Legendary Dragon 3D

 
  • Deutscher Titel: Legendary Dragon 3D
  • Original-Titel: Legendary: The Tomb of the Dragon
  • Alternative Titel: Legendary |
  • Regie: Eric Styles
  • Land: Großbritannien/VR China
  • Jahr: 2013
  • Darsteller:

    Scott Adkins (Travis Preston), Dolph Lundgren (Harker), Huang Yi (Dr. Lan Zeng), Nathan Lee (Brandon Hua), James Lance (Doug McConnel), Lydia Leonard (Katie), Geng Le (Jianyu), Murray Clive Walker (Chuck), Tom Austen (Scott)


Vorwort

Kryptozoologe Travis und sein Team suchen gemeinsam mit dem Großwildjäger Jim Harker in den kanadischen (?) Wäldern nach einem prähistorischen Bären von der Größe, die aus einem handelsüblichen Grizzly oder Kodiak mit einem Prankenhieb Bär-Kebab machen kann. Etwas naiv glaubt Travis, Harker wäre auch aus Forscherinteresse mit von der Partie, doch in Wahrheit steht dem Jägersmann natürlich nur der Sinn nach einer spektakulären Trophäe. Man trifft tatsächlich auf den Urzeitbären, und wie nicht anders zu erwarten, entwickeln sich die Geschehnisse aus Travis‘ Sicht schnell poo-shaped. Harker offenbart sein wahres Gesicht, dito der Bär, und am Ende ist einer von Travis’ Assistenten gen Walhalla aufgefahren…
 
Ein Weilchen später hat Travis sich in einen Schreibtischjob zurückgezogen und versucht die diversen gegen ihn angestrengten Gerichtsverfahren, u.a. von Harker, nach Kräften zu ignorieren. Eines schönen Tages taucht jedoch der Anwalt McConnel auf. Dessen ungenannt bleiben wollender Mandant möchte, dass Travis sich eine kryptozoologische Sichtung in China näher anschaut. Travis ist zwar zunächst feindselig, doch nach den erstaunlich guten Filmaufnahmen einer Art Riesenechse ist er überzeugt. Das Vieh macht den Chinesen ein größeres Bauprojekt an einem See madig, indem es den ein oder anderen Arbeiter gefressen und den Rest ins Bockshorn gejagt hat. McConnels Mandant wünscht, dass Travis das Biest lebendig fängt, damit es studiert werden kann.
 
Travis‘ Mitstreiter Katie und Brandon sind sofort mit von der Partie. Man reist nach China und richtet sein Basislager ein. Das böse Erwachen kommt aber schnell, denn ebenfalls schon vor Ort ist Harker, der die einheimische Zoologin Lan Zeng sowie ein Grüppchen schießwütiger Henchmen dabei hat und einen offiziellen Regierungsauftrag hat, das mysteriöse Untier außer Gefecht zu setzen. Harker würde den Job der Trophäe wegen auch umsonst machen, aber wenn man dafür noch dicke Knete bekommt, ist das natürlich ein Bonus.
 
Immerhin können sich Travis und sein Team der Unterstützung von Jianyu versichern, des Chinesen, der die Filmaufnahmen gemacht hat und dessen Bruder bereits ein Opfer der Bestie geworden ist (und dafür Travis‘ Ansinnen, das Viech lebendig zu fangen, erstaunlich aufgeschlossen gegenüber steht). Allerdings hat Harker auch technisch die besseren Mittel, das können Travis und seine Leute nur mit Enthusiasmus und Einfallsreichtum gut machen.
 
Das Ungeheuer tut indes das, was es am besten kann – es fällt über die Baustelle her und frißt Arbeiter, indes Harker deutlich macht, dass er keine größeren Gewissensbisse hätte, die lästige Konkurrenz terminal zu entsorgen und sich später drüber Gedanken zu machen, wie er das erklärt. Seine Skrupellosigkeit bringt immerhin Lan Zeng zum Seitenwechsel. Sie weiß auch, dass Harker hat, was Travis bräuchte – eine genaue Karte des Sees und der diversen Höhlen unter und um den See herum, die Travis für die Wohnung des Ungeheuers hält. Ein riskanter Einbruch in Harkers Quartier liefert Travis die entsprechenden Pläne und mit Brandons Erfindung einer Art Schallkanone, die das Tier nicht verträgt, scheint man auch Mittel und Wege zu haben, sich das Vieh soweit vom Hals zu halten, bis man einen Käfig montiert und aufgestellt hat, in den man es locken kann. Doch natürlich gibt sich Harker so schnell nicht geschlagen…


Inhalt

Es ist zweifellos eine Art „dream team“ des B-Actionkinos – Scott Adkins („Undisputed“) und Dolph Lundgren, zwei Sympathiebolzen ersten Ranges, gemeinsam in einem Film. Da macht sich der Actionnerd von Welt ja fast vor Freude in den Schlüpfer. Komisch nur, dass sich die hiesigen Produzenten, die diese eigentlich naheliegende Paarung vollzogen (nachdem Adkins und Lundgren immerhin schon in „Expendables 2“ und „Universal Soldier: Day of Reckoning“ gemeinsam vor der Kamera standen), nicht den eigentlich vorprogrammierten Randalefilm ersten Ranges für eine bier- und brezelselige Männerparty produzierten, sondern einen (noch dazu reichlich jugendfreien) Monsterfilm!
 
Okay, ich kann’s den Stars selbst nicht verübeln. Dolph hat sich ja schon seit einiger Zeit in seiner „range“ etwas verbreitert und den phantastischen Bereich für sich entdeckt („Shark Lake“ oder der ziemlich schnuffige „Don’t Kill It“, hierzulande „Demon Hunter“ umgetitelt), womit er sicher auch ein wenig seinem fortgeschrittenen Alter Tribut zollt – immerhin ist Dolph nun auch schon 60 Lenze jung, da will man vielleicht nicht mehr unbedingt in JEDEM Film Gefahr laufen, sich alle Knochen zu brechen. Und Scott Adkins dürfte es sicher auch mal genießen, nicht den Martial-Arts-Guru spielen zu dürfen, sondern mal eine etwas dramatischere Rolle anzugreifen (zudem trommelt der Buschfunk, dass Adkins den für seine Verhältnisse eher relaxten Dreh zum Auskurieren einer Knieverletzung nutzte). Es sei den Herrschaften gegönnt.
 
„Legendary Dragon“ ist eine britisch-chinesische Ko-Produktion. Es ist keine neue Erkenntnis, dass sich China und der Rest der Welt, filmisch gesehen, immer stärker annähern. Die westlichen Studios haben den enormen Markt Chinas im Auge, und in China selbst stehen mittlerweile fast unbegrenzte finanzielle und technische Mittel zur Verfügung, um Filme zu drehen, die zumindest auf einer technischen Ebene mit Hollywood-Blockbustern mithalten können (wobei wir nicht vergessen wollen, dass die chinesischen Filmemacher immer noch einer sehr strikten inhaltlichen Kontrolle unterliegen und speziell die Big-Budget-Produktionen auf Linientreue getrimmt sind). Mit einem Budget von ungefähr 12 Millionen Dollar liegt „Legendary Dragon“ nun nicht gerade in der Sofaritzen-Spielgeld-Klasse, blieb aber noch günstig genug, um offenbar unter dem politischen Radar durchzufliegen. Nicht, dass der Streifen sich in irgendeiner Weise kritisch über China und das System äußern würde, er spart sich aber auch das Gegenteil der Lobpreisung des chinesischen Nationalismus, sondern beschränkt sich darauf, seine simple, kleine Monstergeschichte zu erzählen.
 
So, wie die Plotte aufgebaut ist, könnte man es für möglich halten, dass sich die Story ursprünglich mal um das Loch-Ness-Monster gehandelt hat (der See, in dem unser hiesiges Untier haust, hat durchaus etwas Loch-Ness-iges, und auch das Monster selbst, das von Travis als eine Art Zwischenstufe zwischen Amphibium und Reptil beschrieben wird, würde auch als Nessie durchgehen), die Handlung flugs ob chinesischer Investoren ins Reich der Mitte verlegt wurde. Ist aber auch egal, denn letztlich tut der Ort der Handlung nichts zur Sache (die Chance, chinesische Drachen-Mythologie an Bord zu holen, hat man nämlich verpasst).

Statt dessen entscheiden sich Autor Andy Briggs („Rise of the Gargoyles“, „Dark Relic“, „Das Philadelphia Experiment – Reactivated“) und Regisseur Eric Styles („In bester Gesellschaft – Eine Familie zum Abgewöhnen“, „Miss Conception“) für den Ansatz eines ganz geradlinigen Monsterfilms, der keinen speziellen Mythos bedient, sondern eben einfach das Auftauchen eines Mächtig Großen Viechs (TM) postuliert und dann sieht, was sich daraus ergibt. Um nicht ganz abhängig von den Monsterattacken zu sein, gibt’s dann eben noch den zusätzlichen (und ganz klassischen) Konflikt zwischen dem Wissenschaftler, der das Tier studieren will, und dem Bösewicht, der’s einfach abknallen will, weil’s da ist (ob das Monster nun speziell gefährlich ist oder nicht, ist Harker grad wurst, der will nur einen weiteren schicken Kopf für seine Trophäenwand und ist sich auch nicht zu schade dafür, seine Henchmen die Vorarbeit leisten zu lassen, solang nur er den Fangschuss setzen kann. Ein echter Sportsmann, Graf Zaroff wäre bitter enttäuscht).

Das ist nun alles seit den 50er Jahren bewährtes und erprobtes B-Movie-Territorium, und um’s mit Heinz Piper, dem Sprecher des seligen „Dinner for One“ zu sagen, es ist all die Jahre gut gegangen und wird auch dieses Jahr gut gehen, man darf nur nicht erwarten, dass „Legendary Dragon“ irgendetwas zu sagen hätte, was nicht auch schon „Formicula“ formuliert hat („Formicula formuliert“. Das hübsch, ne?). „Legendary Dragon“ ist einfach… unspektakulär. Man kann behaupten, dass selbst Asylum mehr Inspiriation in seine Monstermovies legt, denn das, was man uns hier als Monster vorsetzt, entbehrt schlicht jeder Persönlichkeit.

Nun ist klar, nicht jedes Monster im Film kann King Kong oder Godzilla sein, aber wir haben’s hier halt mit einer ganz besonderen Nullität in Sachen filmische Ungeheuer zu tun. Das Ding ist einfach eine große Echse mit gesundem Appetit, und dass dem erfahrenen Kryptozoologen beim Anblick eines übergroßen Geckos der Draht aus der Mütze springt, will man einfach nicht so recht glauben. Ich hab Komodowarane gesehen, die wesentlich eindrucksvoller waren, und das nicht nur, weil sie echt waren und nicht überschaubar kompetente CGI.

Styles verabsäumt es, seine Bedrohung richtig „bedrohlich“ zu machen. Ja, das Biest frisst Leute, aber das tun Tiere nun mal, denen man nicht gesagt hat, dass WIR am Gipfel der Nahrungskette stehen. Es ergibt sich praktisch nie ein Gefühl von GRÖSSE, von echter bedrohlicher Präsenz. Es ist nun sicher auch gelebte Tradition im Monsterfilm, dass das Monster immer grad so groß ist, wie es zu bester dramaturgischer Wirkung in der Szene notwendig ist (ein Rezept, das eben auf den guten alten Kong zurückzuführen ist), aber in „Legendary Dragon“ hat man nie eine wirkliche Vorstellugn davon, wie groß das Monster nun sein soll – vier-fünf Meter inklusive Schwanz? Das ist so ungefähr das, was ich mir gutwillig zusammenreime, und bei aller Freundschaft und der Versicherung, dass ich einem Kaventsmann dieses Ausmaßes eher ungern persönlich gegenübertreten würde, ist das nicht gerade die Champions League der Filmmonster, eher so die Dorfplatzriege (der gute alte „es ist ein Jungtier“-Kniff, der zum Finale hin ausgepackt wird, hilft dann auch keinem mehr weiter, weil spätestens seit „Gorgo“ erfolgreich abgefrühstückt).

Es ist generell das Problem des Films, dass er zwar – ganz augenscheinlich – ein „echter“ Kinofilm sein will (meine Güte, die Produzenten scheuten keine Investition und ließen den Streifen in Real 3D drehen, eine Mühe, die sich nicht mal Marvel macht), sich aber der vor Kamera eigentlich nichts abspielt, was dieser Premiumbehandlung würdig wäre. Es ist alles auf dem notwendigen Mindestlevel dramaturgischer und handwerklicher Kompetenz, aber ohne jegliche Ambition, sich über diesen Level hinaus zu entwickeln. Selbst Syfys „monster of the week“-Fernsehfilme, die nun sicher nicht in Geld und Kompetenz baden, versuchen wenigstens den Eindruck zu erwecken, man wolle dem Zuschauer ein bisschen scope, ein bisschen grandezza bieten, während „Legendary Dragon“ sich damit begnügt, seine simple Geschichte auf simple Weise zu erzählen. Wie gesagt – nicht inkompetent – mit Ausnahme des CGI-Departments, das nicht auf dem Level einer aktuellen Kinoproduktion amtiert (was beim Budget auch nicht zu erwarten ist), sondern eher auf dem einer Corman-Produktion -, aber ohne den Willen, aus Geschichte und finanziellen Mitteln mehr herauszuholen als eben das Mindestmaß, was man beim Produzenten vorlegen kann ohne gefeuert zu werden (das gilt auch und insbesondere für den „big reveal“, wer den nun der geheimnisvolle Auftraggeber unserer Helden ist. Pro: Es ist nicht der „Twist“, den ich erwartet habe. Contra: Es ist NOCH langweiliger).

Die zwei Stars versuchen’s herauszureißen – Adkins ist sicher kein Schauspieler mit großer dramatischer Range, aber als leading man einer B-Abenteuer-Produktion, die nicht auf seine Martial-Arts-Fähigkeiten abzielt, sympathisch genug, mit ordentlicher Screenpräsenz. Für seine erste große Non-Action-Rolle ist das ordentlich genug. Dolph Lundgren, in letzter Zeit ja meistens auf Seiten des Guten unterwegs gewesen, erlaubt sich mal wieder einen Ausflug auf die dunkle Seit der Macht und dreht als fieser Harker ordentlich auf. Der Charmeknödel Dolph hat sichtlich viel Spaß daran, mal wieder mit Gusto den Schurken spielen zu dürfen.

Der Rest der Besetzung ist leider dann eher Sorte Holzklasse. James Lance („Bronson“, „Marie Antoinette“, „Moving Wallpaper“), einer, der’s eigentlich können müsste, hat sich sichtlich entschieden, die Rolle das McConnel mit dem geringstmöglichen Aufwand zu absolvieren. Huang Yi („Ip Man 0“, „Ip Woman“) erweist in ihrer ersten „internationalen“ Rolle als „praktikabel“, reißt aber auch keine Bäume aus (alles andere würde mich in der ersten Zusammenarbeit mit einer englischsprachigen Crew auch, ehrlich gesagt, überraschen). Nathan Lee (okay als Brandon, aber auch nicht mehr) hat ansonsten keine weiteren Credits auf dem Kerbholz, Lydia Leonard (hat als Katie nicht arg viel zu tun) war in „Inside WikiLeaks“ und einer Vielzahl britischer TV-Serien zu sehen, Geng Le (mit einem „and“-credit eingeführt), eine weitere chinesische Leihgabe, feiert ebenfalls sein unauffälliges internationales Debüt.

Bild- und Tonqualität der Eurovideo-Blu ist adäquat (3D- und 2D-Version finden sich auf einer Disc, da ich mir den Film „flat“ angesehen habe, kann ich über 3D-Qualität nix aussagen). Extras gibt’s keine.

Ergo: Wer von seinem Monsterfilm erwartet, dass er irgendeine originelle Idee hat, sich visuell von der Genrekonkurrenz absetzt oder wenigstens ordentliche Monster-Rampage bietet… der, der ist hier eher schief gewickelt. Will man allerdings Dolph Lundgren und Scott Adkins mal in anderem Kontext einen Alphamännchebndisput ausleben sehen, kommt man auf seine Kosten…

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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