Killers

 
  • Deutscher Titel: Killers
  • Original-Titel: Mike Mendez' Killers
  • Alternative Titel: Real Killers |
  • Regie: Mike Mendez
  • Land: USA
  • Jahr: 1996
  • Darsteller:

    Odessa James (Dave Larsen)
    Kyle James (David Gunn)
    Charles Ryan (C. T. Miller)
    Rea Ryan (Damian Hoffer)
    Lorna McCoy (Wendy Latta)
    Miller (Ivan Vertigo)
    Bob (Chad Sommers)
    Jami Ryan (Nanette Bianchi)
    Jenny Ryan (Renee Cohen)
    Stanley (Ellis Moore)


Vorwort

Abt. Mit Gewalt geht alles besser

Ich kündige es an dieser Stelle an – heute werden mir keine zwölf Absätze Einleitung einfallen. Ab und zu ist der Doc nämlich im Zeitdruck, hat keinen Nerv, grundsätzliche Statements und aktuelle Zustandsbeschreibungen von sich zu geben, sondern will einfach zur Sache kommen. Unglaublich, aber wahr.

Also nur die Kurzfassung der Einführung – gestern abend, es war kurz nach Mitternacht, hatte ich das dringende Bedürfnis, mir noch einen Film anzusehen. Nach Möglichkeit etwas reviewbares, man denkt ja immer an den nichtzahlenden Kunden, und wenn´s irgend geht, auch noch was kurzes, so im 70-Minuten-Bereich – weil: ´s ist ja schon irgendwie spät und wenn man mal etwas weniger schreiben muss, ist´s auch nett. Normalerweise hätte ich an dieser Stelle ungefähr ´ne halbe Stunde damit vertrödelt, in meiner Sammlung zu stöbern (und damit genauso gut einen aktuell anliegenden Zweistünder ankucken können), aber nach kurzer Überlegung, ob ich einen alten schwarz-weiß-Hoble aus dem archive.org-Fundus ansehen soll, entschied ich mich dann doch für Mike Mendez´ Killers, der in seiner FSK-freigegebenen Fassung ja auch nur ´ne gute Stunde dauert und mir vor ein paar Wochen von einem sadistisch veranlagten Leser zugeschickt wurde.

Der Film selbst genießt einen, hm, zwiespältigen Ruf in der Szene, genau wie sein Regisseur, Mike Mendez (The Convent), den manche für ein hoffnungsvolles Talent, andere aber, wohl in der gewichtigen Mehrheit, für einen Schaumschläger vor dem Herrn. Ich halte mich bislang aus dieser Debatte noch raus, da ich von The Convent grad mal 10 Minuten gesehen habe und mir kein Urteil erlauben möchte. Immerhin kann sich Mr. Mendez großspurig erlauben, seinen guten Namen dem Filmtitel voranzustellen – was ich von dieser (Un-)Sitte halte, habe ich schon desöfteren erwähnt (für Neueinsteiger: das erlaube ich maximal John Carpenter, und dem seit Ghosts of Mars auch nicht mehr. Uwe Boll dürfte es vielleicht…). Sagen wir mal, die wenigsten Filme, die den Namen ihres Regisseurs in den Titel aufnehmen, sind solche, bei denen das gerechtfertigt wäre. Killers gilt in den Schotterhochleber-Kreisen als so etwas wie der konsequente Low-Budget-Gegenentwurf zu Oliver Stones Natural Born Killers, was allein schon ein Alarmzeichen sein dürfte. Und wenn der FSK dann noch so viel von dem Film so gut gefiel, dass sie´s für sich allein behalten wollte und der geneigte Konsument selbst mit einer KJ nur eine rudimentäre Rumpffassung des Streifens erwerben darf, bimmelt im Alarmzentrum meines Hirns ein ganzes Glockenorchester… oder sollte der gute Mike mich doch positiv überraschen können?


Inhalt

Ah, da will sich´s jemand gleich mit mir verderben… Iron Butterflys großen Klassiker „In-a-gada-da-vida“ (höchstwahrscheinlich ungefragt, denn in den Credits wird der Song nicht erwähnt) als Beschallung für seine Opening Sequence zu verwenden, zeugt zwar von gewisser Belesen- bzw. Behörtheit in Punkto klassischer Drogenrock, allerdings hege ich so meine gelinden Zweifel, dass der Film ähnliche Qualitäten wie der akustische 20-Minuten-Trip aufweist (egal ob mit oder ohne Hilfe bewusstseinserweiterender Substanzen). Na gut, akzeptieren wir die Legendenschändung erst mal. Was tut sich denn im bewegten Bild? Einer unserer zukünftigen Killer legt sich weißes Make-up auf, als möchte er sich bei einer norwegischen Black-Metal-Band bewerben, schnürt seine Sneaker (die untergraben dieses Image aber), sein Kompagnon und Bruder stößt hinzu (wir befinden uns in einem amerikanischen Durchschnittsfamilienheim). Es ist übrigens Weihnachten, was uns Gelegenheit bietet, geschmackvolle amerikanische X-Mas-Deko bewundern zu dürfen. Die Brüder laden ihre jeweiligen Pumpguns durch, entern das elterliche Schlafgemach, wo sich die Erziehungsberechtigten mit Einschlaflektüre beschäftigen und täten sie theoretisch totschießen, dürften wir das in der deutschen Fassung sehen. Resultat sind jedenfalls ungesund aussehende Einschusslöcher in den Körpermitten der Eltern. Nett ist das auch nicht.

Eine unbestimmte Zeitspanne später unterrichtet uns eine TV-Reporterin aufgeregt darüber, dass den brutalen Elternmördern Kyle und Odessa James die Flucht aus dem angeblich ausbruchssicheren Todestrakt von St. Quentin gelungen ist, wobei sie mit ausgesuchter Brutalität vorgegangen seien und einen Wachmann direkt ins Leben nach dem Tod befördert haben, zwei seiner Kollegen sind auf dem besten Wege, ihm zu folgen. Hätte mich jetzt schon interessiert, * wie genau * die Mordbrüder diesen Ausbruch bewerkstelligt haben (ich stell´ mir das in der Tat nicht so einfach vor, und Mickey & Mallory brauchten dafür immerhin auch ein Fernsehteam, einen allgemeinen Gefangenenaufstand und ein ausschweifendes Gemetzel), aber das überfordert scheinbar die schreiberischen Qualitäten des Autorenduos und vermutlich auch die monetären Mittel der Produktion. Das Motto lautet: ist halt so, Schnauze halten.

In der langweiligen Kleinstadt Beatty verfolgt die Familie Ryan, momentan in der Besetzung Daddy Charles, Mama Rea und zwölfjähriges Tochterherz Jenny, gebannt die Nachrichten – Charles ist sogar so ergriffen, dass er für die seines Erachtens wohl recht begriffstutzige Baggage die wesentlichen Informationen der Nachrichtensendung wiederholt.

Kyle und Odessa rauben indes einen kleinen Laden aus und haben die Leiche des diensthabenden Angestellten im Kofferraum ihres Fluchtautos deponiert (warum sie das tun? No idea). Charles und Jenny spielen dieweil Eumelzocken oder ein ähnlich hochgradig intellektuelles Kartenspiel, bei dem der brave Familienvater anscheinden von seiner Tochter ordentlich hergespielt wird. Es klingelt an der Tür, doch noch ist´s nur der Familie zweite und ältere (siebzehn Lenze zählende) Tochter Jami, der die Eltern offenbar nicht mal einen eigenen Haustürschlüssel anvertrauen, und die von den überall errichteten Straßensperren berichtet. Für die Fernsehstationen ist der James-Doppelausbruch ein gefundenes Fressen und willkommener Anlass, best-of-Szenen aus der dem Todesurteil zugrundeliegenden Gerichtsverhandlung abzuspulen, in denen Kyle als Motivation für den Elternmord lapidar ausführt, dass er und sein Bruder es satt gehabt hätten, „immer wieder gequält“ worden zu sein (womit? Fernsehentzug? Spinatessen?). Mike Mendez zeigt uns, welch Großer Künstler TM ist und zelebriert Extrem-Close-ups auf die Mattscheibe – außer unterschiedlich blauen Klötzchen ist da nix mehr zu erkennen. Aber mit der Farbe „blau“ hat´s Herr Mendez sowieso, rein farbfiltertechnisch gesehen.

Die Ryans halten Kyles Deskription der Mordtaten für bestes Familienentertainment und glotzen ergriffen, bevor sie zum angenehmen Teil des Abends übergehen und ´ne Scharade spielen. Thema ist „Film“ und Jenny pantomimt eine Mordszene, die Mama Rea ohne weiteres als Die nackte Kanone identifiziert. Da wundert sich nicht nur Charles, wie Rea auf des Rätsels richtige Lösung gekommen ist. Die Antwort: Jennys Scharade war eine Anspielung auf O.J. Simpsons mutmaßlichen Gattinnenmord, was Charles für eine ziemlich geschmacklose Entgleisung seines Töchterchens handelt, schließlich sei O.J.s Opfer ein echt scharfer Feger gewesen – und, so fügt er hinzu, bevor er sich vor dem eigenen Weib um Kopf, Kragen und Schniedel redet, eine wahre Stütze der Gesellschaft. Mag ja alles skandalös sein, zuckt Rea die Achseln, „aber ich hab´ gewonnen!“ Das ist die richtige Einstellung, es lebe das erfolgsorientierte Denken!

Später sitzen die Töchter des Hauses in Jamis Zimmer zusammen, wo die ältere Schwester pädagogisch wertvoll vor den Augen ihres Geschwisters plakativ einen Joint durchzieht. Man diskutiert über die James-Brüder, und Jenny ist mir für ihr Alter deutlich zu altklug. Nicht nur das, die beiden sind sogar James-Brüder-Groupies. „Ich steh auf Odessa“, verrät Jami und wird sich zumindest in der Hinsicht nicht mit Jenny in die Haare kriegen, denn die gehört zur Kyle-Fraktion (mit 12 Fan eines blutrünstigen Mörders sein? Respekt. Besser als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, wer von US5 oder US3 oder US3865 der süsseste ist…). Jenny überlegt sich, ob das James-Duo möglicherweise in Beatty aufschlagen könnte. Jami fände das zwar durchaus nicht uncool, geht aber davon aus, dass die Ausbrecher schon längst über alle Berge sind.

Zumindest sind sie mobil, die Herren Mörder, und fahren durch die Gegend. Jami und Jenny verlassen das elterliche Domizil, um Geld zu verdienen (irgendeiner in der Familie muss es wohl tun), man babysittet. Daddy Charles ist besorgt – weniger um die Sicherheit seiner diversen Lendensprösslinge, sondern um die eigene: er befiehlt seiner Frau, die Tür zu verriegeln (ähm, also, als verantwortungsbewusster Elter würde ich die Prioritäten anders setzen).

Indes finden die Cops, bzw. die US Marshals unter der Fuchtel der dynamischen Ermittlerin McCoy, die traurigen und blutigen Reste des Ladenüberfalls. Warum in Stein gemeißelt feststeht, dass das Werk aufs Kerbholz der James´ geht, ist mir nicht ganz klar (ich hab schließlich genügend schlechte Filme gesehen, um zu wissen, dass in L.A. alle fünf Sekunden ein Ladenbesitzer blutig abgemurkst wird), aber das ist nicht mal mein gravierendstes Problem: mich fasziniert vielmehr die Tatsache, dass McCoys Assi Miller sogar weiß, wieviel Geld in der Kasse war (und abgesehen davon ist der Übersetzer ein Vollpfosten: „Es waren 400 Dollar in Rechnungen!“ Himmelzefix, „bills“ heißt in dem Zusammenhang BANKNOTEN, das lernt man in der fünften Klasse. Spätestens). Den Fluchtwagen der Brüder (die Kalesche des hingeschlachteten Laden-Hüters) hat man samt Leiche auchs chon gefunden.

Im Ryan-Haus bereitet man sich auf die routinemäßige Stromabschaltung vor (? Hä? Okay, ich weiß, in Kalifornien ist die Energie knapp, aber gab´s das wirklich schon, dass z.B. um 23.00 Uhr das Netz ausgeschaltet wurde? Ist ja wie in der Dritten Welt). Es klopft an der Türe. Charles würde zwar lieber seiner Ollen sexualtechnisch näherkommen, aber Rea insistiert – er soll doch bitte öffnen, Jenny hat angerufen, dass es ihr beim Babysitten zu langweilig war (da hätte die Schnepfe, altklug wie sie ist, eigentlich schon vorher draufkommen können). Widerwillig macht Charles die Tür auf und blickt ins grimmige Antlitz von Odessa James, und Kyle steht gleich dahinter. „Großer Gott“, entfährt es Charles und Odessa kann sich die Oblate „Irrtum“ nicht verkneifen.

Fast eine Minute schlagen wir mit gar künstlerischen close-ups auf Kerzen und die Anzündung derselben tot (aber das bedeutet auch, dass wir zumindest ein bissl was sehen von dem, was da noch kommen mag). Charles, ganz Held, offeriert den James-Brüdern Kohle, Kleidung und sein Auto, hauptsache, sie lassen seinen geliebten Ehebesen in Frieden. Sogar ihn selbst als Geisel dürften sie mitnehmen. Das ringt Odessa nur ein müdes Lächeln ab – er findet´s „spießbürgerlich“, dass Charles „Tapferkeit und Brillanz (?)“ mit „Schwachsinn“ verwechselt. Charles weist darauf hin, dass die Brüder gesucht werden. „Warum?“, dummfragt Odessa, der wohl ernsthaft darauf spekuliert hat, dass man die Nation nicht per TV und Radio mit detaillierten Personenbeschreibungen versorgt hat. „Weil ihr die James-Brüder seid“, stellt Charles also klar. Odessa fühlt sich geschmeichelt, namentlich bekannt zu sein, macht aber deutlich, dass er überhaupt keinen Wert darauf legt, Charles persönlich kennenzulernen, bei seinem attraktiven Weibi sähe die Sache allerdings ganz anders aus. Vollidiot Charles kunftet unbefangen aus, dass Rea eben auf den Namen Rea hört. Odessa bestellt einen Drink bei ihr und gibt ihr den kostenlosen Ratschlag, auf keine dummen Ideen zu kommen: „Wenn du den Drink versaust, stirbst du als letzte. Wenn du als letzte stirbst, hast du gewonnen!“ (Zu oft Funny Games gesehen, oder was?). Kyle addiert dieweil Bruch des Postgeheimnisses zu seinem reichhaltigem Vorstrafenkonto und geht Charles´ Rechnungen durch, denen er entnimmt, dass der brave Familienvater sich kreditkartentechnisch heftig ins finanzielle Unglück gestürzt hat – und das wiederum verschafft Kyle die Chance, sich darüber zu echauffieren, dass Kreditkarten der Untergang der amerikanischen Kultur an sich seien: „Kaufe mehr, als du dir leisten kannst!“ – das Credo der Mittelklassegesellschaft. Durchaus ein valider Punkt, aber deplatzierter und aufgesetzter kann man das gar nicht einbauen, selbst wenn man wollte, auch wenn Kyle sich für eine Ehrenmitgliedschaft im Club der Stammtischphilosophen e.V. qualifiziert. Aber ist ja klar, wir drehen hier nicht nur einen belanglosen Killerfilm, sondern leisten wichtige sozialkritische Aufklärungsarbeit hier. Ist schließlich kein Spaß!

Charles, der wie auch Rea der Anwesenheit zweier offensichtlich recht blutrünstiger Mordbuben unverhältnismäßig aufgeräumt gegenübersteht, erkundigt sich nach dem Motiv für den Elternmord – aus der Brüder Autobiographie (geschrieben, um die Anwaltskosten zu bezahlen) sei er nämlich nicht ganz schlau geworden. Um welche Art Missbrauch habe es sich denn gehandelt? Kyle hat die Frage schon ein paar hundert Mal zu oft gehört und schaltet geistig auf Durchzug, Odessa ergeht sich in pseudophilosophischen Platitüden: „Es waren verzweifelte Notlösungen“, das folgerichtige Ende einer Entwicklung, der Traum eines todesherbeisehnenden Kindes, den ewigen Frieden zu finden usw. usf. Macht einen nicht wesentlich schlauer, klingt aber schön abgehoben. Während Rea Odessas Drink apportiert, analysiert Kyle, wie der Doc Anhänger der Methode „zeige mir deine Medien-Regale und ich sage dir, wer du bist“, die Ryansche Videosammlung. Die findet keine Gnade vor den Augen des Herrn – kein Wunder, handelt es sich doch ausschließlich um familienkompatiblen Mainstream von Disney bis Free Willy (einen beknackten analytischen Einschub Odessas zu Free Willy schenke ich mir an dieser Stelle). Charles´ Einwand, dass Free Willy doch ein guter Film wäre, schmettert Kyle entschieden ab. Doch da entdeckt Kyle einen positiven Ausreißer im Regal: Spiel mir das Lied vom Tod – doch gerade den hat sich Charles nur vom Nachbarn ausgeliehen. Das wiederum findet Kyle logisch: „Qualität und du ist wie ein Querschnittsgelähmter, der onaniert.“ Jedenfalls regt sich der James-Bruder über die Disney-Sammlung eines vermeintlich bürgerlichen Ehepaares ohne Ballast irgendwie auch berechtigt auf. Dumpfbacke Rea ist es vorbehalten, auf die Existenz mindestens einer Tochter hinzuweisen (mann, bzw. frau, wie blöd muss man sein?). Charles kann gerade noch geistesgegenwärtig behaupten, das Mädel wäre mittlerweile flügge und auf´m College (beißt sich aber immer noch mit den Filmen). Odessa hat für Charles nur Spott übrig: „Und sicher bewundert sie einen Mann, der nicht einen Mickey-Rourke-Film hat!“ (Naja, die meisten Mickey-Rourke-Filme taugen ja auch nix).

Dafür findet er Rea um so schärfer. Kyle regt sich immer noch über die Videos auf, und Rea, who really acts intensely stupid, plappert munter drauflos, dass es sogar zwei Töchter gibt und die so um elf Uhr nachts heimkommen müssten (eh. Jetzt also doch beide zusammen, ich dachte, Jenny wollte wg. akuter Langeweile vorher heim?). Selbst dem ruhigen Charles springt ob der demonstrierten Idiotie der Tucke, die er in einem Anfall akuter geistiger Umnachtung geehelicht hat, langsam der Draht aus der Mütze. Seine scharfen Worte werden von Odessas gezogener Knarre leider im Keim erstickt. Aber wenigstens erfahren wir noch, dass Jami 17 ist.

McCoy wird indes darüber informiert, dass die zwei schwerverletzten Gefängniswachleute mittlerweile den zu schmeißenden Löffel gefunden haben, einer der beiden aber (awfully convenient, was den Plot angeht) vor dem Dahinscheiden noch den Namen „Lennox“ gemurmelt habe. McCoy fällt´s wie Schuppen aus dem blonden Haupthaar – so hießen doch Onkel und Tantchen der James-Brüder, deren Aussagen die Mordbruderschaft überhaupt erst in die Todeszelle gebracht hatten! „Besorgen sie mir alles über die Lennox!“, befiehlt sie ihrem Handlanger Miller und der hat keine Sekunde später die komplette Akte auswendig gelernt (haben die ´ne DSL-6000-Leitung in ihren Copschleudern eingebaut?) – das Lennox-Ehepaar hat sich, da Odessa und Kyle ja staatlich sanktioniert der Stecker gezogen werden sollte, aus dem Zeugenschutzprogramm verabschiedet (ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass man für die Aussage in einem Fall, der nicht das geringste mit organisierter Kriminalität zu tun hat und dessen komplette Täterschaft einsitzt bzw. einsitzen sollte, überhaupt in das Programm reinkommt). McCoy kombiniert, dass die James-Brüder möglicherweise latent nachtragend sein könnten und ordnet den sofortigen Abflug zur Lennox-Heimstatt an.

Odessa wird dieweil wieder philosophisch und berichtet Charles von seinem Jugendtraum, einmal einen Film machen zu dürfen („schreiben, produzieren, Regie führen, spielen“ – Andi Schnaas, bist du das?). Wenn man sich ankuckt, in wieviel Stabfunktionen Mr. Mendez am Werk war… woah, ein schwer autobiographisches Werk. Kill me. Aber Odessa hat sich mit seinem Schicksal, Hollywood nicht erobert zu haben, einigermaßen arrangiert: „Wenigstens hab ich nicht Baywatch gemacht!“ (Kein Wort gegen den Almighty Hoff! * evil *).

Die Marshals erreichen das Lennox-Anwesen, doch blöderweise entschieden zu spät. Die James´ waren schon da und haben offenbar (dank der Zensurschnitte dürfen wir das wieder nur mitraten, weil einer der begleitenden Streifenbullen sich die ein oder andere Mahlzeit noch mal durch´n Kopf gehen lässt und die Wände mit in Blut geschriebenen Graffitis wie „WHORE“ oder „LIAR“ beschmiert sind) bereits ganze Arbeit geleistet und ihre Verwandschaft wieter dezimiert. Da kann McCoy nur noch die Heilige Jungfrau Maria anflehen.

Jami und Jenny kommen vom Babysitten zurück (also doch zusammen) und werden durch die Anwesenheit der Killerbrüder zwar überrascht, aber nicht gerade ins Bockshorn gejagt, während McCoy sich berichten lässt, dass die Lennox-Leichen jeweils ca. 150 Stichwunden aufweisen. Da war jemand richtig stinkesauer. McCoy schwört Vergeltung: „Ich erwische sie HEUTE NACHT!“ Und wenn´s das letzte ist, was sie tut, ich weiß. Gähn.

Bei den Ryans klopft´s mal wieder an der Tür (die sollten ´ne Drehtür einbauen). Odessa befiehlt Rea, zu öffnen, den Besuch aber schleunigst abzuwimmeln. In der Tat steht Nachbarin Beverly vor der Tür, um Rea brühwarm von der Flucht der James-Brüder, den Mord an den Lennox´ (die scheinbar in unmittelbarer Nachbarschaft residierten) und einer ebenso scheinbar quick organisierten Bürgerwehr, an der Charles doch bitteschön partizipieren möge, zu berichten. Rea fertigt die Klatschbase unfreundlich, aber bestimmt ab und liefert auf die entsetzte Frage Beverlys, was denn mit den James-Brüdern sei, den lustigen Spruch: „Ich bin sicher, denen geht´s gut!“ ab.

Jami hat sich zwischenzeitlich mit Kyle auf ihr Zimmer zurückgezogen und offenbart dem blonden Jungbruder des Killerduos, ihn zu mögen und sein „größter Fan“ zu sein. (Ähm. Sorry, Sweetiepie, aber hast du vorhin nicht behauptet, du stündest auf Odessa? Und lass das mal nicht Jenny hören). Odessa beschäftigt sich lieber mit fröhlichen Partyspielen – Dart. Allerdings nicht nach englischen Pub-Regeln, denn die besagen sicher nichts darüber, dass man den unfreiwilligen Gastgeber weiß schminkt, mit bunten Lichterketten fesselt und ihm die Dartscheibe auf den Bauch bindet (außerdem ist das inkonsequent. Die Dartscheibe auf den Bauch * malen *, das wäre angemessen für Psychokiller). Rea spielt ziemlich enthusiastisch mit (die Ehe läuft wohl doch nicht so gut, was, Charlie?), sie und Odessa sind mittlerweile ein Herz und eine Seele (bin mal gespannt, welche psychologische Erklärung uns Mr. Mendez dafür noch ans Knie nagelt). Jami und Kyle haben die Kennenlern-, Date- und Petting-Phase großzügig ausgelassen und rammeln schon wie die Karnickel, dass sich die Balken biegen.

Jenny, die den Idoltausch ebenfalls vollzogen hat, bittet Odessa um ein Autogramm (uff). Der Killer fühlt sich gebauchpinselt, will seinen Friedrich Wilhelm aber nicht neben den Namenszug jedes hergelaufenen Baseball- oder Filmstars setzen. Und schon gar nicht neben Jennys großen Oberschwarm Adam West (okay, now it´s official: diese Göre tickt nicht richtig. Obwohl… ich wäre auf ein Adam-West-Autogramm auch mächtig stolz). Sadist, der er ist, reißt er die Seite aus Jennys Autogrammbuch und zerfetzt sie in handliche Einzelteile. Jenny sucht die Schnipsel aber umgehend wieder zusammen. Von oben dringen rumpelnde Fickgeräusche gegen die Wand schlagender Bettpfosten, was Rea köstlich zu amüsieren scheint (die macht sich offenbar keine Sorgen um den Umgang ihrer Tochter), aber die Mama ist eh high, da sie sich mit Odessa einen Joint zu teilen scheint. Was für Zeiten, was für Sitten.

Nach einigen flash cuts der Sexszene, die uns beweisen, dass Mr. Mendez auch als Cutter ein ganz toller Hecht ist, ist upstairs Ruhe. „Sie sind gekommen“, bemerkt Odessa treffend und fragt Rea, ob sie lieber zukünftige Witwe sein oder mit ihmfieberhaft seine Fesseln (ich hoffe, sobald er sich befreit hat, erwürgt er als erstes seine Frau. Kann er ja dann nach Mexiko durchbrennen will. Keine Frage, Rea zieht´s nach sunny Acapulco. Charles bearbeitet den James´ in die Schuhe schieben).

Was macht eigentlich die Staatsmacht in Person von McCoy? Sich tiefsinnige und schwermütige Gedanken. Wie sie uns in Form eines ergreifenden Monologs vermittelt, hatte sie sich im Knast irgendwie so halbwegs mit den James´ angefreundet. Naja, zumindest versucht, die Seelenlage der Elternschlächter zu ergründen. „Sie haben keine Angst vor dem Tod“, erinnert sie sich, und Kyle habe auf die Frage nach dem „Warum“ eine einzige Träne ausgedrückt und „Vergeltung“ gemurmelt. Hilft uns eigentlich alles nicht wirklich weiter, aber Miller versteht, dass McCoy zumindest früher mal Mitleid mit den Burschen hatte. Das dürfte sich inzwischen erledigt haben.

In der Ryan-Nachbarschaft klemmt ein bedauernswerter Motorradcop Steckbriefe der Killer hinter Autoscheibenwischer und klopft auch bei den Ryans an, um die Kunde der ausgebrochenen Maniacs zu verbreien. Böser Fehler. Schätze ich zumindest, denn die nachfolgende Szene ist natürlich wieder geschnitten, aber wenigstens klingen ein paar Schüsse von der Tonspur. Die wiederum rufen den alten Nachbarn Stanley und seinen Krückstock auf den Plan. Aber bevor er verdächtiges erspähen kann, haben Odessa und Rea den waidgerecht erlegten Bullen bereits ins Haus gezogen. Gemeinsames Leichenzerren verbindet, also fallen Odessa und Rea in der Waschküche übereinander her. Mir deucht, Rea ist ´ne Schlampe. Charles hat sich mittlerweile befreit und kuckt dem koitalen Treiben interessiert zu. Kann er ja machen, ist ja seine Schlampe.

Stanley ist ein aufrechter Würger, äh, Bürger, und hat die Schüsse auf dem Nachbarsgrundstück brav an die Gesetzeshüter gemeldet. McCoy und Miller ziehen Erkundungen beim Augenzeugen ein. Miller glaubt dem alten Sack erst mal kein Wort: „Könnten es Fehlzündungen gewesen sein?“ Stanley muss dem jungschen Schnösel auseinandersetzen, dass er in zwei Weltkriegen gedient hat (hui, der muss ziemlich alt sein) und Schüsse durchaus von Fehlzündungen unterscheiden kann. Außerdem findet er es mysteriös, dass seine Olle, die gute Beverly, spurlos verschwunden ist (hä? Die hat doch das Ryan-Anwesen lebendig verlassen. Zumindest hat der Schnitt mir diesen Eindruck vermittelt). Miller macht sich noch ein bissl zum Idioten und Stanley kann als Experte auf dem Gebiet der Schusswaffentechnologie sogar genau angeben, dass die Schüsse vom Ryan-Grundstück kamen. McCoy lässt sich daher von ihrem Telefonbuch- und Aktenauswendiglerner Miller die Daten der Ryans durchgeben (das dauert wieder keine 20 Sekunden, bis Miller einen kompletten Ausdruck inklusive Lebenslauf und allen weiteren relevanten und irrelevanten Daten hat und ihn stolz McCoy vorlesen darf). Ready for the big plot revelation? Okay, dass Charles ein Vietnam-Veteran ist, der genug Purple Hearts und sonstige Orden hat, um sein Klo damit zu tapezieren, überrascht mich jetzt nicht so sonderlich, aber der wahre schlimme Finger im Ryan-Clan ist Rea – polizeibekannt unter tausend Aliasnamen (inklusive „Mary Poppins“. Urgh) und mit einem Vorstrafenregister, bei dem Al Capone blaß werden würde – Prostution, Betrug, bewaffneter Raubüberfall, fünf Morde, allesamt als Notwehr eingestuft usw. Sieht fast so aus, als hätten sich unsere sympathischen Killer das falsche Haus ausgesucht. Shit happens. McCoy lässt das Haus großräumig umstellen.

In der Ryan-Hütte ahnen die James-Brüder noch nix von ihrem zweifelhaften Glück. Kyle liegt noch bei Jami im Bett, wo die Tussi sich eine Hippie-Brille (mit verschiedenfarbigen Gläsern) aufgesetzt hat, Dope raucht und ziemlichen Nonsens über Weihnachten und die Ironie, dass Kyle an diesem Tag seine Eltern erschossen hat, dahersülzt. Interessiert weder uns noch Kyle, der plötzlich und unvermutet das Wort „Fernsehen“ äußert (? Hab ich irgendwas verpasst?) und damit Jami ziemlich ankotzt. Jami erklärt das traute téte-à-téte einseitig für beendet und empfiehlt Kyle, der irgendwie telepathisch den Wunsch nach Kalorien in kaubarer Form geäußert haben muss (grad wollte er noch in die Glotze kucken und jetzt Kohldampf? Kann er sich bitte entscheiden?) – gesagt hat er jedenfalls nix, was ich mitbekommen hätte – sich in der Speisekammer eine Etage tiefer selbst zu bedienen, dolce vita ist vorbei (hm, theoretisch könnte er sie doch mit Waffengewalt zwingen?). Odessa und Rea haben sich´s mittlerweile vor´m Kaminfeuer bequem gemacht und kuscheln vor sich hin. Rea erteilt Odessa den gut gemeinten Ratschlag, zu verduften, „bevor sie dich erwischen“, denn „sie“sind schon im Anmarsch. „Sie“, ergo die Polizei, ist in der Tat schon damit beschäftigt, den Ring um das Haus enger zu ziehen. Kyle latscht die Treppe runter gen Speisekammer.

Rea, die offenbar auch übersinnlich begabt ist, kommt zum Schluss, dass „sie“ schon da sind und zieht sich mit ihren beiden Töchtern in trauter Gruppenumarmung ins Badezimmer zurück. Irgendwie entgehen mir hier wertvolle Informationen, hab ich den Eindruck, denn die diversen Sprünge in der Handlung sind ziemlich, äh, verwirrend. Naja, zum Director´s Cut fehlen in dieser Fassung ja nur 29 Minuten. Odessa sind die Kürzungen schnurz, er bereitet sich auf ein gloriöses Gemetzel vor. Kyle macht dieweil eine erschreckende (gähn) Entdeckung – die typisch amerikanischen Weihnachts-Geschenke-Socken für jedes Familienmitglied. Und da hängen, gasp, nicht nur vier, sondern FÜNF! Und die fünfte ist einem gewissen Bob gewidmet! Uaah! Argh! Terror! Odessa versteckt sich mit gezogener Wumme im Badezimmer.

McCoy und ihre Schergen stürmen das Haus… naja… „stürmen“ ist das falsche Wort. Die latschen einfach rein, haben nicht mal kugelsichere Westen an und auch keine Waffen gezogen. Professionelles Verhalten sieht anders aus. Aber sie stolpern ja auch nicht über einen gefährlichen Killer, sondern nur über Charles, der entspannt auf der Wohnzimmercouch hockt und sich die Nägel feilt. Das weißgeschminkte Gesicht fällt den Trottelcops offenbar nicht auf – oder das passiert in Kalifornien öfters, dass man in fremde Häuser eindringt und die Hausbesitzer mit weißgepinselter Visage auf ihren Couchen die Nägel feilen. Charles erzählt auch ohne weiteres, dass die gesuchten Elemente im Haus aufenthaltig sind (und auch, dass Rea und Odessa schon ein Paar sind: „Die passen gut zusammen!“) – er weiß sogar, dass Kyle in der Speisekammer ist.

Odessa kuckt sich im Badezimmer um – und ist verwirrt, denn die drei Maderln des Hauses, die sich grad noch innig umarmt haben, sind auf einmal plötzlich verschwunden! Und das war kein Zensurschnitt… Doch auch im Wohnzimmer tut sich was – die Marshals werden von einem schemenhaft hin- und herhuschenden Axtmörder niedergemacht. Nach ungefähr gefühlten fünf Minuten fällt McCoy tatsächlich auf, dass ihre Begleiter blutig niedergestreckt worden sind, zieht probehalber mal ihre Kanone, kommt aber nicht zum Schuss, weil Charles sie bösartigerweise von hinten attackiert (ich glaube zu erkennen, dass er auf sie einsticht, erkennbar isses nicht. Die ungefähr dreiundneunzig Zensurschnitte in der Szene machen das Prozedere reichlich undurchschaubar. Rea drückt auf einen liebevoll dekorierten Schalter, unter McCoy öffnet sich eine Falltür und ab geht´s in den Keller. Hmmm. In diesem Hause riecht etwas mysteriös.

Charles und Odessa, der erstaunlicherweise mitbekommen hat, dass die Ryans kollektiv eine empfindliche Klatsche haben, zelebrieren einen kurzen stand-off, der dadurch aufgelöst wird, dass Jami mit einer MPi bewaffnet aus ihrem Zimmer stürmt und wild um sich ballert. Odessa flüchtet zurück ins Bad und wird von Jenny erschreckt, die ihre Rübe aus der Duschkabine steckt. Odessa kuckt sicherheitshalber mal nach und muss feststellen, dass die Duschkabine nicht nur schlichte Duschkabine, sondern auch Durchgang in die tieferen Eingeweide des Anwesens ist – Jenny führt ihn in die weitläufigen Dungeons des Hauses, komplett mit Zellentrakt, gestapelten Leichen und der halbtoten McCoy. Eine, ähm, Kreatur oder was auch immer greift Odessa an, wird aber niedergestreckt. Jenny ist plötzlich verschwunden – McCoy und Odessa stellen ihre grundsätzlichen Differenzen erst mal hintenan und entscheiden sich für Teamwork. Odessa schleppt die Verwundete ab, die übernimmt dafür das Verteidigungsschießen, was dringend notwendig ist, als allerhand fiese „Dwellers“ (wie sie der Abspann nimmt) mit Growlen und gespreizten Krallen in purer mordlustiger Absicht auf sie zueiern.

Kyle gibt´s auch noch – der wird von einer geheimnisvollen Gestalt niedergestreckt und an einen Stuhl gefesselt. McCoy und Odessa flüchten durch anscheinend kilometerlange Korridore (wer hat dieses Haus entworfen und gebaut? Sowas müsste doch auffallen…) und stolpern über einen Charles-Beweihräucherungsaltar, der mit diversen in Blut geskribbelten „Ehre deinen Vater“-Botschaften verziert ist. Whatever. Suchen wir noch Sinn in diesem Film? I don´t think so.

Kyle starrt seinem neuesten Freund ins missgestaltete Antlitz – es ist natürlich Bob, ein, wie schon gesagt, gesichtstechnisch ziemlich verunstalteter Creep mit zweifelhaftem Klamottengeschmackt. Sieht ungefähr aus wie Marilyn Manson, nachdem er vom Bus überfahren wurde. Indes stellt McCoy klar, dass sie Odessa streng genommen töten muss (eigentlich muss sie ihn nur festnehmen, der Rest ist nur ihr persönliches Problem), aber Odessa weiß auch: „Nicht heute!“ (Schätze nämlich, das werden ganz andere übernehmen).

Bei den Ryans herrscht dieweil Eitel Freude Sonnenschein – man sitzt in voller Familienstärke (abzüglich Bob natürlich, der ist ja beschäftigt) am Esstisch und wirft sich einen späten Snack oder einen frühen Imbiss, was weiß ich, welche Tageszeit offiziell herrschen soll, hinter die Kauleisten. Jenny, die sich in ein Weihnachtsmann-Outfit geworfen hat, verkündet, dass McCoy noch lebt und mit Odesa die „Unterwelt“ durchstreife. „Du hast ihnen doch nicht etwa geholfen?“, tadelt Papa Charles, worauf Jenny mit einem charmanten „Hab ich oder hab ich nicht“ nicht wirklich antwortet. Ist Charles aber auch egal, der Wetterbericht in der Zeitung interessiert ihn momentan heftiger. Bob versucht den davon nicht wirklich begeisterten Kyle mit Babybrei und Apfelscheibchen zu füttern. Die Zurückweisung dieser kleinen Aufmerksamkeiten machen Bob echt betroffen.

McCoy und Odessa hocken in den Kellergewölben und reden belangloses Zeug, ehe die Realität in Form der Kellerbewohner sie einholt und zum Weitermarsch (wohin auch immer sie wollen… ´n Ausgang wird´s da wohl nicht wirklich geben) veranlasst. Jenny überrascht uns mit anscheinend ernstgemeinten übersinnlichen Fähigkeiten und unterrichtet (immer noch mit am Esstisch hockend), dass Bob „Probleme“ mit Kyle hat. Familie ist Familie, also eilen die restlichen Ryans zur moralischen Unterstützung des Creeps an dessen Seite. Charles spielt den Wortführer und bindet Kyle den Bären auf, Odessa habe sich feige aus dem Staub und damit den armen Bruder schmählich im Stich gelassen habe. Abgesehen davon sei´s echt nicht in Ordnung, dass Kyle die liebevoll gemeinten Annäherungsversuche schändlich zurückweise, wo Bob doch ein total netter Kerl sei, wenn man ihn richtig kennenlerne (und dementsprechend zieht der Freak auch eine ganz ganz traurige Schnute. Schnüff). Odessa ballert währenddessen ein paar Dwellers tot.

Nachdem Kyle ohne weitere Konsequenzen verbal angeschissen wurde, wäre Charles jetzt in der richtigen Stimmung, seine Olle flachzulegen. Leider verschafft einem der Posten des Familienoberhaupts in einer Psychopathenbande nicht automatisch das Privileg, jederzeit nach Wunsch eine Spontanbesamung durchführen zu dürfen – Rea hat keinen Bock.

In der „Unterwelt“ klappt McCoy, aus einer Brustwunde blutend (wann hat sie die sich zugezogen? Charles hatte sie doch in den Rücken gestochen oder geschossen oder mit dem Finger gepiekt…) – it´s Abnippel-Time, und das ist natürlich auch der geeignete Moment, um sich gegenseitig Liebe vorzuheucheln. „Du hast mir Hoffnung gegeben“, säuselt Odessa. „Ich habe dich geliebt wie eine Mutter“, greint McCoy. Odessa schmatzt ihr ein Abschiedsbützche auf, McCoy kratzt ab. Hurra. Irgendwie dringt Odessa zu Kyle vor (bzw. Kyle ist einfach da, in der Unterwelt… da hab ich, fürchte ich, wieder einiges verpasst). Kyle zeigt sich über das Vorhandensein eines gut ausgestatteten Folterkellers tief beeindruckt. Bevor Odessa zu näheren Erklärungen ausholen kann, taucht Jenny in ihrem helfende-Elfe-Weihnachtsoutfit auf, kichert, verschwindet wieder, hinterlässt aber aus eher unerfindlichen Gründen eine Sporttasche mit mächtig Firepower – warum tut sie das? Ist sie doch im James-Brüder-Fanclub? Will sie nur ihrem doofen Vater eins auswischen? Egal. Solang wir dem Ende näherkommen, soll´s mir auch Recht sein. „Sie ist entschwunden“, drückt sich Odessa gewählt aus. Aber auch ihm ist´s wurscht – man hat Wummen, man hat Make-up (ebenfalls geliefert von Jenny), schmiert sich (ohne Schminkspiegel) verdammt exakte schwarz-weiße-Skull-Masken auf die Visagen (musikalisch erfreut uns erneut „In-a-gada-da-vida“). „Es ist Zeit, dieser netten Familie zu zeigen, wie der Tod wirklich aussieht“, kündigt Odessa an. Na, ob er das Versprechen einhalten kann…

Okay, Showdown-Time – James-Brüder vs. Ryan-Clan: Who will survive? Gemetzel galore! Naja, zumindest in einer ungeschnittenen Fassung, die KJ-Version gibt uns armen Zuschauern fortgeschrittene Rätsel auf. Von der Tonspur erklingen Schussgeräusche (wer wen umballert? Dürft Ihr raten, aber unsere Brüder müssen sich erst mal durch die Kellerbewohner meucheln) und Charles wundert sich, woher die Brothers ihre Wummen haben. Hat am Ende Bob…? Jenny, die fiese Verräterin, bestärkt ihren Daddy im ungerechten Verdacht. Aber Charles verfügt auch trotz der unfreiwilligen Leihgaben an die Gäste immer noch über einen gut gefüllten Waffenschrank und teilt fleißig Totschießapparate aus. Rea nötigt der Kampfgeist der James´ unerwarteten Respekt ab und Charles wird positiv an „unsere Flitterwochen“ erinnert (wo haben die die verbracht? Visit the beautiful killing fields of Cambodia?). Jami hat sich ganz besonders fein gemacht und ihr hübschestes Cheerleader-Dress aus´m Kleiderschrank geholt. In selbigem und mit ihrer Lieblings-MPi mäht sie Kyle nieder. Ein Bruder weniger. Rea ihrerseits hat Odessa am Arsch und staucht ihn, bevor sie den Abzugsfinger krumm macht, ordentlich zusammen: „Du warst mein gottverdammter HELD!“ Odessa hat dafür nur ein müdes Lächeln übrig (wir erinnern uns: „keine Angst vor´m Tod“) und wiederholt seinen blödsinnigen „ende-eines-schmerzhaften-Friedens-für-den-Jungen-der-den-Tod-suchte“-Rede. Damit quasselt er Rea offenbar zu Tode (zumindest in dieser Schnittfassung), kann auch ungesehen Jami töten und steht, während ein SWAT-Team das Gebäude umstellt, Charles zum ultimativen Showdown mano-a-mano gegenüber. Charles will sich nicht einfac so schießen, sondern sondert noch philosphischen Verbaldurchfall über Gott, die von ihm erlassenen Gebote und die Blödheit der Menschen, sich zumindest größtenteils nach diesen zu richten, Tenor lautet jedenfalls, dass Charles diese Gebote für sich nicht akzeptiert. Oh, shut up now, before I lose my temper and switch off before this movie is over. Blablablubb. Odessa interessiert sich für des Psychos metaphysische Ausführungen auch nicht wirklich, sondern würde sich jetzt lieber duellieren. Charles tritt fair an, zieht aber aufgrund der mickrigeren Kanone eindeutig den kürzeren. Odessa tritt vor die Tür, sieht sich einer schwer bewaffneten Meute humorloser Elitecops gegenüber, hat keine Zigaretten und keine Munition mehr und sieht sich daher außerstande, mehr als ein von Herzen kommendes „Fuck“ zur allgemeinen Lage beizusteuern. Schwarzblende, Geballer aus allen Rohren, Abspann, aargh.

Erst mal ein paar Entschuldigungen – zum einen entstand dieses Review unter „verschärften Bedingungen“, in Fachkreisen auch als „keine Zeit“ bekannt – es ist mittlerweile fünf Tage her, dass ich mit diesem Text angefangen hab und es ist ein reines Wunder, dass ich tatsächlich so lange meine Notizen lesen konnte und trotz 13 Six Feet Under-Folgen und einem halben Dutzend anderer Filme jetzt noch WEISS, worum´s in Killers ging.

Zum anderen… Warum, zum Teufel, muss man gekürzte Fassungen von Filmen herausbringen, die ungekürzt keine Freigabe kriegen, und gekürzt nun mal verdammt noch mal gar nicht funktionieren können? Wenn eine knappe halbe Stunde zur Laufzeit des Director´s Cut (und ungefähr 22 Minuten zur „normalen“ uncut-Version) fehlen müssen, dann lasst´s doch bitte bleiben, liebe Publisher, und veröffentlicht lieber Die Biene Maja… wer einen Film wie Killers unbedingt HABEN will, kann ja dann immer noch im Ausland zuschlagen. Hach, das musste mal (wieder) gesagt werden.

Womit dann auch gesagt ist, dass dieses Review grundsätzlich unfair sein muss, weil ich schlicht nur 2/3 des Films gesehen habe und aufgrund dieser Rumpffassung irgendwie zu einer Art Urteil kommen muss. Okay, ich könnt´s mir theoretisch auch schenken, aber Ihr treuen Leser erwartet ja mindestens zwölf Seiten. Da müssen wir dann alle durch, und Mike Mendez möge mir vorab verzeihen, dass ich anhand der mir vorliegenden 68-Minuten-Fassung vermutlich nicht allzuviele wohlwollende Worte verlieren werde.

Gut, damit wären die Voraussetzungen für diese Analyse geklärt. Keine Zeit hin, gekürzte Fassung her – Killers ist trotzdem kein guter Film. Man kann schon mal darüber streiten, ob eine Mischung aus Natural Born Killers, Funny Games und House of 1000 Corpses, und diese Vergleichswerte drängen sich natürlich auf, auch wenn die zwei letztgenannten Filme nach Killers entstanden, wirklich eine so prickelnde Idee ist. Killers riecht nach Ambition, aber nicht alles, was riecht, duftet auch.

Hauptproblem ist selbstredend das Drehbuch von Co-Star Dave Larsen (Odessa James). Dem helfen die zahllosen Kürzungen der deutschen Fassung natürlich nicht weiter, aber dass es an jeder, naja, sagen wir mal, psychologischen Unterfütterung der Story fehlt, dürfte sich auch in einer ungekürzten Fassung nicht entscheidend ändern. Die Motivation der James-Brüder mit einem halbseiden hingerotzten „Mißbrauch“ abzufrühstücken, ist arg simpel und tut jedenfalls nichts dafür, die Gewaltorgie der Brüder, äh, „nachvollziehbar“ zu machen bzw. irgendwie dafür zu sorgen, dass der „Twist“ der Geschichte, sie einerseits zu Opfern, andererseits zu den Helden der Geschichte zu stilisieren, funktioniert. Und es ist ja wohl die Absicht von Mendez und Larsen, dass wir als Zuschauer uns im Finale auf die Seite der Brüder schlagen sollen (das Bemühen der Macher, uns durch den Charakter der McCoy mit den James´ solidarisieren zu lassen, ist schon geradezu verzweifelt). Tut mir leid, hat zumindest bei mir nicht geklappt. Genausowenig aber auch beim Ryan-Clan, der ebenfalls weder in der Opfer- noch in der Täter-Rolle funktioniert. Zwar mag man erahnen, dass mit den Ryans etwas nicht stimmt, weil sie alle viel zu cool, viel zu gefasst, viel zu enthusiastisch reagieren, als die James´ ihr trautes Heim überfallen, aber das reicht als Vorbereitung für den Twist genausowenig aus wie das Herunterbeten von Charles´ glorreicher Kriegsvergangenheit und Reas eindrucksvollem Vorstrafenregister. Was diese Familie wirklich „ticken“ lässt, wieso auch die Kinder eifrig bei der Killerei mit dabei sind (und wieso Jenny offenbar übersinnlich begabt ist und andererseits im Finale die Parteien gegeneinander ausspielt), bleibt vollkommen unklar, von den diversen logischen Fragen, die vor allem mit dem „Folterkeller“ der Ryans zu tun haben (wer sind die „Dweller“? Wozu haben die Ryans diese Anlage überhaupt, wie wurde sie unauffällig in einem langweiligen suburb errichtet und, ach, wie freue ich mich, diese Frage in der Form einbauen zu können, und was ist mit Bob?), ganz abgesehen. Dass auch der McCoy-Charakter ein ziemlicher Fehlschuss ist, ist dabei schon gar nicht mehr verwunderlich, obwohl ihr zumindest ein character moment gestattet wird, in dem sie ihren auf die James-Brüder gerichteten leichten Mutterkomplex zumindest zu erklären versucht (nicht erfolgreich, aber respektieren wir mal den guten Willen).

Völlig deplaziert sind die Elemente, auf die Autor und Regisseur wohl am stolzesten sind und sich beim Schreiben bzw. beim Dreh vermutlich selbst begeistert auf die Schultern geklopft haben – nämlich die gar memorable „Gesellschaftskritik“. Es ist ja nicht verboten, Kritik zu üben, noch nicht mal in schlechten Filmen, aber man möge bitte dafür sorgen, dass solche zumindest im Kontext des Films einigermaßen sinnvoll eingebaut wird. Die „Medienkritik“ (wie man im Zusammenhang eines Gewaltfilms „Medienkritik“ übt, kann der geneigte Zuschauer wesentlich besser in Oliver Stones Natural Born Killers nachschlagen, über den man sicherlich * auch * diskutieren kann, aber der seinen Punkt wenigstens * macht *) fällt flach, weil wir kaum mitbekommen, WIE die James-Brüder zu Medienidolen hochgehyped wurden (dass die Ryan-Töchter auf die Jungs stehen, brr, wie abartig sich das anhört, wenn eine der beiden zwölf ist, kann man nach dem Film bequem auf die allgemeine Familienklatsche der Ryans schieben und muss nicht ursächlich mit den Medien zu tun haben; eine Autobiographie schreibt heutzutage vom Sushi-Koch bis zum Kannibalen jeder, das ist also auch nichts, was eine Glorifizierung und/oder Überhöhung zum Superstar rechtfertigen würde) – man sagt uns einfach, dass es so ist, ohne es wirklich zu begründen. Aufgesetzt wirken Ausführungen zum Konsumwahn (sicher ist nicht von der Hand zu weisen, was Kyle über den Kreditkarten-„Terror“ in den USA sagt, aber es kommt einfach aus dem Nichts, und genau dahin verschwindet dieser Aspekt nach dreißig Sekunden wieder) und die durch Papa Ryan im Finale dahergeschwurbelte anti-religiöse Attitüde (die als Motivation für seinen Nihilismus auch reichlich dünn daherkommt). Summa summarum sind diese „Einfälle“ ein gutes Beispiel dafür, dass man als Drehbuchautor offensichtlich minderer Güte nicht alles ins Script schreiben sollte, was einem gerade einfällt – hat man keinen Plan, wie sich solche Statements nahtlos ins Drehbuch einfügen lassen, sollte man´s einfach lassen und sich auf das konzentrieren, was man kann (hmmm…).

Die Dialoge sind allgemein eher unglaubwürdig, oft ein wenig gestelzt und manchmal offenbar einfache Zeittotschlägerei (so z.B. Kyles nichtssagendes Rambling über die Videosammlung der Ryans. Lässt ihn hauptsächlich ziemlich doof aussehen, denn selbst ein unterdurchschnittlich intelligenter Mensch – und der Film legt ja Wert darauf, dass die James-Brüder eher überdurchschnittlich intelligent sind – sollte aus dem Vorhandensein zahlreicher Kinderfilme darauf schließen können, dass eben KINDER zur Familie gehören. Trottel).

Kommen wir zu dem, was wir anhand der vorliegenden Rumpffassung des Films zu den filmischen Qualitäten des Streifens sagen können. Eins kann man Regisseur Mike Mendez nicht absprechen – ein Bemühen um Atmosphäre und ansprechende Optik. Die Innenaufnahmen im stromlosen Ryan-Haus (auch das übrigens mal wieder eine unbeantwortete Frage? Was soll die Stromsperre? Wieso überhaupt und was tut die dramaturgisch zur Sache?) sind recht beeindruckend, erzeugen beinahe erfolgreich unheimliche und klaustrophobische Gefühle. Dummerweise werden die Kerzenlicht-Shots mit ihren Schattenspielereien, durch geschlossene Rolläden einfallendes Mondlicht etc. nach spätestens ´ner halben Stunde auch langweilig – dann lechzt das Auge nach visueller Abwechslung (und feiert dann den statt des nächtlichen Blaufilters gelegentlich im Finale, speziell für die „Unterwelt“-Szenen, aufgezogenen Rotfilter als ein Fest für die Sinne). Die Kameraführung ist akzeptabel – gelungene, interessante Shots werden meist schnell durch langweilige, einfallslose Einstellungen neutralisiert. Da in der gekürzten Fassung eigentlich nur die dramatischen Sequenzen übrig bleiben, will auch kein Tempo aufkommen – größtenteils besteht der Film in dieser Version halt aus ziemlich belanglosem Gelabere, aufgelockert durch eine Sexszene (zur Ehrenrettung des Films sei gesagt, dass ich die Montage von McCoys Charakter-Szene ziemlich pfiffig fand). Ich würde gern auf Mendez herumhacken, schließlich ist das mein Hobby (also nicht speziell auf Mendez bezogen, ähem), aber soviel Fairness muss dann doch sein – dassder Film einen vernünftigen, funktionierenden Spannungsbogen besitzt, würde ich zwar prophylaktisch bestreiten, dafür ist einfach das Script zu schwach, aber solange ich keine Version sehe, in der die „Action“ zumindest ansatzweise zu sehen ist, enthalte ich mich eines endgültigen Urteils.

Und damit sind wir nun beim Hauptproblem von Killers in der deutschen Fassung – ohne seine Gewaltszenen kann der Film halt nicht funktionieren, und dass man ihn in dieser Version feinsäuberlich (und handwerklich zumindest recht gekonnt) um wirklich JEDE blutige Szene erleichtert hat, macht es einfach unmöglich, den Streifen abschließend wirklich zu werten. Es ist einer der vollständigsten Zensur-Jobs der hiesigen Filmgeschichte; der Film muss ja wirklich unglaublich „böse“ sein, wenn alles, aber auch absolut alles, was nur danach riecht, als könnte es eventuell gewalttätig und blutig sein, entfernt wird (ein reines Wunder, dass sich zumindest in der Axt-Szene, also als McCoys Begleittrupp niedergemacht wird, erahnen lässt, was gerade geschieht) – durch die grobe Schnittkelle bleiben die meisten Action- und Gewaltszenen schlicht unverständlich (wie Rea und Jami ausgeschaltet werden, bleibt z.B. total auf der Strecke – in einer Szene liegt Odessa noch vor Reas feuerbereiter Wumme, während im Nebenzimmer Jami Kyle metzelt, in der nächsten fordert Odessa schon Charles zum Duell). Da blickt keiner mehr durch, da ist heiteres Beruferaten angesagt. Daher noch einmal aus der Sicht eines geplagten Konsumenten di Bitte an DVD-Publisher: LASST ES BLEIBEN – wenn ihr Schnittauflagen aufgedrückt bekommt, die es schlichtweg unmöglich machen, einen Film in einer verständlichen, nachvollziehbaren Fassung auf den Markt zu bringen, dann tut mir und Euch den persönlichen Gefallen, verhökert die Lizenz an einen Österreicher… im Zeitalter der Globalisierung ist es für den interessierten Kunden ja schließlich kein Problem mehr, einen ungekürzten Film aus dem Ausland zu beschaffen (auch wenn ich, wie gesagt, erst mal mit Nichtwissen bestreite, dass sich dieser Aufwand für Killers wirklich lohnt).

Aufgrund dieser Tatsache kann ich natürlich nicht wirklich etwas zu den Spezialeffekten beisteuern – ich seh sie ja nicht… ein paar einigermaßen ruppig wirkende Einschusslöcher gibt´s zu bewundern, das Bob-Make-up ist gar nicht mal sooo übel, wie es hätte sein können (auch wenn jegliche Erklärung fehlt, warum Bob ein solcher Mutant ist), mehr ist in dieser Fassung eben nicht drin.

Noch ein Wort zu den Schauspielern. Dave Larsen und David Gunn fehlt als Gebrüderpaar James leider jegliches Charisma, jegliches larger-than-life-Feeling, auch wenn das sicherlich in gewisser Weise gewünscht ist, da die beiden ja offensichtlich auch symbolisieren sollen, welche Abgründe in vermeintlich „normalen“ Familien lauern (das macht sie aber auch wieder untauglich als Mediahype-Objekte). Larsen inszenierte später mit The Tears of Heaven selbst einen Film (den er auch schrieb und in dem er die Hauptrolle spielte), Gunn sah man in Ted Nicolaus Pseudo-Subspecies-Sequel Vampire Journals und in The Convent. Der Ryan-Clan ist mir praktisch durch die Bank zu farblos – C.T. Miller (Charles) ist langweilig, sowohl in seiner lammfrommes-Opfer-Rolle als auch im Finale als nihilistischer antireligiöser Killer, Damian Hoffer (Rea) weist durch leichtes Overacting zumindest gewisses Engagement nach. Beide sind nicht in von der IMDB anerkannten anderen Filmen aufgetreten. Nanette Bianchi, die zumindest die Hüllen fallen lässt und deren Ballerorgie im Cheerleader-Outfit wenigstens einen der memorableren Shots des Films ziert, wagte sich 1999 in die hier besprochene und auf RTL2 gern gezeigte Full-Moon-Produktion Killer Eye. Wendy Latta, die als McCoy in keiner Sekunde vermitteln kann, unter welchem angeblichen Zwiespalt (einerseits hat sie für die James´ gewisses Verständnis und den erwähnten Mutterkomplex, andererseits will sie sie um jeden Preis zur Strecke bringen), tauchte ebenfalls nicht in weiteren Lichtspielwerken auf. Ivan Vertigo sorgt als stets informierter Assi Miller für ein bissl comic-relief.

Die DVD von Carol Media ist bildtechnisch in Ordnung – der Vollbildtransfer ist passabel, störungs – und verschmutzungsfrei, Schärfe und Kontrast sind okay. Keine Superbit-Edition, aber für die Verhältnisse eines Grabbeltischlabels akzeptabel. Als Ton gibt´s ausschließlich deutschen 2.0-Dolby-Ton. Auch hier: nothing to write home about, aber auch nichts, worüber man sich wirklich beschweren könnte. An Extras gibt´s nichts, nada, zip, zilch, niente, njicht mal ´ne Trailershow. Wow.

Fazit: Um Mike Mendez´ Killers sollte man, auf alle Fälle, wenn es sich um die nicht jugendfreigegebene 68-Minuten-Fassung handelt, den größtmöglichen Bogen schlagen. Alles, was in diesem Film an Unterhaltungswert stecken könnte, steckt offensichtlich in seinen Gewaltszenen, und die darf der mündige deutsche Staatsbürger halt wieder mal nicht sehen. Aber, ich wiederhole mich, ich bestreite einfach mal, dass einem außer kübelweise blood´n´gore viel entgeht (andererseits weiß ich, dass das für viele Grund genug wäre, sich einen Film zuzulegen) – das Drehbuch möchte zwar furchtbar gerne clever, gesellschaftskritisch und schockierend sein, ist aber stattdessen eher dämlich, unausgegoren und uninteressant. Wer sich wirklich mit den aufgeworfenen kritischen Fragen befassen will, sollte, zumindest wenn er einen Denkanstoss braucht, lieber an Funny Games und/oder Natural Born Killers halten, die bei aller zulässigen Kritik an diesen Streifen zumindest intelligenter sind, oder, wenn er einfach einen Film über eine durchgeknallte Killersippe sehen will, an House of 1000 Corpses. Hat man zweifellos mehr davon. Die Wertung bezieht sich explizit auf die KJ-Fassung aus deutschen Landen.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 2


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