Letzte Ausfahrt Hollywood

 
  • Deutscher Titel: Letzte Ausfahrt Hollywood
  • Original-Titel: The Final Producer
  •  
  • Regie: Burt Reynolds
  • Land: USA
  • Jahr: 2000
  • Darsteller:

    Burt Reynolds (Sonny Wexler), Ann-Margret (Red), Benjamin Bratt (Damon Black), Charles Durning (Syd Wolf), Rod Steiger (Mr. Ganse), Lauren Holly (Frances), Robert Goulet (Hank Moore), Greg Germann (Rueben)


Vorwort

Der altgediente Hollywood-Haudegen Sonny Wexler hat schon bessere Zeiten gesehen – der Großteil seiner alten Buddies ist entweder tot oder wenigstens in Rente, seine Frau verläßt vollgepumpt mit Psychopharmaka ihr Schlafzimmer nicht mehr und seine Tochter hat einen notorisch spielsüchtigen Volltrottel geehelicht, der nach Kräften sein Restaurant in Richtung Pleite reitet. Sonny sieht eine Chance, noch mal richtig groß rauszukommen – mit einem jungen brillanten Drehbuchautoren hat er auf der sprichwörtlichen Serviette einen Vertrag ausgehandelt, nachdem er bis zu einem äußerst gewissen Zeitpunkt dessen geniales Drehbuch für den Schleuderpreis von 50.000 Dollar unter Option nehmen kann. Wäre eigentlich also alles prima, wenn der Jungscripter Bo sein Buch nicht bei den großen Studios herumgereicht hätte und die, allen voran Sonnys altes Studio unter der Fuchtel des jungdynamischen Aufsteiger Damon Black, der Filme als reine profitbringende Ware betrachtet, sind auch mächtig scharf auf die Plotte. Um nicht letztendlich mit dummen Gesicht draußen vor der Tür zu stehen, muß Sonny innerhalb von fünf Tagen, dann läuft die Deadline aus, die 50 Riesen aufbringen, um sich die Rechte am Script zu sichern. Nur blöd, daß er selber die Kohle nicht hat… nachdem er bei den letzten überlebenden Kumpels, dem Altmimen Hank Moore und dem früheren Starproduzenten Syd Wolf mehr oder minder abblitzt, verfällt Sonny auf die Schnapsidee, einen zwielichten armenischen „Geschäftsmann“, der unbedingt ins Filmgeschäft einsteigen will, anzuzapfen. Nachdem jener Sonny ein paar Tage Blut & Wasser schwitzen läßt, erklärt er sich prinzipiell bereit, den Deal zu finanzieren, allerdings nur gegen einen unverschämten Zinssatz und „zusätzliche Sicherheiten“. Da kommt der nichtsnutzige Schwiegersohn ins Spiel, denn der bringt wieder einen Gesellen namens Ganse ins Spiel, der vorschlägt, für diese „Sicherheit“ das Restaurant abzufackeln und die Versicherungssumme einzusetzen…. und die Zeit läuft Sonny buchstäblich davon…


Inhalt

Es gibt Filme, von denen man a) nie etwas gehört hat und b) nichts erwartet, wenn man sie in die Finger bekommt. So ging’s mir mit „Letzte Ausfahrt Hollywood“, einem ursprünglich fürs amerikanische Kabelfernsehen gedrehten Streifen, der dem in Ehren ergrauten Burt Reynolds (bzw. seinem in Ehren ergrauten Toupet) die rare Möglichkeit bietet, sich selbst zu inszenieren. Und guess what, dieser kleine bescheidene Film, der sich selbst, zumindest in den USA, recht unbescheiden als „Schnappt Shorty“ meets „The Player“ bewirbt, ist am Ende gar nicht mal so schlecht…
Es gibt ja mittlerweile einige Filme, die sich mit den Widrigkeiten des Low-Budget-Filmemachens beschäftigen (allen voran Tom DiCillos famoser „Living in Oblivion“ mit dem noch famoseren Steve Buscemi), und nach den ein paar Zeilen weiter oben genannten Beispielen haben wir’s hier mal wieder mit dem selteneren Fall von Film zu tun, der sich mit dem vermeintlich profaneren Teil einer Filmproduktion beschäftigt, nämlich dem schlichten Geldauftreiben. Persönlich liebe ich Filme über jegliche Aspekte des Filmemachens, also bin ich möglicherweise voreingenommen, aber, um’s vorwegzunehmen, ich finde diesen Film äußerst charmant. Die tragikomödiantische Story liefert vielleicht keine durchgängig durchkonstruierte Story, sondern eher einige von einer losen Rahmenhandlung zusammengehaltene Vignetten, die einen Abgesang auf das „gute alte Hollywood“ beweinen, die Zeiten, als ein gutes Drehbuch noch mehr Wert war als ein Megamillionenbudget und eine schreierische Marketingkampagne, und die oft wirklich witzige und treffend pointierte Dialoge (ein Highlight: „Die Deutschen geben uns ‚Das Boot‘ und wir geben ihnen ‚Baywatch'“) beinhalten. Sicher darf man den Film nicht als akkurate Zustandsbeschreibung des heutigen Hollywood betrachten, aber vielleicht, nur vielleicht, schlug dem Streifen nur deshalb so viel Ablehnung in den USA entgegen, weil er den Finger auf eine durchaus klaffende Wunde legt. Sure, der Film und sein Drehbuch sind nicht perfekt, Burt Reynolds Regiearbeit nicht gerade weltbewegend (auch wenn er sich gelegentlich zu „Kunst“ wie Handkameraeinsatz und überflüssigen Zeitlupenaufnahmen hinreißen läßt), die darstellerischen Leistungen schwankend und das Ende ein wenig enttäuschend, aber summa summarum werden dem Filmfreund (und das meine ich jetzt nicht im Sinne des Jede-Woche-drei-mal-ins-Multiplex-Renners, sondern eher auf der Ebene desjenigen, der Film und Filmemachen an sich , hm, wie sagt man’s am besten, Cineast wäre das falsche Wort, einigen wir uns einfach mal auf „der Filme und Filmemachen an sich schätzt“) knapp eineinhalb Stunden sehr kurzweilige satirische Unterhaltung geboten.

Burt Reynolds konnte auch einen hochinteressanten Cast um sich versammeln. Er selbst mimt mit gewisser Alterssouveränität und einem Touch Selbstironie eine sympathische Performance, das ist auf keinen Fall auf dem unterirdischen Niveau von Heulern wie „Rent-A-Cop“ oder „Ein Cop und ein Halber“, wie es manche böswillige Reviewer unterstellen, sondern einfach sehr charmant, sehr relaxed. Ihn unterstützen in mehr oder weniger großen Rollen einige verdiente Altstars wie Charles Durning, Rod Steiger und Ann-Margret (und da sollten die Freunde klassischen Hollywood-Kintopps nun wirklich mit der Zunge schnalzen) sowie ein Haufen Jungstars wie Benjamin Bratt (der vielleicht etwas zu dick als schmierig-bösartiger neumodischer Produzent aufträgt), Lauren „Turbulence“ Holly (die einen der besten Lacher des Films zu bieten hat) und Sean Astin, für Cameos schauen u.a. Angie Dickinson, James Farentino und Joe Mantegna vorbei. Insgesamt ein gut aufgelegtes, wenn auch manchmal etwas unterbeschäftigtes (vor allem, was Ann-Margret angeht) Ensemble, bei dem man einfach Spaß am Zuschauen hat.

Bildqualität: Bei einer Kabelproduktion kann der DVD-Vertreiber meistens mit einem Vollbildtransfer nicht viel falsch machen, und so ist es auch hier. Was Schärfe und Farben angeht, so ist der Transfer unspektakulär, aber brauchbar – wir reden hier nicht von den Verhältnissen einer „Herr der Ringe“-Superhyperspecialedition, sondern von einer Budget-DVD, die ohne großes Gedöns auf den Markt gebracht wird, für diese Handelsklasse kann man mit dem – dankenswerterweise vollkommen störungsfreien – Transfer gut leben.

Tonqualität: Sowohl deutsche als auch englische Sprachfassung in Dolby-Digital-5.1.-Mix wird angeboten – nicht, daß der Soundtrack übermäßig spektakuläre Klangerlebnisse versprechen würde, die man unbedingt über die Subwoofer-Anlage laufen lassen müßte – „Letzte Ausfahrt Hollywood“ ist in jeder Hinsicht ein leiser Film, bei dem man sich durchaus auch mit den Stereoboxen der Glotze zufrieden geben kann. Insgesamt auch hier ein „befriedigend“. Da ich im übrigen dezent bezweifle, daß eine kleine amerikanische Kabelproduktion im State-of-the-Art-Surround-Verfahren gedreht wurde, gehe ich mal stark davon aus, daß es sich um einen Upmix handelt.

Ausstattung: Auch Laser Paradise gehört nicht gerade zu den Labels, die auf ihren preiswerteren Veröffentlichungen mit Extras nur um sich schmeißen. Für den Originalton darf man daher schon dankbar sein, auch für die deutschen Untertitel (die sich aber in der englischen Sprachfassung nicht ausblenden lassen). Als sonstige Goodies gibts knappe Filmographien für Burt Reynolds, Ann-Margret und Rod Steiger sowie die übliche Trailershow für andere Titel des Labels. In der Preisklasse darf man, zumindest von deutschen Labels, wohl nicht viel mehr erwarten.

Fazit: Ich verstehe ehrlich gesagt die Ablehnung, die dem Film jenseits des Großen Wassers entgegenschlägt – sicher kann „Letzte Ausfahrt Hollywood“ nicht mit der slickness von Major-Produktionen wie „Schnappt Shorty“ mithalten, aber man erlaube mir eine kleine Blasphemie – ich hab mich bei diesem kleinen, charmanten Burt-Reynolds-Film wesentlich besser unterhalten als bei dem auf mich ziemlich dröge wirkenden Travolta-Vehikel. Das mag für „Letzte Ausfahrt Hollywood“ sprechen oder gegen mich (die Entscheidung darüber überlasse ich der Nachwelt) – mir jedenfalls macht dieser Film Spaß – keine große Filmkunst, aber ein sympathischer satirischer Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik, getragen von einem angemessenen Cast. Macht Laune!

4/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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