Lord of the Elves

 
  • Deutscher Titel: Lord of the Elves
  • Original-Titel: Clash of the Empires
  • Alternative Titel: Age of the Hobbits |
  • Regie: Joseph J. Lawson
  • Land: USA
  • Jahr: 2012
  • Darsteller:

    Bai Ling (Laylan), Christopher Judge (Amthar), Sun Korng (Goben), Srogn (Tak Tek), Khom Lyly (Omi), Tom Eurt (Suta), Jerry Earr (Varm), Armani Nguon (Pesh), Antonis Greco (Korm), Kreb (Koto), Savorne Horm (Chi-Cha), Hun Sophy (Gahargath), Ka (Balgog), Rachana (Königin)


Vorwort

10.000 vor Christus auf der Insel, die später mal als Flores zu Indonesien gehören wird. Dort lebt das friedliche Pgymäenvolk der Waldmenschen im Einklang mit der Natur (und vegetarisch). Aber auch nur solange, bis sie, mitten bei der schönsten Ernte, von den bösen, barbarischen, fleischfressenden und kannibalischen Steinmännern überfallen werden! Die Steinmänner entführen einen Schwung Zwerge, darunter auch Suta, die Heilerin. Ihr Mann Tak Tek, ihr einfallsreicher Sohn Goben und Tochter Omi, die glücklicherweise schon einiges von Suta gelernt hat, was den Umgang mit heilsamen Kräutern angeht, machen sich auf zur gefährlichen Rettungsmission.

Der Weg zum Reich der drachenfliegenden Steinmänner (und gemeint sind damit jetzt Fantasy-Drachen) ist lang und führt durch das Gebiet der „Riesen“. Tak Tek gelingt es, einem dieser Riesen (für unsereins sind die normalgroß), der bei der Jagd auf ein Fellnashorn ein paar größere Probleme hat, das Leben zu retten. Ehrenmann Amthar und seine Söhne (?) Varm und Pesh wären durchaus bereit, den „Halblingen“ bei ihrer Rettungsmission zur Seite zu stehen, doch Riesen-Häuptlingskönig Korm verbietet es trotz angebotenen Technologietransfers in Sachen Waffentechnik und Agrarwissenschaft – die Riesen leben auf einer „wenn-wir-sie-in-Ruhe-lassen-lassen-sie-uns-auch-in-Ruhe“-Basis seit Jahren mit den Steinmännern in Frieden und Korm hat keinen Bock, den wackligen Status Quo zu gefährden.

Amthar, seine Söhne und die Kriegerin Laylan, die ihre Eltern an die Kochtöpfe der Steinmänner verloren hat, widersetzen sich dem Chefwillen und machen sich mit den Halblingen auf die Reise in den Dschungel der Kannibalen, wo Fallen, die dem Vietcong gefallen hätten, riesige Spinnenmonster und giftige Riesenwarane schon auf sie warten. Und eilig ist’s auch, denn bei Vollmond feiern die Steinmänner eine Riesensause und die gefangenen Pygmäen sind das Hauptgericht auf der Speisekarte…


Inhalt

Asylum mal wieder. „Lord of the Elves“, wie der Film hierzulande heißt (obschon an Fantasyelementen hier so ziemlich jedes AUSSER Elfen vorkommt), ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Asylanten mittlerweile von der großen Studioindustrie mit Argwohn wahrgenommen wurden, denn wie auch „American Battleship“ (in „American Warships“ umbenannt) sah sich auch dieser Streifen einer Klage ausgesetzt. Im Gegensatz zur „Battleship“-Kontroverse (ich sehe nach wie vor, Spiel hin oder her, nicht ein, warum ein absolut gebräuchlicher Schiffs-Gattungsbegriff schutzwürdig wäre) muss ich mir hier allerdings auf Klägerseite verordnen – Asylum wollte den Film ursprünglich „Age of the Hobbits“ nennen und dass Warner da eine imaginäre rote Linie überschritten sieht, verstehe ich. Hobbits gehören nunmal ausschließlich und exklusiv zu Tolkiens Mittelerde, dass das Studio hier seine intellectual properties schützt, ist nachvollziehbar. Dass die „Ersatztitel“ beide dämlich sind, nun… dazu sag ich an der Stelle mal nix.

Auch nicht dazu, dass der letzte Asylum-Versuch „epischer Fantasy“, den ich mir zu Gemüte führen musste, eine totale Katastrophe war. Aber wir können neidlos anerkennen – seit damals ist Asylum doch deutlich besser geworden: es mag meistens Krampf sein und immer wieder ein paar FX zum Kopfpatschen auffahren, aber es sieht meistens nach Film aus.

Dass das Drehbuch aus der Feder des verdienstvollen Autors von Mega Piranha, Eric Forsberg, stammt, stimmt vorsichtig optimistisch, zumindest solange, bis wir uns daran erinnern, dass der Knabe auch Snakes on a Train und 30.000 Meilen unter dem Meer geschrieben hat und die stehen weniger für den selbstironischen B-Movie-Trash-Spaß Marke Asylum sondern für den „wir schlagen Zeit zwischen den besseren FX-Shots für den Trailer tot“.
Regisseur Joseph J. Lawson kommt hingegen aus dem VFX-Bereich (und hat da in Funktion eines Lohnschergen durchaus auch schon an größeren Produktionen wie „Rückkehr des Königs“ oder „Star Trek: Enterprise“ mitgefummelt), hat als Regisseur aber nur Asylums „Iron Sky“-rip-off „Nazi Sky“ zu verantworten. Hmmm…

Die Story selbst ist simpel – klassischer Quest (Rettung der entführten Leute), klassische Gefährten-Gruppe (mit diversifiziertem Background: Familie, Ehrenschuld-Einlöser, Rächer), dazu ein böser Gegner, der wegen seiner Abscheulichkeit (Kannibalen!) moralisch unbedenklich niedergeknüppelt werden kann, ein wenig halbseidene Mythologie und Fantasy-Monster, die, hihi, „historisch“ gesehen, nicht reingehören, fertig ist die Soße. Zwischen den einzelnen Abenteuer-Episoden der Gefährten wird regelmäßig zu Böswatzens in die böse Höhle gekuckt und nachgesehen, wie’s Suta und den Mit-Entführten (für die sich rein emotional aber nicht wirklich wer interessiert) ergeht.

Das ist in der Tat derart risikoloses Storytelling, dass es unmöglich nicht au einem zumindest grundsätzlichen Level funktioniert. Dementsprechend gestaltet sind auch die Dialoge, die man, wenn schon nicht mitsprechen, dann gerne mal erahnen kann (ein paar humorige Lines hat man Laylan gegönnt… „ich will so viele von den Steinmännern töten wie möglich, vielleicht auch ein paar mehr!“). Die Mythologie ist recht wacklig (mag aber auch an der Synchro liegen, dass Korm innerhalb einer Szene vom „Häuptling“ zum „König“ mutiert, und wie die Steinmänner-Gesellschaft funktionieren soll, wenn’s dort nur eine Frau, die Königin gibt, weiß auch nur jemand, der das mit der Zellteilung auf menschlicher Ebene ausgetüftelt hat), letztlich aber auch unbedeutend – ohne „Erdmutter“- und „Himmelsgötter“-Brimborium würde die Plotte als schlicht-weltliche Abenteuergeschichte auch durchgehen.

Von der handwerklichen Seite her ist „Lord of the Elves“ für einen neueren, aber sichtlich nicht unbedingt als Vorzeigeprojekt ausgelegten Asylum-Heuler okay. Man hat offenkundig tatsächlich halbwegs vor Ort in Kambodscha gedreht und auch wenn die wirklich superspektakulären Landschaftsaufnahmen (und davon gibt’s ein paar) sicherlich nicht von Asylum selbst gedreht, sondern aus dem HD-Stock-Footage-Archiv eingekauft wurden, macht das doch einiges her, verleiht dem Film einen Scope, den die zwar passablen, aber eben nicht herausragenden eigenen Location-Aufnahmen nicht hergeben würden. Das Tempo kann Lawson dank der beiden Parallel-Handlungsstränge einigermaßen hochhalten, allerdinsg ohne dass der Streifen einen wirklich zwingenden Zug entwickelt. Die Kameraarbeit ist brauchbar, Chris Ridenhours Score haut (wie üblich) mächtig auf die Kacke und tut beinahe erfolgreich so, als wäre „Lord of the Elves“ *wirklich* „Lord of the Rings“…

Die Creature-CGI ist für Asylum auch recht ansprechend ausgefallen – noch am wenigsten überzeugen die Riesen-Komodo-Warane; die Riesenspinnen, das Fellnashorn und die diversen Flugdrachen erfüllen durchaus fortgeschrittenese Syfy-Movie-of-the-Week-Niveau. Nur eins können die von Asylum beauftragten Pixelschubser immer noch nicht – Menschen auch nur viertelswegs brauchbar animieren. Die Drachen-„Reiter“ nämlich sehen immer noch wie sehr plattgewalzte Knetfiguren aus (nicht ganz so schlimm wie die übelsten CGI der Welt aus Almighty Thor, aber schlimm genug).

Wo wir bei „nicht brauchbar“ sind – das ist leider auch der Showdown. Programmgemäß endet der Film mit einer großen Schlacht zwischen Steinmännern und Riesen – blöderweise wird die epische Schlacht von maximal fuffzich Figuren bestritten und von denen wissen maximal zehn, wie man einen Knüppel hält und schwingt, damit’s wenigstens ein bisschen so aussieht, als würde man auf Leben und Tod kämpfen. Aufregende Klimax ist was anderes…

Da sich „Lord of the Elves“ im weitesten Sinne als familientauglich versteht, gibt’s auch keine wirklich abgefeimten Splatter-Effekte; ein-zwei blutigere Stellen, eine recht eklige Armwunde, die Amthar durch Komodo-Biss erdulden muss, und ein paar CGI-Bluteffekte. *Ich* hätt’s ab 12 durchgehen lassen…

Ein ganz großer Grund dafür, warum „Lord of the Elves“ aber letztendlich nicht mal als launiges B-Movie erfolgreich ist, ist das Darstellerensemble. Es liegt mit Sicherheit nicht an den zwei eingekauften „Stars“. Christopher Judge ist ganz Profi und geht den Film auch nicht weniger seriös an als eine der zahllosen „Stargate SG-1“-Folgen, denen er seinen Ruhm verdankt, und Bai Ling hat mit der wutigen Rächerin vielleicht sogar die Rolle ihres Lebens gefunden. Okay, das ist übertrieben, aber die Chinesin, die sich in „The Crow“ einen Namen machte und zuletzt als durchgeknallte Nutte in „Crank 2: High Voltage“ auffiel, macht sich im Steinzeitoutfit ziemlich gut… Im Gegensatz zu diversen „sexiest-women-alive“-Listen fand ich Bai Ling ja meistens eher creepy denn sexy, doch hier ist sie (chauvinistische Beurteilung nach dem Äußeren voraus) rattenscharf… und das im zarten Alter von 46 Jahren. Respekt.

Nein, die Schwierigkeiten liegen beim Rest-Cast. Ich nehm Asylum nicht prinzipiell übel, dass sie sich ihre Nebendarsteller vor Ort ausgesucht haben. Speziell für die „Hobbits“ hat man offensichtlich jeden freilaufenden Kleinwüchsigen Südostasiens angeheuert. Das macht die Sache sicher sehr authentisch (und billiger, weil man nicht Elijah Wood digital die Beine amputieren muss), nur ist eins festzuhalten: die, äh, vertikal Herausgeforderten können durch die Bank nicht für saure Erbsengrütze schauspielern. Keiner von den Leuten hat vermutlich jemals vor einer Kamera (außer vielleicht der eines Touristen) oder auf einer Bühne gestanden und so gut gemeint das von Asylum vielleicht mal war, nach spätetestens 30-40 Minuten geht einem das versammelte Anti-Schauspiel der Kleinen auf die Nerven und beeinträchtigt aktiv das Filmvergnügen.
Sun Korng, der Goben, den Sohn des „Oberpygmäen“, spielt, ist der einzige, der zumindest die leiseste Andeutung einer möglichen thespischen Begabung durchschimmern lässt, der Rest ist in unterschiedlichem Maße grauenvoll (Tom Eurt, Kom Lyly und Kreb, der mit „Koto“ eine Art Gollum-Figur, einen gefangenen verrückten Pygmäen, der den Steinmännern als Sklave dient, wetteifern um die nervigst-schlechteste Performance). Die Steinmänner-Darsteller sind, obwohl ausgewachsen, nicht wesentlich besser (dafür dürfen sie angespitzte Zahn-Prothesen im Munde führen. Für den kannibalischen Ausdruck!).

Judge und Ling versuchen zwar, den Film zu tragen, aber sie sind eben nicht *die* Hauptfiguren (das sind Tak Tek und seine Familie), und das macht den Film rasch ermüdend.

Bildqualität: „Lord of the Elves“ wird in Tschörmanie unter dem „The Asylum“-Banner vermarktet. Die BluRay bietet ausgezeichnetes Bild (1.85:1), satte Farben und gute Kontrast- und Schärfewerte.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in Dolby Digital 5.1. Die deutsche Synchro ist überwiegend okay, nur die Sprecherin der Omi ist furchtbar.

Extras: Originaltrailer und Trailershow. Die existente Making-of-Featurette (sowas macht Asylum ja standardmäßig) hat sich leider nicht auf Scheibe verirrt.

Fazit: An epischer Fantasy hat sich Asylum schon mal verhoben (siehe oben) – „Lord of the Elves“ ist sicherlich besser als „Dragon“, einfach weil die Visuals deutlich besser sind und die Story so „basic“ ist, dass sie kaum zu verpfuschen war – trotzdem macht der Film keinen rechten Spaß, und das liegt an den kleinwüchsigen Darstellern, so ungern ich sie, da ersichtlich keine Profis (vermutlich nicht mal ambitionierte Amateure), in die Pfanne haue (aber wenigstens nicht in den Kochtopf wie die Steinmänner es tun würden). Chris Judge und Bai Ling tun ihr Möglichstes, so dass Fans dieser beiden Herrschaften mal reinkucken können (und Nichtkostverächter können sich zudem an Bai Lings Figur delektieren), ansonsten ist die Sache eher was für Hardcore-Asylum-Komplettisten. Einen der zwei Punkte verdient Bai Lings Leckerness alone…

2/5
(c) 2013 Dr. Acula


mm
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