Magere Zeiten

 
  • Deutscher Titel: Magere Zeiten
  • Original-Titel: A Private Function
  •  
  • Regie: Malcolm Mowbray
  • Land: Großbritannien
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Michael Palin (Gilbert Chilvers), Maggie Smith (Joyce Chilvers), Denholm Elliott (Dr. Swaby), Richard Griffiths (Mr. Allardyce), Liz Smith (Joyces Mutter), Pete Postlethwaite (Nuttol), Tony Hayarth (Sutcliff), Bill Paterson (Wormold)


Vorwort

England, 1947: Der Krieg ist zwar gewonnen, trotzdem herrscht allgemeine Lebensmittelknappheit. Dennoch wollen die Honoratioren und selbst ernannten besseren Kreise einer kleinen englischen Provinzstadt zur Feier der anstehenden königlichen Hochzeit eine zünftige Dinnerparty geben. Gleichzeitig versucht Gilbert, ein Pedikürist, in der Gemeinde Fuß zu fassen (haha, welch gelungener Joke. Pediküre, Fuß fassen, get it? GET IT? [So gerade eben… – der Leotkr]) – seine Frau leidet unter schwerem Sozialneid und würde gern in die bessere Gesellschaft aufsteigen und „dazugehören“, doch dem seltsamen Fußpfleger und seiner Familie wird allgemeine Verachtung entgegengebracht. Bis Gilbert zufällig herausfindet, dass die Möchtegern-VIPs der Stadt ein Schwein gebunkert haben, dass zum Hochzeitsfest auf den Teller kommen soll. Eine leichtfertige Bemerkung später und schon hat ihn seine Frau überredet, das Tierchen zu klauen. Während die städtischen Würdenträger über das Verschwinden der Sau nachgrübeln, muss Gilbert feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, ein Schwein zu schlachten, wenn es einen lieb ansieht…


Inhalt

Der nächste Vertreter der Handmade-Collection bei Sunfilm stellt sich vor und wieder einmal ist der Film very british. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt, da der skurrile britische Humor ja im allgemeinen mein Ding ist und allein die Besetzungsliste schon mal wieder Tränen der Rührung ins Auge treibt. Michael Palin, Denholm Elliott, Maggie Smith, Pete Postlethwaite, das ist geballtes Talent in Tüten. Nur leider hat man vergessen, den versammelten Eliteakteuren auch ein witziges Script mit auf den Weg zu geben.

Oder anders ausgedrückt: Vielleicht muss man ganz einfach Brite sein, um dem Film größeren Reiz abgewinnen zu können. Bei mir will der Humor des Streifens einfach nicht zünden. „Magere Zeiten“ ist beinahe komplett einfach nur langweilig. Ausgezeichnete Darsteller quälen sich durch ein langsames, unlustiges Drehbuch, dessen Gipfel der Witzigkeit ein Schwein mit Durchfall darstellt. Haha. Ich lach mich tot. Wo ist der überdrehte Humor von Monty Python? Wo ist der berühmte schwarze Humor? Wo verstecken sich in diesem Film überhaupt lustige Einfälle? Ich weiß es nicht. Der Streifen plätschert träge dahin und ist dabei völlig bar von Höhepunkten. Minimaler Frohsinn kommt hin und wieder durch einen lichten Moment des Ex-Python Michael Palin und, vor allem, durch Liz Smith als Palins Schwiegermutter. Das Problem sind dabei weniger die Charaktere an sich, die sind hübsch schräg und haben durchaus Potential, nur fängt das Script, verfasst von Alan Bennett („Prick Up Your Ears“, „The Madness of King George“) nichts damit an. Es verschenkt beinahe alle Möglichkeiten, die sich auftun. Tut mir leid, ich kann mit dem hier zelebrierten Humor (und ich bestreite nach wie vor vehement, dass der Film lustig ist) nichts anfangen.

Die Regie von Malcolm Mowbray, der hauptsächlich fürs britische Fernsehen arbeitet, trägt auch nicht wirklich zum Sehvergnügen bei. Wenn schon das Script selbst langweilig ist, tut sich natürlich auch ein besserer Regisseur schwer, daraus eine schwungvolle Komödie zu machen, aber Mowbray versucht’s nicht mal. Dem Film geht jegliche „Kinematik“ ab, er erinnert vielmehr von Machart und Tempo an die berühmt-berüchtigten britischen Fernsehserien der 70er Jahre. Der Film hat einfach keinen Rhythmus, gewinnt nie an Fahrt und endet zudem auch noch dumm (eigentlich ein Lehrbuchbeispiel, wie man’s nicht machen sollte. Da macht der Film nämlich kurz vor Schluss endlich mal was richtig und baut schön eine Situation auf, in der wirklich mal was passieren könnte, und, Gott behülf, sogar was lustiges, und blendet dann konsequent sofort davon weg auf die Finalszene. Na danke schön).

Die Schauspieler tun, wie gesagt, ihr bestes. Michael Palin hat, wie so oft in seiner Post-Python-Zeit, schlechte Karten, denn die Rolle ist einfach nicht komisch. Zu oft ist sein Charakter, obwohl nominell die Hauptfigur, in den Hintergrund gedrängt, was aber auch an der wahrhaft majestätischen Screenpräsenz seiner Filmfrau Maggie Smith („Harry Potter“) liegt, die jede Szene voll für sich beansprucht. Das macht sie zugegeben monumental gut (mit dem, was das Material her gibt), lässt aber ihren Partnern keinen Platz zur Entfaltung. Denholm Elliott („Jäger des verlorenen Schatzes“) zaubert aus mangelhaftem Material ebenso eine gute Vorstellung wie Richard Griffiths („Harry Potter“, „Die nackte Kanone 2“), der nach Liz Smith die zweitwitzigsten Szenen hat. Und Pete Postlethwaite („Brassed off“, „The Usual Suspects“), der seine erste größere Rolle feiert, ist verlässlich gut wie immer. Humoristisches Highlight, was zugegeben nicht wirklich viel bedeutet, ist Liz Smith („Der rosarote Panther wird gejagt“).

Bildqualität: Sunfilm legt „Magere Zeiten“ in einem soliden, aber auch nicht Überragenden anamorphen 1.85:1-Widescreen-Transfer vor. Während Farbe, Kontrast und Kompression durchaus im grünen Bereich liegen, könnte ich mir den Transfer insgesamt eine Ecke schärfer vorstellen, das Bild wirkt insgesamt etwas soft. Verunreinigungen und/oder Artefakte gibt’s kaum.

Tonqualität: Der Konsument hat die Wahl zwischen deutschem und englischen Ton, beide Sprachfassungen liegen in Dolby 2.0 und 5.1 vor. Die englische Sprachfassung, der ich mich exklusiv gewidmet habe, ist ausgezeichnet verständlich und ist angenehm abgemischt, wobei es sich um keinen Film handelt, bei dem man ein großartiges Surrounderlebnis erwarten sollte. Es ist eine kleine Komödie, da ist nicht viel mit Soundeffekten… Die Tonspur jedenfalls ist angemessen gut, deutsche Untertitel (etwas knapp geraten) werden natürlich mitgeliefert.

Extras: Neben der von anderen Sunfilm-Veröffentlichungen bekannten „Handmade“-Story finden sich Biographien zu den wesentlichen Beteiligten und kurze (sehr kurze) Produktionsnotizen in Texttafelform, wesentliches Goodie ist ein moderierter Audiokommentar mit Michael Palin, Regisseur Mowbray, Drehbuchautor Bennett und Produzent Mike Shivas, der leider auch weder besonders informativ noch unterhaltsam ist (zumindest in der ersten Dreiviertelstunde, bevor ich entnervt abgeschaltet habe). Originaltrailer, Booklet mit DVD-Poster-Design und Sunfilm-Trailershow sind obligatorisch.

Fazit: Was sag ich nun abschließend zu „Magere Zeiten“? Vielleicht liegt’s ja doch nur an meinem Humorverständnis, dass ich mit dem Film nichts anfangen kann. Aber wenn ich noch mal auf’s DVD-Cover schaue und dort von einer „turbulenten“ Komödie mit „schwarzem Humor“ lese, stelle ich doch fest, dass ich einen anderen Film gesehen haben muss. „Magere Zeiten“ ist ungefähr so turbulent wie zwei Stunden im Wartezimmer beim Zahnarzt (die sind aber vermutlich spannender) und ungefähr so „schwarzhumorig“ wie ein Kaffeekränzchen mit Oma und Tante. Schade um die sehr guten Darsteller, die sich hier wirklich vergeblich verausgaben. Sunfilms DVD-Umsetzung ist durchaus zufriedenstellend gelungen, solltet Ihr also aus Fernseh- oder Videozeiten wissen, dass Euch der Film gefällt, könnt Ihr beruhigt zuschlagen.

2/5
(c) 2003 Dr. Acula


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments