King of the Lost World

 
  • Deutscher Titel: King of the Lost World
  • Original-Titel: King of the Lost World
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  • Regie: Leigh Scott
  • Land: USA
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Lt. Challenger: Bruce Boxleitner
    Ed Malone: Jeff Denton
    John Roxton: Rhett Giles
    Rita Summerlee: Sarah Lieving
    Dana: Christina Rosenberg
    Larry: Steve Railsback
    Olo: Chriss Anglin
    Natalie: Amanda Ward
    Tianka: Boni Yanagisawa
    Steven: Andrew Lauer


Vorwort

Abt. Willkommen im Irrenhaus

Wie sich sicher den Stammlesern dieser Seiten schon aufgedrängt hat, habe ich ein, hm, eher ambivalentes Verhältnis zu den Filmen der B-Movie-Werkstatt The Asylum. Ich hab bis heute noch keinen gefunden, den ich (nein, ich sage nicht „gut“, weil ich andere Ansprüche habe als so manch anderer Filmkucker) „unterhaltsam“ nennen würde, und trotzdem… ich will nicht sagen, dass ich Asylums Geschäftsgebaren respektiere (das Abkupfern bei mehr oder weniger erfolgreichen Blockbustern durch verwechselbare Titel und Logos gewinnt keine Fairnesspokale), aber andererseits freue ich mich natürlich persönlich, dass es nach wie vor kleine Klitschen gibt, die dafür Sorge tragen, dass doofen Internet-Reviewern wie mir der Stoff nicht ausgeht. Also habe ich ungeachtet der filmischen Katastrophen Jolly Roger – Massacre at Cutter’s Cove, Snakes on a Train und Dracula’s Curse Unmengen von Öre investiert, um mir nicht einen, nicht zwei, sondern DREI Asylum-Hobel zur baldigen Besprechung anzulachen. Den ersten davon müsst Ihr heute ausbaden…

„King of the Lost World“ – na, ein Schelm, wer Böses dabei denkt (aber immerhin sind die Asylum-Jungs dieses Mal nicht SO frech und nennen ihren Schmonzes „Sir Arthur Conan Doyle’s King of the Lost World“ – zuzutrauen wär’s ihnen gewesen), und vom Cover grinst uns ein freundlichen Riesenaffe an, der sicher nichts dagegen hätte, wenn man ihn mit einem gewissen Kong verwechselt. Da haben wir doch gleich ZWEI Motive für unseren heutigen Mockbuster (auch wenn „The Lost World“ doch schon gute drei Jahre nicht mehr verfilmt worden ist, und zuletzt auch nur als ziemlich doofe Fernsehserie). Mit Bruce Boxleitner und Steve Railsback geben sich immerhin zwei bekannte Nasen neben der üblichen Klapsen-Stammbelegschaft die Ehre (gut, Railsback dürfte heute vermutlich für eine Kiste Schnaps und zwei Stangen Zigaretten zu kaufen sein, aber Boxleitner? Der Babylon-5-Ruhm ist vergänglich…).

Mal sehen, was Meister Leigh Scott uns heute als (vermutlich unverdauliches) Menü auftischt. Ich wäre ja wirklich positiv geplättet, wenn der Streifen mir am Ende ehrlich Spaß bereitet…


Inhalt

Nachdem wir zu den opening titles schwelgerisch an einer generischen tropischen Landschaft vorbeigeflogen sind, machen wir auch sofort ernst – in jeder Hinsicht, denn ein grauer CGI-Klecks, eh, will sagen, ein hervorragend gerendertes 3D-animiertes Flugzeug mit Rauchwolke am Airplane-Hintern rauscht kurz an der Kamera vorbei und explodiert hinter der nächsten Bergkuppe.

Einen Umschnitt später sortieren in der (für einen Flugzeugabsturz mit GROSSER Explosion überraschend aufgeräumten) Kabine die Überlebenden ihre Knochen und, soweit noch lebendig, ihre Angehörigen, Freunde oder sonstigen Reisegefährten. Grübel… soweit, so „Lost“. Hatte gar nicht damit gerechnet, dass das „Lost“ in „Lost World“ hier so doppeldeutig ausgelegt wird. In einer breit angelegten Szene, die ich so oder zumindest seeeehr ähnlich im „Lost“-Pilotfilm schon mal gesehen habe, stellen sich am malerischen Sandstrand vor, in und unter Flugzeugtrümmern unsere prinzipalen Protagonisten vor. Doch bevor ich hierauf näher eingehen kann, ist es dringend erforderlich, dass wir uns um Flugbegleiterin Gloria kümmern. Die, fällt ihren aufmerksamen Kolleginnen auf, ist nämlich abgängig. Kein Wunder, hängt sie doch in lichter Höhe von zig Metern in einer Baumkrone rum und stutzt gewaltig, dass ihr Gesichtsfeld anstelle geschmackloser Flugzeug-Innendeko von jeder Menge exotischem grünen Blattwerk ausgefüllt wird. Aber das ist nicht alles bzw. noch nicht mal das wirklich Interessante. Das ist dann schon eher der schlappe 30 Meter große Riesenaffe, der mittels wirklich extrem schäbiger CGI (ich meine, das Vieh ist halbwegs okay animiert, aber es ist so „fuzzy“, d.h. unscharf, dass keine klaren Konturen auszumachen sind) auf sie zuprescht. Da Gloria peinlicherweise noch in ihrem ausgerissenen Flugzeugsitz hockt und den Gurt ordnungsgemäß verschlossen hat (schließlich ist das „seatbelt“-Sign bestimmt noch nicht ausgegangen), sieht’s mit Flucht schlecht aus. Gloria fummelt hysterisch am Gurtschloss (Stewardessen sind halt doch keine Hellchen. Ein Flugzeug-Gurt kann normalerweise von einem ganzkörperamputierten Enthirnten innerhalb von zwei Sekunden geöffnet werden), scheitert schmählich und wird von Kong, äh, dem mysteriösen Riesenaffen, en passant aus dem Baum gepflückt und als willkommene Leckeri-Abwechslung zum herkömmlichen Speiseplan dem äffischen Verdauungsprozess hinzugefügt. Wir wünschen guten Appetit.

Also, zurück zur Absturzstelle, wo zwei heldenhafte Alpha-Männchen dabei sind, den Überlebenden ihren moralischen und sonstigen Support aufzudrängen, nebenher aber aufmerksamerweise bemerken, dass das Cockpit ihres Flattermanns fehlt (auch das hab ich, dünkt mir, schon mal irgendwo gesehen. Und übrigens – es NERVT, dass in der deutschen Synchro, die ich mir angetan habe, weil der englische O-Ton mal wieder viel zu leise ist, das Wort „Flugzeug“ offensichtlich nicht existent ist und konsequent durch „Flieger“ ersetzt wird). Das ist insofern schlecht, alldieweil dort berechtigerweise das Funkgerät vermutet wird. Dieweil also unsere beiden Hero Guys allerlei kleine Heldentaten vollbringen (gestrauchelten Mädchen die oberflächlichen Fleischwunden verbinden, nachdem sie sie unter Wrackteilen herausgeklaubt haben usw.), freut sich eine taffe Powerfrow Marke Relic Hunter meets Lara Croft (erkennbar daran, dass sie in Tropen-Shorts rumläuft) mindestens anderthalb Möpse ab ob der trostlosen Situation und fotografiert, als wär’s ein Wettstreit japanischer Terror-, äh, Touristen. Die Hero Guys haben indes ein weiteres Opfer gefunden – einen graumelierten Herren in einer vage pilotenuniformmäßigen, äh, Uniform, der die Hilfeleistung eher grantig quittiert und auf keinen Fall von seinem Metallkoffer ablassen will (Welcome, Bruce Boxleitner!) Die Hero Guys zucken mit den metaphorischen Achseln und beschäftigen sich mit anderen Problem, so z.B. der wohlbegründeten Hypothese, dass ihr „Flieger“ die nahegelegene Hügelkuppe gestreift habe und demzufolge der Rest der Maschine auf der anderen Seite notgeparkt haben könnte. Bei der Gelegenheit macht man sich bekannt – Hero Guy #1, der Typ herzhafter Haudegen, ist niemand anderes als John Roxton (Arthur Conan Doyle legt die erste Grabrotationsschicht ein), Hero Guy #2, vergleichsweise ein echter Softi, ist Ed Malone (Arthur Conan Doyle legt die zweite usw.; wenn er noch wüsste, dass Lara-Croft-Relic-Hunter-Fotografen-Girl auf den Namen Rita Summerlee hören würde und der Pseudo-Piloten-Grauschläferich mit dem Koffertick vorgeblich den Namen „Challenger“ im Perso stehen hat… you get the point. Roxton und Malone haben wenigstens ansatzweise die Charakterschablonen aus der Vorlage). Also erklimmen unsere Recken tapfer den Hügel und blicken gebannt auf das Panorama, das sich ihnen bietet – ein hübsches Digital Matte einer riesengroßen tropischen Landschaft of sorts, und ein paar Kilometers weit weg glänzt metallisch ein Flugzeugbestandteil.

Man kehrt zurück zu den anderen Überlebenden, wo John aus eher unerfindlichen Gründen Panik & Hysterie zu verbreiten beabsichtigt – er will so schnell wie möglich von der Absturzstelle weg, weil „es hier nicht sicher ist“. Ein bärtiger Typ sowie ein Quotenneger (tschuljung) wagen es, erstens diese fachmännische Expertise in Frage zu stellen und zweitens überhaupt sich mal vorsichtig zu erkundigen, wer gestorben ist und John Roxton zum neuen Chef erklärt hat. „Ich“, grunzt Roxton selbstgefällig und weist darauf hin, dass seiner Ansicht nach das noch existierende Triebwerk der Maschine jeden Moment explodieren könnte (der hat die falschen „Lost“-Folgen gesehen. Wird vielleicht mal einer reingesaugt, aber da explodiert doch nix…). B.G. und Q.N. sind weiter skeptisch – Rettungsflieger (stöhn) würden gemeinhin in der Gegend der Absturzstelle suchen. John hat aber wohl im Drehbuch gespickt und stellt die entwaffnende Frage: „Welche Rettungsflieger?“ (Man sollte sich vielmehr die Frage stellen, warum er darauf kommt, dass KEINE kommen sollten). Es kommt, wie’s kommen muss – die Überlebenden spalten sich in zwei Lager auf. Eins, nicht mal ein Dutzend Peoples stark, glaubt Roxtons unbürokratischer Panikmache, der Rest will zurückbleiben. Unter den Roxton-Jüngern sind praktischerweise sämtliche in der Folgezeit wichtige Protagonisten, also auch Rita (die sich mittlerweile auch noch den Rest des Dekolletées abfreut, weil sie eine „Story“ wittert. Der Einwand ihres Reisegefährten, dass sie beide auf der Lohnliste eines Reisebüros und nicht der New York Times oder wenigstens der Weekly World News stehen, zieht nicht). Da Roxton ein semilogisches Argument zu seinen Gunsten aufgetan hat – Rettungstrupps würden am ehesten da suchen, von wo das Notsignal kommt, also vom Cockpit – beordert sogar B.G. sein treues Eheweib, mit Roxton zu gehen, dieweil er am Strand ausharren will. Q.N. gibt den Abwanderungswilligen noch ein launiges „Der Dschungel ist gefährlich, ihr werdet sterben“ mit auf den Weg, aber Roxton ist sich sicher: „Nicht heute, mein Freund, nicht heute!“ (vielleicht sollte er eher sagen „nicht alle“).

Und so hiked das dreckige Dutzend also los über Stock und Stein. B.G.s Eheweib überlegt sich’s schon nach gefühlten zwanzig Metern anders und will zurück zu Männe. Kann man nix machen, schulterzuckt Roxton, aber zurücklaufen kann sie gefälligst allein. Ein wahrer Seelsorger. Durch den wilden Dschungel geht die Reise, vorbei an idyllischen Teichen mit noch idyllischeren Mini-Wasserfällchen und ganz besonders idyllischen Riesen-Spinnennetzen. Rita fotografiert eifrig, aber niemand scheint den sich doch irgendwie aufdrängenden Gedanken zu haben, dass Riesen-Spinnennetze, ganz besonders nach B-Movie-Logik, zumeist in engem Zusammenhang mit Riesenspinnen stehen. So auch hier. Das CGI-animierte Miststück schnappt sich einen unvorsichtigen Kameraden (könnte Ritas Reisegefährte gewesen sein, aber da wir uns bei Nebenfiguren nicht mit Nebensächlichkeiten wie Namen aufhalten… *shrug*) und zerrt ihn in die Baumwipfel. Was drei Sekunden später wieder – von Roxton und Malone assistiert – wieder auf den Boden klatscht, ist ein fix und fertiger Kokon. „Vielleicht kann man ihm noch helfen“, wird unangebrachter Optimismus ausgepackt, dito der Kokon. Was drin ist, ist aber leider schon mehr oder weniger geleeförmig und daher für den weiteren Filmverlauf eher nicht zu gebrauchen. Schplot. Das tragische Ableben des Gefährten dämpft die allgemeine Stimmung, aber zu großer Trauerarbeit ist leider keine Zeit, da die Spinne mißmutig auf den Entzug ihres Abendessens reagiert und erneut angreift. Malone kann in letzter Sekunde ausweichen, aber die ballistische Flugkurve des (an seinem Spinnfaden schwingenden) Arachniden versetzt ihn (den Achtbeiner also) in die Lage, Rita am Bein zu kratzen. Davon kommt bestimmt auch nix Gutes. Diese erneute Attacke motiviert unsere Reisegruppe, die Beine (speziell die hübschen und vom Kameramann oft und gern liebevoll ins rechte Bild gerückten der Mädels) in die Hand zu nehmen.

Sapperlot. Grad mal zwölf Minuten um und ich fühle mich schon more entertained als bei allen bisherigen von mir gesichteten Asylum-Filmen zusammengenommen. Nicht, weil das alles sonderlich clever wäre, aber es macht bislang Laune. Zu blöd, dass die Filmemacher noch ’ne gute Stunde Zeit haben, diesen Eindruck zu revidieren.

In gespannter Stimmung wird also weiter durch den Dschungel getrekked. Dana, ein Mädel mit valley-girl-Attitüde (sie wird uns später auch verraten, dass sie aus Kalifornien stammt), freaked angesichts eines vage spinnenförmig aussehenden Geästs mittelprächtig out, wird aber von Roxton mit seiner patentierten Atemtechnik-Schule wieder beruhigt (wäre die Tussi blond, wäre das mit dem „Einatmen/Ausatmen“ noch lustiger, höhö). Roxton gibt die Devise aus, dass niemand nix anfassen darf und eigenmächtige Ausflüge ins Gebüsch zu unterbleiben haben, was allgemein als sinnvoll angesehen wird. Endlich erreicht die Truppe das Cockpit. Meinereiner ist skeptisch – das Cockpit liegt Nase-Richtung-Strand, wo der Rest des „Fliegers“ eher landinwärts gerichtet ist. Halloo? Kann doch selbst bei wildesten Mid-Air-Explosionen kaum hinkommen… Zur Ehrenrettung des Films – es ist nicht das richtige Cockpit, denn Hellbirne Roxton fällt auf, dass das Cockpit bereits mit diversem tropischen Grünzeug bewachsen ist und SO schnell wächst das Unkraut nicht mal auf Monster Island oder bei den Bruchlandungskollegen von „Lost“. Es ist ein anderer „Flieger“ (argh), noch dazu einer, bei dem Funkgerät und Black Box mysteriöserweise fehlen. „Zwei Flieger am gleichen Ort?“, wundert sich Malone und Roxton ist’s gewiss – „Das ist kein Zufall!“ (Und wenn aber doch?). „Wir sind im Arsch“, diagnostiziert Rita. Roxton ist anderer Meinung – das richtige Cockpit kann nicht weit weg sein, von wegen der Hügelkuppengeschichte. Angesichts der hereinbrechenden Nacht wäre er dafür, im falschen Flieger das Nachtlager aufzuschlagen. Dies stößt wider Erwarten auf Opposition – man könnte doch genau so gut die Zeit nutzen und weitersuchen. Roxton muss auf den Umstand hinweisen, dass der Dschungel vor nachtaktiven Raubtieren nur so strotz und ein gut getimeter GROWL aus dem Unterholz sorgt dafür, das sehr schnell alle dafür sind, die Nacht im sicheren Flugzeug auszusitzen.

Nach einer kurzen Diskussion über Airline-Erdnüsse kümmern wir uns um Rita bzw. ihre spinnengeritzte Laufstelze, die ungesund aussieht. Rita aber ist, wir erinnern uns, taffe Powerfrow und von derart Lappalien nicht im Geringsten aus der Bahn zu werfen. Womit wir uns eigentlich auch mal dem top-gebillten Star widmen könnten. Der, Challenger also, klammert sich immer noch an seinen Koffer und krabbelt, argwöhnisch beäugt von Roxton & Co., in die Kabine – auch er wollte doch nicht am Strand bleiben, lässt aber sofort feindselig durchblicken, dass er auf die Unterstützung der Roxton-Gruppe nicht angewiesen ist. Umgekehrt aber vielleicht schon, denn obwohl klar ist, dass Challenger nicht hier ist, um Freundschaften für’s Leben zu schließen, rät er, die Black Box des abgestürzten Fliegers zu suchen, da diese ein permanentes Notsignal aussendet. Hätte er Daten über Flughöhe und Reisegeschwindigkeit vor dem Absturz, könnte er sogar ungefähr berechnen, wo zum Geier man grade ist. „Sind sie von der Flugsicherheit?“, erkundigt sich Rita. „Sowas ähnliches,“ weicht Challenger aus und verteigt sich zu der vorsichtigen Schätzung, das Cockpit könne nicht mehr als 50 Meilen entfernt sein. „Und ich hatte schon Angst, es könnte weit sein“, ergeht sich Rita in Sarkasmus, dabei ist Challenger noch gar nicht fertig – „in jeder Richtung“. Which is not exactly good news.

Zumal das Flugzeugwrack dem Zustand eines Asylum-Drehbuchautoren ähnelt – es ist nicht ganz dicht (harhar). In der bodenlosen Naivität von B-Film-Protagonisten beschließen unsere Helden, dass es sinnvoller ist, in der stockfinsteren Nacht im gefährlichen Dschungel nach Palmblättern etc. zum Dachdecken zu suchen als mal ein bisschen angefeuchtet zu werden. Das kann nur ein böses Ende nehmen und nimmt’s denn auch schnell. Denn nicht nur die Fauna hier ist bösartig, auch die Flora, in Form von sichtlich carnivoren Killer-Lianen, die sich ein Gruppenmitglied schnappen und in Richtung Baumkrone zerren (da offensichtlich zur gleichen Zeit ein Erdbeben mit mindesten Stärke 13,5 auf der nach unten offenen Kotz-Skala ausbricht, ist es der Kamera leider nicht möglich, eine Zehntelsekunde lang still zu halten, damit man als Zuschauer mal mitkriegen könnte, WER da gerade gefressen wird o.ä.). Roxton versucht dem Unglücklichen zu helfen, but to no avail. „Weg hier“, empfiehlt er daher diplomatisch. Eine Ecke weiter entdecken unsere Freunde Ed, der in einer Fallgrube hockt (war das der Typ an der Liane? Wenn ja, well done, movie. Wäre schön, wenn man sowas mitkriegen würde. Hätte ja in der Szene nur mal einer „Malone!“ schreien müssen). Dem geht’s gut, er hätte nur gern ein Seil zum Wiederrauskrabbeln. Während Roxton & Co. noch improvisieren, entdeckt Malone eine Leiter (!), die man uns leider nicht im Bild zeigen kann. Außerdem sollen sich Roxton und die anderen dringlich was ansehen… selbiges ist ein von einem Fallgrubenpfahl durchbohrter Saurier (wissenschaftlich-fachkundig als „Drache“ bezeichnet). Da noch anderweitiges Gespeere mit eingeritzten Stammeszeichen rumsteht, ist man sich schnell einig, dass es sich bei dieser Grube um eine absichtlich angelegte Falle handelt (ach). Dana bekommt beim Anblick des gepfählten Dinos erwartungsgemäß einen weiteren hysterischen Anfall, nun aber übernimmt es Malone, die Panikerin zu beruhigen (Arbeitsteilung, so lob ich mir das).

Während dieser dramatischen Ereignisse im Dschungel wird die Gruppe am Strand von einheimischen Wilden (die aber unter ihrem Kalkleisten-Make-up verdächtig kaukasisch wirken) überfallen und fortgeschleppt (solange sie niemand als „die Anderen“ bezeichnet, bin ich zufrieden).

Unsere eigentliche Heldengruppe rastet dieweil in der allgemeinen Unsicherheit des Urwalds. Rita pennt, wird aber von einem über ihren Körper krauchenden Skorpion geweckt – sie trägt’s aber mit erstaunlicher Fassung. Roxton bietet ihr Frühstück an. Rita würde schon gerne wissen, was sie da essen soll, aber „wenn ich’s dir sage, isst du’s nicht mehr“, geht er von ihrem empfindlichen Magen aus. Er muss aber – es handelt sich um einen Baum-Pilz und obschon ich Pilze jeglicher Form und Gestalt verachte, inkl. Fußpilz, könnte ich mir in vergleichbarer Situation ekelhaftere Dinge vorstellen. Rita eekt trotzdem und Roxton muss vorkosten. Scheint auch ihm nicht wirklich zu munden, aber Rita genügt erstens der Beweis, dass man nicht beim ersten Bissen vom Pilz tot umfällt und außerdem will sie vor Roxton nicht als Weichei dastehen. Mitten im verdauungsfördernden Smalltalk kippt Rita urplötzlich aus den Latschen. Liegt natürlich daran, dass sich der Spinnenkratzer ordnungsgemäß entzündet hat. Hättsiesichjadenkenkönn‘. Roxton weiß Rat – die Wunde muss ordentlich ausbluten und Challenger, der hat doch ein Messer? Malone soll’s apportieren, starrt aber in den Lauf von Challengers Wumme. Aber alter Philanthrop, der Challenger nun mal ist, rückt er sein Jagdmesser doch freiwillig heraus. Das Herumfuhrwerken in der Wunde bleibt in einem unerwarteten Anfall von filmemacherischer Zurückhaltung off-screen. Jetzt würde Roxton gerne noch desinfizieren, aber einen Erste-Hilfe-Koffer hat natürlich wieder keiner dabei. Einer bislang (und auch in der Folgezeit) nicht weiter aufgefallenen Frau mit akzentmäßigem hispanischen Hintergrund fällt ein, dass bestimmte tropische Maden desinfizierende, da bakterienfressende Wirkung haben. Flugs wird ein wenig im Boden gescharrt, das nächstbeste wuselnde Kroppzeug gepackt, auf und in die Wunde gequetscht (jetzt gibt’s keine Zurückhaltung mehr) und ein improvisierter Verband drumgewickelt. Nur die Schlangenheilkunde in Virgins of Hell war besser… Die Hispano-Amateur-Dokteuse gibt zu bedenken, dass Rita eine Weile lang leicht bis am besten gar nicht auftreten, ergo liegen bleiben sollte, aber Roxton drängt zum Weitermarsch und setzt sich, da Rita, wieder unter den Lebenden, auch nix dagegen hat, durch.

Weiter geht’s also, aber man ist nicht allein. Per nettem shot in die Vogelperspektive erkennen wir, dass so ’ne Art Pterodactyldingens über den Köpfen der Helden herumschwirrt. Und auch über denen von Challenger plus einem Typen in Anzugresten und Krawatte, die sich vom Rest der Truppe unerlaubt (außerdem grundlos, unbeachtet und vom Script weiter nicht verfolgt, einen Umschnitt weiter ist wieder alles beisammen). Challenger ballert mal probehalber auf das Flugwesen, aber sein Begleiter, wer immer es auch sein mag, empfiehlt, die blauen Bohnen doch für den nächsten Angriff von „Riesenkäfern“ aufzuheben (als ob’s schon einen gegeben hätte…).

Erfolgreich (und, wie gesagt, unbeachtet) wiedervereinigt, latscht unsere Truppe an einem gigantischen Affen-Fußabdruck vorbei – der Abdruck ist sogar SO groß, das unsere tapfere Heldenstreitmacht überhaupt nicht realisiert, dass da was ist, nur der aerial view zeigt dem geneigten Zuschauer das ganze Bild (ein durchaus immer wieder eindrucksvolles Visual, auch respektabel umgesetzt… einzig, dass der Fußabdruck zu „cartoonig“ geraten ist, stört die Stimmung dieses ansonsten wirklich gut gemachten Shots. Naja, und natürlich die Tatsache, dass der Fußabdruck ungefähr 20 Meter lang ist, der Riesenaffe also dann hochgerechnet so 120 Meter hoch sein müsste. Der krabbelt nicht mehr am Empire State Buildung hoch, der benutzt es als Zahnstocher…). Seltsame Markierungen an den Bäumen bringen Roxton zur Überzeugung, dass man geradewegs auf eine weitere Fallgrube zusteuert. Recht hat der gute Mann, wobei seine Auffassungsgabe aber auch nicht überbewertet werden soll, denn DIE Grube ist kaum zu übersehen – Ausschachtungarbeiten für eine doppeltunnelige U-Bahn sind dagegen Sandkastenspiele. Dana und Flugbegleiterin Blondie (tschuljung, mit den Namen hat’s der Film nicht so… so mancher Charaktername erschließt sich erst fünf Minuten vor dem Abspann) sind sich jedenfalls drüber einig, dass sie gar nicht so genau wissen wollen, WAS man in dieser Grube fangen will.
Der vorhin Challenger begleitende Schlipsträger fällt etwas zurück und wird von vermutlich pflanzlichen Tentakeln geschnappt – es spricht wirklich nicht für den Burschen, dass sein grauslicher Abgang sprichwörtlich von keiner alten Sau bemerkt wird. Tscha, life sucks and then you die. Ist aber auch irgendwo verständlich, denn schließlich haben Rita und Roxton gerade einen schweren Fall von character moment. „Du bist Arzt,“ vermutet Rita (der mittlerweile auch aufgegangen zu sein scheint, dass Roxton ein bisschen sehr nach einem gewissen „Lost“-Charakter modelliert ist… dann müsste Rita logischerweise polizeilich gesucht werden). „Sowas ähnliches“, gesteht Roxton zu, aber eigentlich „ein bisschen was von allem“. „Ein Abenteurer also“, schlussfolgert Rita in zweifelhafter weiblicher Logik, bevor sie „gesteht“, dass sie ohne ihre Kamera nicht leben kann (würde ich einem Asylum-Film psychologischen Tiefgang zutrauen, täte ich postulieren, dass Rita durch die Kamera Distanz zwischen sich und ihre Umgebung bringen will). Unerwarteterweise taucht Schlipsträgers Leiche am Wegesrand auf, findet aber hochgradig ironischerweise IMMER noch keine weitere Beachtung, weil Flugbegleiterin Blondie eine Entdeckung gemacht hat. „Ich hab den Flieger gefunden!“ Leider ist Flugbegleiterung Blondie haarfarbenentsprechend auch Flugbegleiterin Blödi und der lebende Beweis, dass es ein Fehler war, nicht nur die Größenbestimmungen für Stewardessen aufzuheben – die Intelligenztests waren noch wichtiger. Man bzw. frau muss schon ausgesprochen dämlich sein, wenn man freudestrahlend auf ein KOMPLETTES Flugzeug von Bug bis Leitwerk zeigt, aber eigentlich nur den vorderen Teil eines „Fliegers“ sucht (aus dem Rest ist sie schließlich mit den anderen rausgekrabbelt). Der Rest der Gruppe ist schon etwas kompetenter – man identifiziert den Flieger (ächz) sogar als Bomber (eine Flugbegleiterin kann einen Militär-Bomber nicht von einem zivilen Passagiermaschine unterscheiden? Wer trägt die eigentlich jeden Morgen zur Arbeit?), Challenger versteigt sich sogar zur Typbezeichnung F-18 (und liegt damit übrigens falsch). „Das war unser Rettungsflieger“, seufzt Rita und erweist sich als Blondie nur geringfügig zerebral überlegen, denn die Kiste ist auch schon mit diverse Grün- und sonstigen Schlingpflanzen bewachsen (survival of the fittest propagiert der Film auch nicht grade…). Challenger ist aber ganz heiß auf den Bomber und kraxelt drauf rum, als wüsste er, was er täte, während Malone glatt einer abgeht, weil die Bomben noch montiert sind. Man könnte – das Funkgerät der Maschine fehlt übrigens – ja theoretisch die Bombe zünden und als „Notsignal“ verwenden, tja, wenn man den wüsste, wie man eine Bombe zündet. Malone weiß es nicht. Challenger vielleicht schon und eher grummelnd lässt sich der Uniformträger dazu herab, die (schnell abmontierte) Zündvorrichtung zu untersuchen. Malone will helfen, aber Challenger lehnt dankend ab: „Sie könnten mir helfen, aber das ist alles streng geheim und ich müsste sie hinterher erschießen.“

Rita ist eifersüchtig auf Challenger – „er hat eine Kanone und Zigarren!“. Aber kein glückliches Händchen für Zündsystemreparaturen, er kapituliert. „Können sie’s nicht reparieren oder wollen sie’s nicht?“, gretchenfragt Roxton. Tja, Fragen über Fragen. Malone hat schon wieder eine neue Idee – wenn man die Bombe schon nicht zünden kann, könnte man doch vielleicht ihr Leitsystem in einen Notsender umbauen (das könnte vielleicht Mr. Spock). Möglich, meint Challenger, aber er kann’s nicht. Malone will’s probieren, schließlich ist er „Diplom-Ingenieur“, und damit natürlich qualifiziert, auch komplexe elektronische Systeme mit Faustkeil und Bärenmesser umzuprogrammieren (das ähnelt der aus B-Filmen bekannten Tatsache, dass Ärzte z.B. jedes medizinische Fachgebiet von Dermatologie bis Gehirnchirurgie beherrschen und alles, was irgendwie „Wissenschaftler“ ist, universell begabt von Quantenphysik bis Botanik sein MUSS). In Ermangelung einer besseren Idee überredet Roxton Challenger, Malone das Gerät zu übergeben (ist es jetzt nicht mehr top secret?), nicht ohne aber einen undurchschaubaren Anstarrer zu kassieren. „Wir müssen höher rauf“, weiß Malone (hm, wäre es nicht vielleicht sinnig, das Ding erst mal so zu konfigurieren, damit das „höher rauf“ nicht umsonst ist? Und ja, ich erinnere mich wieder an eine gewisse Serie mit ähnlichem plotpoint).

Also Bergsteigen. Für’s Nachtlager quartiert man sich in einer Höhle ein. Challenger öffnet seinen Koffer und versteckt ein daraus hervorgeholtes Gizmo (nicht, dass ihm Rita, Dana und Blondie dabei nicht angeregt zukucken würden) unter seinem Hemd. Malone fummelt am Leitsystem der Bombe rum und ist eher pessimistisch, was seine Erfolgsaussichten angeht. Wahrscheinlich kriegt er’s eh nicht hin und wenn, bräuchte er einen Satelliten-Uplink und wenn das funktionieren sollte, kann’s vermutlich eh nur die Armee empfangen und die wird damit nix anfangen können, weil das Gerät aus den 70ern stammt und niemand mehr die richtigen Protokolle dafür gespeichert hat… hm, also wenn du das so siehst, Keule, dann kannste es ja gleich lassen. Mit der negativen Einstellung wird das eh nix.

Challenger fuchtelt mit seiner Knarre rum und erklärt auf Ritas Anfrage, dass das alles irgendwie seine „Arbeit“ sei. „Ist Arbeit jetzt wirklich noch wichtig?“, fragt Rita, die sichtlich keinerlei Sinn für Prioritäten hat. Blödiblondie verabschiedet sich wg. Hunger und subsequenter Essensuche, dieweil Malone und Roxton die Sach- und Rechtslage ausdiskutieren. „Ich glaube, das hier ist gar kein Ort,“ philosophiert Roxton und täte, wäre er in „Lost“ jetzt wieder die „Fegefeuer“-Theorien anheizen. Aber Roxxi hat zumindest einen nicht völlig von der Hand zu weisenden Anhaltspunkt. Man ist an einem Strand abgestürzt – Strände hat das Amazonasgebiet nur an der Ostküste (hätten wir bis dato gewusst, dass es sich um das Amazonasgebiet handeln sollen, hätten wir eventuell soweit mitdenken können), die Gruppe sei ins Landesinnere, also ergo nach Westen marschiert, die Sonne geht aber HINTER ihnen (also im Osten) unter (das kann auch nur bedeuten, dass der Regisseur genau so blöd ist wie Roy Kellog bei John Waynes „Green Beret“-Schinken…). Alles rather mysterious and stuff – es ist also schon mal rein geographisch-naturwissenschaftlich was faul im Staate Dänemark. Leider muss die weitere Aussprache vertagt werden (Malone und Roxton, die zutreffend die Intelligenz ihrer Reisegefährten als vernachlässigbar einschätzen und spekulieren, dass die von selber nie drauf kommen werden, beschließen, das Thema auch erst mal als geheime Verschlusssache zu betrachten), weil programmgemäß drei Ecken weiter Blödi kreischt. Aber wenigstens aus gutem Grund – Riesenskorpione greifen an! Und fressen irgendeinen namenlosen Typen aus der dritten Reihe. Roxton versucht, den Kampf zu organisieren, aber — WHAT THE BLOODY HELL??? Actually, I’m impressed – bei Minute 41 serviert unser Film frisch-fromm-fröhlich-frei-ungezwungen den bisher amtierenden Helden ab. Roxton, der sich bislang sicherlich für ein Musterexemplar der Hero Death Exemption hielt, kuckt deswegen auch recht blöd, als er von einer Skorpionschwanzspitze aufgespießt wird. Rita kommt – für ihre designierte love interest aber den entscheidenen Moment zu spät – auf die Idee, das Blitzlicht ihrer Kamera als „Waffe“ einzusetzen; und tatsächlich, drei Meter lange Skorpione scheißen sich vor einer tranfunzeligen 5-Watt-Blitzbirne in die Hosen und ziehen Leine. Im ganzen Kampfgetümmel geht völlig unter, dass Blödi von unseren freundlichen Kalkleisten-Wilden gedoofnappt wird. Unter Challengers Führung (der sogar probehalber ein paar Mal auf die Skorpione geschossen hat) gelingt dem Rest der Truppe die Flucht aus der Höhle, aber auch nicht weiter. Draußen vor der Tür steht die Abordnung der lokalen Trachtengruppe Speer bei Fuß und nimmt ohne viel Federlesens die ganze Belegschaft gefangen.
Die Gefangenen werden ins Dorf der Wilden geführt (die Wilden residieren übrigens, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, dem optischen Anschein nach in gigantischen halbierten Kokosnussschalen. Naja, wenn hier die Affen schon 120 Meter groß werden, kann’s ja auch Riesenkokosnüsse geben. My disbelief is suspended.) So viele sind’s eh nicht mehr – Challenger, Malone, Rita, Dana und Blödi (das allein ist schlimm genug. Gestandene Abenteurer wie Roxton hat’s erwischt, aber die Doofblinse darf weiterleben. Stöhn). Der Obermufti des Stammes sieht unter seinem Kalkleisten-Make-up auch verhältnismäßig un-primitiv aus, schmaucht an seiner Pfeife und labert seine Gefangenen in einem irgendwie auf dem spanischen Idiom basierenden Kauderwelsch zu (zumindest soll’s wohl Kauderwelsch sein, weil bis auf Challenger alle so kucken wie der Doc, wenn er einen besoffenen Finnen in seiner Landessprache gröhlen hört, aber es ist meines Erachtens eine Art Pidgin-Spanisch). Challenger outet sich zur Verblüffung seiner Gefährten als der Landessprache mächtig und rhabarbert über „monstros in cavernos“, was den Häuptling (Olo heißt er, wie man uns noch verraten wird) aber verhältnismäßig kalt lässt. Vielmehr lässt er die Gefangenen in eine mit Bambusgattern verriegelte Höhle sperren. Dort allerdings sitzt schon einer – bzw. versteckt sich vor den Neuankömmlingen. Dana versucht, den Kerl, einen Kaukasier mittelalten Zuschnitts, der allerdings nicht halb so runtergekommen aussieht wie’s für einen Typen, der seit ein paar Monaten von Wilden gefangen gehalten wird, statthaft wäre, zu beruhigen. Der Knabe ist allerdings eindeutig mental jenseits von Gut & Böse und zu keinen sinnvollen Auskünften, z.B. was seinen Namen, den Ort hier und überhaupt Sinn und Zweck des ganzen Prozederes zu gebrauchen. Seiner bescheidenen Ansicht nach befindet sich die ganze Troupé „in der Hölle“ und hat keine Überlebenschancen, dafür aber jede Menge Schmerz zu erwarten. Challenger mag sich solchen Schwachsinn nicht anhören (auf „Lost“-Messageboards hätte der auch keine Freunde) und blafft den armen Bekloppten wie der typische bad cop beim Verhör an, inkl. Rumschubsen. Die harte Methode hat ihre Vorzüge, denn nun fällt dem Loony doch ein, dass die Gefangenen sich schon mal seelisch auf das „Opfer“ vorbereiten können. Denn Opfer locken die „Windleute“ an (hm, das dürfte dann wohl die Pteros sein), die halten „IHN“ („Ihn, der hinter den Reihen wandelt?“ Captain Chaos? Oder doch nur den Riesenaffen…) fern, und vor „IHM“ haben die Stammesbrüder nun mal richtig Muffe. Die Nachricht muss erst mal sacken, bis Malone was anderes ein- und auffällt – Challenger beherrscht die Sprache der Hiesigen? Noch ist aber der Geheimnisträger nicht bereit, die Katze aus dem Sack zu lassen. Mehr, als dass es mit seiner Mission zu tun hat, will er sich nicht aus dem Nasenloch popeln lassen
.
Zumal andere Dinge dringender sind – so werden die Girls nämlich aus der Höhle gehasselt und von Stammesgirls, ähm, vorbereitet. Leider ist offensichtlich Blödi die einzige Darstellerin, die sich keine No-Nudity-Klausel in den Kontrakt hat schreiben lassen und ist daher auch die einzige, die erfolgreich ihres Oberteils entledigt wird. Die Stammesladies, die diese dankbare und stellt Aufgabe übernehmen, schlabbern sie darüber hinaus ab und malen ihr ein blaues Symbol auf die Stirn. Zudem werden sie identifiziert – und zwar als Mit-Abgestürzte! Hier geht foul play von statten, und besonders Rita wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, hier ausgezogen und markiert zu werden, zumal das Verständnis der drei Grazien dahingehend geht, hier für’s Opfer vorbereitet zu werden. Rita ist jedenfalls widerspenstig genug, um der Behandlung nicht unterzogen zu werden – dabei wäre die Renitenz gar nicht notwendig gewesen, denn zwischenzeitlich hat man Malone ebenfalls aus der Höhle gezerrt und verpasst ihm ein etwas einprägsameres Mal, nämlich ein Brandzeichen!

Dieweil spekuliert jemand darauf, dass es Challenger in der Höhle ohne seine Gefährten zu langweilig wird – eine gewisse Tianka lässt ihn sich zuführen und redet ihn in klarem, akzentfreien Deutsch (bzw. Englisch) an. Challenger identifiziert Tianka als angetrautes Eheweib des Häuptlings Olo, aber Tianka korrigiert: „eine seiner Frauen“. Offensichtlich ist Tianka mit diesem Arrangement eher unzufrieden und macht sich Hoffnungen, Challenger könnte auf ihrer Seite eine kleine Stammesfehde vom Zaun brechen.

Während also gehaltvolle innenpolitische Diskussionen geführt werden, finden sich Rita und Malone in der Höhle werden. Da keiner ein Nintendo DS oder wenigstens einen iPod dabei hat, entscheiden sich die beiden zum Zeitvertreib für ein wenig Exkursion im weitschweifigen Höhlenareal. Dabei stoßen sie auf die Lösung eines im Filmverlauf aufgeworfenen Mysteriums (enjoy it while it lasts, viel mehr Geheimnisse werden wir hier nicht aufklären) – irgendjemand hat nämlich in einer Neben-Höhle (äh) eine Art Funk- und Radartechnikelefantenfriedhof angelegt (was die fehlenden Geräte in den Flugzeugwracks erklärt, gelle?). Malones rhetorische Frage nach dem Urheber der Elektroschrottsammlung wird sogleich beantwortet – niemand anderes als der Loony ist zuständig. In einem bezaubernden Anfall von „Continuity? What the fuck is continuity?“ erläutert Loony, dass er (als Gefangener in einer abgesperrten Höhle, you remember) regelmäßig durch den Urwald streift, die Technik der abgestürzten Flattermänner ausbaut und hofft, daraus einen funktionierenden Sender basteln zu können. Einige wichtige Einzelteile würden aber noch fehlen. Rita verdient sich eine Ehrenmedaille des Clubs der MdEOT und stellt verblüfft fest: „Sie sind AUCH hier abgestürzt?“ (Nein, weiße Männer mit Dachschaden wachsen hier an den Palmen. Blöde Tussi). „Die Hälfte der Leute hier ist abgestürzt“, erläutert Loony (und die andere Hälfte?). Malone fällt ein, dass die Geräte aus dem Cockpit ihres Fliegers noch dort vorhanden sein müsste und mit deren Hilfe könnte, wenn’s Loony schon nicht schaffen sollte, er (Dipl.-Ing, gelle) einen Sender zusammenpfriemeln könnte. Loony weiß sogar, wo das Cockpit liegt, den Plan, die dortigen Geräte zu klauen, hatte er auch schon, nur hätte blöderweise „er“ ihn nicht gelassen. Wer zum Kong noch mal ist denn nun „er“, fragen sich unsere Helden. „Er… Er ist der Tod von uns allen“, kryptisiert Loony (denn einfach sagen: „naja, da streift ein 100-Meter-Riesengorilla rum und frisst Leute“ wäre ja auch zu simpel. Würde höchstens Joe D’Amato so handhaben. Insider-Joke). Der ganze Dialog wird von einem Kalki argwöhnisch beobachtet und mitgehört (und theoretisch könnte man aus dem Umstand, dass mindestens die Hälfte der Stammes-Kalkis Englisch sprechen sollte, einen netten kleinen Plot-Angle basteln. Aber nur theoretisch).

Anderswo werden inzwischen wilde Riten und fremde Rituale gefeiert. Hauptdarstellerin ist Dana, die man an eine Art Holz-Tisch-Dingens gefesselt hat und der die bereits dem Heimteam beigetretenen Kolleginnen lecker ekligen Glibber einflößen.

Tianka und Challenger sind noch am Quatschen. Tianka unterbreitet Challenger den reizvollen Vorschlag, ihn von der Opferung zub ewahren. Die anderen, schulterzuckt sie, seien verloren. Wer „markiert“ ist, ist verdammt. Und die Opferung ist dringend nötig, alldieweil die Opfer die Windleute anlocken würden, die wiederum halten „Ihn“ fern (das mit dem „Ihn“ nimmt langsam „He-who-shall-not-be-named“-Ausmaße an und ist nicht minder nervig). Challenger macht sich aus Harry-Potter-Anspielungen nichts und will lieber irgendwie zum Flieger. „Niemand kommt hier weg“, düstert Tianka – indes krabbelt Dana mehr oder minder unbehelligt von ihrem Altar-Tisch runter (?).

Challenger kehrt in die Höhle zurück. Man brabbelt ein wenig belanglosen Smalltalk, ehe Malone die neuen Entwicklungen rapportiert. Challenger revanchiert sich mit der Erkenntnis, dass Malone als Menschenopfer vorgesehen ist. „Ich dachte mir schon, dass sie mich nicht einfach gehen lassen“; nimmt’s Malone trocken hin und schlägt Flucht vor. Challenger stimmt zu und hat bereits einen detaillierten Plan ausgearbeitet: „Es sind nur zwei Wachen. Wir überwältigen sie!“ Great Thinking! Sie sind der Meinung, dieser Plan ist

(Ja, ich bau das jetzt in jedes Review ein, bis jemand drüber lacht. Und dann noch weiter. Bäh).

Kurz vor Toresschluss lässt Challenger endlich die Hosen runter (natürlich nur bildlich gesprochen, ähm) und verrät seine Geheime Mission TM. Der Armee/Luftwaffe/whatever ist tatsächlich aufgefallen, dass in diesem Luftraum des öfteren Mal Maschinen verschwinden, was Armee/Luftwaffe/whatever selbstredend völlig wurscht gewesen wäre, tja, wenn nicht eine der Maschinen ein US-Bomber mit einer Geheimwaffe an Bord gewesen wäre! Die „Geheimwaffe“ ist zwar nicht mehr als ein Nuklearsprengsatz (boah, so geheim!), trotzdem hätten die Yankees das Ding entweder gerne wieder oder alternativ kaputt gemacht, damit’s kein böser Mensch sich aneignen kann (die offizielle Ausrede für die Atombombenverbringung ist, dass man damit einem üblen Drogenbaron aufs Haupt schlagen wollte). Deswegen hat er jetzt dieses unter’m Hemd versteckte Dingsi dabei, mit dem man die Bombe zünden kann (sieht nach einem sehr fundierten US-Armee-Geheimplan aus, wie aus dem Leben gegriffen. Glaube ich unbesehen). „Sie wollten nur die Bombe“, gibt Malone sich persönlich-menschlich enttäuscht (andererseits hat Challenger durch sein bisheriges Verhalten nichts anderes ausgedrückt).

Dana kotzt sich in des mal tüchtig aus (nicht jeder verträgt tropisches Ekelglibber-Goo), während Challengers ausgefuchster Fluchtplan raffiniert von den Stammeskriegern durchkreuzt wird, indem sie Malone zur Opferzeremonie abholen. Dem fällt wenigstens noch ein, halbherzig die Continuity des Films zu retten, indem er Challenger und Rita beauftragt, „den anderen Ausgang“ der Höhle zu finden (wohlgemerkt, einer Höhle, in dem der einheimische Stamm seine Gefangenen zwecks Opferung einsperrt. Man sollte meinen, die sollten sich was gesucht haben, was KEINEN zweiten Ausgang hat), durch den Loony immer türmt, um seine Flugzeugteile einzusammeln, und dann bitteschön den Flieger finden, Hilfe holen, die Welt retten usw. Malone selbst findet sich an ein Holzgestell gefesselt wieder, aber wenigstens nicht allein. Erstens stehen neben ihm Dana und Blödi als Wachgirls, und ein Holzgestell weiter hängt Bearded Guy (Roxtons Kurzzeit-Gegenspieler vom Auftakt). Olo rät Malone, sein Schicksal ehrenvoll und wie ein echter Kerl auf sich zu nehmen, worauf er allerdings nur die stets gern genommene eloquente „fuck you“-Antwort erhält. Manche Leute haben eben echt keinen Stil. Malone versucht Dana in seinem Sinne zu belabern – tatsächlich zwinkert sie ihm zu.

Während Challenger und Rita durch die Höhle krauchen, auf der Suche nach einem Ausgang, den’s eigentlich nicht geben sollte, blasen Dana, Blödi und noch’n Mädel ins Horn (ins HORN. Nicht, was ihr wieder denkt, perverts!) und rufen so die Windleute herbei. Bei denen handelt’s sich, wie wir schon immer wussten, um die Flugsaurier, und einen gesegneten Appetit haben die… Bearded Guy wird Flugsaurier-Chappi. Wider Erwarten taucht aber auch Kong auf (! Sollten die Windleute den nicht, ähm, fernhalten?) und beginnt, im bewährt beschissenen fuzzy-CGI-look wahllos herumzutrampeln. Beherzte, wenn gleich nicht mal beabsichtigte Tritte planieren Loony (wo kommt jetzt der her?) und Olo in den staubigen Boden, aber wenigstens bietet der spektakuläre Auftritt des schäbigsten CGI-Affen der Filmgeschichte Dana willkommene Möglichkeit, Malone zu befreien. Justament gerade, als Rita und Challenger sich aus einem vollkommen verschütteten Höhlenausgang (ah, und DEN hat Loony benutzt, oder wie?) freigraben, kommen Dana und Malone ebenda vorbei. Glücklich wiedervereint, eilt unser dynamisches Heldenquartett gen US-Bomber, denn – first things first – selbstverständlich ist Challenger immer noch im Mission-noch-nicht-accomplished-Modus und ist primär daran interessiert, die Bombe unschädlich zu machen (man stelle sich vor: ein 100-Meter-Riesenaffe mit einer Atombombe!!!elf). Das Funkgerät der Mühle funktioniert allerdings nicht – kein Strom. Zum Glück gibt’s eine Reserve-Batterie. Malone fummelt mit Batterie und Funk, Challenger, der sich in der fuselage des Fliegers rumtreibt, mit Bombe und Zünder, Rita hält, wie es einer Frau ziemlich ist, Maulaffen feil. Challenger kann aber nicht in Frieden fummeln, weil es Tianka nicht gefällt. Ich weiß nicht wirklich, welche Extreme sie hat (sollte er lieber an ihr fummeln? Ist’s, weil er fliehen will? Ist’s, weil er nicht verhindert hat, dass Malone geflohen ist? Hat sie einfach nur ihre Tage?), aber sie will auf jeden Fall sofort und auf der Stelle mit Challenger kämpfen. Ein Stockkampf soll es sein – und damit’s auch wirklich fair ist, wirft sie Challenger auch einen mannshohen vermoderten Stab hin (während sie selbst mit zwei eher armlangen Geräten prügelt). So kloppt sich also im Flugzeug der alte Mann mit dem Weib, während draußen Kong mit Flugwesen rangelt. Nach, eh, eindrucksvollen martial arts hat Challenger Tianka im stab-unterstützten Schwitzkasten. Die aber kämpft fies (sie ist nun mal ’ne Frau) und rammt ihm ein Messer in die Plauze. Autsch. Challenger ist verständlicherweise echauffiert und drückt ihr die Luft ab. Ein echter Ladykiller…

Offensichtlich ist es Malone zwischenzeitlich gelungen, die Ersatzbatterie anzuschließen und den Sender einzuschalten. Die Luftwaffe ist auf Zack – binnen ungefähr anderhalb Minuten ist eine Staffel fuzzy-gerendeter CGI-Jets vor Ort und (wie genau haben die jetzt hierher gefunden?) und sehen sich, ei der Daus, in ein Gefecht mit dem Riesenaffen, der die Jets nur für’ne andere Sorte Flugwesen hält, verwickelt. Während wir uns noch fragen, warum die Fighterjets kontrollierte Manöver absolvieren können, obwohl alle anderen Flieger sofort abgestürzt sind, kollidieren die Maschinen auch schon und schrauben sich ungespitzt in den Dschungelboden. Da muss Kong gar nicht großartig selbst Pfote anlegen. Dana, die mit keiner Silbe erwähnt hat, wieso die „Umerziehung“ bei ihr nicht funktioniert hat, rät, Challenger zu finden. Das gestaltet sich überraschend einfach dafür, dass Challenger sich waidwund aus der Maschine geschleppt und irgendwo in den Dschungel zum Sterben gelegt hat. Selbstredend hat er die übliche dramaturgische Viertelstunde, um seine Memoiren, letzten Wünsche und Anregungen an Malone weiterzugeben. Wie nicht anders zu erwarten, verlangt er, dass Malone seinen Job „fertig macht“. Wobei der Job jetzt nicht mehr primär darin zu bestehen scheint, die Bombe zu zerstören, sondern den Affen in den Orkus zu jagen, weswegen er ihm den Zünder in die Hand drückt. Der Haken: Malone muss ziemlich nah ran an die Bombe, so ungefähr 300 Yards, um erfolgreich BUMM zu machen. Malone gelobt emotional überwältigt Affenplättung, so dass Challenger in Frieden sterben kann.

Rita und Dana sollen die hübschen Beine flott in die Hand nehmen, er selbst tankt sich Richtung Flugzeug durch’s Gemüse. Justament, als der Riesenaffe den Bomber greift, um damit ein paar vorwitzige Flugwesen aus dem Himmel zu clobbern, drückt Malone auf’s Knöpfchen. BA-DA-DA-BOOOM!!!

Dana und Rita werden von der Explosion von den Stelzen geworfen, überstehen’s aber ohne größere Blessuren. Aber Malone, der ist wohl hinüber, greinen die Grazien. (Hm, das SOLLTE er verdammt noch mal auch. Das war angeblich ein ATOMSPRENGKOPF. Hier sollte normalerweise so ungefähr 50 Quadratkilometer verbranntes Land herrschen). Etwas kraucht aus dem (immer noch munter grün blühenden) Gewölle – es ist… SUSPENSE. Gähn. Doch nur Malone. Mit rußverschmiertem Gesicht, aber ansonsten wohlauf und noch nicht mal einer unglaubhaften Ausrede, wie er eine Atomexplosion aus 250 Meter Entfernung überlebt hat. Die Schatzis fallen ihm um den Hals… schlimm genug, dass der Kerl als letzter männlicher Überlebender programmgemäß das Girl kriegt, aber der kriegt gleich ZWEI. Ich bin neidzerfressen.

Rita will wissen, was nun mit dem Funkgerät ist. Nix, das ist kaputt, alldieweil im gerade gesprengten Flieger, kunftet Malone aus (und woher, zum Geier, kamen dann die Jets?? Hmpf. I smell certain script problems here). „Dann werden wir hier sterben“, pessimistisiert Rita. „Nicht heute,“ rezitiert Malone die Line seines verblichenen Kumpels Roxton. Gemeinsam starren unsere drei Freunde in den gigantischen Krater (die Explosion hat den Affen wohl komplett atomisiert) und in eine ungewisse Zukunft in einer fremden, geheimnisvollen Welt. Fortsetzung folgt?

Eines dürfte dem geneigten Leser klar sein (und sicherlich müsste man dies angesichts der Tatsache, es mit einem Asylum-Film zu tun haben, nicht mehr sonderlich herausstellen): „King of the Lost World“ ist kein GUTER Film. Aber, und das ist die kleine Überraschung, über die niemand perplexer war als Schreiber dieser Zeilen (zumal das IMDb-Ranking dieses Films auch nicht besser ist als das der anderen Asylum-Heuler), es ist über weite Strecken sensationellerweise ein ziemlich unterhaltsamer Film!

Was teilweise so beabsichtigt war, teilweise aber natürlich (es ist ein Asylum-Film) unfreiwillig so hingewerkelt wurde… Platz 32 auf der IMDb-Bottom-250-Liste verdient dieser Film jedenfalls nicht.a

Ein Punkt, der „King of the Lost World“ schon einmal über andere Produkte aus der Fließband-Rip-off-Schmiede setzt, ist, dass seine Thematik ein vergleichsweise dankbares Objekt der Nachahmung ist. Obwohl „The Lost World“ und „King Kong“ keineswegs originelle Vorbilder sind, wirkt es einfach nicht so krampfhaft danach, als würden die Filmemacher nur um des Abrippens willen ein bekanntes Blockbuster-Motiv nachäffen (äh) – es mag daran liegen, das speziell „The Lost World“ so oft verfilmt wurde, dass ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten ist. Hat man das Setup schon zwanzigmal gesehen, stört es einfach nicht mehr so sehr; anstatt darüber zu lästern, welche Szene aus welchem größeren Film nun wieder geklaut wurde, schlüft man metaphorisch gesprochen wie in ein gewohntes, bequemes Paar Pantoffeln. Man fühlt sich sozusagen wieder zu Hause. Und da die Qualität der „Lost World“-Verfilmungen ungeführ umgekehrt proportional zu ihrer Quantität steht, ist man nicht mehr so leicht zu erschüttern. Zudem halte ich es im Rahmen der Asylum-Arbeit üfr eine vergleichsweise gute Idee, das „Lost World“-Szenario mit einem gerüttelt Maß „Lost“ aufzupeppen (das „King Kong“-Motiv ist eigentlich nicht der Rede Wert). Auch wenn ich bekanntermaßen (oder auch nicht) nicht (mehr) „Lost“-Fan ist (die Serie verliert sich zu sehr im Mystery-um-der-Mystery-Willen verliert, beantwortet keine Frage, ohne fünf neue aufzuwerfen und ist vor allen Dingen ersichtlich darauf angelegt, die loyale Zuschauerschaft mutwillig um Logik und Sinn zu prellen), ist das Konzept der Serie schick, reizvoll und intelligent; man hätte halt nur keine Endlosserie daraus machen dürfen. „King of the Lost World“ bemüht sich, die Gruppendynamik von „Lost“ zu imitieren. Es ist nicht sonderlich schwer, die Charaktere zu identifizieren – Roxton ist recht eindeutig Jack Shephard, Rita Summerlee entspricht Kate Austen, Challenger ist wie Locke der undurchschaubare, aber für das Überleben der Gruppe existentiell wichtige tough guy. Mit den Original-Figuren aus Arthur Conan Doyles Geschichte haben sie nur noch die Namen gemein (wobei auch der Original-Roxton ein Abenteurer ist und Malone, wie hier in der ersten Filmhälfte, eher der „außenstehende“ Beobachter ist).

Auch sonst versucht „King of the Lost World“ einige Mystery-Elemente, wenn schon nicht aus der Hit-Serie direkt zu plagiieren, dann doch wenigstens überhaupt einzubauen; es gibt eine zweite Gruppe neben den Überlebenden, die aus den Absturzopfern Neuzugänge rekrutiert, was eine Art „tieferen Sinn“ nahezulegen scheint; Raum und Zeit sind vielleicht nicht außer Kraft gesetzt, aber zumindest manipuliert worden. Also nicht unbedingt die neusten Genre-Versatzstücke, aus denen sich das Drei-Autoren-Team (allesamt Asylum-Stammkräfte) bedient, aber zumindest solche, die es zulassen, einen zünftigen B-Klopper zu fabrizieren, der das Publikum 75 Minuten (länger dauert der Spaß ohne Credits nicht) bei der Stange hält und für die Produktionsschmiede sogar Franchise-Potential aufweist (Tür zu einem Sequel ist sperrangelweit offen und Asylum ist sich nicht dafür zu schade, erfolgreich gelaufene Titel mit komplett eigenständigen Storylines fortzusetzen, so z.B. bei „666“).

Storytechnisch gibt’s kaum Überraschungen – das Motiv des bloßen „Überleben-Müssens“ wird ein wenig aufgebrezelt durch den (spät erklärten) „Quest“ des Bomben-Suchens und die Entführungen durch den Stamm (zu dem es auch nur angedeutete Erklärungen gibt. Er setzt sich offensichtlich primär aus hier Gestrandeten zusammen, warum sie aber gewaltsam neue Mitglieder rekrutieren und sie mit Drogen-Cocktails „gehirnwaschen“, wird nie deutlich).

Der große dramatische „Kniff“ des Films ist zwar auch nicht neu, aber überraschend effektiv. Ich rede natürlich von der Abservierung von Roxton a la Samuel L. Jackson in „Deep Blue Sea“. Dass der überraschende Tod der „Hauptfigur“ tatsächlich „funktioniert“, liegt auch daran (kleiner Vorgriff), dass Rhett Giles den Roxton überraschend gut portraitiert. Leider geht dem Film danach etwas der darstellerische Fokus verloren, alldieweil Challenger und Malone sich anschließend die „leading man“-Position teilen. Malone bzw. Jeff Denton hat allerdings nicht die Screenpräsenz und Boxleitner aka Challenger hat zwar an der Anti-Helden-Rolle durchaus Spaß, aber nicht genug „meat“, um die Reststory zu tragen, zumal sich die Geschichte danach etwas verliert (was der Subplot um Tianka soll, wissen die Götter).

Selbstverständlich (das habt Ihr ja sicher schon oben gelesen) hat die Geschichte genügend doofe Ideen und Ungereimtheiten – die „300-Yard-Radius“-Atombombe gehört zu den Dümmeren. Aber blöde Ideen gehören ja dazu und wenn der Restfilm gute Laune verbreitet, können sie den Fun ja nur erhöhen…

Filmisch zeigt Leigh Scott („Dracula’s Curse“), dass er durchaus ein flottes B-Movie zu inszenieren weiß, sofern er ein Script hat, das sich nicht, wie der Vampirheuler, erfolgreich zu Tode quasselt. Natürlich hat er gegenüber dem Dracula-Heuler schon mal den grundlegenden Vorteil, nur knapp 75 Minuten füllen zu müssen, was dazu führt, dass Action, „character stuff“ und Filler-Gequassel sich einigermaßen die Waage halten. Die erste Hälfte ist zwar deutlich flotter als Halbzeit Zwo (man kann das wirklich ungefähr ab der Gefangennahme durch den Stamm festmachen), in der man ahnt, dass die Autoren nicht mehr wirklich wissen, wie sie die Plotte einigermaßen befriedigend abschließen wollen und nach dem Zufallsprinzip Ideen einbauen, die im Endeffekt doch irgendwie die Zeit bis zum Showdown mit dem Riesenaffen und der Atombombe totschlagen sollen, aber Langeweile und Sequenzen des Stillstands (ansonsten Trademarks des bisher von mir gesichteten Asylum-Schaffens) werden vermieden.

Die überraschend gute und gelegentlich richtiggehend einfallsreiche Kameraarbeit von Steven Parker („Dragon“, „Dracula’s Curse“, „Transmorphers“) ist auf der Positivseite zu vermerken.

Es stört auch ein wenig, dass der Urwald wenig „urwaldig“, sprich wenig „wild“ aussieht – liegt daran, dass die Produktion größtenteils auf einem Privatanwesen eines reichen kalifornischen Bekloppten gedreht wurde, der sich in einem (zugegeben GROSSEN) Hinterhof einen exotischen „Urwald“-Garten mit Teich & Wasserfall angelegt hat. Nicht ganz so extrem offensichtlich wie Jess Francos botanische-Gärten-„Urwälder“, aber eben als „nicht echt“ durchschaubar.

Der Score des deutschen Komponisten Ralph Rieckermann hat so seine Probleme – er ist prinzipiell nicht ganz schlecht, aber er dudelt konsequent über die KOMPLETTE Laufzeit des Films. Das kann ein gutes Gimmick sein, wenn jemand wie John Carpenter weiß, es einzusetzen, aber hier ist’s auf die Dauer nervtötend, abtörnend und atmosphärekillend. Manchmal ist weniger eben doch mehr.

Zu den Effekten – „King of the Lost World“ ist eines der ambitionierteren Asylum-Projekte (das rapportierte Budget beläuft sich auf 1 Million Dollar), d.h. es gibt eine ganze Menge FX-Shots. Leider sind die in ihrer Qualität extrem schwankend. Die CGI-Spinne ist für die Verhältnisse eines Low-Budget-Flicks erträglich, auch die „Drachen“ (eine alternative Bezeichnung für die „Windleute“ aka Flugwesen) und Skorpione sind noch akzeptabel, die Flugzeug-CGI und, natürlich, ganz besonders der CGI-Affe allerdings sind so übel, dass sie nicht mal mehr lustig sind. Speziell der Affe ist völlig „out of focus“, unscharf, verwischt und fuzzy; da sind keine Konturen mehr zu erkennen, das ist einfach ein großer dunkler Farbklecks. Damit sollte man sich nicht mal in der Preisklasse der Asylum-Filme auf die Straße trauen (aber insofern verständlich, dass der Affe zwar auf dem Cover herausgestellt, aber im Film möglichst wenig verwendet wurde). In Sachen Splatter/Schmodder gibt’s außer dem halbverdauten Glibber-Spinnenopfer nichts sonderlich aufregendes zu vermelden.

Im Hinblick auf die schauspielerischen Leistungen kann man anhand dieses Films wunderbar erkennen, wie sehr es helfen kann, wenn man mindestens einen routinierten Akteur dabei hat, der dann auch nicht nur schlicht seinen Gagenscheck abholt, sondern voll bei der Sache ist (und siehe Making-of auch ordentlich Spaß hat). Bruce Boxleitner, der top-gebillte Star, ist zwar nicht DIE Hauptfigur (der Film entscheidet sich, wie wir bereits bemerkt haben, nicht eindeutig für eine bestimmte zentrale Figur) mit der meisten Screentime, aber an der professionellen Mischung aus Seriösität und Spaß an der Arbeit kann sich das Rest-Ensemble förmlich hochziehen. Boxleitner, dem TV-Fan natürlich ein Begriff aus jahrelanger Arbeit in „Agentin mit Herz“ und „Babylon 5“ fungiert als Katalysator für die Asylum-Stammbelegschaft, die in den bisherigen von mir gesichteten Werken der Firma zwischen „grottenolmübel“ bis „halbwegs zu ertragen“ schwankte. Rhett Giles (der titelgebende mordende Zombie-Pirat in „Jolly Roger“ und Jacob van Helsing im unerträglichen „Dracula’s Curse“) beweist als Roxton überraschende Screen-Präsenz und die Fähigkeit, einen Film wirklich als Hauptdarsteller zu tragen, wenn er die richtige Rolle hat – um so wirkungsvoller ist dann sein Abgang zur Halbzeit. Jeff Denton (Stalker-Vampir Rafe aus „Dracula’s Curse, „Dragon“, „Transmorphers“), der sogar ungefähr dem entspricht, was man in so mancher „Lost World“-Verfilmung schon als Malone gesehen hat, kommt nicht ohne sympathische Ausstrahlung daher, auch wenn der erzwungene Wechsel in der „leading man“-Funktion zur Filmmitte seinem Charakter nicht entgegenkommt. Dennoch leiern sich beide durchaus brauchbare Leistungen aus dem Kreuz.

Die Mädels fahren nicht ganz so gut – auch wenn die Story sich zunächst Mühe gibt, zumindest Rita Summerlee zu einer taffen Action-Heroine aufzubauen, ist sie schon bald die übliche zu rettende damsel. Sarah Lieving (Alex in „Dracula’s Curse“) ist schnittig anzusehen (was bei Asylum sowieso ein Hauptaugenmerk im Casting der weiblichen Beteiligten ist) und blamiert sich nicht völlig. Christina Rosenberg, deren Dana man wenigstens im Showdown ein wenig Einfluss auf die Handlung gönnt, ist weitgehend eher nervig (und ihr Wandel von der „Eek! Ich hab vor allem Angst“ zu derjenigen, der es gelingt, der „Gehirnwäsche“ des Stamems zu widerstehen, wirkt auch aufgrund ihres Schauspiels unglaubwürdig. Sie gibt dem Charakter keine Anhaltspunkte, der ihre Widerstandskraft nachvollziehbar wirken lässt) kennen wir als Komteß Barthorly (ächz) aus „Dracula’s Curse“. Amanda Ward („Invasion of the Pod People“, „Halloween Night“) ist als blöde Blondine zumindest überzeugend. Boni Yanagisawa (Tianka) ist keine hauptamtliche Schauspielerin, sondern stuntwoman und als solche auch bei Großproduktionen wie „Transformers“, „Die Hard 4.0“ oder „Grindhouse“ am Werke gibt sich Mühe, Bruce Boxleitner im „Stockkampf“ nicht zu sehr weh zu tun.

Erwähnt werden muss natürlich auch noch der zweite „name actor“ im Feld, Steve Railsback, den wir alle aus Genre-„Klassikern“ wie „Turkey Shoot“, „Lifeforce“ oder „The Wind“ kennen, und der sich hier als Larry, der verrückte Gefangene, versucht, dabei aber nicht ganz exaltiert genug ist, um entweder einprägsam-over the top zu wirken oder wenigstens die Embarassed Actor Scale zu sprengen.

In Deutschland vertickt MiG „King of the Lost World“. Die Bildqualität des anamorphen 1.85:1-Transfers ist, wie sich das für einen praktisch fabrikneuen Film auch gehört, ohne Fehl und Tadel (für schlechte CGI kann ja die DVD erst mal nix). Schöne Farben, gute Kontrast- und Schärfewerte.

In Sachen Ton haben wir die Wahl zwischen deutschem Ton in Dolby 5.1 oder 2.0 und englischem O-Ton in Dolby 2.0. Der O-Ton ist mal wieder zu leise, die deutsche Synchro akzeptabel ausgefallen. Der Musik-Mix wirkt etwas aufdringlich, was aber auch schon an der oben angesprochenen Thematik liegen dürfte.

Als Extras gibt’s neben der ausführlichen MiG-Trailershow auch ein Making-of mit Interview-Schnipseln (u.a. kommt neben den wesentlichen Stars auch Regisseur Scott zu Wort) und ein zwar grundsätzlich informatives Making- of der CGI-Effekte, das sich aber durch die Schlechtigkeit des Endresultats der Lächerlichkeit ausliefert (und dass die FX-Schmiede offensichtlich in einer freakin‘ Garage residiert, macht natürlich auch’n voll seriösen Eindruck).

Also nochmals zusammenfassend: „King of the Lost World“ ist der beste Asylum-Film, der mir bislang untergekommen ist. Das ist an und für sich kein großes Kompliment – schon eher, dass der Film mir durchaus SPASS machte (und das machte bislang keiner…). Der Streifen ist ein buntes, doofes, unterhaltsames B-Movie, besser als das meiste, was Roger Corman in den letzten 20 Jahren produzierte. Wären die CGI-Effekte ein wenig konstanter (sprich durchgängig besser), würde ich „King of the Lost World“ sogar uneingeschränkt für die Freunde charmanten Low-Budget-Abenteuer-Kintopps empfehlen. Wer sich von solchen technischen Mankos nicht die Laune verderben lässt und nicht zu viel in die DVD investieren muss, sollte ruhig mal reinschauen.

(c) 2008 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 7


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