Kiss of Death – Tag der Abrechnung

 
  • Deutscher Titel: Kiss of Death - Tag der Abrechnung
  • Original-Titel: Kiss of Death - The Dream House - A True Story
  •  
  • Regie: Andre Feher
  • Land: USA
  • Jahr: 1995
  • Darsteller:

    Daniel McVicar (Aldo), Cathi Harris (Peggy), Vanity (Blair), Myles O’Brien (Grant)


Vorwort

Geld allein macht nicht glücklich, Geld plus ein Traumhaus auch nicht – diese bittere Feststellung muß das junge Ehepaar Aldo (wer bitte heißt heutzutage noch Aldo?) und Peggy Botticelli (!) machen, nachdem Peggy wegen ihrer traumatisch-tragischen Vergangenheit (ihre Mutter war eine giftmischende Massenmörderin) von der Al-Capone-Stiftung (!) eine Villa in Kalifornien nebst nicht unbeträchtlicher Apanage erhält. Das Glück gedeiht ein paar Tage lang, bis das Schicksal den groben Hammer rausholt – weil Peggy unbedingt während der Fahrt mit Aldo das tun möchte, was man auf einer jugendfreien Website nicht aussprechen darf, kommt es zum Crash – Resultat: Peggy unverletzt, aber Aldo hat sich sämtliche Quanten gebrochen und schiebt im Rollstuhl den heftigen „Ich-bin-ein-Krüppel“-Blues. Genau, wie in jeder achtklassigen Soap Opera bekommt Aldo die totale Lebenskrise (soll sich ein Beispiel an Chris Reeve nehmen, der Kerl), frustet vor sich hin und ergibt sich relativ kurz- und schmerzlos dem Suff und anderen Drogen. Sein treues junges Weibi gelüstet es indes nach Starruhm durch Schauspiel, doch da Aldo sämtliche Vorsprech-Einladungen präventiv entsorgt, muß sich Peggy mit einem schmierigen Fotomodell-Job begnügen. Da Aldo zunehmend paranoid und gewalttätig wird, flüchtet sich Peggy in eine leidenschaftliche Affäre mit dem Geschäftsmann Grant Alexander – jener hat aber ganz eigene Issues, denn er ist verheiratet und die Kohle gehört seiner nicht minder, aber zumindest dauerhaft berechtigt eifersüchtigen Ehefrau Blair. Blair hetzt unserem jungen Paar einen Privatdetektiv auf den Hals und als der kompromittierende Bilder schießt, hat die Gehörnte nix besseres zu tun, als diese postwendend Aldo zukommen zu lassen. Und der ist mittlerweile ganz faaar out…


Inhalt

Nach weit über zwanzig Jahren bewußten Filmkonsum und ein paar tausend gesehenen Filmen glaubt man eigentlich, dass einen nix mehr sprachlos macht. Glaubte ich auch bis gestern, und dann legte ich nichtsahnend „Kiss of Death“ in den DVD-Player. Ich hab mich von dieser Erfahrung immer noch nicht erholt. Dieser Streifen, den CTI frecherweise als „knallharten Thriller“ annonciert (ungefähr so knallhart ist jede Folge des „California Clan“ schon dreimal), dürfte zweifellos das debilste, blödeste, schwachsinnigste, idiotischte – jetzt gehen mir tatsächlich die Adjektive aus – Machwerk sein, daß jemals von einem Haufen geisteskranker Schimpansen auf ihren Versuchslabor-Schreibmaschinen heruntergehackt und dann, weil sie schon mal dabei waren, auch von ihnen selbst verfilmt wurde.
Gut, die Story selbst mag sich, wenn man obige Zusammenfassung anhört, gar nicht so grenzbeknackt anhören, aber das liegt daran, daß ich, ohne jegliche falsche Unbescheidenheit, mit Sicherheit ein tausendmal besserer Schreiberling bin als Andre Feher, der für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet (ich wage sogar die Prognose, daß ich auch ein besserer Regisseur wäre, andererseits müßte ich den Beweis erst noch antreten) – „Kiss of Death“, der sich übrigens im Original „Kiss of Death – The Dream House – A True Story“ nennt (wenn diese Geschichte tatsächlich auf einer wahren Begebenheit fußt, bestätigt das wieder meine Hypothese, daß auf der Welt doch viele viele Gehirnamputierte rumlaufen) ist so langweilig, daß ich nach fünfzig Minuten, in denen bis auf den alles auslösenden Unfall schlichtweg NICHTS passiert war, erst mal einen Abendspaziergang einlegen mußte, um mich für die verbleibenden vierzig Minuten zu stärken… vermutlich wäre es besser gewesen, ich hätte in der Zeit den Film einfach weiterlaufen lassen. Denn die eigentliche, hüstel, Handlung stellt sich nach genau 62 Minuten erstmals vor – bis dahin dürfen wir so enorm aufregende Dinge beobachten wie „Aldo suhlt sich im Selbstmitleid“, „Aldo wirft Peggy sein Frühstück ins Gesicht“, „Aldo schmeißt im Supermarkt Schnapsflaschen durch die Gegend“, „Aldo suhlt sich im Selbstmitleid Pt. 2“, „Aldo schwört sich, ein besserer Mensch zu werden und trainiert“, „Aldo suhlt sich im Selbstmitleid Strikes Back“, unterbrochen von „Peggy versucht einen Job zu finden“. Zwischendurch, und wir ahnen noch nicht mal im geringsten, daß sich diese Subplots irgendwann mal vereinen, betrachten wir Grant Alexander in einem Stripclub (wo sich jedesmal die gleichen Stripszenen abspielen) und beim gelegentlichen Liebesspiel mit seiner Geliebten-of-the-week.
Ja, das alles klingt immer noch nicht wesentlich schlimmer als eine Folge „Marienhof“ (wobei die nur 25 Minuten dauern), aber da das ganze auch noch von Akteuren dargeboten wird, gegen die eine Riege dressierter Tanzbären filmpreisverdächtige Leistungen vollbringen würde, ist der geneigte Zuschauer spätetens nach einer halben Stunde versucht, sich die Augen rauszureißen und den Rest seines Lebens auf einem Bergesgipfel in den Anden im trauten Kreis einiger Lamas zu verbringen. Ein solches Chargieren jenseits jeglicher Vorstellungskraft hab ich nicht mal in frühen GZSZ-Folgen gesehen – sämtliche Darsteller zappeln bei ihren idiotischen Dialogen (Paradebeispiel: „Wenn wir uns lieben, gehört uns die ganze Welt“. Hedwig Courths-Mahler hätte sich für diese Zeile vermutlich erschossen) rum wie Epileptiker on speed und davon kann ich nicht mal die einzige, hüstel, renommierte Schauspielerin, das einstmalige Prince-Gspusi und gelegentliche C-Film-Starlet Vanity ausnehmen (der ich sogar den Goldenen Nasenbären für die schlechteste darstellerische Leistung des 20. Jahrhunderts überreichen möchte, knapp gefolgt von Daniel McVicar als Aldo „ich bin ein absoluter Vollidiot“ Botticelli).
Andre Feher gelingt es nie, irgendeine Art Linie in seinen Film zu bekommen – der Streifen zappt vollkommen planlos zwischen seinen beiden Subplots hin- und her, ignoriert jegliche Kontinuität und ist ansonsten krampfhaft bemüht, seine Charaktere als absolut hirnrissige Klapsmühlenbewohner darzustellen, denen man möglichst niemals im echten Leben über den Weg laufen möchte. Spätestens, als zur Vorbereitung seines finalen Rachefeldzugs Aldo sich in eine Al-Capone-Latexmaske quetscht, für die sich jeder Sechsjährige beim Halloween-Trick-or-Treating keinen Schokoriegel, sondern eine Tracht Prügel einfangen würde, gab ich auf und mich einem dämlichen Dauergrinsen hin (zweifellos der Tatsache geschuldet, daß mein Gehirn die Reißleine zog und sich in eine bequeme Gummizelle zurückzog).
Kurios ist auch der vollkommen uneinheitliche Soundtrack, der von fröhlichen Country-Tunes über Synthi-Pop Marke Sparks (und ein Song ist zumindest quite catchy), Enigma-mäßige „Sadness“-Töne bis hin zu Big-Band-Swing-Sound und dramatischen Ta-Ta-Ta-Taaaa-Thriller-Cues (mein Favorit: als Aldo einen Perückenkopf brutal mißhandelt, wird jeder seiner Schläge von einem aufregenden „bläääääh“-Sting begleitet, als würde er mindestens gerade einen brutalen Slasher-Mord begehen).
Von einem, der mehr schlechte Filme gesehen hat als sich zuzugeben ziemt und der den meisten derselben noch einen Fizzel Unterhaltungswert abgewinnen kann, laßt es Euch sagen: dies ist der schlechteste Film, den ich seit langer langer Zeit gesehen habe, wenn nicht der schlechteste überhaupt. Das ist nicht mehr „so bad it’s funny“, das ist „so bad you’d rather have a Wurzelbehandlung ohne Betäubung“. Wundert mich ehrlich gesagt nicht, daß die almighty IMDB weder einen Eintrag über den Film noch über seinen Prinzipalverursacher Andre Feher (der sich im Nachspann mit einer fetten Credit-„Unterschrift“ feiern läßt, als sei er mindestens Francis Ford Coppolas angeheirateter Cousin dritten Grades) aufweist – wäre ich an diesem Film in irgendeiner Form, und sei es nur als Brötchenschmierer für den Catering-Dienst, beteiligt gewesen, würde ich seine Existenz ebenfalls tunlichst dementieren. Al Capone hat das wirklich nicht verdient…

Bildqualität: Zumindest hat sich CTI bei diesem Film wieder einmal dazu durchgerungen, den Hauptfilm auch als einen Titel zu zelebrieren, so daß wenigstens die von „Swap Meet“ oder „Horror Attack“ bekannten Hänger fehlen. Dafür ist das Bild aber trotzdem ausgesprochen grobkörnig und verrauscht. Lediglich die Farben können überzeugen. Insgesamt ein (Vollbild-)Transfer, der sich als Prädikat maximal „durchschnittliches VHS-Format“ verdient.

Tonqualität: Sowohl die deutsche als auch englische Tonspur liegen in zumindest anhörbaren Dolby-Digital-2.0-Fassungen vor. Insgesamt ganz brauchbar, aber wenig aufregend, da das Ausgangsmaterial nichts hergibt, womit sich die heimische Anlage (oder auch nur der Fernseher) ausreizen ließe. Zumindest sind beide Spuren rausch- und knisterfrei und gut verständlich.

Ausstattung: CTI läßt sich wie gewohnt nicht lumpen und liefert außer der englischen Tonspur das übliche reichhaltige Nichts an Bonusmerkmalen.

Fazit: Wer sich sowieso schon keine DVDs kauft, braucht auch diese nicht. In Anbetracht der Tatsache, daß „Kiss of Death“ nicht nur einer der schwachsinnigsten, sondern auch der langweiligsten als „Thriller“ getarnten Seifenopern ist, erschließt sich als Verwendungszweck für diese Disc höchstens eine der folgenden Alternativen: schicker Bierfilz, cooles reflektierendes Mobile für Kinderwiegen, Diskus für Sportfeste oder Kauknochen für Hunde. Das Ding ist schon nicht mal mehr als abschreckendes Beispiel zu gebrauchen… Lieber tausend Folgen „Springfield Story“ als nur noch einmal „Kiss of Death“.Ich habe fertig.

1/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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