King of Comedy

 
  • Deutscher Titel: King of Comedy
  • Original-Titel: Hei kek ji wong
  • Alternative Titel: Zeugenschutzprogramm |
  • Regie: Stephen Chow, Lik-Chi Lee
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Stephen Chow (Wan Tin-sau), Karen Mok (Cuckoo Too), Cecilia Cheung (Piu-Piu), Man-Tat Ng, Joe Cheng, Clarence Hui, Robert Sparks, Terence Tsui, Ben Yuen, Mo-Chan Chik, Chi-Sing Lam, Man-Fei Cheng, Jackie Chan


Vorwort

Wan-Tin Sau ist begeisterter Schauspieler – nur leider ist er nach Ansicht von so ziemlich jedem selbst als Komparse eine totale Niete. Und es fällt schwer, dieser Einschätzung zu widersprechen, wenn er z.B. als totgeschossener Priester seine Sterbeszene ein wenig improvisieren muss und damit eine aufwendige Actionszene ruiniert. Star Cuckoo besteht persönlich darauf, dass der Statist durch einen richtig guten Schauspieler ersetzt wird (und wer erscheint prompt? Jackie Chan!).

Dieweil hat Piu-Piu, ein Barmädchen, Probleme. Ihre Chefin setzt nämlich seit neuestem auf den „Schulmädchen-erste-Liebe“-Look und Piu-Piu ist in der Rolle geringfügig überzeugender als Mutter Theresa im Endstadium. Die anderen Girls sind auch nicht wesentlich besser, also verdonnert die Chefin sie zu Schauspielunterricht. Und wer ist der Lehrer? Niemand anderes als Wan-Tin Sau. Einen mehr oder minder talentfreien Versager als Lehrer – das hält Piu-Piu für eine ausgesprochen bescheuerte Idee und verprügelt ihn.

Zum Glück hat Sau noch ein anderes Eisen im Feuer – eine Straßenschlägerbande, deren Oberhaupt er gerne als Darsteller für seine Theatertruppe rekrutieren würde und für den er neue Bandenmitglieder in der Kunst des richtigen aggressiven Auftritts unterrichtet.

Indes entscheidet sich Piu-Piu, sich bei Sau zu entschuldigen und nun doch seine Ratschläge anzunehmen. Wie nicht anders zu erwarten, entwickelt sich eine vorsichtige Romanze zwischen den beiden, obwohl Sau sein Möglichstes tut, eine mögliche Beziehung zu unterminieren.

Obwohl Sau inzwischen einige weitere Szenen von Cuckoos Filmen ruiniert hat, will sie ihn plötzlich als Hauptdarsteller für ihren nächsten Film. Die große Karriere scheint zu winken – und plötzlich auch die Möglichkeit, für Piu-Piu, die im Club mittlerweile große Schwierigkeiten hat, sorgen zu können. Doch unerwarterweise wird Sau kurz vor Drehbeginn vom Star zum Statisten degradiert – und gerät auch noch in eine Polizeiaktion…


Inhalt

Stephen Chow ist nicht your usual Hongkong film star. Der Actor/Director pflegt einen ausgesprochen eigenwilligen Stil, den nicht jeder goutiert. Filme wie „Kung-Fu Hustle“ oder „Shaolin Soccer“ leben von der völligen Überdrehtheit, dem kompletten Mangel an Selbstdisziplin und dem Willen, immer noch eine Schippe draufzulegen, noch stärker zu übertreiben, die Slapstick-Action noch ein Level aufzudrehen.

Um so überraschender, wenn man auf einmal feststellt, dass Chow auch die Klaviatur der leiseren Töne beherrscht. Oder zumindest sie zu beherrschen versucht, denn als wirklich geglückt kann man „King of Comedy“ nicht bezeichnen, obschon es natürlich ein für seinen Star und Regisseur untypischer Film ist.

Statt des hemmungslosen Overkills an allem bietet Chow uns eine Mischung aus romantischer Komödie, nachdenklicher Selbstreflektion und satirischem Blick hinter die Kulissen der HK-Filmindustrie. Als RomCom umschifft Chow interessanterweise einige Genreklischees, auf die Hollywood nicht verzichten würde, wenn das Ende der Welt davon abhängen täte, scheitert aber daran, die Beziehung zwischen Sau und Piu-Piu glaubwürdig zu handhaben – es liegt natürlich auch daran, dass dieser Teil des Films eben nur gut ein Drittel der Laufzeit ausmacht und es dadurch schwierig wird, die Charaktere so aufzustellen, dass die Beziehung wirklich *funktioniert*. Als Satire auf das HK-Filmbusiness macht der Streifen ordentlich Laune – das beginnt schon bei der mehrfach angespielten großen Actionszene, die ein heftiger Shot in Richtung John Woo und seines Kirchen-Shoot-outs- und Tauben-Fimmels ist (und natürlich auch die überdrehte Wire-Action der modernen HK-Filme auf die Schippe nimmt).

Vielleicht am besten ist „King of Comedy“ aber in den Momenten, in denen Chow den Wunsch, Schauspieler/Star zu sein, unter die Lupe nimmt, und da ein paar wirklich schöne Momente hinbekommt (die großartigste Szene des Films ist, wenn er und seine Straßengang-Kumpels ihr Stück für Piu-Piu aufführen).

Aber Chow wäre nicht Chow, würde ihm nicht irgendwann unterwegs der Wille, einen völlig kohärenten Film abzuliefern, ausgehen. Im Schlussakt geht „King of Comedy“ total aus dem Leim, und das überwiegend resultierend aus schlichtweg dämlichen Regieentscheidungen. Es gibt z.B. keinen vernünftigen Grund, warum Chow die Szene um den Polizeieinsatz aus statischen Kamerapositionen von schräg oben filmt, was es schwierig macht, die Szenen wirklich zu verfolgen. Die ganze Szene bleibt dazu auch noch ohne Auflösung – sie endet mitten in der „Action und schneidet zu einer völlig unverständlichen Anschlusszene. Gleichfalls die Endsequenz, in der mitten in der Szene ein kompletter Wechsel von Set/Zeitpunkt/Kostümen stattfindet und man als Zuschauer wieder raten muss, was eigentlich jetzt Sache ist.

Es ist schon deswegen schade, dass „King of Comedy“ irgendwann einfach die Puste ausgeht, weil Chow eine seiner sympathischten Performances als Darsteller abliefert, Karen Mok ebenso spielfreudig ist und auch Cecilia Cheung sowohl in ihren dramatischen als auch komödiantischen Momenten überzeugen kann. Jackie Chans Cameo (der es rechtfertigt, dass der Streifen in der bewussten SD-Blu-Box verkloppt werden kann – unter dem völlig bescheuerten Titel „Zeugenschutzprogramm“ [???]) ist amüsant.

Zu erwähnen sei noch die technisch schwache Synchro, die offenkundig mit dem Manko leben muss, dass dem Studio die Geräuschtonspur nicht oder nicht vollständig zur Verfügung stand. Ist gewöhnungsbedürftig…

„King of Comedy“ ist ein Film, der letztlich wieder mal eher „interessant“ als „gut“ ist. Für Chow ist es ein Experiment, das am Ende nicht ganz gut geht. „Shaolin Soccer“ bleibt sein Meisterwerk, hier aber beißen sich der Anspruch, eine „leise“ Komödie zu sein und Chows Disziplinlosigkeit, resultierend in einem katastrophalen Schlussakt.

2,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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