Madeleine Tel. 13 62 11

 
  • Deutscher Titel: Madeleine Tel. 13 62 11
  • Original-Titel: Madeleine Tel. 13 62 11
  • Alternative Titel: Naked in the Night |
  • Regie: Kurt Meisel
  • Land: BR Deutschland
  • Jahr: 1958
  • Darsteller:

    Eva Bartok (Madeleine), Sabine Sesselmann (Karin), Alexander Kerst (Gert Kleiber), Heinz Drache (Wolf Siebert), Ilse Steppat (Madame Clavius), Alfred Balthoff (Dr. Semler), Edith Hancke (Edith), Kai Fischer (Rebecca), Tilly Lauenstein (Thekla), Shari Kahn (Janina)


Vorwort

Berlin, zu Zeiten des Wirtschaftswunder. Der allgemeine Aufschwung hat auch unerfreuliche Seiten (zumindest, wenn man einen moralischen Standpunkt vertritt) – Prostituierte stehen nicht mehr an der Straßenecke und bieten ihre Dienste feil, sondern lassen sich telefonisch ins Haus bestellen. Das „Gewerbe“ ist zwischenzeitlich ein Wirtschaftszweig mit Milliardenumsatz, und der Fiskus kuckt, was Steuereinnahmen angeht, in die Röhre (fast möchte man meinen, das ist das Hauptproblem, das Dr. Semler, der erfahrene Kriminaler, der nebenberuflich als Dozent an der Uni fungiert, mit der ganzen Chose hat).
Studentin Karin ist fasziniert und hält das Thema, im Gegensatz zu Semler, für ein tolles Dissertations-Thema. Die Möglichkeit zur Undercover-Recherche bietet sich Karin schnell – sie trifft ihre Schulfreundin Madeleine wieder, die als Callgirl für Madame Clavius arbeitet und dabei, ihren schicken Kleidern und der netten Bude nach, keinen schlechten Schnitt macht.

Über Madeleine findet Karin den Einstieg in Clavius‘ Callgirlring; Madeleine selbst will aber am liebsten aussteigen, hat sie sich doch in den erfolgreichen Architekten Gert Kleiber verschossen, und der wird langsam misstraurisch, weil Madeleine (der Scham über ihre Profession halber) arg ausweichend reagiert, wann immer Gert mal konkretere Zukunftspläne schmieden will. Clavius selbst freut sich über einen neuen Kunden, Wolf Siebert, vorgeblich ein Freund ihres Geschäftspartners Nikki Maybach. Siebert arbeitet sich reichlich flott durch die Clavius‘ Kartei und findet an Karin besonderes Gefallen – nicht unbedingt zu deren ungeteilter Begeisterung. Während Madeleine von La Clavius durch solide Erpressung in einen Suizidversuch getrieben wird, hofft Semler, der dem Callgirlring nur zu gerne das Handwerk legen möchte, ein aussagewilliges Mädchen aufzutreiben – vielleicht klappt’s mit der in Unwürde gealterten und darob von Clavius aufs Abstellgleis geschobenen Thekla?


Inhalt

Es ist immer wieder spannend, wie man an manche Filme rankommt. „Madeleine Tel. 13 62 11“ (mich wundert’s, dass es in den 80ern kein Remake „Rosi Tel. 32 16 8“ gab…), ein teutonisches Mischwerk aus Melodrama, Krimi und Exploiter, seinerzeit unter strengstem Jugendverbot in die Lichtspielhäuser gebracht, z.B. kann man sich nur zu Gemüte führen, in dem man sich an das, hihi, verdienstvolle amerikanische Güllelabel Alpha Video hält und sich für den Gegenwert einer Tüte Salzbrezeln und eines kleinen Mineralwassers ein auf Silberling gepresstes Exemplar des erstaunlicherweise existierenden englisch synchronisierten (und reichlich ramponierten) Prints retour über’s große Wasser schicken lässt. Mir war ja klar, dass die Grindhouses und Drive-ins Ende der 50er/Anfang der 60er einen gigantischen Bedarf an vorzeigbarem Filmfutter hatten, aber dass sich das sogar auf selbst hierzulande völlig unbekannte Krimidramen bezieht, nimmt dann doch Wunder (vermarktet wurde der Streifen, wie man schon dem US-Titel entnehmen kann, ebenfalls als „Erwachsenenfilm“).

Der Gedanke, den vermeintlichen Wandel der Prostitution vom Feld der billigen Bordsteinschwalben hin zu einem geschäftlich durchorganisierten High-Society-Vergnügen quasi als exemplarische Entwicklung des Wirtschaftswunders darzustellen, klingt auf den ersten Blick ganz pfiffig, in Verbindung mit der Vita seiner Schreiberlinge kann einem dann aber doch ganz leicht das kalte Grausen kommen.
Felix Lützkendorf und Will Berthold sind die Autoren und beide sind, sagen wir’s mal vorsichtig, zumindest kontroverse Gestalten. Berthold (nach dessen unter Pseudonym veröffentlichten Roman „Liebe frei Haus“ das Drehbuch entstand) gilt als einer der kommerziell erfolgreichsten deutschen Nachkriegsschriftsteller und als solcher bediente er gern die Interessen jener, die der Meinung anhingen, dass unter Adolf ja nicht alles schlecht und das Soldatenleben an sich ja eine prima Sache gewesen sei. Gern unter dem Deckmäntelchen des „Tatsachenromans“ verfaßte er Werke über den heldenhaften Kampf der „Bismarck“-Besatzung, die Vertreibung aus den Ostgebieten, das Schicksal deutscher Kriegsgefangener und, sein vermutlich bekanntestes Werk, „Nachts, wenn der Teufel kam“, eine auch mit Mario Adorf verfilmte (und oscar-nominierte) Abhandlung über den angeblichen Serienmörder Bruno Lüdke, einen geistig Behinderten, der der Berliner Kriminalpolizei 1943 gestand, 84 Morde begangen zu haben und auf ungeklärte Weise im „Kriminal-Medizinischen Institut“ in Wien 1944 ums Leben kam (Bertholds Roman steht in der Kritik, weil er unreflektiert NS-Dokumente und -Verhörprotokolle als Quellen heranzieht).
Lützkendorf seinerseits schrieb Nazi-Propagandafilme wie „Patrioten“, „Legion Condor“ oder „Stukas“, arbeitete nach Aufhebung seines Berufsverbots in den 50ern primär mit Veit Harlan (selbst ja alles andere als ein unbeschriebenes Blatt auf diesem Gebiet…) zusammen und zeichnet mit Harlan u.a. verantwortlich für „Anders als du und ich (§ 175“), den ersten deutschen „Homosexuellen-Film“, der – nicht zuletzt aufgrund etlicher produzentenseitig (auf FSK-Veranlassung, denn den Prüfern war der Film zunächst zu schwulenfreundlich) vorgenommener Nachbearbeitung, die den Streifen stärker als in der „Originalfassung“ schwulenfeindlich machten, als faschistoides, abstruses Machwerk gilt.
Mag sein, dass ich da zuviel hineininterpretiere, aber Lützkendorf und Berthold scheinen mir nicht gerade DIE Leute zu sein, an deren Moralvorstellungen man sich orientieren sollte – und so explizit, wie „Madeleine“ den „Sittenverfall“ an den wirtschaftlichen (sprich: kapitalistischen) Aufschwung knüpft und sich, personifiziert durch Semler, hauptsächlich daran stört, dass die Einnahmen aus dem Gewerbe nicht dem Staat zufallen, hat mir das schon ein gewisses „Gschmäckle“.

Aber betrachten wir die Sache mal unpolitisch als, wie Kollege Perrak sagen würde, „pulvertrockenen Sittenreißer“. Da konstatieren wir – dramaturgisich funktioniert bei „Madeleine“ so ziemlich gar nichts, was aber nicht der Fehler der Autoren (und von Regisseur Kurt Meisel, der hauptsächlich als Schauspieler bekannt wurde, so u.a. mit „Emil und die Detektive“, „Zwei Girls vom Roten Stern“ oder „Der veruntreute Himmel“, aber auch als Filmemacher mit Streifen wie „Drei Mann auf einem Pferd“, „Vater sein dagegen sehr“ oder „Liebe verboten – heiraten erlaubt“ erfolgreich war) sein muss, denn für die Schnittfassung, die Alpha Video auf DVD vorlegt, bzw. deren Richtigkeit möchte ich aus meiner Patschhand mal wieder kein Grillstück machen – weiß der Geier, warum und in welche Reihenfolge der amerikanische Vertrieb sich den Film zurechthäckselte (zwei Minuten fehlen jedenfalls IMDb-gemäß gegenüber der deutschen Fassung ganz), die Integrität der Story war den Yankees jedenfalls völlig wurst. Völlig sinn- und verstandesfrei montieren sie Szenen in einer völlig beliebigen Reihenfolge aneinander und berauben den Streifen damit jeglicher möglicherweise mal innewohnender Logik – ich verlore mehrfach den Faden, weil mir der Film plötzlich Rätsel aufgab: so löst Gert z.B. seine Beziehung mit Madeleine, als er von ihrem Doppelleben erfährt, um ihr zwei Szenen weiter stolz seine neueste Baustelle vorzuführen, wieder eine Szene weiter aber niemals wieder mit ihr etwas zu tun haben will.
Aber der King des Fuck-Continuity-Approaches offenbart sich im Schlussakt – die wohl intendierte Reihenfolge ist, dass Madeleine ihren Selbstmordversuch unternimmt, aber gerade rechtzeitig noch von Karin gefunden und ins Krankenhaus gebracht wird. Karin begibt sich eine unbestimmte Zeit später zu einer „Orgie“ (hihi) in Clavius‘ Villa, wo überraschend auch Madeleine auftaucht. In der vorliegenden Filmfassung beginnt die Orgie (Karin ist anwesend), dann schluckt Madeleine ihre Pillenüberdosis, Karin findet sie, bringt sie ins Krankenhaus und ist allgemein schwer besorgt; während dessen läuft die Party aber scheinbar mehrere Tage lang weiter, bis Madeleine, wieder halbwegs gesundet, dort erscheint. Das ist… herzig-doof und offenbart ein dermaßenes gleichgültiges oder boshaftes Desinteresse am Film an sich, wie es sich Ed Wood in seinem schlimmsten Wodkarausch nicht im Traum hätte einfallen lassen.
Den Film macht’s natürlich völlig kaputt (zumal das nur die extremsten Beispiele sind, aber über die komplette Laufzeit Charaktere, die sich nicht kennen dürften, offensichtlich zutiefst zugeneigt sind oder Entwicklungen ignorieren, die schlichtweg offensichtlich sind), im Umkehrschluss wird die Sache dadurch freilich ausgesprochen witzig – und auf jeden Fall unterhaltsamer, als es ein vergleichsweise fader potboiler sein dürfte (das zentrale Plothole bleibt allerdings unerklärlich – Karin WEISS, dass Semler verzweifelt jemanden sucht, der gegen Clavius aussagt, ebenso WEISS sie, dass Madeleine aussteigen will, aber von Clavius unter Druck gesetzt. Wie schwer wäre es, Semler in Richtung Madeleine zu lotsen oder umgekehrt? Allerdings ist Karins Figur eh rätselhaft – ob sie wirklich nur für ihre Doktorarbeit „ermittelt“ oder ihr der Callgirl-Lebensstil einfach gefällt und sie da durchaus motiviert mitmacht, ist ausgesprochen fraglich).

Was sich auch ohne Vorliegen einer „korrekten“ Schnittfassung konstatieren lässt, ist, dass die Charaktere ausgesprochen dünn sind und kaum eine echte Entwicklung durchmachen. Madeleines Weinerlichkeit ist ebenso eindimensional wie Gerts selbstverkündeter Egoismus (der vom Script aber fraglos wenn schon nicht für gut befunden, dann wenigstens als verständlich dargestellt wird. Im Zweifelsfall, proklamiert das Script, weiß der Mann, was gut für die Frau ist und wie sie ihr Leben zu führen hat. Naja, das waren die Fünfziger…). Siebert ist so offenkundig ein Cop (ach, hab ich was verraten?), dass Clavius (die seine Tarnung bis zur letzten Sekunde nicht durchschaut) ausgesprochen blöde wirkt, und Nikki Maybach, ihr Finanzier und Geschäftspartner, ist nicht nur böse, sondern auch fett und pädophil – das ist dann schon die ganz grobe Kelle, die ausgeteilt wird. Und wenn’s mal vergleichsweise ambivalent ist (siehe Karin), dann wirkt das weniger nach bewusster Entscheidung der Schreiberlinge, eine zwiespältige Figur aufzubauen, sondern verdammt stark danach, dass ihnen einfach nur kein „meat“ für den Charakter eingefallen ist und halt eine Schablone irgendwie durchschleifen müssen.
Der Verzicht auf eine wirkliche Hauptfigur (der Streifen pendelt munter zwischen Madeleine, Wolf, Karin und Semler) kommt noch erschwerend hinzu – mit keiner Figur kann man wirklich eine Verbindung aufbauen, demzufolge wird’s auch nicht wirklich „spannend“ oder dramatisch zupackend.
An der Stelle sollte man aber zumindest lobend erwähnen, dass „Madeleine“ trotz Mitwirkung einer jungen Edith Hancke angenehm zurückhaltend in Sachen comic relief amtiert – die Hancke hat zwei-drei auf den Lacher hin konzipierte Szenen, wird aber nicht in den Vordergrund geschoben.

Im Umkehrschluss bedeutet das für den Freund gepflegt trashiger Unterhaltung schon einiges an Frohsinn, wenn ohne Not zwischen den verschiedenen Subplots hin- und hergeschaltet wird (und die, wie gesagt, noch komplett aus ihren jeweiligen Zusammenhängen gerissen werden)… einen dramaturgischen Flow hat das nicht mehr, Laune macht’s durchaus grad deswegen.

Vom handwerklichen Aspekt her schlägt sich „Madeleine“ für einen Kommerzreißer aus Opas Mottenkiste achtbar. Gipfel der Innovation ist sicherlich die Vorspannsequenz (aus Autofahrer-Perspektive, die Credits huschen seitlich an der Kamera vorbei, die Sequenz kulminiert dann in einem Crash mit Todesfolge) – der Rest vom Schützenfest ist ordentlich gewerkelt und legt trotz nicht wegzudiskutierender Geschwätzigkeit ein solides Tempo vor. Gut möglich, dass sich das flotte Pacing nur durch den amerikanischen Umschnitt eingestellt hat, will sagen, die Yankees den Film etwas rhythmischer gemacht haben (wenn ich mir die „Urfassung“ so vorstelle, dürfte da im Mittelteil jede Menge Leerlauf in Form von Möchtegern-Romantik zwischen Gert und Madeleine angefallen sein). Die Kameraarbeit ist zweckdienlich, die Production Values mittelmäßig – mir hätte es aus der filmhistorisch interessierten Rückschau gefallen, wenn Meisel mehr Location-Drehs aufgeboten hätte, der Blick ins 58er-Nachkriegs-Berlin ist ganz reizvoll (u.a. wird die Sessel-Seilbahn, die 1958/59 über dem Gelände der Internationalen Bau-Ausstellung verkehrte, gewürdigt), mehr authentischer Lokalkolorit hätte der Sache nicht schlecht zu Gesicht gestanden.

Schon regelrecht erwartungsgemäß schmissig ist der jazzig-swingende Score von Willi Mattes („Ein Toter hing im Netz“, „Der Frosch mit der Maske“), dem eigentlich nur noch ein gesungenes Titellied zum großen Glück fehlt.

Noch zum Skandalpotential – FSK 18 wäre natürlich aus heutiger Sicht ein schlechter Witz, wenn da nicht ein kleines Problem bestünde: die enzigen echten „Nacktszenen“ (in Form unbedeckter oder nur mit neckischen Applikationen bedeckter Nippel) bestreitet mit Shari Khan eine (nicht nur im Filmkontext, sondern auch im echten Leben) Fünfzehnjährige (die dann auch im weiteren Filmverlauf vom fetten Nikki sexuell bedrängt wird)! Da kann man schon ein bissl Bauchschmerzen bekommen, auch wenn der Rest des Films derart harmlos ist, dass Kai Fischers „Striptease“ (der bei Strumpfhalter, Höschen und BH züchtig endet) die herausragend erotische Szene darstellt…

Womit wir dann auch beim Cast wären. Die Ungarin Eva Bartok, schauspielerisch gesehen Weltenbummlerin, die schon unter der Regie Terence Fishers im britischen SF-Film „Spaceways“ hauptrollte, und ein paar Jahre später für Mario Bava in „Blood and Black Lace“ agierte, und durchaus keine untalentierte Aktrice, kann aus der viel zu passiv angelegten Rolle der Madeleine nicht viel machen – das Script macht aus der Figur einen echten Jammerlappen, für die man kaum Mitgefühl, sondern eher Schadenfreude entwickelt (wobei das, zugegeben, angesichts der Vita der Autoren durchaus gewollt sein kann).
Sabine Sesselmann („Freddy, die Gitarre und das Meer“, „Das Geheimnis der gelben Narzissen“, „Die Tür mit den sieben Schlössern“) ist als Karin ausgesprochen farblos; Alexander Kerst (ein beliebter TV-Schauspieler der 60er, zu sehen u.a. in „Der Stern von Afrika“, „Hunde, wollt ihr ewig leben“ oder „Warum die UFOs unseren Salat klauen“) ist als Gert völlig unnahbar, un-likeable und von keinerlei Chemistry mit Bartok gekennzeichnet – warum die aufeinander stehen sollen, ist völlig rätselhaft. Mehr Spaß hat zumindest Heinz Drache (Stammgast der Edgar-Wallace-Reihe, u.a. „Der Zinker“, „Das indische Tuch“, „Neues vom Hexer“), der als Wolf Siebert viel zu dick aufträgt, um in der Rolle zu überzeugen, aber sein Enthusiasmus ist zumindest ansteckend.

Ilse Steppat (unsterblich als Irma Bunt aus „Im Geheimdienst ihrer Majestät“) ist mir etwas *zu* charmant als Clavius (die englische Fassung macht aus ihr übrigens eine Madame Clavier), ihre bedrohliche Seite (und dass Steppat das KANN, weiß man ja aus dem Bond-Film) kommt nicht wirklich rüber.
Laune machen die Vorstellungen von Kai Fischer (Räuberbraut Bettina aus dem „Wirtshaus im Spessart“, außerdem in „Das Wirtshaus von Dartmoor“, „Der Würger vom Tower“, „Die Nichten der Frau Oberst“) als enthusiastisches Callgirl Rebecca und Tilly Lauenstein („Alle meine Tiere“, „Der Forellenhof“, „Der Mönch mit der Peitsche“) als ausrangierte Alt-Hure Thekla.

Bildqualität: Wer bei Alpha Video einkauft, weiß, dass er ein peppiges Cover und einen schrottigen Print bekommt. Ist bei „Naked in the Night“ nicht anders – immerhin, man muss dem Laden ja regelrecht dankbar sein, ein Kuriosum wie dieses *überhaupt* auf DVD zu pressen, ist ja nicht so, dass in den Staaten ansonsten kein Public-Domain-Kram zur Veröffentlichung existieren würde. Akzeptieren wir also einen verwaschenen, unscharfen, rumplig geschnittenen Print, der zumindest keine großen Beschädigungen aufweist.

Tonqualität: Ausschließlich englisch-mono, wie auch nicht anders zu erwarten. Für den Hausgebrauch erträglich und immerhin lässt sich feststellen, auch wenn Lippensynchronizität nicht gerade erste Priorität war, es ist ein ordentliches Dubbing mit gut besetzten und begabten Sprechern – da hab ich schon ganz andere US-Synchros durchleiden müssen.

Extras: Außer Werbung auf anderen Alpha-Video-Krams nix, aber die ausführliche Trailershow (auf aktuellen Indie-Krempel untersten Niveaus – Phillip Cooks „Despiser“ verspricht ein Trashfeuerwerk alleroberster Kajüte – und diverse „Klassiker“ von Ted V. Mikels) ist aber durchaus juxig.

Fazit: Ja, ich bin mal ehrlich – natürlich bin ich hauptsächlich auf den fetzigen US-Titel reingefallen. Dass ein deutsches Kriminalmelodrama von 1958 nicht wirklich Unmengen an Exploitation bietet, hätt‘ man sich ja denken können (1972 säh‘ das anders aus). Trotzdem reuen mich die paar Euro nicht , der Streifen ist, speziell in der hanebüchen montierten US-Schnittfassung, ein unterhaltsames Kuriosum, auch (und vielleicht sogar gerade) wenn man die Vita der Autoren ins Kalkül zieht. Wenn nicht ausgerechnet drei der vier Hauptdarsteller mau im Sinne von farblos/unmotiviert/gelangweilt spielen würden, wäre das vielleicht sogar eine richtige unfreiwillige Spaßgranate; Drache, Lauenstein und Fischer geben sich größte Mühe, mit ihrem Material overactenderweise Fun zu haben. Für den fortgeschrittenen Trashfreund – auch als durchaus interessanter Rückblick auf die Sittenbefindlichkeiten und Geschlechterrollenverständnisse der 50er – einen oder zwei Blicke wert, it’s an „acquired taste“, das steht fest, aber nicht ohne Reiz.


mm
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