Kommt pudelnackt, das Erbe lacht

 
  • Deutscher Titel: Kommt pudelnackt, das Erbe lacht
  • Original-Titel: Giovani, belle... probabilmente ricche
  • Alternative Titel: Die sündige Erbschaft |
  • Regie: Michele Massimo Tarantini
  • Land: Italien
  • Jahr: 1982
  • Darsteller:

    Nadia Cassini (Rita), Carmen Russo (Claudia), Olinka Hardiman (Catarina), Michele Carmine (Gabriele), Michele Gammino, Sergio Lunardi (Alberto), Lucio Montanaro (Giacomo), Gianni Ciardo (Giovanni), Gianfranco D’Angelo (Filippo)


Vorwort

Vier Freundinnen waren einst in ihrer Jugend die unnahbaren, von allen begehrten Schönheiten. Anna hat die Flucht ergriffen, die anderen drei, Catarina, Claudia und Rita haben sich dem Schicksal und mehr oder weniger spießbürgerlichen Existenzen hingegeben. Catarina ist mit dem Zahnarzt Gabriele verheiratet, der’s aber lieber mit Claudia treibt, die ihrerseits mit dem rasend eifersüchtigen Fernsehelektriker Alberto vor den Altar getreten ist. Rita hat sich für den Geschichtsprofessor Filipo und ein Leben moralischer Enthaltsamkeit entschieden.

Nun werden Catarina, Claudia und Rita in Annas Namen zum Notar bestellt. Anna ist beim Tauchen vor Acapulco von einem weißen Hai gefressen worden, hat aber vorher noch ein ordentliches Vermögen angehäuft und will dies nun ihren drei Freundinnen vererben. Eine Bedingung stellt Anna allerdings postmortal – um an die Kohle zu kommen, müssen die drei Mädels binnen drei Tagen ihre jeweiligen Ehemänner betrügen und entsprechendes Beweismaterial beim Notar vorlegen!

Catarina und Claudia sehen das als nicht unlösbares Problem, nur Rita schaltet auf stur – sie treibt’s ja nicht mal mit ihrem Mann, dann schon gar nicht mit einem Fremden, und dann noch für Geld!
Gabriele erteilt Catarina auch unproblematisch die Genehmigung für’s Fremdvögeln – aus persönlichen Gründen hat er keine moralische Bedenken. Alberto hingegen sieht’s kritischer – nicht nur findet er’s unschön, Hörner aufgesetzt zu bekommen, er sieht sich auch in seiner Position als Versorger gekränkt und beschließt daher die Totalüberwachung seiner Ehefrau, was Claudia allerdings, weil Alberto auch ein Trottel ist, nicht vor größere Schwierigkeiten stellt. Vielmehr allerdings, dass Gabriele, jetzt wo’s praktisch erlaubt ist, auf einmal nicht mehr so recht angeregt wird. Catarina hat mit dem linkischen Arzneimittelvertreter Giacomo einen passenden nützlichen Idioten gefunden, doch kommt immer wieder etwas dazwischen, sei’s ein fehlender Film in der Kamera oder ein Zuhälter, der Catarina für eine Konkurrentin seiner Pferdchen hält.

Bei Rita hingegen sieht’s aus grundsätzlichen Erwägungen düster aus. Also greift Filipo, der ein paar hundert Millionen Lire schon gut gebrauchen könnte, zur Selbsthilfe und organisiert einen bezahlten Liebhaber, der Rita verführen soll. Shenanigans ensue und natürlich treffen sich kurz vor Ultimo alle Parteien im gleichen Luxushotel, um ihre jeweiligen Verrichtungen unter Dach und Fach zu bringen. Das kann nur in gar lustigen Verwechslungen, Verwicklungen, Irrungen und Wirrungen enden…


Inhalt

Ich hab an dieser Stelle den italienischen Sexfilm oft als den „sleazigsten“ Vertreter des Genres bezeichnet, aber ganz richtig ist das natürlich auch nicht. Auf jeden D’Amato- oder Mattei-Exploiter kommt mindestens eine harmlose Sexklamotte Marke „Flottte Teens“, die eher nach „Eis am Stiel“ schlägt als nach „Emmanuelle“. Michele Massimo Tarantini, uns bislang hauptsächlich als Totalversager auf dem Gebiet des Barbaren- und Frauenknastfilms aufgefallen, findet in diesem Metier seine wahre Berufung. „Kommt pudelnackt, das Erbe lacht“ (auch bekannt als „Die sündige Erbschaft“ ist von Filmkunst weiter entfernt als die Erde vom Saturn, qualifiziert sich aber ohne weiteres für die Schublade „harmlose, aber launige Unterhaltung“.

Das set-up des kuriosen Testaments ist sicher nicht mal für das Genre neu, aber ein brauchbarer Hook für die nachfolgenden Verwicklungen, und Tarantinis halbes Dutzend Hauptcharaktere ist schön auf dieses Szenario abgestimmt – es braucht bloss eine kurze Einführung der jeweiligen Figuren, und schon sind eigentlich die running gags für die charmant kurzen 80 Minuten etabliert und genügend Gelegenheiten geboten, um die drei Handlungsstränge sich immer wieder überschneiden zu lassen Natürlich muss man sich damit arrangieren, dass der Film noch stark den Humor-Geist der 70er atmet, will sagen, also ein fetter Liebhaber ebenso per se lustig ist wie Filipos running gag, dass seine konspirativen Treffen mit dem gedungenen Lover stets in kompromittierenden Situationen enden, die Filipo als schwul darstellen lassen. Es waren andere Zeiten, und zumindest sind die Schwulitäten-Gags nicht so boshaft wie z.B. in „Ein Superbulle auf dem Ku’damm“.

Der Humor ist begreiflicherweise von der groben Kelle, aber es passt zum Sujet, dass überwiegend auf Slapstick/physical comedy gesetzt wird (Benny Hill wäre ein ganz guter Vergleich – im Schlussakt im Hotel gibt’s auch ein gerüttelt Maß klassischer „chase comedy“), aber Tarantinis komödiantisches Timing sitzt einigermaßen (jedenfalls besser als sein Verständnis für Action oder Exploitation) – ich musste erheblich öfter grinsen oder lachen als ich zu Filmbeginn, auf das Schlimmste gefasst, erwartet hatte. Das Tempo ist auch hoch genug, um keinen Leerlauf aufkommen zu lassen.

Bei der Vokabel „Sexklamotte“ liegt die Betonung deutlich auf „Klamotte“. In Sachen Sex ist der Film sehr zuirückhaltend; überwiegend beschränkt sich die Erotik auf die berühmte kleine Wäscheschau der drei hauptrollenden Grazien und ihrer Lingerie, ab und zu gibt’s einen unbedeckten Nippel zu sehen, und echten, eh, will sagen simulierten Sex gibt’s nicht, weil das Thema des Films ja schlechthin ist, dass unseren Protagonisten letztlich immer was dazwischen kommt… Frei ab 16, ab 12 in Begleitung eines Erziehungsberechtigten.

Man(n) hat aber auf jeden Fall was zu kucken, denn die drei Hauptdarstellerinnen sind auf alle Fälle sehr sehr sehr ansehbar. Nadia Cassini („Rita“) ist auch in „Star Crash“, „Helm auf – Hose runter“ und „Der idiotenzwinger“ zu sehen und spielt die Rolle der zu komnvertierenden Moralistin durchaus tragbar. Die rassige Rothaarige Carmen Russo („Claudia“), mit von der Partie in „Patrick lebt!“, „Hilfe, meine Frau geht wieder zur Schule“ oder „Ein nackter Po im Schnee“ brilliert mit einer schier unglaublichen Wespentaille und darauf, hehe, zugeschnittenen Kostümen, und zu Olinka („Catarina“), die als Marilyn-Monroe-Verschnitt in den 80ern die einschlägigen Postillen rauf und runter füllte, muss man dem Genrefreund ja kaum mehr etwas erzählen. Bei den (deutlich weniger prominenten) Herren der Schöpfung ragt Sergio Leonardi („Silbersattel“) als vertrottelter Alberto heraus.

Fazit: eine unschuldige kleine Sexkomödie mit deutlicher Schlagseite zur Komödie, drei attraktiven weiblichen Stars und genug Gags und Zoten, um seine 80 Minuten kurzweilig zu füllen.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 7


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