Mama Dracula

 
  • Deutscher Titel: Mama Dracula
  • Original-Titel: Mama Dracula
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  • Regie: Boris Szulzinger
  • Land: Frankreich/Belgien
  • Jahr: 1980
  • Darsteller:

    Louise Fletcher (Gräfin Dracula), Maria Schneider (Nancy Hawaii), Marc-Henri Wajnberg (Vladimir), Alexander Wajnberg (Ladislas), Jimmy Shuman (Prof. van Bloed), Jess Hahn (Inspektor), Michel Israel (Rosa), Suzy Falk (Die Nanny/Gram Stoker), Vincent Grass (Der Verlobte), Marie-Francoise Manuel (Virginie), José Gral (Wirt), William del Visco (Psychiater)


Vorwort

Der etwas trottelige (und erstaunlich jungsche) Professor van Bloed (sic) forscht in Amerika vor sich hin und versucht, synthetisches Blut herzustellen. Positiv überrascht nimmt er die Einladung zu einem „Weltblutkongreß“ an, auch wenn die von Gräfin Dracula ausgestellt ist und den Professor nach Transsylvanien lotst. Nach beschwerlicher Anreise wird van Bloed von der Gräfin und ihren zwei reißzahnbewehrten Söhnen Vladimir und Ladislas empfangen, die dem verblüfften Professor einräumen, dass er spezieller und einziger Gast des Kongresses ist. Die Gräfin ist nämlich Jahrhunderte alt und muss ihre ewige Schönheit durch regelmäßige Bäder in Jungfrauenblut erneuern und in aufgeklärten und modernen Zeiten wie diesen ist dieser Stoff knapp, weswegen die Gräfin (die im Gegensatz zu ihren Söhnen übrigens *kein* Vampir ist) auf des Professors hoffentlich bald erfolgreiche Formel zur Herstellung künstlichen Lebenssafts verständlicherweise scharf ist. Für eine lumpige Million lässt sich van Bloed auch gerne einspannen (er selbst hätte sogar nur 10.000 verlangt).
Während der Professor in den Gewölben des Draculinschen Schlosses vor sich hin forscht, müssen Vladimir und Ladislaus ihrer Mama einstweilen noch auf herkömmlichem Wege Jungfrauen zuführen – es trifft sich, dass die Juniorvampire begabte Modeschöpfer sind und in der nächsten Stadt ein gut gehendes Damenbekleidungshaus betreiben, so dass der Nachschub einstweilen noch rollt. Allerdings ist dem wachsamen Auge des Gesetzes der Jungfrauenschwund nicht entgangen – der ermittelnden Inspektor ist zwar felsenfest davon überzeugt, dass die von und zu Draculas damit nicht das geringste zu tun haben, seine hübsche Assistentin Nancy allerdings ist da ganz anderer Ansicht. Da das Mädel nebenher noch Theater spielt und den Gig aufgerissen hat, zur Gräfin Geburtstag im Schloß zu spielen, kann sie der Sache bald höchstpersönlich auf den Grund gehen. Doch die Dracula ist auf Zack und hat für sie ganz spezielle Pläne – sie wird gefangen und eingesperrt – und Professor van Bloed, dessen Arbeiten nicht gerade phantastische Fortschritte machen (da das echte Jungfrauenblut, das er für seine Forschungen benötigt, seiner bescheidenen Ansicht nach von der Vampirsippe verschwendet wird), verliebt sich sofort unsterblich in die Holde.
Dieweil plant die Gräfin zur allgemeinen Imageaufbesserung eine öffentliche Modenschau in ihrem Schloß, zu dem auch die abergläubischen Dörfler eingeladen sind. Die bewaffnen sich prompt mit Fackeln und Mistforken, müssen sich jedoch hintanstellen, weil eine frisch gegründete Selbsthilfegruppe von jungen Gentlemännern, die ihrer Verlobten verlustig gegangen sind, ebenfalls zwecks Protestkundgebung das Schloss zu stürmen beabsichtigt.


Inhalt

Abt. Filme, die die Welt nicht kennt und deswegen, Luft holen und auswendig mitsprechen, in Ramschboxen wie Mill Creeks „Drive-In Movie Classics“ verhökert werden… Unser heutiges stolzes Werk ist eine franko-belgische Ko-Produktion, produziert und dirigiert von einem gewissen Boris Szulzinger, der dem trauten Kinopublikum ein paar Jahre früher schon mit „Tarzoon, Schande des Dschungels“, einer Zeichentrick-Parodie „für Erwachsene“ – realisiert in Zusammenarbeit mit dem belgischen Cartoon-Schmutzfinken Picha („Der große Knall“) und zumindest in der englischsprachigen Fassung mit dem Gimmick, dass die Titelrolle von Johnny Weissmuller jr. gesprochen wurde, auf den Keks gegangen war. Trotz der Verpflichtung zweier noch zu würdigender mehr oder weniger etablierter echter Filmstars sollte „Mama Dracula“ aber wohl auch und hauptsächlich ein Vehikel für die „Wajnberg Brothers“ sein, ein (belgisches) Duo von Supernasen, die man wohl zu einem neuen Comedy-Team aufbauen wollte (und dabei wohl primär an die Marx Brothers dachte. Man frage nach bei den Hudson Brothers und Ein Sprung in der Schüssel, wie toll solche Ideen sind).

Abgesehen von der Grundsatzfrage, ob man die Herren Wajnberg komisch findet oder nicht (meine Ansicht steht an gewohnter Stelle), kann man dem Film bzw. seinem Drehbuch, erdacht von Marc-Henri Wajnberg, Pierre Streckx und Szulzinger, einen Vorwurf nicht machen – dass keine Ideen drin stecken. Einfälle hat der Streifen, falls ich das tatsächlich noch nicht explizit ausgesprochen habe, eine gewollte Komödie, in Hülle und Fülle, in allen Qualitätsstufen von „meh“ über „pfiffig“ bis hin zu „oh mein Gott, was haben die geraucht?“, wobei allerdings auch Wajnberg & Co. in die Falle tappen, dass ein Sammelsurium schräger Ideen noch nicht automatisch einen unterhaltsamen und lustigen Film ergeben. Hauptproblem – „Mama Dracula“ hat nicht wirklich einen Plot… da wir mit Professor van Bloed einsteigen, könnten wir leichtsinnigerweise annehmen, dass der Film sich hauptsächlich um seine hoffentlich hilariösen Bemühungen, künstliches Blut herzustellen, drehen würde, aber nach gut 20 Minuten (die man, wenn man so will, sogar als einigermaßen, hüstelhüstel, „werkgetreues“ re-imagening von Stokers Roman – man ersetze Harker durch van Bloed und die Vampirbräute durch die Dracula-Söhne – sehen kann), schlägt der Film mindestens eine 90-Grad-Kurve und stellt plötzlich Vladimir, Ladislas und ihre Bemühungen, via Klamottenshop (clever „Vamp“ betitelt) verwertbare Jungfrauen aufzutreiben, in den Mittelpunkt, irgendwann stellt sich plötzlich das Ermittlungsteam Inspektor/Nancy vor und tut so, als würde es im Falle der verschwundenen Mädels ermitteln, dann sind wir auf einmal in einer Liebesgeschichte Nancy/van Bloed, ehe sich am Schluss alles buchstäblich in Wohlgefallen auflöst (es ist einer der seltenen Sorte Genre-Filme, der praktisch *alle* Charaktere, auch die nominell „Bösen“ in ein Bilderbuch-Happy-End entlässt). Gräfin Dracula basiert selbstverständlich auf der blutigen Gräfin Bathory, die angeblich im echten Leben den Jungfrauenblutbadetick gehabt haben soll (da ist mir Kleopatra mit der Eselsmilch doch etwas lieber), das Umtaufen kann ich dem Streifen, schon allein aufgrund des Grundgedankens, nicht ernst gemeint zu sein, noch verzeihen (und außerdem: „Mama Bathory“… das hätte als Titel ja wirklich keine alte Sau hinter dem sprichwörtlichen Ofen vorgelockt).

Na gut, dann versuchen wir halt spaßeshalber, den Film als Nummernrevue lustig zu finden, wenn schon die Story nicht wirklich ‚was taugt. Leider sind die Autoren (plus Tony Hendra, der die englischen Dialoge werkelte und eigentlich wissen müsste, was komisch ist, produzierte er doch in den 80ern die kultische Puppen-Satire-Show „Spitting Image“) zwar wie gesagt durchaus einfallsreich, aber nur selten in der Lage, einen Gag, der ihnen vor die Füße läuft, gewinnbringend auszuschlachten. Ideen gibt’s genug, von transsexuellen Vampirdienstboten, maschinelle Jungfrauen-Verarbeitung, die Tatsache, dass die Vampire auf alles, was traditionell gegen sie wirkt, mit einem müden Lächeln reagieren (Vladimir beißt demonstrativ genüsslich in eine Knoblauchzwiebel), tumbes Bauernvolk in Sichtweite einer Stadt, dass krampfhaft versucht, die letzte verbliebene Dorfjungfrau irgendwie ihrer Unschuld verlustig gehen zu lassen, der Nod in Richtung Bram Stoker mit van Bloeds Kindermädchen „Gram Stoker“, ein regelrecht elaborates Blutbad-Set, den wirklich grandiosen Einfall, dass die Verlobten der Verschwundenen eine Selbsthilfe-Gruppe namens „Fiancés Lib“ gründen und mit einem gecharteten Bus zum Dracula-Schloss fahren, um dort Stunk zu machen, bis hin zur Freiheitsstatue, der per Zeichentrick Vampirzähne aufgemalt werden etc. pp. Nur wenig davon wird aber wirklich gut ausgearbeitet, oft scheinen die Autoren der Ansicht nachzuhängen, dass es einfach reichen muss, uns irgendeine vermeintlich witzige Idee vorzusetzen und wir jetzt gefälligst lachen sollen, ohne dass der Film etwas speziell lustiges damit anfängt.
Besonders wenn die Wajnberg-Brüder (jetzt greife ich mir doch vor) übelst chargieren (in einer nicht enden wollenden Sequenz zu Beginn spielen sie „Fledermaus“, was so aussieht, dass die beiden mit ihren offiziellen Dracula-Capes durch einen verrumpelten Dachboden turnen und Grimassen schneiden) oder krampfhaft etwas nachspielen, was wir anderswo schon witziger gesehen haben (wenn sie in ihrer Rolle als „Zwillinge“ quasi die berühmte Spiegel-Szene aus „Die Marx Brothers im Krieg“ beinahe 1:1 nachspielen). Manchmal ruiniert schlicht elementare Logik einen potentiell brauchbaren Lacher (z.B. eine mir immer noch rätselhafte Szene: die Vampire haben eine angeblich „fette“ Jungfrau ins Schloss und in die Jungfrauen-Auspreß-Maschine gestopft, aufgrund ihrer „Leibesfülle“ – bzw. ihrer dicken Möpse – bleibt die Gute aber in der Maschinerie hängen. Nach einigen Versuchen, das Problem zu lösen, geben die Vampire auf und heizen mit ihrer Beiwagenmaschine zurück in die Stadt zu ihrem Laden, wo sie dem Inspektor vor dem Schaufenster ihres Shops begegnen, IN DEM DIE DICKE FRAU MIT IHREM ZERRISSENEN KLEID UM HILFE KREISCHT!. Äh? Wie bitte?).

Also plätschert das Filmchen selten offen langweilig, aber seltenst involvierend vor sich hin und wartet darauf, dass der Zuschauer irgendwann mal lacht oder wenigstens dezent schmunzelt. Mir gelang das im Filmverlauf immerhin genau zweimal (neben einer Slapstick-Sequenz, in der van Bloed versucht, von Rosa, dem transsexuellen Dienstboten, unbemerkt in Nancys Gefängnis zu gelangen, machte mich folgende Szene lachen: der modus operandi der Vampire in ihrem Laden ist, dass sie die ausgekuckten Opfer in eine Umkleidekabine hasseln, einer der Brüder dem mittlerweile hoffentlich ausgezogenen Mädel per Vampir-Buhmann-Pose einen derartigen Schrecken einjagt, dass sie ohnmächtig umfällt, und das direkt in die Arme des durch eine Geheimtür beherzt zugreifenden anderen Bruders. Als nun van Bloed mehr Nachschub verlangt, legen die Vampirbrüder ein paar Sonderschichten ein, was dazu führt, dass in einer kurzen Montage so ungefähr zehn Girls hintereinander derart „verarztet“ werden – am Schluss der Montage ist den Vampiren SO langweilig, dass sie sich damit begnügen, anstatt einer dramatischen Pose nur noch einen Mundwinkel hochzuziehen und einen Reißzahn blitzen zu lassen. Schlagt mich, ich fand’s erheiternd) – und einmal überraschte mich der Streifen mit einer Idee, von der ich bis jetzt noch nicht sicher bin, ob ich sie für grandios, geschmacklos oder beides halten soll (innerhalb der erwähnten Montage verirrt sich ein vielleicht zwölfjähriges Mädel in die finsteren Räume hinter der Umkleidekabine. Einer der Vampire versucht sie zu erschrecken, worauf das Girlie ihr Röckchen lüpft und ihr ihren mit einem Kruzifix verzierten Schlüpfer zeigt – natürlich ohne Erfolg, also dreht sie sich um und zeigt ihm ihre Slip-Rückseite, auf der ein Davidsstern abgebildet ist. Panische Zuckungen beim Vampir! [und ja, ich weiß, es gab schon einen jüdischen Vampir in „Tanz der Vampire“]).
Mangels einer durchgängigen Handlung ist der Film tempomäßig abhängig von der Qualität seiner diversen Skits, wobei manche davon heftigst zur Betätigung der Vorspultaste (oder dem Gang zum Kühlschrank) anregen (z.B. der ausgesprochen langatmige Theater-„Auftritt“ Nancys vor Lady Dracula). Szulzinger ist nicht wirklich in der Lage, dem Film eine gewisse Handschrift zu verleihen, er beschränkt sich größtenteils auf schlichte Abfilmerei und darauf, den Wajnberg-Brüdern ausreichend Platz für ihre drolligen Eskapaden zu bieten. Ein wenig Mühe scheint er sich nur zu geben, wenn es darum geht, Top-Star Louise Fletcher attraktiv in Szene zu setzen (Maria Schneider ist ihm die Mühe nicht wert).

Der betriebene Aufwand ist überschaubar – die Sets und Locations sind anständig ausgestattet, aber auch nicht mehr, die Kostüme nicht schlecht, die unbezeichnete Stadt scheint von Brüssel gemimt zu werden, dafür verzichtet Szulzinger aber konsequent auf irgendwelche Action und/oder Effekte. Würde nicht die gerade angesprochene Montage innerhalb von zwei Minuten so ein schlappes Dutzend Paar Brüste auf die Leinwand zaubern, ich würde den Streifen klaglos mit einer FSK 12 durchwinken (da’s der Film bislang trotz der vernachlässigbaren Entfernung von Belgien nach hier aber nicht offiziell in den deutschen Sprachraum geschafft hat und ich auch nicht wüsste, welcher Publisher Interesse daran haben sollte, das nachzuholen, bleibt das ein hypothetischer Gedanke). Ein paar Blutstropfen (nicht mal ein echtes „Blutbad“ wird uns gegönnt), ein paar Vampirzähne aus’m Scherzartikelladen, das ist es schon…

Zum Ensemble – nehmen wir uns erst mal die Wajnberg-Brüder vor, die mit einem gemeinsamen „introducing“-Credit ausgestattet werden. Sie sind zu 98 % nicht lustig. D.h. sie sind lustig, wenn man Augenrollen, Grimassieren, hysterisches Herumhüpfen und große Nasen für den Gipfel der humoresken Kunst hält. Es ist auffällig, dass gerade die Szenen, in denen die Wajnbergs mal nicht im 130-Prozent-Overdrive-Modus amtieren, sondern sich zurückhalten und es mit eher subtilen Mitteln versuchen, die effektivsten und im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten komischten Szenen sind. Wirklich lustig ist eigentlich nur, dass trotz dieses krampfhaften Versuchs, die beiden Chargen zu Stars aufzubauen, es bei diesem einen Versuch blieb – beide Brüder blieben zwar im Geschäft, aber sie spielten nie mehr miteinander (zusammen schreiben sie den dem Vernehmen nach recht guten Jazz-Film „Just Friends“). Sehen wir’s positiv – die Beiden realisierten offensichtlich, dass ihre Talente nicht darin liegen, andere Leute zum Lachen zu bringen.

Wie so oft stört das Mißverhältnis von „gebillte Stars“ und „tatsächlich im Mittelpunkt stehende Darsteller“. Louise Fletcher, immerhin gerade mal fünf Jahre zuvor für ihre Leistung in „Einer flog über das Kuckucksnest“ vollkommen zurecht mit dem Oscar bedacht, scheint als Titelfigur „Mama Dracula“ eher ein „afterthought“ zu sein, wirklich denkwürdige Szenen hat sie nicht zu spielen, vor allen Dingen praktisch keine lustigen – ganz im Gegenteil, Fletcher, die man auch als Inkarnation des Oscar-Karriereknicks sehen kann, spielt mit stoischer Ernsthaftigkeit gegen ihre wüst chargierenden Co-Stars an, als gelte es, noch eine zweite Goldstatuette abzuräumen – ein „straight face“ in einem durchgeknallten Comedy-Film mag ab und an eine gute Idee sein, aber da der Film nun mal nicht wirklich so lustig ist, wie er meint, fällt es um so mehr auf, wie deplaziert ihre an und für sich gute Performance ist (aber immerhin, bei Szulzinger und seinem Kameramann darf sie sich dafür bedanken, wirklich mal als schöne Frau in Szene gesetzt worden zu sein. Passierte ihr m.E. auch nicht so oft).

Beinahe noch tragischer ist der Fall Maria Schneider – 1972 mit freizügiger Darstellung neben, auf und unter Marlon Brando in Bertoluccis „Der letzte Tango in Paris“ zu skandalträchtigem Weltruhm gekommen, versank ihre Karriere umgehend wieder in Obskurität und Bedeutungslosigkeit, zwar durchgängig beschäftigt, aber nur zu besonderen Glücksfällen in werthaltigen Werken. Ich habe selten eine Darstellerin (oder einen Darsteller) gesehen, dem man so klar und deutlich vom Gesicht ablesen konnte, dass ihr auf Anhieb 5000 Plätze auf dem gleichen Längengrad einfallen würden, an denen sie gerade lieber wäre als am Set. Ich sag’s immer wieder – auf eine Rolle keinen Bock haben, das ist okay und verständlich, aber man sollte es dem Zuschauer, der idealerweise wegen der Mitwirkung des Akteurs Geld ausgegeben hat, um den Film zu sehen, nicht mit dieser Gewalt über den Schädel planieren. Das ist schlechter Stil.

Jimmy Shuman, der zuletzt als voice-actor für Computerspiele wie „Alone in the Dark: The New Nightmare“ tätig war, ist als Professor van Bloed ebenso wie die Wajnbers ein chargierendes Nervenbündel, der wehmütig an ungenießbare Jerry-Lewis-Vehikel wie „Slapstick“ denken lässt. Der amerikanische Veteran Jess Hahn („Höllenjagd auf heiße Ware“, „Die Killer lassen bitten“, Herrscher einer versunkenen Welt) verschleißt sich in der nicht wirklich lustigen Rolle des Inspektors (und seine Catchphrase „Sabotage!“, aus unerfindlichen Gründen mit französischem Akzent vorgetragen, ist auch nicht mal halb so spaßig wie die Autoren sich das wohl dachten). Eingeschränkt komisch ist zumindest Michel Israel (der 1998 den „Zug des Lebens“ mitproduzierte) als transsexueller Diener Rosa.

Bildqualität: Mill Creek hat zumindest mal einen sauberen Print aufgetrieben, natürlich in beschnittenem 4:3-Vollbild, aber immerhin ziemlich frei von Verschmutzungen und Defekten. Als Ausgleich dafür ist der Transfer aber milchig, unscharf und von selbst für die Handelsklasse Ramschboxen, mit der wir es hier zu tun haben, unzumutbaren Nachziehern gekennzeichnet. Wird ziemlich anstrengend auf Dauer…

Tonqualität: Geht so, was den englischen Mono-Ton angeht. Leichtes Grundrauschen, eher dumpfer Dialogton, aber noch im grünen Bereich, was Verständlichkeit angeht. Die Dolby-Anlage sollte man damit aber tunlichst nicht ärgern.

Extras: –

Fazit: „Mama Dracula“ ist mal wieder so ein Fall, bei dem die einzelnen Drehbucheinfälle in der Planungsphase vermutlich besser waren als das fertiggestellte Gesamtprodukt. Szulzingers Werk geht mir trotz der fast unerträglich herumtobenden Wajnbergs nicht exzessiv auf die Nerven (was ich eingedenk „Tarzoon“ befürchtet hatte), allein die Fülle der seltsamen Ideen hält mich bei Laune, aber es ist schmerzlich klar, dass man aus „Mama Dracula“ wenn schon keinen Klassiker des komödiantischen Horrorfilms bzw. der horriblen Komödie a la „Tanz der Vampire“, dann zumindest einen deutlich witzigeren Film hätte machen können (man hätte halt nicht nur einfach 50 potentielle Lacher an die Wand klatschen sollen und hoffen, dass davon vielleicht 10 kleben bleiben, sondern die zehn besten einfach ausarbeiten). Die Wajnbergs zurückgenommener (wenn man sie schon unbedingt dabei haben wollte), dafür die sight- und Dialoggags besser und damit besser kontrastierend zu Fletchers no-nonsense-Vorstellung, bessere bzw. motiviertere Darsteller für die van-Bloed- bzw. Nancy-Rolle, und der Streifen könnte ein spaßiger Zeitvertreib für zwischendurch sein. So aber bleibt wieder nur das Fazit: auf halbem Weg zum passablen Film triumphal gescheitert. Fans des generell eher Abseitigen können mal einen Blick drauf werfen, und wer weiß, vielleicht gibt’s in diesem Universum ja wirklich eine Lebensform, die die Wajnbergs für grandiose Comedians hält (aber die finden dann wahrscheinlich auch Pauly Shore lustig und sollten allein deswegen ausgerottet werde, ähem).

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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