- Deutscher Titel: Kill Slade
- Original-Titel: Kill Slade
- Regie: Bruce McFarlane
- Land: USA/Südafrika
- Jahr: 1989
- Darsteller:
Patrick Dollaghan (Slade), Lisa Brady (J.J.), Danny Keogh (Flannigan), Anthony Fridjohn (Mannie Kostas), Vuzi Dibukwana (Major Bayela), Alfred D. Nokwe (Präsident Dere), Nomsa Xaba, Lucky Mitshali, Chico Mokoena, Sonto Ndlovu, Ramalao Makhene, Bill Atwell, Cameron Nolan-Sondegaard
Vorwort
Wir befinden uns in der pittoresken zentralafrikanischen Republik Kongela. Wie es sich für ein ordentliches Dritte-Welt-Land gehört, hängt Kongela am Tropf von UN-Lebensmittel-Hilfslieferungen, und wie es sich für ein ordentlich unordentliches Dritte-Welt-Land gehört, sind diese Lieferunngen Spielball eines großangelegten Betrugs raffgieriger Imperialistenschweine.
Unser örtliches Imperialistenschwein ist ein gewisser Kostas, der die UN-Lieferungen generalstabsmäßig abfangen und umetikettieren lässt und sich damit ’ne goldene Koksnase verdient. Sein ausführender Exekutivscherge ist ein gewisser Flannnigan, und der führt sich damit ein, dass er einem vorwitzigen amerikanischen Fotografen, der unautorisiert Lichtbilder von den Fiesowatzigkeiten anfertigt, die Kehle aufschlitzt. SCHLORP.
Nun ist der Mann mit der Kodak-Instamatik nicht auf eigene Rechnung hier gewesen, sondern der zugeteilte Fotoknipser für die amerikanische Starreporterin Jennifer Jameson, genannt originellerweise J.J. Für J.J. ist das gewaltsame Ableben ihres Compadres hauptsächlich Indiz dafür, dass an der von ihr vermuteten, aber nie im Leben beweisbare Betrugskiste um die UN-Hilfsgüter mehr dran ist als so mancher zugeben würde. Mancher ist in dem Fall Kostas, den sich J.J. unglückseligerweise als lokalen Kontakt und Informanten ausgekuckt hat.
Kostas begreift – J.J. wird nicht locker lassen und muss daher aus dem Weg geräumt werden. Nun könnte Flannigan sie einfach umnieten, und unser freundlicher Halsabschneider wäre auch jederzeit zu dieser Schandtat bereit, aber Kostas mag aus unerfindlichen Gründen nicht unbürokratisch killen lassen, sondern verfällt auf einen Unnötig Komplizierten Plan (TM).
Der sieht folgendermaßen aus – Flannigan heuert den Abenteurer, Suffkopf und notorischen Pleitier Slade (ja, doch, wir kommen tatsächlich noch zu dem Typen der dem Film seinen Titel verleiht) an, J.J. „für ein paar Tage“ zu entführen. Slade gegenüber verkauft man das als eine Art Sicherheitsmaßnahme, um J.J. aus der Schußlinie böser Mächte zu bringen. Warum Slade die Entführung dann aber als Werk der örtlichen Rebellengruppe tarnen soll und in deren Namen Bekennerschreiben und Funkbotschaften durchgehen soll, ist eine Frage, die sich jeder Zuschauer im Besitz einer Gehirnzelle stellt, nicht aber Slade. Sobald Slade dann den Verdacht erfolgreich auf die Rebellen gelenkt hat, werden Flannigan und seine gedungene Söldnertruppe, die „Hunting Dogs“ (ein halbes Dutzend leicht geistesgestörter Albinos), ihn und Geisel platt machen (klare Sache, von dieser letzten dramatischen Wendung des Plans hat Slade keinen Schimmer. Der glaubt ernsthaft, er könnte auf diese Weise 100000 Dollar verdienen).
Im Großen und Ganzen funktioniert der Plan ganz gut – gut, weil Slade es wohl ein bisschen mit dem Chloroform übertrieben hat, plagt J.J. vorübergehende Blindheit, die erst durch einen Hexendoktor des nächstbesten Eingeborenenstamms geheilt werden kann, zudem erweist sich J.J. auch im besten Zustand als veritable Nervensäge, die den Gemütsmenschen Slade in den Wahnsinn zu treiben droht, und zum Dritten hat der kongelanische President überraschend das Militär in Form von Major Bayale auf den Entführungsfall angesetzt – zwar steht der Major prinzipiell auf Flannigans (und damit Kostas‘) Lohnliste, doch führt dies zu empfindlichen Kompetenzsstreitigkeiten zwischen den beiden Herrschaften.
Da Flannigan den Angriff auf Slades Camp nach Ansicht seiner „Jagdhunde“ mutwillig verzögert, sind die Zielobjekte, als es denn soweit ist, aushäusig (nämlich grad zwecks Arztbesuch beim Nachbarstamm). Flannigan lässt das Camp niederbrennen, was auch keine besonders clevere Idee ist, denn das kann Slade, der ein Suffkopp und allgemeiner Idiot sein mag, aber auch ein erfahrener Buschkriecher, auf weite Entfernung bemerken, realisieren, dass hier irgendjemand nicht nach dem Drehbuch spielt, für das er unterschrieben hat, und zur Flucht blasen.
Von hier aus spielt sich das weitere Prozedere als überraschungsfreier „Romancing the Stone“-Nachzieher. Pack schlägt sich, verträgt sich, erlebt gemeinsame Abenteuer und entscheidet sich schließlich dazu, gemeinsam die Verantwortlichen für den UN-Betrug am Schlawittchen zu packen…
Inhalt
Was man so in seiner VHS-Sammlung findet… „Kill Slade“ muss ich irgendwann mal aus Mitleid meinem damaligen Videovermieter abgekauft haben, damit das Tape nicht mehr länger im Verkaufsregal vor sich hin schimmelt. In den jedenfalls über zwölf Jahren, die das DIng nun in meinem Besitz lungert, war ich offenbar noch nie motiviert, es mir mal anzusehen – bis gestern (und da war es auch nur eine Notlösung, weil ich meinen codefreien Blu-Ray-Player nicht dazu bewegen konnte, eine RC1-DVD abzuspielen. Mistvieh).
„Kill Slade“ ist ein kleiner südafrikanischer Abenteuerfilm aus der Zeit, in der Mandela noch im Knast saß, und der natürlich herzlich gerne das Publikum, das oddball-couple-Paarungen wie eben in „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“, „Crocodile Dundee“ (aufgrund genau EINER Szene, in der Krokodile vorkommen, verpasst der deutsche Verleih Virgin Video dem Streifen gleich den Untertitel „Krokodile küsst man nicht“) oder natürlich „Indiana Jones“ – wenngleich hier ohne Fantasy-Brimborium – an den Kinokassen zahlreich goutiert hatte, ansprechen wollte.
Dabei vergaßen die südafrikanischen Produzenten geflissentlich, dass es ihnen a) am Budget, um zünftiges und mitreißendes Abenteuer auf Zelluloid zu bannen, mangelte, wie auch b) an charismatischen Schauspielern, denen man beim abenteuerlichen Treiben gerne zusieht.
„Kill Slade“ erweist sich daher als ziemlich müde Nummer, die aus einem set-up, das, wie oben angesprochen, unnötig kompliziert ist (was aber komödiantische Absicht geesen sein mag), aber durchaus Potential dafür hat, achtzig Minuten einigermaßen unterhaltsam totzuschlagen, verdammt wenig herausholt. Zunächst führt uns der Film sogar auf eine völlig falsche Fährte, in dem er uns einen recht düsteren Thriller andeutet – ein Streifen, der damit einsteigt, dass der Bösewicht einen brutalen Kehlenschnitt durchführt und das nicht etwa schamhaft-versteckt off-screen, sondern front-and-center, um fortan bis zum (geradezu echauffierend unspektakulären Showdown) nichts Gewalttätigeres mehr zu zeigen als die brutale Schändung eines unschuldigen Land Rovers (die Entführung, da ja eigentlich nicht in dem Sinne von Slade „ernst“ gemeint, zähle ich ebensowenig wie ein paar Vergewaltigungswitzchen, die anno ’89 eben noch als humoristische Gemmen durchgingen).
Die abenteuerlichste Sequenz ist die Überquerung einer Schlucht per improvisierter Zip-Line, ansonsten ist das eher gemütliches Kalahari-Trekking mit nicht mal sonderlich beeindruckenden Natur- oder Tieraufnahmen und ohne großen Druck, ohne Punch, weil Drehbuchautor Terry Asbury und Regisseur Bruce McFarlane (der hauptsächlich als Sound-Mann aktiv war und nur drei Filme, alle in Kollaboration mit Asbury, inszenierte) sich nicht mal die Mühe macht, seine Protagonisten ernstlich in „Gefahr“ zu bringen. Es gibt im Filmverlauf bis zum Showdown, und der passiert nur, weil die Helden proaktiv werden, nur eine direkte Konfrontation zwischen Gut und Böse, ansonsten dackeln Flannigan und seine Albinos (die zumindest eine schräge Idee sind, aus der aber auch nicht viel gemacht wird) immer ein bis zwei Schritte hinter unseren Helden her (sogar den „Hunting Dogs“ fällt das auf – als Flannigan mitten in der schönsten Verfolgung zur Pause ruft, löst dies ungläubige Blicke seitens seiner Söldner aus. Aber auch das ist eine Wegwerfidee, aus der der Streifen nichts entwickelt, weder komödiantisch noch dramatisch).
So bleibt natürlich (gähn) viel Zeit, die Beziehung von J.J. und Slade zu elaborieren, wobei die sich natürlich genau so entwickelt, wie wir das erwarten. Sie ist ’ne Nervzicke, er ist angefressen, also muss das ja zu inniger Freundschaft führen – andererseits ist „Kill Slade“ aber auch nicht bereit, das zu einer echten love story zu entwickeln (am Ende des Films scheinen J.J. und Slade einfach dicke Kumpels zu sein), was man prinzipiell löblich finden könnte, aber im Spezialfall rügen muss, weil die Geschichte den romantischen Part, der „Romancing the Stone“ und „Crocodile Dundee“ eben auszeichnete, durch *nichts* ersetzt.
Wirkliche Lacher sind far and between, optisch macht die ganze Chose nicht sonderlich viel her, und so richtig ’nen Einfall, was er eigentlich machen will – romantische Komödie, Abenteuerfilm, politische Satire (was den ganzen UN-Betrugs-Aufhänger angeht), hat Mr. McFarlane halt auch nicht. Das hat das optische Niveau (und auch das Tempo) eines mediokren 80er-US-TV-Films (und das war halt nicht besonders hoch).
Die „Stars“ reißen’s dann auch nicht raus. Patrick Dollaghan ist ein undistinguierter US-TV-Serien-Akteur, der gelegentlich mal in B-Film-Rollen stolperte (u.a. in den erstaunlicherweise hierzulande beschlagnahmten Filipino-Actionhobel „Das Tor zur Hölle“). Er versucht ein bisschen wie der junge Treat Williams zu wirken, minus der Ausstrahlung und des Talents. Aber gegen Flachzange Lisa Brady (zwölf Folgen „Unter der Sonne Kaliforniens“ und ein Bit Part in „Trabbi Goes to Hollywood“) ist er natürlich Clark Gable, Robert de Niro und Charlie Chaplin in einem… Zumindest ein bisschen Spaß an der Sache und damit auch Unterhaltungswert für den Zuschauer hat Danny Keogh („Starship Troopers 3 – Marauders“, „Invictus“) als Klischee-Schuft Flannigan. „Kostas“ Anthony Fridjohn kann der geneigte Vielseher auch im van-Damme-Vehikel „Wake of Death“ oder in „District 9“ erspähen. Vuzi Dibukwana (Major Bayela) spielte unmittelbar zuvor einen Guerilla-Kämpfer in „Red Scorpion“ und verdiente sich höhere Meriten um die Filmerei an und für sich als Regisseur einer Dokumentation über Steve Biko (und zweier im südafrikanischen TV gelaufenen Comedy-Serien. So that’s that).
„Kill Slade“ ist typisches End-80er-Videothekenfodder – hübsches Cover, hübsche Box, aber drunter bzw. drin ein Film ohne jegliche Substanz.
(c) 2017 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 4
Review verfasst am: 15.05.2017