Limit up – Zum Teufel mit den Kohlen

 
  • Deutscher Titel: Limit up - Zum Teufel mit den Kohlen
  • Original-Titel: Limit Up
  •  
  • Regie: Robert Martini
  • Land: USA
  • Jahr: 1989
  • Darsteller:

    Nancy Allen (Casey), Danitra Vance (Nike), Dean Stockwell (Mr. Oak), Brad Hall (Marty), Rance Howard (Chuck), Ray Charles (Julius), Sally Kellerman (Sängerin)


Vorwort

Die junge Casey arbeitet als Botin am heißen Parkett der Chicagoer Warenterminbörse für Sojabohnen (ein aufregendes Filmsetting, wenn’s denn je eins gegeben hat) und träumt davon, unter die erlesenen richtigen Händler aufzusteigen, was ihr Boss, der Chefunsympath Mr. Oak unter bloßem Verweis auf ihr Geschlecht für reines Wunschdenken hält (angesichts Caseys Auftreten, gegen das ein Regenwurm ein Ausbund an Rückgrat ist, kann ich’s ihm nicht wirklich verdenken). Eines Abends macht Casey die Bekanntschaft von Nike, die sich als Vetreterin des Gottseibeiuns auf Erden ausgibt und das übliche unmoralische Angebot unterbreitet – so Casey ihre Seele an Nikes Firma („Lost Souls Inc. – You sin, we win!“) verschachert, revanchiert sich Nike mit dem Standardprogramm der Unterwelt – Geld, Gold, Ruhm usw. Von nix kommt allerdings nix und so muß Casey den Löwenanteil des Deals aus eigener Kraft bestreiten, denn mehr als ein paar Insidertips zum Bohnenhandel hat Nike auch nicht auf der Pfanne. Nach anfänglichen Rückschlägen kommt unsere Heldin aber in Fahrt, verliebt sich in den Börsenhändler Martin, der ihr dabei hilft, die Handelszulassung zu bekommen und stürmt als Wundergirl der Sojaszene auf die Titelseiten der Magazine (hm, okay, Kapitalismus rules, aber kommt man mit ein paar Erfolgen beim Sojahandel auf die Titelseite von „TIME“?), bis Nike den Preis des Erfolges einfordert – Casey soll den Weltmarkt so manipulieren, dass eine Hungersnot ausbricht…


Inhalt

Ähm, zunächst mal möchte ich bitte denjenigen vorgeführt bekommen, der eine Komödie über den Handel mit Sojabohnen-Termingeschäften für eine zugkräftige und mitreißende Idee hält. In „Limit Up“ erfährt der geneigte Zuschauer so viel über den Handel mit Sojabohnen, wie er bestimmt nie wissen wollte (und trotz der umfangreichen Einführung in die unbekannten Riten des Parketthandels versteht selbiger vermutlich trotzdem während der angeblich spannenden und aufregenden Handelsszenen zumeist Bahnhof)… Naja, gedacht war das ganze wohl als unterhaltsamer Aufguß von „Wall Street“, „Die Waffen der Frau“ mit „Teuflisch“ (der mit Liz Hurley war ja nur’n Remake), was aber in so ziemlich jeder Hinsicht ins Höschen geht. Nicht nur ist eben das Grundsetting für Leute, die nicht tiefgründige Analysen der Tele-Börse für das Nonplusultra an Entertainment halten, sturzstrunklangweilig und uninteressant, dazu wird das ganze noch dröge und – für eine Komödie nun mal grundsätzlich tödlich – hemmungslos unlustig dargeboten – über die gesamte Filmlaufzeit stellen sich vielleicht drei oder vier Lacher ein (möglicherweise ist der Film für Sojabohnenhandelinsider ein Lachfest von Naked-Gun-Ausmaßen, yet I doubt it), tja, und der ganze Satanskrimskrams wird nicht nur von einem vollkommen hanebüchenen Twistende (das so bescheuert ist, dass ich mich es an dieser Stelle sogar zu verraten traue – haltet Euch fest, Nike ist in Wahrheit kein kleines Teufelchen, sondern ein, Ihr glaubt es nicht, Engel, der in Gottes persönlichem Auftrag versucht, Caseys ramponiertes Selbstbewußtsein aufzubauen – good work, denn Casey macht sich nicht nur zum Gespött ihrer Kollegen, zieht sich den Unbill ihres Geliebten zu, verliert Haus & Hof und landet im Knast – hoffentlich hab ich keinen Schutzengel von der Sorte) über’n Haufen geworfen, sondern erweist sich weit weniger bedrohlich als ein Besuch der Zeugen Jehovas an der Haustür – Nikes vermeintlich diabolische Kräfte erschöpfen sich in ein paar armseligen Spezialeffekten, die selbst zeitgenössische Fernsehserien überzeugender hingerkriegt hätten und einigen wirklich augenfeindlichen Outfits. Insgesamt erschöpfen sich die kreativen Einfälle des Autorenteam darauf, Themen wie die mangelnden Chancen für Frauen im Berufsleben und Raubtierkapitalismus mal anzureißen, ordnet diese allerdings einer 08/15-Weichei-muß-Selbstbewußtsein-lernen-Plotte unter.

Regisseur Richard Martini (hm, vielleicht hatte er beim Dreh entweder ein paar zuviel oder zuwenig davon) filmt das ganze recht leierkastenmäßig runter (und kann auch nie die Tatsache verhehlen, dass der Streifen zwar in Chicago spielen soll – das Wrigley Field darf nicht fehlen -, aber in L.A. gefilmt wurde). Dazu gesellt sich ein eher qualvoller 80er-Jahre-Soundtrack (inklusive einem On-Screen-Auftritt der seinerzeit mal für drei Minuten populären R’n’B-Combo Force MDs).

Nancy Allen, die nach ihrem Erfolg in „Robocop“ für ebensolche drei Minuten mal als up-and-coming-Star galt, beweist eindruckslos, dass sie kein Hauptrollenmaterial ist – für eine eindrucksvolle Nebenrolle wie im Verhoeven-Blechmann-Abenteuer oder im charmanten B-Film „Strange Invaders/Das Geheimnis von Centreville“) war sie brauchbar, aber ihr fehlt die Ausstrahlung, um einen Film alleine zu tragen. Danitra Vance (Nike), die als erstes afro-amerikanisches Mitglied der „Saturday Night Live“-Belegschaft für Aufsehen sorgte (und nach nur einer Season entnervt das Handtuch warf) kann mit einer Rolle, die eigentlich wie gemalt für Whoopi Goldberg wäre (kein Wunder, daß die deutsche Synchro ihr gleich die passende Stimme zuordnete), auch nicht wahnsinnig viel anfangen. Dean Stockwell („Zurück in die Vergangenheit“) wird zu Beginn des Films zum Schurken aufgebaut, dann aber weitestgehend vergessen und wirkt so verschwendet, schade, da er zwei-drei recht gute Szenen hat. Charakterkopf und Regisseurs-Papa Rance Howard („A Crack in the Floor“) liefert eine passable Vorstellung ab und in sowas ähnlichem wie Cameo-Auftritten geben sich Sally Kellerman und Ray Charles die Ehre (wobei die Ehre bei Charles zweifelhaft ist – einerseits darf er, noch’n Spoiler, niemand anderes als Gott himself mimen, andererseits aber auch den ältesten Blinden-Gag der Welt durchzelebrieren).

Bildqualität: Ich sage es bei fast jedem Review eines CTI-Release und ich sage es auch hier – wer nix erwartet, kann kaum enttäuscht werden. Der Vollbildtransfer ist unter diesen Voraussetzungen erträglich, wenngleich etwas unscharf und insgesamt ein wenig sehr blaß, die Farben sind kaum lebensecht, sondern viel zu saft- und kraftlos, einige Szenen sind sogar deutlich zu hell. Auf der positiven Seite kommt der Transfer mit sehr wenigen Störungen aus und auch ohne die von CTI gefürchteten Hänger bei Titelwechseln, da man sich einmal mehr dazu durchringen konnte, eben nur einen Titel für den Film anzulegen.

Tonqualität: Es wird nun schon fast zur lieben Gewohnheit, dass CTI-Titel entgegen der Verpackungsangabe neben einer deutschen Tonspur auch die Originalsprache mitliefern, und hier ist der englische Ton sogar mal ernsthaft verwendbar – zwar plagt sich die englische Tonspur mit einem leichten Hintergrundrauschen, wirkt aber insgesamt lebendiger, da die deutsche Synchro-Tonspur Geräusche und Effekte beinahe auf Null regelt – dadurch wirkt der deutsche Ton seltsam steril, der englische Ton dagegen eben frischer und atmosphärischer. Bei der Sprachqualität muß man bei der englischen Spur dagegen wieder Abstriche machen, wobei die Dialoge dennoch verständlich bleiben.

Ausstattung: Ich erwähnte den Distributor bereits – CTI… mehr als O-Ton is nich….

Fazit: „Limit up – Zum Teufel mit den Kohlen“ ist eine komödiantische Totgeburt – das Thema gibt einfach nix her, um daraus einen unterhaltsamen abendfüllenden Film zu drehen. Einen kurzen Sketch im Saturday-Night-Live-Format hätte die Story vielleicht hergegeben, aber so zieht sich das Prozedere doch wie Kaugummi (vor allem in der Anfangsphase – bis Casey überhaupt mal begriffen hat, was Sache ist, ist der Film schon halb rum und etwaiges Publikumsinteresse eh erloschen). Aus dem nicht überwältigenden, aber doch vorhandenen Potential einer humoristischen Faust-Adaption macht das Script nichts – und nichts setzt einer Komödie einen besseren Todesstoß als die beinahe vollständige Abwesenheit von Lachern. Wenn man nun also nicht schon immer in die tieferen Geheimnisse des Sojabohnenhandels eingeweiht werden wollte, kann man „Limit up“ (der zudem auch immer wieder in der Glotze kommt) ruhigen Gewissens im Regal stehen lassen, obgleich die DVD selbst für CTI-Verhältnisse gar nicht mal so übel ist. Aber das allein kann wohl kaum Kaufgrund sein…

1/5
(c) 2003 Dr. Acula


mm
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