King Maker, The

 
  • Deutscher Titel: The King Maker
  • Original-Titel: The King Maker
  • Alternative Titel: Das Königreich der Drachen |
  • Regie: Lek Kitiparaporn
  • Land: Thailand
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Gary Stretch (Fernando da Gama), John Rhys-Davies (Phillippe de Torres), Cindy Burbridge (Maria), Dom Hetrakul (Tong), Nirut Sirichanya (König Chairacha), Yoe Hassadeevichit (Königin Sudachan), Oliver Pupart (Lord Chakkraphat), Mark Sobels (Vater Pedro), Akara Amarttayakul (Phan)


Vorwort

1547… der portugiesische Söldner Fernando da Gama wird im Rahmen eines gepflegten Schiffbruchs an einer ihm ubnekannten südostasiatischen Küste an Land gespült. Noch bevor er aber daran gehen kann, eine ordnungsgemäße Robinsonade zu durchleben, wird er von arabischen Sklavenhändlern eingesackt und soll auf einem Markt in Siam für teuer Geld verkauft werden. Fernando unternimmt einen spektakulären Fluchtversuch, der zwar nicht direkt erfolgreich endet, immerhin aber Maria, Tochter von Phillippe de Torres, dem informellen Chef der portugiesischen Kolonie in Siam, dazu bewegt, den Kaufpreis für Fernando der christlichen Nächstenliebe wegen zu entrichten.

Torres ist damit beauftragt, ein Fort für den König zu errichten; Fernando, der sich eigentlich eingeschrieben hatte, auf der Seite des burmesischen Königs, mithin des Siamkaters, äh -königs eingeschworenen Erzfeindes, zu kämpfen, hat sich längst in Maria verschossen und bleibt, obschon er ahnt, dass Torres etwas mit dem vorzeitigen und überaus gewaltsamen Ableben seines eigenen Papas in Verbindung steht. Bevor das aber ausdiskutiert werden kann, ruft der König zu den Waffen – ein abtrünniger Provinzfürst hat sich zum König eines eigenen Reiches erklärt, was natürlich so nicht hingenommen werden kann. Auch die Portugiesen müssen jeden kampftauglichen Mann für die königliche Armee abstellen.
In der offenen Feldschlacht schlagen die Königstreuen den Rebellen ordentlich auf’s Haupt. Im Kampfgetümmel retten sich Fernando und der Siam-Soldat Tong gegenseitig das Leben und freunden sich an. Daran tun sie gut, denn noch auf dem Rückweg in die Hauptstadt wird auf den König ein Attentat verübt, das Tong und Fernando verhindern – zur Belohnung ernennt sie der Bekrönte zu den neuen königlichen Leibwächtern.

Die beiden können freilich nicht ahnen, dass niemand anderes als die Königin eine breit angelegte Verschwörung gesponnen hat, um König nebst Thronfolger aus dem Weg zu räumen, damit ihr Geliebter, ein niederer Hofsänger, dem sie bereits eine hervorragende Position im Hofstaat zugeschanzt hat, den Thron übernehmen kann. Mittendrin im Ränkespiel – Torres und ein die örtliche japanische Delegation.

Fernando und Tong können einen Angriff von Ninjas (everything’s better with Ninjas!) abwehren, gegen einen heimtückischen Giftanschlag sind sie jedoch machtlos – und nun sind die Leibwächter des Königs selbstverständlich ganz oben auf Queenies persönlicher Exekutionsliste…


Inhalt

Für ein paar kurze, glamouröse Jahre war Thailand das neue hotbed des asiatischen Kommerzkinos – zwischenzeitlich mussten wir alle einsehen, dass nach Tony Jaa nicht wirklich etwas von internationalem Format nachkommt und da Jaa himself ersichtlich die einträgliche Laufbahn eines Vollzeitbeklopptis eingeschlagen hat, müssen wir uns wohl an „Ong Bak“ und „Revenge of the Warrior“ ergötzen und mit der zweitklassigen neuen Thai-Ware abfinden…

2005 sah’s noch so aus, als könnte Thailand sich auf dem internationalen Markt etablieren – und so beschloss man dort, die überhaupt erst dritte englischsprachige Thai-Produktion auf die Beine zu stellen (und die erste seit 1941), mit einem Budget von 250 Millionen Baht (ich will gar nicht wissen, wieviele minderjährige Nutten man in Phuket damit flachlegen kann. Es sollen wohl so um die 15 Mio. Dollar umgerechnet sein), und einem Rudel internationaler hust-hust, „Stars“. Den Produzenten für die ganze Unternehmung mimt dann ein Brite – David Winters, preisgekrönter Choreograph, Gelegenheitsschauspieler und Regisseur des unsterblichen Gassenhauers… Space Mutiny. Das kann ja heiter werden (wobei zu Winters‘ Ehrenrettung gesagt sei, dass er selbst zumindest behauptet, die erlesene Mistigkeit von „Space Mutiny“ läge daran, dass er die Arbeit aufgrund eines familiären Trauerfalls hauptsächlich seinem Assistenten Neal Sundstrom überlassen habe. Immerhin *hat* Winters den ganz patenten Maniac 2 und den in Szene-Kreisen durchaus kultisch verehrten Skater-Film „Thrashin'“ auf dem Kerbholz, also zumindest schon mal was gekonnt).

Sean Casey, der für Winters schon am Script für die Action-Komödie „Welcome 2 Ibiza“ (immerhin mit Gary Busey. Hihi) arbeitete, verfasste das Drehbuch, dieweil eine einheimische Thai-Crew die technischen Aspekte vor Ort erledigen sollte. Und da beginnen die Probleme… denn „The King Maker“ beißt in jeder erdenklichen Teildisziplin des Filmemachens mehr ab, als er schlucken kann, beginnend beim Script. Das möchte nämlich ALLES sein – historisches Drama, romantisches Abenteuer, Polit-Verschwörungsthriller, Rachegeschichte, Kriegsepos und Martial-Arts-Actionfilm. Das ist für 88 Minuten (in der internationalen Exportfassung, die asiatische Version rennt zwölf Minuten länger) schon arg viel, und demzufolge wird eigentlich jedes in Bezug genommene Genre grad mal kurz angerissen, kein Subplot befriedigend ausgearbeitet, geschweige denn aufgelöst. Besonders der Rache-Part (Torres ist der Mörder von Fernandos Vater) ist total unnötig (hat dafür aber sepia-Flashbacks, so that’s that), weil Fernando und Torres ja eh schon einen brauchbaren Konflikt haben (Fernando steht auf der Lohnliste des Königs, Torres auf der der Königin). Die Romanze von Fernando und Maria bleibt ebenso unterfüttert wie die Entwicklung der Freundschaft zwischen dem Portugiesen und dem Thai (wenigstens ist es, gedankt sei der thailändischen Produktion, eine Freundschaft auf Augenhöhe).
Die Polit- und Kriegs-Elemente sind die überzeugendsten Script-Bestandteile – hätte Casey sich auf diese konzentriert, es wäre der Schaden des Films nicht gewesen. So allerdings spielt sich „The King Maker“ wie ein hektisches Best-of eines TV-Vierteilers (wobei z.B. die Spielfilmversion des inhaltlich recht ähnlichen „Shogun“ wesentlich runder läuft), mit der Folge, dass die Charaktere nie entwickelt werden. Kaum eine Figur erhält mehr als ein-zwei Sätze Background, so dass sich beim Zuschauer zwangsläufig ein gewisses Wurschtigkeitsgefühl einstellt – wenn sich schon der Autor nicht für seine Figuren interessiert, warum sollten wir es dann tun? So entwickelt sich der ganze Plot nicht flüssig aus den Charakterkonstellationen heraus, sondern die Charaktere, im Gegenteil, verhalten sich so, wie sie es tun, weil der Plot es verlangt. Die Königin z.B. hat genau eine kurze Szene, die andeutet, warum sie mit ihrem Dasein als vernachlässigte Königsfrau unzufrieden ist (ihr Mann sagt eine Runde gemeinsamen Matratzendienstes ab, weil er dringend Krieg zu führen hat), Torres‘ Motivation, an ihrem Plan mitzuarbeiten, erschöpft sich in einem Satz („Ich will in Portugal ein Haus kaufen“) und die beiden „romantic leads“, Fernando und Maria, sind dermaßen unbeschriebene Blätter, da überrascht es wirklich, dass die Drohung des Thronräubers, Maria töten zu lassen, Fernando tatsächlich beeindruckt (das wird auch dadurch nicht besser, dass die beiden Schauspieler in Sachen „Ausdruckslosigkeit“ ihren Figuren alle Ehre machen).

So plätschert die Geschichte – die in ihren Grundzügen auf einer wahren Geschichte basiert – trotz des angestrebten „epischen“ Scopes vor sich hin und muss, um zum gewünschten Hapy End zu kommen, einen wunderschönen deus-ex-machina aus dem Ärmel schütteln. Langer Rede kurzer Sinn – sich emotional auf die Geschichte einzulassen, ist vergebene Liebesmüh, dafür ist alles viel zu reißbrettartig, zu baukastenmäßig, zu hektisch erzählt.

Dann also lieber eye candy? Zum Teil – der Streifen hat in der Tat einige beeindruckende Schauplätze zu bieten und zwei-drei set pieces sind zumindest von der Darbietung der Action her sehenswert. Die große Schlacht zwischen den Königstruppen und den Abtrünnigen sorgt nicht nur für einen immensen body count, sondern ist auch clever inszeniert und bringt für einige Minuten tatsächlich das große historische Kriegsfeeling auf die Leinwand – dafür Kompliment an Regisseur Lek Kitaparaporn, der hier nach 23 Jahren (!) Pause seinen zweiten Spielfilm inszeniert (Versuch Nr. 1 war der „Killing Fields“-Rip-off „Angkor: Cambodia Express“) und mit dieser Massen-Action-Szene seine beste Sequenz abliefert. Nicht weit dahinter rangiert sich die Kampfszene, in der Tong und Fernando gegen ein Rudel Ninjas angtreten, ein (wobei da natürlich meine maßlose Voreingenommenheit für alles, was Ninjas betrifft, eine Rolle spielen kann), in der sich Kitaparaporn an Wire-Fu Marke klassisches HK-Swordsplay-Kino versucht und mit den Ninjaelementen (shuriken galore) ergänzt.
Deutlich weniger aufregend ist der Schlussfight zwischen Tong und Fernando (unter Zwang, selbstredend), und die erste große Action-Sequenz, Fernandos Flucht vom Sklavenmarkt, scheitert daran, dass Kitaparaporn hier versucht, Jackie-Chan-mäßige Slapstick-Action einzubauen, die aber vom Ton überhaupt nicht zum Restfilm passt (und zudem Fernando zum Erfinder von Parkour UND europäischer Martial Arts macht).

Ansonsten gibt’s an der Inszenierung nicht viel zu loben – es schimmert immer durch, was genau Kitaparaporn anstrebt, aber in den überwiegenden Fällen bleibt es beim Durchschimmern (z.B. exemplarisch bei einer Feier-Szene, in der offenkundig versucht wird, die unterschiedlichen Mentalitäten von Europäern, Japanern [deren Geishas überzeugender wirken würden, wenn sie nicht sehr von Thai-Mädels gemimt würden] und Siamesen anhand ihrer Tanzgewohnheiten darzustellen) und der Punkt, der gemacht werden soll, versandet irgendwo auf halbem Wege.

Den Trashologen erfreuen die womöglich schäbigsten CGI-Effekte seit Konrad Zuse erstmals zwei Schaltkreise zusammenlötete – also, 15 Mio. Dollar ist bei aller Freundschaft kein Spielgeld; dafür kann irgendeine ukrainische Truppe Computergrafiken hinklöppeln, die NICHT aussehen wie ein mittelmäßiges Super-Nintendo-Spiel von 1994. Ich kann mich gar nicht entscheiden, welches der singulär schlechteste Effekt ist: das „Schiff“ in der Schiffbruchszene zu Beginn, das Krokodil, das Fernando wenig später auf die Pelle rückt, oder das „Stadtpanorama“ der Hafenstadt, in der Fernando verkauft werden soll (okay, ich bin mir einig: es ist das Stadtpanorama, weil da nicht mal was animiert werden muss, und das Ding sieht aus wie mit Paint gezeichnet). Die Schlachten-Szenen sind ganz okay, auch ein klein wenig splattrig (genug jedenfalls, um die FSK-16-Freigabe zu rechtfertigen), abgesehen von den grauenvollen CGI-Pfeilregen…

Der Score von Ian Livingstone (zumeist im Videospielbereich tätig und Komponist u.a. für die Game-Adaptionen von „Batman Begins“, „Predator: Concrete Jungle“ oder „Bionicle Heroes“) ist generisch, aber nicht störend.

Ein Totalausfall ist leider der Hauptdarsteller – Gary Stretch, ehedem Weltklasse-Boxer und filmisch u.a. in „Alexaner“, „The Heavy“ oder „Mega Shark vs. Crocosaurus“ tätig, ist nicht nur der unglaubwürdigste „Portugiese“ der Weltgeschichte, sondern auch völlig frei von Charisma und Ausstrahlung. Ja, er ist fit genug, um die physischen Aspekte der Rolle problemlos zu bewältigen, aber eine Schrankwand Eiche furniert hat eine wesentlich differenziertere Mimik…
Der unvermeidliche John Rhys-Davies genießt zweites Billing, hat allerdings nur ungefähr vier oder fünf Szenen. Immer jemand, der für sein Geld Leistung bietet, überkompensiert Rhys-Davies, indem er sämtliche Szenen im Brian-Blessed-Mode-of-Acting absolviert und selbst den bedeutungslosesten Satz mit der Gravitas und der Lautstärke eines Shakespeare-Königs-Monologs heraustrompetet. Das hat gewissen Unterhaltungswert, sollte aber nicht mit einer „guten“ schauspielerischen Leistung verwechselt werden.
Cindy Burbridge mit gemischter amerikanisch-indisch-thailändischer Heritage verdient ihr Geld normalerweise mit dem Ansagen von Videos auf einem indischen Musikkanal – zwei Jahre vor „The King Maker“ versuchte sie sich mal in einem thailändischen Horrorfilm namens „A House of Mad Souls“ (IMDb-Wertung 2,0/10). Sie sieht fraglos recht dekorativ aus und wenn ihr im Finale „death by Elephant“ angedroht wird, kreischt sie auch ganz patent, in allen weiteren schauspielerischen Aspekten ist sie allerdings ein Totalausfall.
Dom Hetrakul („Sniper 3“, „Bangkok Adrenaline“, The Marine 2) zieht sich sauber aus der Affäre, Nirut Sirichanya („Ong-Bak 2/3“, „Largo Winch 2“) ist als König brauchbar und Yoe Hassadeevichit (wenn ich das richtig sehe, hauptberuflich Model) sieht nicht nur Zucker aus, sondern hat durchaus den fiesen Bitch-Charakter drauf.
Alle Thai-Akteure wären vermutlich froh, wenn sie in ihrer Muttersprache spielen dürften, trotzdem sind sie durchschnittlich besser als die kaukasischen Aktiven…

Bildqualität: Die BluRay von MIG, die mich auf dem Woolworth-Grabbeltisch stolze 4 Euro gekostet hat, bringt den Film in nettem 1.85:1-Widescreen. Gute Farben, gute Schärfe, guter Kontrast. Kann man nicht meckern.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in dts-HD MA 5.1. Ich blieb beim O-Ton, der ist brauchbar, mehr aber auch nicht.

Extras: Trailershow.

Fazit: Es dauerte stolze 6 Jahre, bis „The King Maker“ international seinen Vertrieb fand. Gut, gar SO schlecht ist der Streifen nicht, doch die völlig willkürliche Mischung aus Abenteuer, Martial Arts, Historienepos und Love Story findet einfach keinen roten Faden, keine zentrale *Geschichte*, an der Charaktere und Zuschauer sich entlanghangeln können. Ninjas helfen wie immer, doch das überwiegend bestenfalls mittelprächtige bis downright furchtbare Acting, die gruselige CGI und der Verzicht auf eine wirklich übergreifende, spannende Inszenierung zugunsten von zwei-drei guten Einzelszenen verhindern wirkliche Film-Unterhaltung. Kann man nebenher laufen lassen, während man z.B. am PC sitzt, und rüberlinsen, wenn eine der angesprochenen guten Szenen kommt, die Handlung zu verfolgen, lohnt eh nicht.


mm
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