Living to Die

 
  • Deutscher Titel: Living to Die
  • Original-Titel: Living to Die
  •  
  • Regie: Wings Hauser
  • Land: USA
  • Jahr: 1990
  • Darsteller:

    Wings Hauser (Nick Carpenter), Darcy DeMoss (Maggie Sams), Asher Brauner (Edward Minton), Arnold Vosloo (Jimmy), R.J. Walker (Frank), Rebecca Barrington („verheiratete Frau“)


Vorwort

Edward Minton, einflußreicher Geschäftsmann in der Zockermetropole Las Vegas, hat ein Problem – anstatt eine hübsche Nummer mit einer Prostituierten zu schieben, fällt selbige nach dem Genuß einer Nase Koks tot um (und das unfairerweise auch noch vor dem Koitus). Minton verdrückt sich sicherheitshalber, wird aber vom Zuhälter der Verunglückten erpreßt – eine Million Dollar in cash würde er gern sehen, sonst hängt er Minton einen Mord an. Der clevere Eddie erinnert sich an einen alten Kumpel, den Ex-Cop Nick Carpenter, der sich als Privatdetektiv verdingt. Nick hat Jimmy gerade auf schlappe hunderttausend Dollar runtergehandelt, da wird der Erpresser erschossen. Für Minton, der Stein und Bein schwört, mit dem gewaltsamen Ableben Jimmys nichts zu tun zu haben, ist die Sache damit zu allgemeiner Zufriedenheit erledigt – nicht aber für Nick, der, warum auch immer, auf eigene Faust weiter ermittelt. Und tatsächlich treibt er die vermeintliche tote Nutte quicklebendig auf. Als Maggie ihm von ihrem tragischen Schicksal und ihren Geldnöten berichtet, verliebt sich Torfkopp Nick nicht nur Hals über Kopf, sondern kommt auf die grandiose Idee, dass man Minton doch noch abzocken könnte…


Inhalt

Und wieder mal ein alter Schinken aus der Werkstatt von PM Entertainment. Ich glaube, zum Werk und Schaffen von Richard Pepin und Joseph Merhi hab ich mich an dieser Stelle oft genug ausgelassen – lediglich für Newcomer: PM versorgt seit Ende der 80er Jahre den Videosektor zuverlässig mit Low-Budget-Action-Schotter, bei dem im allgemeinen zwei Dinge sicher sind: irgendwann gibt’s eine Explosion, aus deren Feuerball sich ein Auto schraubt, und so ziemlcih jedes weibliche Ensemblemitglied muß früher oder später blank ziehen. Ersteres erledigt „Living to Die“, in Szene gesetzt von B-Body Wings Hauser („Bloodfire“, „Tales from the Hood“, „L.A. Bounty“) garselbst, nach handgestoppten sechs Minuten und zwölf Sekunden, der zweite Punkt, naja, das zieht sich durch den ganzen Film…

Im übrigen haben wir es mit einem PM-Film zu tun, der nicht nur Action, sondern auch Thriller sein will und besonders hinsichtlich des letztgenannten Anspruchs (verständlicherweise) schmählich scheitert. Im Gegensatz zu Protagonist Nick dürfte selbst der letzte Proll den großen „Plottwist“ mühelos schon eine halbe Stunde vorab identifizieren, so dass das Script letztlich keinerlei Überraschungsmomente (bis auf ein relativ überraschendes, nichtsdestotrotz miserabel umgesetztes Ende) bietet. Stellenweise wirkt der Streifen etwas wirr zusammengesetzt – der Prolog z.B. könnte genausogut aus einem anderen Film stammen und hat mit dem Rest der Handlung nichts zu tun; etliche Minuten Laufzeit schindet der Streifen durch eine expressionistische Tanznummer (die vollkommen irrationalerweise vom Publikum einer fünftklassigen Vegas-Bar mit enthusiastischem Beifall bedacht wird) sowie eine Gesangseinlage – normalerweise Ausdruck einer gewissen Einfallslosigkeit von Drehbuch und Regie (auch der schon angesprochene Schluß macht den Eindruck, als wäre den Verantwortlichen kein vernünftiges Ende eingefallen und der Entschluß getroffen worden, einfach „irgendwie“ aufzuhören).

Wie auch schon erwähnt, gibt’s natürlich einiges an nackter Haut (und das selbstverständlich „gratitious“, z.B. in Form einer ausführlichen Einlage einer topless-Tänzerin in einem Stripschuppen; eine Szene, die auch in kaum einem PM-Klopper fehlen darf), inklusive einer kurzen (und natürlich mit dem Rest des Films nicht zusammenhängenden) Bondage-Szene. Die Action ist in bewährter PM-Manier durchaus solide inszeniert und liefert eine bunte Mischung aus Autoverfolgungsjagden, Shoot-outs und Fights mano-a-mano (fast schon wieder erfrischend heutzutage, eine schlichte Prügelei ohne jegliche Martial-Arts-Ambitionen zu sehen) – Goof-Freunde erfreut allerdings der deutlich sichtbare Airbag, auf dem ein vom Helden vom Dach geworfener Stuntman landet (bin ich von PM nun eigentlich nicht gewohnt).

Der Soundtrack ist jazzig angelegt und geht mir mit zunehmender Laufzeit ganz schön auf den Keks (ist halt nicht meine Mucke), dafür freuen einen alten Las-Vegas-Fan wie mich, ein paar Stadtpanoramen (wenngleich vermutlich eher aus nostalgischen Gründen als weil sie so gut sind).

Darstellerisch wird genre- und budgetbedingt wenig geboten. Wings Hauser war noch nie ein besonders begabter Schauspieler und wird vermutlich auch keiner mehr werden. Vielleicht ist es ja auch selbstironisch gemeint, dass Regisseur Hauser seinen Star Hauser ziemlich zum Trottel macht. Darcy DeMoss zieht sich als Maggie absolut talentfrei aus der Affäre (okay, zwei Talente hat sie, und die werden auch ausgiebig beleuchtet). Asher Brauner („Switchblade Sisters“) greift zum bewährten Stilmittel des unkontrollierten overacting, das ist anfänglich ganz amüsant, beginnt aber so spätestens zur Filmmitte hin mächtig zu nerven. Ein bißchen Leben in die Bude bringt der spätere „Darkman“ und „Mummy“-Imhotep Arnold Vosloo als Möchtegernerpresser Jimmy (mehr von ihm und weniger von jedem anderem Charakter hätte dem Film vermutlich mächtig gut getan). Wendy MacDonald („Dark Side of the Moon“) schaut für einen Kurzauftritt (aber immerhin mit einer ziemlich guten Dialogszene) im Prolog vorbei. Grinsen mußte ich zugegeben über einen kurzen Komedy-Auftritt von Robert Beal als Klischee-Schwuler.

Bildqualität: „Living to Die“ ist die erste KSM-Scheibe, die sich mir vorstellt. Ob es sich dabei um eine schlichte Neuauflage einer früheren United-Video-Pressung handelt, kann ich nicht beurteilen, jedenfalls ist der Vollbildtransfer ziemlich grottig. Der Print ist von Haus aus schon recht verschmutzt, der Transfer präsentiert sich arg verrauscht und zeichnet sich durch in allen Belangen unterdurchschnittliche Einzeldisziplinwertungen aus – insgesamt wirkt das Bild zu weich, die Farben stimmen nicht, über weite Strecken ist das Bild zu dunkel und die Kantenschärfe vermag auch nicht zu überzeugen. Summa summarum ein Transfer, der sich in der Handelsklasse üblicher Madison-Erzeugnisse bewegt. Auch PM-Filme kann man, auch wenn das Ausgangsmaterial vermutlich nicht das beste war, durchaus besser präsentieren (schlag z.B. nach bei Eagles „Quiet Fire“-Release).

Tonqualität: Auch in dieser Disziplin schneidet die Scheibe alles andere als gut ab – der Dolby-2.0-Track in deutscher Sprache „brilliert“ durch einen ziemlich hohen Rauschpegel. Die Dialoge sind verknarzt wie bei einem nicht richtig eingestellten Radio, Musik und Soundeffekte wummern irgendwo dumpf im Hintergrund herum. Macht nicht richtig Spaß, das über die Anlage laufen zu lassen.

Extras: Immerhin gibt’s den (doch fast fünfzigsekündigen und recht wirr editierten) Trailer sowie zwei Tafeln mit Hinweisen auf andere KSM-Releases.

Fazit: Eigentlich könnte ich ja bei fast allen PM-Filmen das gleiche schreiben… you pays your money and you gets what you expects, wie Leonard Maltin sich grammatikalisch zweifelhaft auszudrücken beliebte, mal mehr, mal weniger gut. „Living to Die“ gehört auch im PM-Universum zu den nicht ganz so geglückten Reißern – die Story ist eher noch dümmer als bei den sonstigen Billigfetzern aus dem Hause, die Darsteller tendieren zum Nerven, die Actionszenen sind größtenteils solide. Wer PM-Filme bislang nicht leiden konnte, wird auch durch diesen hier nicht konvertieren, und im Umkehrschluß wird auch niemand, der bis dato PM-Fan war, wütend seine Devotionalien auf den Müll werfen. Schon allein wegen seines Vegas-Settings verdient sich der Streifen bei mir ein paar Punkte in der B-Note, bleibt aber trotzdem ein eher durchschnittlicher Actionthriller der C-minus-Kategorie und dürfte daher nur für eingefleischte Low-Budget-Affectionados diskutabel sein. Die DVD-Umsetzung von KSM gehört zweifellos zu den technisch eher schwächeren Veröffentlichungen, auch im Budget-Bereich sollte man bessere Produkte liefern können; schade um das recht schöne DVD-Artwork, das sowohl einen besseren Film als auch eine bessere Disc verdient hätte.

2/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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