Kinder der Nacht

 
  • Deutscher Titel: Kinder der Nacht
  • Original-Titel: Kinder der Nacht
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  • Regie: Das Nightchild-Team (Heiko Bender, Oliver Kueppers, Markus Laibacher, Simone Schneider, Sonny Bos)
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 1999
  • Darsteller:

    Tequila (Heiko Bender)
    Terror (Oliver Küppers)
    Psycho (Markus Laibacher)
    Mason (Andreas Washer)
    Natalia/Cassandra (Cassandra)
    Alina (Simone Schneider)
    Christiane (Sonny Bos)
    Mario (Alfred Knipl)
    Doom (Rüdiger Schuster)
    Angel (Angel)


Vorwort

Manchmal ist das Leben unfair. Der eine ackert sein Leben lang und kriegt nichts gebacken, die andere kriegt alles in den Schoß und schafft es, trotz aggressiver Debilität ein Leben zu führen, um das sie 90% der Weltbevölkerung beneiden (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen? Niemals!). Tja, und dann können halt ein paar Leute tolles aus ihrem Bekanntenkreis erzählen und andere nicht. Der eine kennt wen, der hat mit Blind Guardian Rollenspiele gespielt, der nächste hat nen Kollegen, der mit Jackie Chan Fußball gespielt hat… und der letzte (in diesem Falle ich) kennt wen, dessen Kollege mal nen Amateurstreifen gedreht hat. Einen Amateurfilm, der sogar kaufbar und so ist. Dreimal dürft ihr raten, wer von den dreien die Arschkarte gezogen hat…

Zwei Bekenntnisse vorweg: Ja, der Verfasser dieser Zeilen zählte sich ca. Oktober 1998 bis August 1999 selbst zur Gruftiszene, was in hochgradig peinlichen Outfits (Rüschenhemd, Kajal, Silberankhs und so weiter) resultierte und ihm nicht den erwünschen Erfolg, nämlich Sex mit Gruftifrauen, erbrachte. Und ja, der Verfasser dieser Zeilen hat auch heute noch das Bedürfnis, so einmal im Jahr eine Gothic-Nacht zu besuchen und sich davon zu überzeugen, dass diese Phase aber auch wirklich vorbei ist. In einer Duisburg Discothek, deren Name klingt wie der erste Teil eines bekannten Tarantino-Films (Nein, weder Reservoir, noch Kill, noch Jackie. Go figure) gab es dann neben der allgemein düsteren Musik auch noch einen Verkaufsstand, der neben Nietengürteln, Lackzeugs und der einen oder anderen Handschelle einige Kopien eines Duisburger Amateurstreifens namens „Kinder der Nacht“ feilbot. 10 Euro ist allerdings viel Geld, wenn das Scheiße-Radar heftigst ausschlägt. Und so dauerte es einige Zeit, bis der Film auch mir auf dem Wege zukam, wie er anscheinend allen zugespielt wurde: Irgendwer schenkte ihn jemandem, der das Elend nicht aushalten konnte und sofort weiterverschenkte. Man kann nur vermuten, dass die Macher von „The Ring“ den Film kannten, als sie den Plot ums Videotape entwarfen… Mein Dank gilt jedenfalls dem edlen Besitzer der aus Diskretionsgründen anonym bleiben wird – man hört bereits von Leuten, die wegen des Besitzes dieses Werkes auf offener Straße angefeindet oder ausgelacht wurden.

„Kinder der Nacht“, das Debüt von, Hauptregisseur, -drehbuchautor, -kameramann und -darsteller Heiko Bender ist anscheinend nicht ganz so unbekannt, wie ich dachte [nur weil du das nicht kennst, heißt das nicht, dass den auch andere nicht kennen. – der Lektor]. Im Gegentum: anscheinend hat’s genug hohe Wellen geschlagen, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen (sinnigerweise „Kinder der Nacht 2“, u.a. mit Bela „Ich spiel alles“ B., Jason Dark, Kelly Trump)… Gut, schaun wir mal, was sich da hinter verbirgt. Immerhin ist der Film an „Originalschauplätzen“ gedreht (Kunststück, mit der Kamera am Bahnhof rumzulatschen ist ja auch kostengünstiger, als n Bluescreen zu mieten) und Bands wie Haujobb, Velvet Acid Christ oder Wumpscut, die Lieschen Müller vielleicht unbekannt sind, im dunklen Underground allerdings wirklich große Namen haben, machten ein paar Geräusche dazu. Und ich nehme es vorweg: Ich erwarte ein dickes fettes Dankeschön von allen von euch, dass ich mir die Mühe mache, diesen Mist ein zweites Mal anzuschauen. Und das nur, um euch davor zu bewahren…


Inhalt

Bevor der Film losgeht, zeugt der Hauptverantwortliche Bender sich entweder als Egomane oder als Vollidiot (oder halt beides): Er blendet seine eigene Telefonnummer ein (wohl für den Fall, das jemand Lust hat, ihn kräftig auszulachen). Ich persönlich hätte nämlich nach Besichtigung des Endproduktes nicht mal meinen eigenen NAMEN drunter gesetzt. Danach werden wir darauf hingewiesen, dass der Film ab 18 und geschützt ist und so und mit der viel sagenden Message „UND NUN VIEL SPASS…“ auf unsere Reise in den Untergrund geschickt. Dann gibt’s nen Countdown und ich habe schon keinen Bock mehr… so kriegt man die erste Minute auch rum. *seufz*

Los geht’s dann endlich… nein, fast. Denn erst kommt ein „Abschlußbericht“ zu einem offensichtlich zurückliegenden Fall der Kripo Duisburg. Selbiger präsentiert sich dem geneigten Auge weiß auf Schwarz in Schriftgröße 6 und wird in einem Affenzahn gescrollt, so dass man auch bestimmt keine Chance hat, irgendwas zu lesen. Aber wir haben ja einen Vorleser, der uns das ganze näher bringt: 1994 wurde im „Bunten Haus“ unter den Bewohnern nach einer Party mit reichlich Alk und einer unbekannten Droge ein kleines Massaker unter Freunden angerichtet. Diese Droge, offenbar aus Heimarbeit, macht den Konsumenten „sexuell attraktiv, aber auch hemmungslos“. Soso, da schluckt jemand Kram und andere finden ihn toll? Na, wird schon richtig sein. Der Verursacher des Scharmützels hört auf den Namen Dennis Schepers, im Folgenden nur „Herr S.“ genannt (wahrscheinlich, damit das nicht zu einfach wird, sich den Namen zu merken. Immerhin wollen wir unsere Zuschauer ja fordern, newa?). Herr S. also ging im Bunten Haus ein und aus, dieses allerdings weder unter „Schepers“ noch „Herr S.“, sondern aus irgendwelchen Gründen als „Dexter Ward“. Na ich danke recht schön. „Herr S.“ jedenfalls ist bei der Polizei aktenkundig, u.a. wegen Satanismus, Tierquälerei, Störung der Totenruhe, Freiheitsberaubung und Körperverletzung. Also genau der Mann, den man gerne um sich hat. Und dieser nette Herr pumpte seine Mitbewohner erst mit Drogen voll und ließ sie dann ausbluten, um dann kurz darauf seine Freundin („Cassandra“ und nicht etwa Asenath Whaite) auf dem Dachboden mit ein paar Nägeln als Deckenverzierung zu verwenden und sie ebenfalls ausbluten zu lassen. Ach ja. Herr S. ist ebenfalls tot, danke, dass wir das in einem Nebensatz auch mal erfahren.

Und dann wäre da noch Jan, der Bruder von „Herr S.“, der sich plötzlich Scheppers schreibt und eigentlich Tequila (und nicht etwa Randolph Parker. Langsam habe ich wieder Hoffnung, man könne um den Altmeister des Horrors aus Providence drumherum kommen) heißt, und der nach dem Massaker irgendwo hin verschwunden ist. Ui, und dann wird’s STRENG VERTRAULICH! Das bedeutet: Plötzlich ist die Schriftgröße 4 (und für das unbewaffnete Auge selbst aus 50 cm Entfernung nicht mehr zu lesen. Ihr Künstler!) und weißt uns darauf hin, dass die „mysteriösen Umstände“ des Todes von Herrn S. niemals an die Öffentlichkeit dürfen und die offizielle Todesursache Selbstmord heißt.

Könnten wir dann mal anfangen? Nein, erstmal noch ein Teaser, mit dem Untertitel „1999 – Die Gegenwart“. Ein Junge geht in ein verfallenes Haus rein (wieso? Wer weiß), die Treppen rauf, macht ne Tür auf, ist auf dem Dachboden, plötzlich brennen überall Kerzen und ein flammendes… Etwas grunzt rum. Junge schreit, rennt raus, dann gibt’s ne Schwarzblende und ein Splattergeräusch. Ist der Junge nu tot? Oder nicht? Keine Ahnung, der Film jedenfalls hat damit nichts mehr zu tun und wird diese Szene auch nicht mehr erwähnen. Hach, nu sollte es ja langsam Zeit für den Abspann… ach nee, erst 5 Minuten rum. Mist.

Nach einem unsäglich langen Vorspann, bei dem die Namen aller Beteiligten auf Grabsteinen gemeißelt sind (möge der Geist von Ed Wood euch jagen bis in alle Ewigkeit!) und wir feststellen, dass Heiko Bender anscheinend von der Hauptrolle über Regie und Kamera bis zum Schnitt und Creature Effects fast überall reingepanscht hatte sind wir am Duisburger Bahnhof und beobachten Tequila (Bender. Surprise!), der gerade aus einem Zug aussteigt. Tequila ist ein Grufti mit lila Haaren und Popperlocke und ja, das sieht genauso peinlich aus, wie es sich anhört. Vor dem Bahnhof sitzen zwei Typen der Marke Bildleser in einem Wagen und der eine soll Bier holen gehen. „Wichser!“ motzt der Bierholenschicker seinem Beifahrer noch aus irgendeinem Grund hinterher. Und dann kommt Tequila an und wird mit einem freundlichen „Ey, watt mach du denn hier!“ begrüßt. Offenbar ist der adrette Kerl von der Kripo und gar nicht begeistert, Tequila wieder hier zu sehen. Gut, das beruht auf Gegenseitigkeit. Und jetzt wird’s interessant, was Filmtechnik angeht: Während der Schimanski für Fußgänger im O-Ton redet, ist Tequila offenbar nachsynchronisiert worden, dummerweise in einer Pornomanier, dass es einem graust. Der Kerl nuschelt sich so was von in den nichtvorhandenen Bart, dass es wirkliche einiger Konzentration bedarf, um ihn auch nur ansatzweise zu verstehen. Im Grunde gibt es zwei Infos: Einmal ist es kacke, dass Tequila (Verdammt, ab jetzt heißt er T. Sieht weniger peinlich aus und tippt sich schneller) so cool sein will wie sein Bruder und zum zweiten hat „Mason“, ein Kollege von T., einen Gerichtstermin, weil er es lustig fand, den „Stecher seiner Ex nackend an nen Laternenpfahl zu binden“.

Eine Szene weiter sind wir in einem Zimmer, eingerichtet im feinsten Gelsenkirchner Barock und ein Langhaarmetaller (erst so gegen Ende des Filmes erfahren wir, dass der gute „Doom“ heißen soll) beschwert sich bei seinem Undercutkollegen, das mit dem toten Fleisch nix los sei. „Isse tot, Natalia?“ brüllt selbiger von hinten und in ein paar Schnitten dürfen wir Natalia, die nackten Titten einer rothaarigen und ein paar Ketten, Klemmen, Geißlen und Piercings in schönster Sadomaso-Aktion sehen. Beendet wird die Szene damit, dass Natalia ein bisschen mit den Händen in der offenen Bauchdecke des Opfers rumwühlt und das eine oder andere überflüssige Organ entfernt. „Ihr Herzchen schlägt noch ein kleines bisschen“, versucht Natalia als Psychopatin durch zu gehen, aber alles, was mir dazu einfällt, ist: „Halt das Fresschen!“ Irgendwelche Kerle kommen rein und schießen mit einem Pistölchen dem Opfer ins Köpfchen. Der komische Langhaarige trägt die Leiche dann in den Keller, motzt aus irgendeinem Grund noch mit dem Undercut von gerade rum, rollt mit den Augen und geht wieder.

Hm. Ich glaube, es wird mal eben Zeit, ein paar grundliegende Dinge loszuwerden, bevor ich noch anfange, mich allzu sehr zu wiederholen. Erstens: Die schauspielerische Leistung ist genau so hoch, wie man es erwarten kann. Leute, die in ihrem Leben noch nie vor der Kamera standen (und bei einigen dieser Leute glaube ich, sie standen noch nie vor einem Spiegel), haben erfahrungsgemäß die Ausdruckskraft einer polnischen Hausfrau um die 40, die im Nachtprogramm dafür wirbt, mich „verwöhnen“ zu wollen. Die Effekte, die wir bisher zu Gesicht bekommen haben, sind da zwiegeteilt. Der Gore beim Ausweiden war ganz nett, allerdings braucht es schon etwas mehr als eine Softair-Knarre, einer Schwarzblende und einem Schuss von der Tonspur, um mich Glauben zu machen, dass da gerade eben einer abgeknallt wurde. Außerdem fängt die Gruftmucke an, zu nerven. Wie siehts mit dem Abspann aus? Kacke, erst 8 Minuten rum… egal, machen wir weiter.

Übrigens, der Regisseur lässt sich herab, uns zu zeigen, dass die beiden Knallchargen nicht alleine im Raum sind! Nein, da sind doch tatsächlich noch ein Kerl, der sich fröhlich ne Line zieht (und den wir irgendwann später als „Mario“ kennen lernen werden) und Steve, der ein Kopftuch, nen Pornobalken und die dazu passende Brille trägt und sich irgendwie nicht entscheiden kann, ob er jetzt nen russischen oder türkische Akzent hat. Ach ja, und geschätzte 70 KG Blondine, die irgendwann mal später als Jana vorgestellt wird und die nicht drauf steht, von Steve angebaggert zu werden. Das muss jetzt reichen, lernen wir die CLIQUE kennen…

… diese sitzt bei irgendwem in der Bude und besteht aus T., den wir bereits alle kennen und lieben gelernt haben, Mason, komplett mit Zylinder aus dem Ausverkauf des Kostümverleihs „Frohsinn“, und die beiden Vollpansen, die sich „Psycho“ und „Terror“ nennen. Hui, I’m impressed as fuck. Nicht impressed bin ich allerdings davon, dass plötzlich alles O-Ton ist, was bedeutet, dass man kein Wort versteht. Die Bagage nuschelt sich eins, dass es mir gruselt und redet dabei noch einen komischen aufgesetzten Ruhrpott-Akzent. Die miserable Qualität des Tons macht es auch nicht einfacher, dem Geschehen zu folgen. Okay, erstmal finden das alle toll, dass Mason den Kerl an den Laternenpfahl gebunden hat, das krieg ich raus. Dann fragt Psycho plötzlich: „Samma warse nomma da?“ Was T. nicht versteht. „Na, im Haus!“ T. weiß gar nichts davon, mal da (wherever) gewesen zu sein und bevor wir begreifen können, worüber geredet wird, gehen wir zurück zu Mario und seinen Vollpansen, der den Undercut mit „Angel“ (also: Ehnschel) anredet und sagt: „Wenn diese Jungs eine Macht in die Hände bekommen, die sie nicht kontrollieren können, dann wäre es das beste, an einem von ihnen ein Exempel zu statuieren.“ Cool. Beeindruckend. Wahnsinn. Worum geht’s? Jana, das ist wohl die Blonde, soll Mason ganz dezent „verschwinden“ lassen, weil Natalia dafür zu grobmotorisch ist. Klaro. Also wieder zurück zu der CLIQUE… die sitzen immer noch rum und reden über das Haus. Okay, da wollen dann Mason und T. hin. Aber jetzt gehen erstmal Terror und der Doktor (also Psycho, der auch mal Doktor genannt wird. So hält man den Zuschauer bei Laune: Immer mal wieder raten, wer jetzt gerade wer sein könnte) los, Terror nuschelt was von „verticken“ und ich glaub, es könnte sich um nen Drogendeal handeln. Dann kann ich noch rausbuchstabieren, dass Terror den Doktor nicht leiden kann „Der regt mich manchmal auf!“ Warum? Egal. „Watt hast du in dem Haus zu suchen?“ Will Terror dann noch wissen. Ja, das frag ich mich auch. „Du erinnerst dich nicht, und ich erinnre mich nicht“ gibt T. als klare Antwort. Aber klar doch!

Der Deal sieht so aus: Man trifft sich irgendwo, kackt sich n bisschen an, unter anderem mit Poesie der Güteklasse: „Wer sagt, dass wir dir vertrauen können?“ – „Keiner! Ihr müsst mir schon vertrauen!“, was durch die Nachsynchronisation wenigstens halbwegs verständlich ist, dann bedrohen die Dealer Psycho mit ner Knarre, dann kommt Terror von hinten und die Dealer mit nem Messer, dann schreien sich alle an und Terror schießt einem der beiden anderen ins Bein. Die beiden Helden gehen stiften und das war’s dann.

Indes spazieren Mason und T. zu dem *bitte Gruselmusik hier* HAUS…endlich wieder eine Nachsynchronisierte Szene, was bedeutet, dass man die Originaltonspur einfach gelöscht und einen Dialog ohne Hintergrundgeräusche in die ungefähre Richtung der Lippensynchronisation gesprochen hat. Mason kann das nicht fassen, dass T. erst jetzt hier hinkommt, denn immerhin würde diesen das Haus ja belasten. Und T. findet das nicht toll, denn immerhin sei es SEIN Bruder gewesen und er hätte wohl ein bisschen Verständnis zu erwarten. Mason macht, was alle guten Freunde machen: Er lacht sich tot. Gruselige (NOT!) Schwenks über die Bude… und dann sind wir drinnen und während Mason als allererstes seinen THC-Spiegel ein bissen in die Höhe pusht, meint T., man solle oben anfangen. Nur mit was? Mit dem Hausputz? Die „Nachvertonung“ des Treppenaufstiegs (gefühlte 2,5 Stunden) wurde elegant mit Schrittgeräuschen aus Counterstrike gelöst… die Illusion ist perfekt. Auf dem Dachboden (also dem Dachboden, den wir schon aus dem Teaser kennen), guckt nicht nur eine Babypuppe den beiden Heinis interessiert zu, sondern diverse Einrichtungsgegenstände (Glühbirne, Steckdose, Wasserhahn) fangen an, Blut zu pissen. I’m scared. Mason, der laut Drehbuch ziemlich nervös sein soll, leiert seine „Der Kasten bricht bald zusammen, dein Bruder hat hier mal ’n paar Leute umgebracht“-Litanei so motiviert runter, als würde er gleich vornüber ins Koma fallen. Dexter, also Tequilas Bruder, hatte hier oben seine Heimstätte und nach ein bisschen Wühlen unter seinem Bett ziehen die beiden eine Holzkiste hervor. „Willkommen!“ röchelt es plötzlich von irgendwo her und DAS ist dann doch endlich das Startsignal, zu verschwinden. Kaum sind sie raus, ähm tja… da passiert irgendwas mit komischen Effekten. Ich reim mir das mal so zusammen, dass die Fenster grün leuchten und irgendein Nebel aus der Tür entweicht. Aber ich kann auch falsch liegen.

Und nun spreche ich einen offiziellen Antrag aus: Die nächste Szene sollten sich alle Leute, die einen Horrorfilm drehen wollen, anschauen. Damit sie wissen, wie man es NICHT macht. Es ist nämlich stockdunkel und sie sind im… tadaaaaaa! Wald! „Et is drei Uhr Nachmittags!“ stellt T. fest und Mason guckt sich um (!), registriert die Dunkelheit erst jetzt (!!) und konstatiert: „Oh Scheiße“ (!!!) Zügellose Heiterkeit macht sich im Publikum breit. „Lass uns beginnen!“ fordert die Röchelstimme vom Dachboden, dann wird es auch schon ungeheuer spannend: ein böser POV verfolgt unsere „Helden“ durch den stockfinsteren Wald, dann ist Mason plötzlich weg, ein Baum kippt um und schubst T. in eine Pfütze, die plötzlich zu Dexters (reim ich mir mal so zusammen) Gesicht wird und seinen Bruder mit einem „Du wandelndes Stück Scheiße!“ begrüßt. „Du denkst, es ist vorbei? Nichts ist vorbei, weil es gerade erst angefangen hat!“ Okay, das wird wohl richtig sein, Gesichter, die im Waldboden erscheinen und sich dann in Feuer auflösen, sollen da ja schon mal den Durchblick haben. Nur, was ist „es“? In der Zwischenzeit wird auch Mason von ein paar Bäumen drangsaliert [Nächtlicher Wald? POV-Kamerafahrten? Aggressive bis zutrauliche Bäume? Woher kenn ich das nur? – der Lektor], die so fies sind, dass sie ihm… den Hut klauen! Diese Schweinebäume! Dann wird er ein bisschen über den Boden gezogen und T. brüllt die Welt im Allgemeinen an: „Wollter mich fettich machen oda watt hier?“ und dann ist Mason doch nicht kaputt (und das, wo er doch von Zweigen gepiekst wurde) und irgendwie interessiert das die beiden gar nicht mehr so richtig, dass gerade Geistererscheinungen, plötzliche Dunkelheit und jede Menge schwarze Magie im Raum schwebte. Is halt vorbei und gut. Schnell noch die Kiste gegrabbelt und weg. Auf diese Szene kommen wir zwar noch mal zu sprechen, aber wirklich viel mit dem Film zu tun hat sie nicht. Schade drum. Oder eben auch nicht.

Später dann sitzen die vier Superfreunde am Rhein unter der Brücke (könnte die in Homberg sein, aber ich kann mich auch irren). Terror lacht sich voll weg und schiebt das alles auf einen schlechten Trip, und Psycho spielt Konfuzius: „In der Vergangenheit liegt meist der Schlüssel für die Zukunft“. Okay, klingt toll, bringt aber irgendwie nichts. „Deine Ängste habe sich manifestiert. Das, was du gesehen hast, was ne Halluzination oder so was“, führt der Professor für Psychologie weiterhin aus. Und weil das keinen so richtig interessiert, machen wir lieber mal die Kiste auf und gucken. Da ist zum Beispiel ein Zettel mit molekularen Verbindungen, die Psycho auf den ersten Blick als LSD erkennt (gut, er nennt es Lysergsäurediethylamid, wahrscheinlich, damit sich die Filmgucker auf die Schulter klopfen können und sich freuen, dass sie LSD erkannt haben) und folgert, dass es sich bei der Formel nur um „Dexters Stoff“, also High-Speed, handeln kann. Ach, und das da, auf dem zweiten Zettel, das ist Baphomet, den die Tempelritter angebetet haben… WAS BITTE? [Hier steigert sich unser netter Autor in eine mehrseitige Schimpftirade, die ich aufgrund der Leserlichkeit des Textes, der Bemühung, den Text weitestgehend obszönitätenfrei zu halten und der Tatsache, dass man Leuten heute nicht mehr „die Pest an den Sack“ wünscht, gelöscht habe… – der Lektor]. Das Bild (siehe Screenshot) hat nichts, aber auch GAR NICHTS auch nur im Entferntesten mit Baphomet zu tun, bis auf die Titten. Zum Thema Baphomet werde ich später in der Bewertung noch ein paar Takte sagen, tun wir fürs erste mal so, als hätte alles seine Richtigkeit. Auch wenn’s schwer fällt.. T. folgert: Mein Bruder hat ein Bild von Baphomet und ein Bild von dem Prozess gegen die Templer, also kann es ja nur sein, dass er selbst mit ihnen zu tun hatte – da stört der Einwand Psychos, dass der Orden seit etwa 700 Jahren nicht mehr existiert, nur marginal. Außerdem, wichtiger ist dieses Drogenteil, denn Psycho, der nicht nur einen Doktor in Psychologie und Geschichte, sondern auch in Biochemie hat, kann den Kram mit den richtigen Zutaten in Heimarbeit herstellen und alle wären reich! T. ist ein bisschen perplex, denn dealen? Seit wann denn das? Und als Terror ihm dann noch eröffnet, er hätte mit seiner Knarre ein bisschen auf Marios Leute geschossen, rastet er völlig aus. Alle anderen interessiert das recht wenig, denn ich mein, hey: Mario ist wohl so was wie ein Gangsterboss, aber wenn man auf seine Leute schießt, dann drückt der ja auch schon mal beide Augen zu. Was sind schon Ballereien unter Freunden? Die Zeit nutzt Psycho, um sich ne Line von dem Pulver aus der Kiste zu ziehen, ein paar Hallus von Kerzen, Blut und brennenden Schädeln zu haben und dann eine Tanzeinlage (!) zu bringen. Und dann stellt er sich an den Rhein, breitet die Arme aus und brüllt: „Ich bin der König der Welt!“ Nie war Leonardo DiCaprio mir so sympathisch wie in diesen Sekunden. Und dann bricht er zusammen, was die anderen nicht großartig interessiert. Ob der nu bleibende Schäden hat, oder tot ist, oder sonst was, egal. Dann holen wir uns halt nen neuen Universalgelehrten als Freund. Aber da ist er auch schon wach…

… und werkelt in seinem Zimmerchen schon eine Szene weiter mit dem Fischer-Technik-Bausatz „Der kleine Chemiker“ an bunten Flüssigkeiten rum. Gerade als Terror dann vorbeischaut, ist es fertig und Psycho behauptet: „Wenn du diese Zusammensetzung hörst, datt nimmse im Leben nicht!“, nur um sich dann eine Sekunde später selbst zu Testzwecken eine Dosis in die Nebenhöhlen zu ballern. Und mit der Nase voller Rohrfrei kann man am besten Wissenschaft betreiben, und so analysiert Psycho mal eben, dass T. noch immer mit seinem Bruder verbunden sei und er dadurch mehr über sich selbst erfahren will und so. Terror ist aber eh mit der Gesamtsituation unzufrieden, denn Mason und T., was die jetzt auf einmal mit den Templern haben… öhm, moment mal? Wer hat doch gleich damit angefangen? Ach, was solls. Denn jetzt gibt’s erstmal ein paar Poltergeistaktivitäten, oder das, was sich ein Grufti darunter vorstellt: Zitterkamera, Reagenzgläser, die an Nylonfäden durch die Luft „schweben“ und eine komische blutbeschmierte Gestalt, die sich im Zimmer manifestiert und „Wir kriegen dich!“ röchelt. Und die Puppe von gerade, die sitzt da auch wieder rum und lacht sich eins.

Ortswechsel: Wir verlassen Duisburg und begeben uns nach Bochum-Langendreer, genauer gesagt in die Disco „Zwischenfall“, von mir ab jetzt nur noch „Zfall“ genannt, weil ist kürzer. Auch hierzu in den Anmerkungen etwas mehr, sonst sitzen wir morgen noch da. Und dürfen Grufits beim Tanzen zugucken und –hören. Natürlich verfremdet und so, weil Filmkunst, gell? Terror macht in der Toilette ein bisschen Liebe mit einer Rothaarigen… und dann sind wir wieder wo anders. Beim näheren Hinsehen entpuppt sich das „wo anders“ als die Büroräume des Zfalls. Hier ist die Besitzerin Alina gerade im Dialog mit dem Russentürken Steve, der im Auftrage Marios unterwegs ist, um das Zfall zu übernehmen. Alina, eine Grufti-Blondine, hat aber gar keinen Bock, zu verkaufen, auch wenn sie dadurch für den Rest ihres Lebens „ausgesorgt“ hätte. Nun, ich weiß ja nicht, wie viel so ein Undergroundschuppen wert ist, aber das halte ich doch für ein bisschen übertrieben. Und gerade, als Steve mit der Masche „Dinge gehen kaputt“ ankommt, die SO alt ist, dass schon Monty Python 1969 sich darüber lustig gemacht haben, taucht Terror auf und schmeißt die beiden Henchmen Marios hochkant raus. Dann darf T. auch noch mal den Helden spielen, eine Damsel in Distress vor dem einen schützen und Mario, der ne Runde Klebstoff geschnüffelt hat, ins Klo schubsen. Und das war’s dann auch schon.

Dann sitzen drei Mädels in nem Zimmer und die einen beiden versuchen, die dritte (die evtl. die Gerettete von gerade eben sein könnte) aufzuheitern, was allerdings erst passiert, nachdem Terror den Typen von gerade aus einem Auto zerrt und verprügelt. Sollte jetzt irgendjemand der Meinung sein: Hey, irgendwie klingt das sinnlos! Dann habe ich das erreicht, was ich wollte. T. und Psycho zerren ihn weg, er behauptet: „Ey, der hat n Mädel geschlagen!“, was schon stimmen wird. Nicht, dass wir was davon mitgekriegt hätten. Und ob das Rechtfertigung genug ist, ihm mehrmals die Nase aufs Autodach zu knallen und danach das Gesicht mit den Fäusten umzudekorieren, darüber streitet sich die Wissenschaft. Terror ist dann auch wieder ganz kollegial, entschuldigt sich artig und verschwindet. Die Szene, in der der Verprügelte auf die Beine gezogen wird und gleich wieder umkippt, ist fast schon so was wie wirklich lustig. Aber eben nur fast.

Etwas später erfahren wir dann, dass sich Jana (wir erinnern uns: Die Blondine von Mario) sich an Mason rangemacht hat, ihm ne Kopfnuss anstelle eines Blowjobs verpasste und dafür von Mason abgestochen wurde. Diese Szenerie setzt sich aus einem Hin-und-her-Geschneide zusammen, in dem wir abwechselnd Mason oben ohne (aber den Zylinder hat er noch auf) beim Tanzen beobachten dürfen (sieht scheiße aus) und aus Janas Ego-Perspektive betrachten, wie er ein Butterflymesser schwingt wie ein Katana (sic!) und, so deute ich die Szene einfach mal, sie damit umbringt. Das jedenfalls liegt bei Betrachtung des blutigen Körpers der Blondine nahe. Wie albern können Todesszenen sein? Jetzt gibt es einen neuen Maßstab.

Natalia, die gerade das Buch „Overacting für Dummies“ gelesen hat, kriegt dieweil bei Mario nen mittelschweren Traueranfall und möchte gerne „alle“ umbringen. Mario, ganz der Pate, tröstet Natalia und demonstriert, wie weh es tut, Freunde zu verlieren, indem er Steve von seiner Sadomasoschnalle umbringen lässt. Immerhin hat er den Zwischenfall-Deal ja vermasselt. „Steve, du warst mein Freund, das verstehst du doch“, gibt er dem verröchelnden auf den Weg. „Auch ich verliere immer wieder Freunde und es schmerzt mich jedes Mal.“ Klaro, Lektion kapiert. „Diese Gruftipenner beten doch zu Satan. Ich wird denen mal zeigen, wie das ist, wenn der Erzengel Michael über sie kommt.“, mit diesen Worten ordert er ein Rollkommando an und ich fall vor Lachen vom Stuhl.

Im Zwischenfall ist in dieser Zeit Saufen, Koksen und Ringelpietz mit Anfassen angesagt. Psycho hat ne größere Menge „High-Speed“ hergestellt, mit der Sparkassenkarte wird’s in handliche Portionen geteilt und weggezogen (hier wird auch die für Amateurfilme vorgeschriebene Kotz-Szene mit Blick auf das Erbrochene eingefügt) und dann treibt man’s bunt durcheinander. Ich hätte ja nie gedacht, das mal zu sagen, aber: Dieser Film wäre besser, wenn es hier expliziten Hardcoresex gegeben hätte. So verkommt das ganze Getue zu einer Nichtigkeit. Dafür dauert es schön lange.

Zwischendurch macht sich eine Rothaarige (keine Ahnung wer) auf den Heimweg und wird von einem von Marios Schlagetots in einem Tunnel überfallen. Die Szene endet damit, das der Schlagetot totgeschlagen wird. Toll. Und zum Abschluss richtet sie noch mal seine Knarre auf sein Gesicht und drückt ab, ein Effekt, der dadurch gelöst wird, dass man sein ganzes Gesicht sieht und dann einfach in ein zerschmoddertes Gesicht rübergeschnitten wird. Autschweia.

Und nun gibt es Heimatgefühle galore! Von Duisburg geht’s über Bochum direkt nach Moers City Downtown, genauer gesagt in die Modellbauabteilung des Traditionskaufhauses Nerforth, das leider Gottes vor ein paar Jahren die Türen schließen musste. Hier wird Terror, der, wie wir gerade erfahren, eigentlich Michael heißt, von seinem Vorgesetzten rausgeschmissen. Nicht, weil er ständig zu spät kommt, sondern weil er sich Ärger mit mächtigen Leuten eingehandelt hat… und auch das Gespräch der Bande, die beschließt, Terror sollte jetzt mal endlich Vollzeittürsteher im Zfall werden, findet in Moers statt, genauer: Auf dem Parkplatz des neuen Rathauses. Hach, watt is datt schön. Oder, watt wäre datt schön, wenn das in einem Film passieren würde und nicht in dieser Zelluloidvergewaltigung. Dann zieht die Gruftibande ein bisschen durch die Duisburger Einkaufspassage und auch hier ist der einzige interessante Punkt, dass man immer mal wieder Läden sieht, in denen man schon mal war. Auf der Grünfläche vor dem Lehmbruckmuseum gibt man sich dann noch typisch gruftigen Späßen wie „Wir nehmen uns gegenseitig die Mützen weg“ hin, flirtet mit den mitgebrachten Damen und dann…

Kommt die Rache des Erzengels Michael (bruahaha, ich kann nicht glauben, dass ich das schreibe) über das Zwischenfall. Stilecht mit Katanas, Stilettmessern und Pflöcken werden Gummitorsos und Pastikgesichter durchbohrt und die Illusion, als würde die Belegschaft des Zfalls von Natalia und Angel umgebracht, FAST erzeugt. Der DJ gibt dann auch die lebendigste Leiche ab, die ich bisher gesehen habe… jemand hätte ihm mal sagen sollen, dass man als Leiche die Luft anhält (oder wenigstens flach atmet), nicht ständig mit den Augen zuckt oder die Schultern in eine gemütlichere Position bringt…

Etwas später sitzt Psycho dann im „Polizeipräsidium“ und wird von unserem Schimanski-Verschnitt vom Anfang verhört. Der würde gerne wissen, wo Alina ist, Psycho allerdings auch. Man kackt sich im bewährten Manier etwas an, dann klingelt das Telefon und wir erfahrend, dann der Bulle „Buschowski“ oder so heißt. Am Telefon ist irgendwer, der wohl irgendwas über seine Tochter und irgendwas anderes sagt, dann wird Psycho rausgeschmissen und organisiert Leute, die mit ihm sein „Labor“ wegschaffen, immerhin sei der Durchsuchungsbefehl nur eine Frage der Zeit.

Im Landschaftspark Nord (auch hierzu mehr in den Anmerkungen) schleift Natalia und einer von Marios Henchmen dieweil Alina und die Schnecken von Tequila, Psycho, Mason und Terror in einen Keller, weil Mario sich gerne mit ihnen unterhalten will. Der Roten wird dann auch mal eben das Genick gebrochen [jedenfalls scheint es so. – Future-Rid], was Alina so gelassen hinnimmt, als hätte Natalya sie höchstens bei Mensch-ärger-dich-nicht geschlagen. Dann brüllen wieder alle durcheinander und schreien sich an und wir schneiden…

Einschub: Was ich gerade eben geschrieben habe, nämlich, dass es die Freundinnen der Clique nebst Alina sind, ist ein echter Service. Das Bild ist nämlich dermaßen schlecht, verwackelt und unterbelichtet, dass man weder erkennen kann, wer da entführt wurde, geschweige denn, wie viele eigentlich Zuerst dachte ich, es seien zwei, beim zweiten Gucken konnte ich mich auf vier einigen und erst viel, sehr viel später kam ich darauf, dass es eigentlich fünf sein müssten. Ich recke meinen gestreckten Mittelfinger in die ungefähre Richtung von Heiko Bender. Einschub Ende.

… in einen Tattooladen (ich bin bereit, auf GlaubeLiebeHoffnung zu setzen, aber das will ich nicht garantieren). Zottel der Besitzer, freut sich mächtig, T. wieder zu sehen, denn der schuldet ihm noch Kohle. Aber T. hat gar nicht vor, zu bezahlen. Lieber hätte er ein paar Knarren auf Kredit, denn Mario hat immerhin das Zfall gestürmt und so, und da wolle man jetzt auf Vendetta gehen. Na, wenn das so ist…

Der Typ, der beim Laborumzug helfen will (Harald), wird dieweil wird zu Hause von Marios Jungs erwartet. „Wer seid ihr?“ – „Wir stellen hier die Fragen!“ – „Ist Psycho nicht da?“ – „Wir stellen hier die Fragen“ – „Wer seid ihr?“… usw. Eine Perle der Dialogkunst. Spaßig an der ganzen Szenerie, die sich noch ein bisschen zieht, ist maximal folgendes: Keiner von den beiden Folterknechten stellt auch nur eine Frage. Weit bringt uns das nicht, also zurück zu T.

Zottel darf dann auch mal in die Kiste (ihr erinnert euch hoffentlich noch: Wir hatten noch den Templer-Plot) gucken, wirft einen Blick auf das Büchlein darin und bescheidet nach (ich habe es gestoppt) 4 Sekunden: „Weißt du was das ist? Nach diesem Buch suchen Archäologen seit mehreren hundert Jahren! Das ist ein Buch aus der Bibliothek von Baphomet!“ Ich brech zusammen. Mehrere hundert Jahre verschollen und ein pisseliger Tätowierer erkennt das Ding auf einen Blick? Der Kult Baphomets, so führt Tätowierer Jones aus, sei im 12. Jahrhundert aus dem heiligen Land gekommen, Baphomet würde von den Templern als „wahrer Messias“ verehrt werden. Auf die Frage, ob dieses Teil als Anzahlung reiche, lehnt Zottel ab, DAS Ding ist viel zu heiß. Aber den Rest nehme er gerne und 5000, wenn sie den nächsten Monat überleben täten. Indes wird Harald verprügelt, mal so nebenbei. Zottel ist gar nicht begeistert von der Offenbarung, dass Psycho den Kram aus der Kiste nachgemischt hat. Denn „Im Mittelalter hatten die Drogen, datt fällt dir im Traum nicht ein! Da träumst du heute noch von!“ Ja, was denn jetzt? Und die wurden natürlich ausnahmslos für blutige Rituale und Orgien vom feinsten gebraucht. Wir halten also fest: Das Mittelalter war ein klein wenig anders, als wir uns das immer vorgestellt haben. Harald wird mit Drogen gefüttert. Und dann werden ihm noch ein paar Finger gebrochen. Dann kriegen T. und Terror die Waffen, die ganz bestimmt keine Softair-Knarren sind. Nein, nein, nein! „Ihr habt mit alter Magie und mit Mario zu tun!“ gibt’s noch als Warnung auf den Weg. Harald wird die Kehle durchgeschnitten und er röchelt gemütlich noch so ne halbe Stunde vor sich hin, bis einer der Gangster sich erbarmt und ihm ne Kugel in den Kopf jagt. Und jetzt endlich rücken die Schwachmaten damit raus, was sie wollen: Das Rezept! Klaro! Aber… Moment mal…woher wissen die, dass… hab ich was verpasst? Nein, habe ich nicht! Okay, hoffen wir, dass sich das noch auflösen wird [Optimist. – der Lektor]…

Traute Familienstimmung bei Mario daheim, man spielt Billard und diskutiert darüber wer jetzt die Tür aufmachen soll. So richtig scheiße ist allerdings die Nachsynchro. Also, die ist so scheiße, das kann ich gar nicht… da klingt jeder Porno BESSER! Und wenn ich sage: Jeder Porno, dann schließt das die Hinterhofproduktionen aus Warschau des Jahres 1978 mit ein! *schnaub* Okay, ruhig. Es passiert nämlich anscheinend etwas, das die Story vorantreibt, und das ist eine echte Überraschung. Der Film ist halb rum und kommt in Fahrt. Durch die Tür rauscht nämlich Buschwoski, der natürlich ein Korruptnik ist und die Aktion von Mario im Zfall ganz dolle Knorke findet. Und er hätte viel lieber Informationen zu dem Pulver, das sich als „der Stoff von damals“ herausgestellt habe. Um zu gucken, wie der wohl wirkt, wird Natalia erstmal zwangsernährt, spuckt ein bisschen (okay, ein bisschen viel) Blut und kippt um, um dann kurz in fremden Zungen zu parlieren. „Dada wiwibubu fein!“ glaube ich verstanden zu haben. Und das findet Mario dufte, also schickt er seine Leute aus, um das… Rezept… zu… hm.

Natalia hat dann noch ein paar Visionen im Spiegel von einer Zombiefrau, und anscheinend heißt Natalia nicht mehr Natalia, sondern Cassandra (Ui! Genauso wie die Freundin von Dexter! Ui!) und ist auch ein Geist, der den Körper in Besitz genommen hat. „Das Guladeus (oder so ähnlich, keine Ahnung, was für ein Scheiß das sein soll) muss zurück in die heiligen Hallen der Templer“ und außerdem habe man zu verhindern, dass das Tor der Hölle „erneut“ (sic!) geöffnet wird. „Es ist schon fast zu spät, nicht wahr?“ fragt Cassy in einem Tonfall, der aussagt: „Natürlich ist es immer fast zu spät, wenn man Tore der Hölle schließen muss. Wieso frage ich eigentlich?“ Cassy hätte dann aber noch gerne Rache und darf sich dafür der Seele Natalias bedienen, die immerhin eine Baphomet-Dienerin gewesen sein sollte. Dann werden ein paar „lateinische“ Phrasen rausgehauen und ein blauer Special-Effekt guckt durch die Wand und flutscht ihr in die Titten.

Psycho dieweil ist dermaßen down vom Tode seines Kollegen, dass er sich erstmal eine Line aus dem blutbesudelten Haufen „High-Speed“ (glaubt mir, ich komme mir mit jedem Mal, da ich das tippe, blöder vor) auf seinem Tisch zieht. Mason weiß zu berichten, dass seine Bude auch nicht viel besser aussieht und schlägt vor, „abzudampfen“.

Terror und Tequila indes üben Schießen. Während Terror „in einer halben Stunde“ keinen einzigen Treffer landet, macht Tequila natürlich den Lone Ranger und ballert alles runter, um Terror dann ins Gewissen zu reden: „Alter denk dran *nuschelnuschelnuschel*…“ Muss echt wichtig gewesen sein, wahrscheinlich war DAS genau der Satz, den ich hören musste, um den Film zu begreifen. Tja, schade aber auch, auch nach mehrmaligem Hören habe ich kein Wort verstanden. „Ich hab sonnen Scheiß noch nie gebraucht!“ entdeckt Terror die pazifistische Ader in sich, und das, obwohl er noch vor wenigen Minuten ganz heiß drauf war, ne Knarre in der Hand zu haben (geschweige dessen, dass er vor einer ¾ Stunde noch armen Gangstern die Kniescheiben zerballert hat und das wahnssinnig komisch fand). „Du triffs ja nich mal ne Kugel wenn du ein Floß im Arsch hast!“ brüllt Tequila plötzlich los. Das ist jedenfalls das, was bei mir angekommen ist. Und das ist mit Abstand das Unterhaltenste bis jetzt. Und dann fragt Terror endlich die Frage, die ich als allererste gestellt hätte: „Watt issn mit deinem Bruder?“ Ja! Sinn! Logik! Story! Gebt es mir! Gebt mir eine Erklärung, und ich bin bereit, alles zu akzeptieren! „Frag mich wenn datt vorbei is“, sagt Tequila. Du ARSCHLOCH!

Mason, der mit Psycho gerade zu den Jungs kommt, regt sich etwa 3 Sekunden drüber auf, dass Terror ne Puste in der Flosse hat, dann nuschelt Psycho was davon, dass Harald tot ist und das finden alle vier nicht lustig. „Warum töten die unsere Freunde?“ fragt Psycho etwas ratlos. Ah, haben wir unseren Doktor in Psychologie wieder verloren? „An uns traun die sich nicht ran!“ überschätzt Tequila seine bedrohliche Ausstrahlung doch ein kleines bisschen. „Wir laufen da rein, pusten die weg, und dann ist alles wieder, wie es war.“ Das ist Tequilas großer Plan. Abgesehen davon, dass natürlich die Toten weiterhin tot sind und die Bullen? Ach scheiß drauf. Dann schreit man sich noch ein bisschen an, weil die Leute, die vorher für das Dealen sind, das jetzt auf einmal nicht mehr sind und so und der Stoff Unglück bringt… Zwischendurch redet Tequila doppelt, weil irgendwer bei der Nachsynchronisation anscheinend vergessen hat, den O-Ton zu löschen… Okay, das ist verständlich. Bei einer solchen nervenaufreibenden Szene verliert man schon mal den Überblick. Und dann klingelt noch das Handy aus dem „Laden“… keine Ahnung, wo Terror das her haben will, aber wenn das nun schon in seiner Jacke drin ist, kann man auch gleich drangehen. Auf der anderen Seite ist einer der Volldeppen von Mario, die einen kleinen Austausch hätten: Die Mädels (die Rothaarige ist doch nicht tot, schade eigentlich) gegen das Rezept.

Einschub: Ich möchte an dieser Stelle eine interessante Beobachtung kundtun. Mario lässt die Mädels entführen, um sie gegen das Rezept auszutauschen. Mario lässt die Buden durchsuchen, um das Rezept zu finden. Das ist beides ganz toll, nur macht er beides, BEVOR er überhaupt davon weiß. Und er will das Rezept freipressen, bevor er auf die Suche geht. Das ist jetzt entweder Lynch-Mäßige Nichtlineare Erzählweise oder, und dazu tendiere ich eher: Die XXXXXXXXX Drehbuchautoren haben zuviel XXXXXXXX in ihren XXXXXXXX, dass sie höchstens XXXXXXXXX und XXXXXXXX, und auch das nur, wenn XXXXXXXXX [pfui, und mit diesem Mund küsst du deine Mutter? – der Lektor] Einschub ende.

Dann kriegen alle vier Jungs plötzlich Nasenbluten (ein Plotpunkt! Ich habe einen Plotpunkt gefunden! Sie haben versucht, ihn vor mir zu verstecken, und sie haben sich Mühe gegeben, denn die Szene dauert genau 5 Sekunden und keiner stört sich daran und alles, aber ich habe ihn entdeckt! Ich bin schlauer als der Drehbuchautor!), die Waffen werden verteilt und der Kameramann erschossen. Naja, ihr wisst schon, Zeitlupe, alle vier posen und schießen synchron und so. Das soll beeindruckend sein, allerdings würden mir die Daltons in Unterwäsche mehr Angst machen.

Der Langhaarpsycho Doom und Nat… nein, Cassandra (hoffe ich jedenfalls. Es sei denn, ich hab da was nicht verstanden) streiten sich dann ein bisschen, wer die beiden gefangenen Mädels jetzt foltern darf. „Keine Antworten? Ich will Antworten!“ brüllt man den Frauen ins Gesicht und vergisst nur mal wieder ein kleines Detail: Irgendjemand hätte zwischendurch mal eine Frage stellen müssen. An dieser subtilen Verhörtaktik scheiterte ja schon Harald, wie wir uns erinnern. Kaum sind die Mädels unter sich, ist erstmal Trauer angesagt. Angel taucht dann noch auf und schleift eine der Mädels (ich glaub, die Schnitte von Psycho) weg, der Langhaarpsycho stopft sich das Pulver mit vollen Händen in die Nase (sic!) und während die anderen alle irgendwas machen, foltern Nat… oder auch Cassandra oder auch nicht ein bisschen mit Lötlampen und Rasierklingen rum. Und das ist langweilig, peinlich und dermaßen erbärmlich, dass man ruhig zwischendurch auf Klo gehen kann. Wackelkamera und Rotfilter alleine erzeugen nämlich keine Stimmung. Man glaubt es nicht. Tja, und dann ist eines der Mädels hin. Glaube ich, ich hab mich ja schon mal geirrt. Aber Schmoddergeräusche, jede Menge Blut und Hände, die in Bauchdecken rumpulen sind ja meistens gute Indizien. Und während alldem kommt Angel zu Alina und hätte gerne die Unterschrift unter den Vertrag (wir erinnern uns vielleicht: Es geht um den Zfall), Alina ist jedoch eine taffe Frau und nimmt es auch mal in Kauf, dass jemand für ihren Dickschädel erschossen wird. Tja, da warens nur noch drei.

Nachdem Doom noch ein bisschen rumspacken darf und sich mit Angel ein bisschen ankackt, treffen die Giganten des Ruhrpotter Undergrounds endlich aufeinander. Mario und Alina, Eye to Eye, Mano a Mano! Mario zollt Alina erstmal seinen Respekt, immerhin habe sie sich vom Straßenstrich raufgearbeitet (wie nett), aber hier sei wieder der Punkt, wo alles angefangen habe. Ja bitte wie? Der Straßenstrich? Im alten Vorarbeiterbüro? Na, wenn’s dem Fortschritt dient. Jedenfalls ist Alina immer noch eine taffe Göre und hat immer noch keine Probleme damit, ihre Freundinnen übers Messer springen zu lassen, nur um keine Handbreit nachzugeben. So wird der Rothaarigen mal eben die Nase gebrochen und Alina hat nichts Besseres zu tun, den Bleistift, mit dem sie den Vertrag unterschreiben (Moment mal? Bleistift? Vertrag? Äh…) soll, ihrem Bewacher in die Hand zu rammen (wer Stephen Kings Stark gesehen/gelesen hat, der wird jetzt mit Schaum vor dem Mund zusammenbrechen). Der Herr mit der kaputten Hand fordert Satisfaktion, allerdings neigt er dazu Alina etwas anderes „reinzurammen“. Das unterbindet Angel jedoch (ah, er will selbst, was? Nein? Schade). Mehr als große Töne spucken kann auch er nicht.

Und dann fahren unsere Heroes schon vor. In einem Mercedes. Gut, der ist jetzt nicht schwarz, sondern Rot, aber der gute Wille zählt, oder?

Terror: „Wir gehen da jetzt rein, geben denen das Buch [wieso?] und das Rezept, holen die Mädels und gehen wieder.“
Tequila: „Terror, der einzige Grund, warum die Mädels noch leben, ist der, dass die das Buch und das Rezept haben wollen. Wir sollten uns also in zwei Gruppen aufteilen.“

Wenn mir jemand den Sinn dieses Dialoges erklären kann, hat er meine ewige Dankbarkeit. Man schleicht also in zwei Gruppen rum und versucht, ungeheuer gefährlich auszusehen und dann geht das Geballer los. Komplett mit miesen Soundeffekten und reinkopiertem Mündungsfeuer. Ich bitte übrigens, das Wort „Geballer“ nicht als Synonym für „Actionsequenz“ zu lesen, sondern viel mehr: „Ein paar Typen schießen irgendwo hin und es entsteht zu keiner Sekunde der Eindruck, als hätte irgendeiner eine Ahnung, was er da eigentlich tut.“ Auch Zeitlupe und Gegrunze helfen da nicht viel. Und dann ist Mason plötzlich tot, weil Nata… Cassandra (oder eben doch Natalia) ihm von hinten mit ner Sense den Schädel durchbohrt (oder so). Der Langhaarpsycho und Terror wollen sich gerade nen Faustkampf liefern, dann wird Terror von hinten umgeballert. Als nächster ist dann Psycho dran, der von Angel erst zugesülzt und dann nach einem kurzen Säbelgerassel (Also, Angel hat nen Säbel, Psycho ein Brecheisen) geköpft wird. Der abgetrennte Kopf sieht so was von dermaßen scheiße aus, dass ich tatsächlich laut lache. Ja, ich lache immer noch, während ich das hier tippe. Der kopflose Body steht noch was rum, blutet alles voll und kippt dann um. Der angeschossene Tequila schafft es dann zwar noch, zwei Henchmen umzuballern, kriegt dann aber seinen Anteil Blei von Mario. Exitus.

Tja, nun könnte man den Film enden lassen, der Böse gewinnt, die Guten verlieren, alle sind tot. Aber wir haben noch gute 40 Minuten runter zu reißen und irgendetwas sagt mir, dass der Unsinn erst jetzt so richtig anfängt. Angel beauftragt dann einen seiner Untergebenen, die Leichen im Fluss zu versenken, und damit wir ganz dolle merken, wie böse der ist, erstickt er die Widerworte des armen Kerls im Keim: „Entweder du versenkst die Leichen oder du bist selbst Fischfutter.“ Das Leichenwegzerren wird natürlich zelebriert, es ist ja auch ungeheuer spannend, dem Kerl dabei zuzugucken. Ha, und siehe da: Terror ist gar nicht tot. Der arme Tropf wird von hinten mittels Stahlstange durch den Wanst entleibt, dann geht Terror, mitsamt Masons Zylinder auf der Rübe, seiner Wege. Nach einem bisschen Rumgestänker zwischen Doom und einem der anderen Henchmen kommt die große Schauspielszene von Natalia: Ihr Geist und Cassandras Geist (Aha! Jetzt versteh ich das! Glaube ich…) rangeln miteinander und das erinnert ein bisschen an Gollum. Nur dass Gollum cool war.

Tequila ist übrigens doch noch nicht ganz tot, sondern lebt noch lange genug, um Terror das Versprechen abzuluchsen, sie alle zu Dexters Haus zu bringen. „Ja, ich bring dich ins Krankenhaus!“ ist die Antwort. Ach bitte, das macht doch langsam wirklich keinen Spaß mehr. Dann kotzt Tequila noch ein bisschen Ketschup aus und verreckt. „Neeeeeeeeeeiiiiiiiiiiin!“ röhrt Terror in Zeitlupe, wie sich das gehört und…

Die Weiber nuscheln etwas untereinander. Ich verstehe kein Scheiß-Wort! Ist das denn wirklich so schwer, die Musik leise genug und die Dialoge so laut zu drehen, DASS DER ZUSCHAUER NICHT IMMER WIEDER RATEN MUSS, WAS FÜR EIN BEKLOPPTER BULLSHIT DA GEREDET WIRD? [Ruhig, Brauner. Einatmen, ausatmen… – der Lektor] Jetzt ist es mir auch echt zu blöde, noch mal zurück zu spulen, da wird schon nichts Wichtiges bei gewesen sein. Denn wir sind am Haus, oh wie gruselig. Da guckt ne Hand aus dem Boden, nein wie scary! Und eine Dunkle Stimme nuschelt, ich mach mir gleich ins Hemd. Terror verliert nebenbei die Nerven und schreit rum, es donnert mächtig und für zwei Sekunden kommt auch Regen von der Tonspur (klaro, zu sehen ist nix davon), dann ist wieder ruhig, dann regnet es wieder, und dann endlich, ENDLICH! Hat Terror es geschafft, die Leichen auf den Dachboden geschleift. „Kann mir mal einer sagen, was die Scheiße eigentlich soll?“ fragen Terror und ich unisono. Und dann ist da plötzlich Dexter. Und noch bevor Terror irgendwas machen kann, kommen… nein, das ist zu blöd… kommen… nein, das kann ich nicht schreiben… kommen Kabel aus der Steckdose geschossen und wickeln ihn ein. Argl, wie bescheuert muss man denn sein, dass man auf so etwas kommt? Dexter begeht dann den Fehler, ins Licht zu kommen, und nach reiflicher Analyse des Standbildes bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass das keine Maske aus dem Phantom der Oper sein soll, sondern ein brachliegender Schädelknochen. Dumm halt, dass Knochen bei einem Homo Sapiens meist unter der Haut liegen. Langsam kommen Terror auch erste Ahnungen, wer da mit ihm sprechen könnte. „Du bist Dexter! Du bist Tequilas Bruder!“ – „Wir sind vom selben Mann gezeugt worden. Aber Brüder? Das waren wir nie.“ Oh Heiland! „Es war klar, dass mein Bruder hierher kommen würde, als ich ihm die Träume schickte.“ Träume? „Und es war ebenfals klar, dass ihr euch das Talin in eure Nasen stopfen würdet.“ Talin? Du dann wird es noch philosophisch. „Der Tod ist nur ein langeiliger Begriff für ein Dasein, das man nicht begreift und auch nicht in Worte fassen kann. Deine Freunde sind nicht tot. Ihre Seelen lauern in *nuschelnuschelnuschel* und warten darauf, dass sie endlich erlöst werden.“

Einschub: Ich weiß, in einem Film über Grufits muss man zwangläufig irgendwann über den Tod philosophieren. Aber, mal im Ernst: Ich dachte immer, man könne mit Fug und Recht behauptet, jemand sei tot, wenn die Seele vom Körper getrennt ist. Wenn jetzt nicht mal das zutrifft, wann IST man denn tot? Tja, ist das eine philosophische Frage? Nein! Das ist einfach nur ein Haufen Gülle, zusammengewurstet von jemandem, der keine Ahnung von nichts hat, aber gerne mächtig weise und schlau rüberkommen will! Einschub ende.

Naja, natürlich könnte es auch sein, dass die armen Hanswürste ne zweite Chance kriegen, denn die Legenden über Feuer und so, die sind gelogen. „Es ist schlimmer.“ Dass Dexter da über die Hölle redet, das können wir nur vermuten. Vielleicht meint er auch ein Grilltreffen der St. Georgs Pfadfinder aus Hochheide. Wer weiß das schon. Jedenfalls läuft das auf folgendes hinaus: Wenn Terror sich jetzt selbst entleibt, dann können die vier „Wegbereiter der Dunkelheit“ im Diesseits werden und müssen nicht ins Höllenfeuer. Und auch wenn er nicht will, gegen Dexters Jedikräfte kommt er nicht an. Ein Sauberer Schuss in die Hackfesse und alles ist gut… „Hört ihr? Ich habe es geschafft! Es läuft nach Plan!“ verrät Dexter dann irgendwem…

Irgendwann später brüllt Mario ins Telefon, er hätte jetzt gerne eine gefälschte Unterschrift! Worum es ginge? Das ist ja wohl scheißegal! Genau. Wenn ich von jemandem etwas will, dann verrate ich ihm nämlich auch nicht, was ich will. Nur so bleibt der Geist geschmeidig und die Untergebenen können mal so richtig zeigen, was sie so draufhaben. Jedenfalls haben wir die Schlussphase des Films erreicht und wir merken, dass keiner mehr so richtig Bock hat. Die Schnitte werden schlampig (schlampiger), die schauspielerische Leistung *hüstel* sinkt in den Keller (bzw. fängt an, im Keller ein Loch zu graben, damit sie noch weiter sinken kann… Mario kümmert sich nebenbei um eine mysteriöse Unbekanntetm, deren „Auftraggeber“ sehr am Verbleib der vier Jungs interessiert sind. Aus welchem Grund auch immer. Tja, dumm dass Mario nur ihren Tod eröffnen kann. „Keine Seele verlässt diese Welt, ohne dass ich es weiß“ keift die Dame plötzlich los. Ach was. „Diese Seelen sind sehr wichtig für uns!“ Ach was. „Und sie waren nicht in der Seelenkammer!“ Ach was. Aber Mario sieht’s gelassen. Immerhin mache er Geschäfte mit allen. Politikern, Russen, Asiaten, Albanern… da wäre es ja wohl ein Witz, wenn man nicht auch Baphomet zufrieden stellen könnte. Außerdem glaubt er ja eh nicht daran. Er hätte gerne Geld, was die Unbekannte nur verachtend Lachen lässt. „So anspruchslos!“ findet sie (und wir haben die Kapitalismuskritik auch abgehakt). Okay, und weil das zu einfach wäre, wenn’s jetzt zum Ende kommt, taucht einer der Henchmen auf, eröffnet, dass Natalya das Buch nicht rausrücken will und bandelt mit der Unbekannten an. „Du unbedeutendes Stück Mensch! Du willst also wissen, wer ich bin?“ fragt diese und dann gibt’s irgendwie rotes Zeug zu gucken und der Kerl hält sich das Auge zu und kippt schreiend um und verröchelt. „Seele für die Seelenkammer“ freut sich die Dame. Ja, ich weiß, da fehlt das Wort „eine“… dummerweise hat der saudumme Schnitt dieses Wort verschluckt. Und dann ist da Nat… nee, JETZT scheint es wirklich Cassandra zu sein, denn sie widersteht dem Hokuspokus der anderen und zum ersten Mal bin ich mit Mario einer Meinung: „Du erklärst mir jetzt sofort, was los ist!“ Ja, da bitte ich aber drum! Aber Cassandra hat gar nicht vor, etwas zu erklären (das wäre ja so was wie logisch) sondern möchte einfach den Deal zwischen Baphomet und Mario annullieren…

Indes dealen Angel und der Langhaarpsycho (der JETZT endlich einen Namen kriegt: Doom. Ich glaube, ich habe gerade eingenässt) fleißig mit dem High-Speed-Zeug. Doom, der anscheinend seinen Verstand längst gegen den kompletten Wahnsinn eingetauscht hat, demonstriert die Wirkung und stopft sich die Nüstern voll und röchelt in einer Tonlage, die jeden Death-Metaller vor Neid erblassen lassen würde. Und anscheinend scheint irres Funkeln, komplettes durchdrehen und reden in fremden Zungen auf einmal ein Qualitätsmerkmal für Drogen zu sein, denn der Kunde ist vollauf zufrieden und schlägt ein. Doch siehe da… Plötzlich quillt Trockeneisnebel (der uns von jetztan bis zum Filmende nie wieder verlassen wird) aus dem defekten Fahrstuhl, vier Figuren (na, kommt ihr drauf? Naaaaaa?) marschieren von hinten angestraht auf die drei zu, entpuppen sich als kugelsicher und ballern dafür fleißig zurück (was sie natürlich alle plötzlich perfekt können)… So, und wer jetzt denkt: Hm, das klingt aber irgendwie peinlich, der muss sich nur vorstellen, dass die Jungs sich nicht zu schade dafür waren, ihre Gesichter weiß zu schminken und ein Crow-Corpepaint aufzulegen. Ja, es ist genauso albern, wie es sich anhört. Vielleicht noch etwas alberner. Jetzt wird erstmal unter den Henchmen aufgeräumt, komplett mit Geballer, Katanas (auch gerne in wahlweise Zeitraffer oder Zeitlupe), hauptsache immer schön schmoddrig. Wenn bei meinen Lesern das Gefühl aufkommen sollte, das wäre alles schön spannend, dann stimmt das nur zum Teil. Diese Szenerie ist so was von egoman, dass man genauso gut 10 Minuten lang dabei zusehen könnte, wie die vier sich einen runterholen. Aber der geneigte Zuschauer ist tatsächlich dankbar und glücklich darüber, dass endlich etwas passiert, das er versteht: Untote nehmen Rache! Mason darf zwischendurch die Frauen befreien und man kopiert dreist aus den Üblichen Verdächtigen: Freitag der 13., The Crow, Nightmare on Elm Street sowie diverse Evil Deads. Sogar aus Batman klauen diese Arschgeigen! Psycho kriegt seine Rache, indem er Angel auf einen Friedhof teleportiert und in einem Highlander-Rip-Off mit ihm rumspackt. Cassandra indes hat sich in Kultistenkluft geworfen und hat den obligatorischen Kelch mit Blut ins „Haus“ geschleppt, verbrennt auf dem Evil-Altar irgendwas, das mächtig qualmt und fuchtelt mit ne Ritualdolch rum und beschwört irgendwelche „Ewig Mächtigen“. Glaube ich jedenfalls, denn nicht nur, dass jetzt alle nuscheln, die Stimmen wurden auch noch runtergepitcht, so dass man wirklich KEINE Chance mehr hat, auch nur ein Wort zu verstehen.

Doom ist mittlerweile im mächtig blutbespritzten Folterkeller dabei, Leichenteile zusammen zu setzen und kriegt seinen showdown mit Terror… aber erst, nachdem die Axtwurfszene aus Last Action Hero auch noch drankommen durfte. Dann simmer wieder auf nem Friedhof, Doom brüllt Unsinn rum und wird schlussendlich zerlegt. Tequila darf dann noch Mario totlangweilen („Was ist tot? Ist das Leben nicht nur eine kurze Spanne zwischen Tod und Tod?“) und sieht dabei aus wie Batmans Joker (Violette Kleidung, weißes Makeup mit Grinsefresse und helle Haare, gottseidank nicht grün). Das mit dem zu Tode langweilen meinte ich übrigens ernst, der Kerl labert sich einen Wolf, man versteht kein Wort, weil Sequencer und andere Stimmverzerrer bis zum Anschlag aufgedreht wurden. Ja, und dann macht er es wirklich! Ich hätte ja gedacht: Jetzt haben wir genug „The Crow“ geklaut, aber er nimmt wirklich die Drogen und streut sein Symbol um Marios Body! Okay, nur ein Pentagramm, aber ich glaube, man darf Gruftis nicht überfordern.

Draußen hat Cassandra währenddessen ein großes Pentagramm auf den Boden gemalt, die vier Heinis teleportieren sich an die freien Spitzen des Zeichens, gucken ganz cool, dann leuchtet ein Kellerfenster hell auf (what the fuck?) und irgendwelche Kultisten (vielleicht die Templer? Who knows. And who cares?) kommen an. Cassandra kniet vor dem ersten nieder und röchelt was davon, dass die vier Seelen nicht so seien wie ihr Erschaffer und eine große Hilfe waren und so. „Lasst und die Existens des Frevlers beenden“ röchelt der Oberkulti und dann steht Dexter vor einer Pappwand, wo plötzlich Arme durchgreifen und ihn festhalten. Gut, es soll wohl ne massive Wand sein, aber bitte: Gestattet, dass ich lache. Dexter wird in Fetzen gerissen, irgendwas glitzert und leuchtet und das dauert anscheinend ewig. Und dann bluten die Fenster und… tja, das wars dann.

Ach, doch nicht, Buchowski taucht noch auf und will alle verhaften, was natürlich nur dazu führt, das er auch fast dran glauben muss. Tja, und dann fallen sich eine der Kultistinnen und Alina in die Arme und dann umarmt sie noch den Polizisten… Äh ja. Wir können also vielleicht davon ausgehen, dass das seine Tochter… und ihre Tochter… ach Scheiße. Wird schon stimmen.

Und dann sitzen die vier Crows auf den Friedhof, saufen, rauchen, kiffen und sehen cool aus. Oder glauben das wenigstens. Plötzlich tauchen die Mädels (welche? Keinen Peil) auf, haben Bierdosen mitgebracht und dann sitzen sie zu siebt rum, trinken Bier, rauchen und sehen cool aus.

Dann ist der Film IMMER noch nicht vorbei, denn irgendwer nuschelt „Eure Seelen werden wie die unseren die Ewigkeit überdauern, wir können eure Gedanken hören!“ Und DANN ist der Film endlich vorbei. ENDLICH.

So, damit auch Ortsfremde meine Kritikpunkte nachvollziehen können und ich mich ein kleines bisschen beruhigen kann, um nicht gleich mit Schimpfworten um mich zu werfen, hier die paar Dinge, die man wissen sollte, wenn man die abgrundtiefe Schlechtigkeit von „Kinder der Nacht“ begreifen will:

Das „Zwischenfall“ in Bochum ist seit Anfang der 80er Jahre die Kultadresse für den schwarzen Untergrund in NRW und eine der beständigsten. Viele andere Läden mussten nach und nach die Tore schließen, aber das Zwischenfall hat es immer geschafft, neue Trends rechtzeitig zu erkennen und vor allem immer wieder offen für Experimente und Veränderung zu sein, ohne dabei den Anschluss an die Basis zu verlieren. Das Programm ist bis heute gemischt, von den minimalistischen Tönen der Anfangszeit elektronischer Musik bis hin zu derbem Gurgelkreisch kann man da alles hören.

Der „Landschaftspark Nord“ in Duisburg ist ein stillgelegtes Hüttenwerk, das 1985 den Betrieb einstellte und von 1991 bis 2002 aufwändig zu einer großen Freizeitanlage umgebaut wurde. Die meisten Anlagen bestehen noch und werden beständig restauriert. Zusammen mit einer groß angelegten Parklandschaft ergibt sich ein wirklich faszinierendes Bild. Die Aktivitäten reichen von Freeclimbing über Führungen durch die Industriekultur bis hin zu Open Air-Kinoveranstaltungen. Nachts wird der ganze Park von einer Lichtinstallation angestrahlt und bietet ein wirklich beeindruckendes Bild, sage ich aus Erfahrung.

Tja, und dann hätten wir da noch „Baphomet“, der zwar kein Duisburger, aber nicht weniger interessant ist. Der Name tauchte nachweislich erstmals 1307 auf, als die katholische Kirche ein Mittel suchte, den mittlerweile unliebsamen Orden der Tempelritter loszuwerden. Politisch war den Jungs nicht beizukommen, aber eine Anklage wegen Gotteslästerung war ein zuverlässiges Mittel. Dass die ganze Chose eine Farce war, brauche ich nicht unbedingt zu erwähnen, die Zeugenaussagen widersprachen sich in alle Einzelheiten. Vom Aussehen des angeblichen „Idols“ bis hin zu seiner Macht. So, und wer mehr wissen will, der kann in der Wikipedia nachschlagen (dort sieht man auch das berühmteste Bild Baphomets) oder er guckt sich den „DaVinci Code“ an. Oder liest das Buch. Aber nun zum Film.

Addiert man: Eine Kirchenverschwörung, eine Kultdiscothek und eine wahnsinnig geile Kulisse (damit ist nicht nur der Landschaftspark gemeint, das ganze Ruhrgebiet und auch Duisburg hat gerade Nachts seinen eigenen Charme und wäre brillant für einen düsteren Film geeignet), ein paar schnuckelige Mädels, die bereit sind, sich vor der Kamera nackig zu machen und die Unterstützung einer ganzen Undergroundszene… dann kann man dem Nightchild Team nur gratulieren, dass es das Kunststück fertig gebracht hat, alles, aber auch wirklich alles Vielversprechende mit großem Hallo vor die Wand zu fahren und einen so dicken Klumpen Scheiße zu produzieren wie „Kinder der Nacht“. Hier geht einfach gar nichts. Überzogener Hang zur Selbstdarstellung trifft auf technische Inkompetenz, die totale Unfähigkeit, eine Geschichte zu Erzählen geht mit schauspielerischem Leistungsvakuum Hand in Hand, die Musikauswahl, sosehr Gothic-Mucke auch Geschmackssache ist, ist erbärmlich und die Tatsache, dass diese Sache sich zwei Stunden hinzieht, macht es nicht besser.

Meinem Bruder ist ein goldener Satz zu verdanken, der die darstellerische Leistung kurz und knapp zusammenfasst und in etwa so lautet: „Wenn Gruftis schon einen Film über sich drehen, wieso stellen sie sich dann nicht so dar, wie sie sich gerne sehen, nämlich geheimnisvoll und düster? Wieso benehmen die sich alle so, wie die AUSSENSTEHENDEN sie sehen, wie ein Haufen Kasperle?“ Tja, mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Logo, das Schauspieltalent tendiert gegen Null, kein Wunder bei Amateuren. Aber muss man das dann so dermaßen zelebrieren? Muss jede Nullnummer einen Monolog halten, bis einem übel wird? Noch dazu kommt, dass der Ruhrpottakzent, den die meisten da an den Tag legen, aufgesetzt ist. Es reicht eben nicht, „Datt“ und „Watt“ zu sagen, dazu gehört schon ein bisschen mehr. Der Dialekt kommt und geht dann auch, ganz wie er will und keiner scheint so richtig zu wissen, was er eigentlich sagem will oder muss. Tatsächlich klingen 90% der Dialoge improvisiert und der Rest wie abgelesen. Okay, das ist wahrscheinlich zum Großteil Schuld des Drehbuches.

Sofern es denn ein Drehbuch gab, das mehr Platz einnahm als die Rückseite eines Bierdeckels. Charaktere ändern ihre Einstellungen und ihren Charakter von Szene zu Szene, wie es gerade passt: Wir erinnern uns an Terror, der erst total Happy war, ne Puste in der Hand zu haben, und eine Szene später behauptete, so einen Scheiß nie benutzen zu wollen. Und das, nachdem er einem von Marios Leuten längst ins Bein geballert hatte. Oder Psycho, der erst alles konnte und wusste, dann aber zu blöd war, zu erkennen, warum die Gangster sich fröhlich durch ihr Umfeld mordeten. Und wenn jemand mal einen Charakterzug beibehält, dann heißt das noch lange nicht, dass darauf auch eingegangen wird. So wird hier und da angedeutet, dass Mason ein Alkoholproblem habe, worauf nie so richtig eingegangen wird. Und da wir gerade dabei sind, auf die Charaktere einzuprügeln: Tequila, Psycho, Terror, Mason, Doom, Angel, Dexter, was sind das denn für Scheißnamen? Das geht doch nicht! Es sei denn natürlich, man möchte seine Charaktere der totalen Lächerlichkeit preisgeben. Das ist natürlich gut gelungen. Und ganz besonders gut klappt das, da keiner der Anwesenden es auf die Kette kriegt, die Namen vernünftig auszusprechen. Doom klappt noch so gerade eben, aber bei Angel (Ehnschel), Mason (Mehsenn) und Psycho (Wahlweise einfach Psücho oder auch Psaiko) hört der Spaß auf.

Pacing ist ja auch immer so eine Sache. Man muss dem Zuschauer Ruhepausen gönnen, dann wieder was bieten, dann wieder ein bisschen Pause machen, man muss Charaktere glaubwürdig machen, Charakterentwicklung zulassen und dann wieder aufs Gas drücken. Alles das schafft „Kinder der Nacht“ zu keiner Sekunden. Ruhepausen gibt es keine, höchstens Szenen, die dazu dienen, den Film zu strecken. Lang ausgewalzte Tanzorgien im Zwischenfall, die peinliche „Sexszene“, diverse Trips und ähnliches wirken wie Kaugummi, das so richtig schön lang gezogen wurde. Auch die Dialoge, in denen mit vielen Worten wenig gesagt wird (wenn denn mal was gesagt wird) bremsen alles unnötig aus und sorgen dafür, dass innerhalb von wenigen Sekunden eine herrliche Langeweile aufkommt, die ganze 122 Minuten anhält.

Kommen wir mal zurück zur Geschichte selbst, die sich ja die Hauptzeit des Films auf zwei Ebenen bewegt. Da ist einmal die Krimigeschichte rund um’s Zwischenfall und auf der anderen Seite die Horrorstory um Seelen, tote Brüder und Tempelritter. Wenn man sich das alles so anschaut, dann meint man, dass die Schreiberlinge sich gedacht haben: „Baphomet? Klingt cool! Da machen wir was draus!“ und dann haben sie einfach was gemacht. Was, da scheißt doch der Hund drauf. In allerletzer Instanz bleibt der Zuschauer mit vielen, vielen Fragen alleine. Was ist denn Baphomet eigentlich? Der Teufel? Ein Dämon? Oder etwas ganz anderes? Vielleicht nur ein Vorwand? Und wer sind die komischen Kuttenträger? Sind das die Templer? Gibt es eigentlich noch Templer? Und wenn ja, wer ist einer? Für wen arbeitet die mystische Frautm? Was ist das überhaupt für eine? Ein Engel oder was jetzt? Und diese Droge, was bewirkt die eigentlich, außer, dass man’s mit allem treiben will, was bei drei nicht auf den Bäumen ist? Und wieso bluten alle aus der Nase, aber nur einige drehen durch? Und was für Träume hat Dexter eigentlich seinem Bruder geschickt? Da wir gerade von Dexter reden: Hat Lovecraft auch was damit zu tun? Oder liegt das Necronomicon nur durch Zufall da rum, und „Dexter Ward“ ist auch nur gewählt worden, weil’s geil klingt? Fragen über Fragen…

Und im Grunde geht es in dem Film um… ja, was eigentlich? Grob könnte man sagen: Um alles, was den Drehbuchautoren gerade einfiel. Wenn das Sprichwort „Viele Köche verderben den Brei“ jemals eine Berechtigung hatte, dann hier. Hätte man das Übersinnliche raus genommen und einen netten Krimithriller mit 70-80 Minuten Laufzeit produziert, dann wäre das ganze doppelt so unterhaltsam wie eine 120-minütige Schlafbombe. Ständig treten irgendwelche Charaktere auf, um (mehr oder weniger gewaltsam) wieder abzutreten, immer kommt noch ne Wendung rein, und noch irgendwas, und am Schluss haben alle die Lust verloren und machen sich nicht mal mehr die Mühe, irgendwas zu erklären (eine Ausnahme ist die finale Crow-Klauerei, aber dazu später mehr).

Nun kann ein Drehbuch noch so hirnrissig sein, wenn’s anständig rübergebracht wird, dann kann auch so etwas Spaß machen. Dummerweise ist dies nicht der Fall. Zuerst hätten wir da das Problem mit dem Ton. Dieser ist nämlich teils Originalton (verrauscht, viel zu leise) teils nachsynchronisiert (auf weite Strecken übersteuert), wie bereits mehrfach angegeben (irgendwann während des Reviews habe ich die Lust verloren, jedes Mal darauf hinzuweisen, also glaubt mir einfach, wenn ich sage: Das passiert viel öfter als erwähnt).Nun ist es jedoch nicht so, dass eine Szene mal O-Ton ist, die nächste nicht, dann wieder mal eine so, dann wieder anders. Nein! Tatsächlich kommt es vor, dass mitten in einem Dialog auf einmal nachsynchronisiert wurde, dann plötzlich wieder Originalgeräusche zu hören sind. Oder dass nur einer der Gesprächsteilnehmer sich selbst nachsprechen musste, während der andere original bleiben konnte. Dadurch wechselt Stimmlage und Verständlichkeit bei einigen der Darsteller ziemlich heftig. Das Paradebeispiel dafür ist Vorkasper Bender himself, der im O-Ton wie ein Vollspack klingt, in der Nachsynchro wie ein Vollspack, der gerade bei Cannibal Corpse vorspricht und sich dabei so evil vorkommt wie der Beelzebub persönlich. Erschwerend kommt hinzu, dass die Musik immer einen Tacken zu laut ist und dummerweise keine Instrumentalstücke, sondern meistens Gesangspassagen verwendet wurden, die das gesprochene Wort gerne mal übertönen (dass die Musik den Hang dazu hat, einem nach maximal 20 Minuten derart auf den Zeiger zu gehen, dass man sich sogar Heino anhören möchte, Hauptsache, es ist kein Elektromist, steht auf einem ganz anderen Blatt). Zu guter Vorletzt hat jeder der Darsteller ab und an mal einen dicken, flauschigen Teppich im Mund und nuschelt sich einen ab, dass die liebe Sonne lacht. Das ist so dermaßen nervtötend, dass es wirklich aggressiv macht. Und um die Sache nach unten hin abzurunden: Immer, wenn’s irgendwie mystisch sein soll, wird kräftig an den Reglern gedreht, so dass jede Stimme eine Oktave tiefer rutscht. Dann versteht man wirklich kein Wort mehr.

Zu den Tonproblemen gesellt sich das Bildproblem: Farbfilter sind was feines und auch Verzerrungen und Dopplereffekte machen das Leben eines Filmemachers einfach, denn richtig eingesetzt sorgen sie dafür, dass eine Szene intensiver wird… dummerweise wusste eben keiner hier, wie man richtigen Gebrauch davon macht. Insbesondere der Dopplereffekt scheint besonders gut gefallen zu haben, denn der taucht alle Nase lang auf: Beim Tanzen, Saufen, Kiffen, Ficken, Schnupfen, Töten, bei den Bösen, bei den Guten, bei übernatürlichem und manchmal sogar einfach so, weil’s gerade toll ist. Da das Bild eh schon reine Videoqualität und somit nicht gerade das Gelbe vom Ei ist, versetzt man dem Material damit den Todesstoß. Schnell noch ein Wort zum Schnitt: Der scheint von einem Besoffenen mit Heckenschere und Tesafilm gemacht worden zu sein. Da fehlen gerne mal halbe Sätze oder Handlungen oder man sieht eine halbe Sekunde lang ein Bild, das gar nichts mit dem Rest des Films zu tun hat.

Okay, aber Splattereffekte hat’s doch, oder? Kann man da was falsch machen? Ja, kann man. Ach, und was? Alles! Kein einziger der Effekte sieht annähernd natürlich aus, jeder einzelne ist vom ersten Moment an durchschaubar. Dafür gehen sie mit den Toneffekten Hand in Hand, einige wurden einfach aus Computerspielen genommen, andere stammen aus Filmen. Ich bin sicher, der eine oder andere Nerd da draußen erkennt sie wieder.

Gibt es eigentlich auch was Positives zu vermelden? Ja, fast. Man kann nämlich sagen, was man will: Der letzte Shootout zwischen den Unsterblichen und den Bösewichtern ist gar nicht mal so schlecht geraten. Man merkt, wie wichtig es den Verantwortlichen war, hier so richtig glänzen zu können. Hier stimmt auf einmal das Tempo und die Action, hier übernimmt man sich nicht großartig mit Schauspielerei, hier geht es vorwärts und das haben wir alles schon schlechter gesehen. Warum also nur „fast“ etwas positives? Tja, weil jede Idee, jede Kameraeinstellung, jeder Move, jede Situation schon mal da war. Ich darf mal kurz aufzählen: Freitag der 13., Nightmare on Elm Street, Batman, Last Action Hero, Highlander und natürlich die Zelluloid gewordene Bibel des 90er Gothics: The Crow standen hier mehr als nur Pate. Gerade letzterer Film wurde dermaßen dreist abgekupfert, dass ich mir wünsche, Eric Draven würde noch mal aus seiner Gruft aufstehen und einigen Leuten einen kleinen Besuch abstatten. Außerdem, seid beruhigt: Die ganze Sequenz wird durch den ewiglangen Monolog von Heiko Bender über Tod und Leben zunichte gemacht. Und außerdem ist sie im Endeffekt zu wenig und viel zu spät. Und, wenn man’s genau nimmt: Die Szene ist reine Masturbation. Denn das Kunststück, einen Fight mit einem unbesiegbaren Gegner trotz aller Vorhersehbarkeit spannend zu gestalten… das ist eine Kunst für sich.

Berühmte (fast) letzte Worte: Wenn es Ziel der Mannschaft war, die gesamte Schwarze Szene in den Augen der Öffentlichkeit lächerlich zu machen, dann: Herzlichen Glückwunsch! Das habt ihr hundertprozentig geschafft. Ja, ich weiß, für sein Gesicht kann niemand was, aber die Hackfressen in diesem Streifen sind nichts mehr als eine Einladung zum reinschlagen. Nichtmal als Partyfilm ist dieser Haufen Durchfall zu gebrauchen, selbst trashgehärtete Allesgucker zucken vor diesem Produkt zurück. Nicht mal der Heimvorteil zieht so richtig. Eigentlich ist man ja immer froh, wenn man bei eine, Film sagen kann: Guck mal, das kenn ich! Aber, ich habe es ja schon gesagt: Keine einzige Location wird so ausgenutzt, dass man ihre Schokoladenseite so richtig sieht. Und das ist doch wirklich traurig, oder nicht?

Und dennoch… Ich werde das Gefühl nicht los, dass es da draußen Leute gibt, die diesen Film so richtig mögen können. Ich will nicht über Gruftis im Allgemeinen herziehen, dazu kenn ich im Endeffekt zu viele, aber sehen wir der Sache ins Auge: Subkulturen waren schon immer ein Sammelbecken für den Abschaum der Gesellschaft und die Gruppe der Arschgeigen ist in jeder Ansammlung von Menschen die größere. Und irgendwie scheint es genug Leute zu geben, die einem zweiten Teil eine Daseinsberechtigung zusprechen. Aber Idioten gibt es nun mal überall und wenn sich ganz viele Idioten auf einen Haufen sammeln, wer weiß? Vielleicht nennt man das Endergebnis dann „Filmvorführung von ‚Kinder der Nacht’“. Wenn dieser Film mir eine Sache gezeigt hat, dann: Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen dem, wie man sich selbst sieht, und dem, was andere in einem sehen.

Nun aber wirklich letzte Worte: Nachdem wir auf unserem letzten Filmabend endlich die Stop-Taste drückten, drang in die betäubte Stille der eine Satz, der diesen Film nicht besser beschreiben könnte: „The Dark Area war ja gar nicht mal so schlecht…“ Und da ich dem Sprecher ohne Widerworte beipflichten kann, gibts konsequenterweise die gleiche Bombenzahl, dafür aber ein Bier weniger. Do the math.

(c) 2004 Ascalon


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 0


mm
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