Legion of the Dead

 
  • Deutscher Titel: Legion of the Dead
  • Original-Titel: Legion of the Dead
  • Alternative Titel: Le6ion of the Dead |
  • Regie: Olaf Ittenbach
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Michael Carr (William), Russell Friedenberg (Luke), Kimberly Liebe (Geena), Matthias Hues (Togaio/Der blonde Mann), Hank Stone (Jeff), Harvey J. Alperin (Nicolas), Christopher Kriesa (Psycho Mike), Darren Shahlavi (Peter), Joe Cook (Joe), Ron Grandl (Robin), Jeff Motherhead (Casey), Birgit Stauber (Jacqueline)


Vorwort

Die Freunde William und Luke trampen durch die Staaten, auf dem Weg in ein Provinzkaff, wo sie Joe, einen weiteren Kumpel, zu treffen hoffen. Der Kiffer Luke geht Billy mit seinen doofen Bemerkungen zunehmend auf den Senkel… aber auch anderswo hat ein dynamisches Duo leichten „Beziehungsstress“: Jeff und Nicolas, die für einen unbekannten „Meister“ eine „Legion“ rekrutieren, was theoretisch so aussehen würde, dass sie die ausgekuckten Rekruten umbringen und die daraus resultierenden Zombies in die Armee der (Un-)Toten eintreten. Dummerweise ist Nicolas postmortal (denn die beiden sind auch schon formell hin) zum Säufer geworden und versaut durch seine alkbedingte Inkompetenz und generelle Tolpatschigkeit so ziemlich jeden Versuch, die Legion zu vergrößern.
In dem bewussten Provinzkaff arbeitet Geena als Serviererin in einer Kneipe und freut sich auf anstehenden Besuch, wenn sie nicht gerade einen Raubüberfall im Drugstore dadurch vereitelt, sich mal kurz in ein augenloses Monster zu verwandeln. Billy und Luke werden von einem freundlichen älteren Herren namens Mike aufgelesen, der sich allerdings als völlig geistesgestörter Serienkiller entpuppt und die Tramper gerne seiner Strecke hinzufügen würde. Bevor Mike aus unseren Freunden Geschnetzeltes machen kann, werden sie in letzter Sekunde von Joe gerettet. Zur Feier des Tages suchen sich die Kneipe auf, in der Geena eine Fete für ihre Clique gibt. Billy verliebt sich sofort unsterblich in Geena, was ersichtlich auch auf Gegenseitigkeit beruht. Die sich anbahnenden Vertraulichkeiten werden aber empfindlich durch das Auftauchen des „blonden Mannes“ gestört – er ist der Meister, dem Jeff und der mittlerweile durch eine Explosion aus dem Untotenleben gerissenen Nicolas hörig sind, hat seine Legion im Schlepptau und ist ganz offensichtlich sehr sehr scharf auf Geena. Nach einem ersten Massaker, das nur wenige der Kneipengäste überleben, stellt Blondie ein Ultimatum – er will nur Geena, der Rest darf unbehelligt abziehen. Das würde ihm nicht mal seine Frau Mama glauben (höchstens Luke), aber was tun? Guter Rat ist teuer, zumal Geena, die sich im Laufe der Kampfhandlungen mal probehalber in ihr Monsterselbst transformiert hat, nicht gerade das uneingeschränkte Vertrauen der restlichen Überlebenden genießt.


Inhalt

Ich bin, was bekannt sein dürfte, kein sonderlicher Fan von Olaf Ittenbach (was sich auch daran äußert, dass ich persönlich bislang erst einen seiner Filme besprochen habe, The Burning Moon), aber als mir neulich in der Media-Abteilung von Real eine Ittenbach-Box mit drei seiner neueren Werke in kaufhausfreundlichen KJ-Versionen für einen schlappen Zehner entgegensprang, war es wieder mal um alle Selbstbeherrschung geschehen (gebe Gott, das niemals eine Taubert-Box im Supermarkt auftaucht. Das würde mich vermutlich umbringen). Neben „Chain Reaction“ und dem hier bereits gastbesprochenen Garden of Love featured dieses Set aus dem Hause Sunfilm (unter dem Label von Marketing-Film, und mit den Mastern des früheren Ittenbachschen Stammpublishers Laser Paradise – Labelinzucht, wohin man sieht) eben „Legion of the Dead“, Ittenbachs erste „Großproduktion“, gedreht in den USA, mit größtenteils amerikanischen Schauspielern, quasi das erste Ittenbach-Werk, das man, als vorurteilsbehafteter Amateursplatternichtimmertollfinder, auf den ersten Blick glatt für einen Film halten könnte (glaubt man der IMDb, konnte Ittenbach 2,7 Mio. $ ausgeben, womit Itti dann wirklich den Sprung von den Semi-Amateuren zu den „ernsthaften“ Independent-B-Filmern vollzogen hatte).

Die Aufgabe, die sich Itti für „Legion of the Dead“ selbst stellte, war ganz augenscheinlich, das Erfolgsrezept von Quentin Tarantino (und Robert Rodriguez, natürlich) bezüglich „From Dusk Till Dawn“ zu kopieren, will sagen, eine vermeintlich ganz weltliche Räuber- bzw. Killerpistole unvermittelt (ähem) in bluttriefenden Untoten-Splatterhorror umschlagen zu lassen. Man könnte sich selbstverständlich auf den Standpunkt stellen, dass dies nie wieder so gut umgesetzt werden kann wie eben bei QT und RR, und hätte damit höchstwahrscheinlich Recht, aber das heißt ja nicht, dass nicht auch mal Andere es versuchen dürfen. Problematisch wird’s erst, wenn dieser Andere Olaf Ittenbach heißt und wieder einmal darauf bestand, den zu verfilmenden Schwurbel selbst zu verfassen. Und wir wissen eins aus jahrelanger schmerzvoller Erfahrung – eins wird aus dem guten Olaf nie mehr: ein Drehbuchautor (von einem „guten“ will ich gar nicht erst reden, ich stelle ja keine unerfüllbaren Ansprüche).

So ist’s keine große Überraschung, dass weder die beiden zunächst parallel laufenden Plotlines „Billy und Luke in der Gewalt des Killers“ und „Nicolas und Jeff sammeln Soldaten für die Legion“ noch die Zusammenführung derselben die Wurst vom Teller ziehen – Itti KANN halt nicht schreiben, weder coole Killerthriller noch mythologisch-mystizistischen Horror, weil ihm elementare Grundbegriffe des Screenwritings entweder prinzipiell unbekannt oder schlicht und ergreifend wurscht sind: nachvollziehbare Charaktere und durchdachte character arcs, natürliche Dialoge, Ereignisse, die aufeinander Bezug nehmen, einer dramaturgischen Struktur folgen, Backstorys, die Sinn ergeben, Szenen, die nicht länger dauern als es nötig ist, oder überhaupt nur Szenen, die nötig sind, kurz und gut, quasi das gesamte erzählerische und handwerkliche Rüstzeug eines Drehbuchautors. „Legion of the Dead“ hat in der Beziehung nichts zu bieten – das Script besteht zu, na, sagen wir mal 80 % aus Dummfug, die restlichen 20 % teilen sich Splatter- und Slapstickeinlagen.

Beispiele? Dachte ich mir schon. Da haben wir z.B. den Charakter Joe, der so eine Art geheimnisvoller Unbekannter sein soll, wie eine Art archetypischer Django, der Billy und Luke aus der Gewalt des Killers befreit – *wer* er ist, erfahren wir nie, und im Gemetzel in der Kneipe ist er so ziemlich der erste, der ins Gras beißt (ja, I get it, das ist ein bisschen wie Hitchcock und Tarantino in einem – eine Figur, die wichtig zu sein scheint, ohne weitere Motivation abzuservieren). Oder die Dialoge – schon nach fünf Minuten überlegte ich ernstlich, ob ich wieder abschalten soll, als sich folgende sinngemäß wiedergegebene Dialogorgie zwischen Luke und Billy abspielt:

Luke: Seit frühester Kindheit grüble ich über etwas nach… (lange Pause)
Billy: Worüber?
Luke: Was?
Billy: Worüber grübelst du nach?
Luke: Wieso soll ich über etwas nachgrübeln?
(An dieser Stelle würde ein kompetenter Autor die Szene beenden, weil er den Punkt, dass Luke ein Stoner ist, der sich seine letzten Gehirnzellen bereits vor geraumer Zeit weggekifft hat, klar und deutlich gemacht hat. Nicht so Itti.)
Billy: Du wolltest mir etwas sagen.
Luke: Wollte ich nicht.
Billy: Doch. Du hast gesagt, dass du seit frühester Kindheit über etwas nachgrübelst. Worüber?
Luke: Ich weiß nicht, wovon du redest.
(usw. Ich hab keine Lust, die Szene in Originallänge nachzuplappern. Es sei nur gesagt, dass die komplette Szene sich über ungefähr drei Minuten erstreckt und nicht wirklich mit einer Pointe endet.)

Diese Penetranz, mit der belanglose (da zur „Story“ nichts beitragende) Dialogszenen auf das mindestens dreifache der sozialverträglichen Laufzeit aufgeblasen werden, zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film, besonders allerdings durch den Billy-und-Luke-Subplot, den man (bis sich die diversen Plötchen zusammenfinden) auf knappe zehn Minuten hätte zusammenstauchen können, ohne wesentliches (ich will nicht von „wichtigem“ reden, dazu komme ich gleich) zu verlieren.
Der Parallelplot um die Legion-Rekrutierer Nicolas und Jeff ist etwas freundlicher – zwar ergibt da auch nichts wirklich Sinn, aber (kreuzt Euch den Tag im Kalender an, ich verliere gleich lobende Worte für ein Ittenbach-Script) dieser Part setzt eindeutig auf Humor und, jaleckmichdochsonstwo, das ist öfter als man glauben möchte tatsächlich *witzig*. Liegt möglicherweise daran, dass ich auf Three-Stooges-Slapstick stehe und die Misadventures des trotteligen Nicolas schon auf dieser Schiene operieren, doch sei’s drum, ich musste mehrmals wirklich mit dem Film (und nicht nur über ihn) lachen (auch wenn Nicolas und Jeff mit ihren pseudohippen Dialogen über Nichtigkeiten – z.B. die Farbe ihrer Anzüge – vermutlich nicht mehr als ein Versuch sind, die Jules-und-Vincent-„coole Killer“-Dynamik aus „Pulp Fiction“ zu parodieren und sich damit wieder an Tarantino anzuhängen. Aber man kann ja auch mal passabel abkupfern).

Schmerzhaft wird’s, wenn man die Anbiederung an die „From Dusk Till Dawn“-Formel berücksichtigt, wenn man realisiert, wie sehr Itti versucht, FDTD zu emulieren, und dabei doch überhaupt nicht verstanden hat, wieso der Stilbruch zur Halbzeit bei Tarantino und Rodriguez funktioniert – das Szenario, in dem sich im großen Vorbild Clooney und die seinen wiederfinden, bricht zwar mit jeglicher Erwartungshaltung des Zuschauers, entwickelt sich aber dennoch schlüssig aus der bis dato abgespulten Thrillerhandlung. Der ganze Storyarc um das Kidnapping der Keitel-Familie ist noch nicht abgeschlossen, die diversen Charakterbeziehungen zwischen den Figuren sind noch voll „Im Fluß“, wenn die Vampire zum Dinner rufen. In „Legion“ ist der Handlungsstrang um den Serienkiller bereits in Sack und Tüten, komplett abgeschlossen und damit dramaturgisch völlig überflüssig. Joe, Billy und Luke wollten sich SOWIESO in dem Kaff treffen, es gibt also keinen dramaturgischen Grund, warum vorher der Umweg über den Psychokiller und seine Entführung von Billy und Luke gegangen werden muss (außer, man will Joe als Bad Ass legitimieren, und dann von der „Überraschung“ seines beiläufigen Tods im ersten Gemetzel profitieren), wir schlagen also, schlicht und ergreifend, nur ’ne gute halbe Stunde Zeit mit einer komplett anderen Story tot (wenn man so will, ist das eine Art integrierter Bonusfilm); offenbar kann jemand, der für sein Leben gern Episodenfilme dreht, weil ihm schreiberisch die Kompetenz für eine abendfüllende Geschichte fehlt, nicht aus seiner Haut. Einen pay-off hat diese Abschweifung jedenfalls nicht, die „interessanten“ Fragen (warum z.B. der Killer in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen sort-of-epileptische Anfälle hat) bleiben ungeklärt. Da, wie gesagt, diese ganze Eskapade für die eigentliche Story nichts zur Sache tut, fällt die beabsichtigte dramaturgische Wirkung des Wechsels zur Hardcore-Horror-Geschichte flach (zumal Itti sie ja selbst durch seinen parallel erzählten „Legion“-Plot sabotiert, wir als Zuschauer somit wissen, dass der ganze Kram wohl noch irgendwie zusammenlaufen wird und es nicht bei einer Psychokillernummer bleibt).

Aber das ist auch schon wurst, weil „Legion of the Dead“ zu dieser Marke „dramaturgisch“ eh völlig zusammenbricht – die zweite Hälfte, die Belagerung der Kneipe durch die Untoten des „Blonden Mannes“, ist fraglos ein verzweifelter Versuch, die horrortypische Inselsituation herzustellen, aber es *tut*sich*einfach*nichts*mehr. Blondie kommt mit seiner „Legion“ an, aus eher unerfindlichen Gründen verwandelt sich die Hälfte der Kneipengäste in Dämonen (ohne, dass wir vorher andeutungsweise etabliert hätten, dass die zur Legion gehören), es wird gemetzelt, und dann greift der Oberböswatz, von dem sogar angedeutet wird, er sei der Gottseibeiuns höchstselbst, zum teuflischten aller Fiesowatzmittel – er gibt den Belagerten ZWEI STUNDEN Zeit, sich zu überlegen, ob sie abhauen wollen oder nicht. Manno. Von dem kann Pazuzu noch jede Menge lernen… aber von jemandem, der eigentlich nicht wirklich weiß, was er will (bzw. uns nicht sagt, was er wollen müsste), kann man wohl nichts einfallsreicheres erwarten. Geena leiert sich zwar kurz vor Toresschluss noch eine mythologische Backstory aus dem Kreuz (die dann auch *versucht*, eine kurze Prologsequenz zu erklären, auf die ich nicht weiter eingehen will), die widerspricht sich aber mühelos innerhalb von zwei Sätzen (im Endeffekt soll’s wohl darauf hinauslaufen, dass Togaio, der Blonde, aus diesen oder jenen Gründen Geena, die einer nichtmenschlichen Spezies angehört, deren meiste Angehörige sich vor xtausend Jahren von Togaio freiwillig töten ließen, braucht, um… um… naja, um halt, sie aber nicht will. Ist wohl so ’ne Art unerfüllte dämonologische Liebesgeschichte, denn wir reiten drauf rum, dass Geena die Fähigkeit zur „Liebe“ hat, Togaio aber nicht) und erklärt vor allem nicht, wozu Togaio seine „Legion“ überhaupt aufstellt – sieht eigentlich nicht so aus, als bräuchte er seine Zombiearmee unbedingt, um Geena aufzugabeln (es hilft, fraglos, aber *brauchen* ist was anderes, wenn man ein quasi-unsterblicher Quasi-Dämon o.ä., der Raum und Zeit manipulieren kann, ist).
Summa summarum tut sich ab dem Ultimatum nicht mehr, als dass von den Überlebenden ab und zu mal einer in einen Dämon „turned“ (nicht, ohne dabei den nächsten anzukratzen und zu infizieren, was sich schon wieder mit der „Legion“-„Mythologie“ beißt), inklusive der üblichen „lass-nicht-zu-dass-ich-einer-von-denen-werde“-Geschichten, einem sehr seltsamen und sinnlosen „Ausbruchsversuch“, nach dem alles, trotz einer Konfrontation mit Togaio, wieder auf den vorherigen status quo zurückgestellt wird (ergo war der ganze Ausflug wieder völlig überflüssig, so vom Storytelling her), blablabla etc. pp. Da Itti seinen einzig witzigen Charakter bis zur Halbzeitmarke eh erfolgreich rausgeschrieben hat, ist’s dann auch nicht mehr sonderlich lustig (trotz Cartoon-Humors wie einer hochgespeedeten Verfolgung rund um eine Küchenzeile) – obwohl, dass der Kneipenkoch Casey heißt, ’nen Pferdeschwanz trägt und Buddhist ist (hm, die Kombination kennen wir doch irgendwoher?), das ist nicht völlig unwitzig.

Drehbuchmäßig ist der ganze Kram, da sind wir uns doch sicher einig, mal wieder völlig für die Füße, aber, und es ist ein ziemlich bemerkenswertes „aber“, „Legion of the Dead“ ist handwerklich und technisch richtig gut gelungen, das ist ohne Zweifel ein echter, richtiger FILM. Ittenbach hatte professionelles Equipment, mit Holger Diener (der diverse Scooter-Videos fotografierte) einen brauchbaren Kameramann, das sieht über weite Strecken richtig gut aus. Auf die Dauer nervt lediglich die Tendenz, Dialogszenen bevorzugt aus formatfüllenden Visagen-close-ups zusammenzusetzen, größtenteils genügt die Optik aber gehobenen B-Film-Ansprüchen. Flüssige steadycam- und Dolly-Shots, hübsche Panoramen der Wüstenlandschaft, das sieht gut aus. Dummerweise ist Handwerk allein aber nicht das Merkmal für einen guten Regisseur – in Sachen Spannungserzeugung, Szenen-set-up etc. ist Itti weiterhin eine ziemlich trübe Tasse und ein Faible für weitgehend sinnfreie Flashbacks hat er auch – mit über 105 Minuten in der ungekürzten Fasung ist „Legion of the Dead“ halt schon mal gut zwanzig Minuten zu lang für den dürftigen Plot. Speziell der Schlussakt (und der dauert ja gut 40 Minuten) könnte durch eine deutliche Straffung nur profitieren und auch, wie gesagt, der Subplot um Billys und Lukes Entführung durch den Killer würde durch eine kompaktere Erzählweise deutlich gewinnen. Einzelne Szenen sind Olaf aber gut gelungen – Togaios „Thronraum“ besticht durch minimalistischen Style (auch wenn es freilich keinen tieferen Sinn zu haben scheint, dass dieser Raum unter Wasser steht, außer, dass es einen netten visuellen Effekt bietet), Nicolas Slapstick-Einlagen sind ordentlich und beweisen überraschendes Gespür für komödiantisches Timing.

Der Score von Jaro Messerschmidt und Ralf Wengenmayr (letzterer Bully Herbigs Haus- und Hofkomponist) ist okay, der Gedanke, die Actionszenen mit ravigen Klängen zu beschallen, ist nicht neu, aber einigermaßen effektiv.

Splatterfans sitzen in der KJ-Fassung nicht unbedingt in der ersten Reihe, auch wenn gegenüber der nur in Ösiland erhältlichen ankatt-Fassung „nur“ gut viereinhalb Minuten fehlen. Ich bin womöglich mal wieder nicht repräsentativ, aber da meiner Ansicht in dieser (teilweise auch nicht wirklich *gut* geschnittenen) Cut-Fassung keine wirklich groben Abgefeimtheiten mehr vorhanden sind, hätte ich mir sogar ’ne 16er-Freigabe vorstellen können, aber die will ein Ittenbach ja sicher gar nicht haben (credibility und so, newa?). Was an blood’n’gore übrig geblieben ist, lässt wieder einmal den Rückschluss zu, dass in Sachen blutige Spezialeffekte mindestens hierzulande keiner uns Itti ‚was vormacht. Dafür erfreut uns Herr Ittenbach mit ein wenig solider Pyrotechnik. (Anmerkung am Rande: aha, es gibt tatsächlich eine 80-Minuten-FSK-16-Version. Das wäre so ungefähr die Länge, in der „Legion“ funktionieren könnte, aber ich fürchte, man hat dafür mal wieder ALLES rausgeschnitten, nur nicht den langweiligen und unnötigen Kram. Darüber hinaus gibt’s noch eine SPIO/JK-Fassung, in der zehn Sekunden zur Uncut fehlen).

Schauspieler – ich sag ja immer wieder, wenn Matze Hues, der nicht wirklich viel zu *tun* hat, aber durch schiere Präsenz punktet, der beste Darsteller ist, ist das normalerweise ein sicheres Indiz für eine notleidende Produktion, aber für Ittenbach stellt die Zusammenarbeit mit Leuten, die größtenteils schon mal vor ’ner professionellen Kamera gestanden haben, einen echten Fortschritt dar. Klar, es sind keine Oscar-Anwärter, aber sie stehen doch deutlich über den Amateur-Pappnasen seiner früheren Werke.
Michael Carr, der zuvor hauptsächlich für diverse Softcore-Produktionen (wie die „Erotic Confessions“-Reihe) tätig war, hat sogar eine gewisse Likeability und ein wenig natürliches Charisma, allerdings neigt er ein wenig zu unnötigem Grimassieren – wie seine Kollegen leidet er unter dem in Sachen Charakterisierungen praktisch nicht existenten Script, aber Carr nervt nicht – offensichtlich hat er seine Karriere aber nach „Legion“ an den Nagel gehängt.
Russell Friedenberg (den Itti in seinem ambitionierten „Beyond the Limits“ wieder engagierte und der auch selbst als Autor und Regisseur tätig ist – seine psychedelische Komödie „Ibid“ konnte sogar ein paar gute Kritiken auf dem Festival-Circuit abgrasen) ist mir als blöder Kiffer deutlich zu eindimensional. Klar, auch ihm bietet das Script nicht viele Möglichkeiten zur darstellerischen Entfaltung, aber die Beschreibung „voll zurückgeblieben“ (mit der ihn im Film Joe bedenkt) trifft nicht nur Charakter, sondern auch Performance.
Kimberly Liebe (auch in „Beyond the Limits“ wieder dabei) ist als Geena hübsch anzusehen (sofern sie nicht gerade mit ihrer Monstervisage rumläuft) und hält schauspielerisch zumindest mittelprächtiges B-Niveau.
Hank Stone (der mich frappierend an jemanden erinnert, auf dessen Namen ich nicht komme. Alzheimer, elendigliches), ein routinierter character player in Film und TV („Hunter“, „The Punisher (Jane-Fassung)“, „Der Patriot“) und (speziell) Harvey J. Alperin („The Wizard of Speed and Time“, „Sucker – The Vampire“, und bei ihm weiß ich, an wen er mich erinnert, nämlich an Judd Hirsch) geben ein gut aufgelegtes Comedy-Duo ab, das sich die Bälle amüsant zuspielt (schade, dass ihr Subplot auch sehr abrupt und ohne „Konsequenz“ für die eigentliche Geschichte endet).
Christopher Kriese („Cast Away“, „Hardcover“, „Cyber-Tracker 2“, „Dard Divorce“, „Hellraiser: Inferno“ und mittlerweile auch Stammgast in der Itti-Troupé) gäbe theoretisch auch einen gar nicht mal so schlechten durchgeknallten Killer ab, wenn „sein“ Plot irgendwie aufgelöst würde (und nicht einfach durch einen Shotgun-Blast und eine Explosion beendet).
Darren Shalavi (nicht sonderlich eindrucksvoll als Peter) schaffte es mittlerweile in die Boll-Truppe und ist in Alone in the Dark, Schwerter des Königs – Dungeon Siege und „BloodRayne“, aber auch in Bit-Parts in „I Spy“, „Slither“ oder „Watchmen“ aufgetaucht.
Joe Cook, der sich redlich müht, seiner Figur einen gewissen Hauch des Mysterys zu verleihen (aber, Charakter, Script, usw.), trafen wir schon im fürchterbaren Finding Interest (wo er schon auf Matthias Hues traf), „Digital Man“ und „Droid Gunner“. Itti beschäftigte ihn auch in „Riverplay“ und „Beyond the Limits“.
Birgit Stauber (kleine Rolle der Jacqueline) reüssierte jüngst im überraschend gelungenen Austro-Indie-Horror Auf bösem Boden – weiteres zu ihrer Karriere im verlinkten Review.
Jeff Motherhead („Beyond the Limits“, „Garden of Love“, „Chain Reaction“) müsste für eine wirklich patente Seagal-Imitation noch so ca. 40 Pfund zunehmen…

Bildqualität: Der Bildtransfer (1.85:1 – im Gegensatz zur Packungsangabe nicht anamorph, sondern ordinäres 4:3-Letterbox) haut leider nicht vom Hocker – dürfte aber auch daran liegen, dass es sich technisch um die alte Laser-Paradise-Fassung handelt und, naja, wir wissen’s, Qualität stand bei den Laserparasiten nie hoch im Kurs. Das Bild ist recht grobkörnig, die Farben wirken verwaschen, die Schärfe- und Kontrastwerte sind mittelmäßig. Verschmutzungen oder Defekte gibt’s aber nicht.

Tonqualität: Nur deutscher Ton in Dolby Digital 2.0, was mich ein wenig ärgert, denn der Film ist in englischer Sprache gedreht worden, und da die wesentlichen Akteure native speaker sind, hätte mich die Zugabe der O-Ton-Spur dann schon gefreut. Die Synchro ist für die Verhältnisse eines Indie-Films okay – nicht atemberaubend, aber auch keine Pornosynchro Marke Bethmann. Großartige Dynamik auf der Tonspur bieten aber nicht mal die Explosionen.

Extras: Nur eine Trailershow.

Fazit: Ich könnte das vermutlich ungesehen an jedes Review eines Ittenbach-Films rantackern, aber es fällt auch bei „Legion of the Dead“ wieder schmerzhaft auf – der Junge beherrscht sein Handwerk, versteht mit der Technik umzugehen und in Sachen Splatter, da ist er eh der Chef in Deutschland, keine Frage. Aber er bräuchte die Einsicht, dass er sich einfach zu viele Hüte aufsetzt – ein Ittenbach braucht zweierlei: einen Drehbuchautor, der ihm ein richtiges, dramaturgisch sinnvolles, kompaktes Script hinstellt (oder zumindest jemanden, der mal über die Ergüsse des Maestros drüberkuckt und so auf Verdacht die Hälfte rausstreicht), und einen Produzenten, der ihm während der Dreharbeiten und beim Endschnitt auf die Finger klopft. Mit ’ner einigermaßen patenten Story (die man aus dem vorliegenden Grundgerippe durchaus klöppeln könnte) und einer deutlich gestrafften Inszenierung hätte „Legion of the Dead“ richtig was werden können, so aber ist es wieder einmal ein FAIL. Kein „epic fail“, aber ein „hätte-deutlich-besser-sein-können-fail“. Technisch eindeutig in der Oberliga der Indie-Filme, halbwegs plausibel gespielt und mit unerwarteten Anflügen funktionierenden Slapstick-Humors, aber halt kreativ, strukturell und dramaturgisch einmal mehr ’ne fette Gurke. Mehr als 2 DVDs sind da beim besten Willen nicht drin.

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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