Long Weekend

 
  • Deutscher Titel: Long Weekend
  • Original-Titel: Long Weekend
  •  
  • Regie: Colin Eggleston
  • Land: Australien
  • Jahr: 1978
  • Darsteller:

    John Hargreaves (Peter), Brion Behets (Marcia)


Vorwort

Da hier in letzter Zeit reviewtechnisch ja eher tote Hose angesagt war, dachte euer lieber G sich, er könnte ein wenig in seinem Giftschrank wühlen, um einen möglichst ungewöhnlichen und eher unbekannten Film zutage zu fördern, mit dem er die werten Leser mal wieder beglücken könnte. Dass ihm dabei eine DVD in die Hände fiel, die er selbst aus Zeitgründen noch nicht begutachten konnte, ist dabei natürlich (für ihn) doppelt erfreulich. Ob der Film was taugt, könnt ihr jetzt hier nachlesen.

Marcia und Peter haben eine Ehekrise. Um diese zu bewältigen, wollen sie gemeinsam einen Campingurlaub machen, von dem Peter ungleich mehr begeistert ist, als seine ständig nörgelnde Gattin. Nachdem man sich zuerst ordentlich verfährt, bauen die beiden ihr Zelt des Nachts zumindest in der Nähe des Zielortes auf. Am nächsten Tag finden sie doch noch den Strand und stellen fest, dass sie offenbar nicht allein in der Gegend campen, denn unweit von ihnen entfernt steht ein grauer Van. Marcia, ein echter Stadtmensch, hat von dem Wald im speziellen und der ganzen Natur im allgemeinen gleich von Anfang an die Schnauze voll. Sie möchte lieber ins Hotel und das Peter den Familienhund mitgenommen hat, stört sie sowieso. Ihren Ärger lassen die beiden mehr und mehr an der sie umgebenden Flora und Fauna aus, je mehr sich die Spannungen zwischen den beiden steigern, desto respektloser verhalten sie sich der Tier- und Pflanzenwelt gegenüber. So schießt er auf alles, was sich bewegt, während sie voller Zorn sogar Adlereier zerstört.

Dabei passiert allerdings etwas seltsames, denn kurz bevor sie das Ei an den Baum pfeffert, wird sie von einem wild gewordenen Vogel angegriffen, der offensichtlich sein Ei von ihr haben wollte. Und auch die Seekuh, die Peter (der zuvor schon unliebsame Bekanntschaft mit einem Oppossum geschlossen hatte) mit dem Gewehr erlegt hatte, kommt immer wieder zurück. Als sie dann entdecken, dass der Van ihrer Campingnachbarn auf mysteriöse Art und Weise ins Meer geschoben wurde und dessen Besitzer offenbar über Nacht vom Erdboden verschluckt wurden, dreht Marcia schließlich durch und ergreift mit dem Wagen alleine die Flucht. Aber das undurchdringliche Dickicht will einfach den Weg nicht freigeben…


Inhalt

„Long Weekend“ ist ein ziemlich ungewöhnlicher Film, der – abseits aller Hollywoodschemata – einen eigenen Weg gehen will. Die Botschaft des Films ist eigentlich recht offensichtlich: Zerstör nicht die Natur, sonst zerstört sie am Ende dich (Al Gore hätte seine Freude dran). Ich habe selten einen Film gesehen, der seine beiden Hauptcharaktere so konsequent unsympathisch präsentiert und das (im Gegensatz zu Rob Zombie, der das in „The Devils Rejects“ nicht geschafft hat) bis zum Ende durchzieht. Man gewinnt daher im Laufe des Films den Eindruck, dass die Menschen hier nur die bösen Eindringlinge sind, die die Harmonie der Natur mit aller Gewalt zerstören müssen.

Da es (abgesehen von ein paar Statisten) nur zwei Charaktere gibt, konzentriert der Film sich natürlich sehr auf den Konflikt zwischen den beiden. Das ist gleichzeitig ein Vorteil und ein Nachteil. Ein Vorteil ist es, weil die beiden Hauptdarsteller in ihren Rollen überzeugend sind und das krisengeschüttelte Ehepaar so dermaßen hassenswert darstellen, dass es beinahe unerträglich wird (aber eben nur beinahe, denn diese Gradwanderung, ihre Figuren so darzustellen, dass sie zwar extrem unsympathisch, aber dennoch nicht „schlimmer“ rüberkommen, als ein normaler Durchschnittsmensch [war das jetzt deutsch?], beherrschen sie ziemlich gut).
Ein Nachteil ist es vor allem deswegen, weil der Film dadurch einige Längen aufweist und zwar vor allem im Mittelteil. Es passiert zwar immer mal wieder was, aber manchmal ist es dennoch recht nervig, die beiden Protagonisten beim Streiten zu beobachten (obwohl sie mit ziemlich viel Einsatz zu Werke gehen). Das sich daraus ergebende träge Erzähltempo ist allerdings zwingend notwendig, da der Film so auf seinen zwar vorhersehbaren, aber dennoch grandios niederschametternden Schluss zusteuert.
Wenn man genau aufpasst, dann kann man einige Hinweise darauf erkennen, was den beiden passiert ist. Und vor allem, dass sie nicht die einzigen sind wird daraus ziemlich klar: So hört man in einer Radiomeldung etwa, dass einige Farmer aufgrund von vermehrtem Insektizideinsatz von einer Horde durchgeknallter Kakadus angegriffen wurden…

Von der Regiearbeit, dem Skript und dem Soundtrack her gibts nichts zu bemängeln.

Kommen wir zur DVD von Marketing: Bild und Ton sind sehr gut, nur hätte man meiner Meinung nach auf den deutschen 5.1 Upmix verzichten können. Originalton ist ebenfalls vorhanden und gut verständlich. Die Extras sind auch nicht zu verachten, als da wären: Alter deutscher Vor- und Abspann (offenbar eins der Lieblingsextras von Marketing, denn das klatschen sie auf jede dritte ihrer DVDs), eine mit einem Interview mit John Hargreaves unterlegte Slideshow, eine Artwork-Galerie, Filmographien von einigen beteiligten Personen, eine gekürzte Szene & ein Audiokommentar von Vincent Monton und Richard Brennan. Vor allem der Audiokommentar und das Interview sind einen Blick wert.

„Long Weekend“ ist ein durchaus sehenswerter Film. Zwar ist das langsame Tempo des Films nicht jedermanns Sache, aber einen Blick könnt ihr dennoch riskieren.

Für 2008 ist übrigens ein Remake mit James Caviezel in der Rolle des Ehemannes geplant. Hoffentlich verhilft diese Wiederaufbereitung dem Original zu dem Bekanntheitsgrad, den es eigentlich verdienen würde.

4/5
(c) 2007 G


mm
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