- Deutscher Titel: Kites - Auf der Flucht
- Original-Titel: Kites
- Alternative Titel: Brett Ratner presents Kites - The Remix |
- Regie: Anurag Basu
- Land: Indien
- Jahr: 2010
- Darsteller:
Hrithik Roshan (Jay Ray), Barbara Mori (Natasha/Linda), Kabir Bedi (Bob Grover), Kangana Ranaut (Gina B. Grover), Nicholas Brown (Tony Grover), Anand Tiwan (Robin), Yuri Suri (Jamaal)
Vorwort
Der indischstämmige Jay schlägt sich in Las Vegas auf der Suche nach dem großen Glück (=Kohle) mit allen möglichen Tricks und Jobs durch – ob als Popcorn-Verkäufer, DVD-Raubkopie-Verhökerer auf dem Strip, Tanzlehrer oder, wenn alle Stricke reißen, als käuflicher Ehemann für einbürgerungswillige illegale Einwanderinnen. Doch eines Tages scheint Fortuna ihm endlich hold zu sein – Gina Grover, Tochter des stinkreichen Casinobesitzers Bob Grover, hat sich in ihn verschossen, es winkt die Eintrittskarte in die High Society. Für noblen Zwirn, Luxusurlaube und eine nagelneue Sportkarosse ist Jay willens, darüber hinwegzusehen, dass er Gina nicht liebt und sein Schwiegerpapa-in-spe, wie für Casinobesitzer halt so üblich, dreckige Geschäfte tätigt. Das geht so lange gut, bis Ginas Bruder Tony mit seiner Verlobten Natasha auftaucht. Selbstverständlich verkuckt sich Jay in die schlechterdings verbotene Maid, und zudem kennt man sich bereits – Natasha war, damals noch als Linda bekannt, Jays letzte pro-forma-Braut. Könnte einer Eheschließung aus nachvollziehbaren Gründen hinderlich sein, also bestellt Jay Natasha/Linda zu einem Geheimtreffen ein. Im Laufe der Konversation ergibt sich, dass Linda die gleichen Motive hegt wie Jay selbst – sie will nur ins Geld einheiraten und abgesehen davon, so jetzt auf den zweiten bis dritten Blick, hätt‘ sie sich vorstellen können, dass das mit Jay was Ernstes werden könnte. Solche theoretischen Erwägungen müssen selbstverständlich einem Praxistest unterzogen werden, der soweit zufriedenstellend ausfällt, nur blöd, dass Tony reinplatzt und eine handgreifliche Auseinandersetzung weiter von Linda mit einer Flasche niedergeschlagen am Boden liegt und Jay nebst formal Angetrauter stiften gegangen ist…
Die Schmach kann der Grover-Clan natürlich nicht auf sich sitzen lassen und dank der gestreuten Mär, Jay und Linda hätten nebenher noch zwei Millionen Dollar stibitzt, ist die halbe Staatsmacht hinter den Altverheira
Inhalt
Bollywood mal wieder, aber, bevor jetzt wieder das konzertierte Stöhnen meiner Stammleser erklingt, obwohl „Kites“ eine Major-Produktion aus Mumbais Filmschmiede ist und in Indien als großer Blockbuster gehyped wurde, handelt es sich bei dem stolzen Werk von Anurag Basu („Life in a Metro“, „Gangster“) um einen verhältnismäßig untypischen Bollywood-Film, was schon bei der selbst in der Originalfassung recht handlichen Laufzeit von knapp über zwei Stunden beginnt. Von der Drehbuchseite her halten sich die Abweichungen von der üblichen Bollywood-Formel noch im Rahmen – es ist im Kern eine, wie in Indien gern genommen, tragische Liebesgeschichte mit den mittlerweile üblichen wilden Schlenkern zum harten Gangster- und fetzigen Actionfilm, nur, dass sich Herz und Schmerz, Liebe und Hiebe nicht in heimischen indischen Gefilden abspielen, sondern vor der aufregenden und für den durchschnittlichen indischen Kinogänger sicher noch exotischeren Kulisse der Glitzerwelt der Zockermetropole Las Vegas (und das ist, wie sich die Stammleser sicher erinnern, für den bekennenden Vegas-Fan Doc schon mal ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt) – zumal man nicht nur eben ein paar establishing shots in Vegas runtergekurbelt hat, um den Rest des Films dann kostengünstiger vor Ort zu Hause zu drehen, sondern einen wirklichen location-Dreh (abgesehen von Vegas wurde auch in L.A., in New Mexico und für einige Unterwasseraufnahmen auf den Malediven gedreht).
Aber schon mit der Figurenkonstellation setzen sich Basu und seine Co-Autoren (Robin Bhatt [Chalte Chalte – Wohin das Schicksal uns führt, Krrish, Duplicate, Zamaana Deewana – Die Liebenden; das sind schon ordentliche Hausnummern des Bollywood-Kanons] und Akarsh Khurana [Krrish]), nach einer Story von Rakesh Roshan (Schauspielstar der 70er und 80er und als Schreiberling Erfinder von „Sternenkind“ und „Krrish“) vom üblichen simplen Liebelei-Muster des Hindi-Kinos ab; mit Jay und Natasha/Linda stehen zwei Figuren im Mittelpunkt, die von Haus aus nicht sonderlich sympathisch sind (sie sind *beide* rein materiell orientiert und nur auf den eigenen Vorteil bedacht), die sich die Zuneigung des Publikums (zumindest hoffentlich) im Verlauf der Geschichte erarbeiten müssen (fraglos geschieht das auf relativ einfache Weise, indem die Bösen eben NOCH egoistischer, noch sturer und noch widerlicher sind); das ist sicherlich kein revolutionäres Konzept, aber für den Bollywood-Film, der inhaltlich doch klare Verhältnisse und eindeutige(re) Sympathiezuweisungen in Sachen Charaktere bevorzugt. Ob diese verhältnismäßig „gewagte“ Konstellation ursächlich dafür ist, dass Jay und Linda kein klassisches Happy End erleben dürfen, ist zumindest eine überlegenswerte These, ist der Bollywood-Film an und für sich hochmoralisch.
Da es angesichts der Storylage ein wenig dauern würde, bis der Film zum „good stuff“ kommt, bedient sich Basu des Kunstgriffs einer parallelen Erzählstruktur – das erste Bild (nach einem etwas pathoserfüllten kurzen Vorlauf) ist der einigen mexikanischen Landarbeitern halbtot (da angeschossen) aus einem Güterwaggon entgegenpurzelnde Jay, der anschließend (in guter Tradition des Italo-Westerns, eine Assoziation, die schon allein aufgrund der Landschaft und des Stylings Roshans auf ein Franco-Nero-Double mit stechendem Blick naheliegt) von seinen FIndern gesundgepflegt wird und, während sich in Flashbacks (die allerdings den breiteren Raum der Laufzeit einnehmen) die Backstory entwickelt, herauszufinden versucht, was genau eigentlich passiert und wo Linda abgeblieben ist – das ist jetzt nicht gerade die hohe spanische Hofreitschule des non-linearen Storytellings, für Bollywood aber recht modern und taktisch kein schlechter Schachzug, weil Basu so ein paar Actionszenen einbauen kann, wo lineare Erzählweise sie nicht hergäbe – das hält das Tempo einigermaßen hoch, wobei trotzalledem die Unausgewogenheit des Scripts zwischen seinen romantischen Passagen (die gerne auch leicht komödiantisch gewürzt werden) und den Actionszenen ein Problem des Films ist; einen richtig runden Rhythmus findet Basu nicht; sicherlich auch ein „Verdienst“ der Tatsache, dass die Geschichte selbstredend hochgradig konstruiert und nicht immer stimmig ist (wie Gina überhaupt an Jay herankommt, ist ein ungeklärtes Geheimnis) und die Entwicklung der Love Story ausgesprochen hastig vollzogen wird, die emotionale Bindung der Charaktere nie wirklich glaubhaft und greifbar ist (es hilft auch nicht, dass der ein oder andere formale Goof sich einschleicht – als Scheidungspapiere werden wohl auch in Indien nicht die Rückseite von Schampus-Etiketten verwendet und dass die zentrale Verfolgungsjagd nicht auf einem Highway, sondern auf einem Airstrip zelebriert wird, ist leider schmerzlich sichtbar).
Dafür ist der Streifen formal ausgezeichnet gelungen – der Kontrast der strahlenden Neonfarben des nächtlichen Las Vegas (keine Frage, besondere Attraktionen wie die „Fountains of Bellagio“ oder die „Fremont Street Experience“ werden so attraktiv ins Licht gerückt, dass die Fremdenverkehrszentrale Nevadas den ein oder anderen Dankesbrief schreiben müsste, würde der Film nicht behaupten, dass es in Vegas ungefähr alle drei Tage gießt wie aus Eimern…) und der Wüstensteppe New Mexicos mag auch nicht den Gipfel der Originalität darstellen, verleiht aber den beiden Handlungssträngen jeweils ihre unverwechselbare Note; die Kameraarbeit ist hervorragend und hält jeden Hollywood-Vergleich auch. Die Actionszenen sind (erfreulicherweise) nicht von der over-the-top-Attitüde des modernen US-Actionfilms gezeichnet, dafür aber handgemacht (speziell die diversen Autostunts sind richtig gut und fügen sich trotz ihrer ähnlichen Machart wesentlich besser in die Dramaturgie ein als jene von z.B. „Alarm für Cobra 11“, wo der Blechsalat für meine Begriffe immer gezwungen und aufgesetzt wirkt), die Gewalt ist gelegentlich recht zynisch (z.B. die Exekution eines Bahnhofsvorstehers, der den strategischen Fehler beging, Jay zu helfen) und im Finale richtet Jay ein amtliches Massaker an Grover-Henchmen an, das alles auch gut blutig und einer FSk-16-Freigabe allemal würdig. Wie gesagt – problematisch ist eigentlich „nur“ das uneinheitliche Tempo des Streifens (das aber auch der Tatsache geschuldet ist, dass der Film im indischen Kino mit Pause gezeigt wird – eine entsprechende „intermission“-Card wird auch eingeblendet, und Basu deutlich auf einen ersten Höhepunkt zur Pause hin-inszeniert und anschließend einige der für den DVD-Kucker gerade Sekunden zurückliegende Ereignisse nochmals rekapituliert).
Kommen wir nun zum erfreulichen Thema „song & dance“ – und da zeigt sich, „Kites“ könnte der Film für Bollywood-Ignoranten sein. Typische Musical-Einlagen mit Dutzenden Tänzern und Massenchoreographien sucht man vergebens – eine einzige Musical-Nummer ist in die Handlung integriert – gleich zu Beginn nehmen Jay und Gina an einem Tanzwettbewerb teil, der in Form eines „battles“ ausgetragen wird; d.h. die Musik wird nicht im Film „performed“, sondern ist nur Begleitmucke des stattfindenden Tanz-Fights – ein Hollywood-Film würde das auch nicht anders machen. Die weiteren Songs (vier an der Zahl, wenn ich das recht erinnere) beschallen ausschießlich Montagen, werden gelegentlich mit Dialogen übersprochen (ergo: keiner der Charaktere „singt“). Das ist quantitativ sicherlich häufiger als es im vergleichbaren US-Film vorkommt, dramaturgisch aber nicht anders gelöst (zudem sind einige der Songs in Englisch gehalten). Zur Disco-Tanzbattle-Nummer bedienen sich die Inder nicht der üblichen Eurodance-Formel, sondern setzen auf Trance-Klänge; der Rest der Songs ist vergleichsweise durchschnittliches „power ballad“-Material a la Celine Dion.
Die schauspielerischen Leistungen gefallen – Hrithik Roshan („Dhoom 2“, „Krrish“) – an dessen hellgrünen stechenden Augen ‚was dran sein muss, wenn ich nach der Reaktion meiner Freundin auf das Filmposter urteile – fährt für meine Begriffe als auf sein Ziel fixiertes Franco-Nero-Double besser denn als an Lou Bega erinnernder Tänzer, aber man kann nicht übersehen: der Mann hat Charisma, Ausstrahlung, Screenpräsenz und scheint mir durchaus einer zu sein, der sich auch im westlichen Kino durchsetzen könnte, da er sowohl in romantischeren Szenen als auch in den Actioneinlagen (Roshan übernimmt zahlreiche seiner Stunts selbst) durchaus überzeugen kann. Die Mädels sind nicht nur (aber natürlich auch) reines eye candy. Barbara Mori aus Uruguay und dort schon seit einigen Jahren TV-Star hinterlässt als Linda/Natascha einen souveränen Eindruck – auch sie macht nach Möglichkeit ihre Stunts weitgehend selbst, ihr komödiantisches Timing ist gut, dass der Funke zwischen ihr und Roshan nicht wirklich überspringen mag, liegt hauptsächlich (auch wenn ich die Chemistry des Paars nicht gerade als überwältigend klassifizieren möchte) am in der Hinsicht chronisch unterfütterten Script. Der Australier Nicholas Brown („The Cooks“) ist als Tony Grover zwar eindimensional, aber bestens aufgelegt und ein wirklich hassenswerter Schurke – und zudem absolut glaubhaft als Filmsohn des ewigen Sandokan Kabir Bedi („Rudraksh“, „Octopussy“), der als mafiöser Casino-Boss zwar nicht wahnsinnig viel zu tun hat, aber durch schiere Präsenz punktet. Kangana Ranaut („Dhaam Dhoom“, „Raaz: The Mystery Continues“) als Gina ist schnucklig anzusehen, leidet aber auch unter einem unterentwickelten Charakter (was eine entscheidende Wendung im Finale etwas aus dem Nichts kommen lässt), Anand Tiwari („Slumdog MIllionär“, „Fair Game“) hinterlässt in der comic-relief-Heldensidekickrolle des Robin einen lebhaften und unnervigen Eindruck.
Bild: Die Blu-Ray aus dem Hause REM widerlegt nachdrücklich das (auch von mir gehegte) Vorurteil, Bollywood-Filme würden grundsätzlich in relativ miesen Mastern auf den Heimvideomarkt kommen. „Kites“ präsentiert sich jedenfalls in bildschönem 2.35:1-Widescreen, detailfreudig, farbenprächtig, gestochen scharf und mit sehr guten Kontrastwerten. Prima.
Ton: Die deutsche Synchro ist erfreulicherweise ziemlich gut ausgefallen (Dolby Digital 5.1), die technische Qualität der Tonspur ist gut durchschnittlich, aber insgesamt kein Feuerwerk für Audiophile – zweckmäßig, völlig rauschfrei, solide abgemischt. Die Hindi-Originalsprachfassung (ebenfalls in Dolby 5.1) ziert sich übrigens auch englischer und spanischer Dialogpassagen. Spanisch wird auch auf der deutschen Tonspur gesprochen, die Untertitel werden etwas störend in einem schwarzen Kasten im Bild gezeigt, was daran liegen dürfte, dass in der O-Ton-Fassung fest eingebrannte Untertitel „übertüncht“ werden müssen.
Extras: Making-of und Trailer, und, da kommen wir zum entscheidenden Punkt, als „Bonusfilm“ die US-Schnittfassung, die von „Rush Hour“- und „X-Men 3“-Regisseur Brett Ratner verantwortet wurde. Ratner, der trotz des okayen „X Men“-Films beliebter Internet-Prügelknabe ist, verleiht sich sicherlich keine zusätzlichen Anerkenntnispunkte bei den Filmnerds, denn sein Vorschlag, einen „Remix“ von „Kites“ (von dessen O-Fassung er offenbar schwer beeindruckt war) zu erstellen, basiert auf der Annahme, die gekürzten, umgeschnittenen und neu gescoreten Hongkong-Filme, die in den 90ern in den USA ins Kino kamen, wären prinzipiell ’ne Super-Idee gewesen. Unglücklicherweise hielten die „Kites“-Produzenten Ratners Worte für weise und engagierten ihn höchstselbst, den Film für den US-Release umzuarbeiten. Ratner spielte zunächst mal Captain Obvious und entfernte sämtliche Musik-Einlagen – sowohl die Tanzszene als auch die späteren Montagen werden auf ein Minimum zusammengekürzt und mit anderer Musik unterlegt. Darüber hinaus dampft er den ersten Akt enorm ein (die ersten 20-25 Minuten des Hindi-Cuts spult die US-Fassung locker in fünf Minuten ab – da bleibt die Vorgeschichte ziemlich auf der Strecke, Gina ist in der US-Fassung praktisch nur noch eine Statistin, weswegen Ratner auch das Finale bearbeiten muss), kürzt auch in der Folge (durchaus relevante) Dialogpassagen und versucht, die Actionszenen stärker in den Mittelpunkt zu stellen (immerhin behält er die Parallelerzählstrutkur bei). Die einzige Ergänzung, die Ratner vornimmt, ist eine etwas „gewagtere“, ausführliche Version einer „beinahe-Liebesszene“, die in Indien nicht durch die Zensur gegangen wäre. Zweifellos ist Ratners Cut erheblich flotter als die Originalfassung, aber er nimmt auch so ziemlich alles an Emotion (und das ist eh schon eine Schwäche des Hindi-Cuts) raus. Das mag ein wenig hipper, trendiger und actiongeladener sein als die Originalversion, aber die teilweise sinnentstellenden Kürzungen (im Ratner-Cut sind die krimnellen Machenschaften des Grover-Clans völlig ausgeblendet; es fehlt auch die angesprochene Hinrichtung des Bahnhofsvorstehers) und der bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte erste Akt machen es schwer, in die Story hineinzufinden. Ich würde also trotz der Pacing-Probleme den Hindi-Cut jederzeit vorziehen.
Die DVD-Fassung beinhaltet den Ratner-Cut übrigens nicht, dafür aber gibt’s für Käufer veralteter Technologie einen hübschen Pappschuber und ein Mini-Poster.
Fazit: Dass die Inder formal mit Hollywood, zumindest bei ihren ambitionierten Großprojekten, locker mithalten können, ist mittlerweile nichts grundlegend neues mehr. „Kites“ schielt sicherlich stärker als so mancher erfolgreich gelaufene Bollywood-Film auf den internationalen Markt (der ausufernde Location-Dreh, internationale Schauspieler in Nebenrollen, das Zurückfahren der Musical-Elemente auf ein Minimum), aber so ganz will’s nicht funktionieren. Letztlich ist Hauptproblem des Films, dass im Bestreben, sowohl die übliche LIebesgeschichte einzubauen als auch international taugliche Action zu liefern weder der eine noch der andere Hauptbestandteil völlig überzeugen kann – die Love Story laboriert am konstruierten Set-up und einer summa summarum als „is halt so“ zusammenfassbaren Liebesbeziehung der Hauptfiguren, der Actionpart (obschon sicherlich der bessere Part des Films) wird vom trotz des Kunstgriffs der Parallelerzählung nicht immer flüssigen Tempo behindert. Andererseits soll das jetzt auch nicht nach Verriß klingen – „Kites“ bietet schon gute Unterhaltung auf gediegenem handwerklichen und durchaus auch schauspielerischen Niveau. Um aber wirklich im internationalen Konzert mitspielen zu können, müssten die Inder begreifen, dass bei einem als Actionthriller gemeinten Film (und das soll „Kites“ wohl primär sein) die obligate Liebesgeschichte die zweite Geige spielen muss, Thrill und Action das Schwergewicht bilden müssen (was Ratner in seiner Schnittfassung vom Grundgedanken her durchaus korrekt anging) – andererseits stelle ich mir schon die Frage: sollten die Filmemacher Mumbais nicht lieber ihre individuelle Handschrift bewahren (die sie ja durchaus auch erfolgreich gemacht hat), anstatt ein weiteres Ersatz-Hollywood, das auch nur die gleichen Motive und Mittel wiederkäut, aufzubauen? Eine Frage für die Philosophen…
3/5