Killing Season

 
  • Deutscher Titel: Killing Season
  • Original-Titel: Killing Season
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  • Regie: Mark Steven Johnson
  • Land: USA/Belgien/Bulgarien
  • Jahr: 2013
  • Darsteller:

    Robert de Niro (Benjamin Ford), John Travolta (Emil Kovac), Milo Ventimiglia (Chris Ford), Elizabeth Olin (Sarah Ford), Diana Lyubenova (Elena)


Vorwort

Army-Veteran Bob Ford hat sich nach dem Balkan-Krieg desillusioniert von allem, inklusive Familie und Glauben, zurückgezogen und lebt das zurückgezogene Back-to-the-nature-Dasein im tiefsten Wald. Eines Tages gabelt er den Wanderer und Jäger Kovac auf, der ihm bei einer Autopanne hilft und zum Dank auf ein Abendessen und einen Drink oder fünf eingeladen wird.

Man versteht sich, auch dank des großen Freundesschaffers Allohol, prächtig und hat auch Anknüpfungspunkte – beide waren mal Soldat, Kovac stammt sogar aus dem bosnischen Dorf, in dem Ford seinerzeit stationiert war.

Kovac lädt Ford ein, ihn am nächsten Tag auf die Jagd zu begleiten – er hat sich in den Kopf gesetzt, einen Wapiti zu schießen. Ford hätte zwar eigentlich einen Termin zur Taufe seines Enkels, aber er entscheidet sich für die Jagdpartie. Blöde Idee.

Denn Kovac ist kein Bosniak, sondern ein bosnischer Serbe, also nach allgemeiner Auffassung im Balkan-Krieg einer der Bösen. Er hat mit Ford offenbar eine persönliche Rechnung offen, denn was er von dem Ami verlangt, ist nicht mehr und nicht weniger als eine Beichte…


Inhalt

Weder Travolta noch de Niro sind heutzutage großartige Garanten für Qualität, und Millennium Films ist auch nicht gerade die Produktionsfirma, von der man regelmäßig großes Kino erwarten darf. Am Ende doch recht erstaunlich, dass „Killing Season“ kein dumpfer Mano-a-mano-Actionklopper ist, sondern, obschon das natürlich das zentrale Thema des Streifens ist, die Sache vielschichtiger angeht als man meinen sollte.

Wenn Ford und Kovac sich nach der ruhigen Auftaktphase, die genügend Zeit lässt, um die Charaktere aufzubauen und klarzustellen, dass keiner der beiden ein „Monster“ ist, obschon sie womöglich beides „monströses“ getan haben, entspannt sich keine adrenalingetränkte Hetzjagd – das wäre dem fortgeschrittenen Alter beider Aktiver sicherlich auch nicht zuträglich. Statt dessen stellt man sich Fallen, foltert sich gegenseitig und wird sich langsam über die jeweiligen Motivationen klar.

Die grundlegende Erkenntnis ist nicht neu, kann aber gerne auch mal wiederholt werden – im Krieg kommt man mit schlichtem schwarz-weiß-gut-böse-Schema nicht weiter. Gute Menschen tun schreckliche Dinge aus wohlgemeinten Gründen, und zerbrechen dann daran. „Killing Season“ hätte den einfachen Weg gehen können und Kovac zum Klischee-Serben-Muslimkiller machen können (das wäre in Trump-Zeiten vermutlich der „zeitgeistigere Ansatz“) und wiewohl der Serbe seinen Teil zum Morden beigetragen hat, so hat auch er Dinge erlebt, die ihn erst soweit getrieben haben – und Ford ist gewiss kein Engel, sondern hat, obwohl nominell Vertreter des „Guten“ an Verbrechen gegen die Menschlichkeit mitgewirkt.

Die Botschaft des Films, dass sich selbst so gegensätzliche Figuren wie Kovac und Ford, wenn sie realisieren, dass sie zwei Seiten der gleichen Medaille sind und beide zu Menschen geworden sind, die sie nie sein wollten, sich aussöhnen können, mag naiv sein, ist aber in Zeiten der zunehmenden Polarisierung sicher nicht verkehrt.

Der Film selbst ist ordentlich flott inszeniert, erlaubt sich einige Ruppigkeiten bis hin zum dezent Ekligen. Die beiden Hauptdarsteller legen sicherlich nicht die jeweiligen Performances ihres Lebens hin, aber de Niro zeigt zumindest Lebenszeichen (das ist bei seinen aktuellen Filmen nicht immer der Fall) und Travolta kriegt nicht nur den Look eines serbischen Killers gut hin, sondern macht aus ihn auch eine glaubwürdige Figur.

Das ist alles sicher nicht denkwürdig, existentiell wichtig oder eine Karrierehighlight für die Beteiligten, aber eine recht kurzweilige Angelegenheit mit einigen hübschen Bildern, einigen einprägsamen Fiesheiten und der sicheren Erkenntnis, dass knapp 80 Minuten für den Stoff auch reichen (fast zehn Minuten Abspann sind allerdings schon… gewöhnungsbedürftig. Ist ja jetzt nicht so, als wäre das ein Film, den man nicht mit minimaler Crew und geringstem Aufwand hätte drehen können).

It’s not „Mörderischer Vorsprung“, it’s not „Hard Target“, but it’s decent entertainment.

3/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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