
- Deutscher Titel: L.A. Bounty
- Original-Titel: L.A. Bounty
- Regie: Worth Keeter
- Land: USA
- Jahr: 1989
- Darsteller:
Sybil Danning (Ruger), Wings Hauser (Cavanaugh), Blackie Dammett (James Maxwell), Henry Darrow (Lt. Chandler), Frank Doubleday (Rand), Robert Hanley (Mike Rhodes), Lenore Kasdorf (Kelly Rhodes), Bob Minor (Martin), Robert Quarry (Jimmy), Van Quattro (Michaels), Branscombe Richmond (Willis), J. Christopher Sullivan (Mayor Burrows), Max Wasa (Cavanaugh’s Girl)
Vorwort
Abt. Midnight Movies mit Jorge #005 – Wings Hauser Classics
Mit dem Eintrag heute musste ich ein wenig mogeln. Denn L.A. BOUNTY hatte ich mit Jorge bereits während unserer Wings Hauser Retrospektive 2022/23 (#22) geglotzt. Anlässlich seines Todes wollte ich den Film aber an dieser Stelle und in dieser Reihe besprechen. Wings Hauser war einer unserer Lieblingsdarsteller, er ist am 15. März mit 77 Jahren einem langen Kampf mit Erkrankungen seiner Lunge (COPD) erlegen. Als gestern nun sein Tod bekannt wurde, habe ich natürlich einige seiner Filme gesehen, u.a. eben auch L.A. BOUNTY, in dem er mal wieder einen Psychopathen zum Besten geben durfte, hier gejagt von Sybill Danning. Und, meine Fresse, was ist dieser Film streckenweise für eine wilde Sause!
Inhalt
Die Kopfgeldjägerin Ruger (Sybill Danning) ist gerade in Los Angeles aufgeschlagen und hat einen wehrhaften Kautionsflüchtling dingfest gemacht. Doch nicht das Tagesgeschäft führt die ehemalige Polizistin in die Stadt der Engel. Sie wittert hier einen viel fetteren Fisch namens Cavanaugh (Wings Hauser). Profession: Vollzeit-Psychopath. Gesucht wird er wegen Mordes an Rugers Partner, das Kopfgeld beträgt unendliche Befriedung angemessener Rachegelüste. Tatsächlich hat sich Cavanaugh hier mit seiner Im- & Exportfirma niedergelassen, verdient seine Brötchen mit dem Schmuggel von Drogen und Waffen. Er operiert von seinem mit Tarnnetzen verhangenen Lagerhaus aus, dass er aus Gründen gesteigerter Paranoia nicht verlässt und von hier aus auch seinen Hobbies, u.a. Aktmalerei, Philosophie und Erniedrigung Untergebener, nachgeht. Als er den Bürgermeister-Kandidaten Mike Rhodes kidnappen lässt und seine Angestellten es nicht gebacken bekommen, dessen Weibchen Kelly mit einzupacken, bringt das Ruger direkt auf die Spur ihrer Nemesis. Und sie kennt keine Gnade, metzelt sich durch die Reihen von Cavanaughs Leuten…
What’s the deal?
L.A. BOUNTY war wohl das letzte Aufbäumen der B-Film-Ikone Sybill Danning, der letzte Versuch, ihrer Karriere noch einmal neue Impulse zu verpassen. Abgeblich soll sie die Idee zu diesem Film gehabt und sich dann auch gleich zur Produzentin diese DTV-Actioners aufgeschwungen haben. Dabei lautet das Motto des Film eindeutig „klotzen, nicht kleckern“. Die Danning macht sich gut als wortkarge Heldin, sie versucht aber auch gar nicht erst, gegen Wings Hauser als psychopathischen Antagonisten, aus dem der Wahnsinn durch Gestik und Wortgewalt zu jeder Sekunde förmlich herausschießt, anzustinken. Ein schöner und sehr deutlicher Gegensatz. Das Skript unterlässt es sogar, seiner Heldin irgendwelche coolen Oneliner in den Mund zu legen, was wir als sehr angenehm und auch konsequent empfanden. Regisseur Worth Keeter hat die Action, nicht spektakulär, aber durchaus fast-paced und mit Schmackes, gut im Griff, hält eine gute Balance aus soliden Verfolgungsjagden, netten Geballer, (eher unmotivierter) Ermittlungsarbeit und der teils übertrieben brutalen Hauser-Show. Die Idee mit dem Lagerhaus, dass Cavanaugh nicht verlässt, mag aus der Not heraus geboren sein, um Wings Hauser nur für wenige Tage engagieren zu müssen – er tritt einzig und alleine in diesem Set auf -, doch es verleiht seiner Performance eine sonderbar intime Note, die seine wahnhaften Ausbrüche noch einmal potenziert. Die wirklich gute Kamera-Arbeit trägt in diesen Szenen auch einen guten Teil zu deren Intensität bei. Wo die Gewichtung des Films eindeutig beim Zweipol-Gespann Danning/Hauser liegt, scheint es fast nebensächlich, dass auch der übrige Cast einen ordentlichen Job macht. Niemand sticht heraus, fährt den beiden in die Parade, aber es fällt auch wirklich niemand ab.
Besonders lustig
– Die Danning hat hier angeblich nur 31 Worte Text; nach meiner Zählung sind es allerdings ganze 33, kann aber auch sein, dass Ausrufe von Namen normalerweise nicht mitgezählt würden.
– Cavanaughs Firma heißt „Gothic Imports“, inklusive passendem Schriftzug.
– In seiner ersten Szene malt Wings Hauser eine nackte Frau, in dem er Farbklekse auf die Leinwand schmiert.
– Am Ende der ersten Verfolgungsjagd schickt Danning einen Bösewicht per Vollbremsung über die Ballustrade eines Parkhauses; wir sehen ihn schreiend fliegen, aber nicht wie er aufschlägt oder auch nicht seine Leiche unten auf dem Asphalt.
– Hauser lässt einen seiner Untergebenen um Gnade betteln, um ihn nach seiner Vergebung doch lächelnd über den Haufen zu ballern.
– Danning führt eine handschriftliche Liste, über wessen Leichen sie zu Hauser gehen muss.
– Hauser lässt einen seiner Untergebenen in eine Kiste klettern, um sich wegen eines Fehlers zu entschuldigen und ballert dann einige Luftlöcher in die Kiste (ergo in ihn).
– Im Finale fährt Danning einen Baddie mit ’nem Gabelstabler über’n Haufen.
– Hauser hat in seinem Lagerhaus Flutlichtstrahler und Strobo-Strahler zwecks Desorientierung von Eindringlingen angebracht.
– Genauso plötzlich aufspringende Schießbudenfiguren und einen ausgestopften Eisbären (!), dreht dazu noch klassische Musik auf.
– Und natürlich wirft er mit mechanischen, sprengstoffbestückten Vögeln nach der Danning.
Was gibt’s sonst noch zu sagen?
Fürs Kino hat es bei L.A. BOUNTY eben nicht gereicht, und auch den Videomarkt konnte Sybill Danning damit nicht wirklich erobern. Die Konkurrenz zu dieser Zeit, mit Firmen wie Full Moon, Cannon Pictures oder Roger Cormans Concorde – New Horizons, die durch den Kino-Einsatz einiger ihrer Filme besser im Gespräch waren und auch über ein gutes Distributionsnetzwerk verfügten, war für solch eine Indie-Produktion, die eben auch nur unter „ferner liefen“ vertrieben wurde, einfach zu groß. Die gute Dame machte sich danach im Filmgeschäft erst einmal rar, bis das Zitate-Kino der Tarantinoploitation in den 2000ern eine B-Film-Ikone nach der anderen ausgrub, am besten in selbstironischen Kurz-Auftritten. So trat sie für Rob Zombie in seinem 2007er HALLOWEEN als Schwester im Irrenhaus auf, wo sie glatt einen blutigen Tod sterben durfte, und war auch im Fake-Trailer WEREWOLF WOMEN OF THE SS für das GRINDHOUSE Double Feature als zackige SS-Offizierin zu sehen. L.A. BOUNTY sollte für Fans der Danning als Höhepunkt ihrer 80s-Legacy gelten, setzte ihren tollen Auftritten in Filmen wie CHAINED HEAT (1983), KOMMANDO PANTHER (1984) oder DAS TIER II (1985) nochmal einen als Action-Heroine einen drauf. Genauso konnte Wings Hauser mal wieder beweisen, dass er immer dann am besten war, wenn man ihn von der Leine gelassen hat. Er konnte einfach so geil den Psychopathen geben, siehe auch seinen Zuhälter Ramrod im tollen Sleaze-Thriller VICE SQUAD (1982), den stalkenden Nachbarn in Mastorakis eher verhunzten THE WIND (1986) oder selbst als wahnsinniger Künstler mit Vampirtick in PALE BLOOD (1990). In dem Mann brannte damals wirklich ein Feuer, dass sich in solchen Rollen Bahn brach. Was nicht heißen soll, dass er nicht auch als nomineller Protagonist, meist gebrochene, aber liebenswerte Charaktere, einen Film schultern konnte. Hauser war ein Vollblutschauspieler und Sympathiebolzen, selbst in den schlechtesten seiner Filme.
Wo oder wie kann ich mit dem Dreck mein Aug‘ beschmutzen?
In Deutschland ist L.A. BOUNTY bisher nur auf VHS erschienen, aber dort zumindest uncut. Die auf MGM erhältliche Version soll, dem Eintrag der großen Filmdatenbank nach, wohl Federn gelassen haben. Aus den USA gibt es inzwischen eine Blu-ray aus dem Hause Scorpion Releasing, die allerdings region-locked daherkommt. Wem das nicht abschreckt, kann als Danning-/Hauser-Fan zugreifen. Ansonsten kann man auch in diesem Fall einfach mal Google bemühen, sofern man kein Problem mit O-Ton, also hier Englisch, hat.
Was am Ende übrig bleibt
Ja, was soll man noch dazu sagen? L.A. BOUNTY ist ein schwerst unterhaltsamer Badmovie mit ordentlichem Action-Anteil und einem grandiosen Finale. Die Danning wusste genau um ihre Stärken und dass eben Dialoge nicht dazuzählen. Genauso Schauspielerei, sie verzieht während des ganzen Films keine Miene. Und, ja, in Männerärsche treten, das kann sie überzeugend. L.A. BOUNTY ist also das perfekte Vehikel für sie als Hauptdarstellerin. Doch der Streifen wäre natürlich ohne die Performance unseres Lieblings Wings Hauser nicht halb so viel wert. Er brachte eben alles das mit ein, was die Danning nicht konnte. Er barst quasie vor Spielfreude, gab den Psychopathen Cavanaugh mit ansprechendem Gusto, inklusive Hang zur Übertreibung, was hier aber auch wunderbar passt. Das ist also nicht nur ein mehr als nur solider B-Film, sondern auch eine absolute Empfehlung für Fans des jüngst verstorbenen Schauspielers.
BOMBEN-Skala: 5
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 22.03.2025