Killing Salazar

 
  • Deutscher Titel: Killing Salazar
  • Original-Titel: Killing Salazar
  •  
  • Regie: Keoni Waxman
  • Land: USA
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Steven Seagal (John Harrison), Luke Goss (Tom Jensen), Darren E. Scott (Skokowski), Georges St. Pierre (Bruno Sinclaire), Florin Piersic jr. (Joseph Salazar), Martine Argent (Amanda Chavez), Howard Dell (Mike Darol), Sharlene Royer (Ana), Claudiu Bleont (Emilian), Bruce Crawford (Dentze), Lauro Chartrand (Ramirez)


Vorwort

Eine DEA-Spezialeinheit unter der Fuchtel von Superagent John Harrison will irgendwo in der osteuropäischen Pampa den russischen Drogenlord Salazar (Halb-Kolumbianer, daher der Name) hops nehmen, das aber nach Möglichkeit lebendig. Leider funktioniert das vor allem aufgrund Salazars renitentem Underboss Sinclaire nicht so wie gewünscht – Salazar endet als Leiche.

Anderswo tritt US-Marshal Jensen einer Einheit der Behörde für Gefangenentransporte, umgangssprachlich „Con Air“, bei. Das Team unter Major Skokowski, genannt Skony, bekommt auch gleich einen speziellen Spezialauftrag. Die Leiche eines gewissen Drogenbosses soll von Rumänien in die USA überführt werden. Die ganze Operation ist sehr klandestin angelegt, was Skonys Misstrauen erregt – erst recht, als sich herausstellt, dass die vermeintliche Leiche quicklebendig ist. Salazar, so kunftet DEA-Mann Darol aus, hat einen Deal gemacht und seinen Tod vorgetäuscht, um in den USA Kronzeuge zu spielen. Bis der notwendige Papierkram erledigt ist, müsste Salazar nur 24 Stunden lang in Rumänien versteckt und beschützt werden, was dann der Punkt wäre, an dem Skonys Team ins Spiel käme.

Die Sache klingt nicht hasenrein, aber der Befehl kommt von ganz oben – von Harrison. Also wird’s so gemacht und Salazar heimlich, still und leise in der Präsidentensuite eines Luxushotels in Bukarest zwischengelagert. Das kleine Con-Air-Team hat bald alle Knarren voll zu tun – Sinclaire bringt nicht nur Salazars geliebtes Eheweib per Autobombe um, was den Drogenlord begreiflicherweise nicht fröhlich stimmt, sondern überfällt mit einer kleinen Armee das Hotel, um sicher zu gehen, dass sein Ex-Chef das mit dem gewaltsamen Ableben nun wirklich erledigt. Während Skony und Salazar ein Zweckbündnis schließen, fällt Jensen die Rolle des offiziellen John McLane zu, der sich vom Rest der Truppe entfernt hat, um die von den Angreifern verschleppte Kameradin Chavez, in die er sich verkuckt hat, zu retten. Um das Hotel schließt sich ein Belagerungsring, dieweil Jensen langsam, aber sicher klar wird, dass auch auf amerikanischer Seite jemand ein falsches Spiel treibt…


Inhalt

Ich weiß schon, ich weiß schon – einen neuen Seagal-Film anzusehen und davon ein erbauendes Erlebnis zu erwarten, ist bestenfalls naiv, schlechtestenfalls komplett irrational. Und trotzdem, ich kann nicht anders, wenn ich im Laden einen neuen Film mit dem Dicken sehe, muss ich ihn haben, sei’s, weil ich ohne weiteres zugebe, dass mich seine DTV-Werke meistens besser, wenn auch unfreiwillig, unterhalten als seine alten „richtigen“ Filme, sei’s, weil sein Stammregisseur Keoni Waxman wieder einen soliden supporting cast um UFC-MMA-Legende Georges St. Pierre und den grundzuverlässigen modern B-Body Luke Goss, of earlier popstar fame, zusammengestellt hat.

„Killing Salazar“ erweist sich dann auch, was Screentime und Heldenrolle angeht, recht eindeutig als Luke-Goss-Film. Nach einem kurzen Prolog (der DEA-Razzia bei Salazar) übernimmt Goss ohne weiteres Federlesen die Rolle des Protagonisten. Seagal darf den Großteil seiner Screentime im framing device (der Film wird überwiegend in Flashbacks erzählt, während Seagal Goss über die Ereignisse im Hotel ausfragt) hinter einem Schreibtisch sitzen und greift nur im Showdown noch einmal aktiv in die Handlung ein (wozu ich noch kommen werde).

Goss ist aber zweifellos einer der Typen, die einen B-Film allein durch ihr Charisma tragen können – als jemand, der seine Filmkarriere doch relativ gezielt seit Jahren verfolgt und von seinen eher rumpeligen Anfängen über die Jason-Statham-Zweitbesetzung bis zu seiner jetzigen B-Star-Power dabei gewesen ist, kann man sich über seine Karriere nur freuen. Klar, Goss wird nie im A-Bereich landen (und hat das wahrscheinlich auch nicht nötig, weil er im Zweifelsfall, wie akut, ja mal schnell mit seinem Bruderherz eine Bros-Reunion veranstalten und ein paar Mal britische Arenen ausverkaufen kann), aber wer einen soliden lead für einen ordentlichen B-Actionstreifen braucht, kann mit ihm nichts verkehrt machen.

Zumal auch die Story, erdacht von Keoni Waxman, gar nicht übel ist und durch ihre für B-Action komplexe Konstruktion sogar das flashback-Device sinnvoll einsetzt. Salazar ist kein Klischee-Bösewicht, sondern eine durchaus nachvollziehbare Figur, Sinclaire dagegen ein nahezu perfekter B-Villain (schade nur, dass es keine finale Konfrontation Jensen/Sinclaire gibt, aus Gründen, auf die ich noch eingehen werde), Jensen ein Protagonist, der ohne große Charaktermomente, die sich der Action in den Weg stellen köntnen, Ecken und Kanten hat. Der Doppeltwist am Ende kommt überraschend, ohne unlogisch zu sein, und trotz aller Verwicklungen und Enthüllungen steht die Story, wie schon erwähnt, dem eigentlichen Anliegen des Films nicht entgegen.

Denn letztlich ist „Killing Salazar“ kein Jelinek-Drama, sondern ein Actionfilm mit großem A. Ich hielt Waxman bislang nicht unbedingt für einen guten Actionregisseur (was eben auch daran liegen kann, dass er primär mit Seagal arbeitet und der heutzutage eben nicht mehr der ideale Dreh- und Angelpunkt für wirklich spektakuläre Action ist), aber mit „Killing Salazar“ liefert er – ich will nicht von „Meisterstück“ reden, aber „Gesellenstück“ ist schon mal ein Kompliment, das ich vertreten kann. Remmidemmi gibt’s praktisch nonstop, von hand-to-hand-combat bis hin zu knackig-blutigen Shoot-outs, und das alles, wie’s Muttis Sohn gefällt, in guter alter Handarbeit. Die Fights St. Pierre vs. Scott einerseits und Goss vs. Howard Dell andererseits sind ebenso feist und brutal wie der chickfight Argent vs. Sharlene Royer – und, um diese bange Frage zu beantworten, sogar der Dicke himself lässt sich dazu herab, uns mit höchstpersönlicher Darbietung einiger aikido-moves zu beglücken! Wie es sich für den topgebillten Star gehört, bestreitet Seagal den Schlusskampf mit St. Pierre und überlässt diesen nicht exklusiv seinem Stuntdouble! Es wirkt trotzdem unfreiwillig komisch, wie St. Pierre rund um den stationär armfuchtelnden Seagal die Flipperkugel spielt, aber wie sich dem Making-of entnehmen lässt, hatte GSP offenbar the time of his life in der Zusammenarbeit mit Seagal – so ein breites Grinsen kann man eigentlich nicht fälschen.

Seagal ist natürlich der große Schwachpunkt des Films, da er in seinen Szenen höchst unglaubwürdig wirkt – egal, ob er nun Luke Goss verhört und so tut, als könne er den intellektuell und moralisch zur Verkündung der Wahrheit überreden, oder mit gezogener Wumme durch das von den Terroristen besetzte Hotel geht (und zwar sehr langsam) und dabei so aussieht, als müsste jede auch nur ungefähr in seine Richtung abgefeuerte Kugel allein durch sein persönliches Gravitationsfeld auf ihn gezogen werden (body shaming hin oder her – es ist langsam nicht mehr schön, welche tonnenförmigen Ausmaße der Meister heutzutage annimmt).

Aber für Dynamik sind eben andere zuständig, Goss, der blendend aufgelegte Georges St. Pierre, dem das Schurkendasein sichtlich Spaß macht, der legitime Karate-Schwarzgurt Darren Scott („Almost Human“, „The Man with the Iron Fists“) als Skony oder Newcomerin Martine Argent. Der rumänische Mime Florin Piersic jr., in seiner Heimat mehrfach für seine darstellerischen Leistungen ausgezeichnet, erfüllt Salazar mit mehr Leben als es solche Rollen normalerweise verdienen (und bekommen).

Abschließend – es klingt komisch, ist aber so. Mit „Killing Salazar“ gibt’s einen aktuellen Seagal-Film, der dem Actionfan ganz unironisch ordentlich Spaß macht. Mit Luke Goss, GSP und Darren Scott sorgen drei motivierte, legitime Action-Kämpen für ordentlich Radau, ob nun mit Hand- und Fußkanten oder Bleispritzen, Waxman bekommt für mich zum ersten Mal richtig die Sache mit dem Turbo-Tempo hin, und als Gutzi gibt’s dann eben noch die Sach- und Lachgeschichten mit dem Dicken (der aber sogar höchstselbst eine Treppe erklimmt! Das macht er, eingedenk „Sniper: Special Ops“, nicht für jeden). Much fun to be had!

3,5/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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