Lemon Grove Kids Meet the Monsters

 
  • Original-Titel: Lemon Grove Kids Meet the Monsters
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  • Regie: Ray Dennis Steckler, Ted Roter
  • Land: USA
  • Jahr: 1965-1968
  • Darsteller:

    Ray Dennis Steckler (Gopher, als Cash Flagg), Mike Kannon (Slug), Bart Carsell (Duke Mazaratti), Larry Pearson (Larry), Coleman Francis (Big Ed Narzak/Mr. Miller), Marry Morgan (Ma(Reporter #2), Rox Anne (Roxy), Ed McWatters (Saboteur), Bob Burns (Kogar/Mumie), Keith A. Wester (Marvin-Marvin), John Williams (Skinny), Joseph Bardo (Brick), E.M. Kevke (Green Grashopper), Carolyn Brandt (Vampire Lady/Cee Cee Beaumont), Herb Robins (Killer Krump/Chopper #1), Don Snyder (Don), Eric Morris (Nick), George J. Morgan (Officer Clancy/Reporter #1)


Vorwort

Zu den amerikanischen popkulturellen Phänomenen, die sich außerhalb der Vereinigten Staaten nie wirklich durchgesetzt haben, gehört neben dem Stürzen demokratisch gewählter sozialistischer Regierungen und Schulmassakern die Popularität der Bowery Boys, ursprünglich eine Gruppe von Teen-Schauspielern, die 1937 in dem sozialkritischen Crime-Drama DEAD END erst auf der Bühne, dann auch auf der Filmleinwand Erfolge feierte. Nach einer Serie von „Dead End Kids“-Dramen beendete MGM 1939 die Reihe, und Sam Katzman vom Poverty-Row-Studio Monogram schlug zu, verpflichtete die meisten der Kids und taufte sie in „East Side Kids“ zu. Die Serie pendelte zwischen Drama und Comedy, wobei sich über die 21 Filme eine Tendenz zur Slapstick-Comedy entwickelte, insbesondere dank des komödiantischen Talents von Leo Gorcey und Huntz Hall. Nach einem Disput über die finanziellen Rahmenbedingungen schmiss Gorcey 1945 hin und gründete nach Beratungen mit den Co-Stars Bobby Jordan und Hall eine eigene Produktionsfirma. Damit wurden die „Bowery Boys“, die letzte und langlebigste Inkarnation der Truppe, geboren, die bis 1958 in 48 Filmen, die sich oft und gern als low-budget-Ausgabe der von Abbott & Costello mit Three-Stooges-Einflüssen spielte, auftrat.
 
Nach ihren erfolgreichen Kinoeinsätzen entwickelten sich die Bowery-Boys-Streiche zum Dauerprogramm für unabhängige Fernsehsender in den 60ern. Zu den großen Fans der Boys gehörte unser Freund Ray Dennis Steckler (THE INCREDIBLY STRANGES CREATURES WHO STOPPED LIVING AND BECAME MIXED-UP ZOMBIES!!?). Steckler selbst sagte man eine gewisse Ähnlichkeit mit Huntz Hall nach, und eines Tages bemerkte der Nachwuchsfilmemaher, dass sein Schauspieler und Freund Mike Kannon, der in Stecklers Filmen WILD GUITAR und WILD ONES ON WHEELS aufgetreten war, als Doppelgänger von Leo Gorcey durchgehen könnte. Von dieser Entdeckung bis zur Idee, einen eigene Bowery-Boys-Hommage zu drehen, war es dann nur noch ein kurzer Weg.
 
Für ein nach seiner eigenen Erinnerung ungefähr 2.000 bis 3.000 Dollar schweres Budget haute Steckler auf 16-mm-short-ends zwei Stunden Material in die Kamera, sah sich aber einer zehnmal so hohen Laborrechnung für das Aufpumpen der Footage auf 35 mm gegenüber. Steckler überlegte daraufhin, seinen Film in einen 30-Minuten-Kurzfilm umzuschneiden und damit Geldgeber für die Vervollständigung zu einer abendfüllenden Veranstaltung zu ködern. Klappte nicht, aber Steckler, von der kommerziellen Viabilität seiner Idee überzeugt, drehte nichtsdestotrotz mit seinem Bekannten Ted Roter als offiziellem Regisseur einen zweiten Kurzfilm, etwas aufwendiger und professioneller, für etwa 8.000 Dollar. Auch damit konnte Steckler bei keinem Vertrieb punkten. Hartnäckig, wie Steckler zeitlebens bleiben sollte, legte er ein Jährchen oder so später einen dritten, wieder für etwa 8.000 Dollar realisierten Kurzfilm nach und hoffte, den als potentiellen Pilotfilm für eine Serie („I could have made 200 or 300 of them“, wie Steckler sich erinnerte) beim Fernsehen unterzubringen. Das fiese Establishment aber machte dem hoffnungsvollen Filmemacher einen Strich durch die Rechnung. Steckler musste sich damit begnügen, die drei Shorts zu einem Kompilationsfilm zusammenzufassen und in Eigenregie als Matinées für Kids oder Mitternachtsvorstellungen durch die Kinos tingeln zu lassen (in treuer Carny-Tradition ließ er zu den entsprechenden Filmszenen auch Leute in Monsterkostümen durch die Kinosäale rennen)…
 
Nachdem sich die Freunde der B-, Camp- und Trashkultur mittlerweile dazu durchgerungen haben, Steckler als einen der großen Outsider-Artists der Branche kultisch zu verehren, kam auch seine Liebeserklärung an die Bowery Boys zu einer DVD-Veröffentlichung durch Media Blasters, und die ziehe ich mir nunmehr in gespannter Erwartung rein – ich könnte nicht behaupten, der größte Fan und Experte auf dem Gebiet der Bowery Boys zu sein, vielleicht zwei oder drei ihrer Filme (primär natürlich die mit Bela Lugosi) gesehen zu haben, andererseits kenn ich genügend klassischen 40er/50er-Slapstick, um Stecklers labor-of-love angemessen würdigen zu können… also dann – THE LEMON GROVE KIDS MEET THE MONSTERS!!!
 


Inhalt

Steckler präsentiert seine drei Kurzfilme als jeweils in sich abgeschlossene Segmente mit eigenem Vor- und Nachspann, ohne eine Rahmenhandlung. Damit also auf in den Ursprungs-Film, THE LEMON GROVE KIDS.
 
Die Lemon Grove Kids verdanken ihrem Namen der Straße, in der die meisten von ihnen leben, der Lemon Grove Avenue. Chef der Gang ist Chief Slug (Mike Kannon) und der Fluch seiner sterblichen Existenz ist Gopher (Ray Dennis Steckler, wie üblich unter seinem Acting-Pseudonym Cash Flagg), der trotteligste aller trotteligen Obertrottel diesseits einer Trottelfabrik. Gophers momentanes Ding ist der verzweifelte Versuch, Muskelmasse aufzubauen, ein Unterfangen, das aufgrund der erweisenen Lauchigkeit Gophers ebenso durchaus sinnvoll wie vollkommen hoffnungslos ist.
Ein anderes Mitglied der Kids hat dagegen romantische Probleme. Larry (Larry Pearson) hätte drei bis vier begehrliche Stilaugen auf Slugs Schwester Roxy (Rox Anne, RAT PFINK A BOO BOO) geworfen, doch die ist mit dem coolen Coolman Duke Mazaratti  (Bart Carsell) inniglich vertechelmechtelt. Wenn Slug was zu sagen hätte, würde Duke umgehend in die nächstbeste Wüste geschickt, aber leider Gottes ist auch Roxys und Slugs liebe Frau Mama (Mary Morgan) eingetragenes Ehrenmitglied im Duke-Mazaratti-Fanclub. Schlechte Karten für Larry.
Slug sucht sich ein anderweitiges Vergnügen – ihn plagt gewisse Trockenheit auf der Schalmei, mithin Durst, also soll Gopher ein paar Tragl Blubberwasser besorgen. Allerdings – nicht am üblichen Kiosk der Gang, sondern im Supermarkt am anderen Ende der Stadt. Gopher geht der Arsch auf Grundeis. Das ist Territorium der Gang von Killer Krump (Herb Robins, DIE WURMFRESSER, INVASION OF THE BEE GIRLS, THE DOLL SQUAD), und der hat den Namen „Killer“ nicht wegen seiner erwiesenen Nettigkeit verliehen bekommen. Slug allerdings ist unerbittlich. Wenn Gopher nicht spurt, dann wird ihn Slug selbst in seine Einzelteile zerlegen, in einem gerichtsfesten Fall von „justified humidity“ (wie sein großes Vorbild Leo Gorcey ist Teil von Slugs Shtick, dass er sich bei großen Worten gerne mal leicht vertut).
Es bleibt Gopher also nichts anderes übrig, und wie nicht anders zu erwarten, läuft er nach dem Erwerb von zwei Six-Packs Soda Killer Krump und seinen Konsorten in die Hände. Die süffeln erst gemeinerweise die Limos aus, und schicken Gopher dann mit einer Botschaft zurück ins Lemon-Grove-Revier. Die Botschaft ist die freundliche Einladung zu einem Meeting der Gangs, bei dem die bestehenden Meinungsverschiedenheiten in aufgelockerter Atmosphäre ausdiskutiert werden sollen. Oder, in einem Wort ausgedrückt: MASSENKLOPPE!!!
 
Der Ringelpiez mit Anfassen stößt nicht auf das Wohlgefallen des örtlichen Streifenbullen Officer Clancy (George J. Morgan, THE NASTY RABBIT, THE THRILL KILLERS), und die von beiden Gangs geistesgegenwärtig vorgetragene Ausrede, man gäbe sich gegenseitig Tanzunterricht (Capoeira, oder was?), zieht nicht so wirklich. Clancy schlägt vor, die Differenzen der Banden durch einen fairen sportlichen Wettstreit (war das doch grade, oder nich?), z.B. eine Geländelauf, zu klären. Das wird allgemein für würdig und recht empfunden.
 
Und während die beiden Banden sich mit knallhartem Training auf den Wettkampf vorbereitet, wittet Duke Mazaratti eine exzellente Chance, Geld zu verdienen. Da ein Wettrennen zwischen zwei Straßengangs offenbar das größte sportliche Ereignis ist, das sich in dieser Stadt jemals, zumindest in letzter Zeit, ereignet hat, rechnet Duke sich aus, dass das Wettgeschäft blühen wird. Und der wichtigste krumme Hund unter den mafiösen Buchmachern ist „Big Ed“ Narzak (Coleman Fuckin‘ Francis, Schöpfer der unsterblichen Meistewerke RED ZONE CUBA, THE SKYDIVERS und THE BEAST OF YUCCA FLATS, und wo Coleman Francis ist, kann Anthony Cardoza nicht weit sein, er spielt ein Mitglied von Big Eds Entourage). Duke garantiert den Sieg von Killer Krumps Team, und als Belohnung für diesen kleinen Tipp wünscht sich der Schnösel nicht mehr als 50 % des erzielten Wettgewinns. Big Ed fragt sich zu Recht, warum er dem Idioten nicht aus ganz grundsätzlichen Erwägungen die Beine brechen lassen soll, aber Duke hat ein As im Ärmel – er hat sich der Dienste des „Saboteurs“ versichert (nicht eines Saboteurs, wohlgemerkt, sondern die von DEM Saboteur, der augenscheinlich das Sabotieren an und für sich mit Löffeln gefressen, wenn nicht gar erfunden hat). Das ändert aus Big Eds Sicht die Situation grundlegend und wird man schnell handschlagmäßig handelseinig.
 
Der Tag des Großen Rennens bricht an. Officer Clancy erklärt die Spielregeln – ein Dreieckskurs ist zu absolvieren – von Start/Ziel zu Checkpunkt 1 am Strand, von dort zu Checkpunkt 2 in der Wüste, und dann ist es nur noch ein entspannter 3-Meilen-Sprint zurück ins Ziel. Slug und Killer Krump werden sich, als Chefs ihrer jeweiligen Vereinigungen, nicht persönlich am Rennen beteiligen. Slug ist ziemlich siegessicher, denn zu seinem Team gehört Larry, und der ist anerkanntermaßen der Paavo Nurmi unter den Bandenmitgliedern. Das weiß allerdings auch Big Ed, und er mag sich doch nicht allein auf die Fähigkeiten des Saboteurs verlassen. Wenn man Larry aus dem Spiel nimmt, ist Killer Krumps Sieg quasi in Stein gemeißelt. Und mit seinen vier bewaffneten Goons hat Big Ed keine großen Probleme, Larry auf dem Weg zum Start zu kidnappen.
 
Am Start wird Larrys Nichtvorhandensein von Slug durchaus bemerkt, aber Clancy will den Start nicht verschieben. Das Rennen beginnt also ohne Larry, was die Siegeschancen der Lemon Grove Kids arg reduziert. Zwar erleidet auch Krumps Team einen schnellen Ausfall, weil der offizielle Dicke seiner Gang nach fünf Metern entkräftet zusammenbricht, dennoch ist Duke guter Dinge, was seinen heimtückischen Plan angeht. Gopher hat gewisse Orientierungsprobleme und hechelt dem Feld hinterher, entscheidet sich aber kurzerhand dafür, eine Abkürzung zu nehmen.
 
Indes werden Big Ed und seine Goons von zwei verführerischen Grazien am Straßenrand abgelenkt, was Larry kurzerhand zur Flucht ausnutzt. Zwar ballern die Mafiosi ein paar blaue Bohnen hinter dem Flüchtenden her, aber der kann den Kugeln davonrennen und mit großem Rückstand, aber flinken Beinen das Rennen aufnehmen.
 
Der Saboteur (Ed McWatters) und seine zwei attraktiven Sidekicks kaprizieren sich indes am ersten Checkpunkt am Strand auf ihre Sabotageaktionen, aber als erstes schlägt der (schwer frangsösisch wirkende) Fiesling den Führenden, selbstredend aus Krumps Team, k.o. Seine Assistentin ist schier am Verzweifeln… Es muss also am zweiten Checkpunkt gehandelt werden… Gopher indes, dem für eine gute Abkürzung kein Weg zu weit ist, landet im Vorgarten einer sonnenbadenden Schönheit und wird selbstverständlich für einen Spanner gehalten. Der Ehemann, mitten in der Nassrasur befindlich, subtrahiert Gopher handgreiflich von seinem Grundstück und wird von seiner dankbaren Angetrauten, Rasierschaumvisage zum Trotz, abgeschmatzt. That’s funny!
 
Am zweiten Checkpunkt passieren die führenden Krump-Schergen ohne Probleme, aber als die ersten Lemon Grove Kids eintrudeln, taucht auch der Saboteur auf und drückt dem Kontroletti ein Päckchen in die Hand, liebevoll mit (authentische Schreibweise inklusive Anführungszeichen) „atom“ „bomb“ beschriftet. Der Kontrolfuzzi verlacht die milde Gabe und öffnet den Deckel… well, it’s the first cross-country race including a nuclear explosion…
 
Alles kein Grund zur Veranlassung. Larry, der Roadrunner unter den Teilnehmern, holt auf den führenden Krumpler Meter um Meter auf – auf der Zielgeraden liegen sie praktisch gleich auf, doch da stolpert Larry und schlägt lang hin. Der Weg ist frei für Krumps Mann, doch die vorzeitige Beglückwünschung durch ein, eh, eher stabil gebautes Mädchen wird ihm zum Verhängnis, er wird bewusstlos geknuddelt. Das gibt Larry die Zeit, sich aufzurappeln und als Sieger über die Ziellinie zu wanken. TRIUMPH!
 
Wenig erfreut ist Big Ed, der mit seinen Gorillas Duke auf die Pelle rückt. Bevor allerdings Duke die Vorzüge von Betonschuhen kennenlernen kann, bekommt er, da dummerweise im Zuge dieser Konfrontation für alle Welt hörbar seine Sabotagepläne ausplaudernd, die Handtasche von Roxys Mum zu spüren. Während Duke dann die Beine in die Hand nimmt und von Big Ed und seinen Männern verfolgt wird, kann Larry der bekehrten Roxy um den Hals fallen. Mama war ja schon immer dafür, dass sie sich Larry angelt… Slug fragt sich allerdings, wo zum Geier Gopher abgeblieben ist…
 
Der ist irgendwo in der Pampa und traut seinen Augen nicht – er wird von einer Mumie (Bob Burns, RAT PFINK A BOO BOO, INVASION EARTH: THE ALIENS ARE HERE, THE NAKED MONSTER, und weltbekannter Sammler von Genrefilm-Memorabilia) angegriffen (begleitet von Stock-Footage-Blitzen, die vermutlich noch von den Gebrüdern Lumiere auf Bildplatten gebannt wurden). Kaum der Mumie entronnen, stolpert Gopher vor die Füße von Kogar, dem Gorilla (auch Bob Burns), der gerade ein hübsches Mädchen begrabbeln will. Gopher spielt den Helden, sehr zum Verdruss von Superheld Rat Pfink (Ron Haydock, BLOOD SHACK), so dass Gopher sich in eine Prügelei mit Gorilla UND Held verwickelt sieht. Zumindest solange, bis das vermeintliche Opfer ihn darauf aufmerksam macht, dass er in eine Produktion des „Ameteur 8 mm Film Clubs“ (Schreibweise erneut authentisch) geplatzt ist…

Wop-Wop-Wop-Woaaah…
 
Auf zu Short Nummer 2 – THE LEMON GROVE KIDS MEET THE GREEN GRASSHOPPER AND THE VAMPIRE LADY FROM OUTER SPACE!
 
Die Lemon Grove Kids haben sich vermehrt – waren es im ersten Film noch ein halbes Dutzend „Teenager“, sind’s jetzt mindestens doppelt so viele, im Alter von von 2 (das gar entzückende Kleinkind Tickles, gespielt von Stecklers jüngster Tochter Laura) bis 20. Die Gang juxt im Garten mutmaßlich von Slugs Familie herum, während Slug selbst händeringend auf Kundschaft für das neue Gewerbe der Bande, Haus- und Hofmeisterdienste, wartet. Vom Rest der Gang wird der sich pflichtschuldigst telefonisch durchgegebene Auftrag, bei Mr. Miller (Coleman Francis again) den Hinterhof von unautorisiertem Grün- und Wildwuchs zu befreien, als durchaus störend empfunden, aber Slug wittert harte Dollar. Also wird der Gang-eigene Pick-up-Truck gesattelt, das Werkzeug eingepackt und – unvorsichtigerweise – Gopher ans Steuer gelassen (die Versicherung kann doch kein Mensch bezahlen!).
 
Gopher dengelt die Mühle, wie nicht anders zu erwarten, vor Millers Hütte gegen einen Baum – der Crash befördert Slug in die höheren Gefilde eines günstig herumstehenden Baumes. Schwere Verkehrsunfälle können aber die Kids nicht an der Erfüllung ihres Auftrags hindern und so sehen wir nun ein Weilchen dabei zu, wie die Bande bei verschiedenen Arbeiten in Hof und Garten vor sich hin dilettiert, allen voran natürlich Gopher. Der ist es aber auch, der den, hihi, Plot in Gang setzt, als er plötzlich im Vorgarten ein UFO bemerkt! Das hat zwar nur drei Meter Durchmesser und einen Fahrersitz, der seinen Piloten im Freien hocken lässt, aber nichtsdestotrotz zweifellos extraterrestrischen Ursprungs (Steckler bemerkt im Bonusmaterial süffisant, dass die Fliegende Untertasse, die er für 25 Dollar von einem Entrümpler erworben hatte, besser aussieht als die von Ed Wood). Und auch der passende Außerirdische lässt nicht lang auf sich warten, der Grüne Grashüpfer (E.M. Kevke, der die Story für THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES erdachte), in einem Kostüm, das allenfalls im Kinderfasching tragbar wäre, und er hat auch eine Komplizin dabei, die Vampire Lady (Steckler-Muse und –Ehefrau Carolyn Brandt). Während Gopher, Slug und Mr. Miller noch Bauklötze staunen, wird ein Großteil der restlichen Kids von den Handlangern der Aliens, den „Choppern“ (einer davon wieder Herb Robins) entführt. Mr. Miller wird von den Aliens hypnotisiert und in sein eigenes Haus gehasselt.
 
Slug und die Seinen beraten, was zu tun ist –es gelingt ihnen, ein Kellerfenster zu öffnen und basisdemokratisch wird entschieden, dass Gopher die Vorhut zu bilden hat. Nerd Marvin-Marvin (I guess Keith A. Wester, Co-Producer dieses Schwanks und später unter die Soundleute gegangen – satte sechs Oscar-Nominierungen brachte ihm dieser Jobwechsel ein!) befürchtet zwar, dass das Haus bespukt wird, aber es hilft nix, Slug will heute den Helden spielen. Bzw. strategisch im Hintergrund bleiben und die taktischen Entscheidungen treffen, während die anderen ihre Knochen hinhalten. Die Gang encountered auch noch drei Hexen (!), die ebenfalls mit dem Grashüpfer zusammenarbeiten, und werden Zeuge, wie die Vampirlady Miller in den Hals beißt (as vampires are wont to do) und der Grashüpfer den Gefangenen mit seinem Blümchen-Zauberstab auf seinen Planeten beamt. Nach mucho Herumkrauchen im Crawlspace entdecken Gopher und Slug, denen mittlerweile bis auf Tickles (zwei Jahre alt und das vermutlich intelligenteste Mitglied der Band) ihre Mitstreiter abhandengekommen sind, das vorläufige Hauptquartier der Invasoren. Die Lady  zapft Marvin-Marvin mit einer komplizierten Apparatur Blut ab. Slug befiehlt Gopher, etwas dagegen zu tun. Die Lady versucht Gopher zu beißen – das findet er nicht lustig und zahlt es mit ihrer eigenen Medizin zurück, er beißt seinerseits die Vampirin. Darauf reagiert die mit einem anhaltenden Schrei… der reißt die vorher entführten aus ihrer Trance, es kommt zu possierlicher chase comedy, in deren Verlauf Tickles des Grashüpfers Zauberstab erbeutet und die Aliens zurück auf ihren Planeten zappt.
 
All could be well… bis auf Gopher, dem plötzlich Vampirzähne wachsen und der Slug beherzt in den Arm beißt!
 
Vielleicht ist das ja auch der in-univese-Grund, warum Mike Kannon im dritten Kurzfilm nicht mehr mit von der Partie ist… LEMON GROVE KIDS GO HOLLYWOOD!
 
Die Bande ist nicht nur ihren Chef los, sondern auch ansonsten mächtig geschrumpft – außer Gopher besteht sie nur noch aus dem vielleicht zehnjährigen Pee Wee und den Steckler-Töchter Linda und Laura, eh, Linda und Tickles. Das macht die Sache jetzt schon irgendwie ein bisschen creepy, wenn die drei Kids mit dem retardierten Gopher (der seine Baseballkappe gegen einen Anglerhut getauscht hat, worauf ich, wenn ich’s nicht vergesse, weiter unten noch eingehen werde) abhängen. Was sich nicht geändert hat, ist der Versuch, mit Gelegenheitsjobs Kohle zu verdienen. Und das scheinbar neue Oberhaupt der Gang, Don (Don Snyder, beliebt und gefürchtet als „Sänger“ der schauerlichsten Bänkelballade aus THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES) hat einen Auftrag an Land gezogen.
 
Hollywood-Star Cee Cee Beaumont (Carolyn Brandt again) wünscht, dass ihr Garten gepflegt wird. Na, das kann doch erledigt werden, zumal die Aussicht, einem echten Filmstar gegenüber treten können dürfen zu wollen, sogar bei Gopher ungeahnte Movitationsschübe auslöst. Die Arbeit erledigen zuvorderst die Kinder (es wirkt ein wenig abenteuerlich, wenn Pee Wee mit einer Heckenschere hantiert, die ungefähr halb so groß ist wie er), während Don den Star mit dem hauseigenen Lemon-Grove-Kids-Theme-Song auf der Akustikklampfe beglückt. Die Lyrics sind zwar treffend selbstironisch („if it’s easy, we find a hard way“, „if something goes wrong, which it usually does“), das Lied (und Snyders saitenzupfende Fähigkeiten) eher schrecklich. Cee Cee gefällt’s trotzdem.
 
Nun kann der Frömmste nicht in Frieden klampfen, arbeiten oder doofe Lieder anhören, wenn es kriminelles Gezücht in der Gegend gibt. It’s the return of Killer Krump (Robins wieder), der mit Nick the Gyp (Eric Morris, SADOR – HERRSCHER IM WELTRAUM) einen minderkompeteten Sidekick angeheuert hat und sich mit dem Gedanken trägt, für schnöde Penunze Cee Cee zu filmstarnappen. Die passende braune Papiertüte für’s Übern-Kopp-des-Opfers-ziehen, praktisch mit „KIDNAP BAG“ beschriftet, hat er dabei. Problem dabei ist nur, dass Krump und Nick zusammengerechnet knapp eine Steckrübe intellektuell übertreffen könnten und beide ein gewisses Problem mit ihrem Kurzzeitgedächtnis haben, will sagen, beiden so ungefähr alle zwei Minuten bedauerlicherweise entfällt, was sie eigentlich vorhaben.
 
Als Dan mal tatsächlich selbst im Garten körperliche Arbeit verbringt, nähert sich Gopher dem Star an. Zwar schickt er Pee Wee vor, um sich ein Autogramm zu organisieren, aber rätselhafterweise findet Cee Cee an dem trüb funzelnden Geistesschwachen Gefallen und probt mit ihm ihre nächste große Rolle, Cleopatra. Allerdings ist das Selbstbewusstsein der Diva mächtig angekratzt – ihre letzte Filme waren an den Kinokassen nämlichen außerordentliche Flops, und so wird Cee Cee von Zukunftsängsten geplagt. Da kann Gopher helfen – er kennt nämlich jemanden, für den das Voraussagen der Zukunft sprichwörtlich sein täglich Brot ist: Swami Marvin! Der wird flugs angerufen und zu einem Hausbesuch überredet.
 
Der Swami erscheint und legt die Karten – demnach wird ein „großer dünner Mann“ sich in bäldigster Bälde auf positive Weise in Cee Cees Leben bemerkbar machen. Nun, groß und dünn ist z.B. Gopher…
 
Aber erst mal haben sich Krump und Nick lang genug gegenseitig versichern können, warum sie überhaupt hier sind und schreiten zur Tat. Der während der spiritistischen Sitzung sich die Beine vertretende Gopher wird im Garten überwältigt, gefesselt und geknebelt, und der Swami erweist sich auch als kein besonderes schwierig zu überwindendes  Hindernis, er wird in einen Wandschrank gestopft.
 
Sehr zufrieden mit sich selbst schreitet Krump zur telefonischen Lösegeldforderung (hm, ist der entscheidende Punkt beim „Entführen“ nicht, das Opfer, hm, irgendwo HINzubringen und nicht in der Wohnung der Entführten Quartier zu nehmen?). Sei’s drum, Krump dengelt bei der Company von Cee Cees Bossman, der Steckler-Wester-Filmproduktion (!), an. Mr. Carstairs (Boris Balocoff), der zuständige Produzent, ist gerade im Schneideraum zugange und macht den Editor (Jack DuFrain) zur Minna. Das Gespräch wird durchgestellt und Carstairs hört sich verblüfft die bescheidene Forderung Krumps, doch bitte eine Million Dollar zur Auslösung des Stars auszutüten, an. Carstairs reagiert belustigt – so, wie Cee Cees Karriere gerade im Arsch ist, ist ihm die Gutste nicht mal 25 Cent wert. Killer Krump ist bestürzt – tauchte Cee Cee nicht gerade erst in einer Liste der 10 wichtigsten Filmstars Hollywoods auf? Stimmt schon, entgegnet Carstairs, aber das war ein eher verzweifelter Publictystunt und Cee Cee überhaupt auf diese Liste zu bekommen, hat den Producer mehr gekostet als ihm die Sache im Nachhinein wert war. Viel Spaß also noch mit Cee Cee, für Carstairs ist die Sache damit erledigt.
 
Für Krump ist das freilich ein Grund zur Verzweiflung. Wird noch schlimmer, denn Dan und die Kinder haben mittlerweile mitbekommen, welch finsteres Spiel getrieben wird und schreiten zur Tat. D.h. CHASE COMEDY!! In deren Verlauf wird der Swami aus seinem Schrankgefängnis befreit. Während die wilde Jagd über Tisch und Bänke (naja) stattfindet, wurschelt sich Gopher mit Müh und Not aus seiner Hogtie-Situation. Krump und Nick flüchten ins Freie, doch dort hat Gopher eine Stolperfalle aufgebaut, mit der er  die die Gangster zur Strecke bringt. Hurra!
 
Die vereitelte Entführung ist natürlich publicitytechnisch für Cee Cee das Beste, was ihr passieren konnte und auch Carstairs ist begeistert – Werbung, die nix kostet! Und so verkündet Carstairs bei der Pressekonferenz auf Cee Cees Doorstep ihren nächsten großen Film, Cleopatra, an. Aber nur, wendet Cee Cee in, wenn sie sich ihren leading man selbst aussuchen darf. Carstairs willigt ein… doch wer könnte Cee Cees neuer Traumpartner schon sein außer Gopher? Ich hoffe, Carstairs braucht ein Steuerabschreibungsprojekt…
 
 
Also zwei Dinge kann man ohne weiteres über LEMON GROVE KIDS MEETS THE MONSTERS sagen … 1. Große Filmkunst isses sicher nicht. 2. Lustig is‘ scho.

Natürlich muss man sich mal wieder in den dafür passenden Mindframe versetzen -nichts an diesem „Film“ entspricht dem, was wir normalerweise als Mindestansprüche für kommerziell interessierten Kintopp veranschlagen würden. Auf das Wesentliche runtergerechnet sind das Fanfilme – Steckler war eben ein Riesen-Bowery-Boys-Fan und wollte nicht „sowas ähnliches“ machen, sondern genau DAS, eine exakte Reproduktion des Schaffens seiner Idole, mit den gleichen Charakteren, dem gleichen Humor und den gleichen „Handlungs“-Gerüsten, ergo dem Schaffen einer Situation, in der die Boys bzw. hier die Kids maximales Chaos stiften können. Betrachtet man das Endresultat von dieser Warte aus, fällt die Beurteilung dann doch recht versöhnlich aus, Steckler kommt seinem Anliegen doch recht nahe.

Ob man dem Ganzen grundsätzlich etwas, und sei’s Humor, abgewinnen kann, hängt vom eigenen Komik-Verständnis ab. Die Boys waren nie komödiantische Feingeister, der Humor ist von der groben Slapstick-Sorte, gemischt mit ein wenig Wortwitz und Situationskomik, generell aber eben „lowest common denominator“-Humor. Kann man mögen, muss man nicht. Bevor man hier auf PLAY drückt, sollte man sich halt darüber im Klaren sein, dass wir nicht mit Marx-Brothers-Humor versorgt werden, sondern mit Kram, der von manchem Stooges-Short niveautechnisch locker überflügelt wird.

Kurioserweise ist der erste Short der, naja, „beste“ ist das falsche Wort, aber auf alle Fälle der lustigste. Es ist eine schön abstruse, dabei aber nicht völlig „outlandishe“ Prämisse, die viel Raum für Slapstick-Antics bietet. Seine nachträgliche Bearbeitung des Materials auf Short-Länge kompensiert Steckler mit stummfilmartigen Texttafeln (obwohl der Film ordentlich nachvertont ist), zur Gag-Verstärkung werden Unmengen an Cartoon-Soundeffekten eingesetzt und, by gosh, eine ordentliche Teilmenge der Gags ist sogar annehmbar witzig. Es mag plumper, schlicht gestrickter Humor sein, aber es behauptet ja keiner, dass der nie funktionieren könnte. Kannon und Steckler sind in der Tat absolut brauchbare Gorcey- und Hall-Doubles und haben deren Mannerismen und Spleens allemal drauf, vor allem Kannon als Slug ist ’ne Schau; Steckler übertreibt’s da und dort mit seinen Verrenkungen und Grimassen (und als Regisseur mit dem Hochspeeden mancher Sequenzen. Für Larrys Aufholjagd macht das ja durchaus Sinn, aber nicht bei jedem Quatsch, den Gopher anstellt). Der kuriose Epilog mit den Monstern und dem Rat-Pfink-Cameo passt tonal natürlich überhaupt nicht zu der vorhergehenden Story und ist auch der am wenigsten lustige Part des ersten Segments.

Mit dem zweiten Segment hebt ein nicht ganz unwesentliches Problem des Konzepts sein Haupt – die Bowery Boys lebten natürlich davon, dass sie eine feste Crew (zwar mit Umbesetzungen, aber eben auch fixen Charakterzuweisenungen) waren, während Steckler als „Kids“ nehmen musste, wen auch immer er gerade an Freunden, Bekannten oder Familienmitgliedern rekrutieren konnte; es fehlt die Stabilität im Format. Der erste Film kommt auch hier dem Vorbild am Nächste (mit etwa einem halben Dutzend Kids, inklusive einem Schwarzen, der die Rolle von „Sunshine“ Sammy Morrison (der aus der Besetzung der „Kleinen Strolche“ zu den „Dead End Kids“ gewecshelt war) einnimmt. Das zweite Segment hat zwar nun auch eine, sagen wir mal, zentrale Gruppe von fünf Kids, aber noch eine Unzahl hanger-oners, die vielleicht mal für einen sight gag gebraucht werden, aber durch die enorme Altersdifferenz von, wie gesagt, 2 bis 20, die Frage aufkommen lassen, in welcher Welt eine solche bunt altersgemischte Gang existieren und gar funktionieren sollte. Kurioserweise stellt das Segment seine Helden gegen so ziemlich das einzige B-Film-Klischee, mit dem die echten Bowery Boys nie konfrontiert wurden – Aliens! Monster und Geister, ja, damit schlugen die Boys sich herum, aber mit einer echten Invasion aus dem Weltall hatten sie es nie zu tun. Generell ist zwar die technische Machart (Steckler überließ die Regie hier und beim dritten Film Ted Roter (der später bit-part-Actor im Fernsehen und Porno-Regisseur wurde, und, wenn mich nicht alles täuscht, unter Pseudonym im dritten Film den fiesen Produzenten spielt) deutlich besser, dafür nimmt aber die Qualität der Gags ab (man kann wohl nicht alles haben). Das Segment ist konventioneller, ohne die Zwischentitel und die Cartoon-Geräusche. Dennoch, ein paar brauchbare Jokes schimmern durch, das Grashopper-Kostüm ist zum Schießen, und wer seine Vampirlady From Outer Space an Vampira anlehnt, kann sowieso kein schlechter Mensch sein. Ein bisschen genervt hat mich „Tickles“ – als Zweijährige kann sie wenig dafür, von ihrem Daddy vor die Kamera gezerrt zu werden, aber sie ist weder sonderlich „süß“ und obwohl ich sie vermutlich dafür respektieren sollte, in dem Alter das zu tun, was die „Regie“ von ihr verlangt, geht sie mir auf die Nerven. Ich mag ja schon keine Wesley Crushers, die die Tage retten, dann erst recht keine Kleinkinder.

Bevor wir zum dritten Segment kommen, kann ich, weil auch chronologisch passend, jetzt ja schnell die versprochene Baseballkappen-Geschichte erzählen. Selbige, also die Baseball-Cap, war das Markenzeichen von Huntz Hall in den Bowery-Boys-Filmen, also trug auch Gopher in den ersten beiden Lemon-Grove-Kids-Filmen eine. Irgendwie war Steckler über einen gemeinsamen Bekannten nach Fertigstellung des zweiten Films an den leibhaftigen Huntz Hall gekommen und veranstaltete für ihn eine Privatvorstellung von „Green Grashopper“. Hall gefiel’s – zu mäkeln hatte er nur, dass Steckler auch seinen Mitstreitern Gags und gute Szenen zugedacht hatte, aber Hall mahnte: wenn Steckler es in der Branche zu etwas bringen wolle, dürfe er nur sich selbst gut aussehen lassen. Steckler war ermutigt genug, Hall zu sich nach Hause zum Essen einzuladen und vorsichtige Fühler auszustrecken, ob Hall sich ein gemeinsames Filmprojekt vorstellen könnte. Gerne, meinte Hall, seine Gage betrage 25.000 Dollar pro Woche. Steckler sortierte dann wohl erst mal seine Gesichtszüge wieder zusammen und wies darauf hin, dass das Dreifache seiner üblichen Gesamtbudgets ausmachen würde, aber Hall blieb stur. 25.000 Dollar pro Woche hatte er damals (TM) verdient, also müssten es auch heute 25.000 Dollar pro Woche sein, logisch. Steckler verabschiedete sich von Gast und Traum und bekam wenig später einen Anruf von Mrs. Huntz Hall, die eine nicht falsch zu verstehende Drohung übermittelte – sollte Steckler in einem zukünftigen Film jemals wieder eine Baseballkappe tragen, würden die Halls ihm die Scheiße aus dem Hals klagen (und da Steckler ja nun wirklich nichts anderes tat, als Halls shtick zu kopieren… nun, sagen wir mal so, er hätte SEHR TEURE Anwälte gebraucht). Steckler behauptete zwar später, es sei nicht der Drohung wegen, sondern aus Respekt vor Hall so geschehen, aber im dritten Film trägt Gopher dann eben keine Basecap mehr, sondern den erwähnten Anglerhut.

Was aber im Endeffekt auch nicht viel ausmacht, denn GO HOLLYWOOD ist der eindeutig schwächste Lemon-Grove-Kids-Short. Liegt natürlich schon mal daran, dass mit Kannons Slug ein integraler Bestandteil des Konzepts fehlt. Und auch Steckler, älter geworden und mit längeren Haaren und Koteletten, und dann noch mit Hut anstelle Cap, sieht dann eben auch nicht mehr so überzeugend nach Huntz Hall aus. Das wäre ja schon doof genug, doch dazu kommt noch, dass die Kids selbst auf die drei präpubertären Eineinviertelkäsehochs Pee Wee, Linda und Tickles reduziert sind, und damit geht dann schon die ganze „Jugendgang“-Prämisse völlig flöten. Wer überdies nur noch Dan Snyder, eine völlig charisma-, humor- und talentbefreite Zone, als Kannon-Ersatz aufbieten kann, nimmt von Haus aus in Kauf, dass die ganze Chose nicht mehr richtig funktioniert. Der Short wird nur noch von Herb Robins und Eric Morris als konfusem Entführer-Duo halbwegs gerettet, die als einzige überhaupt noch funktionierende Gags haben, dieweil der Meta-Humor um den frustrierten Filmstar Cee Cee ziemlich auf die Schnauze fällt. Die Klimax haut ebenfalls nicht vom Hocker, weil wie schon im vorherigen Short nur alle Beteiligten sinnlos durch’s Haus rennen – da waren die Keystone Kops in den 1910ern sophisticated dagegen…

Letztendlich aber… es fällt mir recht schwer, die weitgehende Unlustigkeit der dritten Episode übel zu nehmen. Es ist einfach so dermaßen – unschuldig, und darin schon fast wieder bewunderungswürdig. Es ist offensichtlich, dass Steckler hier, vielleicht noch mehr als in seinen anderen, horror- oder exploitationlastigeren Filmen, mit einer richtigen Herzensangelegenheit befasst war. Klar, er mochte sich mit dem Gedanken getragen haben, daraus eine Fernsehserie zu machen und mucho dinero zu verdienen, aber in erster Linie war das etwas, das er für sich selbst realisierte, schlicht und ergreifend, weil er es wollte, um den Helden seiner Jugend Tribut zu zollen. Das kann man schwerlich verurteilen, und, naja, es ist auch so, dass Stecklers „Stil“ (bzw. die überwiegende Abwesenheit von echten filmemacherischen Skills) zu einem Projekt dieser Art besser passt als zu ernst gemeinten Thrillern oder Horrorfilmen.

It’s cheap, it’s shoddily made, but it got its heart in the right place – auch wenn die Jokes nicht immer sitzen, das erste Segment kaum anders aussieht als Opa Kawuppkes Super-8-Film vom Sommerfest 1957 und die zweiten und dritten Geschichten dank ihrer Over-Reliance auf Stecklers eigene Töchtlinge ein bisschen was von abgefilmten Kindergeburtstagsspiel haben. It’s so good natured…

In der Media-Blasters-DVD-Edition (sowohl einzeln als auch in einem 4er-Pack mit THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES, RAT PFINK A BOO BOO und THE THRILL KILLERS zu haben, und ratet, was jetzt bei mir im Schrank steht) gibt’s als Extras noch einen Audiokommentar des Meisters sowie ein gut 25-minütiges Videointerview mit einem gut gelaunten und hochgradig sympathisch wirkenden Steckler (so ca. 2003), in dem er viele Anekdoten rund um LEMON GROVE KIDS (und auch RAT PFINK) zum Besten gibt. Die Bildqualität (4:3) ist, berücksichtig man, womit wir es hier zu tun haben, anständig, der Ton gelegentlich etwas matschig, aber insgesamt erträglich. Leider sind die Scheiben RC1-codiert.

Ich werd langsam wohl doch zum Steckler-Fan – THE INCREDIBLY STRANGE CREATURES hat mich in seiner kaum vergleichbaren Idiosnykratie beeindruckt (und da kommt auch irgendwann noch ’n Review zu), die LEMON GROVE KIDS erwiesen sich als irgendwie putzige Unterhaltung, da bin ich jetzt richtig gespannt auf RAT PFINK und die THRILL KILLERS (und die zweite 4er-Box hab ich auch schon geordert. Gute Güte). Wer seinen kultigen Film-Trash auch mal ohne Exploitation- oder Genre-Elemente mag, sondern als altmodischen Slapstick-Humor, der kommt auf seine Kosten. Ob ich den mal den B-Film-Basterds vorsetze?

© 2020 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 9

BIER-Skala: 6


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