- Deutscher Titel: Krieg der Dämonen - The Great Yokai War
- Original-Titel: Yokai daisenso
- Alternative Titel: The Great Yokai War |
- Regie: Takashi Miike
- Land: Japan
- Jahr: 2005
- Darsteller:
Ryunosuke Kamiki (Tadashi Ino), Hiroyuki Miyasako (Sata), Chiaki Kuriyama (Agi), Bunta Sugawara (Shuntaro Ino), Kaho Mihami (Yuoko Ino), Riko Naromi (Tataru Ino), Etsushi Toyokawa (Lord Yasunori Kato), Kiyoshiro Iwamano (General Nurarihyon), Seiko Iwaido (Kawahima, the River Princess)
Vorwort
Der kleine Tadashi lebt bei seiner Mutter und seinem Opa in der Provinz, seine Schwester und sein Vater in Tokio. Tadashi als „Stadtkind“ ist bei den Landei-Kids nicht sonderlich beliebt, auch, weil er die lokalen Bräuche und Feste, wie das Fest des Ritters von Kirin (Erfinder des gleichnamigen Bieres, nehme ich an) und seines Siegs über den bösen Tengu, nicht kennt. Trotzdem oder gerade deswegen wird er zum diesjährigen Ritter auserkoren – freilich nur eine symbolische „Ehrung“ in einer Touristenshow.
Tadashis leicht verwirrter Opa kennt die Rittersage und auch das Detail, dass der Ritter die Aufgabe hat, ein magisches Schwert aus dem Berg des Tengu zu holen. Tadashi macht sich ans Werk, aber das Abenteuer wird zu einem Höllentrip…
Denn der böse Lord Kato hat in der Geisterwelt eine Art Steampunk-Isengart gebaut und verschmilzt arglose Yokai-Geister mit von Menschen weggeworfener Technik zu monströsen Robotkreaturen. Als amtierender Ritter von Kirin steht Tadashi, jedenfalls nach Ansicht einiger Yokai-Geister um die hübsche Flussprinzesin Kawahide, absolut in der Pflicht, Kato und seine Handlangerin, die fiese Agi, zu besiegen. Allerdings macht Tadashi gleich beim ersten Kampf das Zauberschwert kaputt und die große Mehrzahl der Yokais hält einen Kampf gegen Kato für spektralen Suizid. Dabei wäre eine vereinte Front jetzt dringend nötig, denn Katos Monster-Zentrale erobert gerade Tokio…
Inhalt
Wir wissen ja alle, dass das mit Takashi Miike so ’ne Sache ist. Der Kerl ackert die komplette Bandbreite von „nach 20 Minuten wegen akuter Unankuckbarkeit abgebrochen“ über „schick, aber substanzlos“, „irrwitzig, aber handwerklich bedenklich“ bis hin zu „stylisch-packendem Hochglanzkino“ ab und bevor man sich mal auf einen seiner Filme eingelassen hat, weiß man nie, was genau und welche der oben genannten Kategorien man bekommen wird.
„The Great Yokai War“ stammt aus der Phase, in der sich Miike langsam vom 10-Films-a-year-Randalefilmer zu „Mainstrem-Miike“ entwickelte. Mit einem Budget von ca. 10 Mio. EUR ist das nicht gerade No-Budget-Kino, aber für großes, effektgeladenes Fantasy-Epos, und damit haben wir’s hier zu tun, auch nicht unbedingt auf üppigsten finanziellem Rosenbett niedergelegt.
Wer nicht genau weiß, was Sache ist – „Yokai“ ist ein Sammelbegriff für Kreaturen aus der japanischen Mythen- und Geisterwelt, und hier speziell eher „Kleingeister“, unbelebte Dinge, die achtlos weggeworfen werden, Tiergeister, diese Kategorie (man denke z.B. an die kuriosen Regenschirmgeister oder diese immer wieder beliebten kleinen hamsterartigen Nagetiere mit den gewaltigen Testikeln). Filmisch wurden die Yokai in den 60er Jahren mit einer Filmtrilogie bedacht, die auch heutzutage noch recht schwer aufzutreiben sind, treiben ihr Unwesen (das meistens eher auf „pranks“ denn echte Boshaftigkeit abzielt) aber gerne mal in Mangas und Animes. Miikes „Great Yokai War“ basiert zum einen auf den Werken des Manga-Künstlers Shigeru Mizuku (der auch kurz im Film auftritt und dessen Comics im Film auch eine gewisse Rolle spielen) und versteht sich aber auch als Semi-Demi-Hemi-Remake des klassischen Films „Yokai Monsters – Spook Warfare“ (wobei das wirklich eher als „Inspiration“ gesehen werden muss denn als direkte „Neuverfilmung“). Die Romanadaption verfasste wiederum Hiroshi Aramata, in dessen Roman „Teito Monogatari“ (sowohl als Anime als auch als Realfilm adaptiert) die Figur des Lord Kato originiert. It’s… complicated. Aber auch komplett unwichtig. Es schadet sicher nicht, wenn man ein bisschen über die japanische Geisterwelt Bescheid weiß und die in inflationärer Zahl vorgestellten Yokai-Figuren einigermaßen einzuordnen scheint, aber letztlich ist „The Great Yokai War“ klassische „Young Adult“-Fantasy-Fare um den jungen Auserwählten, der einen Quest zu erfüllen hat, im Endeffekt also auch nichts großartig anderes als Harry Potter auf Japanisch.
Mit Kato und Agi gibt’s böse Schurken, es gibt niedliche Figuren wie den kuscheligen „Beinreiber“ oder den Turtlegeist (Kappa nennt man sowas) und die bezaubernde Flussprinzessin (aus einer weggeworfenen Puppe entstanden). Obwohl der eigene Anspruch sicherlich „all ages“ lautet und die FSK-16 mir ein wenig übertrieben erscheint, ist es kein Kinderfilm – einige Sequenzen in der düsteren Steampunk-Welt Katos sind schon ziemlich „dark“ und groteskere Yokai wie „Lamp-Oil“, der Schirm oder „Einbein“ sind schon potentiell albtraumtauglich – es ist halt ein anderer Kulturkreis, der mit diesen Gestalten von Kindheit an vertraut ist.
Wie nicht unüblich bei Miike ist der Streifen dramaturgisch nicht so durchgestrafft wie es sein könnte. Die zwei Stunden sind zwar nicht unbedingt langweilig, aber es fallen einem doch immer wieder mal Szenen auf, die zu lang ausfallen oder der Story nicht wirklich weiterhelfen (und es dauert auch ’ne gute halbe Stunde, bis die Geschichte wirklich mal in die Puschen kommt. Gut, dass es einen Prolog in Katos Reich gibt, der uns zumindest schon mal Indizien liefert, wie was warum passieren wird). Die Action ist ganz passabel inszeniert, aber bewusst überdreht (muss sie auch sein, um den kleinen Steppke als schwertschwingenden Helden funktionieren zu lassen) und die überwiegend aus dem Kollegen Computer kommenden Spezialeffekte nur selten wirklich 2005-state of the art, das sieht doch in vielen Sequenzen eher nach Videospiel denn nach Großem Kino (TM) aus.
Das Acting ist, this being an asian film AND a juvenile matter, recht „broad“. Der kleine Ryunosu Kamiki schlägt sich achtbar, und für optische Reize sorgen Gogo Yubari Chiaki Kuriyami als Agi und Mai Takahashi als liebreizende Flussprinzessin.
„The Great Yokai War“ ist kein Highlight im Miike-Kanon, aber ein durchaus sehenswertes Fantasy-Spektakel mit einer sehenswerten Klimax, die trotz der CGI-Schwächen viel aus dem Budget rausholt und womöglich mit die Eintrittskarte in Major- und Mainstream-Kreise für den Maestro darstellte („Yatterman“ z.B. ist ja ein großbudgetierter Fantasy-Spaß, den Miike ein paar Jahre später machen durfte). Nicht unbedingt „essential Miike“, aber aufgrund der soliden Machart und der für unsereins ungewöhnlichen Mythologie allemal einen Hingucker wert.
3/5
(c) 2017 Dr. Acula
Review verfasst am: 16.01.2017