Lost at War

 
  • Deutscher Titel: Lost at War
  • Original-Titel: Lost at War
  •  
  • Regie: David A. Prior
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Ted Prior (Captain Jason Briggs), Jack Vogel (Pvt. Turner), James Hayward Brinkley (Pvt. Smith, als James Brinkley), Jim Hazelton (Pvt. Falkner. als Jim Marlow), Adam Mayfield (Pvt. McCune, als Adam Stuart), Billy Hayes (Col. West), Marisa Karl (Sherry), Danielle Jacbos (Jenny Falkner), Hash Patel (Nick, als Ashish Patel), Austin Cheatham (Brian McCune), Dalton Smith (Jimmy Knight)


Vorwort

Captain Briggs und sein Mini-Trupp, bestehend aus vier Mann, ist der ganze Stolz einer US-Basis irgendwo in einem asiatischen Land, wo die braven Yankees zum Wohl der freien Welt den Krieg gegen den Terrorismus führen (es handelt sich um jenes mysteriöse asiatische Land, in dem Wüste und Dschungel gleich nebeneinander liegen). Eigentlich hat der 1/2-Platoon gerade erst ein Nest böser Handtuchköppe niedergemacht und freut sich auf Feierabend & Bier, doch der Colonel hat gleich für den nächsten Morgen eine neue Aufgabe. Briggs, die Sorte Soldat, der sich bei aller Härte im Gefecht die Menschlichkeit bewahrt hat und von der vorgeschlagenen weiteren Karriere im Offiziersdienst so gar nichts hält, weil er in zwei Wochen zu Kind + Kegel nach Hause fahren will, kann seinem Colonel schlechterdings nichts abschlagen und so bricht die Gruppe um 6 Uhr früh zu einer geheimen Geheimmission auf.

Der Trupp soll im Rahmen einer Aufklärungsmission mit einer anderen Einheit Kontakt aufnehmen. Schon auf dem Weg zum Treffpunkt beschleicht die Soldaten ein ungutes Gefühl, insbesondere, als sie durch eine Art natürlichen Tunnel aus Bambus krauchen müssen. Aber mehr als ein eben unspezifiziertes Bauchgefühl können weder Briggs noch einer seiner Leute zu Protokoll geben. Der Treffpunkt ist ein improvisiertes kleines Zelt-Camp, mit einem entscheidenden Haken – für ein improvisiertes Zelt-Camp ist es verdächtig leer. Von den Leuten, die Briggs‘ Zug treffen sollte, fehlt jede Spur. Briggs nimmt Funkkontakt zu seinem Colonel auf. Der gibt die Order, an Ort und Stelle zu bleiben, bis Verstärkung kommt. Es deucht den Soldaten keine sonderlich sinnvolle Betätigung zu sein, aber in der Army stellt man besser nicht zu viele Fragen.

Allerdings – wirklich allein scheinen die Amis nicht zu sein. Irgendwer huscht da durchs Gebüsch, mysteriöse schwarze Gestalten, die sich, wie sich zeigt, von Gewehrfeuer überraschend unbeeindruckt zeigen, aber selbst auch keinerlei Anstalten machen, die Amis, die sich in einem von ihren Vorgängern hinterlassenen Schützengraben verschanzen, ihrerseits anzugreifen. Sehr suspekt.

Die Warterei zerrt an den Nerven und zur Entspannung erzählen sich die Jungs von einem richtig schönen Festgelage mit Truthahn & Kartoffeln. Und was schleppt da auf einmal Turner, der sich im Zeltlager umgesehen hat, an? Eine Armeekiste, drin – ein fertig zubereiteter Truthahn samt Beilagen , ordentlichem Porzellangeschirr und Besteck. Das ist schräg, darin sind sich die Herrschaften einig. Dieweil mach einer dem geschenkten Geflügel nicht in den Schnabel schauen mag, warnt Briggs – das Zeug könnte vergiftet sein. Nach einer Weile hat Smith genug Kohldampf geschoben und greift beherzt und ohne negative Folgen zu. Bleibt die Frage – was zum Geier ist eigentlich passiert? Turner spekuliert darauf, dass der Trupp irgendwie in eine andere Dimension gestolpert ist, während Briggs vermutet, der Feind, wer immer es auch sein möge, operiere mit Gedankenkontrolle. Trotzdem – das Schlaraffenland scheint real zu sein. Wenn sich jemand kaltes Bier wünscht, taucht es umgehend zur Inhalation auf. Da stellt sich doch die Frage, wie weit diese unerklärlichen Dienstleistungen gehen. Man stellt den unsichtbaren Gönner auf die Probe – wie wäre es mit einer heißen Frau für den sexuell ausgehungerten Smith?

Und schon materialisiert sich ein Rasseweib – allerdings nur für Smith sichtbar, und für den auch noch die Wiederkehr einer alten, verflossenen (und verstorbenen) Jugendliebe. Smith geht mit ihr in den Urwald, um sich nach zwei-drei Schritten in den Busch zum Entsetzen seiner Kameraden in Luft aufzulösen. Spätestens jetzt ist klar, dass hier kein gewöhnlicher Terroristenfeind im Busch hockt. Wenig später fühlen auch Falkner und McCune den Drang, einfach in den Wald zu gehen und zu verschwinden, Turner und Briggs sind allein.

Turner kommt auf den naheliegenden Gedanken – was, wenn alle fünf schon tot waren, bevor sie im Lager eintrafen? Briggs weigert sich, an diese Möglichkeit zu glauben, doch weiß er genau so wenig wie die anderen, dass ihre Schicksale längst schon miteinander verknüpft waren…


Inhalt

David A. Prior ist, bzw. war, er ist ja leider 2015 verstorben, einer der Trashfreunde liebsten Actionregisseure. „Deadly Prey“, „Death Squad“, „Night Wars“, „Jungle Patrol“, „Future Force“, „Lost Platoon“, „Final Sanction“ – keine Videothek der 80er und frühen 90er war ohne Prior-Titel komplett. Ich schätze, die meisten seiner, eh, Fans, verloren ihn nach 1999 aus den Augen, als er sich mit dem Brigitte-Nielsen-Hobel „Watership Warrior“ augenscheinlich aus dem Biz abmeldete. Aber der Filmvirus ließ ihn nicht los, und so hob er 2007 zu einem Comeback an, unbeeindruckt davon, dass das DTV-Geschäftsmodell, das Leuten seines Kalibers zwanzig Jahre zuvor ein geregeltes Einkommen beschert hatte, längst zusammengebrochen war und die Budgets demzufolge noch kleiner wurden. „Lost at War“, unser heutiges corpus delicti, war sein erster Schlager nach Rückkehr ins Gewerbe, dem folgten u.a. „Zombie Wars“ (hierzulande als „War of the Living Dead“ vermarktet) und das Sequel zu seinem kultigsten Kultfilm, „Deadliest Prey“.

Wie Ihr als treue Leser sicher wisst, habe ich ein großes Herz für diejenigen, die sich nicht um aktuelle Trends und Hypes scheren, sondern ihr ureigenes Ding durchziehen, ohne Rücksicht auf Verluste, und Prior gehörte eben zu diesen Einzelgängern, die bestenfalls am Rande des „Systems“ arbeiteten. Zu seinen charmanten Idiosynkratien gehörte auch, dass er bevorzug seinen Bruder Ted Prior als Star verpflichtete und wer Teds Performance als Mike Danton in „Deadly Prey“ gesehen hat, geht mit mir konform, dass ALLE Filme dieser Welt durch einen Ted Prior in der Hauptrolle enorm verbessert würden, selbst „Schindlers Liste“ oder „Hannah und ihre Töchter“ (und Ladies, im März 1984 war Ted Playgirls Centerfold of the Month. Grab a collector’s item today!). Ehrensache also, dass das Bruderherz auch gefragt wurde, als David seine Rückkehr auf die große Bildfläche in Angriff nahm, und ebensolche, dass Ted beherzt zusagte, den tapferen Captain Briggs zu spielen.

Es liegt auf der Hand, dass wir als geneigte Zuschauer von David A. Prior einen simplen Ballerfilm, in diesem speziellen Falle dem Cover nach mit gewissem Horror-Einschlag (was ja keine Premiere wäre, siehe „Lost Platoon“) erwarten, aber da führt uns Mr. Prior aufs dünne Glatteis. Klar, „Lost at War“ beginnt erst mal wie der typische neumodische, in irgendeinem islamischen Terrorhotbed spielende Krawummfilm um heldenhafte Amis, die mit dem MG in der Hand unser aller Freiheit am Hindukusch gegen menschenfressende Muselmanen verteidigen. Aber das dauert ungefähr zehn Minuten, ehe Prior die Kurve zu einem Mystery-Film kratzt und unsere tapferen Soldaten gegen ominöse geheimnisvolle Schattenkreaturen und ihr nicht minder geheimnisvolles Schaffen positioniert. Yeah, sure, das alles ist wahnsinnig originell, falls man noch nie einen „surprise, you’re dead“-Streifen gesehen hat (ööh. Hab ich was verraten), aber sicher nicht das, was man von Prior originär erwarten würde, zumal Prior auch den Mystery-Aspekt als plotantreibendes Element relativ schnell wieder fallen lässt und in beinahe schon „Man from Earth“-artige philosophische Gefilde steuert, seine Figuren ausführlich über die Frage „deterministisches Schicksal“ vs. „freier Wille“ diskutieren lässt. Philosophie 101 im Schützengraben, that’s not what I expected…

Nun ist eine überraschende Abweichung vom erwarteten Kurs eine Sache, aber noch nicht automatisch ein guter, interessanter oder unterhaltsamer Film, und bei der Umsetzung der Idee ins bewegte Bild liegt der Hase im Pfeffer (wir haben ja gerade Ostern, während ich dies schreibe). Und das Problem ist, dass Prior nicht wirklich weiß, was er mit seiner Idee eigentlich anfangen will. Ja, eine Kriegssituation, in der die Soldaten gespannt darauf warten, in welche Richtung sich die Lage entwickelt, ob der Feind angreifen wird oder nicht, ist eine ganz gute Metapher für „Limbo“ oder „Fegefeuer“, aber Prior untergräbt seinen Einfall mit einer zweiten Erzählebene. In Flashbacks, immer dann auftretend, bevor einer der Soldaten den Ruf der Ewigkeit verspürt, schildert „Lost at War“, dass das Schicksal der fünf Soldaten bereits vor ihrem gemeinsamen Diesnt an der Waffe durch ihre Verstrickung in eine einigermaßen komplexe Kausalkette, die von einem vereitelten Ladenüberfall zur Verhinderung eines Columbine-mäßigen Schulmassakers führt, verbunden war. Blöd nur, dass die Metapher mit dem Krieg als Purgatory nur entweder/oder funktioniert, will sagen, entweder haben die Flashbacks etwas mit ihrem „Tod“ und dem Verweil im Limbo zu tun (was eben nicht der Fall ist, weil das Massaker verhindert wird und niemand zu Schaden kommt, vulgo auch niemand in diesem Zusammenhang „zu richten“ wäre, und es im Schützengraben auch niemanden gibt, der „richten“ würde – da geht’s rein um die Akzeptanz des eigenen Todes), oder eben nicht, dann sind die Soldaten im Krieg umgekommen, dann hat diese Verbindung aus der Vergangenheit nichts zu sagen, weil daraus keinerlei „Bestimmung“, kein „Schicksal“ herauszuformulieren ist. Es fehlt also ein echter Zusammenhang, der die Flashback-Sequenzen und das „gegenwärtige“ Geschehen zusammenklammert, mehr als nur eine zufällige Zusammenrottung von Typen, die über fünf Ecken und ohne voneinander zu wissen, mal gemeinsam in ein Ereignis verwickelt waren, und das ist mir dann doch deutlich zu dünn. Also legt sich der Film darauf fest, dass die Jungs tatsächlich im Krieg gefallen sind, aber… nicht mal das kaufe ich, denn wie sollten diese fünf Menschen, die allesamt eine zivile Existenz mit Familie und Kindern haben, in den Krieg gekommen sein? Das sind keine Berufssoldaten, darauf reitet der Film ziemlich penetrant herum, und soviel ich weiß, gibt es in den USA aktuell keinen „Draft“ (allenfalls könnten die Männer aus der Reserve oder der Nationalgarde eingezogen worden sein), dafür sind die Männer auch viel zu alt. So oder so, da wird kein Schuh draus.

Es hilft halt nix – wenn man einen etwas, eh, „intellektuelleren“ Film machen will, muss man die Sache halt als Macher auch etwas besser durchdenken und nicht alles, was sich auf Papier nach ’ner guten Idee anhört, ist dann auch in Filmform eine solche (Prior hat „ernste“ Themen und Exploitation schon besser verbunden, in „Night Wars“ z.B., der sich auf seine kuriose Art und Weise mit dem Thema PTSD auseinandersetzt. Sicher nicht unbedingt psychologisch fundiert, aber zumindest in der Form, dass ein unterhaltsamer Exploitationfilm ‚bei rumkam).

Jedenfalls sorgt die, hust, philosophische Herangehensweise dafür, dass der Streifen nicht gerade reich an Action ist – der shoot-out zu Beginn ist zwar recht ordentlich dafür, dass er auf einem Paintball-Areal gedreht wurde, das auch nicht anders aussieht als ein solches, das wäre es dann aber so ziemlich an Action. Den Rest des Films verbringen die Kerle sabbelnd im Schützengraben, gelegentlich umspukt von den mysteriösen schwarzen Gestalten, die, Jess Franco wäre stolz, von Typen, die sich schwarze Bettlaken umgehängt haben, gespielt werden. Mightily terrifying. Die Flashbacks bringen zumindest ein wenig optische Ablenkung von dem immergleichen „Dschungel“-Background und könnten etwas über die amerikanische Waffenkultur und ihre tödlichen Folgen aussagen, wenn das Priors Anliegen wäre. Ich weiß halt nicht, WAS genau Prior aussagen will; hm, vielleicht soll auch das Verhalten eines wichtigen Charakters in den Flashbacks (der aber nicht im Kriegs-Part mit von der Partie ist) die Frage „Schicksal oder eigene Entscheidung“ unterschreiben, wenn, ist dieser Punkt allerdings nicht sonderlich aussagekräftig gemacht.

Im Endeffekt resultiert die „Spannung“ aus der Frage, ob Prior tatsächlich die lahme „surprise! You’re dead!“-Ausrede als Auflösung ziehen will oder ihm etwas anderes (im Zweifel dümmeres, dafür aber wenigstens lustigeres) einfällt. Eine kleine Überraschung dabei ist, dass die darstellerischen Leistungen, wenngleich nicht überragend oder oscar-verdächtig, nicht so schlecht sind und tatsächlich dazu beitragen, dass man zumindest bei erster Sichtung (und warum sollte man ein one-trick-pony zweimal betrachten?) auch ihretwegen zumindest so weit am Ball bleibt, um bis zum Abspann zu kommen.

Ted Prior ist, wenn man ihm mal nicht den Action-Helden abkaufen soll, gar nicht soo schlecht als Captain Briggs, der wettergegerbte Cop-turned-Army-Captain, der sich so lange wie irgend möglich gegen übernatürliche Firlefanz-Erklärungen wehrt und nach rationalen Antworten auf seine Fragen sucht und auch Jack Vogel („Tanz der Dämonen“, „Evil Altar“) ist als sein spirituell offener Diskussions-Widerpart für B-Minus-Verhältnisse nicht übel. James Brinkley („Cyberkidz“) fällt als Smith gegenüber Jim Hazelton („Zombie Wars“, „Road Hell“) als Falkner und Adam Mayfield („Zeit der Sehnsucht“, „Die kuriosen Kreaturen der Christine McConnell“) als McCune ein wenig ab.

Die DVD von Intergroove ist okay – die Bildqualität (1.78:1 anamorph) ist nicht toll, aber brauchbar, die deutsche Synchro erträglich (Dolby Digital 5.1/2.0), englischer O-Ton (Dolby Digital 2.0) wird mitgeliefert, als Extras gibt’s neben einer Trailershow den Originaltrailer.

Letzten Endes stellt sich die Frage, ob das Nichteinhalten von Erwartungen – hier also der Erwartung, einen billigen, aber fetzigen Kriegs-Actionfilm mit Horrornote vorgesetzt zu bekommen – per se etwas Gutes ist. In dem Falle sage ich: nein, eher nicht. Wäre Prior besserer Autor und/oder Regisseur, aus einer zwar mittlerweile auch einigermaßen abgegriffenen Idee einen durchdachten und spannenderen Film zu machen (man KANN spannend erzählen, auch wenn man 99 % der Laufzeit mit Dialogen verbringt, siehe eben „The Man from Earth“), hätte er aus dem durchaus vorhandenen Potential der Prämisse mehr machen können, aber er ist halt nur ein B-Randalefilmer aus dem unteren Tabellendrittel – das ist nichts ehrenrühriges, aber es spricht halt dafür, dass man als Schuster bei seinen bewährten Leisten bleiben sollte. Vielleicht einen Blick als Kuriosität aus der Absonderlichkeitenkammer wert, aber insgesamt nicht sonderlich unterhaltsam oder denkmurmelanregend…

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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