
- Original-Titel: King Kong
- Regie: Peter Jackson
- Land: USA
- Jahr: 2005
- Darsteller:
Naomi Watts (Ann Darrow), Jack Black (Carl Denham), Adrien Brody (Jack Driscoll), Thomas Kretschmann (Käpt’n Englehorn), Andy Serkis (Kong)
Vorwort
Anfang der 1930er in New York. Ann Darrow, eine darbende Tänzerin und Theaterschauspielerin, gerät an Carl Denham, einen hintertriebenen Regisseur und Produzent, der sie für die Hauptrolle in seinem neusten Film besetzt. Man reist mit der Venture, dem Dampfer von Käpt’n Englehorn, nach Skull Island, eine geheimnisvolle und sagenumwobene Insel, von der Denham dank einer alten Karte erfahren hat. An Bord befindet sich (mehr oder weniger freiwillig) auch Jack Driscoll, der Drehbuchautor des Films, der romantische Bande zu Ann aufnimmt. Man findet die Insel, das Filmteam klettert sogleich an Land und beginnt mit dem Dreh, macht dann bald mal Bekanntschaft mit den Eingeborenen, die nicht gerade gastfreundlich reagieren, will sagen, damit beginnen, die Besucher zu dezimieren. Englehorn und seine Männer (die über genügend Waffen verfügen, um einen Kleinkrieg zu starten) können die jedoch aufhalten. Man geht zurück aufs Schiff und macht sich zur Abfahrt bereit, doch da wird Ann von den Eingeborenen entführt. Unsere tapferen Männer eilen zur Rettung, kommen aber zu spät: Ann wurde bereits Kong geopfert, einem sieben Meter grossen Riesengorilla, und von diesem in den Dschungel der Insel entführt. Dieser Urwald erweist sich für die Retter als äusserst lebensfeindliche Umgebung: Quasi hinter jeder Ecke warten Dinosaurier, Rieseninsekten und anderes gefrässiges Kroppzeug darauf, die menschlichen Besucher zu Snacks umzufunktionieren. Währenddessen gelingt es Ann, den Riesenaffen für sich einzunehmen, Kong findet sie sogar so sympathisch, dass er um Ihretwillen den Kampf gegen mehrere Tyrannosaurier. Als noch grössere Gefahr erweist sich aber Carl Denham, der zwar sein Filmprojekt zu Grabe tragen muss, aber mit der Hilfe von Kong trotzdem auf seine Rechnung zu kommen gedenkt…
Inhalt
Wunderkind Peter Jackson (der inzwischen dank Früchtediät und Laseroperation an den Augen sein gar nerdiges Äusseres verloren hat) war es hier vergönnt, einen Kindheitstraum zu verwirklichen und man merkt dem Film an, dass er sich damit eine Menge Mühe gegeben und versucht hat, dem von ihm geliebten Original gerecht zu werden. Die Story hält sich sehr eng an die des Vorbildes (nicht zuletzt spielt der Film ja auch in der gleichen Zeitepoche) und dessen Fans wird so manche Szene sehr bekannt vorkommen (und auch einige Insidergags verweisen auf den filmischen Vorfahr). Klar, man muss ein paar Logikfehler und Unwahrscheinlichkeiten hinnehmen, aber alles in allem wird der Plot ohne grössere Dummheiten erzählt. Die nichtsdestotrotz ziemlich schlichte Story wird dadurch kompensiert, dass man viel Wert auf eine ausgefeilte Umsetzung derselben gelegt hat: Zu Beginn lässt sich Jackson sehr viel Zeit, um die Charakter einzuführen. Allerdings vielleicht etwas zu viel, teilweise zieht sich das doch etwas hin. Störend auch der übertriebene Pathos: Da wird beinahe jeder Satz derart betont und bedeutungsschwanger dargebracht, als gelte es, die Offenbarung zu verkünden. Wenn der Cast dann aber endlich auf der Insel eintrifft, rappelt’s im Karton. Und zwar mächtig. Schon die Insel selber wirkt von Beginn weg unfreundlich und bedrohlich, die hässlichen und extrem aggressiven Eingeborenen (quasi die Orks der Südsee) machen sofort klar, dass dort schlecht Urlaub machen ist, aber da kloppen sich auch schon die Monster gegenseitig die Birne kaputt und die Menschen müssen eins ums andere Mal die Flucht ergreifen oder die Waffen ziehen. Und doch, schliesslich gelingt es, Ann zu retten und Kong zu fangen sowie ihn nach New York zu verfrachten. Dort zeigt sich erst einmal, dass Chromstahl wohl doch nicht so stark ist wie gedacht, bzw. weshalb man Riesenaffen besser in ihrer natürlichen Umgebung belässt, doch zeigt Kong sich hier auch das letzte mal von seiner romantischen Seite, als er endlich seine Ann wieder in die Arme schliessen, äh, in die Hand nehmen kann. Doch die Freude dauert nur kurz, das Militär eröffnet die Jagd und es schliesst sich der atemberaubende, furiose und emotional erschütternde Showdown auf dem Empire Stat Building an. Und der Zuschauer darf sich endlich erholen von dem visuellen und dramatischen Overkill.
Jackson zeigt, dass er sein Handwerk versteht und bietet uns hier eine rasante (die drei Stunden Laufzeit gehen, abgesehen vom ersten Drittel, wie im nu vorbei) und ausgeklügelte Inszenierung, die um grosse und wuchtige Bilder nicht verlegen ist (allerdings: Der ästhetische oder sonstige Sinn der „verwaschenen“ Zeitlupe, die teils eingesetzt wird, erschliesst sich mir nicht so ganz) und scheut sich auch nicht, Elemente des Horrorfilms heranzuziehen sowie ziemlich grimmig und brutal zu werden (vor allem eben die erste Begegnung mit den Eingeborenen oder der Kampf gegen die Insekten sind nicht gerade familientauglich). Trotzdem, Blut gibt’s nicht viel zu sehen, aber der Bodycount ist hoch und jede Menge cannon fodder wird rabiat durch die Mangel gedreht, kriegt den Kopf abgebissen, wird zerstampft oder Schlimmeres. Dass der Film einen so richtig mitreisst, ist auch den Effekt-Magiern von Jackson zu verdanken, die KING KONG in technischer Hinsicht zum achten Weltwunder machen. Seien es Kong selber, die urzeitlichen Kreaturen, die sich auf der Insel tummeln oder die beeindruckenden Schauplätze (der wild-romantische Dschungel oder das liebevoll rekonstruierte New York von anno dazumal): Das ist nahezu perfekt animiert, das wirkt echt, da ist kein Film, der das zu toppen vermag (selbst Spielbergs KRIEG DER WELTEN muss sich da gleich wieder hinten anstellen). Erfreulich auch, dass der Film zu keinem Zeitpunkt wie ein Aufguss beispielsweise von JURASSIC PARK oder MEIN GROSSER FREUND JOE wirkt (was der Trailer zu befürchten durchaus Anlass gab). Nö, Jacksons KING KONG bewahrt sich einen ganz eigenen Look und eine unverwechselbare Atmosphäre, man fühlt sich höchstens vielleicht ab und zu mal an die Bilderwelt von HERR DER RINGE erinnert. Etwas mag ich dem Film aber fast nicht verzeihen: Dass er einer richtig fetten Riesenspinne entbehrt. Hätte sich in der Insekten-Szene am Grunde der Schlucht mehr als angeboten, taucht leider niemals auf. Aber was soll’s.
Die Darsteller überzeugen allesamt. Naomi Watts (die schon in den gruseligen US-Remakes der japanischen RING-Filme begeistert hat) versteht es in ihrer zerbrechlichen Darstellung perfekt, Beschützerinstinkte zu wecken.Und doch: Zum einen ist sie zwar die typische damsel in distress, die mit aufgerissenen Augen und offenem Mund durch die Gegend stolpert und darauf angewiesen ist, ständig von starken Männern, sei es Kong oder Driscoll, gerettet zu werden. Andererseits schafft sie es, mit einer launigen Tanzeinlage die Sympathien Kongs für sich zu gewinnen und bringt durchaus den Mut auf, ihrem sieben Meter grossen Verehrer die Meinung zu sagen. Mal abgesehen davon, dass sie, Gott (also Peter Jackson) sei Dank, nicht als ständig kreischende Hysterikerin konzipiert worden ist (obwohl sie sich natürlich auch als Scream-Queen gebärden darf). Adrien Brody ist eh von Haus aus ein Sympathiebolzen sondergleichen und macht auch hier nichts falsch in seiner Rolle als Driscoll, designierter Held, der vor lauter Liebe auch dann weitermacht, als alle anderen Ann schon aufgegeben haben und sie aus den Händen des Riesenaffen rettet (und sich somit einen eindrücklichen Feind schafft). Aber das die ganze Geschichte gut ausgeht, da hat er eher wenig Anteil dran. Jack Black darf hier mit Carl Denham, dem Urheber der ganzen Misere, den Bösewicht geben. Ist die Passion fürs Filmemachen anfangs noch das Motiv für sein Handeln, erweist er sich mit fortschreitender Laufzeit immer mehr als hintertriebener, manipulativer und habgieriger Mistkerl, der schamlos lügt und betrügt, um an seine Ziele zu gelangen. Aber merke: Eindimensional wirkt er nie, Black spielt seine Rolle durchaus differenziert. Die wichtigste Rolle hat natürlich Kong inne, die GCI-Kreatur, deren Bewegung, Gestik und Mimik auf Andy „Gollum“ Serkis basiert. Der Film schafft es glücklicherweise, uns den Riesenaffen (auch emotional) nahe zu bringen und wer keine Träne verdrückt, wenn der vom Leben gebeutelte und doch stolze Primat unter dem Feuer der Maschinengewehre seinen Atem aushaucht, bei dem ist Hopfen und Malz verloren.
Fazit: Inhaltlich schlichtes, dafür in Sachen Charaktere bemühtes und in technischer Hinsicht perfektes Popcorn-Kino, das sowohl spannend als auch berührend ist und eine Menge eindrücklicher Bilder parat hat. Kleine Fehler wie der manchmal ziemlich klebrige Pathos und das zuweilen zähe erste Drittel kann man ihm leicht verzeihen. Peter Jackson hat ein weiteres Mal bewiesen, dass er zu Grossem in der Lage ist und darf mit KING KONG hoffentlich einen finanziellen Erfolg für sich verbuchen und viele weitere Projekte in Angriff nehmen. Eine volle Empfehlung von meiner Seite.
(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)