Love and a Bullet

 
  • Deutscher Titel: Love and a Bullet
  • Original-Titel: Love and a Bullet
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  • Regie: Ben Ramsey, Kantz
  • Land: USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Anthony „Treach“ Criss (Malik Bishop), Kent Masters-King (Cynda), Shireen Crutchfield (Hylene), Walter Jones (Cisco), Charles Guardino (Damien Wiles), Sam Scarber (Buddy)


Vorwort

Malik Bishop, ein hervorragender Profikiller, liegt auf der Lauer – er beobachtet die Freundin seines Bosses und wartet nur auf dessen entscheidenden Anruf, um sie auszuknipsen. Die Wartezeit nutzt Malik zur Selbstreflektion – er erinnert sich, wie er nach verpfuschter Kindheit zunächst im Gefolge des Dealers Frenchy Karriere als Killer machte und dann von Damien Wiles, dem unangefochtenen Drogenbaron der Stadt, angeheuert wurde. Der altersweise Killer Buddy wird zum väterlichen Freund Maliks und verpasst dem aufstrebenden Killertalent den letzten Schliff. Im Laufe der Zeit stellt sich heraus, dass Wiles zwar ein Crimelord, aber auch völlig durchgeknallt ist, schon mal Top-Spieler eines rivalisierenden Bowling-Teams exekutieren lässt und sich für eine Art weiße Wiedergeburt von Martin Luther King hält. Aber selbst einen Profikiller trifft mal Amors Pfeil genau zwischen die Augen – Malik trifft Hylene, eine Killerin in inoffiziellen Regierungsdiensten und verliebt sich Hals über Kopf. Damien erfährt von der unbotmäßigen Liebschaft. Als Hylene von einem Auftrag nicht zurückkehrt und Malik seinerseits den Auftrag erhält, Damiens angeblich fremdgehende Freundin Cynda umzulegen, muss er wohl oder übel eine Entscheidung fällen…


Inhalt

Und wieder mal eine coole Gangster-/Killer-Plotte mit satirisch-parodistischen Zügen, der post Tarantino obligatorischen laxen Einstellung zu zynischer Gewalt und Tendenz zu einerseits existentialischen, andererseits vordergründig belanglosen Dialogen. Gehen ja bekanntlich spätestens seit „Pulp Fiction“ zu dreizehnt auf ein Dutzend, aber „Love and a Bullet“ unterscheidet sich wenigstens in einem Punkt von den meisten Tarantino-Epigonen – it’s basically an all black thing, sozusagen die Hip-Hop-Ausgabe des Themas.

Wobei „Love and a Bullet“ die komödiantischen Aspekte stark in den Vordergrund rückt – ich weiß nicht, ob da in der Post-Production noch dran gedreht wurde, aber der Verdacht drängt sich auf… Der Film wird nämlich von einem ständigen voice-over-Kommentar von Malik begleitet und der ist für die meisten wirklich gelungene Lacher zuständig. Hochtrabende existentialistische Dialoge („wenn du jemanden tötest, der leben soll, verlierst du deine Seele“ – „Würdest du jemanden töten, der leben soll?“ – „Ja, ich hab meine Seele nämlich schon lange verloren!“) werden mit tödlicher Präzision von diesem voiceover bissig kommentiert (gerade angesprochene Stelle: „Das war der größte Schwachsinn, den ich jemals gehört hatte“). Ansonsten bietet das Script keine großartigen Überraschungen, aber eine, hüstel, hübsch nihilistische Grundeinstellung, wenig an durchgängiger Story, dafür mehr an kleinen Episoden in einer umfassenderen Rahmenhandlung, den obligatorischen inflationären Gebrauch der Vokabel „motherfucker“ (es überrascht mich immer wieder, wie man beispielsweise in die simple Aufforderung „shut up“ ungefähr ölfzig „motherfuckers“ einbauen kann. Ich liebe die englische Sprache), gelegentlich regelrechtem Slapstick (das „Thanksgiving“-Kapitel ist wirklich ganz großes Tennis!) und den ein oder anderen wirklich erheiternden Spruch – auch in „Love and a Bullet“ gibt’s die seit „Reservoir Dogs“ immer wieder gern kopierten ausschweifenden „coolen“ Dialoge über die Vorzüge eines guten Cappucino oder die sträfliche Unterschätzung von Yaphet Kotto als bestem schwarzen Schauspieler. Nichts spektakulär neues oder aufregendes, aber solide unterhaltsam.

Der mit extrem niedrigen Budget (kolportiert werden 500.000 Dollar) entstandene Film ist das Debüt-Regiewerk von Ben Ramsey, der als Drehbuchautor den Mark-Wahlberg-Streifen „The Big Hit“ verantwortete und zur Zeit mit den Büchern für die anstehenden „Luke Cage“- sowie „Dragonball Z“-Verfilmungen beschäftigt ist (als Co-Regisseur zeichnet ein gewisser „Kantz“ verantwortlich, der in seiner Vita Sachen wie „Random Acts of Violence“ und „SHIRA: The Vampire Samurai“ stehen hat. Muss man ersichtlich nicht wirklich kennen). Die Regisseure sorgen für einen extrem slicken Look, wobei mir manchmal das Bemühen um extreme Coolness der Wirkung des Films ein wenig im Weg zu stehen scheint (so z.B. die „Kapitel-“ und Namenseinblendungen, mit denen der Film Plotpoints für aufmerksamkeitsschwaches Publikum ankündigt). Wir wollen aber an dieser Stelle nicht unterschlagen, dass der Film dem Vernehmen nach pre-release erheblich verleiherseits erheblich geschnitten wurde. Actionszenen gibt’s demzufolge nicht so viele, wie man eigentlich glauben könnte und bis auf den Showdown, in dem sogar ein-zwei Splattereffekte ausgepackt werden, bleibt der Film auch relativ (das bitte ich zu beachten, „relativ“) unblutig, besticht also weniger durch explizite Härte denn extremen Zynismus in seinen Mordszenen (es regiert die Beiläufigkeit, besonders in einer Szene, in der Buddy und Malik gemeinsam einen Job durchführen). Stilistisch regiert, wie gesagt, ein sehr glatter Look (womit sich der Film in dieser Hinsicht deutlich von den meisten anderen Genrevertretern unterscheidet, die das Pferd ja oft von der „dreckigeren“ Seite aufzäumen), gelegentlich lässt das Regieteam Ambitionen aufblitzen, mit Flashback-Sequenzen in schwarz-weiß, gekippten Kamerawinkeln, extremen close-ups und, in einer Szene der Entschluss (etwas unmotiviert, wenn man mich fragt), das Geschehen quasi aus Hand-/Videokameraperspektive zu zeigen – wirkt ein wenig gewollt, nach dem Motto „und das können wir auch“, macht allerdings innerhalb des Kontexts des Films nicht immer wirklich Sinn. Dank der recht kurzen Laufzeit von 82 Minuten gestaltet sich die Sache auch relativ kurzweilig.

Übrigens bedient sich der Streifen der Hilfe deutscher Produzenten, die wohl auch Co-Komponist Wolfgang Matthes eingebracht haben (und ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass aus dessen Feder die Stücke im Score stammen, die verdächtig nach dem Tykwer/Heil/Klimek-Soundtrack von „Lola rennt“ klingen; der Rest des Soundtracks setzt sich aus für meine Begriffe durchaus kompetenten Rap-Tracks – ich bin diesbezüglich ja Ignorant – eher unbekannterer Aktiver zusammen).

Hauptdarsteller Anthony „Treach“ Criss verdankt seine Popularität weniger der Schauspielkunst als seiner Mitgliedschaft bei der in den 90er Jahren durchaus angesagten Rap-Vereinigung „Naughty by Nature“ (hatten seinerzeit eine Handvoll veritabler Hits wie „O.P.P.“). Die meisten dieser Gangsta-Rapper-turned-actors sind für mich ziemlich schwer zu beurteilen, weil sie recht selten – speziell in dieser Art Film – vor größere darstellerische Aufgaben gestellt werden, außer cool und gefährlich auszusehen. Das macht Treach recht gut und verfügt aber auch über eine gewisse Ausstrahlung. Aber an Gott Ice-T kommt er natürlich nicht ran 🙂 In den weiteren Rollen ist keine größere Prominenz zu verzeichnen. Kent Masters King debütierte einst im „Dallas“-Ableger „Knots Landing“ und war zuletzt im Real-Life-Thriller „The Hillside Strangler“ zu sehen und hat hier auch nicht wirklich viel zu tun (eigentlich nur eine wirkliche Schauspielszene, die sie recht gut löst). Charles Guardino, der offizielle Schurke des Films (Damien), gab sich schon 1979 in Antonio Margheritis „Killer Fish“ die Ehre, musste sich meist mit kleinen Rollen in Actionfilmen wie „Out for Justice“ oder „Fist of Honor“ zufriedengeben und hatte in beiden „Plötzlich Prinzessin“-Filmen einen kleinen Part – das für eine Rolle dieser Art gesetzlich vorgeschriebene Overacting bekommt er gut hin. Shireen Crutchfield (Hylene) hat ebenfalls eine musikalische Vergangenheit als Mitglied der mir unbekannten Soulgruppe „The Good Girls“ und spielte im Ice-T-/Coolio-/Mario-van-Peebles-Katastrophenfilm „Judgment Day“; zumindest optisch ist sie ein echter Hingucker und absolviert ihre Rolle auch mit der angemessenen Coolness. Etwas rätselhafterweise wird Sam Scarber (Buddy) mit einem Introducing-Credit gesegnet, obwohl er zu diesem Zeitpunkt schon knapp 30 Filmrollen (u.a. in „Over the Top“, „Shocker“, „The Borrower“ und dem Full-Moon-„Spektakel“ „Robot Wars“) auf dem Buckel hatte. Walter Jones war zwei Jahre lang ein „Power Ranger“.

Bildqualität: Da gibt’s nicht viel auszusetzen (was bei einer Major-DVD allerdings auch selbstverständlich sein sollte, aber es halt leider nicht immer ist). Angemessener anamorpher 1.85:1-Widescreen-Transfer, ohne Verschmutzungen und Bilddefekte, mit guten Werten im Bereich Detail- und Kantenschärfe, gutem Kontrast und angenehm umgesetzten, zwischen bewußt-kühl und lebendig-frisch liegenden Farben. Die Kompression verrichtet ihren Dienst klaglos und unauffällig.

Tonqualität: Drei Sprachen, ein Tonformat ist die Devise – englischer O-Ton sowie deutsche und französische Synchro liegen in einem gut hörbaren 5.1er-Surround-Mix vor. Da man m.E. gerade „afroamerikanische“ Filme der Atmosphäre und Stimmung wegen bevorzugt im O-Ton (mit Untertiteln allerdings, man mag ja doch gerne was verstehen) genießen sollte, hab ich mich ausschließlich auf diese Spur gestürzt. Absolut rauschfrei, kristallklare Sprachqualität, ordentlich Bums im Bass-Bereich, klarer, differenzierter Soundmix. Gut gelöst!

Extras: Hier ist hauptsächlich der Audiokommentar zu erwähnen, den ich mir noch nicht zu Gemüte geführt habe, aber sehr löblich, dass dieser den Weg auf die deutsche Scheibe gefunden hat (optionale deutsche Untertitel für den AK werden erfreulicherweise auch geliefert, dito französische, wen’s interessiert). Ansonsten gibt’s an filmspezifischen Extras nur noch den Trailer sowie zwei weitere Vorschaufilmchen.

Fazit: „Love and a Bullet“ ist nicht das, was man auf den ersten Blick erwarten würde, anstatt der auch vom DVD-Cover versprochenen Action-Granate entpuppt sich der Streifen als eine Art „new urban gangsta comedy“, nicht ohne gewisse Härten und einigen vermutlich bewußt überzogenen Actionszenen im Showdown. Keine große Filmkunst, aber angesichts des geringen Budgets ein recht unterhaltsamer Time-Waster. Wird man mit Sicherheit spätestens 24 Stunden nach dem Ansehen vergessen haben, macht aber während des Anschauens durchaus Laune. Ob man das unbedingt als Kauf-DVD braucht, weiß ich nicht – sich mit ’nem Ausleihvorgang aus der Videothek zu begnügen, reicht wohl aus, aber technisch bietet die DVD zumindest keine Argumente gegen einen Kauf, abgesehen von der etwas spärlichen Ausstattung jenseits des Audiokommentars.

3/5
(c) 2005 Dr. Acula


mm
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