Krieg der Eispiraten

 
  • Deutscher Titel: Krieg der Eispiraten
  • Original-Titel: The Ice Pirates
  •  
  • Regie: Stewart Raffill
  • Land: USA
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Jason (Robert Urich)
    Prinzessin Karina (Mary Crosby)
    Roscoe (Michael D. Roberts)
    Maida (Anjelica Huston)
    Killjoy (John Matuszak)
    Zeno (Ron Perlman)
    Supreme Commander (John Carradine)
    Nanny (Natalie Core)
    Zorn (Jeremy West)
    Wendon (Bruce Vilanch)
    Count Paisley (Alan Caillou)
    Froschdame (Marcia Lewis)
    Fitzcairn (Daryl Roach)
    Lanky Nibbs (Robert Symonds)
    Percy, der Roboter (Gary Brockette)
    Patch (Rockne Tarkington)
    Hymie (Ian Abercrombie)
    Alte Karina (Dolores Albin)
    Alter Jason (Hank Worden)
    Karinas Vater (Myron Natwick)
    Politischer Gefangener (Sander Johnson)


Vorwort

Hin und wieder werde ich ja, wie dem treuen Stammleser sicher bekannt ist, etwas nostalgisch und wühle in den tiefsten Verstecken meiner Videosammlung (und ich verrate hiermit das Geheimnis, dass sich im badmovies.de-Hauptquartier Videos selbst in Küchenschränken und Bettkästen finden). So förderte ich neulich mal wieder den Krieg der Eispiraten zutage, einer meiner ständigen Favoriten aus Teenager-Zeiten. Ewig nicht mehr gesehen, aber mit vielen positiven Erinnerungen befrachtet. Da ich gerne überprüfe, wie meine alten Heroen aus Jugendtagen sich beim „älteren und weiseren“ (hüstel) gegenwärtigen Doc schlagen, und abgesehen davon ein Tribut an den kürzlich verstorbenen Robert Urich sowieso fällig war, konnte ich mal wieder zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und präsentiere das entsprechende Review.


Inhalt

Krieg der Eispiraten ist natürlich ein weiterer dieser Filme, der seine Existenz Star Wars und dem zwangsläufigen Boom von nicht wirklich technisch beeinflussten Science-fiction-Filmen verdankt, und so haben wir ein weiteres von Prinzessinnen, bösen Rittern und seltsamen Aliens bevölkertes Universum vor sich. Klartext: seit Jahrtausenden beherrschen die bösen Tempelritter die Galaxis, aufgrund der günstigen (für sie) Fügung, dass ihr Heimatplanet Mithra der einzige im bekannten Universum ist, der über Wasser verfügt – der Rest der Galaxis dürstet nach diversen kriegerischen Auseinandersetzungen recht ausgetrocknet für sich hin. Wie es sich für anständige Monopolisten gehört, nutzten die cleveren Templer diesen Umstand, um eine despotische Diktatur zu errichten und dem gemeinen Pöbel (sprich: allen Nicht-Templern) ordentlich die Knute zu geben.

Wie es sich für ein ordentliches Märchen gehört, gibt´s aber auch die Partei mit den weissen Hüten, und das sind in dem Fall die rebellischen Piraten, die die gigantischen Frachter, mit denen die Templer das kostbare Nass in gefrorener Form durch das Weltall kutschieren, angreifen. Zu denen, also zu den Piraten, gehört Jason mit seiner verwegenen Mannschaft, die sich hauptsächlich aus seinem schwarzen Second-in-command Roscoe, der Draufgänger Zeno und die leichtgeschürzte Maida (Anjelica Huston, die seitdem auch bessere Zeiten erlebt hat) besteht. Dieser Trupp, verstärkt durch die unfähigsten (und feigsten) Kampfroboter jenseits einer schlechteren Robot Wars-Episode (the stupid TV show, that is), entert („Piraten“, newa) einen dieser riesigen Frachthobel, aufgrund schlechter Vorplanung allerdings durch die Bordtoilette des Frachters (was uns den einzigartigen Filmmoment eines Aliens mit heruntergelassenen Hosen spendiert). Beim lustigen Hide-and-Seek-Spielen mit den templerischen Wachen (und deren wesentlich agressiveren eigenen Kampfrobbies) stolpert Jason über das Quartier der Prinzessin von Argon (nebst Kindermädchen), denn wir wissen ja alle, dass hochhoheitliche Personentransporte gern mit heruntergekommenen Frachtschiffen bewerkstelligt werden.
Die Prinzessin, Karina von Namen, ruht in einem schneewittchensargähnlichen Dingens und unser schwarzer Pirat Jason ist natürlich instantly und sofortestens truly madly deeply in love. Sein Vize Roscoe kann ihn nur mit Mühe davon abhalten, die Blaublütige an Ort und Stelle einzusacken („man könnte ja Lösegeld verlangen“) und sich statt dessen lieber der Wasservorräte zu bemächtigen. Der Überfall auf den Eis-Lagerraum spielt sich in bester swashbucklin´ Piratenmanier ab, es ist ein gar fröhliches Herumschwingen und Schwertergeklirre (denn selbstredend blasen sich Piraten und Templer bevorzugt mit Schwertern die Lebenslichter aus, obgleich auch alle Laserpistolen spazieren tragen – that´s the future for you, folks!). Ein gar bösartiger Kampfroboter der Templer wird von den minderbemittelten Piratenrobies per Karate ausgeschaltet (!) und ein besonders feiger Robbie von Jason persönlich in den Orkus befördert.
Die Piraten besetzen die Kommandozentrale des Schiffes, Jason lässt sich vom pikierten Templer-Kapitän etwas über das königliche Beauty informieren, die Besatzung kuckt im Fernsehen Rollerderbys (!! – wo mir wieder einfällt, Lifestyle Channel, where are you? Auf DSF hat sich Rollerderby ja leider nicht durchgesetzt…) und ein Sklave (zu der Sklavenkiste gleich mehr) löst den Grossalarm aus… Die Piraten müssen zum sofortigen Rückzug blasen, nur Jason hat noch was zu erledigen. Und so findet sich die gute Prinzessin Karina zu ihrem ausgesprochenen Missfallen bald auf der Piratenmühle wieder, und das auf bestem Kollisionskurs mit einem Templerschlachtschiff, ja, wir spielen das gute alte Chicken-Spiel, und der Templer-Kommandant entpuppt sich (wenig überraschend) als Loser dieses Games. Das Piratenschiff verfügt über die pfiffige Sonderausstattung, sich in drei Teile aufteilen zu können und das wird in die Tat umgesetzt. Jason, Roscoe, die Prinzessin und ein paar interchangable extras bevölkern das Mittelstück des Schiffs mit der Kommandozentrale und werden heftig angegriffen. Trotz einsatzfreudigem Daddeln an der Space-Invaders-Konsole (die hier, we´re talking 80´s here, als „Computerdisplay“ der Verteidigungsmassnahmen der Piraten dient) gelingt es den Templern, das Piratenschiff zu entern, die Verwundeten fieserweise zu töten und Jason und Roscoe gefangenzunehmen.

Und so finden sich die tapferen Rebellen in einem stinkigen Gefangenentransporter nach Mithra wieder und müssen sich mit den lieben Mitgefangenen, so z.B. dem riesigen Killjoy, einem trotz seiner Statur gutmütigem Taschendieb, anfreunden. Killjoy weiss auch, was den Gefangenen blüht, nämlich die Versklavung. Und vor die Versklavung haben die Templer die Kastration (nebst Lobotomisierung) gesetzt (für einen PG-Film schon starker Tobak), angeblich ein schmerzfreies Verfahren, aber schmerzfrei her oder hin, Killjoy hat darauf keinen Bock und auch schon das Schlupfloch gefunden – Mönche werden nicht kastriert, für den Fall, dass die Bibelsprücheklopfer am Ende doch dem richtigen Verein angehören sollten, und so bemächtigt sich der Gigant (vermutlich diebischerweise) einer Mönchskutte und erwirkt so seine Freilassung, während sich Jason, Roscoe und der Rest der Gefangenen, darunter ein ganz offensichtlich „leftist agitator“, sprich ein linksradikaler Proletarier (der sogar ein Barett trägt), auf dem Fliessband zur Kastration ausruhen dürfen. In der Schwanz-Ab-Fabrik geht´s zu wie bei Volkswagen am Käfer-Montageband – zumindest haben die Arbeiter genausoviel Spass an ihrer Arbeit und debattieren über Überstunden etc. Die Delinquenten werden entkleidet und rasiert und sehen sich dann dem (sicher absolut schmerzfreien) bezahnten Schnapp-Mechanismus gegenüber – die Templer sind Verfechter der absolut sicheren Methode…
Zu ihrem eigenen Erstaunen sind Jason und Roscoe nach Passieren des Beisser-Geräts anatomisch noch absolut vollständig, courtesy by Princess Karina, die den Verblüfften nur zuraunt, so zu tun als ob und ansonsten auf spätere Erklärungen zu warten. Also landen Jason und Roscoe mit den anderen, allerdings zukünftig erektionell herausgeforderten Sklaven im Schaufenster des Sklaven-Shops (dessen Eigner selbstredend eine ta-ta-taa-Schwuchtel ist) und werden dort von Karina und Nanny gekauft („der Schwarze passt gut zur Tapete“).

Bis Karina die Einzelheiten erklären kann, müssen die Helden erst mal die Sklavenarbeiten verrichten, die sich allerdings erfreulicherweise auf Champagnerservieren bei Maskenbällen zu beschränken scheint. Selbiger Maskenball erfreut nicht nur mit lächerlichen Kostümen und unter Drogen gen Decke schwebenden Gästen, sondern grausliger 80er-Pseudo-Rock-Mucke. In der Roboterabstellkammer trifft Roscoe überraschenderweise auf Killjoy.
Karina verklickert indes Jason, dass sie die Piraten als „Austrittskarte“ benötigt, denn sie muss schnellstmöglich zum Piratenversteck, und zwar hurtig, denn schon stürmt Templer-Grossmufti Zorn das Areal und will die offenbar auch den Böslingen bekannten Fluchtpläne der Prinzessin stören. Jason hijackt ein Motorrad und gibt selbigem die Sporen (Karina als Sozia, Roscoe und Killjoy als bald verlorener Ballast) und liefert den Ordnungshütern eine Verfolgungsjagd, die auch eine „cute“ Roboterfamilie (im Wortsinne mit Papa, Mama und Kind) plättet. Roscoe und Killjoy ergattern als Transportmittel die Limousine eines Zuhälter-Roboters (der in der OF selbstverständlich jive talked). Alas, alle schaffen es zum Schiff des Prinzesschens und blasten off gen Space. Dort fällt aus einem Schrank ein ominös aussehendes Ei, wird aber von niemandem beachtet. Killjoy schliesst innige Freundschaft mit einem lustigen Abfallroboter (der in keiner Sekunde anders aussieht als ein rollender Mülleimer mit „Augen“ und Antenne) und Karina setzt Jason auseinander, dass sie auf Zagora, der Heimatwelt der Piraten, einen gewissen Lanky Nibbs, günstiger Drehbuchfügung sei dank ein alter Kumpel von Jason, besuchen müsse. Damit die Piraten aber angesichts der reichlichen Wasserladung des Schiffes nicht auf dumme Gedanken kommen, macht die Prinzessin klar, dass sie der Oberkäse ist und anschafft, und zur Sicherheit lässt sie ihren Kammerdienerroboter Percy (einer von der humorigen Sorte Roboter, der in einem bad case of Drehbuchdumpfheit sprechen kann, obwohl die Templer noch wenige Screenminuten vorher ärgerlich den Konstruktionsfehler bemängeln, dass Roboter grundsätzlich nicht sprechen können) als Aufpasser auf der Brücke.

Zorn, der erwähnte Templer-Grossmufti, ist nicht der Templer-Ober-Grossmufti, sondern nur die Numero Due in der Hierarchie. Chefhoncho ist der „Supreme Commander“ John Carradine, der mehr tot als lebendig (was vermutlich nicht nur für den Charakter, sondern auch für den Darsteller galt) in einer lebenserhaltenden Maschine vor sich hin vegetiert und sich mit Zorn darüber freut, dass der Plan der Templer voll aufgegangen ist – something is very much afoul here, gelle? Der Supreme Commander nuschelt etwas davon, dass Karina ihrem Vater nachgerate, beschwört Zorn nicht zu versagen und verabschiedet sich aus der weiteren Handlung.

Auf dem Schiff der Flüchtigen schlüpft indes ein gemein aussehender Wurm aus dem bewussten Ei und geht Roscoe an die Wäsche, bevor es sich irgendwo in die Eingeweide des Schiffes verzupft. Ein Blick in die Inventarliste macht Jason und dem angeekelten Roscoe klar, dass es sich um ein Exemplar der possierlichen Spezies „Weltraumherpes“ handelt, gegen das es kein bekanntes Gegenmittel gibt.

Nichtsdestotrotz landet das Schiff auf Zagora, und Zagora sieht ziemlich genau so aus, als hätte man Tortuga Bay ins 24. Jahrhundert transportiert – eine üble Piratenkaschemme bleibt eine üble Piratenkaschemme, egal in welchem Zeitkontext. Frauen prügeln sich auf offener Strasse und finster aussehende Gestalten, denen man das Wort Kopfgeldjäger förmlich auf die Stirn tätowiert hat, werfen unseren Helden wissende Blicke hinterher.
Das Team entert das Lokal „Pirate´s Den“ und trifft auf die dort herumlungernden Maida und Zeno. Die wissen sogar, wo sich Lanky Nibbs herumtreibt, nämlich in einer Exklave namens „Sweetwater“. Für die 80 km dorthin bräuchte man allerdings ein Landfahrzeug, und es gibt nur einen, der eins hat – ein froschartiges Alien. Jason überredet eine äusserst widerwillige Prinzessin, ihre Verführungskünste auszupacken, doch – ha-haa – das Alien ist weiblich und steht tierisch auf Jason. Die Kopfjäger bereiten Karina kurzfristige Schwierigkeiten, aber die erledigt Maida mit ihrem Schwert und hinterlässt einen ziemlich kopflosen Gegner. (Zu den deftigeren Effekten mehr in der Nachbetrachtung).

Nach diesen lustigen Abenteuern sattelt die Froschdame ihren Landrover, der Mad Max vermutlich gefallen würde, und fährt unsere Freunde in die Wüste (wo kämen wir dahin, wenn wir nicht die ein oder andere Tattooine-Reference einbauen würden?), nicht ohne dabei heftigst mit dem armen Jason zu poussieren. Sweetwater („Population: 1“) entpuppt sich als ziemlich verwüstetes Camp und wird ausser von Lanky auch von zwei Eseln und zwei Frischlingen (also Wildsau-Jungen) bewohnt. Lanky ist zu Jasons Überraschung ein im Rollstuhl sitzender Greis, der sich die Zeit damit vertreibt, mit einer Schleuder auf Erdhörnchen zu ballern – er leidet nämlich an „Zeitschwund“ – in 20 Sekunden habe er 20 Jahre verloren. Aber er weiss immerhin, warum Karina hier ist – sie sucht ihren Vater, und den hat Lanky wohl kürzlich gesehen, und zwar allerbester Laune, denn Daddy hat die sagenumwobene „siebte Welt“ gefunden… Diese legendenumrankte Welt verfügt alten Überlieferungen nach über elendiglich viel Wasser, genug, um die Templer-Herrschaft zu beenden und der Galaxis den Frieden zu bringen – nur ist eben leider die genaue Position dieses Planeten verschütt gegangen, aber Karinas Papa hat den Planeten im „Zentrum der Galaxis“ aufgespürt. Kurz nach dem Treffen mit Lanky sei Paps aber im Tri-System von den Templern überrascht und seine Besatzung niedergemacht worden. Nach Lankys Kenntnissen müsste sich der Prinzessinnenvater aber noch dort aufhalten. Oookay, gut über die Hälfte im Film wissen wir nun endlich, worum´s eigentlich geht. Netter Service, aber nu ist auch wieder genug mit Exposition… die bad guys, in Form von unspezifizierten Böslingen, die ein Fahrzeug, das nicht den guten Stern auf allen Strassen, sondern einen überdimensionierten Totenschädel als Frontdeko aufweist, bemannen und erst mal die arme Froschlady samt ihrem fahrbaren Untersatz ins Nirvana pusten. Auch Lanky bekommt einen Schuss ab, damit er – nach Erledigung der vorgeschriebenen Verfolgungsjagd und der knalligen Explosion, mit dem die Schurken in die ewigen Jagdgründe befördert werden – melodramatisch in Jasons Armen seinen Odem aushauchen und das Versprechen abringen kann, die „siebte Welt“ zu finden…

Also, auf ins Tri-System, wo ein gewisser „Wild“ Wendon haust, der von den Tempelrittern dorthin verbannt wurde. Auf dem Weg dorthin treibt der Weltraumherpes noch ein wenig Schabernack in einer, hüstel, Alien-„Hommage“.

Das Tri-System erweist sich als recht nebliger und spookiger Ort (Dagobah? Nur ´ne Vermutung), wo Jason und Karina von einhornreitenden Amazonen entführt werden (der Film lässt wirklich nix aus). Die Amazonen sind die Dienerinnen von Wendon, einem ziemlich üblen Halunken, der nur aus einem Kopf besteht und das ganze Leben für ein Quiz, äh, Spiel hält. Bevor es Jason durch Amazonen an den Kragen gehen kann, schwingt Roscoe zur Rettung, ein free-for-all-Handgemenge entbrennt, bei dem Wendon schlussendlich erfährt, dass man als Nur-Kopf in einem solchen Brawl einen empfindlichen Nachteil hat und klein beigeben muss.
Der vermeintliche Vati von Karina entpuppt sich allerdings lediglich als hochentwickelter Omega-Roboter, der eine geheime Botschaft in sich birgt, nämlich, dass die eigentliche Botschaft in seinem Ring steckt. Den muss Wendon erst mal ausspucken (wörtlich), dann kann sich die obligatorische Hologramm-Botschaft abspielen. Daddy hält seine Karina für tot (warum auch immer), für den Fall aber, dass sie noch lebt (und dann selbstverständlich von „guten Menschen“ umgeben ist… sehr vorausblickend, der gute Papa) betet er die Koordinaten der siebten Welt runter – mit der strengen Mahnung, sich absolut EXAKT an diese zu halten, ansonsten ende man im Zeitwirbel.

Man bricht auf (inkl. Wendon, der auf der siebten Welt „erlöst“ werden könne, wie Paps sich ausdrückt) und endlich ist Gelegenheit für die obligatorische Liebesszene von Jason und Karina – im „Illusionsraum“ natürlich, wo Jason das Programm „Sturm der Leidenschaft“ abfährt – für ausgedürstete Trockenheitserleider tragen die beiden beim leidenschaftlichen Körperaneinanderreiben es mit erstaunlicher Fassung, dass das Programm heftige Regenschauer aufbietet (wo kurz vorher etabliert wurde, dass keiner jemals so etwas wie „Regen“ erlebt hat oder auch nur vom Namen her kennt – wie das Ökosystem auf Mithra funktioniert, ist mir schleierhaft).

Alarm, Alarm, man wird verfolgt, von Zorn und seinem Schlachtschiff und der gute Böse grinst sich eins, bindet den Rebellen auf die Nase, das alles perfekt nach seinem Plänchen gelaufen wäre. Die Schiffe geraten in die „Zeitraffung“, d.h. der Zeitablauf beschleunigt sich (herzig mal wieder die von einem offenkundig der englischen Sprache nicht Mächtigen bewerkstelligte Übersetzung: Maida verkündet im Original – ohne es gesehen zu haben, bin ich mir da sicher – z.B, dass die Zeitraffung „factor sixty-four“, also schlicht und ergreifend „das vierundsechzigfache von Normal“ erreicht habe – die Synchro macht daraus das absolut sinnfreie „ein Mehrfaches von Vierundsechzig“!!!).
Die Templer entern das Rebellenschiff und die anschliessende Schlacht spielt sich bei einem Zeitfaktor von über 10000 ab – „ein Tag vergeht in einer Sekunde“. Kein Wunder, dass Karina plötzlich hochschwanger ist und noch bevor sich diese Neuigkeit zu Jason durchgesprochen hat, zur Geburt schreitet. Man kämpft munter vor sich hin und altert heftig – die Klopperei der Mega-Greise (besonders Roscoe´s gewaltiger weisser Afro ist bemerkenswert) schreitet voran, bis schliesslich Jason Jr. (in bester Robert-Urich-Gestalt) den Tag rettet… Kaum ist die Schlacht gewonnen, hat das Schiff auch schon die Zeitbarriere durchbrochen und befindet sich zu allgemeinem Jubel im Anflug auf die blau-weiss-schimmernde siebte Welt, während die bösen Templer, da ihr Schiff um 1 Grad vom Kurs abgewichen war, auf Ewigkeit im Zeitwirbel vor sich hin wirbeln. Jubel, Trubel, Happy End.
Analyse
Krieg der Eispiraten dt. Video
Hm, ganz offensichtlich war ich im zarten Alter von 14 (und auch noch 24) erheblich begeisterungsfähiger für diese Art Filme als nowadays. Ich setzte mich in Erwartung eines hübsch-nostalgisch-amüsanten Gute-Laune-Erlebnisses vor den Fernseher und resümmierte eineinhalb Stunden später: „Und das fand ich mal witzig?“.

Krieg der Eispiraten ist zweifellos ein bizarres, nicht ernstzunehmendes und knallbuntes Spektakel, das mit jeder Faser seines Seins „Ich bin ein KULTFILM“ schreit. Schön und gut, aber Bizarr+Nicht Ernstzunehmen+Knallbunt ergibt nicht automatisch einen wirklich unterhaltsamen Film, und wie Ihr sicher wisst, ist mein Hauptkriterium „Ist ein Film unterhaltsam?“ und nicht „ist er kultig?“ (wobei letzteres sicherlich hilft).

Wie Ihr sicherlich schon bemerkt habt, nimmt der Streifen so einige Anleihen bei Star Wars und seinen Epigonen und versucht diese zu persifilieren, was sicher nicht die schlechteste Idee ist – auch die Idee, die Piraten mehr oder weniger 1:1 aus den alten Piratenfilmen zu übernehmen, ohne sie futuristisch zu „revampen“, ist so übel nicht und könnte für einige Spässe sorgen – jedoch hat der Film ein echtes Problem, und dieses Problem klingt nach einem ernstlichen Paradox: es passiert zuviel und es passiert zuwenig, gleichzeitig.

Wie geht das, wollt Ihr wissen (oder vielleicht auch nicht, aber da kann ich Euch auch nicht helfen)? Ganz einfach: In seinem Bemühen, möglichst viel durch den Kakao zu ziehen, möglichst jede damals modische Welle des SF- und Fantasykinos zu parodieren, hetzt das Drehbuch seine Charaktere durch eine ganze Unmenge an exotischen Schauplätzen – mit der Folge, dass anhand des knappen Budgets und der nicht allzu üppigen Laufzeit für jede einzelne Location und die sich dort abspielenden Abenteuer kaum wirklich Zeit und Raum bleibt – die einzelnen Episoden (und mehr als einmal erinnert das ganze weniger an einen koherenten Film als an ein altes Cliffhanger-Serial, was prinzipiell nichts schlechtes sein muss) wirken gedrängt und gehetzt, jedes Mikro-Abenteuer wird in ein paar Minuten abgearbeitet, als wäre man mit der Checkliste vorgegangen. Dekadentes „Stadtleben“, Bar-Room-Brawl, Endzeit-Mad-Max-Hommage, Mystic Fantasy, abgehakt. Dadurch bleibt der eigentlichen Story kaum Platz, sich zu entwickeln (dass wir bestenfalls nach einer Stunde richtig kapieren, was denn nun eigentlich gebacken ist, ist die logische Folge) – die verschiedenen Episoden wirken zusammenhanglos, angerissene Subplots führen nirgendwohin und so zerfällt der Film, wie so manche nicht durchdachte Filmparodie, in seine einzelnen Bestandteile (Mel Brooks´ Spaceballs ist und bleibt das Paradebeispiel für eine formvollendete SF-Parodie, die trotz aller persifilierenden Elemente eine halbwegs schlüssige eigene [oookay…] Geschichte erzählt).

Gut, ist vielleicht gar nicht so schlimm, denn so toll ist die eigentliche Story ja nun auch wieder nicht, jedenfalls gewinnt sie keine Originalitätspreise (was vermutlich aber auch niemand beabsichtigte). Das Tempo jedenfalls ist, schon allein durch die zig Schauplatzwechsel, hoch, dennoch gewinnt der Film nie richtig an dem, was ich „drive“ nenne. Es plätschert so dahin, und da einige der Gags eher unlustig sind, andere reichlich zotig (für PG) daherkommen und nur wenige wirkliche Treffer sind, stellt sich zumindest heute für mich so rechter Spass an der Sache nicht ein. Kommt auch daher, dass Stewart Raffill, der der Welt den recht raffinierten kleinen Fetzer The Philadelphia Experiment und die unerträgliche ET-Clone-Posse Mac and Me bescherte, mit dem Stoff nicht so wirklich was anfangen kann (obwohl er co-scripter ist). Inszenatorische Raffinesse liegt Raffill jedenfalls fern, wobei ihm der rumpelige Schnitt (siehe weiter unten) und die grauenhafte Musik von Bruce Broughton mit Sicherheit nicht helfen. Erst in der Schlussviertelstunde, in der der Film jegliche interne Logik endlich über Bord wirft, kommt richtig Frohsinn auf – der Showdown mit anständiger High-Speed-Fotografie und einigen wirklich gelungenen Gags macht Laune, kommt jedoch insgesamt zu spät, um dem Film insgesamt mehr als Durchschnittsniveau zu verschaffen.

Ein riesiges Budget hatte der Film sicherlich nicht und gelegentlich schimmert das doch durch, wenngleich die Ausstattung so schlecht nicht ist – dafür bediente man sich für Lasereffekte mal wieder des berühmt-billigen Mittels der aufgepinselten Cartoon-Strahlen und entlehnte so einiges an Stock Footage (besonders, was den Teil in der Templer-Stadt angeht) aus Logan´s Run. Die Kampfroboter sind leidlich originelle Suits, manch anderer Robotereffekt hat aber mehr das Niveau von funkferngesteuerten Spielzeugen (aus den 80ern, nicht das jemand auf falsche Ideen kommt). Die Weltraumeffekte schwanken zwischen halbwegs akzeptabel bis na-jaaaaaaa.

Der Cast ist für einen B-Film, und um nicht mehr und nicht weniger handelt es sich hier, schon fast stellar. TV-Star Robert Urich, den wir alle aus Serien wie Spenser und Vegas kennen, liefert eine charmante Vorstellung in bester Han-Solo-Manier des schlitzohrigen Schurken mit dem guten Herzen ab und harmoniert gut mit seinem Sidekick Michael D. Roberts (den ich auch irgendwoher kenne, hab jedoch vergessen, nachzukucken und jetzt keine Lust mehr dazu…), gelegentlich funktioniert das Gag-Ping-Pong recht gut.

Dieser Film war schuld daran, dass ich in meiner frühen Teenagerphase einen mittelschweren Crush auf die silberblickende Mary Crosby entwickelte (und auch nach heutiger Anschauung ist das nichts, dessen man[n] sich schämen müsste) – wegen ihr verschenkte ich meine kostbare Zeit in der Folge an so manch anderen üblen Streifen (der ein oder anderen vielleicht demnächst hier). Attraktiv, schauspielerisch nicht übel – die Rolle der leicht zickigen Prinzessin liegt ihr jedenfalls ganz gut.
In Nebenrollen verschleisst sich erstaunliche Prominenz: Anjelica Huston erinnert sich vermutlich nicht mehr ganz so gerne daran, für diesen Streifen in knappen Lederoutfits herumgerannt zu sein, hat aber immerhin die ein oder andere gute Szene, während Ron Perlman (Beauty and the Beast, Cronos, La Cite´e de Infants perdu – hoffe, den letzten Titel habe ich richtig hingekriegt, reine Gedächtnisleistung eines Frankophoben) sträflich unterbeschäftigt bleibt. Der Ex-Footballer John Matuszak, den man auch aus Goonies kennt und hier den sympathischen Killjoy gibt, stand in der Folge kurz davor, ein sicheres Auskommen als up-and-risin´ B-Movie-Actionstar zu haben (One Man Force), ehe er überraschend 1989 verstarb. John Carradine, dessen fünf Jahrzehnte umspannende Karriere in billigen Horrorstreifen legendär genug ist, cashte hier noch mal einen seiner späten Gagenschecks ein.

Die deutsche Kaufvideofassung trübt das Sehvergnügen gewaltig – nicht nur, dass der verwendete Print (ich rede hier von der Erstauflage von MGM/UA, spätere Editionen kann ich nicht beurteilen) reichlich schäbig (und Vollbild) ist – zugunsten eines FSK-12-Ratings (unbegreiflicherweise firmiert die ungeschnittene Fassung dieses PG-Films – ich wiederhole: PG, nicht mal PG-13! – als FSK 18!) wurde heftigst mit der Zensurschere geschnippelt. Und zwar von einem äusserst unfähigen Cutter. Nun ist der Streifen schon von Haus aus gelegentlich etwas holprig und oft unübersichtlich geschnitten, aber diese deutsche Nachbearbeitung sorgt nicht nur dafür, dass einige (cartoon-mässige) Amputations-Effekte (in der Uncut-Fassung rollen Köpfe und fallen Arme) entfernt wurden – nein, neben diesen gewalttätigen Einstellungen wurden nicht nur diese, sondern gleich die ganzen sie umgebenden Szenen komplett entfernt – der Streifen macht ja schon uncut nicht viel Sinn, aber diese mit der ganz groben Kelle durchgeführten Schnippeleien lassen den Zuschauer mehr als nur einmal mit einem „Was zur Hölle?“ bei Kampfszenen im Regen stehen, sondern ruinieren einige der besseren Gags und sorgen sogar dafür, dass in der Filmmitte mal ein paar Sekunden nix ausser schwarzer Mattscheibe das Auge des Betrachters erfreut. Von allen mir bislang bekannten teutonischen Zensurstreichen ist dies der mit Abstand inkompetenteste – wer diesen Schnitt verbrochen hat, schmort hoffentlich schon in der Hölle seiner Wahl.

Fazit-Zeit: Krieg der Eispiraten hielt ich früher mal für eine charmante SF-Klamotte. Jedoch kann ich dieses Urteil, trotz des Betrachtens von jeder Menge unterprivilegierter Filmware seither, nicht halten. Aus der vielversprechenden Prämisse macht der Film einfach zu wenig, verkommt zu einer gelegentlich fast schon langweiligen Nummernrevue mehr oder minder interessanter Einzelepisoden, die mühselig von einer schon nicht wirklich aufregenden Rahmenhandlung zusammengehalten wird. Der Einsatz und die Spielfreude der beteiligten Schauspieler sowie der im Vergleich zum Restfilm inspirierte Schuss-Akt hieven den Film letztendlich auf das Niveau eines akzeptablen Partyfilms für anspruchslose Gemüter.

(Trottel! – Future Doc).

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 6


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