Knight Rider: Goliath Returns

 
  • Deutscher Titel: Knight Rider: Goliaht kehrt zurück/Goliath wird vernichtet
  • Original-Titel: Knight Rider: Goliath Returns Part 1 and 2
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  • Regie: Winrich Kolbe
  • Land: USA
  • Jahr: 1983
  • Darsteller:

    David Hasselhoff (Michael/Garthe Knight), Edward Mulhare (Devon Miles), Rebecca Holden (April Curtis), Ann Turkel (Adrianne St. Clair), Peter Mark Richman (Dr. Klaus Bergström), Suzanne Barnes (Dr. Christina Bergström) u.a.


Vorwort

Öfter mal was Neues: In Zukunft wird man hier auch von Zeit zu Zeit über TV-Serientrash lesen können. Eine Beschränkung was die zu besprechenden Serien angeht wird es nicht geben (von „Xena“ über „Knight Rider“ bis hin zu „Star Trek: Voyager“ wird so ziemlich alles vorkommen). Mein erstes Serienreview möchte ich gleich meiner Lieblingstrashserie widmen: Knight Rider, die einzige Show, in welcher der Hauptdarsteller von seinem Auto an die Wand geschauspielert wird. So ziemlich jeder Mensch auf diesem Planeten hat in den 80er Jahren zumindest ab und zu mal eine Folge der von 1982 bis 1986 laufenden Serie gesehen, die David Hasselhoff quasi über Nacht zum Star machte. Besonders lustig waren dabei die Folgen, in denen David in einer Doppelrolle als Garthe Knight auftrat. Eine dieser Doppelfolgen soll hier gereviewt werden. Vorhang auf für „Goliath Returns 1 & 2“


Inhalt

Nachdem wir einen Kameraschwenk durch die Wüste gemacht haben (und die Tonspur uns den ärgsten Sturm einreden will, während aber alle Sträucher still stehen – das fängt ja gut an) sehen wir erst einmal ausgiebig das Gefängnis, in dem Garthe Knight einsitzt (kurzer Exkurs: In Garthes erstem Auftritt in der Serie wird erklärt, er wäre der böse Sohn von Wilton Knight, dem Gründer der Foundation. Dieser hat seinen Filius verstoßen und sich in Michael Long einen Ersatz gesucht. Das ging sogar so weit, dass dessen Gesicht bei der OP im Pilotfilm nach Garthes Vorbild modelliert wurde, was für uns Zuschauer bedeutet, dass wir in jeder Garthe-Folge David Hasselhoff in einer Doppelrolle bewundern dürfen. Grundgütiger, warum tue ich mir das eigentlich an?).

Nach einem kurzen Schwenk durch den Knast sehen wir Garthe (David Hasselhoff mit angeklebtem Vollbart! Yayyy!) bei einem Wettkampf im Armdrücken mit einem weiteren Knastbruder. Er gewinnt, indem er mit dem Arm des Kontrahenten auch gleich den Tisch dem Erdboden gleich macht. Währenddessen hören die anderen ein mysteriöses und immer lauter werdendes Geräusch (all diejenigen, welche den ersten Auftritt von Garthe in der Serie gesehen haben, wissen: Das ist der herandonnernde Goliath). Kaum zehn Sekunden später crasht Goliath auch schon durch die Gefängnismauer (dass dabei das ganze Set wackelt, versteht sich von selbst. Da fällt es gar nicht so auf, dass der Modell-Goliath hellgrau und der „echte“ pechschwarz ist. Der Schattenwurf ist übrigens auch recht interessant, wenn man sieht, dass Goliath kurz vor der Kollision mit der Wand seinen Schatten nach vorne an selbige wirft und kurz danach aber nach hinten auf die die Überreste der Mauer. Wie lange soll der denn zum Durchkommen gebraucht haben?). Natürlich bricht sofort allgemeines Chaos aus und alle schießen auf Goliath (der von einem von Garthes Henchmen gefahren wurde) aber keiner auf Garthe, der in aller Ruhe um den Laster laufen und auf der Fahrerseite einsteigen kann. Er steigt aufs Gas und ist weg.

In der Zwischenzeit in einer anderen Wüste (ehrlich, wie viele Wüstenshots kann man in einer Serie unterbringen, die nicht im Wilden Westen spielt? Wenn es nach Knight Rider geht: Eine Menge!): Michael will mit KITT eine neue Bastelei von Mechanikerin April ausprobieren und rast auf eine Klippe zu. Die plötzlich blinkende Aufschrift „System Malfunction“ lässt in mir kurz die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Folge aufkommen, aber leider schafft es Michael rechtzeitig, stehen zu bleiben.

Im mobilen Hauptquartier der Foundation verspricht April, dass sie den Schaden in 15 Minuten behebt. Michael hat offenbar extrem viel Vertrauen in ihre Kompetenz und sagt, sie soll sich lieber gleich ne Stunde nehmen. Außerdem redet er mit ihr und Devon noch über einen gewissen Bergström, eine echte Konifere auf dem Gebiet der Satellitenlasertechnologie. Michael soll dafür sorgen, dass sein Aufenthalt in den USA so angenehm wie möglich verläuft. Außerdem soll er sich noch um Bergströms Nichte kümmern. Michael fährt alle Ausreden auf, die ihm einfallen (dass er als Reiseleiter ungeeignet sei, weil er sich ständig verläuft, glaub ich ihm sogar), aber Devon entscheidet, dass ihm Michaels Meinung ziemlich wurscht ist.

Einen Szenenwechsel später befinden wir uns schon auf der Empfangsparty und Michael hat seine Unlust von vorhin schon wieder vergessen und legt gegenüber von Bergströms Nichte sein typisches Balzverhalten an den Tag (und sein Gang sagt mir, dass das Glas in seiner Hand nicht Hasselhoffs erster Drink an diesem Tag gewesen sein dürfte). Während die Party läuft, bekommt Devon einen Anruf. Ihm wird mitgeteilt, dass Garthe aus dem Knast getürmt ist.

Garthe selbst ist mittlerweile bei seiner Flutsche vom Dienst…äähh…seiner großen Liebe angekommen und erkundigt sich, nach anfänglicher Knutscherei danach, ob alles nach Plan verläuft und der Kerker nach seinen Wünschen gebaut wurde. Außerdem befindet sich ein gewisser Morris (?) im dritten Stadium der Gesichtsumwandlung. Es ist übrigens schön zu sehen, wie Hasselhoff beim Spielen des Bösewichts noch mehr abstinkt, als er das sonst schon macht. Der ist sogar für die Razzies zu mies würde ich sagen.

Michael kutschiert unterdessen Bergström und seine Nichte durch die Gegend, während KITT blöde Witze erzählt. Dass Bergström einen verletzten Knöchel hat, wird noch zum Plotpoint.

In der Finsternis der Nacht greifen einige Einbrecher mit Maschinengewehren die Foundation für Recht und Verfassung an (welche die Untertitel als „Stiftung für Recht und Regierung“ ausweisen) und zwar machen sie das extrem unauffällig, indem sie sich…mitten ins Licht der vor dem Gebäuden angebrachten Scheinwerfer stellen und anschließend mit vollem Karacho durch die Glastüren donnern. Wenn man das nicht im Umkreis von ungefähr 20 Kilometern gehört hat, dann will ich der Kaiser von China sein. Jedenfalls schaffen es Devon und April, sich als Geiseln nehmen zu lassen, obwohl die Bösewichte gut und gerne mehrere Minuten brauchen, bis sie bei ihnen sind. Dass dahinter Garthe steckt ist natürlich klar und jetzt hat er die zwei als Geiseln.

Michael versucht in der Zwischenzeit immer noch bei Bergströms Nichte zu landen und hat damit augenscheinlich Erfolg (anscheinend ist „Mit langweiligem Zeug zuquatschen bis das Gegenüber w.o. gibt“ eine extrem erfolgreiche Anmache).

Zwischenzeitlich sitzt Garthe auf Devons Stuhl, bläst ziemlich coole Rauchkringel in die Luft und spinnt wie ein dreijähriger Junge, weil er Michale jetzt sofort plattmachen will (David Hasselhoff. Kann. Nicht. Schauspielern!!). Großspurig erklärt er, dass Devon und April ihm dabei helfen werden, Michael zu vernichten, außerdem müsse man sich jetzt ohnehin auf den Weg machen (warum hat er dann mit ihnen erst dort gewartet?).

Einige Zeit später ist Michael auf dem Weg zum Hauptgebäude der Foundation. Unser Meisterdetektiv merkt sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist, vor allem das völlig demolierte Hausinnere scheint für ihn ein subtiler Hinweis zu sein. Dennoch muss unserem Schnelldenker erst von der Sekretärin (die das „Ich stehe unter Schock!“-Schauspielern offenbar etwas missversteht und daher so wirkt, als wollte sie sich für den nächsten Romero-Zombiestreifen als Untote bewerben) vorbuchstabiert werden, dass Devon und April von Garthe entführt wurden. Diese dürfen sich zunächst von Garthes Schickse zulabern lassen und werden anschließend in ihrem eigenen Verlies weggesperrt, nachdem ihnen Garthe erst die für Michael vorgesehene Kellerzelle gezeigt hat (stilecht mit quiekenden Ratten).

Währenddessen sucht Michael nach einer Möglichkeit herauszufinden, wohin Garthe Devon und April gebracht hat. Dabei findet KITT (der die gesamte Folge lang übrigens so motiviert ist wie ein totes Maultier. Dazu später mehr) eine Spur: Der Wagen der Entführer verliert offenbar Kühlflüssigkeit und man könne der Spur doch einfach bis zum Versteck folgen (Äh…..hä?? Wie soll das denn bitteschön funktionieren?? Und kommt mir nicht mit „Das ist KITT, der kann das!“).
Die Böskens haben zwischenzeitlich eine Beziehungskrise, da Garthes Matratze tatsächlich der Meinung ist, er solle seine Rache sein lassen und sich auf ihren gemeinsamen Coup konzentrieren (das ist der erste intelligente Sager dieser Frau und es wird bis zum Ende der Doppelfolge der letzte bleiben). Garthe spult daraufhin die übliche „So lange ich mich nicht gerächt habe, ist alles andere für mich bedeutungslos!“-Routine ab (David Hasselhoff hält es übrigens für das Nonplusultra der hohen Schauspielkunst, bei jedem Satz von Garthe so dreinzuschauen, als müsste er gleich kacken). In der Zwischenzeit heißt es, dass der vorhin einbandagierte Morris fertig wäre. Er kommt zu den beiden und sieht aus wie…Bergström (NEIN, was bin ich überrascht!!! Interessant, dass sich bei einer Gesichts-OP auch Körpergröße und Statur automatisch dem Vorbild anpassen…).

Devon und April eruieren währenddessen ihre Chancen auf einen erfolgreichen Ausbruch, als die beiden Böskens den neuen Bergström gleich an April und Devon testen und ihnen auch gleich erklären, dass dies nur eine Imitation wäre (hat man die Szene eingeführt, damit auch der letzte Dödel im Publikum begreift, was Sache ist?). Außerdem ist es doch recht amüsant, wie verwundert Garthe darüber ist, dass April sein Angebot, sie zu zähmen wie eines seiner Pferde, nicht wirklich gefällt.

Bei Bergströms sitzt man im Hotelzimmer rum, glotzt Football und führt langweilige, pseudolustige Gespräche darüber, ob Michael Bergströms Nichte mag oder nicht (die nichts Besseres zu tun hat, als wie der letzte Teenager das Telefon anzustarren). Sie will nun doch etwas unternehmen und verlässt das Hotel. Auftritt für Garthe und den falschen Bergström. Der Austausch geht sehr schnell. Die Rezeptionistin fragt die Nichte (kriegt die bald mal nen Namen? Ich nenn sie bis dahin einfach „Nichte“) nach ihrem Onkel, der gerade hinauf in sein Zimmer gegangen wäre. Nichtchen kommt das spanisch vor, da Onkelchen ja schon vorher in seinem Zimmer war. Sie kalkuliert mit ihren zweieinhalb Gehirnzellen durch, dass da was nicht stimmt, geht wieder nach oben und rennt beinahe in Garthe und Co, die den betäubten Bergström (diabolisch mit einem Hut maskiert) in einem Rollstuhl in den Lift bugsieren. Nichtchen geht ins Zimmer, trifft dort auf den falschen Bergström und erzählt ihm, dass sie gerade einen Mann getroffen hätte, der der Doppelgänger von Michael Knight sein könnte (dass sie das gerade dem Doppelgänger von ihrem Onkel erzählt, ist wohl Ironie des Schicksals). Der ist halbwegs intelligent und kann sich aus der Situation herausreden, ohne sich verdächtig zu machen.

Michael verfolgt noch immer die Kühlflüssigkeitstropfen (ächz) und KITT glaubt, dass sie ihrem Ziel langsam näher kommen. KITT macht sich wohl schon über sein Testament Gedanken, denn seiner penetrant-pessimistische Fragerei nach der Möglichkeit, ob die Bösen Goliath verbessert haben könnten, kann man nur noch so interpretieren, dass unser Mr. Unzerstörbar mit seinem Leben bereits abgeschlossen hat. So muss es sein, denn anders kann ich mir die folgende Szene auch nicht erklären: Natürlich war die gelegte Spur nur eine diabolische Falle von Garthe (mal wieder so ein Plan, wo der Held exakt so blöd reagieren muss, wie es die Bösen voraussehen). Im von Michael gesichteten Auto sitzen nämlich nur Puppen von Devon und April (sprich: Die beiden Schauspieler spielen die Puppen und bewegen sich nicht. Vor allem bei Edward Mulhare ist der Unterschied zu vorher kaum erkennbar). Man fährt trotzdem darauf zu und versinkt prompt in einem Schlammloch (KITT kann auf mehrere hundert Meter Entfernung Puppen erkennen, aber ein riesiges Schlammloch übersieht er, klar doch…).

Michael will den Enterhaken zum Einsatz bringen, schießt ihn mitsamt dem Seil ab und noch BEVOR man überhaupt versucht hat, sich zu befreien, kommt von KITT folgender Satz: „Michael…ist das nun der endgültige Abschied?“ Äh, bitte WAS? KITT hat ca. 350 Möglichkeiten aus so einer Situation rauszukommen und alles was ihm dazu einfällt ist das melancholische Äquivalent zu „Hilfe! Hilfe! Wir werden alle sterben!!“?? Extra lächerlich werden KITTs Todesgedanken dann auch noch dadurch, dass man sich im ersten Anlauf problemlos befreien kann und ca drei Minuten, nachdem man das ominöse Auto zum ersten Mal gesehen hat, bereits befreit neben dem Schlammloch steht. (Jetzt sind die Puppen im Auto übrigens wirkliche Puppen. Vor allem April-Puppe hat man ganz offensichtlich am Wühltisch des örtlichen Beate-Uhse-Shops gefunden. Großes Kino!)

Im Hotel bemerkt Nichtchen, dass ihr Onkel mit seinem verstauchten Knöchel erstaunlich rund läuft und ruft bei der Foundation an. Diese kontaktiert Michael und teilt ihm das mit und außerdem wird noch erwähnt, wie verängstig sie klang. Michael fährt mit Höchstgeschwindigkeit hin (was uns vor allem die immer schneller wackelnden Büsche klar machen – Upspeeding deluxe!), kommt im Hotel an und lässt sich von ihr die Knöchelstory erzählen. Michael geht mit ihr zu Bergström und findet schnell heraus, dass es sich bei ihm um einen Doppelgänger handelt. Er überredet Nichtchen dazu, erst einmal so zu tun, als ob sie von nichts wüsste (währenddessen sitzt der echte Bergström mit Devon und April in einer Zelle).

Michael sagt KITT, dass er überwachen soll, ob von Bergströms Zimmer ein Anruf rausgeht. Als dies geschieht lässt er KITT den Anruf zurückverfolgen und findet so heraus, wo Garthes Hauptquartier ist. Leider löst er bei der Fahrt dorthin einen Alarm in Garthes Büro aus und dieser macht sich mit Goliath auf den Weg. Das Aufeinandertreffen währt nur kurz, Michael und KITT stürzen über ein Kliff. KITT: „Und jetzt?“ Michael „Bete, dass April dich repariert!“ KITT (sich offensichtlich auf sein Ableben vorbereitend): „Meine Systeme brechen zusammen.“ (Bullshit!! Schleudertrauma oder was?) Ende der ersten Folge.

Teil 2: Goliath wird vernichtet
Es stellt sich heraus, dass Michael mit seinem letzten Satz die Vorrichtung gemeint hat, die sie am Beginn der ersten Folge testen wollten: Einen Fallschirm. Und nun sehen wir KITT mit einem extrem billigen Effekt mit dem Fallschirm zu Boden gleiten (seht euch nur mal den entsprechenden Screenshot an). Michael wird natürlich sofort von Garthes Männern empfangen und in den eigens für ihn von Garthe aus Afrika (!) Stein für Stein hertransportierten Kerker gesperrt. Dort kommt es dann endlich zum Aufeinandertreffen von Michael und Garthe (David Hasselhoff mal 2. Worte können nicht beschreiben, welche Qualen ich gerade erleide).

Nichtchen hat endlich einen Namen bekommen: Christina. Christina verhält sich ihrem falschen Onkel gegenüber so unnatürlich, dass jeder Typ mit nur einer halben Gehirnzelle dahinterkommen würde, dass da etwas im Busch ist. Das heißt natürlich, dass unser Doppelgänger genau gar nichts merkt.

Liebe Leute, an dieser Stelle muss ich das Review für eine kurze Ankündigung unterbrechen. Die nun folgende Szene ist dermaßen bescheuert und von einer epischen Trashigkeit, dass sie das ganze Knight Rider Franchise perfekt definiert. So viel Dummheit im Drehbuch gepaart mit filmerischer Inkompetenz und vertrottelten DarstellerInnen bekommt sonst nirgendwo für so wenig Geld geboten. Also lest euch die Beschreibung der legendären „Spionenbrotszene“ durch und genießt es.

Die ganze Chose fängt schon mt der Beleuchtung im Verlies von Devon, April und Bergström an. Wir haben genau zwei Lichtquellen: Ein Fenster und eine kleine Lampe. Wunderbarerweise wirft jede der drei handelnden Figuren gefühlte 78 Schatten in alle möglichen Richtungen, sodass man glauben könnte, die drei wurden in einem Lampenpalast eingesperrt. Devon denkt daran, wie toll es wäre, wenn jetzt einige ehemalige Kollegen von der Royal Air Force da wären, da diese wahre Bombenexperten gewesen seien. Die haben sich ihre Knallfrösche nämlich selber gebastelt, einer davon hieß „Spionenbrot“. Bergström erinnert sich daran (warum auch immer) und erklärt, dass dieses „Spionenbrot“ so funktioniert: Wenn Royal Air Force-Piloten aus der Gefangenschaft fliehen wollten, dann taten sie das, indem sie Stoff so lange kauten, bis eine Art Teig daraus entstand. Und dann benutzten sie Elektrizität, um es detonieren zu lassen. Klar doch.
Devon stellt fest, dass sie bereits Wasser für die Bombe haben (Woher? Pipi oder was?). Dabei fehlt nun noch eine Basis: „Eine Basis, Basis… Basis… Jammerschade, dass wir keinen Zelluloidkragen mehr tragen, die allein würden uns hier raussprengen.“ McGyver würde sich für solche Gedankengänge in Grund und Boden schämen, Leute… Jedenfalls werden statt eines Zelluloidkragens nun Manschettenknöpfe verwendet (ist doch eh dasselbe, oder?) und April möchte sich nun endlich auch nützlich machen. Sie will das Fensterglas zerschlagen, um die Knöpfe mit den Scherben zu zerschneiden. Dabei stellt sie sich mal wieder sehr geschickt an. Ihr kennt doch den Trick, dass man hier vor das Fensterglas ein Kissen halten kann, um unnötigen Krach zu vermeiden? Nun, April (bzw. Rebecca Holden) kennt diesen Kniff offenbar nicht, obwohl er offensichtlich im Drehbuch stand. Sie hält erst das Kissen korrekt vor die Scheibe, denkt sich dann aber wohl „Was soll denn der Blödsinn?“, hebt das Kissen an, schlägt dann mit einem lauten Bumms die Scheibe kaputt und hält das Kissen anschließend wieder vor das Loch, als ob sie es verstecken will. Gut gemacht, April!

Die deutsche Sprachfassung möchte auch etwas zum Gelingen dieser Szene beitragen und übersetzt Bergströms Frage nach etwas, mit dem man „Powder“ herstellen kann, mit deutscher Gründlichkeit wortwörtlich und macht „Schießpuder“ draus. Wer kennt es nicht, dieses brandgefährliche Schießpuder… Devon hat seine Weste in Indien gekauft und irgendein Material in den Knöpfen wäre perfekt dafür. Also rupft er diese von der Weste und April zertritt die Knöpfe, die natürlich von einmal hin- und herwischen mit ihrem Fuß sofort zu Puder/Pulver werden. Echte Qualitätsware, was? Der Beleuchter hat hier übrigens auch mal wieder alles gegeben, denn wir sehen zwar nur ein Bein von April, dieses wirft aber gleich drei sehr scharfkonturige Schatten.

Währenddessen versucht Mrs. Bösewicht, Michael zu bezirzen. Dass sie dies damit rechtfertigt, dass sie eben die Abwechslung liebt, finde ich fast schon herzig, wenn man bedenkt, der Michael und Garthe Zwillinge sein könnten (KITT zeichnet auf Geheiß von Michael alles auf).

Irgendein Mechaniker will KITTs Prozessor in Goliath einbauen. KITT ist eher überschaubar begeistert von dieser Idee. Christina schafft es, sich endgültig zu verraten, muss aber weiter mitspielen, sonst geht ihr Onkel übern Jordan.

Devon hat das Spionenbrot (ich lache immer noch) fertig…es sieht aus wie ein Dildo aus Plastilin. Dann reißt man für die Stromquelle die Kabel der Lampe aus der Wand (die ungefähr 15 Meter lang sind, warum auch immer) und verbindet diese mit dem „Spionenbrot“. Man befestigt es an der Tür, sprengt diese, rennt fünf Meter weit…und wird von Garthe und seinen Männern wieder in eine Zelle eskortiert. Das ganze Theater war also komplett für die Fische. Garthe hat schlechte Laune, weil irgendein U-Boot zu spät kommt und seine Schickse mehr auf Michael steht als auf ihn. Das ganze führt zu einem eher weniger freundschaftlichen Austausch von Ohrfeigen.

Jetzt ist es an Michael, endlich auszubrechen. Sein Plan ist zwar nicht ganz so bekloppt wie der von Devon und Co, aber die Durchführung baut dennoch darauf, dass alle Wachen den IQ einer halbverwesten Hyäne aufweisen (und zwar zusammen). Er lässt KITT aus dem aufgezeichneten Gespräch mit Mrs. Bösewicht den Satz „Wachen, öffnet die Tür, ich nehme Michael jetzt mit raus!“ basteln. Dass der Plan den Schönheitsfehler hat, dass die Alten schon längst aus der Zelle draußen ist und besagten Satz daher gar nicht sagen könnte, fällt weder Michael, seinem Wunderauto, noch den Wachen auf, die natürlich sofort die Tür aufmachen. (Kopf+Tischplatte…denkt euch den Rest, okay?) Die Idiotenwachen sind schnell überwältigt.

Michael schleicht sich zu KITT in die Garage und sagt diesem, dass er eine direkte Verbindung zum Lautsprecher in Devons Zelle herstellen soll. Die zwei unterhalten sich kurz und Devon gibt Michael den Befehl, zuerst Christina zu holen und ihn und April erst dann zu befreien (1. Wieso weiß Michael, dass in der Zelle ein Lautsprecher ist? 2. Wie zum Teufel stellt KITT diese Verbindung her?? 3. Wie kann Devon Michael antworten????) Michael macht sich also auf den Weg.

Wir sehen die obligatorischen Herumfahrszenen, bei denen Hasselhoff für so gefährliche Manöver wie „um die Kurve fahren“ einen Stuntman benötigt. Im Hotel sehen wir den Doppelgänger und Christina, sie werden in der Lobby von Michael abgepasst. Michael kann den Hoteldetektiv davon überzeugen, dass dieser Bergström nicht echt ist und er ihn der Polizei übergeben soll. Schon geht es zurück zum Haus von Garthe. Besonders gelungen ist Michaels Antwort auf Christinas Frage, ob ihr Onkel okay ist: „Beten Psychologen (wie sie) auch mal? Wenn ja, dann würde ich jetzt anfangen.“ Würde mich nicht wirklich beruhigen.

Dort nimmt man mit dem U-Boot Kontakt auf und zum ersten Mal zeigt man uns auch das Teil. Wurde die Szene in einer Badewanne mit einem Plastikboot gefilmt, oder was? Man vereinbart den genauen Zeitpunkt des Treffens, bei dem man den versteigerten Bergström übergeben möchte. Garthe verklickert Devon und April, dass er das Haus mit ihnen drin abfackeln will. Michael findet mit KITTs Ortungssystem heraus, dass sie sich mit besagtem U-Boot treffen wollen. Sie planen, Garthe und Co vor der Übergabe abzufangen.

Garthe schließt die Stromkreise kurz, damit die Kabel schmelzen und das Haus in Flammen aufgeht (einfach anzünden ist wohl zu leicht, was?), die dabei komische Sci-Fi-Geräusche von sich geben. Dann steigt er in Goliath ein und haut die Fahrertür so fest zu, dass sogar die Beifahrertür zu wackeln anfängt (unzerstörbar am Arsch sag ich nur). Michael rennt ins Haus, legt den Hauptschalter um und verhindert so die Explosion (die Tüdeldü-Geräusche der Stromkreise sind echt dämlich). Dann nimmt er mit KITT die Verfolgung von Goliath auf, während Devon und April (und Christina) das Militär rufen sollen.

Goliath wird zwischenzeitlich von einer Autobahnstreife verfolgt, die er aber relativ schnell plättet. Das gleiche macht er dann mit der Straßensperre der Armee, die Michael und KITT fünf Minuten später passieren. Dann holen sie Garthe und Goliath (nachdem dieser noch ein paar Panzer vernichtet) endlich ein. Michael will Bergström befreien, indem er auf Kitts Motorhaube klettert und von hinten in Goliath eindringt (spart euch die blöden Kommentare!). Er holt Bergström und steigt mit ihm wieder in KITT ein. Dann überholt er Goliath und Garthe nimmt natürlich sofort die Verfolgung auf. Michael rast auf eine Klippe zu und setzt im letzten Moment den Enterhaken ein, damit sie nicht abstürzen. Garthe ist natürlich zu blöd, um dieses Manöver zu durchschauen, und sie verabschiedet er sich gemeinsam mit Goliath und seiner Schnalle in die ewigen Jagdgründe. Die Godzilla-Todesschreie, die Goliath (!) von sich gibt, während er im Meer versinkt, sind auch extrapeinlich.

In der Foundation ist Devon aufgrund der angerichteten Schäden ein wenig säuerlich. Michael schlägt gleich eine neue Einrichtung vor, was Devon so wenig gefällt, dass er ihn spielerisch durch den halben Raum jagt (Das. Ist. Dämlich!), während Christina draußen mit ihrem Onkel wartet. Michael soll sie später in ein Restaurant ausführen, das KITT ausgesucht hat und dann fährt Michael mit seinem Auto in den Sonnenuntergang.

Bevor wir loslegen noch kurz etwas zur Entstehungsgeschichte der Serie: Brandon Tartikoff, seines Zeichens NBC Programmchef in den 80ern, erzählte einmal, dass die Prämisse der Serie eigentlich als Scherz von ihm entwickelt wurde, als einige NB-Offizielle anfingen sich zu beschweren, weil es so schwer wäre, eine Serie mit einem gutaussehenden Mann in der Hauptrolle zu poduzieren, da es nicht viele Leute gab, die man als „handsome“ bezeichnen kann und die außerdem gute Schauspieler sind. Tartikoff kam dann auf den Trichter, dass man den Mann doch auf sechs Wörter („Thank You“, „Freeze!“ und am Ende jeder Folge „You’re welcome!“) beschränken könnte und den Rest doch ein sprechendes Auto erledigen könnte. Die Leute NBC mochten die Idee – obwohl sie nicht ernst gemeint war – so sehr, dass die Serie quas sofort grünes Licht bekam. Dabei stellt sich mir nun automatisch die Frage, ob man Hasselhoff noch mit diesem Anforderungsprofil gecastet hat und sich erst hinterher dachte, dass er doch ein wenig mehr reden sollte. Anders kann ich es mir nicht erklären, wieso man sich erst über den Mangel an Schauspieltalenten beschwert und dann ausgerechnet ihn castet.

Die Serie wurde quasi über Nacht zu einem veritablen Straßenfeger, jedes Kind und jeder Erwachsene kannte die Serie und David Hasselhoff wurde zum Star. Die Serie hatte einfach eine gewisse Coolness, die man damals im TV sonst nicht geboten bekam, wobei die Gründe, wieso man sich „Knight Rider“ ansah, durchaus unterschiedlich waren. So gab es nicht wenige Frauen, die bim Anblick von MIchael Knight dahinschmolzen, während Menschen wie ich (sprich: Männer) vor allem das Auto und die Action cool fanden. Leider konnten die diversen Spin-Offs („Team Knight Rider“) oder die unlängst eingestellte Neuauflage den Erfog des Originals nicht wiederholen.

Einige der in Knight Rider gezeigten Folgen haben sich den Fans von damals wohl ein wenig mehr ins Gedächtnis eingebrannt als andere und so ist es nicht verwunderlich, dass jedes Mal, wenn über die Serie geredet wird, irgendwann das Gespräch auch mal auf die Folgen kommt, in denen David Hasselhoff in einer Doppelrolle zu sehen war, weil diese einfach schon fast zu unglaublich sind, um wahr zu sein. Deshalb habe ich für mein erstes Serienreview auch diese beiden Folgen gewählt.

Die zweite Doppelfolge mit Goliath und Garthe zeigt so ziemlich alles, was Trashfreunde an Knight Rider lieben. Eine Handlung, die mit „an den Haaren herbeigezogen und völlig abstrus“ noch wohlwollend umschrieben wäre, eine schauspielerische Leistung von allen Beteiligten, die einen denken lässt, dass die ihren Beruf in der Baumschule erlernt haben, Spezialeffekte, die mit Spielzeugautos im Modellbaukasten realisiert wurden, und ein Filmteam, das in seiner eigenen Inkompetenz ersäuft (hervorheben möchte ich hier den Beleuchter, dessen großes Hobby wohl „Schatten fabrizieren, wo gar keine sein sollten“ ist, und den Kameramann, der es wohl toll findet, seinen eigenen Schatten in jeder zweiten Szene zu filmen. Da sind echte Künstler am Werk).

David Hasselhoff „brilliert“ in dieser Doppelrolle so richtig, er zeigt…ganze zwei Gesichtsausdrücke. Aber auch Edward Mulhare zeigt seine thespischen Fähigkeiten, wenn er wild mit den Armen rudert und jedes Mal, wenn er besorgt sein soll, die Hände vors Gesicht nimmt um dies zum Ausdruck zu bringen. Da wirkt Rebecca Holden, die einfach nur ihren Text aufsagt und das immer gleiche Gesicht spazieren trägt, schon beinahe natürlich. Und der Rest ist eh nur Staffage.

Zu den Spezialeffekten kann ich nur sagen, dass mir als kleinen Stöpsel (der ein Die-Hard-Fan von Knight Rider war) gar nicht aufgefallen ist, wie billig die allesamt gemacht waren. Der Kulturschock bei einer erneuten Sichtung vor einiger Zeit war dann auch dementsprechend. Und man hat teilweise das Gefühl, dass der Geist von Ed Wood über der gesamten Produktion geschwebt haben muss. Einfach großartig für Freunde von unfreiwilliger Komik! Außerdem fragt man sich bei der „Spionenbrotszene“ mit der Zeit, ob hier vielleicht „Kobra, übernehmen sie“ oder „Das A-Team“ Pate stand, da dort ja manchmal ähnliche Szenen vorgekommen sind (mein erster Verdacht, „MacGyver“, kann leider nicht stimmen, da diese Serie erst ein Jahr nach dieser Folge gestartet ist). Herrlich finde ich ja, wie hier selbst die irrsinnigsten Textstellen mit dem allerheiligsten Ernst dargeboten werden (Stichwort: Stoff kauen und zur Explosion bringen. Angeblich sitzen ja jetzt noch hunderte Air Force-Leute in Kriegsgefangenenlagern, kauen ihre Zelluloidkrägen und wundern sich, das nix passiert).

Noch etwas zur Handlung: Dass Garthe quasi Michaels böser Zwilling sein soll, ist selbstverständlich klar. Auch der alles niederwalzende Goliath agiert ja als Counterpart zu KITT. Warum ist man dann aber nie auf die Idee gekommen, Garthe zumindest für eine Folge lang in KARR (KITTs bösen Zwilling) zu setzen? Läge doch eigentlich auf der Hand und wäre in gewisser Art und Weise sicher cool gewesen…

Fazit
Bei dieser Doppelfolge bleibt echt kein Auge trocken. Während Teil 1 noch einige Längen aufweist, geht in der Fortsetzung über 40 Minuten lang trashmäßig die Post ab. Einsamer Höhepunkt ist und bleibt dabei die Szene mit dem „Spionenbrot“.

(c) 2011 G


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 10


mm
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