Magnificent 7 Kung Fu Kids

 
  • Deutscher Titel: Magnificent 7 Kung Fu Kids
  • Original-Titel: Lucky Seven 2
  • Alternative Titel: Lucky Kids - Lucky Seven 2 |
  • Regie: Chen-Kuo Chao
  • Land: Taiwan
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Phillip Ko, Yukari Oshima, Ti Lu, Ching Feng Chiang, Ying Hung Chiu, Chung-Yu Huang, Chang An Li, Chung-Yi Li, Chie-Wen Lin, Wei-lan Miao, Hung-Wen Ting, Chung-Chiu Tsai, Fan Wu


Vorwort

In Hongkong ist mal wieder der kriminelle Teufel los. Eine gar garstige Gang gewaltbereiter Ganoven entführt reihenweise die Kinder reicher Schnösel, um exorbitante Lösegelder zu erpressen. Die Polizei hat leider keinen Supercop zur Verfügung und nicht eine singuläre Idee, wie man den Kidnappern auf die Schliche kommen und ihnen das Handwerk legen kann. Oder vielleicht doch? Der alte Knabe, der kurz vor der Rente steht und eigentlich nur noch den aktiven Diensthabenden den Tee serviert, hätte da doch einen Einfall – wäre es angesichts des Beuteschemas der Miesepeter nicht zweckdienlich, eine Spezialeinheit aus Kindern aufzustellen, die mit den Übeltätern Schlitten fahren soll?

Natürlich ist das die dümmste Idee seit Erfindung der organisierten Verbrechensbekämpfung, aber in Ermangelung brauchbarerer Einfälle gibt der Polizeichef die Idee stantepete als seine eigene und umzusetzende aus. Bleibt die Frage, woher geeignete Kinder nehmen, wenn nicht selber stehlen? Selbstlos stellt der Polizeichef seinen dicklichen Lendenspross Junior als Freiwilligen zur Verfügung, den Rest sollen die verschiedenen Polizeibezirke nach Gutdünken auffüllen. Während Junior das stahlharte Trainingslager als „besonderes Sommercamp“ verkauft wird, ist sich das restliche halbe Dutzend Kids, bestehend aus Taschendieben, Autoknackern, Jungschlägern und allgemeinen Störern der öffentlichen Ordnung, halbwegs bewusst, dass das Camp so etwas wie ein Straflager ist, wo sie der Ausbilder (unter keinem anderen Namen bekannt) innerhalb einiger Woche in so etwas ähnliches wie eine vorzeigbare Elite-Einsatztruppe drillen soll.

Indes geht das fröhliche Kinderrauben eifrig weiter, aber in der Bande der Entführer herrscht gewisser Unfrieden zwischen Kurt, der rechten Hand der weiblichen Bandenchefin, die ich mangels eines greifbaren Charakternamens aufgrund ihres Lieblingsrequisits einfach mal Rose taufe, und seinem Chefhenchman Bronson, der für Kurts Geschmack ein bisschen zu selbstbewusst wird.

Dieweil bringt das Trainingsprogramm vor allem den Ausbilder an die Grenzen seiner physischen und psychischen Belastbarkeit – aber selber schuld, wer eine Handvoll Dreikäsehochs an Gewehre, Handgranaten und Granatwerfer ranlässt. Da muss man halt Verschleiß an Uniformen und Verbandsmaterial einkalkulieren. Allerdings haben die Kids langsam, aber sicher, die Nase voll vom militärischen Drill. Der erste Versuch eines unerlaubten Abgangs wird noch vom Ausbilder gestoppt, aber der zweite Anlauf klappt – auf der Ladefläche eines Liefer-Lkws gelingt die Flucht, und die sieben Jungspunde amüsieren sich, ohne zu wissen, wo sie genau sind, in der Stadt. Zufällig geraten sie in einen stand-off zwischen Kidnappern und Cops und entscheiden sich heldenmäßig, einzugreifen und die Geisel, ein junges Mädchen, zu befreien. Theoretisch eine gute Idee, nur leider war das Operation eine Polizeiübung – statt als Helden stehen die Kids nun eher als Deppen da.

Rose gelüstet es zwischenzeitlich nach einer Ausweitung des Geschäfts – auch der Unterhalt eines kriminellen Imperiums kostet Geld, und das soll durch ein paar weitere Entführungen zusammenkommen. Roses Henchfrauen werfen ein gieriges Auge auf Junior – ohne zu ahnen, dass der gerade in der Generalprobe für den großen Einsatz steckt, bei dem er als Köder die Entführer anlocken soll. Die Kung-fu-Kids vertrimmen die Henchfrauen im Glauben, es mit Polizistinnen zu tun zu haben, und danach die echten Polizisten, die Junior schein-entführen wollen. Rose ist nun erst recht interessiert daran, einen der Kung-fu-Knaben in die Finger zu bekommen. Als Junior eine frisch aufgerissene Freundin zum Dinner ausführt, bietet sich die passende Gelegenheit. Dieses Mal gelingt die Entführung und Rose stellt ihre Forderungen an den Polizeichef – eine Million Dollar, oder sie wird gegenüber den sicherlich höchst interessierten Medien ausplaudern, dass die Polizei Kinder ihre Arbeit machen lässt. Juniors Kid-Kumpel beschließen ob der verzweifelten Lage, ihren Freund auf eigene Faust zu befreien…


Inhalt

Ich weiß nicht, woher die kurze Phase der Faszination des Hongkong-Kinos mit kung-fu-kämpfenden Knirpsen kommt. Ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, dass es für diese Dinger eine wirklich große Zielgruppe gab (zumal die in Hongkong auch nicht als Kinderfilme vermarktet wurden und in Sachen Stunts und Gewaltdarstellung nicht wirklich große Unterschiede zu den herkömmlichen „Erwachsenenprodukten“ machten), aber für ein paar Jahre von den späten 80ern bis frühen 90ern drehte gefühlt jeder Trottel in Hongkong oder Taiwan diese Dinger (inklusive Joseph Lais IFD und Tomas Tangs Filmark), sogar nach Hollywood schwappte die Welle in Form der „3 Ninjas“-Trilogie, die Hulk Hogan um den feinen Hauch seiner cineastischen Restwürde beraubte.

Regisseur Chen-Kuo Chao ist praktisch ein Spezialist fürs Genre – 1986 inszenierte er „Lucky Seven“, der nach meiner sehr oberflächlichen Recherche wohl der erste Vertreter dieses Subgenres gewesen sein dürfte, es folgte 1989 dieser Streifen hier und noch m gleichen Jahre „7 Lucky Ninja Kids“. Nachdem er 1990 noch einen Streifen des Hopping-Vampires-Genre („Business in the Netherworld“) und ein Jahr später den Battlin‘-Babes-Heuler „Ladies in Operation“ nachlegte, mottete er den Regiestuhl ein. Das Drehbuch geht auf das Kerbholz von Ying Hung Chiu, der eigentlich primär als Schauspieler und Stuntman unterwegs war (u.a. in der hier auch ausführlich zerlegten inoffiziellen taiwanesischen „Dragonball“-Adaption „Dragonball: The Magic Begins“), und Ju-Yung Ouyang, der ansonsten nur noch im Dunstkreis des taiwanesischen Westerns „Seven Knights“, dort als Regieassistent, gesichtet wurde. Immerhin – für die Verhältnisse eines solchen Films konnte Chao auf zumindest eine Handvoll renommierter Akteure zurückgreifen – Phillip Ko, ein Veteran aus Hongkongs erstem „Golden Age“ Anfang der 70er, der sich zwischendurch als Regisseur für diverse IFD-Patchwork-Produktionen wie „Red Heat Conspiracy“ oder „War City Platoon“ durchgeschlagen hatte, ehe er in den 90ern eine Karriere-Resurgenz erlebte, der noch erfahrenere Ti Lu, der schon in den 60ern seine Karriere begonnen hatte und mehrfach in Wang-Yu-Filmen mitwirkte, und, last, but ganz bestimmt not least, Japan-Import Yukari Oshima, eine der führenden Figuren des „Femme Fatale“/“Battlin‘ Babes“-Subgenres (das bekanntlich mehr oder minder nur für den internationalen Markt erfunden wurde), hier unter ihrem Pseudonym Cynthia Luster. Eine gewisse Martial-Arts-Grundkompetenz ist also vorhanden.

Die Geschichte ist selbstredend hanebüchen, aber das erwartet man ja in dem Sujet zwangsläufig – wobei es sicherlich leichter zu glauben ist, dass die Kinder eher zufällig in einen Crime-Plot involviert werden, anstatt wie hier gezielt für einen Einsatz rekrutiert und trainiert werden. Es offenbart aber das Grundproblem daran, wie HK- bzw. Taiwan-Filmemacher (offiziell firmiert dieser Film als taiwanesische Produktion, aber wie wir alle wissen, sind die Übergänge da sehr fließend) an derartige Filmware herangehen – bis auf eine Fuhre Toilet Humor (HK-Humor ist, auch da erzähle ich nix neues, eher von der groben Kelle) unternimmt Chao nicht wirklich einen Versuch, die Sache „kind-“ oder wenigstens „familiengerecht“ aufzubereiten. „Auf die Fresse“ ist im Zweifelsfall die Lösung für jedes Problem, auch innerhalb der Kampfsportkrabbelgruppe (und meistens muss es Junior, von seinen Kameraden zumeist wenig liebevoll „Fatty“ gerufen, ausbaden. Und wenn das dicke Kind vermöbelt wird, ist das automatisch lustig, auch wenn’s meist off-screen gehalten wird und nur durch die Schlaggeräusche und das Resultat verdeutlicht wird). Die Storyline könnte ohne weiteres für jeden beliebigen „misfits-werden-in-Militärlager-auf-Spur-gebraucht“-Kopper Marke „Dreckiges Dutzend“ herhalten, sogar die humoristischen Einlagen sind nicht speziell auf das Alter der Protagonisten abgestimmt. Es ist sicherlich halbwegs originell, wenn ein Film seine Prämisse „Kinder als Spezialeinheit“ komplett straight spielt (natürlich ist der Film komödiantisch, aber, wie gesagt, das bezieht sich nicht auf das Alter der Figuren, sondern auf Slapstick und Situationskomik, die „altersunabhängig“ funktioniert), aber, auch das hab ich schon erwähnt, es stellt sich mir die ernstliche Frage, für welches Publikum so ein Film konzipiert ist. Kindern, die man eventuell damit erfreuen könnte, dass ihre Altersgenossen die Helden sind,dürfen sich den Film aufgrund der Gewaltdarstellungen (Rose z.B. killt ungerührt ein paar ihrer Henchfrauen, als diese Versagen melden, Bronsons Aufstand gegen Kurt ist „hart“, und selbst die Kids bringen im Showdown reihenweise BösewichterInnen mit Handgranaten um) kaum ansehen, und für erwachsene Actionfans wiederum ist das ganze Setup vermutlich unbrauchbar (zumal die dann auch wieder wissen, dass, auch wenn es ein Hongkong-Film ist und dort vieles etwas lässiger gesehen wird, die Kinder wohl kaum ernstlich in Gefahr geraten werden, d.h. die Spannung halt sich naturgemäß in gewissen Grenzen).

Wenn wir’s rein von der dramaturgischen Seite angehen, stolpern wir freilich auch über den Fakt, dass die Konstruktion des Films es bedingt, dass die Kinder als nominelle Hauptfiguren erst spät, mithin mit dem Showdown, mit dem ursprünglich angerissenen Entführungsplot in Berührung kommen, also die Ausbildung der Kids und die weiteren Schandtaten der Gang und ihre internen Auseinandersetzungen nebeneinander herlaufen – so fühlt sich der Film, obwohl er als „einheitlicher“ Streifen gedreht ist, ein bisschen an wie die zusammengestückelten „Frankenfilme“ der IFD- oder Filmark-Werkstatt. Ich will nicht zu negativ klingen, natürlich ist „Magnificent 7 Kung-Fu Kids“ wesentlich kohärenter als ein typischer Lai- oder Tang-Hobel, und die Parallelstruktur erlaubt dem Film immer, wenn einer der Erzählstränge auf der Stelle zu treten droht, in den anderen Plot umzuschalten und so das Tempo, obwohl der Film sicherlich nicht den Speed eines beliebigen „Ultra Force“-Sequels o.ä. erreicht, hoch genug hält, um echte Durchhänger und Längen zu vermeiden, auch wenn manchmal die Prioritäten dem Subgenre entsprechend schräg gesetzt wirken (ob man unbedingt einen achtjährigen „Frauenheld“ braucht? I don’t know, aber die „Lucky Stars“-Ensemblekomödien, die sicher irgendwo Pate gestanden haben, hatten halt auch immer einen Frauenaufreißer dabei. Und zumindest sind diese Szenen ganz lustig).

Der Humor ist, wie schon angedeutet, auf der Slapstick- und Situationskomikseite (und ausschließlich im Kinder-Plotstrang – der Gang-Subplot ist todernst) verortet – mir persönlich hätte eine konsequent rumblödelnde deutsche Synchro, wie sie manchen Jackie-Chan- oder „Mad Mission“-Film zierte, in diesem Fall durchaus gefallen. Naja.

Die Action ist ordentlich – es hilft, dass die Kinderdarsteller tatsächlich keine Nieten sind, sondern Martial Arts augenscheinlich im Blut haben, das sind teilweise sehr beeindruckende Moves, die die Jungspunde drauf haben, was zumindest die disbelief, dass die Kleinen mit Erwachsenen den Boden aufwischen können, einigermaßen suspendiert. Bei Phillip Ko und Yukari Oshima brennt dahingehend eh nichts an – natürlich hätte ich speziell als Oshima-Fan gerne mehr große Fights für sie gehabt (und dass ihre stand-out-Kampfsequenz konsequent in SlowMo gehalten ist, macht mich auch nicht gerade glücklich). Die Kampfchoreographie ist nicht sonderlich ausgefuchst und generell sind die Fights zumeist aus einer Halbtotalen heraus fotografiert, um nicht zu sehr ins Detail gehen zu müssen, speziell, wenn die Kids kämpfen.

Darstellerisch ist das Treiben durchaus in Ordnung – ich bin bekanntlich gerade Kinderdarstellern gegenüber immer sehr sehr skeptisch, und wiewohl mir jetzt keiner der Kurzen so vorkommt, als hätte er im Anschluss große Karriere machen können (der Film kreditiert außer den drei erwachsenen Hauptrollen niemanden, also konnte ich das nicht nachprüfen), geht mir auch keiner durch bloße Existenz auf die Nerven, selbst Junior/Fatty bleibt einigermaßen sozialverträglich. Phillip Ko und Yukari Oshima überzeugen durch schiere Screen-Präsenz (dass Miss Oshima nicht die ganz große Karriere gemacht hat, sondern sich praktisch exklusiv in fließbandartig heruntergekurbelten Low-Budget-Produkten durchprügelte, ist eine der schreienden Ungerechtigkeiten der an schreienden Ungerechtigkeiten sicher nicht armen HK-Filmgeschichte.

Die deutsche DVD-Veröffentlichung erfolgt durch ein mir bislang unbekanntes Label namens „Vision Video“ in deren „Phillip Ko-Collection“ (ein prinzipiell rühmliches Unterfangen). Collection her oder hin, natürlich ist das am Ende des Tages ein typisch-luschiger VHS-Transfer in zentriertem 4:3-Crop, mit dem man seinen High-End-4K-Flachbildfernseher bestenfalls erschrecken kann. Die deutsche Synchro ist (von meinem oben angemerkten Privatwunsch abgesehen) akzeptabel, die englische Sprachfassung liegt vor. Als Extra packt das Label den thematisch passenden Bonusfilm „Lucky Kid – Little Kickboxer“ aus der Filmark-Werkstatt in Deutsch und Englisch auf die Scheibe, und für DEN Film gibt’s dann sogar noch den Trailer. Immerhin, der Spaß kost‘ nicht viel.

Aber sollte man sich ihn gönnen? I don’t know… ich bin in Sachen billiger Martial-Arts-Tinnef vermutlich toleranter als der Durchschnittsfilmkucker, und ich hab mich mit „Magnificent 7 Kung-Fu Kids“ nicht gelangweilt. Der casus knacksus ist halt, ich wiederhole mich, dass ich mir keine echte Zielgruppe für den Film vorstellen kann. Als Kinderfilm untauglich, für Erwachsenen-Action dann halt doch wieder zu tame, für launigen Party-Trash weder wahnsinnig noch handwerklich katastrophal genug, weil eben doch mit gewisser handwerklicher Routine und kampfkunsttechnischer Expertise gearbeitet. Wer Fan des Kinder-kloppen-Erwachsene-Subgenres ist (sofern es solche gibt), kommt auf seine Kosten, Oshima-Fans sollten aus Vollständigkeitserwägungen zuschlagen, so arg viel aus ihrem Repertoire gibt’s hierzulande ja nicht auf DVD und schon gar nicht in ungeschnittenen Fassungen (nicht, dass es hier etwas für FSK 16 etwas zu schneiden gegeben hätte).

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 6


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