Lady Dracula

 
  • Deutscher Titel: Lady Dracula
  • Original-Titel: La morte vivante
  • Alternative Titel: The Living Dead Girl |
  • Regie: Jean Rollin
  • Land: Frankreich
  • Jahr: 1982
  • Darsteller:

    Catherine (Francoise Blanchard)
    Helene (Marina Pierro)
    Greg (Mike Marshall)
    Barbara Simon (Carina Baron)
    N.A. Fanny Magier
    N.A. Patricia Besnard-Rousseau
    N.A. Jean Berel
    N.A. Jean-Pierre Bouyxou
    N.A. Véronique Carpentier
    N.A. Jean Cherlian


Vorwort

Achtung! Achtung! LA MORTE VIVANTE aka THE LIVING DEAD GIRL ist gemäss § 131 StGB beschlagnahmt („Lieber Staat, gut, dass du weisst, was richtig für mich ist…“ *sing*), Personen unter 18 Jahren und Jugendschützern ist das Weiterlesen verboten, das Review soll keinesfalls als Bewerbung für den Film angesehen werden.

Nun wollen wir aber beginnen: Schön an Badmovies.de und dem Badmovies-Forum ist ja, dass man öfters mal auf Filme oder Regisseure aufmerksam gemacht wird, die einem sonst entgehen würden. So hatte ich zwar vorher schon von Jean Rollin gehört, richtig auf ihn aufmerksam gemacht hat mich aber erst Kollege Ralph, bekennender Fan des französischen Horrorregisseurs, was mich einst dazu brachte, mir auf einer zürcher Filmbörse THE LIVING DEAD GIRL (hat übrigens wenig mit Rob Zombies Song zu tun) zuzulegen. Über Rollin selber werde ich mich hier nicht auslassen, wer mehr über ihn wissen will, der lese sich durch Ralphs Review zu LA FIANCÉE DE DRACULA (das sich ausführlich mit Werk und Leben des Filmemachers beschäftigt).

Zum Film selber: Nachdem Rollin schon 1978 dank LES RAISINS DE LA MORT (auch bekannt als FOLTERMÜHLE DER GEFANGENEN FRAUEN) mit einem (Quasi-)Zombiefilm erfolgreich gewesen war, arbeitete er 1982 ein weiteres Mal an einem weiteren Untotenfilm (weil das ja grad Mode war und so). LA MORTE VIVANTE (so der Originaltitel) ist bis anhin Rollins erfolgreichster Film (verhinderte aber nicht, dass seine Karriere bald darauf etwas versackte) und hat damals im Erstaufführungsjahr sogar den Publikumspreis auf dem Fantafestival in Rom gewonnen. Einer der Verleihtitel ist übrigens LADY DRACULA, der Film hat aber trotzdem wenig bis nichts zu tun mit der Gruselkomödie LADY DRACULA von Franz Josef Gottlieb sowie mit LADY DRACULA 2 – EROTIKILL und VAMPIRE SEX: LADY DRACULA 3 von Jess Franco. Erwähnenswert ist noch, dass THE LIVING DEAD GIRL nicht einfach nur ein Zombiefilm ist, sondern mit dem Vampirgenre vermixt wurde. Mal sehen, ob die Verknüpfung von klassichem Vampir- und modernem Zombiefilm tatsächlich eine gute Idee ist…


Inhalt

Vor rotem Hintergrund laufen die Credits ab, dann fängt unser Film auch schon an: In einem Industrieviertel startet ein Kleinbus, fährt auf’s Land und hält bei einem eher vernachlässigt wirkenden Schloss. Drei Torfnasen steigen aus: Ein Typ in Lederjacke, der sich George nennt und ein jüngerer, namenloser Typ im Hemd, die ein Fass aus dem Laderaum (nachdem Hemd sich einen Schluck Wein gegönnt hat) holen, sowie ein weiterer, namenloser Typ mit Afro-Frisur, wohl so was Ähnliches wie der Anführer. George und Hemd rollen das Fass über eine Rampe runter in einen Keller, wo sie ein richtiger Minenschacht erwartet und sie das Fass auf einen kleinen Schienenwagen verladen, während der Anführer draussen wartet. Es ist ja wohl klar, dass die Typen nicht aus Spass Maulwurf spielen: Es geht natürlich um die illegale Beseitigung chemischer Abfälle, was bei Hemd zwar Gewissenbisse verursacht, aber irgendwohin muss das Zeug ja und es wie früher einfach in den Fluss schütten kann man leider nicht mehr, merkt George an. Der Schacht endet in einem unterirdischen Kellerraum, wo bereits einige Behälter endgelagert worden sind. Die beiden binden sich Schals als Mundschutz um den Kopf. George: „Wenn von dem Zeug was ausläuft und an die Luft kommt, bilden sich Giftgase“. Ob da’ne Gasmaske nicht sinnvoller wär? Aber Umweltverschmutzung ist nicht das einzige, was unsere Freunde hier im Sinne haben: Es gibt da nämlich einen weiteren Gang und der führt ausgerechnet in eine Familiengruft. George hat Lust auf Grabschändung, Hemd eher weniger, aber gross widersprechen tut er nicht. Nun, die Gruft ist ein grosser, unaufgeräumter unterirdischer Saal (seltsamerweise bereits von Fackeln beleuchtet) und es stehen gerade mal zwei Särge herum (keine besonders üppige Ausstattung). George will sich mit dem Brecheisen um den ersten kümmern, in welchem eine gewisse Antoinette Valmont liegt. Der zweite gehöre deren Tochter, erst seit zwei Monaten tot, den soll Hemd öffnen. George bricht seinen Sarg auf, eine überraschend frisch wirkende alte Dame kommt zum Vorschein; er nimmt ihren Schmuck an sich. Hemd indes schraubt den anderen Sarg auf und entdeckt eine junge Frau, ebenfalls in sehr gutem Zustand dafür, dass sie seit zwei Monaten tot ist (in der Originaltonspur sind’s sogar mehrere Jahre).

Da rumpelt die Hütte: Erdbeben! Es regnet Steine von der Decke, eine Fledermaus wird aufgescheucht und erschreckt George, der es fertig bringt zu stürzen, dabei mit den Kopf gegen eine Säule zu knallen und bewusstlos liegen zu bleiben. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, fällt im nächsten Raum auch noch eines der Fässer um. Und was geschieht? Genau: Das Ding schlägt leck und die Giftbrühe läuft aus. Das Zeug sickert sich bis zur Gruft durch, materialisiert sich teilweise als Giftgas und kommt mit der Leiche der jungen Valmont in Berührung, was unheimliche Prozesse in Gang setzt: Die Tote zuckt. Wah! Hemd macht sich fast in die Hose (das Giftgas hat ihm aber nicht geschadet), da greift ihn die Tote an und sticht ihm mit ihren langen, spitzen Fingernägeln die Augen aus (gore!); der nunmehr blinde kreischt wie ein altes Waschweib und bricht dann tot zusammen. Die Chemoplörre fliesst zu George, verbrennt und verätzt ihm das Gesicht, was ihn erst weckt (und ihn veranlasst zu kreischen) und dann umbringt. Ich find es übrigens seltsam, dass weder Antoinette noch einer der beiden Grabräuber durch die Giftplörre zu Zombies werden. Draussen fragt sich der Typ mit dem Afro allmählich, wo die anderen beiden Knalltüten bleiben, also geht er runter in den Schacht, ruft nach ihnen und entdeckt das umgestürzte Fass (ausmachen tun die Chemikalien ihm aber nichts), da schleicht sich das tote Fräulein von hinten an und schneidet ihm mit ihren Fingernägeln den Hals auf. Tot. Im nächsten Dorf gibt es ein Hotel und dieses verfügt über ein Restaurant, das ziemlich in Unordnung geraten ist; eine weibliche Bedienung ist mit Aufräumen beschäftigt. Ein Paar amerikanischer Touristen betritt die Hütte und fragt, was denn passiert sei. Ein Erdbeben ist passiert, so die Antwort (aber solche gibt es in der Gegend angeblich häufiger), deshalb gibt’s auch erst in zwei Stunden was zu Essen. Der Wirt entschuldigt sich und meint, erst müssten sie halt die Küche wieder in Ordnung bringen (die brauchen aber lange zum Aufräumen; ich meine, besonders stark war das Beben nun nicht gerade). Der männliche Part des Paares, Greg von Namen (mit Geheimratsecken und Schnurbart) ist professioneller Fotograf und sieht eine günstige Gelegenheit, in der Zwischenzeit noch einige Fotos zu schiessen. Seine Begleitung (nennt sich Barbara, ist etwas angejährt und erinnert mich an Peggy Bundy) jedoch nicht: „Ich hab aber jetzt Hunger!“ (tja, Schätzchen, deswegen gibt es trotzdem erst in zwei Stunden was zu knabbern), ausserdem sei sie Schauspielerin und keine Fotografin (Greg will sie motivieren, auch ein bisschen zu fotografieren). Nun, mosern nützt ja eh nichts, also geht sie halt mit Greg.

Die beiden gehen und belästigen die freie Natur mit ihrer Anwesenheit; Barbara macht ein paar Schnappschüsse, während Greg auf einem Klappstuhl rumhockt und Notizen in ein Buch schreibt. Sie nölt wieder rum, weil sie endlich essen gehen will und schiesst aus Protest lauter Fotos von Greg, dieser verbietet sich solches („Hör bitte auf rumzualbern!“), sie rauscht beleidigt ab („Zu Befehl, Herr Professor“). Er entschuldigt sich und gesteht ihr seine Liebe, sie antwortet mit dem weiblichen Standartsatz #1: „Wenn du mich wirklich lieben würdest, dann würdest du mich nicht dauernd zu etwas zwingen, das ich nicht mag.“ „Und warum hast du mir denn gesagt, dass es dir Spass macht?“ „Bloss deshalb, weil ich dir eine Freude machen wollte, aber jetzt hab ich Hunger.“ (wahrlich, diese Frau ist zutiefst sympathisch). Sie haut ab, entdeckt zu ihrer Überraschung in der Ferne ein entrücktes Frauenzimmer mit langen blonden Haaren und nur mit einem weissen Nachtgewand gekleidet über eine Wiese latschen (es ist natürlich das tote Valmont-Fräulein), zückt sogleich zutiefst fasziniert ihren Fotoapparat und macht dann gleich noch eine Aufnahme mit dem Teleobjektiv. Greg holt sie ein („Wollen wir heiraten?“ „Lieber nicht!“), die beiden küssen sich, das geheimnisvolle Mädchen geht vorläufig vergessen. Die Tote ihrerseits läuft zu der ausladenden Schlossanlage zurück betritt die bescheidene Hütte durch den Vordereingang. Hier turnt auch eine Maklerin (lecker Mädel mit Kurzhaarfrisur) rum, die einem alten amerikanischen (und offensichtlich steinreichen, wenn die erwägen, ein solches Anwesen zu kaufen) Ehepaar das Schloss schmackhaft machen will und die beiden herumführt (die drei bemerken den untoten Gast nicht, was aber nicht auf Gegenseitigkeit beruht). Irgendein Doktor (vielleicht Mr. Valmont, der Besitzer), erzählt sie, sei im Augenblick in Paris und erst ab Montag wieder erreichbar (dieser Doktor wird übrigens in keinster Form mehr auftauchen, also vergessen wir ihn wieder). Mr. und Mrs. steinreiche Amerikaner wollen den Kauf aber eh nicht überstürzen. Fräulein Valmont findet ein Schaukelpferd und stupst dieses an, während die Maklerin den potentiellen Schlosskäufern die hauseigene Krypta (die kennen wir ja schon) zeigen will („Ich hab mal irgendwo gehört, Amerikaner lieben das Ausgefallene“), man verzichtet aber lieber. Stattdessen lassen die beiden sich zum Ausgang begleiten und verabschieden und hauen ab. Da klingelt das Telefon, die Maklerin geht ran, ein gewisser Louis ist am Apparat. Sie unterbricht das Telefonat, um im nächsten Raum nachgucken zu gehen, denn sie hat ein Geräusch gehört, findet dort aber nur das schaukelnde Schaukelpferd (das tote Fräulein indes ist die Treppe hochgegangen) und geht wieder ans Phone. Anscheinend ist Louis ihr Freund, die beiden planen das Wochenende durch: „Wir gehen also erst Abendessen und dann bleiben wir bis Montag im Schloss.“ Gleich nach Beendigung des Gespräches macht die Maklerin sich mit dem Moped auf, nicht ohne zuvor das Schloss abzuschliessen.

Fräulein Valmont gurkt nun also alleine durch das verlassene Haus, betritt ein Zimmer, das mal ihres gewesen sein muss und wo in einem Sessel eine Spielzeugpuppe hockt. Sie guckt sich diese an und driftet sogleich in ein Flashback ab, welches sie selber als kleines blondes Mädchen zeigt, das mit einem anderen kleinen, dunkelbonden Mädchen spielt. Dann lässt sie die Puppe fallen, dafür entdeckt sie ein an die Wand gepinntes Bild mit eben den beiden kleinen Mädchen als Motiv. Nach einem weiteren Klein-Mädchen-Flashback fällt sie neben ihrem alten Bett in die Knie. Die folgende Rückblende zeigt die Mädchen, wie sie auf einen Dachboden und über eine Leiter rauf auf das Dachgebälk klettern. Das jüngere Ich vom Valmont-Mädel hat eine Musikdose dabei (welche in der Gegenwart auf ihrem Nachttisch steht und welches das erwachsene Ich an sich nimmt), lauscht den Tönen und schwafelt Helene (so heisst das dunkelblonde Mädchen) an, dass sie sich nie trennen dürfen, „ich will dich nie verlieren.“ „Beweise es“, fordert Helene. Und wie könnte man das besser, als indem man Blutsschwesternschaft schliesst? Helene hat zufälligerweise einen kleinen Tonkelch und eine Scherbe bei sich, schneidet sich ins Handgelenk, greift sich die Hand ihrer Freundin und schneidet auch diese. Die beiden pressen die Handgelenke aufeinander und lassen ihr vermischtes Blut in den Kelch tropfen. Die kleine Valmont: „Wenn du vor mir stirbst, dann werde ich dir folgen“. Helene: „Wenn du vor mir stirbst, dann werde ich dir folgen. Das schwöre ich bei meinem Blut.“ „Ich schwör’s bei meinem Blut.“ In der Gegenwart presst die untote Valmont die Musikdose an sich (und der Zuschauer befürchtet schon, dass die ganze Chose noch böse enden wird). Woanders kommt eine junge Frau mit’nem Koffer in der Hand nach Hause zurück, schenkt sich im Wohnzimmer etwas Alk ein und betrachtet ein Bild auf dem Kaminsims: Es ist genau das gleiche wie im Zimmer der toten Valmont, das mit den beiden Mädchen. Und für alle, die’s noch nicht kapiert haben, hat die Frau ein akustisches Flashback: „Wenn du vor mir stirbst, dann werde ich dir folgen, das schwöre ich bei meinem Blut.“ Ich hab die vage Vermutung, das könnte Helene sein (bzw. deren ausgewachsene Version). Sie greift zum Feleton und wählt eine Nummer, klingeln tut es im Schloss. Zufälligerweise steht die tote Valmont neben einem Fernofon und rempelt den Apparat an, der Hörer fällt zu Boden und die Anruferin ertönt: „Melden sie sich doch, hier ist Helene. Ich war ein halbes Jahr nicht da und habe es grade erst erfahren.“ Die Tote antwortet nicht, stattdessen öffnet sie die Musikdose. Die kleine Melodie verwirrt Helene, sie fragt verunsichert nach Catherine (aha, so ist also Fräulein Valmonts Vorname), legt dann den Hörer wieder auf, weil sie keine Antwort erhält.

Die Maklerin und ihr Lover Louis fahren mit dem Moped vor und entern das Schloss. Er bewundert die Einrichtung, sie zieht sich gleich mal aus (full female frontal nudity ole! Überaus lecker!); da lässt er sich natürlich nicht lange bitten. Während die beiden Popper auf einer Couch aufeinander herumrutschen, stellt im nächsten Raum Catherine die Musikdose auf dem Piano ab und betätigt eine Klaviertaste, was die Aufmerksamkeit der Maklerin weckt, die auch gleich die Kopulation unterbricht. Ihr Macker spricht sein Todesurteil: „Ich werd mal nachsehen.“ Er hängt sich eine Decke um und geht in den nächsten Raum, bald darauf hört die Maklerin ihn keuchen und als er zu ihr zurückkommt, muss sie feststellen, dass jemand seinen Hals aufgeschlitzt hat. Er blutet ihr fast bukkake-mässig die Brüste und das Gesicht voll, was ihr ersichtlich wenig behagt: KREISCH! Louis bricht zusammen, da kommt Catherine, sticht auch der Maklerin den Hals auf und saugt dann Louis das Blut aus. Ihr weibliches Opfer allerdings ist noch nicht tot, torkelt davon und erreicht immerhin die Haustür, bricht dort aber zusammen und bleibt tot auf der Eingangstreppe liegen. Catherine kommt dazu und saugt auch ihr das Blut aus. Nicht allzu lange danach nähert sich ein Auto: Es ist Helene, Catherines Jugendfreundin. Sie findet auf der Treppe die tote Maklerin und im Haus den geplätteten Louis, was sie entsetzt, aber lautarm zur Kenntnis nimmt. Bald spürt sie auch Catherine auf, welche nackt und mit Blut besudelt auf dem Klavier spielt. Die Untote greift sich ihre Musikdose und dreht sich dann zu Helene um (wiederum frontal nudity), allerdings immer noch entrückt. Helene hängt ihr ihren Mantel um, will dann die Polizei rufen, allerdings ist das Fernofon kaputt, findet dann Catherines blutverkrusteten Fummel am Boden. Sie ist verhältnismässig ratlos: „Aus welchem Grund hat man mir gesagt, dass du gestorben bist? Und weshalb hat man dich hier versteckt?“ Eine Antwort erhält sie nicht, aber trotzdem: „Ich werde zu dir halten, auch jetzt noch.“ (wegen dem Schwur und so). Als erstes will sie alle Spuren beseitigen.

Zunächst wäscht sie Catherine draussen am Brunnen (gibt’s kein Badezimmer im Schloss? Andererseits: Schöne Einstellung…), zieht sie wieder an und bringt sie dann brav zu Bett („Du musst jetzt schlafen“), hat auch ein kurzes Flashback in kleine-Mädchen-Tage und geht dann runter, um die Leichen der Toten in den Keller zu schleifen und zuzudecken. Dort unten erblickt sie übrigens auch die toten Körper von George und Hemd sowie die aufgebrochenen Särge, was ihr weitere Rätsel aufgibt: „Ich verstehe es einfach nicht.“ Da kommt auch Cath in den Keller, sieht unter der Decke eine blutige Hand entweder von der Maklerin oder von Louis hervorgucken und leckt das Blut von dieser. Helene erkennt, dass ihre Freundin auf den Lebenssaft anderer angewiesen ist, liest eine Scherbe vom Boden auf, schneidet sich damit ins Handgelenk (was mit einer Rückblende zu der Blutsschwestern-Schliessung einhergeht) und bietet es Catherine an, die auch prompt zu lecken beginnt. Am nächsten Morgen, im Dorf die Kirchenglocken läuten. Greg hockt im Restaurant des Hotels, Barbara leistet ihm Gesellschaft und zeigt ihr das Foto, das sie von Catherine geschossen hat: „Das Bild fasziniert mich.“ Sie findet vor allem das Gesicht des Mädchens „aussergewöhnlich, irgendwie unheimlich.“ Greg: „Was ist daran unheimlich? Vielleicht hatte sie noch nicht gefrühstückt.“ Barbara fragt die Bedienung (heisst übrigens Miriam) nach dem Mädchen, doch die kennt es nicht, will aber den Chef fragen. Ihrem Greg wirft Barbara indes mangelndes Interesse an ihrem tollen Bild vor (die kann aber auch nur nörgeln), er findet es aber bloss übertrieben, wegen so etwas gleich „in Freudenschreie aus[zu]brechen.“ Der Wirt taucht auf und guckt sich das Foto an: „Sieht aus wie die Tochter von Valmont.“ Er bezweifelt jedoch, dass Barbara sie gestern fotografiert hat, ist das Mädchen doch seit zwei Monaten tot. Barbara will das Mädchen, ob nun die Valmont oder nur jemand, der ihr ähnlich sieht, suchen gehen; Miriam, die Bedienung, schlägt vor, im Dorf nachzufragen.

Im Dorf ist übrigens grad Markt. Barbara nutzt die Gelegenheit und fragt bei den Leuten rum, Greg hockt auf einer Bank und macht Fotos. Seine Freundin kehrt von der Fragetour zurück: „Es ist Catherine Valmont.“ Greg vermutet eher eine Doppelgängerin, sie besteht aber darauf, dass sich nicht sämtliche Leute geirrt haben können (Schätzchen, es ist durchaus möglich, dass alle Leute eine Doppelgängerin mit dem Original verwechseln). Wunderlich sei übrigens, dass dieses Mädchen keine Schuhe und nur ein Nachthemd trägt. Und dann dieser seltsame Gesichtsausdruck. Greg: „Sie sieht aus, als ob sie reif für die Klapsmühle wär, oder aus einer ausgebrochen.“ Barb geht noch einmal die Leute mit ihren Fragen belästigen, das Ergebnis ist wiederum nüsch. Greg stellt den Aufwand in Frage, den seine Gefährtin da betreibt, sie will das Mädchen aber unbedingt noch einmal fotografieren: „Du solltest ein bisschen mehr Interesse zeigen. Du willst doch, dass ich fotografiere!“ (und ich bin mir sicher, dass er das längst bereut). Im Schloss klagt Helene darüber, dass sie mit Catherine nicht kommunizieren kann („Es ist, als ob du tot wärst!“) und fleht sie an, mit ihr zu sprechen. Catherine setzt sich an das Klavier, spielt ein einfaches Kinderlied (etwas neben der Spur) und probiert dann, etwas zu sagen. Schliesslich bringt sie Helenes Namen raus, die Freundin freut sich und umarmt sie. Doch Catherine beginnt zu weinen, reisst sich los, rennt nach draussen und hält bei einem Turm; es scheint, als sei sie vor lauter Schmerzen wie von Sinnen. Helene rennt ihr nach, geht dann in den Turm und kommt mit einer toten Taube wieder raus, welche sie Catherine reicht. Diese verschmäht das Federvieh aber, lässt es fallen und heult los. Helene versteht (dass Catherine Menschenblut braucht, natürlich). Im Dorf. Mariam, die Bedienung, fährt auf einem Drahtesel zum Hotel und begegnet dort Barb und Greg. Weil Barbara zum Schloss raus will, aber Greg den Wagen braucht, leiht Miriam ihr netterweise das Fahrrad.

Irgendwo anders hat Helene ihr Fahrzeug am Strassenrand geparkt, winkt eine daherfahrende Autofahrerin raus und erzählt dieser, ihr sei das Benzin ausgegangen. Die Frau bietet ihr an, sie zur nächsten Tankstelle zu fahren, aber Helene erklärt, ihr Auto fahre mit Diesel und behauptet, just dieser sei an der Tankstelle grad ausgegangen (sehr, äh, überzeugend), „aber ich hab noch’n paar Kanister Zuhaus. Darum wollt ich sie fragen, ob sie mich nicht vielleicht hinfahren können.“ Die Frau ist vertrauensselig genug und fährt Helene tatsächlich zum Schloss. Helene lädt sie ein zu einem Glas Portwein, die beiden setzen sich ins Wohnzimmer, dann geht sie den Kanister holen, während die Frau im Wohnzimmer wartet und sich etwas umsieht. Zu ihrem sich allmählich steigernden Entsetzen stellt sie fest, dass alle Türen nach draussen geschlossen sind, selbst die Haustüre ist durch ein Gitter abgesperrt. Helene kommt zurück und beruhigt die Frau: „Eine dumme Angewohnheit, ich schliesse immer ab.“ Die Frau möchte langsam mal wieder los, aber Helene will sie noch etwas herumführen: „Ich hätte ihnen gerne die Krypta gezeigt; sie ist aus dem elften Jahrhundert!“ (wagga!). Die Frau würde gern darauf verzichten, doch da schubst Helene sie in den Keller und schliesst die Türe hinter ihr. Die Frau rebelliert erst an der Tür, sieht aber ein, dass sie hoffnungslos eingesperrt ist und geht runter in die Krypta. Catherine erwartet sie schon, kratzt ihr den Rachen auf und gibt ihr einen „Kuss“, schlitzt ihr dann den Bauch auf (keine Gedärme zu sehen, bloss Kunstblut und etwas Latex), während Helene vor den Schreien des Opfers nach draussen in den Turm flüchtet, der anscheinend so etwas wie ein riesiger Taubenschlag ist, weil sie diese nicht aushält. Die Frau verröchelt schliesslich und Catherine frisst von ihrem Fleisch, lässt dann aber plötzlich von ihr ab und schreit vor lauter Schmerzen (was seltsamerweise in Zeitlupe wiederholt wird). Barbara erreicht derweil das Schloss mit dem Fahrrad und verschafft sich über den Garten Zutritt (mittels einer Verandatüre, die uns vorhin noch als verschlossen gezeigt worden war), während Helene mit dem Auto des letzten Opfers wegfährt (übrigens: Die hätte vielleicht das Schloss vorher gegen Einbrecher sichern sollen). Sie entdeckt unter anderem das Klavier und das Schaukelpferd, hört unvermittelt von irgendwoher Musik erklingen und folgt dieser durchs Haus. Helene ihrerseits fährt den Wagen in den Wald und stellt ihn auf irgendeinem Feldweg ab.

Unsere liebe Freundin Barbara folgt der Musik auf den Dachboden, wo Catherine wie einst als kleines Mädchen auf dem Gebälk sitzt. Die Musik stammt natürlich von der Musikdose, die unsere Untote dabei hat. Barb spricht sie an, zeigt ihr das Foto („Ich hab sie fotografiert, gestern Mittag, als sie im Wald spazieren gegangen sind“) und stellt sich vor. Catherine verwechselt sie: „Helene, es ist wieder wie früher, wir werden jetzt immer zusammenbleiben“, merkt dann aber: „Du bist nicht Helene!“ Sie redet ziemlichen Stuss zusammen („Ich bin eine Tote und ich sehe das Blut“), bis Barbara sicherheitshalber die Flucht ergreift und ein Telefon sucht, um im Hotel anzurufen. Sie erreicht bloss Miriam; Greg sei noch nicht zurück. Da wird Barb von Helene überrascht und unterbrochen: „Was suchen sie hier im Haus?“ „Ich wollte mir ein Taxi rufen“, erklärt sie und stellt sich (mit einem widerlich arroganten Grinsen im Gesicht) als Barbara Simmons vor, „ich bin Hobbyfotografin, was dagegen?“ Natürlich hat Helene was dagegen, aber da kommt Catherine, sichtlich mit starken Schmerzen, hinzu. Barb möchte sich um sie kümmern: „Kommen sie bitte mit mir in die Stadt, sie müssen den Leuten sagen, dass sie noch am Leben sind!“ (naja, ihre Existenz würde wohl für sich selber sprechen). Helene reisst die Fremde von ihrer Freundin weg und hält sie fest, doch Barb kann sich loseisen, haut durch den Garten ab und macht die Mücke. Helene verzichtet darauf, die Verfolgung aufzunehmen, kümmert sich stattdessen um Catherine („Hilf mir, es tut doch so weh!“) und sorgt sich um ihre gemeinsame Zukunft: „Wir werden noch heute hier wegfahren.“ Wenig später hat Helene Sack und Pack gesattelt und trägt das Zeug ins Auto, Catherine hat aber überhaupt keine Lust, das Schloss zu verlassen, läuft mit Helene im Schlepptau schmerzgeplagt durchs Haus und verkriecht sich in die Krypta: „Mein Platz ist hier in dieser Gruft!“ Sie sehnt sich zurück nach dem Tod und ist böse auf ihre Freundin, weil diese sie nicht in Ruhe lassen will, und schämt sich dafür, dass Menschen für sie sterben mussten: „Ich habe ihnen das Blut aus ihren Körpern gesaugt, nur damit ich wieder leben kann. Aber ich werde immer ein lebender Leichnam bleiben!“. Helene will nichts davon wissen: „Du bist niemals tot gewesen, Tote kommen nicht mehr zurück!“ Catherine will aber endlich Frieden finden: „Helene, töte mich!“ Helene kann das nicht mehr mit ansehen, haut ab und verlässt das Anwesen. Im Dorf ist ein Dorffest im Gange, der Bürgermeister (in Cowboy-Uniform) wünscht grad den Leuten viel Vergnügen und macht die Bühne frei für die Fireflyes, welche mit ziemlich grausliger Tanzmusik aufspielen. Die Menschen schwingen trotzdem das Tanzbein, saufen und lassen auch sonst den Bär steppen. Barbara taucht auch auf, setzt sich zum Bürgermeister und seiner Begleiterin (eins der Mädchen aus dem Hotel), bindet ihnen ans Bein, dass sie den Beweis dafür hat, dass Catherine Valmont noch lebt und nimmt ihnen das Versprechen ab, Greg zu ihr ins Hotel zu schicken, falls sie ihn sehen.

Als Greg einige Zeit später heimfindet, trifft er Barb in der improvisierten Dunkelkammer im Hotelzimmer an. Sie erzählt ihm vom Schloss und von der angriffslustigen Frau („Sie war eine Furie!“), welche ihr sogar einige schlimme Kratzer verpasst hat, „aber das Wichtigste ist, dass ich Catherine Valmont fotografiert habe.“ Greg zweifelt immer noch an deren Existenz, erst recht, da die Fotos nichts geworden sind (Pech oder Inkompetenz der Entwicklerin?). Deshalb will sie nochmals zum Schloss und dem Mädchen helfen; Greg rät ihr, sich nicht in fremde Angelegenheiten einzumischen und es dabei zu belassen, am nächsten Morgen zur Polizei zu gehen. Für heute soll sie die Sache ruhen lassen und mit aufs Fest kommen. Dort finden sich die beiden wenig später ein (aber wieso trägt Barb jetzt plötzlich eine Kellner-Uniform?). Die Musik spielt, die Leute tanzen, Barbara jammert Greg noch immer die Ohren voll. Er wirft ihr vor, fixen Ideen anzuhängen, sie hält ihn für gleichgültig, weil er dem Mädchen nicht helfen will. Da schleicht sich auch Helene auf die Feier, Barbara erkennt sie und macht Greg auf sie aufmerksam. Anderswo scheucht ein Vater einen Burschen in Lederjacke davon, der mit seiner Tochter rumgeknutscht hat, verpasst ihr eine Ohrfeige und schickt sie nach Hause. Helene beobachtet die Szene und folgt dem weinenden Mädchen im Auto nach Hause. Sie vertreibt ein anderes knutschendes Paar und klopft an die Haustüre, das Mädchen öffnet im Nachthemd; Helene bindet ihr den Bären auf, dass des Mädchens Freund einen Unfall hatte und will sie zu ihm fahren. Das Mädchen fällt drauf rein und steigt zu Helene ins Auto (tja, jeder ist selber blöd).

Barbara nölt noch immer, dass sie zum Schloss fahren will, Greg hält immer noch nichts davon: „Ich hab was dagegen, dass du mitten in der Nacht allein in ein fremdes Haus einbrichst.“ Barb: „Dann würde ich vorschlagen, dass du mitkommst!“ Greg gibt tatsächlich nach und kriegt dafür eine Umarmung. Helene hat das Mädchen zum Schloss gefahren. Es wird nun doch misstrauisch und will davonlaufen, doch Helene packt es beim Krawattl, schleppt sie mit sich ins Schloss und in den Keller. Catherine verkriecht sich in eine Ecke, Helene bindet ihr Entführungsopfer an eine Säule, zerreisst dem Mädchen das Nachthemd (boob shot) und ritzt ihm den Bauch mit einem grossen Messer an, dass sie unterwegs hat mitgehen lassen (hui, Bondage-Folter-Exzesse!). Das Mädchen kreischt, Catherine wendet sich ab, weil sie keine weiteren Unschuldigen killen will, Helene fleht sie an: „Komm, Catherine! Du musst es tun, für uns!“ Auch Barbara und Greg treffen beim Schloss ein und entdecken Helenes Auto. Greg steigt in dieses ein und untersucht es, Barb hört das entführte Mädchen kreischen und folgt den Schreien ins Schloss (Greg bekommt das nicht mit). In der Gruft versucht Helene weiterhin, Catherine vom Bluttrinken zu überzeugen, doch diese hat immer noch die Schnauze voll: „Ich bitte dich, mich zu töten.“ Die beiden werden von Barbara unterbrochen, die den Weg in den Keller entdeckt hat. Helene kommt ihr mit einer Fackel entgegen und behauptet, Catherine sei weg. Barb glaubt ihr nicht: „Sie ist da unten!“ Helene reicht es: Sie bringt Barbara zur Räson, indem sie diese mit ihrer Fackel in Brand setzt. In Flammen stehend und ob ihrer Pein brüllend flüchtet Barbara nach draussen, rennt etwas herum, springt dann in den Wassergraben und ward nicht mehr gesehen. Greg schaut ihr völlig entsetzt hinterher, kriegt dann aber von Helene den Kopf mit einem antiken Kriegsbeil aus dem Schloss gespalten.

In der Krypta nähert sich Cathrine mit dem Messer dem Mädchen, das um sein Leben fleht, schlitzt es aber nicht auf, sondern durchschneidet seine Fesseln, führt es zu dem unterirdischen Minenschacht und entlässt es in die Freiheit: „Sag allen Leuten, was hier passiert ist!“ (ob die das auch glauben werden, ist eine andere Frage). Catherine selber bleibt zurück, läuft nach draussen zum Burggraben und einfach ins Wasser hinaus (kann sie überhaupt ertrinken?). Helene kommt herbeigerannt und holt ihre Freundin von einem Ruderboot aus, das sich da zufällig am Ufer befindet, aus dem Wasser (feuchtes Nachthemd, daher Nippel ahoi!), trägt sie zum Haus und legt sie auf die Treppe. Catherine kommt zu sich und fleht sie an, sich davonzumachen, denn sie kann für nichts mehr garantieren: „Helene, ich werde dich umbringen“ Aber Helene hat vor, bei Catherine zu bleiben, auch wenn sie ihren Eid erfüllen muss (wenn du zuerst stirbst, etc.). Dann reisst Catherine ihrer lieben Freundin mit den Zähnen die Kehle auf, trinkt dann Blut von ihrem Arm und beisst ihr schliesslich einen Daumen ab (während eine Fledermaus die Nacht durchflattert). Schliesslich lässt sie von der inzwischen toten Helene ab und heult laut deren Namen in die Dunkelheit hinaus (hier wiederum sehr schöne Einstellung). Aus, Ende, Abspann.

Fürs Protokoll: Nein, Zombie- und Vampirgenre lassen sich anscheinend doch nicht so einfach kombinieren, jedenfalls hier ist es misslungen. Aber eigentlich ist LA MORTE VIVANTE eh vor allem ein Vampirfilm, bloss dass der Vampir durch den zombifilm-traditionellen Industrieabfall ins „Leben“ gerufen wird. Wieso das Zeug aus Catherine überhaupt einen Blutsauger macht (ihre tote Mutter oder die Grabräuber aber nicht) wird jedoch nicht geklärt (ebenso wenig übrigens, woran sie ursprünglich mal gestorben ist), es wirkt willkürlich und scheint nur dazu zu dienen, dem Film überhaupt das Prädikat „Zombiefilm“ aufdrücken zu können. Für den weiteren Verlauf des Filmes hat es keine Bedeutung, so dass man ebenso gut was Übernatürliches hätte anführen können. Im Zentrum des Filmes steht ohnehin eher die dramatisch/tragische Beziehung zwischen den weiblichen Hauptpersonen: Auf der einen Seite Catherine, die unglücklich ist über ihren (sowohl in persönlicher körperlicher als auch moralischer Hinsicht) unerträglichen Zustand, auf der anderen Seite Helene. Deren Liebe zu Catherine wird auch durch deren Blutdurst und Mordlust nicht getrübt, sie ist sogar dazu bereit, sie sowohl vom eigenen Blut trinken zu lassen, als auch dazu, ihr unschuldige Menschen zu opfern. Wobei sie zunehmend kaltblütig vorgeht, Hauptsache, Catherine geht es gut, und mit der Hoffnung, dass ihre Freundin ihre Phase irgendwann mal überwindet und alles wieder so wird wie früher. Wobei sie selbst Catherines eigenen Willen übergeht, um sie nicht verlieren zu müssen. Übrigens: Dass da gewisse homoerotische Untertöne herrschen, wird wohl jedem von selbst aufgehen. Hier liegt viel Potential, allerdings wäre diese Beziehung durchaus feiner auszuarbeiten gewesen. Seltsam mutet es beispielsweise an, dass Helene vom Tod ihrer Freundin nicht allzu mitgenommen zu sein scheint (bevor sie im Schloss anruft, hält sie diese ja für tot); dass sie für diese sogar über Leichen geht, kommt dafür etwas unvermittelt: Die unglaubliche Tiefe dieser Freundschaft wird zwar in den Raum gestellt, aber kaum erläutert. Ich meine: Ich würde niemandem Beihilfe zum Mord leisten, bloss weil ich in meiner Jugend mit ihm zusammen gespielt und mal Blutsbrüderschaft mit ihm geschlossen habe. Dazu passt, dass wir nichts darüber erfahren, wie sich die Beziehung der beiden zwischen ihren Jugendtagen und dem hier und heute entwickelt hat. Da wäre mehr möglich gewesen.

Dafür wird unnötig Zeit verplempert mit dem Subplot um Barbara und Greg, das amerikanische, fotoverrückte Pärchen, welcher ja eigentlich nur dazu führt, dass die beiden ihre Nase zu tief in Dinge stecken, die sie nichts angehen, und dafür (zurecht) ziemlich brutal ins Gras beissen dürfen. Hätt’s nicht gebraucht, vor allem der nervigen Barbara wegen, aber zu der später. Weitaus interessanter gedünkt hätte mich beispielsweise ein evil-capitalist-Subplot im Bezug zu den chemischen Abfällen, welche die ganze Chose auslösen. Insgesamt ist die simple Story also ein Schuss in den Ofen, aber Rollin wird ja öfters vorgeworfen, schwache Skripts zu schreiben und ein eher visuell orientierter Regisseur zu sein. Ein Auge für gute Bildkompositionen hat er dann tatsächlich, unser Film hier bietet ein paar schöne Einstellungen. Aber eine wirklich bildgewaltige Inszenierung ist’s trotzdem nicht, da fehlten wohl, Gott seis geklagt, einfach die Mittel (die Beleuchtung ist nicht besonders aufwändig und selbst auf Trockeneisnebel müssen wir verzichten). Ohnehin wirkt der Film irgendwie…kostengünstig, ein Riesenbudget dürfte Rollin nicht zur Verfügung gestanden haben. Das Tempo der Inszenierung ist ziemlich gemächlich, teils werden Szenen eindeutig zu breit ausgewalzt, richtig langweilig wird’s aber glücklicherweise auch nicht.

Die Goreeffekte sind eher dünn gesät und zudem meist wenig beeindruckend. War wohl auch ein Budget-Problem, aber mein Respekt an Rollin, er hätte auf viele, aber billige und schlecht umgesetzte Effekte setzen können, statt sich auf wenige, aber überzeugende zu konzentrieren (Benoît Lestang, der später auch die Effekte für den schon erwähnten LA FIANCÉE DE DRACULA oder für DIE RÜCKKEHR DER LEBENDEN TOTEN lieferte, hat einen guten Job gemacht). Gorehounds dürfen sich auf die Augenausstech-Szene freuen, die ist recht hart und auch ganz gut gemacht, der Rest ist aber vor allem Kunstblut und ein bisschen Latex, bloss die Feuerszene (obwohl ja nicht geschmoddert wird) sowie die kannibalistische Praxis Catherines ganz am Schluss kommen auch etwas härter rüber. Das wirft allerdings die Frage auf, wieso zum Teufel der Film beschlagnahmt wurde. Ich kenn nicht wenige FSK16-Streifen, die weitaus brutaler sind. Freunde von Nudity kriegen da mehr geboten (ist ja auch günstig): Zwei äusserst attraktive Darstellerinnen ziehen völlig blank, eine weitere gibt sich für einen boob shot her, allerdings erschlägt man den Zuschauer nicht gleich mit T&A (und die hässlichste Frau des Castes bleibt glücklicherweise den ganzen Film über äusserst hochgeknöpft). Male nudity gibt’s auch mal (Louis), aber keine explizit. Bei der Ausstattung hat man auch gespart und sich offensichtlich einfach Dreherlaubnis für’n Dorf in der französischen Provinz und dem dazugehörigen Schloss besorgt. Sieht aber trotzdem schön lauschig, bzw. beeindruckend (ist wirklich ein tolles Schloss) aus. Andere, aufwendige Sets gibt’s nicht (naja, brauchts ja auch nicht ums Verrecken).

Die Musik von Philippe d’Aram ist minimalistisch, aber atmosphärisch und auf richtigen Instrumenten gespielt (Flöte und Geige spielen die Hauptrolle), der Synthesizer steht hinten an. Nichts Grossartiges, aber doch ganz schön. Anzumerken ist noch, dass die deutsche Version über einen anderen (allerdings ziemlich ähnlichen) Score verfügt als die französische. Ob auch dieser von d’Aram stammt, weiss ich nicht.

Zu den Schauspielern: Françoise Blanchard (Catherine Valmont) war prominent zu sehen in EL OASIS DE LAS CHICAS PERDIDAS (in Deutschland OASE DER GEFANGENEN FRAUEN) oder in Jess Francos französischer Version seines REVENGE IN THE HOUSE OF USHER. Ihre Rolle in LA MORTE VIVANTE war wohl ihre grösste und sie liefert auch eine tolle Leistung ab: Mal abgesehen davon, dass sie wirklich wahnsinnig gut aussieht, spielt sie überzeugend die vom Tod wiedererweckte Catherine. Interessant die Entwicklung der psychisch „gedämpften“, der Sprache nicht mächtigen Toten, die allmählich in diese Welt zurückfindet, aber mit zunehmender Klarheit auch merkt, was für ein Monster sie geworden ist.

Marino Pierro (die sonst in einigen unbekannteren Eurotrash-Streifen mitgespielt hat) als Helene überzeugt mich da weniger. Sie sieht zwar gut aus, stapft aber ohne grosse Ausdruckskraft durch den Film und da sie doch als ein ziemliches Miststück daherkommt, wächst sie einem auch nicht besonders ans Herz. Weitaus mehr schadet dem Film aber Carina Barone (zu sehen in Eurotrash und in letzten Jahren in einigen Tatorts als eine gewisse Madame Fèvre) als Barbara Simon. Sie ist eine quengelige, nervige und arrogante blöde Kuh, die sich wie ein kleines Kind benimmt und zu allem Überfluss auch nicht besonders toll aussieht (so ganz taufrisch war sie zur Zeit des Filmdrehs nicht mehr). Dass ihre Rolle einem eigentlich unnötigen Subplot angehört, komplettiert das negative Bild (ihr Tod wirkt aber trotzdem sehr brutal). Mike Marshall kommt da als Greg sympathischer rüber, trotz Schnurrbart, hat aber auch nicht viel mehr zu tun als das vernünftige Gegenstück zu Barbara zu spielen. Herr Marshall ist just dieses Jahr 2005 an einer Lungenkrankheit gestorben, war unter anderem im Bondfilm MOONRAKER (als Colonel Scott), oder in DER REGENSCHIRMMÖRDER (mit Pierre Richard) zu sehen gewesen. Über den Rest vom Cast gibt es nicht viel zu sagen (aufgrund mangelnder Credits fiele mir die Namenszuschreibung eh ziemlich schwer).

Zur DVD. Diese stammt von Laser Paradise und gehört der Red Edition an. Bild und Ton bieten das, was man aus der Ecke gewohnt ist und könnten auch bei einer ausgeleierten VHS nicht viel schlechter sein. Es gibt sowohl eine deutsche als auch eine Originaltonspur (bei der sowohl Französisch als auch Englisch gesprochen wird), beides Dolby Digital 2.0, aber, wie oben erwähnt, nicht nur mit unterschiedlicher Synchro, sondern auch mit leicht unterschiedlichem Soundtrack. Die deutsch weist ein stärkeres Grundrauschen auf als die originale, auch sonst ist dynamischere zweitere vorzuziehen, wenn man denn Französisch und Englisch kann, Untertitel gibt es nämlich keine. Es gibt auch einen Audiokommentar von Rollin selber, der allerdings ein ziemlich ungeniessbares, gebrochenes Englisch spricht, das ich mir nicht angetan habe. Das Bild kommt in 1.85:1-Breitbildformat daher. An Extras gibt es, abgesehen von der Originaltonspur und dem Audiokommentar, bloss die übliche Trailershow (echte Trailer von ARMEE DER FINSTERNIS, STAGE FRIGHT, HELLRAISER 3 und DELLAMROTE DELLAMORE; Szenenausschnitte aus BRAINDEAD und ZOMBIE). Vor dem Menü, wenn man die Scheibe in den Player eingelegt hat, läuft noch’n Trailer zu ANGEL OF THE NIGHT.

Kommen wir zum Ende und zum Fazit zu LA MORTE VIVANTE: Die Story ist simpel bis doof und schafft es nicht, Zombie- und Vampirgenre sinnvoll miteinander zu verbinden. Die Bilder sind teils sehr schön, aber nicht bildgewaltig, die Inszenierung ist etwas träge. Es gibt ein bisschen Splatter und Gore und ein bisschen mehr female nudity. Alles in allem ist der Film ganz unterhaltsam und wird nicht langweilig, ein Meisterwerk in irgendeiner Hinsicht darf man aber ganz klar nicht erwarten. Fünf Biere dafür, dass er doch recht mittelmässig ist, fünf Bomben für seine Schwächen.

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 5


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