Kolobos

 
  • Deutscher Titel: Kolobos
  • Original-Titel: Kolobos
  •  
  • Regie: Daniel Liatowitsch, David Todd Ocvirk
  • Land: USA
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Amy Weber (Kyra), Donny Terranova (Tom), Nichole Pelerine (Erica), John Fairlie (Gary), Promise LaMarco (Tina), Ilia Volok (Faceless)


Vorwort

In einer verregneten Nacht überfährt ein Pärchen eine junge Frau, die ihnen in Panik vor die Motorhaube gelaufen ist. Man stellt sehr schnell fest, dass nicht alle Verletzungen von dem Unfall stammen können. Bevor sie sich ins Delirium verabschiedet (sofern sie nicht ihr ganzes Leben schon dort verbracht hat) murmelt sie noch ein Wort: „Kolobos“.

36 Stunden vorher: Die junge Kyra antwortet (wie vier andere MitbewerberInnen) auf eine Zeitungsannonce mithilfe eines Bewerbungsvideos (auf die ich noch eingehen werde). In der Anzeige steht nur etwas von einem bahnbrechenden experimentellen Film. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um nichts weiter als eine Art von Big Brother handelt (keine Ahnung, ob es das schon zur Zeit des Filmes gab). Nach der Einführung unserer unterbelichteten, vertrottelten & total verblödeten Knallchargen, ähem, ich meine natürlich reizenden und intelligenten Identifikationsfiguren, dürfen wir ihnen eine Weile lang im Haus zusehen (so ca. 35 Minuten lang. Gefühlt waren es drei Stunden). Als eine der Mitbewohnerinnen sich was zu Trinken aus der Küche holen will, löst sie dabei eine Todesfalle aus, die ihr mehrmals den Bauch aufschlitzt (die Abschussrampe war in einem Küchenkasten (!) eingebaut). Das Haus verriegelt sich mit einem geheimnisvollen Mechanismus selbst und der angebliche Regisseur wird von unseren Pappnasen tot aufgefunden. Der Killer eliminiert währenddessen die restlichen Insassen nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip…


Inhalt

Im Gefolge von Wes Cravens „Scream“, der die erfolgreiche Wiederbelebung des Slashergenres markierte, kamen jede Menge talentloser Nulpen, äh, hoffnungsfroher Nachwuchsfilmemacher auf den Trichter, ihre eigenen filmischen Offenbarungen (eher Offenbarungseide) abzuliefern. Nun, wenn man jemals an der Universität ein Seminar zum Thema „Was ich beim Drehen eines Horrorfilmes alles falsch machen kann“ abhalten möchte, dann wäre „Kolobos“ der perfekte Einstieg in das Thema. Hier geht nämlich so ziemlich alles schief, was nur daneben gehen kann. Zielsicher arbeiten die Macher jedes Slasherklischee auf die dümmstmögliche Art in ihren Film ein (wahrscheinlich waren sie deswegen zu zweit, einer allein würde das ja gar nicht schaffen), die Schauspieler sind entweder von vornherein total unfähig, oder sie stehen beim Kampf gegen das Drehbuch auf verlorenem Posten (ist ehrlich gesagt egal, was hier zutrifft). Jedenfalls sind „steif“ und „unbeholfen“ bestenfalls Hilfsausdrücke, um ihre Leistungen zu beschreiben.

Das Drehbuch selbst versucht ja – wie gesagt – gar nicht erst den gängigen Klischees auszuweichen. Um das veranschaulichen, schauen wir uns mal die Bewerbungsvideos an, mit denen unsere Kandidaten dem werten Zuschauer vorgestellt werden. Da wäre zunächst einmal Tina, die einem – der Synchronsprecherin sei Dank – schon von der ersten Sekunde an auf die Nerven geht und die mich mehr als einmal einen verträumten Blick auf die Stricknadel werfen ließ. Leider ist Tinas Synchronsprecherin auch die einzige, die mit vollem Einsatz bei der Sache ist, d.h. das Wort „Overacting“ fängt noch nicht einmal an zu beschreiben, was die Frau da abliefert (mal ehrlich, die muss auf Ecstasy gewesen sein). Als nächstes kommt dann Gary, der uns erklärt, dass das Leben die beste Schule sei und man z.B. in der Uni nur sehr begrenzt darauf vorbereitet wird. Dass er diese Weisheit aus einem Seminar über Westernfilme hat, ist noch mit der witzigste Einfall des Filmes (und das will was heißen…). Danach ist dann Erica dran, die sich als ernsthafte Schauspielerin verkaufen will. Leider schafft es Nichole Pelerine keine Sekunde lang so zu wirken, als könnte sie NICHT jederzeit selbst von talentfreien Zonen ala Pamela Anderson an die Wand gespielt werden. Als vorletztes kommt dann schließlich Tom dran. Tom ist die Art von Comedian, die selbst von Thomas Herrmanns aufgrund seiner notorischen Unlustigkeit mit nem nassen Handtuch aus seinem Quatsch Comedy Club vertreiben werden würde.
Und dann kommt noch Kyra, gespielt von Amy Weber. Nun, wenn die Dame in ihrem Bewerbungsvideo aufgesprungen wäre, die Kamera durchgeschüttelt und dabei ständig „ICH BIN DAS FINAL GIRL!! ICH WERDE DIESEN FILM ALS EINZIGE ÜBERLEBEN!!“ gebrüllt hätte, dann wäre das auch nicht viel deutlicher gewesen. Gott, wieso schreibt ihr es ihr nicht gleich quer über die Stirn?? Meine Fresse, Subtilität ist nicht gerade eure Stärke, was? Jedenfalls taten mir die SchauspielerInnen hier schon fast leid, bei dem Schund, den man ihnen bei den Bewerbungsvideos zugemutet hat…und das Problem ist: Es wird im Verlauf des Filmes nicht wirklich besser…
Auch nicht wirklich logisch ist, dass unsere Nulpen die Abschussvorrichtung in der Küche erst entdecken, als es schon zu spät ist. Ich meine, haben die sich die Wohnung vorher GAR NICHT angesehen? Wenn ich wo einziehe, dann gehört es für mich auch zur Begutachtung der Behausung dazu, mal die Küche in Augenschein zu nehmen und dort sämtliche Kästen und Schränke zu öffnen. Was in dem Fall zwar vor allem bedeutet hätte, dass diesmal ICH die erste Leiche gewesen wäre, aber immerhin hätten die anderen durch meinen Heldentod sehr viel früher erfahren, was los ist und hätten so noch rechtzeitig die Flucht ergreifen können. BTW, dass man eine externe Verriegelung, wie diejenige, die sich zugleich mit dem Beginn der Mordserie aktiviert, von außen nicht sieht, können unsere Regisseure ihren Großmüttern erzählen. Dabei können sie denen dann auch gleich erklären, wie unser Killer den gerade noch röchelnden „Regisseur“ des Experimentes von den anderen Idioten unbemerkt im Nebenzimmer mit Klarsichtfolie an die Decke hängen konnte (das würde nun echt nur gehen, wenn sie alle gleichzeitig taub, blind und verblödet wären…okay die letzte Voraussetzung erfüllen sie ja mit Bravour). So oder so ähnlich könnte man den ganzen Film sezieren, aber ganz ehrlich Leute….darauf hab ich keine Lust, ihr könnt euch den Rest ja denken.

Der Soundtrack… Nun, beim Maintheme ging mir die ganze Zeit der Satz „Da ist aber jemand Argento-Fan“ durch den Kopf (mag auch daran liegen, dass man die ganze Zeit ominöse schwarze Handschuhe sieht). Dennoch ist der Soundtrack noch der beste Bestandteil des Films, weil er es teilweise schafft, eine leicht unwirkliche Atmosphäre zu erzeugen.

Das Big Brother-Setting des Filmes war vielleicht mal vor eben Big Brother innovativ. Heute wirkt es nur noch öde und abgeschmackt (okay, dafür kann der Film selbst eigentlich nichts). Das Ende ist – keine Angst, ich spoilere nicht zu viel – eines dieser „Ich wäre so gerne clever, bin aber eigentlich strunzdoof“-Enden und schlägt den Film endgültig tot und das, obwohl ich beim ersten Ansehen bis zuletzt darauf gehofft habe, dass es im Schlussakt noch eine Wendung gibt, die dem Zuschauer quasi die „wahre Geschichte“ erklärt. Aber nichts da, der Film nimmt seinen vorhersehbaren und bescheuerten Verlauf. Dabei wäre die Inszenierung gar nicht sooo extrem schlecht, nur kann halt leider aus einem völlig misslungenen Drehbuch kein guter Film mehr werden. Die Splattereffekte sind auch ganz gut gemacht und zumindest eine Tötungsszene ist schon fast eine Anbiederung an Fulcis Woodoo.

Die „Red Edition“-DVD von Laser Paradise kommt mit einem passablen Vollbildtransfer daher, da hab ich bei der „Red Edition“ schon weit schlimmere Ergebnisse bei der Bildqualität gesehen. Das gilt so auch für den Ton. Apropos Ton: Jungs, wo hattet ihr die Synchronsprecher her? Waren das „Leider Nein!“-Kandidaten bei der neuesten Pornofilmsynchro?

Extras: Der Trailer zum Film.

Fazit

„Kolobos“ unterscheidet sich durch nichts von den anderen Slasherfilmen, die nach „Scream“ uns Horrorfilmfans heimsuchten. Talentlose Schauspieler, dumme Story und als einziger Höhepunkt sind ein paar Tötungssequenzen angedacht. Und selbst da gibt es weitaus bessere Filme (da schau ich mir sogar „Düstere Legenden“ noch lieber an und der war schon doof!). Der Film ist ein lieblos produziertes, auf Hochglanz poliertes Nichts.

1/5

© 2009 G


mm
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