Last Sentinel, The

 
  • Deutscher Titel: The Last Sentinel
  • Original-Titel: The Last Sentinel
  •  
  • Regie: Jesse V. Johnson
  • Land: USA
  • Jahr: 2007
  • Darsteller:

    Don Wilson (Tallis), Katee Sackhoff (Mädchen), Bokeem Woodbine (Anchilles), Steven Bauer (Wissenschaftler), Matthew R. Anderson (Washington), Keith David (Col. Norton), Booboo Stewart (Tallis als Junge)


Vorwort

Inmitten einer Wirtschafts- und Kriminalitätskrise verfällt die US-Regierung auf den Gedanken, ihre Polizeikräfte durch Cyborgs, die „Police Drone Force“ zu ersetzen. Prinzipiell ein nicht von vornherein zu verurteilender Gedanke, sofern man noch nie einen dystopischen Science-fiction-Film gesehen hat. Und wie’s das Schicksal will – die Drohnen kommen eines Tages auf den Trichter, dass sich die Probleme Arbeitslosigkeit, Überbevölkerung und Verbrechen am besten dadurch lösen lassen, wenn sie jeden Menschen auf Sicht erschießen. Den nachfolgenden Krieg verlieren die Menschen trotz des Einsatzes der genetisch optimierten und mit Nanotechnologie versetzten Supersoldaten der EE-700-Einheit mit Pauken und Trompeten…

Jahre später… Tallis, der letzte Überlebende der EE-700, streift mit seinem treuen Supergewehr Angel (mit künstlicher Intelligenz und gelegentlichen Anflügen zu beißendem Sarkasmus ausgestattet) durch die apokalyptische Landschaft, hauptsächlich damit beschäftigt, nicht den zahllosen PDF-Patrouillien vor die Maschinengewehrmündung zu laufen. Eines Tages beobachtet wer, wie Drohnen ein kleines Grüppchen Menschen in einen Hinterhalt locken. Es gelingt ihm nur eine junge Frau zu retten. Die teilt dem überraschten Tallis mit, dass es tatsächlich immer noch eine Untergrund-Widerstandsbewegung gibt, der sie angehört. Die Führer dieser Rebellengruppe glauben, dass die Drohnen zentral über eine Relaisstation gesteuert werden und wenn man die Steuerungseinheit mopst, müsste sich das Thema Drohnen-Schreckensherrschaft erledigt haben.

Tallis ist skeptisch, aber nachdem ihm Angel ins Gewissen redet, ist er bereit, dem Mädchen beim Angriff auf die Raffinerie, die die Rebellen als Standort der Relaisstation ausgemacht haben, mit seinen Supersoldatenfähigkeiten zu helfen. Der erste Angriff wird von den Drohnen zurückgeschlagen, doch beim zweiten Versuch gelingt der Diebstahl der Steuerungseinheit. Doch die böse Überraschung folgt auf dem Fuße – die Drohnen haben Tallis‘ Nanotechnologie ständig überwacht und wollen sich nunv on ihm zum Rebellenhauptquartier führen lassen…


Inhalt

Don „The Dragon“ Wilson ist ein Name, zu dem man – hoffentlich – auf diesen heiligen Seiten keine ellenlangen Ausführungen mehr machen muss. Der elffache Kickboxweltmeister, gerne als bester Kickboxer aller Zeiten bezeichnet (ich weiß nicht, was Benny „The Jet“ Urquidez dazu sagt, aber dessen Kampfrekord muss ja mit gewissen Zweifeln gelesen werden), ist vielleicht kein Superstar geworden, aber einer der wenigen legitimen Kampfsportler, der wirklich eine gewinnbringende Schauspielkarriere aufbauen konnte, auch wenn er den Löwenanteil seiner Arbeit als Haus- und Hof-Actionstar von Roger Corman absolvierte – ist ja nichts ehrenrühriges, zumal Wilson bevorzugt in den Corman-Projekten eingesetzt wurde, für die die beteiligten Produzenten tatsächlich den ein oder anderen shit (in Form von Budgetdollars) gaben – die ersten paar „Bloodfist“-Filme liefen ja sogar noch im Kino. Eine Zeitlang sah es so aus, als hätte der Drache seine Filmkarriere an den Nagel gehängt (man wird ja auch nicht jünger… in einem Monat feiert er seinen 60. Geburtstag (Stand August 2014), aber nachdem Sly und seine Expendables bewiesen, dass Alter nicht vor Action schützt, hat auch Wilson seinen fünfjährigen Filmhiatus beendet und ist wieder in einem ganzen Rudel von Projekten mit dabei, u.a. dem nächsten „Scorpion King“-DTV-Sequel.

Aber eine Weile lang galt „The Last Sentinel“ als Wilsons Abschiedsgruß an den Actionkintopp. Geschrieben und inszeniert von Jesse Johnson (Hooligans 2) – und wenn es so gekommen wäre, es wäre kein schlechter „Schwanengesang“ gewesen. Denn Johnson macht aus seinem kleinen Actionfetzer sowas wie das perfekte Amalgam aller cyborglastigen Actionfilme der 80er und 90er. Von „RoboCop“ über „Terminator“, „Universal Soldier“ bis „Nemesis“ findet sich aus jedem Klassiker eine solide geklaute Idee, ein zitiertes Bild (und wäre „The Last Sentinal“ etwas neueren Baujahrs, ich würde auch eine Prise „Ender’s Game“ verorten. Kann aber natürlich sein, dass Johnson den Roman gelesen hat). Was im Umkehrschluss heißt, dass Originalität nicht die Sache des Films ist – es ist ein Genre-Best-of ohne eigene neue Erkenntnisse, aber irgendwie passt das ja auch zu Don Wilsons Karriere. Being a Corman guy war er zwangsläufig praktisch ausschließlich in Nachziehern und Rip-offs bekannterer, größerer Filme tätig…

Johnson baut also die bewährten Versatzstücke einigermaßen kompetent zusammen (auch wenn ich ziemlich sicher bin, dass er keinen Plan davon hat, was „Nanotechnologie“ ist. Eine ins Auge implantierte Computerkapsel jedenfalls nicht. Abgesehen davon ist diese „Augenkapsel“, auf der auch Erinnerungen und Persönlichkeit des Trägers gespeichert werden, mit Waffensystemen verbunden werden und autark handeln kann, so etwas wie die singuläre eigene Idee des Films) – oder davon, dass die USA nicht deckungsgleich mit „die ganze Welt“ sidn -, gönnt seinem Helden ein paar kurze Momente, in denen er (und sein Gewehr, das aufgrund des ständig durchschimmernden Sarkasmus so etwas wie der sympathischte Charakter der Story ist) über das Älterwerden räsonnieren, und beschränkt sich ansonsten darauf, seine überschaubare Figurenanzahl in eine Actionszene nach der anderen zu jagen. Das ist für Low-Budget-Filme nicht der schlechteste Ansatz (schlag nach bei Battle of Los Angeles), sofern man als Konsument damit leben kann, dass die Versuche, eine „Geschichte“ mit nachvollziehbaren Charakten zu erzählen, sich in einem arg begrenzten Rahmen halten.

Immerhin – Johnson ist clever genug, die Hintergrundgeschichte (die Entstehung und die Machtübernahme der Drohnen) in einer zweiten Erzählebene langsam aufzudröseln; dieser quasi B-Plot läuft komplett als Flashbacks, die Tallis im Schlaf „erlebt“ und wird durch ein paar alte Nachrichtensendungen, die sich Tallis zur Erinnerung an die guten alten Zeiten auf seinem Laptop ansieht, ergänzt. Diese Parallelerzählung hält die Plotte in Schwung, denn so kann Johnson immer, wenn in der „Gegenwartshandlung“ eine Auszeit notwendig ist, weil die Figuren sich erholen müssen, per Flashback Krawallszenen aus der letzten Schlacht der EE-700-Einheit einfiedeln.

Und das ist ja letztendlich der Existenzzweck des Films – und da muss man mal wieder neidlos anerkennen, was „The Last Sentinel“, der nun sicher keine Millionenbeträge gekostet hat (dass der ganze Schmonz verhältnismässig aufwendig aussieht, liegt daran, ass man sich im Universal Backlot eingemietet hat), an Remmidemmi auffährt, ist zumindest mal quantitativ nicht von schlechten Eltern. Wer angesichts drohender Charakterszenen mal kurz ’ne Zigarette qualmen (oder Bier holen) geht, hat bis zur Rückkehr mindestens wieder einen shoot-out verpasst (oder wenigstens die eine züchtige „Duschszene“, die uns auch vermittelt, dass so heruntergekommen die letzten Reste der Menschheit auch sein mögen, immer noch Zeit dafür ist, sich ein paar Tattoos stechen zu lassen). Der Schwerpunkt liegt auf großkalibriger Ballerei , die wenigen Martial-Arts-Szenen, die ein Dragon wahrscheinlich vertraglich zugesichert bekommt, sind deutlich langsamer als zu „Bloodfist“-Zeiten (wie schon gesagt, der Zahn der Zeit nagt auch an einem Kickbox-Champ) und da und dort lässt sich Wilson auch mal von einem ihm nicht sonderlich ähnlich sehenden Double vertreten.

Die handgemachte Pyrotechnik kann sich gehen lassen, der CG-Splatter… naja, es ist nicht mein Ding, vor allem, wenn die Computertricks halt von der eher billigen und unüberzeugenden Sorte sind. Da sind dann auch platzende Köpfe und Blutkaskaden nicht wirklich erschreckend (aber die FSK 16 ist okay). Nicht sonderlich aufregend ist das Design der Robot-Drohnen (think Stormtroopers-in-black-without-the-detail; und bei den später auftauchenden Typ-2-Drohnen bin ich fest überzeugt, dass ich die auch schon vor dreißig Jahren als Star-Wars-Actionfigur hatte).

Etwas nervig ist, dass Johnson sich dafür entschieden hat, quasi den kompletten Film, wenigstens aber ALLE Exteriors, durch den scheinbar gesetzlich vorgeschriebenen „apokalyptischen Braunfilter“ zu filmen (ohne dass es dafür irgendeine dramaturgische Deckung gäbe. Ist ja nicht so, als wäre ein Nuklearkrieg o.ä., der eine gewisse „optische Veränderung“ legitimieren würde, vorgefallen). Auch wenn Albert Pyun vermutlich Freudenpipi in den Augen hätte, es ist auf die Dauer ziemlich ermüdend. Die Kameraarbeit ist größtenteils passabel, ab und zu werden ein paar Möglichkeiten verschenkt (z.B. bei der „Nemesis“-Gedächtnis-ich-baller-mich-durch-den-Fußboden-Szene).

Don Wilson muss man heutzutage sicherlich nicht mehr erklären, was er machen muss – er gibt sich hier der Rolle gemäß etwas knurriger und abweisender als üblich, aber ein altgedienter B-Body kommt mit dem Anforderungsprofil natürlich zurecht. Seine jüngere Ausgabe (in der Flashback-Sequenz, die sich mit seiner Ausbildung zum Supersoldaten beschäftigt) wird übrigens von Booboo Stewart, Stammlesern hier aus Hexenjagd – Die Hänsel & Gretel-Story verkörpert. Die weibliche Hauptrolle (die nicht mal einen Namen bekommt. Charakternamen gibt’s eh nur für Wilsons Armeefreunde in den Flashbacks) geht an SciFi-Nerd-Traumfrau Katee Sackhoff („Battlestar Galactica“), die sich als Action-Heroine auch ganz gut macht, ohne darstellerisch gefordert zu werden (und sorry, Nerds, die Duschszene, obwohl Rücken-only, ist dem Vernehmen nach von einem Body Double absolviert worden). Bokeem Woodbine („Total Recall“-Remake, „Riddick“, Black Dynamite) ballert sich als Wilsons bester Kumpel durch die Flashback-Parts, Altmeister Keith David („Das Ding“, „Sie leben“) hat eine Art Cameo als Wilsons Ausbilder (und als dessen „Augenkapsel“, voice-only), Steven Bauer („Scarface“) schaut auch für zwei Minuten vorbei.

Bildqualität: Mir liegt die BluRay aus dem Hause MiG vor. Der 1.78:1-Widescreen-Print hat leider keine BR-Qualität – selbst als aktuelle DVD wäre mir das nur unter allen mildernden Umständen akzeptabel; es ist sehr sehr körnig, das sieht, speziell in dunkleren Szenen, fast so aus, als läge das Bild unter einem Schleier. Vielleicht war das Ausgangsmaterial nicht besser. Aber dennoch, unter den Umständen müsste eine DVD völlig ausreichen, als BR reizt das nicht im Ansatz die Fähigkeiten des Mediums aus (und würde ich auf mich selber hören, könnte ich von einer DVD sogar Screenshots machen…)

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in DTS 5.1. Der O-Ton ist relativ leise abgemischt (oder das Menü ist sehr sehr laut…), aber brauchbar. Optionale deutsche Untertitel (die tweilse aber recht neben der Spur liegen) werden mitgeliefert.

Extras: Als Bonus gibt’s ein Making-of, einen Audiokommentar, eine Bildergalerie und den Trailer. Solides Package.

Fazit: Wer an seinen B-Actionfilm keine großen Ansprüche stellt, neues Terrain auszuloten oder tiefenphilosophische Abgründe zu erkunden, macht mit „The Last Sentinel“ nichts falsch. Der Streifen beschränkt sich sicherlich darauf, altbewährte Versatzstücke zusammenzupuzzlen, macht das aber ordentlich und, darauf wird die Kundschaft größten Wert legen, liefert jede Menge „bang for the buck“. Mit Don Wilson als Star macht man als B-Movie-Produzent eh nix verkehrt und so verbleibe ich mit einer Empfehlung für den Freund gepflegten Geballers. Nur die BluRay haut nicht vom Hocker…

3/5
(c) 2014 Dr. Acula


mm
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