg alles irdischen gegangen ist, geht in einer solchen Situation nichts darüber, einfühlsame, sensible und verständnisvolle Eltern zu haben. Debbie, die ungeachtet der Tatsache, dass selbst in dem Alternativuniversum, in dem dieser Film spielt, seit Eintreffen in Torgos Villa bestenfalls zehn Minuten vergangen sein können, mittlerweile auf dem Sofa eingepennt ist (Pudel weg – ZACK – Kind pennt, oder wie? Wenn das funktioniert, wären Millionen Eltern sorgenfrei), wacht auf und worüber labern ihre Lieblingserzeuger in aller Ausführlich- und Weitschweifigkeit nebst Detailgetreue? „Es muss ein Tier gewesen sein!“ (Wie auch die MST-Jungs punktgenau anmerken, wird sich die arme kleine Debbie fragen: „Wovon redet ihr da? Und wo ist mein Hund?“). Margaret unterbreitet ob des tödlichen Unfalls des Haustiers den Vorschlag, sich schleunigst vom Acker zu machen (aber is´ doch finster mittlerweile!). Mike stimmt zu und brüllt nach Torgo, den er ersichtlich weniger für seinen Gastgeber denn für seinen persönlichen Sklaven und Fußabtreter hält, damit der schleuigst das Gepäck wieder zurück ins Auto trage, und zwar „SCHNELL, VERDAMMT!!“ (Mike, wenn du JEMALS bei mir übernachten möchtest – VERGISS ES. Ich bevorzuge Gäste, die wissen, wie man sich als Gast benimmt.)

Jedoch wollen wir Horrorfilmklischee Nr. 29zwodrittel nicht vergessen. Kann in einer solchen dramatischen, horriblen und buaaah-unheimlichen Situation das Auto anspringen? Nein, kann es natürlich nicht, und da Mike nicht nur ein mieser Navigator, lausiger Vater und Personifikation von sozialer Inkompetenz ist, ist er natürlich auch kein Mechaniker (es sieht nämlich so aus, als würde er erwarten, der Motor würde sich selbst heilen, sobald er die Motorhaube öffnet und angestrengt draufstiert). Torgo beäugt mittlerweile Margaret: „Der Meister will dich“, sagt er dem ohnehin schon emotional gestreßten Frauenzimmer sicher genau das, was sie jetzt hören will, und fängt auch noch damit an, sie zu befummeln. „Versuch das nie wieder, du Biest“, fiept Margaret, aber Torgo ist jetzt in bester Hin-und-Mit-viertklassige-Disco-Aufreißer-Stimmung: „Der Meister will dich, aber er kann dich nicht bekommen. ICH will dich!“ Okay, wenn mir das weibliche Äquivalent zu Torgo (Torgine? Torga? Torgette?) diese Worte ins Gesicht sagen würde, tät ich vermutlich auch kreischen. Margarets geliebter Ehemann überhört die Hilfeschreie seiner Holden allerdings, weil er immer noch mit seinem amerikanischen Dreckskübel von Auto kämpft. Margaret schafft es irgendwie, sich den zudringlichen Torgo von der Pelle zu halten (wir wollen ja nicht wirklich, dass etwas passiert, don´t we?) und der bittet auch sofort um Vergebung: „Ich werde dich beschützen!“ (Vor wem? Vor sich selbst? Momentan würde ich mir an Maggies Stelle seinetwegen die aktuell größten Sorgen machen). Weil Torgo so lieb und artig um Entschuldigung bettelt, verspricht Margaret auch, den peinlichen Vorteil ihrem Ehemann nicht zu petzen. Debbie, das schläfrigste Kind seit Erfindung von Ritalin, pennt schon wieder auf´m Sofa und Mike muss sich von Torgo sagen lassen, dass es hier kein Telefon gibt (wir ahnen es und können es mitsprechen: „The master doesn´t approve!“ Offenbar eine texanische Amish-Enklave). Und zum nächsten Fernsprecher ist´s ein schlapper 10-Meilen-Fußmarsch. „Es könnten genauso gut 10.000 sein!“, übertreibt Margaret schamlos (10 Meilen = 16,paarzerquetschte Kilometer, Nacht, Sternenhimmel, also für jeden nicht ganz Gehirnamputierten navigierbar [okay, also nicht für Mike], vier-fünf Stunden, ohne zu rennen). Torgo postuliert, dass der Meister sicher nix dagegen haben wird, wenn unsere liebenswerten Gäste doch übernachten (ein Schelm, wer egoistische Gründe dahinter vermutet) und will schon mal die Gästezimmer vorbereiten. Margaret geht der „finstere Blick“ des Meisters auf dem Gemälde nicht aus dem Sinn und Debbie steht mirnix-dirnix auf, öffnet die nächstbeste Tür und ist weg (eine schauspielerische Glanzleistung der Kinderdarstellerin). Obwohl sich das ungefähr einen halben Meter von ihren aufmerksamen Eltern entfernt abspielt, peilen ihre Erzeuger erst mal nix, können dafür aber um so effektiver in Hysterie verfallen, als es ihnen die plötzliche Fehlmenge an Töchtern endlich auffällt. Eine sofortige ultragründliche Suchaktion wird gestartet, die sich darin äußert, dass Margaret die Tür, durch die Debbie tatsächlich den Abgang gemacht hat, ungefähr einen fünf cm breiten Spalt weit öffnet, eine grob geschätzte Sekunde lang reinkuckt und dann verzweifelt rumheult („a thorough search“, kommentieren Joel und die Roboter berechtigerweise). Keine Panik, versucht Mike gute Stimmung zu verbreiten („we can have another daughter“, kalauert die MST-Crew), eigentlich kann Debbie nicht raus, weil alle Türen verriegelt sind. Da Debbie, wie Margaret anhand ihrer tiefschürfenden Inspektion wissenschaftlich ermittelt hat, nicht drin ist, muss sie doch draussen sein (nein, ehrlich, das ist das Niveau, auf dem sich die Dialoge abspielen), also muss Mike wohl oder übel seine Taschenlampe greifen und ins große böse Unbekannte der Nacht hinaustreten.

Draußen vor der Tür hält Margaret ihren Göttergatten aber von eventuell tatsächlich durchführbaren suchenden Aktivitäten ab, indem sie heulend an seine Schulter sinkt (eh, darf er das Kind vielleicht erst mal SUCHEN, bevor du Schnalle schon geistig beim Versenken eines leeren Kindersargs am Waldfriedhof bist?). Doch wer kommt da um die nächste Ecke? Es ist Debbie in Begleitung eines Dobermann-Schäferhund-Pinschers (natürlich der grauenerregende Höllenhund vom Gemälde) und Mike, weiterhin Titelanwärter im „Vater des Jahres“-Contest, lässt sein kleines Töchterlein gleich mal in den Lauf seiner Wumme kucken (das harmonische Alltagsleben dieser Familie würde mich mal interessieren. Wahrscheinlich so wie bei Charles Manson). Margaret schließt ihre schon totgeglaubte Tochter in die Arme und das Kind brabbelt irgendwelchen unverständlichen Nonsens daher, wonach sie den Köter „in a big place“ (lernen Kinder eigentlich nicht mehr, sich klar und nachvollziehbar auszudrücken?) aufgegabelt habe. Da muss man doch mal nachsehen, oder? (Gut, du und ich würden, wenn wir in vergleichbarer Situation wären und gesetzt den Fall, wir wären ebenso hysterisch, uns vermutlich lieber wieder im Haus verbarrikadieren anstatt in finsterer Nacht unheimliche „big places“ auszuchecken.) Der big place ist eher ein „strange place“ – auf einer Art Altar liegt der Meister und pennt den Schlaf der Ungerechten, an diversen Säulen stehen diverse Frauen in weißen Gewändern und machen ebenfalls einen eher inaktiven Eindruck. Unsere Helden machen sich nicht wirklich was draus (ICH wäre jetzt beunruhigt) und wandern zurück ins Haus, Torgo bleibt noch ein bissl. Er hat nämlich seinem ruhenden Meister ein paar Worte zu sagen – er meldet nämlich Besitzansprüche auf Margaret an, schließlich habe der Meister schon Frauen genug. Aber auch an bestehenden Frauen-Eigentumsverhältnissen scheint Torgo rüttelwillig zu sein, er grabbelt eine der in Trance rumstehenden Grazien an und scheint an ihrem Arm zu schnüffeln (ok, ich will glauben, dass der Junge keine Frauen abbekommt, die weglaufen können). Mit einer komplizierten und unnötigen Ehrenrunde um des Meisters Schlafaltar (wenn ich Torgo und nicht gut zu Fuß wäre, würde ich den kürzesten Weg nehmen) entfernt sich Torgo von der trauten Stelle. Margaret macht sich nachtfein und schält sich, zur Freude des fensterlnden Torgos, der seine Visage sabbernd gegen die Scheibe preßt, aus ihrem Kleid (und unsereins schickt dankbare Stoßseufzer zum Himmel, dass die Damenunterwäscheindustrie in den vergangenen vierzig Jahren doch deutliche Fortschritte gemacht hat). Als Margaret sich beobachtet fühlend umdreht, ist niemand zu sehen. Buaah. Gruselig. Mike läuft sinnlos durch die Nacht und wird brutal von Torgo (der sich sicherlich unauffällig und vor allem behende-geschwind anschleichen kann) mit einem Brett von hinten niedergeschlagen (Mike kippt um, dagegen ist ein Sack Kartoffeln gar nix. Ein Warmduscher vor dem Herrn). Torgo schleift ihn ein paar Meter zu einem Pfahl oder Baum oder Pfosten (fällt dem armen Torgo schwer genug. Wie auch die MST-Jungs anmerken, vielleicht hätte er mit seiner Attacke warten sollen, bis Mike näher an dem Pfahl ist) und bindet ihn dort fest. Verdammt, es könnte fast sein, dass in diesem Film doch noch etwas passieren könnte! Ich balanciere vor lauter Spannung schon auf der Sitzkante…

Und jetzt geht´s richtig ab hier – denn der Meister erhebt sich theatralisch und nimmt als ersten Staatsakt seinen Höllenhund an die Leine (der will vermutlich nach 3000 Jahren mal wieder Gassi gehen oder so). Der Meister starrt seinen Evil Stare TM frontal in die Kamera, und für die Kleingeister im Publikum, die tatsächlich nicht mitbekommen haben, wer der Kerl ist, blendet unser Genius am Regiepult auch noch mal das Gemälde ein. Ja, doch, ist der selbe. Gut, dass wir verglichen haben. Teenager im Jahre 1966 waren echt * langsam *. Denn wo unsereins in der Blüte seiner Jugend mittlerweile mindestens bei der dritten Zigarette danach wäre, ist unser fummelndes Teeniepärchen immer noch am Rumknutschen. Ebenso ersichtlich haben die Polypen in dieser Gegend nichts besseres zu tun, als des Nächtens alle Wüstenstraßen abzufahren und nach knutschenden Teeniepärchen Ausschau zu halten. Erneut kommt´s also im Cabrio nicht zum Erguß, sondern zum Anpfiff seitens der Ordnungsmacht. Die Teenies protestieren – sollen die Cops doch dem anderen Paar auf den Geist gehen, das vor zig Stunden hier vorbeigebrettert ist. Der dienstältere Cop wird nachdenklich… es weiß doch jeder, dass diese Straße nirgendwohin führt??? (Warum wurde sie dann gebaut? Abschreibungsobjekt? Im Straßenbauetat des Counties im letzten Jahr noch hundert Dollar gefunden, die ausgegeben werden mußten?) Der Meister indes latscht durch seinen komischen Tempel-of-sorts, breitet seine (wirklich tolle) Kutte (mit den riesigen stilisierten Händen. Ich lehn mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, das sind die „hands of fate“) aus und ruft seinen finsteren Gott Manos an, dessen unwürdiger Diener er sei und dessen Willen er herzlich gerne erfüllen werde. Erst mal weckt Herr Meister aber seine diversen Frauen. Hätte er sich vielleicht sparen sollen – jedenfalls wird mir mal wieder sonnenklar, warum Polygamie sich für Männer auf den ersten Blick toll anhört, aber in Wahrheit ein Scheißkonzept ist. Des Meisters halbes Dutzend Schnallen kümmert sich nämlich nicht etwa um das Wohlehergehen ihres Gebieters, sondern pflanzt sich rund um eine Fackel und ratscht und plappert munter vor sich hin (die paar Jahre in Trance müssen ja schließlich ausgiebig diskutiert werden). Da kann selbst der Meister sich nur noch genervt auf seinen Altar packen, die Augen rollen und geistig die Scheidungspapiere fertig machen (großes Tennis des betreffenden Schauspielers. Ganz großes Tennis). Die Mädels reden sich den Mund fusselig wegen der Logiergäste – dass da ein ausgewachsenes Weib und ein noch-zu-einem-solchen-werdendes dabei sind, dass man sie alle umbringen müsse, nein, aber doch nicht das Kind, das wäre doch ein Mädchen usw. usf. Ein Kaffeekränzchen Wilmersdorfer Witwen kann nicht redseliger sein. Dem Meister platzt der Kragen, er spricht ein Machtwort. Erstens Schnauze und zweitens muss auch das Kind sterben (boo-hiss!). Eine der Schnepfen ist allerdings renitent und wagt Widerworte. Der Meister kommandiert Stille und gibt an, sich jetzt persönlich um die Sachlage zu kümmern. Wer ist eigentlich an dem ganzen Schlamassel Schuld? Na klar, Torgo! Der Meister macht sich auf, Torgo die Leviten zu lesen und die Weiber nehmen ihre Klatsch- und Tratschrunde wieder auf (soviel zu seiner Autorität. Pantoffelheld).

Die Frauenbrigade des Meisters teilt sich in zwei Fraktionen – die eine Hälfte ist dafür, Margaret und Debbie zu killen, die andere strikt dagegen. Die Anti-Killer bezichtigen die Pro-Killer der Eifersucht, die Pro-Killer stehen auf dem Standpunkt, der Meister hätte schon genügend Weiber und könnte schon jetzt nicht mehr allen die notwendige Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Die blonde Wortführerin der Anti-Killer-Partei hält die Rivalinnen für durchgeknallt. Der Disput muss auf zivilisiert-feminine Weise gelöst werden – mit gespreizten Fingernägeln gehen die Damen aufeinander los. Catfight galore! (Oder „Nightgown Wrestling Championship“, wie die MSTies meinen.) Der Meister sucht Torgo in dessen Schlafstatt auf, wo der Caretaker in voller Montur (d.h. inklusive Latzhose, Hemd UND Hut) vor sich hin raztt. Der Meister stupft Torgo mit dessen Stock an (mit dem Anstupfen haben´s die hier), aber weil er ein fieser Meister ist, stupft er geradewegs in Torgos Familienjuwelen (what a fiend!). Mehre Minuten später hat sich Torgo umständlich in die Vertikale gebracht und ist aufnahmefähig. Was er zu hören bekommt, ist nicht gerade Lob und Preis, denn der Meister ist sauer – er weiß nämlich von Torgos Begehrlichkeiten, denn auch wenn der Meister selbst im Tiefschlaf dahinvegitiert, so können seine paralysierten Frauen doch alles hören (und demzufolge auch weitersagen), was Besucher wie Torgo leichtfertigerweise dort ausplaudern. Ungeschickterweise meint Torgo, mit seinem übellaunigen Boss verhandeln zu können und weist auf das aus seiner Sicht unfaire Arrangement hin, dass der Meister sechs Frauen habe und er gar keine (Torgo, wenn du die Frauen kennen würdest… du wärst DANKBAR!). Nix gibt´s, brummt der Meister, vielmehr müsse Torgo für seine Missetaten sterben, was der natürlich nicht gerade übermäßig enthusiastisch aufnimmt, sondern vielmehr seinem Chef vorhält, selbst versagt zu haben (au, au, au, Überlebensinstinkt mangelhaft). Der Meister stapft bedrohlich auf Torgo zu, der verkrampft an einer Wand kauert und sich niederstieren lässt. Als Torgo zu einem Häufchen Elend reduziert ist, stößt der Meister einen maniacal laugh (bzw. das, was er dafür hält) aus, breitet seine Kutte aus und rhabarbert irgendwelchen Manos-Schwurbel daher (man könnte jetzt annehmen, mit dem vom Umhang vor unseren Blicken verborgenen Torgo würde jetzt irgendwas grauseliges passieren, dass man uns aus budgetären Gründen leider nicht en detail zeigen kann, aber, Fehlanzeige, nicht mal DAS kann sich der Film leisten).

Was macht dieweil eigentlich unser Held Mike? Immer noch bewußtlos am Pfahl rumsitzen. Dort wird er von einer der diversen Frauen des Meisters, die sich an der immer noch in Gang befindlichen Gruppenbalgerei der restlichen Grazien nicht beteiligt, gefunden. Blick links, Blick rechts, kein Meister zu sehen, dann kann man das doch mal ausnutzen. Sie schmatzt ihm einen Kuss auf die Lippen, aber, naja, das mit dem „Aufwecken durch einen Kuss“ klappt wohl doch nur in schlechten Märchen. Mike zieht es vor, bewußtlos zu bleiben und ist in diesem Zustand nur eingeschränkt zu erotischen Reaktionen fähig. Das Weib fühlt sich zurückgesetzt und angeseuert und scheuert ihm eine (und der Kerl bleibt weiterhin bewußtlos. Meine Güte, der Kerl wird einmal von einem scheintoten Krüppel mit´nem Brett gestreichelt und ist stundenlang out cold? Verflucht, und ich hielt mich für verweichlicht). Wie schon gesagt, die anderen Frauen sind immer noch mit lustigen Gesellschaftsspielen wie sich gegenseitig die Gesichter in den Staub zu drücken beschäftigt. Eine Petze gibt´s aber immer (wenn mich nicht alles täuscht, die, die grade versucht hat, Mike zu becircen) und die petzt eben beim Meister. Torgo, entgegen unser aller Vermutung nicht wie versprochen tot, dackelt treudoof hinterher (wieso er aber sein Bündel geschnürt hat und mit dabei hat, kann er mir sicher auch nicht erklären). Margaret, die mit Debbie bislang friedlich gepennt hat, wird wach, bemerkt, dass ihr tapferer Männe fehlt und kreischt nach ihm. Der Meister stiert mal kurz durchs Fenster und Mike ist immer noch im La-La-Land und träumt von Satellitennavigationssystemen. Endlich kümmert sich der Meister um seine prügelnde Frauenschar, spricht ein Machtwort und befiehlt, die Albereien einzustellen, da doch Manos gedient werden müsse (und auch er ist ein Anhänger der Theorie, dass sich alles gewichtiger anhört, wenn man´s zweimal hintereinander sagt). Die Mädels quittieren den Ordnungsruf mit Gegackere und Gezwitschere (ich erwähnte es, Durchsetzungsvermögen ist des Meisters Sache nicht. Ich glaub, ich muss dem Mann mal ein paar SM-Clips aus dem Internet zukommen lassen). Okay, Ehre, wem sie nicht gebührt, der Meister kuckt die blonde Rädelsführerin des Frauenaufstands aus und lässt sie von seinen sonstigen Frauenzimmern an eine Säule fesseln, sie wird demnächst als Opfer dienen dürfen. Ist doch auch was. Aber vorher muss Torgo endlich seine versprochene Hinrichtung bekommen. Umständlich wird Torgo auf den Altar gefaltet. Begreiflicherweise will sich der Meister die Hände nicht persönlich schmutzig machen und feuert daher zwei seiner Gespielinnen an, den armen Krüppel zu killen. Und es ist ein wahrhaft garstiges Schicksal, das dem armen Torgo widerfährt, denn scheinbar soll er zu Tode gekitzelt werden. Zumindest bearbeiten die beiden ausgesuchten Killerinnen Torgo, der sein Glück wahrscheinlich kaum fassen kann, von zwei Frauen gleichzeitig begrabscht zu werden, mit den Fingern, fuddeln in seinem Gesicht rum und tun allerhand Dinge, die ich beim besten bösen Willen nicht mit irgendeiner mörderischen Aktivität verbinden kann. Margaret dieweil hockt immer noch in ihrem Zimmer, drückt Debbie die Luft ab und blökt nach Mike.

Und tatsächlich, Mike kommt endlich wieder zu sich, nach einer ungefähr achtstündigen Ohnmacht. Wieder bei Sinnen fällt es ihm nicht schwer, sich aus den halbherzig angelegten Fesseln zu befreien und irgendwohin zu wanken. Torgo wird weiter von den Mädels abgerubbelt. Mike hat das Haus erreicht und bumpert gegen Margarets Schlafgemachstür und begehrt unter Nennung seines Namens Einlaß, aber Margaret scheint sich mittlerweile ausgerechnet zu haben, dass sich hier eine günstige Gelegenheit bietet, den Vollidioten elegant abzuservieren und verweigert die Öffnung der Türe (neenee, so garstig ist Margaret natürlich nicht, die ist nur viel zu verängstigt, die arme Frau). Mit vollem Körpereinsatz (aber ja nicht zuviel, sonst könnte die Tür am Ende noch kaputt gehen und das Budget sprengen) bricht Mike die Tür auf. Torgo ist zwischenzeitlich wohl ins Nirvana gekitzelt, aber noch nicht tot, vielmehr führt ihn der Meister zu einer Fackel (was die ganze Rubbelei dann sollte, ist eine Frage, die ich dem Macher des Films lieber nicht stelle. Vielleicht war´s ja auch so eine „letzter Wunsch“-Geschichte) und hält eine Patschhand unseres Lieblingscaretakers in die offene Flamme. Im singulären Spezialeffekt des Films verwandelt sich die Pfote instantly in ein verbranntes Grillstück und fällt dem bisherigen Besitzer der Hand dabei wohl auch noch spontan ab. Jedenfalls hält der Meister die brennende Hand in der seinen, während Torgo mit einem ebenfalls brennenden Armstumpf in die Nacht verschwindet, um nie wieder gesehen zu werden (??? Ich habe den starken Verdacht, dass im Drehbuch stand, dass Torgo sich in Luft auflöst und sich hier der Darsteller nur pflichtschuldigst schleunigst aus dem Bild entfernte. Wegen solcher Lappalien machen wir doch keinen zweiten Take). Der Meister findet das hochgradig lustig und lacht sich ein Loch in die Soutane. Außerdem benutzt er das flambierte Handipatschi seines Ex-Hausmeisters gleich noch als Fackel, wedelt damit in der Gegend rum und staucht seine Weiber zusammen, dass die doch jetzt bitteschön die anderen (also Mike, Margaret und Debbie) zwecks Killerei holen möchten. Margaret sülzt dabei gerade Mike die Ohren voll, wie schrecklich doch alles sei (wobei sie streng genommen von all den wirklich erschreckenden Dingen ja nichts mitbekommen hat, weil sie in ihrem Zimmer hockte) und Mike stimmt zu, dass man nun doch schleunigst abhauen sollte.

Während die Blondine unter den Frauen auf den Altar verfrachtet wird, damit nun endlich geopfert werden kann, stapfen Mike und sein Anhang durch die finstere Wüste. Margaret, nicht nur wenig krisenfest und hysterieanfällig, sondern auch blöde Sumpfkuh und nicht in der Lage, unfallfrei einen Fuß vor den anderen zu setzen, knickt um. Selbstverständlich kann die dumme Nuss nicht mehr weiter laufen (hat sie sich ´nen Absatz gebrochen?) und heult: „Wäääh!“ (Also, Mädel, wenn ich mir schon einbilde, dass mir irgendwer ans Leben will, dann renn ich auch mit ´nem verstauchten Knöchel, und viel mehr kannst du dir gar nicht zugezogen haben, auch noch ein paar Meilen durch die Nacht). In einer ungeheuer suspensehaltigen Sequenz durchstreift der Meister das Haus auf der Suche nach seinen anderen Opfern (was das krasse Gegenteil von dem ist, was er vorhin angeordnet hat. Eigentlich sollten doch seine Frauen suchen, statt dessen sind die mit der Opferzeremonie von Blondie beschäftigt. Ich sag´s doch, Keule, die hören einfach nicht auf dich). Margaret heult weiter rum, nicht weiter zu können und Mike erschießt eine Stock-Footage-Schlange. Aus mir vollkommen unerfindlichen Gründen beschließt unser dynamisches Denkerduo Mike & Margaret, zum Haus zurückzukehren (dahin KANN Margaret wohl laufen, was? Der würd´ ich was erzählen, der Tussi).

Mikes Geballere auf die Schlange hat sich doch tatsächlich akustisch zu den immer noch die Wüste durchkämmenden Cops durchgeschlagen. Aber die beiden Bullen haben schon Recht – wenn jemand nachts ballert, ist es vielleicht nicht so schlau, tatsächlich nachzusehen, was da los ist, schließlich „sound travels far at night“ (echt? Weiter als bei Tag? Bitte eine wissenschaftliche Studie!), der Knall könnte glatt aus Mexiko gekommen sein. Um guten Willen zu zeigen, trauen sich die tapferen Polizisten im Schein ihrer Taschenlampen geschlagene zweieinhalb Meter von ihrem Auto weg, sind der Überzeugung, damit ihrer Bullenpflicht genüge getan zu haben und ziehen sich in den sicheren faradayschen Käfig ihrer Bullenschleuder zurück. Und ich dachte immer, wenigstens in Texas wären die Landpolypen motiviert… Unsere liebenswerte Familie ist inzwischen wieder im Haus angelangt, warum auch immer sie da wieder hinwollten, aber, haha, der Meister erwartet sie dort stechenden Blicks. Mike schießt probehalber auf den fiesen Fiesling, aber, das wundert uns auch nicht wirklich, mit zu vernachlässigendem, sprich überhaupt keinem, Erfolg. Der Meister stiert dämonisch in die Kamera… Dummdidumm, die lustige Soundtrackmusik spielt wieder auf. Ein Cabrio cruised über die Wüstenstraßen, drin sitzen, nein, nicht die nächste Familie, sondern zwei hübsche junge Damen (naja, so stand´s vermutlich im Script, aber man muss nehmen, wasm an kriegt), die die Abzweigung zur Valley Lodge nehmen. Und fahren. Und fahren. Und fahren. (Nein, ich bin in einer Zeitschleife gefangen). Und fahren. Sie fahren sogar wieder am knutschenden Pärchen, das immer noch keine witeren Fortschritte gemacht hat, vorbei. Und fahren. Und fahren. Und fahren (und Ihr braucht nicht glauben, dass sich dabei etwa noch Dialog abspielen würde. Nönönönönö). Und fahren. Bis sie irgendwann (endlich, es sind wieder mal zwanzig gefühlte Minuten) an des Meisters Heim angekommen. Vor der Tür steht der Caretaker – und Torgo isses nicht, sondern… (drumroll) Mike! (Whuaaa! Shock revelation!!!). Ein Schwenk in den „Tempel“ offenbart uns, dass dort unter den Meister-Ehegattinnen Neuzugänge zu verzeichnen sind, Margaret UND Debbie parken paralysiert an ihren jeweiligen Säulen (soviel wieder mal zum Durchsetzungsvermögen des Meisters, der das Kind doch eigentlich tot sehen wollte. Was´ne Pfeife). Zurück zur Tür, wo Mike die beiden Schnuckis langsam und deutlich anlabert: „I´m Mike. I take care of the place when the Master is away!“ Aaaaaaarghhhh!

„Manos The Hands of Fate“ wird erneut eingeblendet und die zartbesaiteteren Gemüter im Publikum erwägen mit schreckgeweiteten Augen, dass der Film vielleicht tatsächlich noch mal von vorn anfangen könnte, aber es kommt doch nur der Nachspann (uff), der mit einem heimtückischen „The End?“ abschließt… Und tschüss…

Analyse

Es war mir ja schon länger klar (und ja, ich hab auch Manos schon vor diesem Review gessehen), aber ich komme einmal mehr zu dem Schluß, dass der nächste, der mir erzählt, Plan 9 sei der schlechteste Film aller Zeiten und Ed Wood der schlechteste Regisseur aller Zeiten, von mir erstens heftig eine aufs Maul und zweitens diesen Film zwangsverabreicht bekommt. Wer Manos, bevorzugt in der nicht MSTifizierten Version, gesehen hat und dann allen Ernstes und im Vollbesitz seiner geistigen Kapazitäten (die dann allerdings nicht mehr besonders groß sein dürften, hehe) behauptet, Plan 9 oder jedes beliebige andere Erzeugnis von Eddie Wood wäre schlechter, tut mir leid, dem ist nicht mehr zu helfen, der muss weggesperrt und der Schlüssel weggeworfen werden. Nachdem ich nun über 25 Jahre bewußt Filme ansehe und einige tausend Streifen gesehen habe, bleibt mir nur ernüchtert festzustellen: schlimmer geht’s nimmer, Manos ist tatsächlich der mit Abstand (und zwar weitem Abstand) unerträglichste, handwerklich miserabelste, intellektbeleidigendste und niederschmetterndst gespielte „Film“, den ich je anzusehen das Vergnügen hatte.
Ja, ich schrob jetzt absichtlich „Vergnügen“, denn, wie gesagt, ich hab die MST3K-Fassung gesehen und die, dazu komme ich gaaaanz unten noch mal, zaubert mühelos aus dem schundigsten Abfallprodukt, das jemals ein Entwicklungslabor verlassen hat, einen Lachschlager allererster Kajüte.
Aber bevor wir uns damit befassen, wie man aus 75 Minuten konzentrierter Inkompetenz tatsächlich noch einen unterhaltsamen Film zimmert, ohne dabei das Negativ zu verbrennen (was, zugegeben, für jeden Filmfreund vermutlich die erste Option wäre), müssen wir doch so tun, als hätten wir die ursprüngliche und (das ist ja das Tragische) ernstgemeinte Version gesehen. Und mal ehrlich, was Hal Warren geraucht hat, als er dieses Drehbuch schrieb und es dann auch noch verfilmte, das muss ein ganz übles Kraut gewesen sein (Blumenkohl vielleicht. Kleiner Hans-Söllner-Insider). Es spricht ja prinzipiell nichts dagegen, und ich unterstütze das ja auch, wenn man mit wenig Geld versucht, einen Film, insbesondere einen „Horrorfilm“, zu drehen, aber sollte man nicht wenigstens den Anflug einer Idee haben, bevor man sich ans Werk macht (okay, das ist jetzt unfair. „Keine Ideen haben“ und „Filme machen“ schließt sich bis in die heutige Zeit hinein nicht aus)? Was auch immer Warren an Plot vorgeschwebt haben mag, es kann unmöglich ein abendfüllendes Drehbuch gegeben haben, denn ich konnte heute einmal meinen Schreibmaschinenfingern freien Lauf lassen und habe oben den Film praktisch komplett, inklusive aller wesentlichen Dialoge, wiedergegeben. Mehr findet in diesem Film nicht statt. Neun A4-Seiten, wenn ich das jetzt auf übliches Drehbuchformat aufdrösele, kann das ganze Script nicht länger als 20-25 Seiten gewesen sein. Jetzt halten wir uns die alte Faustregel „1 Seite Script – 1 Minute Film“ vor Augen und machen dann eine vorläufige Hochrechnung. Plot für 25 Minuten, aber 75 Minuten Laufzeit? Ugh. Agh. Arf. Selbst anspruchsloseste Gemüter müssen einräumen, dass eine ganze Menge Zeit totgeschlagen werden muss, um aus einer solchen Mikrogeschichte einen abendfüllenden Film zu quetschen. Es kann einfach nicht gehen, auch nicht, wenn man jede Szene auf das dreifache ihrer maximal erträglichen Laufzeit aufbläht (und das nicht etwa, indem man in die Szene mehr reinpackt, sondern man einfach die Dialoge wiederholen lässt, zwischen jedem Satz beinahe minutenlange Kunstpausen macht und viel Zeit mit sinnlosen Close-ups verplempert). Aber nichts, was Manos uns vorsetzt, kann es mit dem blanken Horror der endlosen Autofahrten (wegen der großen Beliebtheit am Schluß noch mal wiederholt) aufnehmen. Diese Montagen sind ungefähr so aufregend wie das bei Bahnfahrten immer wieder gern genommene „gelangweilt-aus-dem-Fenster-starren“ (und auch ungefähr das filmische Äquivalent dessen), mit dem Unterschied, dass die Wahrscheinlichkeit, beim aus-dem-Fenster-starren aus dem Zugabteil etwas interessantes zu erblicken, x-mal höher ist als in den entsprechenden Sequenzen dieses Films.
Wenn (nach gefühlten drei oder vier Stunden) endlich der Plot in die Puschen kommt, hat ein nicht Trash-gestähltes Publikum eh schon längst die Reißleine gezogen und sich in ein fröhliches Delirium (oder ein anderes Wohnzimmer, in dem bessere Filme gezeigt werden) zurückgezogen. Nicht, dass der Plot die Warterei wert wäre. Worum’s in dem Film eigentlich geht, ist mir selbst nach zweimaliger Ansicht immer noch nicht ganz klar. Okay, der Meister ist der Priester irgendeiner obskuren Gottheit namens Manos und Torgo (der in einer früheren Drehbuchfassung übrigens „Igor“ hieß, was eine ganz besondere Legendenschändung gewesen wäre) sein Diener. Aber was will der Meister eigentlich mit seinem Harem? Warum will er Debbie ursprünglich töten (und warum tut er’s am Ende dann doch nicht?) Nö, das muss man vermutlich nicht verstehen und es lohnt mit Sicherheit auch nicht, drüber nachzudenken (ein kleines Tidbit will ich aber doch noch mit euch teilen – es kommt im Film nicht rüber, aber laut Drehbuch ist Torgo ein Satyr. Macht für den Streifen selbst nicht den geringsten Unterschied, deutet aber zumindest an, dass ein Hauch einer wie-auch-immer-gearteten Mythologie ursächlich mal im Spiel war).
Manos möchte gern ein Horrorfilm sein. Darf ich mal kurz in hysterisches Gelächter ausbrechen? Ja? Danke. Ahuahauauahahauauagackergackeruaaah! Jetzt geht’s mir besser. Logisch, wir sprechen vom Jahr 1966, da wurde Horror noch anders definiert (andererseits gab’s schon Blood Feast und George Romero stand schon in den Startlöchern), aber selbst in den plüschigsten Hammer-Horror-Zeiten war es üblich, dass Horrorfilme zumindest versuchten, mit den mehr oder weniger bescheidenen Möglichkeiten der Technik und dem, was die Zensurbehörden zuließen, ihr Publikum zu erschrecken (von den 30er-Jahren-Universal-Horrorfilmen wollen wir mal gar nicht reden). Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wo und wie Manos versuchen würde, seinem Publikum Angst einzujagen (dass eine der Hauptfiguren alle fünf Minuten lang versichert, Angst zu haben, reicht da wohl noch nicht ganz aus). Was gibt’s an potentiellen Schreckmomenten? Den geplätteten Pudel. Boah. Der hätte selbst 1866 niemanden hinter’m Ofen vorgelockt. Torgos false scare, als er Mike mit seinem Stab antippt. Wahnsinn. Der vermeintlich tote Meister, der sich erhebt. Ich mach mich nass. Der Meister, wie er Torgos Hand abfackelt. Huaah. Das wär’s dann. Alles andere, was irgendwie nach Thrill oder Spannung anhört, ist allein schon vom Setup der Szenen so verbaselt, dass es nicht wirken würde, wenn die Scares selbst sitzen würden. Selbst 98jährige Omas mit Herzschrittmacher dürften bei zeitgenössischen Kinovorführungen völlig ruhig ihren Pfefferminztee genippt haben, ohne ins Schwitzen zu geraten.
Was bleibt, sind Elemente, die MST3K gar nicht mehr großartig zu veralbern brauchte, weil sie so offensichtlich unfreiwillig komisch sind, beginnend bei den Hauptfiguren Mike und Margaret und ihren jeweiligen, hüstel, Charakterisierungen. Mike ist ein so offenkundig hirnamputierter Idiot, dass ich mich ehrlich frage, warum Hal Warren die Rolle selbst übernommen hat, Margaret eine hysterische dumme Ziege. Weitere Elemente, über die man auch ohne Unterstützung der MSTies herzlich lachen kann: die selbstverständliche Arroganz, mit der Mike Torgo herumkommandiert, als wäre er hier zuhause, die Szene, in der die gerade aufgeweckten Frauen des Meisters herumplappern und der Meister selbst genervt daneben sitzt, Debbies Ausflug und die Reaktion ihrer Eltern und, um die Liste unvollständig, aber wenigstens überhaupt abzuschließen, natürlich Torgo himself. Mit Torgo steht und fällt der Film und Torgo ist schlicht und ergreifend ganz groß. Deswegen bekommt der weiter unten noch einen eigenen ganzen Absatz in der Schauspieler-Abteilung.
Handwerklich ist der Film ein echtes Fiasko, was aber hauptsächlich am kuriosen Equipment, wenn man das überhaupt so nennen mag, lag (die größte positive Überraschung ist tatsächlich, dass es sich wider Erwarten um einen Farbfilm handelt). Die Produktion hatte nämlich nur eine (in Worten: 1) Hand(!)-Kamera zur Verfügung, die nur dreißig Sekunden aufnehmen konnte! Der ganze Film ist also aus maximal dreißigsekündigen Einstellungen zusammengeschnipselt (insofern ist es schon wieder eine Kunst, unter diesen Umständen soviel überflüssige Zeittotschlägereien zu filmen). Das dürfte einzigartig in der Filmgeschichte sein. Gedreht wurde selbstverfreilich auch stumm und das ganze Drama dann von insgesamt drei (in Worten: 3) Personen (zwei Männlein, ein Weiblein) nachsynchronisiert. Coleman Francis hätt‘ noch was lernen können von Hal Warren…
Dass der Film kein Tempo hat, dürfte sich aus obigem Geschwurbel schon nachhaltig ergeben haben, spannend kann’s natürlich auch nicht sein. Horribel ist’s natürlich auch nicht, nicht nur, weil Hal Warren einen Scare nicht inszenieren könnte, wenn sein Laben davon abhinge, sondern auch wegen der beinahe kompletten Abwesenheit von Effekten, die deine nicht vorhandene Atmosphäre nicht gerade kompensieren, aber wenigstens darüber hinwegtäuschen könnten. Wie in der Inhaltsangabe ausgeführt, gibt’s genau EINEN einzigen Effekt und das ist die verbrannte Hand von Torgo. Die sieht ungefähr so realistisch aus wie die Chancen von Osama Bin Laden für den Friedensnobelpreis (man muss wirklich eine Weile überlegen, was das Ding überhaupt darstellen soll). Der Rest des Films ist ein „Gruselfilm“ ohne Grusel (und auch mit verdammt wenig Film, wenn wir schon bösartig sein wollen).
Kein Wunder also, dass Hal Warren nie wieder etwas filmisches auf die Beine stellen konnte, obwohl er seinem Kameramann Robert Guidry offenbar noch ein zweites Script vorschlug. Guidry lehnte aber dankend ab… Weiteres kleine Tidbit zum „Regisseur“ – als seine Schauspieler ihn während des Drehs auf die offensichtliche Schlechtigkeit des Films ansprachen, behauptete Warren, die technischen Mankos würden in der Post-Produktion durch „Hollywood Movie Magic“ (TM, zweifellos) korrigiert. Tja, äh, najaaaaaa… Und nur kurz sei noch mal darauf hingewiesen, dass der Soundtrack eine Ohrenfolter ersten Ranges darstellt, und das, obwohl er sich eines ganzen Batzen „original songs“ (nehme ich zumindest an) bedient. So gesehen würde mich eine Soundtrack-CD fast doch reizen…
Zu den Schauspielern – wie schon erwähnt begingen insgesamt vier Darsteller relativ kurz nach der Fertigstellung dieses Films Selbstmord: John Reynolds (Torgo), Diane Mahree (Margaret), Sherry Proctor (eine der Frauen des Meisters) und Joyce Molleur (das knutschende Mädchen; Molleur sabotierte die Produktion übrigens schon im Vorfeld, indem sie sich ein Bein brach und ihre ursprünglich vorgesehen Rolle nicht spielen konnte. Warren schrieb dann die Knutschszenen ins Script, um sie zu beschäftigen). Man will ja nicht bösartig sein und kausale Zusammenhänge herstellen – es wäre üble Spekulation, würde man behaupten, das Fiasko des Films hätte die vier Menschen zum Suizid getrieben (aber andererseits – wer öffentlich, und es ist davon auszugehen, dass in El Paso seinerzeit jeder jeden kannte und speziell jeder jeden kannte, der an diesem Film mitwirkte, so gedemütigt wurde, der ist womöglich verzweifelt genug). Und ich kann die Damen und Herren (mit einer Ausnahme) noch nicht mal in Schutz nehmen – sie spielen halt auch einfach verteufelt schlecht, aber das trifft genauso auf diejenigen Akteure zu, die nicht Harakiri begingen, und an allererster Stelle auf Hal Warren (bei dem wirklich die Frage offen bleibt, in welcher Disziplin er letztlich am schlechtesten war: Schreiben, Regie, Schauspiel. Nimmt sich alles nicht viel; aber dafür gönnte er sich dem Vernehmen nach am Dreh reichlich Allüren). Entschuldigt ist nur Jackey Neyman, die die kleine Debbie spielt und vermutlich wirklich nicht wußte, was sie tat. Jackey ist übrigens die real-life-Tochter des „Meisters“ Tom Neyman (der kann immerhin mächtig evil staren und hat sowohl Reynolds bei der Fabrikation der Torgo-Knin geholfen als auch das Selbstportrait des Meisters beigesteuert, ist ansonsten ungefähr so dämonisch wie das HB-Männchen, aber weniger aktiv), der auch noch seinen Familienwuffwuff für die Produktion einspannte.
Gesonderte Erwähnung finden muss allerdings John Reynolds als Torgo. Torgo rockt. Wie John Reynolds mit seinen überdimensonalen (und von ihm selbst entworfenen, da war einer schwer enthusiastisch) Knien durch die Gegend wankt, zuckt und stammelt, das muss man zweifellos mal gesehen haben. Ich würde „long live Torgo“ schreiben, wenn Reynolds nicht im Selbstmörderclub des Films zu finden wäre (wenn ich mich recht an einen größeren Artikel, den ich über Manos gelesen habe, erinnere, soll er aber eh schon depressiv gewesen sein. Der Film hat sicher nicht geholfen).
Wenn man jetzt also zusammenfaselnd resümmieren möchte, wird man feststellen, dass ‚Manos‘ The Hands of Fate (welche Hände, welches Schicksal?) ohne Übertreibung der furchtbarste Stinker ist, denn ein Möchtegern-Filmemacher jemals auf ein unschuldiges und unvorbereitetes Publikum losgelassen hat. In seiner unbearbeiteten Fassung kann man damit selbst Trashologen, die sich durch Ed Woods komplettes Ouevre gekämpft haben, einen Joseph-Lai-Film locker auf einer Backe absitzen und deutsche Musiklustspiele mit Roy Black ohne schwerwiegende geistige Folgeschäden ertragen, mühelos in eine daumenlutschende Fötusstellung (und anschließende Sicherheitsverwahrung in einer Gummizelle) treiben. Klar hat auch die unMSTifizierte Fassung eines an unfreiwilliger Komik zu bieten, aber der Film ist nun mal un-er-träg-lich lang-wei-lig, auf einer Gag-Skala steht der Film ungefähr auf einer Ebene mit einer typischen Verstehen Sie Spaß-Moderation von Cherno Jobatey und ist daher nur allerhärtesten Zuschauern, sozusagen den Rüdiger Nehbergs unter den Trash-Freunden, anzuraten.
Mit der selbstlosen Unterstützung von Joel, den Robotern und den Gagschreibern von Mystery Science Theatre 3000 sieht das allerdings ganz anders aus. Die gestalten Manos zu einem Gag-Feuerwerk um, das sich in der Lacherfrequenz mit besten Zucker-Abrams-Zucker-Klamotten messen kann. Wie bei allen MST3K-Episoden haben wir Europäer den strategischen Nachteil, dass wir nicht alle Anspielungen kapieren (einiges ist doch sehr spezifisch US-amerikanisch), aber 90 % funktionierende Jokes sind auch nicht schlecht. Und gerade bei Manos sind die Kommentare mal wieder so, verzeihung, furztrocken, dass ich auch beim wiederholten Ansehen vor Lachen schier aus den Latschen kippe (und wer das MST3K-Konzept ernsthaft noch nicht kennt: es ist eigentlich das, was wir im Kino alle hassen würden – drei Gestalten sehen sich den Film an – und sind dabei ständig als Silhoutten im Bild – und geben eben lautstark ihre dummen Kommentare zum auf der Leinwand Gezeigten ab). Filmpuristen werden sich natürlich heulend abwenden – nicht nur, dass man in der MSTie-Version nicht mal das ganze Bild sieht, weil am unteren Bildrand eben die Silhoutten der Kommentatoren eingeblendet sind, nein, die MSTies trauen sich sogar, die Dialoge des Films zu übertönen. Wer nur den Film „pur“ genießen will, für den ist MST3K nichts. Wie mittlerweile doch ein ganzer Stapel MST3K-Folgen ist die Manos-Folge mittlerweile als DVD erhältlich (auch als Einzel-Disc, es gibt ja auch Box-Sets), wobei wie bei leider inzwischen den meisten DVD-Releases der Serie die uneditierte Version nicht auf der Flipside mitgeliefert wird. Aber, auch darauf habe ich bereits hingewiesen, inzwischen ist auch eine Budget-DVD mit der „Blanko“-Fassung des Films von einer Klitsche namens „Gotham Video“ erschienen. Wer also dringend einen Rausschmeißer für seine Partys braucht, Feinde hat, die er speziell zu quälen beabsichtigt, seine masochistische Ader vor eine völlig neue Herausforderung will oder das Teil einfach als companion piece zu seiner MST3K-DVD ins Regal stellen wird, wird fündig (zur Qualität dieser DVD kann ich nichts sagen, weil ich die eben nur die MST-Fassung gesehen habe und die präsentiert den „Hauptfilm“ in einer grottigen Qualität, wie sie dem Gebotenen eben angemessen ist).
Fazit: ‚Manos‘ The Hands of Fate dürfte konkurrenzlos auf dem Gebiet des Low-Budget-Möchtegern-Horror-Trash sein. Jeder Versuch, absichtlich einen schlechteren Film als diesen zu produzieren, ist zum Scheitern verurteilt (außer, man lässt vielleicht ein Triumvirat aus Krekel, Schnaas und ein paar anderen deutschen Splatterfilmern Eurer Wahl ran). In der MST-Fassung allerdings wird der Streifen zu einem unverzichtbaren Sammlerstück und wenn man nur eine einzige Episode von MST3K sehen will oder kann, dann MUSS es diese sein. Ausnahmsweise daher unten zwei Bier-Wertungen, einmal ohne MST3K, einmal mit…

Hinweis: Die unten stehende Bier-Wertung bezieht sich auf die MST3K-Version. Die Bier-Skala für die pure, unverarschte Version liegt bei 3.


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 9


mm
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