Legion of the Dead

 
  • Deutscher Titel: Legion of the Dead
  • Original-Titel: Legion of the Dead
  • Alternative Titel: The Mummy V - Die Rache des Pharaos |
  • Regie: Paul Bales
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Courtney Clonch (Molly), Claudia Lynx (Aneh-Tet), Bruce Boxleitner (Sheriff Jones), Zach Galligan (Prof. Swatek), Chad Michael Collins (Carter), Rhett Giles (Dr. Ari Ben-David), Andrew Lauer (Sam Weaver), Emily Caligiuri (Kevyn, als Evelyn Falkenstein), Amanda Ward (Kara), Chase Hoyt (Justin), Jared Cohn (Petrie)


Vorwort

Zwei bekiffte Motocrosser machen eine fulminante archäologische Entdeckung – mitten in den südkalifornischen Wäldern stolpern sie in eine antike ägyptische Grabstätte. Gut, sie haben nicht allzuviel davon, alldieweil sie von den Fallensystemen des Grabes effektiv umgelegt werden, dafür aber haben Professor Swatek und seine Studenten, die aus unerfindlichen Gründen als qualifiziert angesehen werden, den mysteriösen Fund wissenschaftlich aufzuarbeiten, ordentlich was zu forschen.

Swatek lädt auch die Linguistin Molly ein, was ein paar Komplikationen mit sich bringt. Molly hat in einer schwachen besoffenen Stunde Swatek beschlafen, woraufhin der sich begreiflicherweise Hoffnungen macht, dass aus dem ONS was „Richtiges“ werden könnte, wohingegen Mollys hauptamtlicher Boyfriend Carter, ebenfalls Mitglied des archäologischen Dummy-Teams, aus grundsätzlichen Eifersuchtserwägungen die Beziehung gekappt hat. Aber wir sind hier nicht im „Marienhof“. Es gibt wichtigeres zu tun. Das meint z.B. auch Professor Ben-David (in leichter Verkennung geopolitischer und ethnischer Umstände vorgestellt als Repräsentant der Uni Kairo), der auf Mollys Anwesenheit zunächst mit beflissener Ignoranz reagiert und erst hellhörig wird, als er spitz kriegt, dass Mollys Spezialgebiet altägyptische Hieroglyphen sind (warum sonst sollte sie auch hier sein?).

Ben-David hat jedenfalls eine passende Theorie auf Lager – seiner bescheidenen Ansicht nach pflegten die alten Ägypter eine transatlantische Handelsroute, und, naja, man muss zugeben, die Entdeckung eines 4.500 Jahre alten ägyptischen Grabes in Kalifornien deutet an, dass an der Idee durchaus etwas dran sein knnte. Ben-David glaubt auch zu wissen, wer hier in einem von sechs Krieger-Mumien bewachten Sarkophag mehr oder weniger in Frieden ruht. Aneh-Tet, eine verbannte Priesterin des Seth, die von ihren Kollegen ausgestoßen wurde, weil sie sich selbst als lebende Göttin stilisierte (was bekanntlich dem Pharao vorbehalten war) und recht unpriesterliche Ambitionen auf die Herrschaft über das Nilkönigreich entwickelte.

Selbstverständlich liegt die Dame als überdimensionaler Wadenwickel im Sarkophag und als Molly bei einer unerlaubten nächtlichen Solo-Hieroglypenübersetzung die entsprechenden Formeln abliest, erwacht die Holde natürlich auch zum Leben.

Nachdem Aneh-Tet sich zunächst an einem armen Deputy und dem bedauernswerten Swatek gütlich getan hat, taucht sie unbekleidet (yummy) im Pool von Mollys Hotel auf und wird von ihr und ihrer Schwester Kevyn unbürokratisch als verwirrte Ausländerin aufgenommen. Molly ist etwas irritiert, weil „Anette“ ausschließlich auf Altägyptisch kommuniziert, macht sich aber keinen weiteren Reim drauf.

Zurück an der Grabstätte macht sich Aneh-Tet daran, Ben-David umzubringen, doch dem gelingt es, unter Verweis auf potentielle Nützlichkeit als Handlanger angenommen zu werden. Ya see, Aneh-Tet möchte gern ihre sechs Mumienkrieger zum Leben erwecken, braucht dafür jedoch insgesamt 6 Seelen – dafür sind die Studenten grad recht – und muss anschließend noch ’ne Jungfrau opfern. Dann steht der Weltherrschaft offensichtlich nichts mehr elementar unüberwindliches im Weg (ich mag mich irren, aber ein halbes Dutzend Mumien deucht mir jetzt nicht ganz die unbesiegbare Superarmee zu sein).

Es dauert ein Weilchen, bis Molly und Carter sich a) versöhnt und b) ausgeknobelt haben, was Aneh-Tet vor hat, aber bis dahin ist es fast schon zu spät, hat Aneh-Tet doch Kevyn als opferbare Jungfer schon entführt…


Inhalt

Es gab mal ’ne Zeit, noch gar nicht so lange her, da war der Schriftzug „The Asylum Presents“ noch gar nicht mal so werbewirksam. Die deutsche DVD von „Legion of the Dead“ von Great Movies müht sich jedenfalls, die Beteiligung des Irrenhauses weitgehend zu verbergen (wo heute doch gleich ein paar große Sticker „vom Kult-Studio ASYLUM“ oder „von den Machern von SHARKNADO“ größer auf dem Cover stünden als der Filmtitel…).

„Legion of the Dead“ stammt aus dem Zeitalter, dass ich die „Mk. II“-Ära von The Asylum nenne, als das kleine Studio damit begann, sich seine eigene kleine Nische mit der Mockbuster-Massenproduktion zu schnitzen („Mk. I“ war dann logischerweise die Phase, als Asylum noch hauptsächlich als Vertrieb und gelegentlicher Produzent von vergleichsweise „edgy“ stuff wie „Killers“ oder „King of the Ants“ die Zeit vertrieb, „Mk. III“ die Phase nach dem Exodus der ersten Asylum-Regie-Generation um Griff Furst und Leigh Scott, und in „Mk. IV“, der Post-“Sharknado“-Mainstream-Phase, befinden wir uns jetzt). Genossen wie Rhett Giles oder Thomas Downey gehörten zu den Stammkräften, die fast in jedem Asylum-Film ihre Nasen vorwitzig vor die Kameras reckten.

Wie bei ungefähr zur gleichen Zeit entstandenen Streifen wie „Pirates of Treasure Island“ versuchte sich das Studio auch langsam daran, namhafte Akteure als zugkräftige Attratkionen für die Poster (nicht notwendigerweise für tragende Rollen, das konnte man sich damals noch nicht leiste) zu verpflichten. „Legion of the Dead“ bringt daher Mogwai-Papa Zach Galligan („Gremlins“), der zugegebenermaßen abgesehen von seinen zwei Stints in „Gremlins“ nicht wirklich eine Karriere hatte, von der wüsste, und Herz-Agenten und Raumstations-Kommandanten Bruce Boxleitner („Babylon 5“, „Tron“) mit.

Für die Geschichte und Regie zeichnet Paul Bales verantwortlich, mittlerweile nach David Rimawi und David Michael Latt die Nummer 3 in der Asylum-Hierarchie und so etwas wie das „public face“ der Company, aktiv in den sozialen Medien und auch Autor des firmeneigenen Blogs.

Was hat Onkel Paul sich also für seine bislang einzige Regiearbeit (geschrieben hat er u.a. „2010: Moby Dick“, „Nazi Sky“ und Asylums „Sherlock Holmes“) hübsches ausgedacht? Nun, natürlich ist die Plotte selten behämmert, aber man muss halt Klimmzüge anstellen, um einen Mumienfilm in Südkalifornien spielen lassen zu können, und anstelle einer gekünstelten Backstory, die eine Mumie aus Ägypten nach Amerika schafft, lassen wir unsere Helden ganz einfach eine Mumie in Amerika finden. Und, ja, es gibt fringe scientists, die die Idee postulieren, dass antike Völker (meistens denken sie da allerdings an die Phönizier als begnadete Seefahrernation) lange vor Christi Geburt mehr oder minder schwunghaften Handel mit der sogenannten Neuen Welt betrieben, aber so richtig ernst genoimmen werden diese Stimmen natürlich nicht (und wie gesagt, keine historische Theorie ist so dämlich, dass es nicht irgendeinen Typen mit gekauftem Doktor einer Phantasieuni gibt, der sie lautstark vertritt). Schlussendlich gilt aber mein altes Mantra, dass es einem Film (oder einer anderen Form der narrativen Erzählung) immer gestattet ist, auf einer doofen Prämisse aufzubauen, wenn er von dort aus schlüssig weiterarbeitet.

Mit dem „schlüssig weiterarbeiten“ hapert’s hier freilich – dass ein aufsehenerregender archäologischer Fund vom Trottelprofessor einer Provinzuni mit seiner Rasselbande hirnamputierter Studenten untersucht wird und die Ausgrabung dabei nur von einem vertrottelten Hilfsdeputy bewacht wird (noch dazu, wo die zwei eigentlichen Entdecker des Grabes schon durch die Fallensysteme verreckt sind, worüber sich auch alle Beteiligten einig und klar sind) und praktisch keinerlei Medieninteresse nach sich zieht (ehrlich, nicht mal ein Reporter des lokalen Dorfkäseblatts lässt sich blicken), sprengt natürlich schon jede Glaubwürdigkeitsskala (jaja, „Glaubwürdigkeit“ in einem Film über ein Mumiengrab in Kalifornien, pffzt).

Die üblichen plot beats werden halbwegs abgearbeitet, aber wie üblich bei Asylum-Filmen dieser Phase ohne jegliche Imagination. Malen nach Zahlen in Filmform. Jeder weiß, dass die Studenten außer Molly nur Kanonenfutter sind (kaum einer von ihnen hat auch mehr als drei Lines, von „Persönlichkeit“ ganz zu schweigen), dass Kevyn (hua-hua für die Namensgebung. Selbst der Film bestätigt, dass das Blödsinn ist) die ausgekuckte Jungfer sein wird und Ben-David, seiner hebräischen Benamsung zum Trotz, sich bei erster Gelegenheit der Mumie an den Hals wirft. Warum die von Anfang an wunderschön ist, während ihre Mumienkollegen, die sie später erweckt, die üblichen Zombievisagen spazieren tragen, weiß natürlich auch keiner.

Der Plan von Annetchen scheint mir auch nicht völlig durchdacht zu sein – die Erweckung der sechs Mumien-Krieger soll ihr also ohne Weiteres die Weltherrschaft eröffnen, aber so richtig glauben kann ich das nicht. Klar, die Mumien können ein paar doofen Studenten das Rückgrat rausreißen, andererseits reagieren sie auf gewöhnliches Hochgeschwindigkeitsblei z.B. aus einer Polizeidienstwaffe höchst allergisch und anzünden kann man die wandelnden Klorollen sicher auch prima. Eine unbesiegbere „Legion“ (sofern man ein halbes Dutzend eine „Legion“ nennen kann) stell ich mir dann doch anders vor.

Die ganze Nummer ist von Paul Bales auch nicht sonderlich rasant inszeniert. Bis der „Plot“ so richtig in die Puschen kommt, ist der Film auch schon wieder halb rum (nicht, dass man als Zuschauer darüber sonderlich traurig wäre), und optisch macht die Chose auch nicht sonderlich viel her. Jo, ich respektiere, dass man tatsächlich entweder ein standing egyptian set für die Grabkammer aufgetrieben hat oder am Ende selbst ein paar Räume mit relativ authentisch wirkenden Gemälden und Hieroglyphen verziert hat, überwiegend ist es aber halt mal wieder ein „Trottel im Wald“-Film mit Seitensprüngen zu einem ganz besonders hässlichen run-of-the-mill-Motel.

Bei den üblichen monetären Beschränkungen von Asylum (und dem damals noch dort gepflegten Stil, dass man nicht jede Szene mit mieser CGI vollstopfen muss) ist die Angelegenheit auch effekttechnisch nicht überragend. Immerhin, es gibt ein paar praktische Gore-Effekte (die aber manchmal auch gekürzt wirken… zwar soll die deutsche Fassung uncut sein, aber vielleicht musste schon das US-Original Federn lassen), und die Idee, Aneh-Tet, wenn sie ihre übernatürlichen Superpowers anwirft, mit einer Art schleierhaftem Weichzeichner zu umgeben, ist nicht ganz ohne Wirkung.

Letztlich ist der Streifen aber trotzdem ziemlich langweilig und beleidigt den Zuschauer dann auch noch mit einem ganz besonders hindilettierten Showdown (wenn ich ehrlich bin, war die Auftaktsequenz mit den beiden grabcrashenden stonern noch der Höhepunkt des Films, allein schon für die bekiffte Liner, mit der einer der beiden einen skelettierten Kadaver quittiert: „Alter, der ist bestimmt voll tot!!!“).

Die Darsteller sind nicht der Rede wert – Courtney Clonch hat neben diesem Film als Höhepunkt der Karriere einen Auftritt als namenlose Krankenschwester in einer „House“-Folge. Sie hat zwar einen ganz manierlichen girl-next-door-Charme, auf den ich bekanntlich abfahre, aber kein besonderes Talent. Ich war fest davon überzeugt, dass man mit einem Namen wie Claudia Lynx eine Karriere im Bereich der Erwachsenenunterhaltung sein Hauptbroterwerb nennt, aber die Aneh-Tet-Darstellerin scheint nur im seriösen Gewerbe unterwegs zu sein – sofern man es „Karriere“ nennen will, wenn ihr bedeutendster Auftritt neben diesem hier die Nennung an 21. Stelle im Cast des erstaunlich gut besetzten Indie-Horrors „Succubus: Hell-Bent“ (immerhin mit Gary Busey, Lorenzo Lamas und Kelly Hu) ist. Chad Michael Collins hat mittlerweile eine wiederkehrende Rolle in der Serie „Extinct“ abgegriffen und ist immerhin regelmäßig in kleinen Parts in großen Serien zu sehen. Rhett Giles gehörte seinerzeit ja zur Stamm-Troupé des Studios und spielt den Ben-David mit einiger Routine (ein etwas durchgängig-gleichmäßiger „arabischer“ Akzent wäre vielleicht nett gewesen).

Zach Galligan hat’s nach 20 Minuten hinter sich, ohne dass er zur Handlung großartig etwas beigetragen hätte, und dieweil Bruce Boxleitner länger durchhält (er wird unzeremoniell vor dem Showdown gekillt), sind’s doch immerhin gut vier Szenen mit insgesamt fünf Minuten Screentime und ohne jegliche Konsequenz für den Storyverlauf.

Die Bildqualität der Great-Movies-DVD ist ordentlich, ebenso sowohl der deutsche als auch englische Ton, der auf dem Cover angepriesene Audiokommentar fehlt, aber immerhin das Making-of ist mit drauf.

Summa summarum ist „Legion of the Dead“ aber auch die dafür aufgewandten Ressourcen nicht wirklich wert. Dem Mumienstoff gewinnt Asylum keine neuen oder wenigstens aufgewärmt-interessanetn Aspekte ab, die Gore-Szenen sind auch nicht so massiv, dass sich der gemeine Bluthund daran ergötzen kann, und nur für die Titten von Miss Lynx muss man ja auch nicht unbedingt 80 Minuten Quatsch ankucken. Ich trau’s mich fast nicht sagen, aber Olaf Ittenbachs „Legion of the Dead“ ist sogar knapp besser…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


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